Kii Three - Bruno Putzeys' neue Kreation

O.Mertineit
inaktiv
Beiträge: 755
Registriert: 07.05.2012, 11:42
Wohnort: Reinheim bei Darmstadt
Kontaktdaten:

Beitrag von O.Mertineit »

NNEU hat geschrieben: ...
Mich würde aber auch brennend interessieren was das für ein Chassis ist. Aber sodass wir es nicht erfahren wurde das Chassis ja extra abgedeckt.
...
Hallo Noel,

ich würde bei diesem LS auch einmal erwähnen, was man nicht tut, um in der Gunst der "Audio" sehr hoch eingestuft zu werden:

- es wird offenbar bei den Einzeltreibern keine "Boutiqueware" eingesetzt, sondern schlicht "üblicher Stand der Technik"

- man spart sich eine Regelung über sensorisch erfasste Bewegungsgrößen der Memranen in allen Frequenzbereichen (oder ist mir bis dahin etwas entgangen ?)

Was man hingegen tut:
Man wendet vor allem im (mittleren bis oberen) Tiefton und im Mittelton eine andere Strategie für das Rundstrahlverhalten an, bei der mit einem höheren Bündelungsmaß als bei "üblichen" Kompakt LS gearbeitet wird.

Die Kii Three könnte vielmehr noch eine kleine Lektion in Sachen "worauf es in der Gesamtheit ankommt" sein: Sie eignet sich m.E. weniger dazu, sie in Einzelteile zu zerpflücken und so Erklärungen zu suchen, man könnte dort u.U. vergeblich suchen.

Grüße Oliver
Bild
NNEU
Aktiver Hersteller
Beiträge: 533
Registriert: 14.04.2015, 23:25

Beitrag von NNEU »

Hallo Oliver,
O.Mertineit hat geschrieben:Sie eignet sich m.E. weniger dazu, sie in Einzelteile zu zerpflücken und so Erklärungen zu suchen, man könnte dort u.U. vergeblich suchen.
Das ist mir durchaus bewusst.

Ich erwarte hinter der Abdeckung auch nichts "magisches", einfach einen guten Mitteltöner mit einem sehr guten P/L Verhältnis.
- man spart sich eine Regelung über sensorisch erfasste Bewegungsgrößen der Memranen in allen Frequenzbereichen (oder ist mir bis dahin etwas entgangen ?)
Eine Sensorregelung gibt es nicht. Aber eine "Abacus"-Regelung. Die Feedback Loop ist auch im Block-diagramm zu sehen.


Grüsse,

Noel
Bild
RS.schanksaudio
inaktiv
Beiträge: 682
Registriert: 08.08.2015, 12:42
Kontaktdaten:

Beitrag von RS.schanksaudio »

Hallo Noel,
NNEU hat geschrieben:Hallo zusammen,

der Durchmesser des mittelton-"Kreises" beträgt 13cm. 16cm kann also nicht stimmen.
Mit so einer "Blende" kann man viel verstecken, z.b. auch den tatsächlichen Durchmesser. Wenn der Treiber von hinten an die Schallwand montiert wurde und die Blende nur die Sicke+Membran abdeckt, jedoch den Korb nicht, dann hätte durchaus ein 14-15cm Treiber hinter einer 13cm Blende Platz, z.b. diese beiden Kandidat hier:

ca. 12,8 cm oder ca. 12,6 cm

Beide funktionieren ganz gut mit dem SEAS DXT 27TBCD/GB HT:

http://heissmann-acoustics.de/dxt-mon/
https://www.hifi-selbstbau.de/bauvorsch ... 16-duo-dxt


Viele Grüße
Roland
Bild
FoLLgoTT
Aktiver Hörer
Beiträge: 554
Registriert: 20.01.2011, 14:05
Wohnort: Hannover
Kontaktdaten:

Beitrag von FoLLgoTT »

Hallo Roland,
RS.schanksaudio hat geschrieben:Die stärker Bündelung >5Khz ist ein Merkmal der SEAS DXT 27TBCD/GB (Achtung: DIN-Schallwand)?
Das hat auch mit der Gehäuseform zu tun. Man darf aber auch nicht vergessen, dass die Winkelauflösung der Messung nur 30° beträgt. Zu genau sollte man also nicht hinschauen, da ist der Messfehler zu groß. Die DXT-MON zeigt dieses Abstrahlverhalten jedenfalls so nicht.

Die Kii Three ist sicherlich ein interessanter Lautsprecher, allerdings viel zu teuer. Für den Preis bekommt man ein Paar Neumann KH 420 oder Genelec 8260A (bzw. drei 8351A). Der Vorteil des kleinen Gehäuses schwindet, da man zu allen Begrenzungsflächen Abstand halten muss, damit die Abstrahlung funktioniert. Und der Maximalpegel ist deutlich geringer als der einer Neumann/Genelec.

Warum sollte ich als Kunde also den kleinen, objektiv schlechteren Lautsprecher kaufen, der aber genauso viel kostet wie ein größerer, besserer?

Gruß
Nils
Bild
Hans-Martin
Aktiver Hörer
Beiträge: 9159
Registriert: 14.06.2009, 15:45

Beitrag von Hans-Martin »

FoLLgoTT hat geschrieben: Die Kii Three ist sicherlich ein interessanter Lautsprecher, allerdings viel zu teuer. Für den Preis bekommt man ein Paar Neumann KH 420 oder Genelec 8260A (bzw. drei 8351A). Der Vorteil des kleinen Gehäuses schwindet, da man zu allen Begrenzungsflächen Abstand halten muss, damit die Abstrahlung funktioniert. Und der Maximalpegel ist deutlich geringer als der einer Neumann/Genelec.

Warum sollte ich als Kunde also den kleinen, objektiv schlechteren Lautsprecher kaufen, der aber genauso viel kostet wie ein größerer, besserer?
Hallo Nils

... weil er schöner ist, mehr WAF mitbringt, weil man hier gewiss nicht den Namen mit bezahlt (der ist schließlich neu und war als Lautsprechermarke noch völlig unbekannt), und wenn ein Erstlingswerk noch Schwächen in der Praxis zeigt, dann muss man auch die Möglichkeit zum Nachbessern einräumen. Nach den bisherigen Berichten haben sich solche aber in Wort und Bild nicht erkennen lassen.

Und etablierte Firmen, die mit Marketingaufwand den Hype hochhalten, müssen halt dafür am Innenleben sparen (Endstufen für 9,95 Euro) und der Benutzer muss wonötig selbst eingreifen, um einen störgeräuscharmen Betrieb zu ermöglichen. Andere Firmen haben 50 Jahre gebraucht, um erfolgreiche Lautsprecher hervorzubringen.

Mit Boundary kann man den Abstand der Three zu Begrenzungsflächen kompensieren, eine von den vielen Möglichkeiten der Box, die aus dem Stand mit neuen Technologien so prall gefüllt ist wie kaum eine andere. Meine Einschätzung: Prädikat: Wertvoll

Grüße Hans-Martin
Bild
Raal
Aktiver Hörer
Beiträge: 1526
Registriert: 27.04.2011, 12:08
Wohnort: Unterhaching

Beitrag von Raal »

Hallo zusammen,

hier noch ein schöner Bericht:

http://www.digitalaudioreview.net/2015/ ... kii-audio/

Keine Ahnung ob dieser schon gepostet wurde.

Klar gibt es für 10.000 € viele tolle Lautsprecher. Aber gerade eine Neumann KH 420 oder Genelec 8260A wird es im direkten Vergleich sehr schwer haben. Abgesehen vom Maximalpegel, zählt die Kii Three für mich zu den besten Lautsprechern die es aktuell gibt. Es war ein Erlebnis auf der High End erst massenhaft Lautsprecher zu hören die locker 50.000 € und mehr kosten und am Ende war für ein Kompaktlautsprecher für 10.000 € das Highlight.

Viele Grüße
Andreas
Bild
RS.schanksaudio
inaktiv
Beiträge: 682
Registriert: 08.08.2015, 12:42
Kontaktdaten:

Beitrag von RS.schanksaudio »

Hallo
Raal hat geschrieben: Klar gibt es für 10.000 € viele tolle Lautsprecher. Aber gerade eine Neumann KH 420 oder Genelec 8260A wird es im direkten Vergleich sehr schwer haben. Abgesehen vom Maximalpegel, zählt die Kii Three für mich zu den besten Lautsprechern die es aktuell gibt.
Vom Volumen her wäre eher der Vergleich zur Neumann KH 310 und der Genelec 8351 angebracht – dann driften die Preise noch mehr auseinander. Bei Genelec ist das horizontale Abstralverhalten durch den Coax-Treiber und dem großen Waveguide besser, außerdem gelingt die Raumanpassung über die optionale Messsoftware recht schnell und gut. Schon mal gehört?

Das Highlight der Kiis ist aber der Bassbereich, den Ansatz und die Umsetzung muss man anerkennen.

Viele Grüße
Roland
Bild
O.Mertineit
inaktiv
Beiträge: 755
Registriert: 07.05.2012, 11:42
Wohnort: Reinheim bei Darmstadt
Kontaktdaten:

Cardioid LS: Bündelung im Tiefton ist "aufpreispflichtig" ..

Beitrag von O.Mertineit »

FoLLgoTT hat geschrieben: Der Vorteil des kleinen Gehäuses schwindet, da man zu allen Begrenzungsflächen Abstand halten muss, damit die Abstrahlung funktioniert.
Hallo Nils,

(zu Kardioid Charakteristik allg., nicht auf Kii THREE speziell bezogen)

im Zusammenhang mit Kardioiden wird öfters so argumentiert, insbesondere mit dem Abstand der LS zur Frontwand (aber auch den Seitenwänden), der in der Praxis der Aufstellung bei vielen Hörern dann leider recht klein wird. In Teilaspekten stimmt diese Argumentation natürlich:
Schiebt man einen Kardioid z.B. "mit dem Rücken dicht an die Frontwand", dann unterscheidet er sich nicht mehr vom "Halbraumstrahler" mit Bündelungsmaß 3dB (ein "idealer" Kardioid hat 4.7dB).

Man kann aber auch völlig anders argumentieren und dabei noch zwei Sichtweisen unterscheiden:

(1)"Otto Normalhörer", bei dem sich die Platzierung der LS im Raum weitestgehend praktischen Gesichtspunkten unterzuordnen hat.

(2) Der "High End Hörer", der grundsätzlich das Optimum herausholen will.

Daß viele Hörer sich irgendwo dazwischen bewegen, fällt jetzt der Einfachheit halber mal "unter den Tisch" ... :wink:

Kardioid und (1):
Der Kardioid ist der bessere LS für Hörer (1) (im Vergleich zum Monopol), weil er u.a. mit der Frontwand des Raums wenig interagiert und im schlimmsten Fall - selbst wenn er "völlig unsachgemäß" direkt davor gestellt wird - lediglich sein Bündelungsmaß von 4.7dB auf 3dB herabsetzt und in keinem der möglichen Abstände "dazwischen" mit gröberen Auffälligkeiten u.a. im Frequenzgang reagiert:

Der Kardioid hat damit eine größere Toleranz gegenüber Fehlplatzierung (hier nur gegenüber der Frontwand betrachtet) als der Monopol (und auch der Dipol) und ist daher das richtige Konzept für Hörer, die der Aufstellung ihrer LS eine eher untergeordnete Priorität einräumen.


Kardioid und (2):
Der Kardioid ist ein sehr viel besserer LS für Hörer (2) (im Vergleich zum Monopol), weil dieser Hörer durch "gute" Aufstellung(*) im Raum gezielt den Einfluss von Raumanteil oberhalb der Schröderfrequenz bis in den Mittelton vermindern kann und so ein Klangerleben mit weniger Verdeckung(**) herstellen kann. Er profitiert gezielt vom höheren Bündelungsmaß bei tiefen Frequenzen bis in den Mittelton und (bei guter Konstruktion des LS) auch von einem insgesamt gleichmäßiger verlaufenden Bündelungsmaß insgesamt über alle relevanten Oktaven.

Der Schlüssel dazu liegt bei den tiefen Frequenzen, und hier ist "Bündelung" eben etwas teurer: Dort wo es hingegen wenig kostet, beherrschen mittlerweile sehr viele die Kontrolle des Bündelungsmaßes ...

FoLLgoTT hat geschrieben: ... sicherlich ein interessanter Lautsprecher, allerdings viel zu teuer.
Hier werde ich mich zwar nicht direkt äußern, jedoch allgemein im Hinblick auf Lautsprecher mit "Nieren-" also Cardioidcharakteristik im Tiefton und (unteren) Mittelton:

Wievele gibt es davon in den jeweiligen Preis- bzw. Größenklassen ?

Ich könnte zwar einige Hersteller nennen, die werden jedoch dem Gros der Hörer bis auf Ausnahmen unbekannt sein. Dieses LS Prinzip zählt bisher eher (noch) zu den Exoten im High-End Bereich - weniger technisch, jedoch hinsichtlich ihrer Marktpräsenz - und die konventionell monopolar abstrahlenden LS haben die o.g. Vorteile im Tiefton und im Mittelton nicht zu bieten, die sich natürlich über geringere gehörmäßige Verdeckung auch auf das Erleben des Mittel- und Hochtonbereiches auswirken.

Damit greifen jedoch zwangsläufig auch marktwirtschaftliche Prinzipien: Wer will den "Hechten im Karpfenteich" denn ihr Dasein vorwerfen ?

Ein Cardioid LS mit deutlich "mehr Dynamikreserven" und evt. auch weiter in den Tiefton ausgedehnter Cardioid Charakteristik müsste nach allgemeiner "Marktstruktur" im High-End Sektor allerdings noch wesentlich teurer als eine Kii THREE werden:
Die viel größeren unverzerrten Verschiebevolumina, die im Tiefton bei Cardioid (und Dipol ...) LS benötigt werden, würden sich auch die Hersteller konventionell monopolar abstrahlender Boxen bei ihrem jeweils größeren Modell "adäquat" entlohnen lassen: Auch hier ist der Preis übrigens nicht immer "proportional" zum Verschiebevolumen des LS, wenn man sich versch. Modellpaletten ansieht.

Erhöhtes Bündelungsmaß im Tiefton ist zwar ein Weg zum besseren Klang, aber das Beschreiten dieses Weges ist nicht umsonst (weder in der Entwicklung noch in der Herstellung noch für den Hörer ...). Wem ein Produkt "zu teuer" erscheint, dem steht es frei, auf Mitbewerber auszuweichen oder sich auf dem Selbstbaumarkt umzutun ...


Grüße Oliver
________________

(*) Dabei Wellenlängen und "Ankunftszeiten" früher Reflexionen sowie Stereo-Symmetrie berücksichtigend ...

(**) Aber auch tendenziell weniger Modeneinfluss im Tiefton gegenüber einem Monopol, wenn die Kardioid-Charakteristik weit genug in den Tiefton ausgedehnt wird. Denn der Kardoid regt Raummoden sowohl in Schnelle- als auch in Druckmaxima des Raums an, was dazu beitragen kann, die Varianz von Raumfrequenzgängen im Tiefton zu verringern. Allerdings müssen auch hier Aufstellung und Ausrichtung beachtet werden.
Bild
Raal
Aktiver Hörer
Beiträge: 1526
Registriert: 27.04.2011, 12:08
Wohnort: Unterhaching

Beitrag von Raal »

Hallo ...,

ja die Neumann KH 420 oder Genelec 8260A habe ich schon mehrfach gehört. Gerade die Genelec 8260A gefällt mir sogar ausgesprochen gut.

Viele Grüße
Andreas
Bild
Joerghag
Aktiver Hörer
Beiträge: 722
Registriert: 05.01.2014, 18:20
Wohnort: NRW

Beitrag von Joerghag »

Hans-Martin hat geschrieben:
... weil er schöner ist, mehr WAF mitbringt, weil man hier gewiss nicht den Namen mit bezahlt (der ist schließlich neu und war als Lautsprechermarke noch völlig unbekannt)
...
Und etablierte Firmen, die mit Marketingaufwand den Hype hochhalten, müssen halt dafür am Innenleben sparen (Endstufen für 9,95 Euro) und der Benutzer muss wonötig selbst eingreifen, um einen störgeräuscharmen Betrieb zu ermöglichen. Andere Firmen haben 50 Jahre gebraucht, um erfolgreiche Lautsprecher hervorzubringen.
... dafür bezahlst du bei der Kii Three den HiFi-Aufschlag, das dürfte sich kompensieren und Marketinghype ist eher eine Sache der HiFi-Hersteller. Optisch ist die Kii wirklich sehr schön geraten.
Raal hat geschrieben:...
Klar gibt es für 10.000 € viele tolle Lautsprecher. Aber gerade eine Neumann KH 420 oder Genelec 8260A wird es im direkten Vergleich sehr schwer haben....
... wie kommst du zu der Annahme? Ich vermute eher das es die Kii sehr schwer haben wird, je nach persönlicher Vorliebe? Der Koax der Genelec und die Mitteltonkalotte der KH420 sind schon eine Macht... ohne auf die restlichen Qualitäten näher einzugehen.

Ich bin aber selbst sehr gespannt darauf sie mal im Vergleich zu hören. Das Konzept finde ich äußerst interessant.

Gruß Jörg
Bild
NNEU
Aktiver Hersteller
Beiträge: 533
Registriert: 14.04.2015, 23:25

Beitrag von NNEU »

Raal hat geschrieben:Es war ein Erlebnis auf der High End erst massenhaft Lautsprecher zu hören die locker 50.000 € und mehr kosten und am Ende war für ein Kompaktlautsprecher für 10.000 € das Highlight.
Das gleiche habe ich in ähnlicher Art auch schon oft gepostet.

Ich würde das genau so unterschreiben. Im Vergleich zu anderen Lautsprechern ist die Kii noch ein wahres Schnäppchen.


Grüsse,

Noel
Bild
O.Mertineit
inaktiv
Beiträge: 755
Registriert: 07.05.2012, 11:42
Wohnort: Reinheim bei Darmstadt
Kontaktdaten:

Beitrag von O.Mertineit »

Joerghag hat geschrieben: ... Ich vermute eher das es die Kii sehr schwer haben wird, je nach persönlicher Vorliebe? Der Koax der Genelec und die Mitteltonkalotte der KH420 sind schon eine Macht... ohne auf die restlichen Qualitäten näher einzugehen.

Ich bin aber selbst sehr gespannt darauf sie mal im Vergleich zu hören. Das Konzept finde ich äußerst interessant.
Hallo Jörg,

der Ausgang eines Hörvergleiches zw. LS die evt. "vergleichbar" hinsichtlich der Abstrahlcharakteristik im MHT-Bereich wären, sich aber im Tief- und Mittelton deutlich im Bündelungsmaß unterscheiden (Cardioid vs. Monopol), ist grundsätzlich sehr vom Raum abhängig.

Es wird - auch hier - m.E. sehr oft vergessen, daß man "einen Lautsprecher" (an sich und isoliert) gar nicht probehören kann, sondern immer nur innerhalb einer bestimmte LS-/Raum Situation. So sind durchaus Umgebungen denkbar, in denen der Vorteil eines Cardioids gegenüber einem Monopol im Tiefton geringer ausfällt:

Große Wandabstände, tiefe diffusierende und absorbierende Regale ringsum, überwiegend schwingfähige und bedämpfte Trockenbauwände im Raum sowie ein größerer Raum allgemein sind z.B. Faktoren, die es einem gut aufgestellten und an den Hörraum angepassten Monopol erlauben können, evt. noch "mitzuhalten".

Je mehr die Akustik jedoch in Richtung "typischer Kleinraumakustik" geht, mit eher geringer Absorbtion im Tief- und Mittelton, desto mehr zieht ein gut gemachter Kardioid dem Monopol davon: Der Monopol "säuft" im Raum einfach irgendwann ab und hörplatzbezogene DSP Korrektur hilft dagegen nur in Teilaspekten.

Es ist ein wenig, wie mit einem Boot, daß zuviel Tiefgang für ein bestimmtes Gewässer hat: Der Rumpf setzt irgendwann auf, und was als "Boot" gedacht war, wird nun zum "Schlitten".

Man kann dann schlecht sagen: "Das Boot taugt nichts ..." es war eben das falsche Boot für das zu befahrende Gewässer.

Diese Differenzen werden u.a. von HiFi Magazinen m.E. auch deshalb seit Jahrzehnten tendenziell unterbewertet, weil üblicherweise in Räumen gehört wird, die weit weniger typische Kleinraumartefakte zeigen, als der durchschnittliche Hörer in seinen Räumlichkeiten zu erwarten hat.

D.h. die Bedingungen der Tester und die des Konsumenten sind nicht dieselben, oft nichteinmal in der Tendenz: Dazu müssten die Magazine (evt. in verschiedenen ...) "typischen Durchschnittsräumen" testen und dabei u.a. auch die (Standard-) Situation "wenig bedämpfter Tief- und Mittelton" mit testen, was sie aber meist nicht tun.

Wer wollte schon in so einem Raum Hörtests - auch noch mit monopolaren LS - durchführen, das macht ja keinen Spass ...

Die positive Bewertung der Kii THREE durch "Audio" ist evt. eine Art "Ausgleich" für etwas, das m.E. relativ lange verschlafen wurde: Die Kii THREE ist jedoch nicht der erste und einzige LS , der mit diesen speziellen Qualitäten aufwarten kann. Es ist jedoch in dieser Größenklasse bisher nicht üblich gewesen, einen praxistauglichen Cardioid HiFi LS überhaupt auf die Beine zu stellen und anzubieten.

Und darin schließe ich mich der Anerkennung aller "Mitposter", die sich hier bereits ähnlich geäußert haben, ausdrücklich an ...


Grüße Oliver
Bild
FoLLgoTT
Aktiver Hörer
Beiträge: 554
Registriert: 20.01.2011, 14:05
Wohnort: Hannover
Kontaktdaten:

Beitrag von FoLLgoTT »

Hallo alle,

versteht mich nicht falsch. Ich denke nicht, dass die kii Three ein schlechter Lautsprecher ist, ganz im Gegenteil. Er ist nur einfach zu teuer. So macht er einem gestandenen Midfieldmonitor wirtschaftlich keine Konkurrenz. Und ich sehe bisher (!) keinen objektiven Vorteil (das Design ist subjektiv) gegenüber der genannten Konkurrenz.

Dass irgendeine 50.000€-High End-Gurke schlechter klingt, ist kein Argument und auch kein Wunder. Der Preis korreliert im Hifi-Bereich in keinster Weise mit der Qualität. Das ist allgemein bekannt. Und intelligent entwickelte Lautsprecher auf technologischer Höhe findet man dort auch kaum. Da muss man sich schon im Studio- oder PA-Bereich umschauen. Dort findet der Fortschritt statt.

Ich zweifel auch nach wie vor den Nutzen einer gerichteten Bassabstrahlung im Raum (!) an. Denn das, was ein Kardioid macht, ist Moden gewichten. Je nach Ausrichtung gewichtet er die drei Dinemsionen unterschiedlich. Das Extrem ist ein unbedämpftes SBA. Es schaltet alle Moden bis auf eine Dimension aus. Das Ergebnis ist katastrophal, da die Längsmoden mit voller Kraft durchschlagen. Sofern das Ausschalten von Moden nicht konsequent durchgezogen wird, also das SBA bedämpft oder ein DBA installiert wird, ist es oft besser, eine hohe Modendichte anzustreben. Dann ist der Amplitudengang im im Bass und Grundton von Haus aus nicht ganz so zerklüftet und elektronische Korrekturen können geringer ausfallen. Außerdem steht ein hoher Maximalpegel zur Verfügung.


Hallo Oliver,
O.Mertineit hat geschrieben:Der Kardioid ist ein sehr viel besserer LS für Hörer (2) (im Vergleich zum Monopol), weil dieser Hörer durch "gute" Aufstellung(*) im Raum gezielt den Einfluss von Raumanteil oberhalb der Schröderfrequenz bis in den Mittelton vermindern kann und so ein Klangerleben mit weniger Verdeckung(**) herstellen kann. Er profitiert gezielt vom höheren Bündelungsmaß bei tiefen Frequenzen bis in den Mittelton und (bei guter Konstruktion des LS) auch von einem insgesamt gleichmäßiger verlaufenden Bündelungsmaß insgesamt über alle relevanten Oktaven.
Die Bündelung im Grund- und Mittelton ist bei den genannten Neumanns und Genelecs nicht schlechter. Das Argument zieht also nicht. Messungen vom Bassbereich haben wir von der kii Three leider nicht. Mir sind zumindest keine bekannt. Daher können wir darüber auch nicht urteilen. Aber zumindest ab 300 Hz ist sie nicht besser als die deutlich günstigere Konkurrenz.

Und wir haben bisher auch noch keine vertikale Messung des Abstrahlverhaltens gesehen.

Ich arbeite momentan an einem Quasikoax mit sehr enger Abstrahlung. Dabei simuliere ich sehr viel mit einer BEM-Software (ABEC). Auch kardioide Abstrahlung habe ich untersucht, sogar ähnliche Anordnungen wie bei der kii Three (auch mit Invertierungen und Verzögerungen). Die Bündelung im Grundton lässt sich, wenn nicht so starke Größenbeschränkungen gelten, aber auch anders lösen, ohne den Maximalpegel auf Achse zu limitieren. Dafür wende ich das Konzept von Horbach-Keele in 2D an. Also jeweils Treiberpaare, die durch Interferenz eine Bündelung erzeugen. Fall es jemanden interessiert, hier sind die Prototypen dokumentiert. Der Basszweig kommt noch. ;)

Gruß
Nils
Bild
O.Mertineit
inaktiv
Beiträge: 755
Registriert: 07.05.2012, 11:42
Wohnort: Reinheim bei Darmstadt
Kontaktdaten:

Beitrag von O.Mertineit »

FoLLgoTT hat geschrieben: Das Argument zieht also nicht. Messungen vom Bassbereich haben wir von der kii Three leider nicht. Mir sind zumindest keine bekannt. Daher können wir darüber auch nicht urteilen. Aber zumindest ab 300 Hz ist sie nicht besser als die deutlich günstigere Konkurrenz.
Hallo Nils,

nicht, daß es untergeht:
O.Mertineit hat geschrieben: (zu Kardioid Charakteristik allg., nicht auf Kii THREE speziell bezogen)
Wenn ich - schon von vornherein - bestimmte Einschränkungen bei meinen Aussagen mache, weiß ich in der Regel recht genau warum ... :wink:


Viele Grüße

Oliver
Bild
FoLLgoTT
Aktiver Hörer
Beiträge: 554
Registriert: 20.01.2011, 14:05
Wohnort: Hannover
Kontaktdaten:

Beitrag von FoLLgoTT »

Hallo Oliver,
O.Mertineit hat geschrieben:Wenn ich - schon von vornherein - bestimmte Einschränkungen bei meinen Aussagen mache, weiß ich in der Regel recht genau warum ... :wink:
Ok, dann hatte ich nicht genau genug gelesen und nehme das zurück. ;)

Gruß
Nils
Bild
Antworten