Guido (Dynaudio Focus 60 XD)

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GuidoS
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Guido (Dynaudio Focus 60 XD)

Beitrag von GuidoS »

Hallo Forenten,

ich lese die Beträge dieses Forums schon längere Zeit und habe spannende und informative Beträge gelesen. Nun will ich selber teilenehmen und wurde dazu aufgefordert mich zu erklären. Ich heiße Guido, bin 54 Jahre alt und wohne in bzw. besser ganz dicht bei Berlin.

Tja, wie bin ich zum Hören gekommen? Mein Vater hatte die erste Stereoanlage angeschafft, mein Bruder eine Santana LP und so war es um mich geschehen. Rauf und runter gehört, das Wohnzimmer diente als mein DJ-Platz.

Meine erste Anlage kaufte ich von meinem Konfirmationsgeld. Ein Akai Tonbandgerät und Boxen, die über lange, dünne Kabel mit dem Receiver im Wohnzimmer verbunden waren. Damit hörte ich ein paar Jahre zufrieden Musik und träumte immer nur von den schicken Komponeten aus dem Hifi-Laden.

Zur Einführung der CD hatte ich mir dann fest vorgenommen, einen Player zu kaufen, wenn der Preis auf 1.000,-- DM fällt. Das dauerte nicht lange, ich hatte meinen Philips – Modell weiß ich nicht mehr – das lästige Knistern war endlich passé. Kurz vorher war ich in mein neues Zimmer untern Dach eingezogen und brauchte ebenso komplettes Equipement. Kenwood Vor- und Endstufe plus CD-Player und Thorens TD126MKII waren meine Anlage. Die Lautsprecher hatte ich von einem Bekannten gekauft, der schon professioneller baute und heute Bühnenbeschallung herstellt. Er fertigte Boxen in Kleinserie und so kam ich mit etlichen Modellvarianten in Kontakt und merkte schnell, dass nach oben noch deutlich Luft war.
Passend zum Studium, ich hatte vorher gejobbt, leistete ich mir dann von besagtem Bekannten, sein erstes Sahnestück, Standboxen mit Görlich Mitteltönern. Tolle Lautsprecher. Dazu kaufte ich gebrauchte Kenwood Monoblöcke, um ganz puristisch den CD-Player direkt zu verbinden. Damit habe ich etliche Jahre gehört. Nein, nicht ganz, bei dem CD-779 der Esprit-Serie von Sony konnte ich nicht wiederstehen, Gott sei Dank hatte ich einen Nebenjob an der Uni.

Familiär begründet wurde es eine zeitlang stiller mit der Musik, aber ein Freund kaufte bei eBay Canton Lautsprecher und bat mich mit aufzubauen. Gesagt getan, ich war begeistern vom Aussehen und noch mehr vom Klang. Mein Feuer war wieder entfacht. Kurze Zeit später hatte auch ich Canton Karat, Rotel Vollverstärker und meinen geretteten Sony Player.

Ich hörte wieder viel und fing an mich intensiver mit der Aufstellung der Boxen im Raum zu beschäftigen. Der Klang war gut, aber ich hatte immer den Eindruck, es passt etwas nicht, die einzelnen Elemente waren nicht gut im Raum verteilt und immer irgendwie linkslastig.

Ich dachte dem mit Veränderungen der Aufstellung beizukommen, aber auch mit neuen Geräten und so landete ich dann bei Audio Physik Scorpio II, NAIM Supernait und natürlich dem Sony-Player. Mit dem war ich in der Zwischenzeit bei Swoboda in Essen, wo er ein paar Upgrades bekam. Kurze Zeit später kam ein Sonos Gerät ins Haus. Ich hatte den Supernait auch wegen der digitalen Anschlüsse gekauft, nun konnten sie genutzt werden. Mein Händler in Berlin hatte es mir beim Kauf prophezeit, wenn Du streamst wirst Du den Player nicht mehr benutzen. Habe ich nicht gegblaubt, aber so war es, Sonos in Betrieb genommen, nach zwei Wochen den Sony-Player ausgeschaltet und nach etlichen weiteren Wochen aus dem Regal genommen.

Wieder vergingen fünf Jahre mit begeisterem Musik hören. Wirklich begeistert? Ja, die Musik begeisterte, aber mein Eindruck, dass mit der Wiedergabe, an der Hörposition im Raum etwas nicht stimmte, verfolgte mich über die Jahre weiter. Wenn in den Zeitschriften über räumliche Abbildung gesprochen wurde konnte ich noch folgen, aber räumliche Tiefe? Das habe ich nur minimal erfahren.

Das änderte sich schlagartig bei einer „Langen Nacht der Ohren“ hier in Berlin. Ich hörte einen Verstärker von NAIM (NAC N-272 und NAP 250DR) mit Dali-Lautsprechen. Ich bat um Ausleihe der Verstärker für ein Wochenende und da war sie plötzlich, räumliche Tiefe. Eine akkustisch vollkommen neue Welt tat sich auf. Musik wirkte wie beschleunigt, manchmal gebremst, die komplette Darbietung hatte einen anderen Charakter.

Ich dachte ich wäre glücklich…
Bis ich zufällig, in einem Forum auf eine Diskussion über eine Software stolperte, bei der es um Raumkorrektur ging und FIR-Filter verwendet wurden. Das das auch mit den digitalen Daten geht, war mir aber nicht bewusst geworden. Jetzt las ich also in diesem Forum, wo es offensichtlich um die Berechnung von Korrekturfiltern ging, die mit einer Software namens Acourate gemacht werden können. Lange Rede kurzer Sinn, es dauert nicht lange, mir ging ein Licht nach dem anderen auf und ich kaufte die Software inkl. Messmikrofon. Dazu noch das Buch von Mitch Bernett und als frisch gebackener Akustiker ging ich ans Werk.

Die ersten Schritte waren dann schwieriger als gedacht, aber ich kam voran und erzeugte Filter, die mein Klangerlebnis deutlich verbesserten. Doch durch die Beschäftigung mit diesem Thema wurde mir auch klar, passive Lautsprecher bleiben immer nur Behelf, nur mit aktiven Komponenten kann Zeitrichtigkeit erreicht werden.

Das führte mich zu Dynaudio. Aktuell verwende ich folgende Kombi:
  • - Roon Rock auf Intel Nuc mit Sbooster Netzteil.
    - Audioquest Carbon USB.
    - Uptone ISOREGEN mit Uptone Netzteil.
    - Mutec MC3+ USB.
    - Audioquest Carbon SPDIF zum und zwischen den Lautsprechern.
    - Dynaudio Focus XD 60.
    - Acourate Raumkorrektur im ROON.
    - Strom kommt von Isotek Sigmas und Isotek Stromkabeln.
    - Hörraum ist ca. 60m² und L-förmig. Die Decke ist aus Holz mit durchlaufenen Balken, es liegt ein Teppich zwischen Lautsprecher und Abhörposition.
    - Die Lautsprecher stehen an einer Wand und strahlen über den langen Schenkel des "L" in den Raum. Sie stehen in einem gleichseitigen Dreieck zur Abhörposition mit ca. 290cm Abstand, 95cm zur Rückwand. Sie sind so eingewinkel, dass gerade noch die innere Seitenwand des Speakers zu sehen ist.
Gerne hätte ich die vier Kriterien von Fujak zur Klangbeschreibung zu Hilfe genommen (Tonale Balance, Detailauflösung, räumliche Darstellung und Natürlichkeit und Fluss im Klangbild), ich habe aber beim Versuch einer Beschreibung gemerkt, dass mir Vergleichsparameter zur treffenden Beschreibung fehlen, darum wähle ich einfache Worte und gebe Beispiele.

Klangbildbeschreibung:
Ich habe einen tollen Bass, kann aber bei manchen Stücken Schärfe bei den S-Lauten hören. Die Instrumente werden konturiert abgebildet, ein Tiefeneindruck ist auch vorhanden, ich würde ihn aber nicht holografisch nennen. Die Lautsprecher selber werden als Quelle nicht mehr wahrgenommen.
Zwei Musikbeispiele:
Roger Waters, Amused to Death, Perfect Sense (24,196)
Das Klanggeschehen verbreitet sich über die Lautsprechergrenzen nach link uns rechts im Raum, Stimme und Instrumente werden präzise dargestellt und bleiben am Ort. Das Gewitter kommt leicht von hinten, erzeugt aber nicht den Eindruck von der Weite einer offenen Landschaft.

Agnes Obel, Citizen of Glass, Familiar (24,44.1)
Das ganze Klangbild ist leicht linkslastig. Der Chor der „Männerstimmen“ fängt ebenfalls leicht links an, bleibt aber nicht stabil in der Abbildung, er verliert seinen Standort, wird undefinierbar, kommt dann wieder zurück. Ich bin mir nicht sicher, ob es vier oder fünf Stimmen sein sollen.

Das reicht um Bekannte und Familie zu beeindrucken, doch ich möchte gerne vollkommene Losgelöstheit von den Lausprechern, Klang der im Raum entsteht, sich dort entfaltet und stärker hörbar den Eindruck von Tiefe vermittelt.

Meine Überlegungen gehen in zwei Richtungen:
  • 1. Auralic Aries G2 oder
    2. SoTM-200Ultra mit Netzteil
Beides per USB via ISO Regen an den Mutec.
In beiden Fällen stellen sich mir die Fragen:
  • 1. Ist der SoTM dem Aries G2 ebenbührtig, hat das mal jemand im Vergleich gehört?
    2. Ist das Auflösungsvermögen der AQ Carbon-Kabel ausreichend oder geht das nur mit dem AQ Diamond? Müssen dann alle Kabel getauscht werden oder reicht das USB? Gibt es andere Kabel, die dem Diamond das Wasser reichen können und auch noch günstiger sind – ich habe hier immer von SolidCore oder Refine-Audio gelesen? Von Solidcore konnte ich keine weitere Information finden, er ist für mich also eher ein Phantom.
Über Anregungen, Anmerkungen und Diskussionen würde ich mich freuen.

guido
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StreamFidelity
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Beitrag von StreamFidelity »

Hallo Guido,

als Berliner und HiFi-Begeisteter heiße ich Dich Willkommen im Forum.

Vielen Dank für Deine ausführlichen Schilderungen. Das mögen wir hier und meistens wird alles gelesen. :wink:

Deine Lernkurve kommt mir bekannt vor. Auch ich bin relativ spät auf den Einfluss des Raums gekommen und höre ebenfalls mit Acourate Raumkorrektur in ROON. Da Du nicht ganz zufrieden mit dem Klang bist, können wir Dich gern mit Acourate unterstützen. Hier gibt es ziemlich viel Knowhow. Den richtigen Filter zu finden ist schon ein Kunststück für sich. Das halte ich persönlich für wirkungsvoller, als in weitere Elektronik zu investieren. Letzteres kann das Bild abrunden, aber eher nicht grundsätzliche Probleme beseitigen.

In jedem Fall wünsche ich Dir viel Erfolg und Freude bei der weiteren Optimierung Deiner Anlage.

Grüße Gabriel
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Buschel
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Beitrag von Buschel »

Hallo Guido,

erst einmal ein herzliches Willkommen. :cheers:

Sony CDPs hatten es mir auch früher angetan. Bei mir lief über 15 Jahren ein CDP-X555ES -- ein Sahneteil. Ähnlich wie bei dir hat aber die Wiedergabe von Dateien die CD nach kurzem Testlauf schnell abgelöst.

Von den beiden beschriebenen Titeln kenne ich nur das Roger Waters Album. Nimmst du das als Referenz für die von dir gewünschte Räumlichkeit (Weite des Raums, dich umgebende Geräuschkulisse)? Das Album wurde mit Q-Sound abgemischt, das im Prinzip ein Effektverfahren ist, um Surroundsound aus zwei Lautsprechern zu bekommen. Das Album kann hervorragend dazu dienen, um zu prüfen, ob die Lautsprecher gut ausgerichtet sind und sich gleich verhalten. Aber diese starke Illusion von Raum ist künstlich erzeugt.

Wenn du nach einem losgelösteren und weiteren Klang suchst, würde ich die Lautsprecher und den Hörplatz so aufbauen, dass du mehr frühe Seitenreflexionen bekommst. In deinem Fall also die Hörachse längs der langen Achse des L ausrichten und die Lautsprecher näher an die Seitenwand bringen. Auch das weniger starke Einwinkeln verstärkt dann nochmal die Seitenreflexion.

Grüße,
Andree
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GuidoS
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Beitrag von GuidoS »

Hallo Gabriel,
vielen Dank für die Worte. Ich hatte schon befürchtet viel zu viel Text geschrieben zu haben und alle zu langweilen.

Die Raumkorrektur erscheint auf den ersten Blick eine recht einfache Maßnahme, erst wenn man sich mehr damit beschäftigt, merkt man, dass man mit den Parametern doch mehr im Nebel stochert.

Sehr guten Erfolgt hatte ich mit der Besteitigung einer Raummode bei ca. 39 Hertz. Sie fiel mit den Focus XD Lautsprechern deutlich mehr auf als mit Audio Physic und NAIM. Offenbar wird im unteren Frequenzbereich mehr Energie freigesetzt.

Bei der "echten" Raumkorrektur fällt mir das Beurteilen des Ergebnisses schon schwerer, da brauche ich mitunter lange, bis ich ein Artefakt entdecke, was nicht in die Musik gehört.
Ich komme gern auf das Angebot zurück.

Gruß

Guido
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GuidoS
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Beitrag von GuidoS »

Hallo Andree,

ich habe den Sony immer noch eingemottet stehen. So sehr mir Streaming vom Handling her gefällt, so sehr mag ich solche Geräte, auch von innen.

Mir geht nicht so sehr um die Weite des Klangbildes, mehr ist nicht notwendig - außerdem dachte ich immer, frühe Seitenreflexionen wären die Pest, die es zu vermeiden gilt.

Nein, das Lied ist keine direkt Referenz, ich hatte das Lied erwähnt, weil mir die Breite auffiel und wie schön das alles positioniert ist. Nur das Gewitter "schwächelt" in der Raumdarstellung, ich habe durchaus andere Stücke, wo ich den Eindruck habe in einen Raum hineinzusehen. Das ist aber eher selten (das Doofe ist, dass man nie weiß, ob eine Raumdarstellung in den Daten überhaupt enthalten ist).

Deswegen war mein Gedanke, die Hardware oder die Kabel liefern nicht genug dieser Information, so dass die Abbildung in dieser Disziplin an ehesten leidet.

Gruß
Guido
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Lauscher
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Beitrag von Lauscher »

Hallo Guido,

Einen Sony CDP XA 555 ES habe ich auch noch im Schrank :D

Zu den Seitenreflexionen gibt es verschiedene Ansätze. Ich meide diese auch wie die Pest :wink:
Zur Zeit höre ich mit einem Wand und Seitenabstand von über 1 Meter. Hinter den LS jede Menge Basotect.
Das hat den Klang sehr präzise und durchhörbar gemacht. Die Räumlichkeit hat sich verändert - ist etwas schmaler geworden aber es ist nun alles wie festgenagelt und stabil im Raum. Wie das letzendlich aufgenommen und abgemischt wurde.....?

Herzlichen Glückwunsch zu Deiner tollen Anlage.

Die Roger Waters Scheibe habe ich auch auf den PC und höre zur Orientierung auch gerne rein.

Viele Grüße
Jens
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StreamFidelity
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Beitrag von StreamFidelity »

Hallo zusammen,

kürzlich war ich bei Guido zu Besuch und ich erfreute mich gleich am großzügigen gemütlichen Hörraum. Besondere akustische Maßnahmen wurden nicht getroffen, aber aufgrund der Einrichtung und der Balkenholzdecke wurde die Nachhallzeit für Musik (DIN 18041) deutlich unterschritten. Das Stereodreieck wird durch keinen Tisch gestört, einzig die Couch nahe der rechten Box machte ich gleich als Störfaktor aus.

Der Hauptgrund meines Besuchs war die Unterstützung mit Acourate. Zunächst hatten wir aber viel zu erzählen. Guido stellte mir seine Anlagenkonfiguration vor. Diese ist bewusst minimal und ausgeprochen hochwertig gehalten. Die schlanken Aktivboxen fügen sich sehr gut in den Wohnraum ein und wurden auf den Hörer eingewinkelt. Im Lowboard findet sich die Elektronik, wo die formschöne Stromversorgung (Isotek Sigmas) als größtes "Gerät" auffällt. Guido legt großen Wert auf störungsfreie Signalverarbeitung und hat für USB gleich in zwei Geräte für die galvanische Trennung und Reclocking (siehe Anlagenprofil) investiert. Für die Prüfung des phasenrichtigen Anschlusses verwendet er den genialen Supra AC Sensor, den ich mir mittlerweile bei Phono Phono in Berlin besorgt habe. Strom- und signalführende Kabel werden strickt voneinander getrennt. Selbst der Kabelkanal wurde von Guido gedämpft.

Zum kennenlernen der Anlage spielte mir Guido folgende Stücke vor:

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Die Auflösung war in meinen Ohren sehr ordentlich, aber ich wusste da geht noch mehr. Die einzige linkslastige Stimmenabbildung war die von Agnes Obel. Ganz klar so in der Aufnahme vorhanden. Was hat sich der Toningenieur dabei gedacht? Ansonsten waren die Stimmen in der Mitte klar verortbar, wie es sein muss. Für meinen Geschmack waren die Mitten ausbaufähig. Bei der E-Gitarre von Tash Sultana könnte im Hochtonbereich eine Abmilderung helfen.

Mit diesen Erkenntnissen machten wir uns an die Messung. Es stellte sich heraus, dass Guidos externe Soundkarte defekt war. Gut dass ich meine dabei hatte. Jetzt funktionierte es auch mit dem Microfon Alignment. Mit 75% IACC10 war die erste Messung eine Enttäuschung. Wir begannen die Lautsprecher enger zusammen zu stellen. Damit wurde das Problem der rechten Box (Couch-Nähe) entschärft. Die linke Box stand dann auch vollflächig auf dem Parkett (vorher zur Hälfte auf dem Steinfußboden). Die letzten Prozent wurden noch durch das Abdecken der Ledercouch geholt (unglaublich was kleine Maßnahmen ausmachen können). Der Lohn der Mühe: ein IACC10 von rund 85%! Beim Amplitudenverlauf konnten wir erkennen, dass die Boxen echte 18 Hz können. Die Raummode war, glaube ich, um die 40 Hz. Dann machten wir uns an das Design der Zielkurve. Bei dem Makro 4 (Filter Generation) hatten wir erheblich mit Vorschwingern zu kämpfen. Eine recht niedrige Fensterung führte dann zum gewünschten Erfolg. Die gezippten Filter baute Guido dann in Roon ein.

Sehr gespannt machten wir uns an die nächste Hörpobe. Und siehe da, die Bühne hat in meinen Ohren erheblich zugelegt. Auch war der Sound für mich weniger digital. Enttäuschend war, dass der Bass nun geringer war als vor den Maßnahmen. Obwohl ich einen PeakNDip und einen LowShelf in die Zielkurve eingebaut hatte. Eventuell müssen die Boxen zur Bassunterstützung doch näher an Rückwand gestellt werden. Interessanterweise wird hier gerade ähnlich diskutiert: Standard FIR-Filter für einen warmen, vollen Klang?

Lieber Guido, herzlichen Dank für Deine Gastfreundschaft. Die Zeit ist wie im Flug vergangen. Du hast Dir mit viel Akribie und Herzblut eine sehr schöne minimalistische Anlage zusammen gestellt. Gemeinsam haben wir eine noch bessere Räumlichkeit hinbekommen. Ohnehin hat sich Dein Equipment schon vor unseren Messungen sehr gut angehört. Der Rest ist nun Feintuning. Es wäre ja Schade, wenn Du nichts mehr zu tun hättest. :wink:

Herzliche Grüße

Gabriel
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GuidoS
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Beitrag von GuidoS »

Hallo Gabriel,
ja, die Zeit ist wie im Flug vergangen, vielen Dank für Deinen Besuch. Mir ist es bei meinem Besuch bei Dir ähnlich ergangen als ich in die Wohnung kam.
Ich habe gesehen, Du bist gleich zu Phono Phono und hast Dir den Supra-Stift gekauft. Ich habe Dir noch eine Anmerkung in Deinen Vorstellungsthread geschrieben.

Das mit der Soundkarte war echt ein Ding, ich hatte mich auch schon gewundert, warum das MicroAlignment so zappelig war. Jetzt ist die UR12 von Steinberg auch in meinem Besitz und schon flutscht es.

Ich habe Deinen Ansatz die Lautsprecher etwas enger aufzustellen noch weiter verfolgt. Du meintest ja, das Sofa rechts würde sicherlich noch stören. Kurioserweise ist dem aber nicht so, ich habe die rechte Box noch ca. 15cm nach links geschoben, aber der IACC wurde insgesamt 3-4% schlechter. Damit hatte sich diese Position für mich erledigt und die Box kam wieder an den alten Platz.
Was sich aber nicht erledigt hatte, war die Geschichte mit dem Abdecken der Couch. Ich möchte keine sichtbaren Akustikmaßnahmen durchführen, trotzdem aber das Optimum herausholen. Also habe ich Stück für Stück die möglicherweise schallreflektierenden Flächen abgedeckt, um überhaupt mal herauszubekommen, was denn so Einfluss ausübt und wieviel. Benutzt habe ich dazu Wolldecken und Kissen. So konnte ich den IACC weiter steigern, aber nur im Kommabereich - Kissen haben merkwürdigerweise sogar zu einer Verschlechterung geführt.
Dann war das Sofa, den Boxen gegenüber stehend an der Reihe. Abgedeckt, gemessen und IACC-10 plus 7,5 auf 90,5 – das hatte ich nicht ansatzweise erwartet. Ich überspringe jetzt einmal etliche Messungen, weil die Zielrichtung danach klar war, die Sofas sind das Problem.
Also alles wieder “rückgebaut” und nur noch Decken auf die Sofas gelegt und meinen Fußhocker noch vor den Hörplatz gestellt, bequem soll es schließlich auch sein, natürlich ebenfalls abgedeckt. Neue Messung und siehe da IACC-10 = 93. Ich muss zugeben, ich könnte eine gewisse Aufregung wie sich das wohl nachher anhört nicht unterdrücken :D

Nach „baulichen“ Veränderung heißt vor neuer Faltung. Wir hatten festgestellt, bei ca. 39Hz gibt es eine Mode und wir hatten zusammen im Target die Funktion PnD benutzt und im Ergebnis festgestellt, dass der Bass so nicht akzeptabel sei. Ich bin dann auf viewtopic.php?f=40&t=9804&start=30 gestoßen. Hier beschreibt Uli wie er eine Mode angehen würde und wie er mit einer Inverskurve des Modenfrequenzverlaufs, als Vorfilter in die Raummakros eingebunden, das Problem lösen will. Das musste ich gleich probieren.
Im Target war das PnD jetzt natürlich obsolet und ich habe es betont schlicht gehalten. Der Subsonicfilter (17Hz) ist nur zur Darstellung eingeblendet und wird erst bei Makro-4 aktiviert.

Bild

Mit abgedeckten Sofas und Einsatz der Korrekturfilter liegt der IACC:
  • IACC-10: 93,8%
  • IACC-20: 86,5%
  • IACC-80: 76,1%
Noch einmal zum Vergleich die Zahlen der Ausgangsmessung nach unserer „Umbaumaßnahme“ ohne neuem Filter:
  • IACC-10: 82,7%
  • IACC-20: 75,3%
  • IACC-80: 64,5%
Ich finde, das kann sich sehen lassen. Aber wie klingt es? Wie immer ist das Bessere des Guten Feind, so viel Räumlichkeit hatte ich noch nie. Der Eindruck in einen Raum hineinzuhören ist deutlicher. Obwohl die Lautsprecher durch unsere Aktion deutlich nächer zusammen stehen, wirkt die Musik klanglich nicht schmaler, sie kann sich über die Ränder ausdehnen. Die Speaker selber, ich weiß es klingt sicher abgedroschen, lösen sich noch mehr auf. Bass ist übrigens auch wieder vorhanden, auch mit der Qualität die ich kenne. Aufgefallen sind mir noch mehr Feinheiten, kleine Geräusche, die ich vorher nicht wahrnehmen konnte. Alles in allem also der Bringer.

Jetzt stellt sich aber wieder die im meinen ersten Beitrag schon gestellte Frage, würde mit anderen Kabeln oder einem anderem Zuspieler noch wesentlich mehr gehen? Es ist wie bei Dir, es wird nicht langweilig…

Guido
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StreamFidelity
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Beitrag von StreamFidelity »

Hallo Guido,

Dein Ergebnis freut mich total. Hätte ich auch nicht gedacht, dass Sofas abdecken soviel bringt. Wichtiger ist, dass Du den Unterschied hörst und es Dich erfreut. :cheers:

Ich wünsche Dir weiterhin viel Spaß beim Optimieren.

Grüße Gabriel
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Dezibel
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Beitrag von Dezibel »

Hallo Guido,

als Nutzer der Focus XD 600 würde es mich interessieren wie du bei der Acourate-Messung die Signale vom Steinberg UR12 zu den Lautsprechern überträgst? Ich habe mit meinem Focusrite 2i4 schwer nachvollziehbare Messergebnisse. Für einen Hinweis vorab herzlichen Dank!

Herzliche Grüße
Bernd
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GuidoS
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Beitrag von GuidoS »

Hallo Bernd,
einfach per Cinch von dem Steinberg an die analogen Eingänge der Boxen. Das UR12 habe ich neu, vorher habe ich ein RME benutzt. Ich wechselte, weil Streamfidelity und ich Messungen machen wollten und das MicroAlignment mit dem RME nicht brauchbar war. Wir hörten das Ticken, aber die Kurven in der Dialogbox im Acourate sprangen hin und her, es war nicht möglich sie deckungsgleich zu bekommen und das Mikrofon auszurichten. Ich hatte die Probleme bei vorherigen Einjustierungen auch schon, hatte es aber auf die Aktivboxen geschoben, vor allem wo ich mit dem RME an analogem Equipment diese Probleme so ausgeprägt nicht hatte. Gabriel hatte aber sein Sounddevice mitgebracht - eben das UR12 - und damit lief das auf Anhieb. Obendrein hat das Steinberg auch nicht so viele Kanäle, die Bedienung ist dadurch etwas einfacher.

Guido
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

GuidoS hat geschrieben:... aber die Kurven in der Dialogbox im Acourate sprangen hin und her, es war nicht möglich sie deckungsgleich zu bekommen und das Mikrofon auszurichten.
Die Ursache liegt nicht beim RME. Bei einem solchen Verhalten macht es Sinn, die Lautstärke bzw. die Mikroverstärkung zu erhöhen. Wenn das Signal zu leise ist, ist die Flankenauswertung des Signals schwierig, daher dann das Hin- und Her-Springen.

Grüsse
Uli
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h0e
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Beitrag von h0e »

Hallo zusammen,

ich hatte mit meiner UCX das Problem, dass nur ein Kanal der Acourate Messung bedient wurde.
Ob das an der RME oder dem Bediener liegt ist offen,
denn ich habe das nicht weiter verfolgt. (Uli, DU erinnerst Dich evtl. an unser Telefonat?)
Jedenfalls scheint das Problem schon im Zusammenhang mit RME zu stehen.

Grüsse Jürgen
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Dezibel
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Beitrag von Dezibel »

GuidoS hat geschrieben:Hallo Bernd,
einfach per Cinch von dem Steinberg an die analogen Eingänge der Boxen.
Guido
Danke Guido! So hatte ich es auch versucht..........
Auf den HiFi-Tagen in Bonn habe ich vom ABACUS-Team den Hinweis erhalten, dass ABACUS zum Jahresende ein Gerät anbieten will, welches in den digitalen Signalweg eingebunden werden kann (inclusive Mikrofoneingang).
Den Basteltrieb also vorerst auf Eis legen- hört sich doch jetzt schon nahezu optimal an.

Herzliche Grüsse
Bernd
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cassco
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Beitrag von cassco »

Dezibel hat geschrieben: Auf den HiFi-Tagen in Bonn habe ich vom ABACUS-Team den Hinweis erhalten, dass ABACUS zum Jahresende ein Gerät anbieten will, welches in den digitalen Signalweg eingebunden werden kann (inclusive Mikrofoneingang).

Herzliche Grüsse
Bernd
Bernd, hast du irgendwelche nähere Infos? :shock:

neugierige Grüße
Sascha
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