Hallo zusammen,
dies ist mein erster Beitrag in diesem Forum. Gedacht ist er als Einlassung ‚in return’ – insofern auch als feedback und Dank für die vielen differenzierten und engagierten Beiträge hier.
Anlass meines Aufschlagens hier war der Wunsch, die Qualität des Hörens meines NAS-Audioarchivs weiter zu verbessern.
Vorgeschichte:
Nachdem vor einigen Wochen ein Aries Mini meinen Mac Mini als Streamer abgelöst hatte, war ich von der damit erzielten Steigerung des Klangeindrucks in vielen Aspekten angetan. Auf die Annehmlichkeiten des Streamers - Steuerung per App - möchte ich nun nur ungern verzichten.
Neben der mit dem Wechsel auf den Aries Mini erreichten Qualitätssteigerung in
Detailaspekten ergab sich mit diesem Streamer aber auch eine Kehrseite: beim Hören bemerkte ich eine Zunahme von Artefakten, die ich als „digital“ kennzeichnen würde: ein auf Dauer anstrengend werdendes Musik-Erleben, für mich am leichtesten und deutlichsten festzumachen an gewissen schrillen, subtil "geschärften" Höhen.
Nach Vertiefung verschiedener Themen hier im Forum bin ich auf diesen Thread zum afi(s) gestoßen und habe mich ausführlich mit der Diskussion dazu befasst, insbesondere mit den spannenden persönlichen Erfahrungsberichten und Reviews hierzu.
Ausgangssituation:
Seit gestern ist dieses Device in meine Kette zwischen Streamer und Dac eingeschleift. Nach mittlerweile 6 Stunden kursorischen Hörens durch meine Sammlung möchte ich meine Eindrücke vom frischen Gesamt-Erleben her und von der Charakteristik meiner Kette her schildern.
Vorweg:
ich kann Salvador (Andi) in seinem Posting (
http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic. ... 30#p115930) nur voll beipflichten.
Verschwinden der „digitalen“ Artefakte
Die in diesem Thread bereits beschriebenen Erfahrungen kann ich voll bestätigen (ich zähle diese insofern nicht nochmal alle auf). Damit allein hat sich der Erwerb des afi für mich bereits voll ausgezahlt.
Die Veränderung der Kette durch Integration des afi hat aber noch weitere Effekte. Denn das Gerät wirkt sich für meine Begriffe ganzheitlich auf die Erfahrung Musikhören aus – und zwar bemerkenswert deutlich.
Intensivieren der Grundcharakteristik der Anlage – hier: „Entfesselung“
Die hier spielende Kette hat eine Naim-Signatur, d.h. deren Charakteristik ließe sich grundsätzlich als lebendig, dynamisch, anspringend kennzeichnen. Man könnte sagen: so lange die Datenquelle nicht zu grausig aufgenommen ist, hat das erzeugte musikalische Resultat einen Anmach-Charakter und – dies war mir immer schon wichtig – das bereits bei sehr niedrigem Pegel. Eine Anlage also, mit der es sich sehr gut auch leise hören lässt. Im Hinblick auf diese Musikalität war ich mit meinem kleinen Gerätepark immer schon zufrieden – das war also
nicht der Grund, den afi einzubeziehen.
Erstaunlich und erfreulich ist nun, dass sich mit dem afi die Spiellaune der Anlage insgesamt noch weiter verbessert hat. Die Musik klingt regelrecht befreit, mehr noch:
entfesselt – ich wüsste nicht, wie sich das treffender beschreiben lässt. Im Rück-Abgleich ggüb. 'vorher': Als wenn vorher jeder Tune, jede Stimme und jedes Instrument mit einer unsichtbaren Schnur irgendwo gebunden gewesen wäre, nun aber gelöst ist. Wie ein "aufatmen".
Nichts also, dass sich vorher als störend bemerkbar gemacht hätte – nun jedoch, mit dem afi, fliegt das Ganze. Dabei ist die Grundcharakteristik der Naims und des Dacs dem Sinn nach unverändert – es gibt also keinerlei tonale Drift o.Ä. des Klangbildes. Dennoch wirkt das Ergebnis reicher, reifer, im Sinne der Grundcharakteristik dieser Kette noch authentischer blühend.
Integration und Kohärenz
Mir ist aufgefallen, dass die Musik als Ganzes kohärenter erscheint. Es wirkt, als wenn Momente, Instrumente, Stimme usw. eines Stücks jeweils signifikant mehr, eindeutiger <aufeinander> bezogen sind, in sich und mit sich zusammenklingen. Aufnahmen, die auch vorher schon klar durchhörbar waren, bei denen allerdings die Bestandteile eines Stücks, eines Songes eher nebeneinander standen und mehr ‚parallel-gleichzeitig’ zu hören waren, haben jetzt einen wahrnehmbaren Bezug zueinander, aufeinander.
Um es auf ein Bild zubringen: Es ist, als würden die Musiker aufeinander hören, reagieren, MIT-einander spielen. Abhängig von der Aufnahme können damit sogar Multitrack Aufnahmen einen subtilen Dreh ins Live-haftige erfahren. Erfreulicherweise zeigt sich dies nicht nur bei exzellenten hi res files, sondern bisweilen auch bei Aufnahmen, die mir lediglich in durchschnittlicher Qualität vorliegen.
Mit dem o.G. verbunden: Fluss und Energie
Vor dem Hintergrund dieser Änderung des Gesamterlebens gelingt es mir, tiefer in die Musik einzutauchen. Damit ist nicht notwendig gemeint, dass jetzt mit dem afik nun konzentriertes ‚single minded’ Hinhören gefordert wäre. Nein, die Musik fängt mich ‚auch so schon’ mit einer spielerischen Leichtigkeit ein – selbst im Nebenher also. Die Musiker zig-mal gehörter Aufnahmen wirken mit dem afi, als hätten sie wieder-entdeckt bzw. neu entdeckt, wie genial ihr Werk doch eigentlich ist und spielen nun bisweilen wie neu verliebt in ihr Werk, irgendwie... inspirierter. Rhythmische Musikstücke gewinnen ein Mehr an spannender, ‚vibrierender’ Energie, laid back Tracks strahlen eine herrliche Gelassenheit aus.
Um nicht missverstanden zu werden: Bei den hier skizzierten Eindrücken geht
nicht um dramatische, umwälzende Veränderungen. Dessen ungeachtet ist die positive Aufladung des musikalischen Gesamterlebens persönlich evident, klar wahrnehmbar.
Wollte ich das Ganze in einen Begriff gießen, würde ich sagen, mit dem afi gewinnt meine Kette an
Souveränität.
Mit den hier im Thread schon diskutierten technischen Aspekte im Hinterkopf erkläre ich mir die Wirkung des afi auf das Musikhören gewissermaßen als Freilegen dessen, was im Quellmaterial als Substanz eigentlich schon angelegt ist, was aber ohne technischen Maßnahmen wie sie im afi realisiert sind beeinträchtigt und verschleiert bliebe. Im Bild des unbehauenen Steinquader-Rohlings: als das Freilegen der Skulptur, die darin schon enthalten war.
Im Ganzen trägt der afi dazu bei, dass sich Musikhören hier greifbar mehr genießen lässt, einfach noch mehr Spaß macht. Die damit erreichte Entwicklung meiner kleinen Kette erscheint wie ein substanzielles Upgrade vorhandener, klangrelevanter Komponenten in die nächsthöhere Geräteklasse.
Großartig.
FG - Albert