Verfasst: 20.06.2011, 23:19
Hallo EusebiusEusebius hat geschrieben:Zitat von Fujak:
"Wie Bernd Peter schon ausgeführt hat, führt eine Bewegung des Gehäuses entgegen dem Chassis-Hub zu einer Unschärfe des Klangs."
Diese Aussage hört man ab und zu - aber wie sollte das gehen?
Da der Hub ja in zwei Richtungen geht, müsste die ganze Box dann mit der entsprechenden Frequenz hin und her zittern.
Das dürfte ziemlich unmöglich sein.
Newton kann man hier wohl kaum widersprechen. Bei der Hexaconemembran dieser Größe (ADAM) kann man von 40g bewegter Masse ausgehen, die mit einer der Musik entsprechenden Antriebskraft beschleunigt wird, in der Regel nicht mehr als 50N, also maximal in der Nähe von 1G, und immer wirkt eine Newtonsche Gegenkraft, auch Rückstoß genannt auf die 15,5kg Boxenmasse. Es wird also die Box mit 1/400 in Gegenrichtung beschleunigt, wenn sie beweglich gelagert ist.
Wenn man Lautsprecherchassis in der Hand hält und die Magnete der Mitteltöner und Hochtöner in Relation zu manchem Tieftönermagnet sieht, könnte man schon ins Grübeln kommen, denn der Magnet ist doch die eine Seite der Krafterzeugung zum Membranantrieb.
Auf einem Ständer ist bewegliche Lagerung der Fall, weil er nur begrenzt scherstabil ist, weil er kippen kann, weil die Box veilleicht elastisch vom Ständer entkoppelt ist.
Mit den Fingerkuppen kann man meist die Vibrationen an der Bassmembran fühlen, oft auch die am Boxengehäuse, aber beim Kalottenhochtöner ist es mir noch nicht gelungen, wenn er Solo spielte.
Ich habe vor geraumer Zeit ein Magnettonabnehmersystem vom Plattenspieler an ein Stativ geklemmt, mit der Nadel die Vibrationen am Boxengehäuse abgetastet und mit Phonovorverstärker verstärkt auf dem Oszilloskop betrachtet. Dann habe ich den Ständer abgetastet und zu meiner Verblüffung nur geringe Unterschiede zur Box festgestellt. Selbst am Gewinde der Bodenspikes waren die Vibrationen noch zu finden, am Boden habe ich nicht messen können, weil die Nadel des TA nicht frei genug stand.
Ich habe keine Tonaufzeichnung oder Hörkontrolle mit geschlossenem Hörer im Nebenraum gemacht, das werde ich nachholen, vielleicht auch als Dokumentation aufzeichnen.
Bei gleich hohen Ständern habe ich schon Klangunterschiede gehört, die geringer wurden, wenn Dämpferfüße zwischen Box und Ständer gelegt waren.Selbst wenn man eine Box frei an Seilen aufhängt, tut sie das nicht, weil dafür die Trägheit auch bei kleinen Boxen viel zu groß ist.
Ich halte die Aussage für eine Hifi-Legende.
Es ist wohl erkennbar, das Scherkräfte auf den Ständer wirken und Biegewellen darüber laufen.
Wer seine Ständer mit Quarzsand oder mit Nagelschrott füllt, bekommt im Zusammenspiel von Box und Ständer bei gleicher Position der Box im Raum einen anderen Klangeindruck. Das Klangbild wird dunkler, bassiger. Oder anders ausgedrückt, der Ständer klingt nicht mehr mit. Stahlseile haben vergleichsweise wenig abstrahlende Oberfläche, ihre Verseilung beinhaltet auch Schwingungsdämpfung.
Wenn man mit einem Schlüssel gegen einen Ständer schlägt, klingelt es nach, beim gefüllten Ständer oder Stahlseil praktisch nicht, außer, das Seil ist gespannt und wird zur Saite.
Da die Veränderung (Befüllung) nur im Ständer liegt, entsteht der Eindruck, der Ständer bewirkt die Klangänderung des Lautsprechers.
Ich halte die Aussage für keine Hifi-Legende, sondern für eine ganz natürliche Beobachtung, die sich mit Schulbuchwissen auch begründen lässt. Newtons Mechanik reicht schon fürs Gröbste: F=m*a, p=m*v, F1=-F2 etc..
Grüße Hans-Martin