Hallo Oliver
Alle Digitaltechnik wird im Grunde genommen analog ausgeführt. Den Rahmen steckt die Betriebsspannung. Das ist sozusagen eine Binsenweisheit.
als Anmerkungen zum Thema nur zwei Texte, die sich mit Grenzen der Anwendbarkeit von "Raumkorrektur" (oder "hörplatzbezogener Kompensation") befassen:
- "Three Acoustical Issues that Room Correction Can’t Correct" von Nyal Mellor 2010
http://www.hifizine.com/2010/09/the-thr ... y-correct/
Der gute Mann kommt ein bisschen spät. 2001 (also 9 Jahre vorher) habe ich durchgesetzt, dass bei TacT RCS2.0 die Korrektur für bestimmte Frequenzbereiche ausgesetzt wurde, die praktische Ausführung auf der grafischen Benutzeroberfläche ging mittels Nachzeichnen der Zielkurve anhand der importierten Messkurve.
Für die etwa 3 Jahre später erschienene RCS2.2X Version hat Uli für diese Anwendung eine Software geschrieben, die eine besonders exakte Messung in Zielkurve Konvertierung machte, bei der man dann nur die Bereiche weglöschen brauchte, die durch Korrektur geglättet werden sollten. (2.2X steht für 2 Hauptlautsprecher, 2 Bässe/Bassmitteltöner, X=Crossover)
Uli kenne ich genau seit dieser Zeit näher, weil wir uns umgehend nach Erhalt des Gerätes über die Schwachstellen der Firmware ausgetauscht haben. Zur selben Zeit haben wir dieselben Fehler festgestellt, wie das so geht, wenn man ein Produkt praktisch und kritisch einsetzt. Aber das liegt nun schon etwa 13 Jahre zurück.
Uli hat aus hoher Eigenmotivation für RCS2.2X dann seine GoodVibration Software geschrieben, die Dank eines Sponsors allen TacT-Usern zur Verfügung gestellt werden konnte. Daraus entwickelte sich dann Acourate, die beste Korrektursoftware, die ich in den letzten 16 Jahren kennengelernt habe. 16 Jahre, weil soweit meine praktische Erfahrung mit Korrektursystemen der Hardware-Gattung zurückreicht.
Wenn wir zeitlich noch weiter zurückgehen wollen, als SIGTECH das vielleicht erste Gerät dieser Gattung herstellte, schrieb Robert E. Greene, Mathematikdozent in LA und Redakteur bei TAS
The Absolute Sound, 1993 darüber
http://www.regonaudio.com/The%20SigTech ... ystem.html
Ich werde in späteren Beiträgen öfter auf R.E.G. mit Zitaten verweisen, er spielt Geige mit hohem Anspruch in Sinfonieorchestern, war Aufnahmeassistent bei
WaterLily, ist nach wie vor Lautsprecher-Rezensent bei TAS, beschäftigt sich mit Klangwiedergabe von orchestraler Musik im Wohnraum mit dem Anspruch gesteigerter Authentizität, wie man sie halt aus dem Konzertsaal kennt.
Uli hat sich mit Minimum-Phase und Excess-Phase beschäftigt
Noch ein Text, der später erscheint, als viele Acourate-Anwender ihr System umgestellt haben und seither genießen.
Ich nehme an, die in den Texten aufgeworfenen Punkte sind hier auch schon einmal irgendwo diskutert worden ...
Eben aus vorgenannten Gründen
Was übrigens nicht heißt, daß ich z.B. das Konzept von (monopolaren) "Flanking Subs" neben den Hauptlautsprechern rundweg ablehnen würde, man kann damit in bevorzugten Frequenzbereichen und in geeigneten Abhörsituationen durchaus interessante Ergebnisse erreichen.
Ich nenne nur Roy Allison, der Lautsprecherentwickler bei AR, nach dem die Allison Dips benannt wurden, Auslöschungen, die durch die Direktschall - reflektierter Schall - destruktive Interferenz entstehen.
SL steht für Siegfried Linkwitz und gleichzeitig für Steinway Lyngdorf. Es ist nicht nur eine Anekdote, dass Linkwitz und Lyngdorf sich besucht haben und die Gleichwertigkeit von Dipol-Subs und Eckwoofern festgestellt haben, wenn sie konzeptorientiert platziert werden.
Beide bieten die Chance, den Allison -Auslöschungen zu entgehen, die den Frequenzgang einbrechen lassen, Phasendrehungen beibringen, mittels Equalizern unkorrigierbar sind, weil mehr Pegel einfach nicht hilft, wenn mehr Pegel reflektiert die Auslöschung unverändert bewirkt.
Das Hauptaugenmerk richtet sich dann auf den Sitzplatz, seine Wahl im Raummodenmuster. Wer sich in einen Knoten (node) setzt, ist schön blöd. Da versagt das beste Korrektursystem.
Man muss sich dumm stellen, um dann die Schwächen eines Werkzeugs anzuprangern. Besser wäre es, dessen Stärken zu nutzen und die Voraussetzungen zu schaffen, dass beide sich konstruktiv ergänzen.
Ulis Unermüdlichkeit ist in dieser Hinsicht besonders hervorhebenswert.
- "Möglichkeiten und Grenzen der 'elektronischen Raumkorrektur' bei Lautsprecherwiedergabe"
von Sebastian Goossens (Institut für Rundfunktechnik in München) und
Christian Gutmann (Hochschule Deggendorf), München 2011
https://www.tonmeister.de/vdt/webdownlo ... g_2011.pdf
Goossens schreibt (über Trinnov) auf S.24:
Keine Veränderung der Nachhallzeit
Verbesserung des Ein-Ausschwingverhaltens einzelner Raummoden am Bezugspunkt
Lokalisationsschärfe nimmt objektiv zu
und nur für den Tonmeister interessant: Weniger Korrekturen in der Nachbearbeitung
Da frage ich mich, für wen er diesese Zusammenfassung schreibt, die mit dem Hinweis auf die Unveränderbarkeit der Nachhallzeit beginnt. Sollte jemand allen Ernstes geglaubt haben, dass ein derartiges Gerät die Wände verschieben oder deren Dämpfung beeinflussen kann?
Solche Korrektursysteme sind ein Tool, ein Handwerkszeug, und wer damit nicht umgehen kann, sollte sich Hilfestellung von einem Experten leisten lassen.
Uli hat dafür ein eigenes Acourate-Forum.
Und die ersten ausführlicheren Artikel (Sigtech) sind nun über 22 Jahre alt, also alte Hüte.
Den Schlafmützen rufe ich munter zu: Ihr müsst die positiven Eigenschaften nutzen, und die mittlerweile bekannten Einschränkungen* konstruktiv berücksichtigen!
Grüße Hans-Martin
*Unkorrigierbare Auslöschungen im Bass vermeiden!
Gegebenenfalls Bass und BMHT räumlich getrennt aufstellen
Den vor Korrekturanwendung besten Hörplatz wählen