Liebe Freunde gepflegter Klangkunst,
heute fand ein Mini-Forumstreffen statt, an dem genau sechs Mitglieder unserer Gilde beteiligt waren. Wir fuhren in die Pfalz, wo ja auch ganz in der Nähe das nächste große Forumstreffen stattfinden wird - zu Harald (Jupiter). Ich komme also so kurz vor halb elf dort an und was finde ich vor - eine vertraute gesellige Runde:
Von links nach rechts, der Georg (Schorsch), der Jürgen (h0e), der Reiner (easy), der Oliver (Bajano) und der Gastgeber Harald (Jupiter) schauen mich erwartungsfroh an - später finde ich raus, dass es nur deshalb bei meinem Erscheinen so ruhig in der guten Stube wurde, weil man gerade über mich gelästert hatte. Schon klar. Die Dame des Hauses erläutert nach netter Begrüßung, dass sie sich jetzt mit einer Freundin ganz flux für den Rest des Tages aus dem Staub machen wird und verabschiedet sich - ganz ehrlich, mein volles Verständnis hast Du.
Nach dem üblichen Fachgesimpel und Frotzeleien wie "wir müssen aber bitte kein Klavier hören, das kann deine Anlage nämlich nicht" etc. gehen wir in den Hörraum. Ich bin das erste Mal hier und fühle mich sofort wohl. Die Nachhallzeit ist ähnlich kurz wie bei mir, und ich brauche dafür keinen Messschrieb. Das erste gesprochene Wort reicht dafür, und man fühlt, wie sofort der Puls um 10 Schläge pro Minute runtergeht in dieser Ruhe. Aber dennoch ist erstmal Arbeit angesagt. Harald klettert hinter die Anlage - was bei ihm perfekt geht. Bei so mancher Highend-Anlage geht das nämlich schlicht nicht, und du brichst dir entweder die Finger oder das Genick, wenn du auch nur eines der Kabel, die sicher durchdacht verlegt sein mögen, wechseln willst. Hier also geht das:
Jürgen ist erwartungsfroh,
der Rest noch nicht ganz so sicher, was jetzt kommen wird:
Wir machen einen ersten Test. Die Anlage läuft im Zustand, wie Harald sie nutzt und kennt, und wir hören den Forumsklassiker, die Misa Criolla mit der Mercedes Sosa. Nachdem wir uns alle seit Jahren gut kennen, bin ich mir nicht zu schade, eine gewisse Blutleere im Bass zu bemängeln und eine Verhangenheit in der Stimme. Was ich nicht sage ist, dass ich die Bühne mickrig finde und mich das Dargebotene irgendwie kalt lässt. Die anderen Reaktionen, von links nach rechts:
Harald: Toll Jungs, was?
Oliver: Belustigt
Jürgen: Mir ist schlecht
Georg: Witzig, so hörst du also Abend für Abend?
Reiner: Au Backe.
Test Nr. 1. Harald hat ein sehr gutes XLR-Kabel in der Anlage, das Refine Emotion. Ich habe ein noch besseres dabei, das Refine Ultima Musica, das bei mir im Hörraum zwischen G-DAC und AGM 9.4 verbindet. Es ist eigentlich fast schwarz, aber im Blitzlicht meiner Kamera leuchtet es verräterisch weiß:
Wow, der Raum wird geflutet, die Bühne wird breit, der Chor aufgefächert, einzelne Stimmgruppen werden lokalisierbar und eins wird klar, das wird die Basis für weitere Verbesserungen. Die Details erspare ich Euch, es geht jetzt wirklich spannend ein paar Stunden um verschiedene Lichtwellenleiter-Umsetzer, LWL-Kabel und Netzteile davor. Und um die DC-Kabel, die diese mit dem LWL-Umsetzer und dem Switch verbinden. Das Material dazu hatte vor allem Georg, aber auch Reiner mitgebracht. Wir hangeln uns Schritt für Schritt weiter. Ich meine, die Basis ist sehr gut, der G-ADS2 DAC über Refine Ultima Musica an der Geithain RL 901K, das sollte man doch zum Klingen bringen können:
Irgendwann ist es soweit. Ja, so kann man Musik hören, das klingt gut jetzt. Wir machen aber noch einen Schritt - ich hatte meinen G-PPP dabei und der kam zwischen Feldmann-Leiste und G-ADS2 DAC:
Die Meinungen sind geteilt zwischen "ja, die Präzision hat ganz klar zugenommen jetzt und die Panflöte schwebt ganz anders im Raum" und "die Stimme wird aber scharf da oben im Hochtonbereich, das beißt ins Ohr". Beides stimmt. Ach, lasst uns erstmal Kaffee trinken gehen, das Gehör braucht eine Pause. Aber Harald nimmt mich nochmal beiseite und sagt: Setz dich bitte mal in den Sweetspot und ich mache zwei verschiedene Einstellungen. Ok, die erste wie bekannt, präzise, ein bisschen blutleer (habe ich, zugegeben, gemeinerweise insgeheim der Geithain angedichtet) und eine leicht metallische Schärfe oben auf der Stimme drauf, die ich nicht zuordnen kann. Sie kommt vor allem nach dem Einsatz des G-PPP deutlich raus. Jetzt die zweite Einstellung. Yes, da ist ja plötzlich richtig Bass! Nix mit blutleer. Und die Schärfe da oben ist komplett weg! Ok, lass uns Kaffee trinken und Olivers Kuchen essen (lecker!):
Georg ist so nett und macht ein Foto, so dass ich auch mal in die Kamera lachen darf (ganz rechts):
Aber was war denn jetzt anders bei den beiden Einstellungen, die mir Harald vor dem Kaffee gezeigt hatte? Mit FIR-Filter und ohne. Ich kürze die nun folgende Diskussion ab: Harald hatte ursprünglich in seinem Raum ein solches Dröhnproblem, dass er völlig allergisch reagiert auf jede Form eines Ansatzes von Bass-Dröhnen. Und er verlor mit jeder Verbesserung seines Hörraums die Kalibrierung, wieviel Bass richtig ist und wieviel nicht. Sein Raum ist mit ähnlicher Nachhallzeit gesegnet wie meiner, sowas um 0,2 bis 0,3s. Voll in der Studionorm bis in den Basskeller. Und, lieber Harald, sei versichert, da dröhnt überhaupt nix. Wenn Du mit acourate zu viel Bass rausnimmst, wird's halt blutleer. Und die Höhenschärfe? Keine Ahnung, was in acourate genau alles eingestellt ist (da geht viel und da kann man auch so Manches in die falsche Richtung drehen, wenn man will), aber klar ist, am Frequenzgang braucht man eigentlich nichts zu machen bei Dir. Wir schauen nach dem Kaffee miteinander am Rechner, wie man Filter bei Dir machen kann wie bei mir, die "nur" die Phase korrigieren, also die Zeitrichtigkeit herstellen und die Amplitude unberührt lassen. Ich bin gespannt auf Deine weiteren Versuche damit.
Nach dem Kaffee hören wir jedenfalls ohne diese nicht ganz optimalen FIR-Filter mit dem optimierten Setup, und jetzt sind wir uns sicher, jetzt passt das. Jetzt spielt auch der G-PPP seine Klasse aus und sorgt für Präzisionszugewinn ohne Schärfezuwachs. Best setup of the day - das klingt toll, und die Geithain geht die von der Quellseite gebotene Pace gut mit!
Abschluss: Rückbau auf das Ausgangs-Setup. Bitter, Leute, so klein die Bühne, so belegt die Stimmen, so unsauber die S-Laute, so ungenau die Lokalisierung. Klar, ich überzeichne jetzt, aber rückwärts ist immer bitter. Wenn du mehr Geld hast als vorher, ist das nett, aber wenn du weniger hast als vorher, fühlst du dich komplett verarmt, egal, auf welchem Niveau sich das abspielt. Ich glaube, wir haben alle etwas mitgenommen von diesem sehr netten Workshop. Und wir haben mal wieder einen netten und konzentrierten Tag miteinander verbracht - das zwischenmenschlich Stimmige finde ich mindestens so wichtig wie den technischen Erkenntniszugewinn.
Ich musste als erster die Veranstaltung wieder verlassen, weil gerade Strohwitwer und zwei hungrige Knaben daheim. Aber ich habe es sehr genossen, Deine Gastfreundfreundschaft, lieber Harald, war toll und ich habe so manche Anregung mit nach Hause genommen. Einfach ein sehr netter und durchgeknallter Haufen seid Ihr. Ich will mich zumindest beim zweiten Adjektiv da nicht ausschließen.
Viele Grüße und vielen Dank
Gert