Gert (AGM 3.3, 5.4, 7.4, 9.4, Backes & Müller BM 6, 20, Abacus C-Box 3, 4)

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dirkhajo
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Beitrag von dirkhajo »

Hi Gert,

wie immer sehr interessant und spannend zu lesen, insbesondere was die Entwickler so umtreibt!
Aber ich hätte auch den Deckel wieder draufgemacht!

Viele Grüße
Dirk
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Dirk,
dirkhajo hat geschrieben: 03.10.2021, 17:51 wie immer sehr interessant und spannend zu lesen, insbesondere was die Entwickler so umtreibt!
Aber ich hätte auch den Deckel wieder draufgemacht!
na gut:

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Viele Grüße
Gert
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo liebe Forumsfreunde,

wie immer, wenn ich gerade mal ein paar Minuten Zeit finde, denke ich drüber nach, was ich noch verbessern könnte an meiner Anlage. Geht vielleicht an der LWL-Strecke direkt vor dem Linn noch was?

Also erstmal alles abgebaut und in die Werkstatt damit, um ein paar Messungen zu machen.

Am Beginn meiner LWL-Umsetzung vor dem Linn steht ein Keces P8 für den Strom, versorgt mit einem Furutech DPS-4.1 mit NCF-50er-Steckern. Für eine erste Testmessung habe ich daran sowohl den EtherREGEN (ER) an den 7V-Ausgang wie die 10MHz-Clock Afterdark Giesemann Emperor (AD) an die 12V-Seite direkt angeschlossen. Der Differenz-Messverstärker x1000 wurde dann an die aufgeschraubten Oyaide-DC-Stecker direkt vor ER bzw. AD geklemmt - man muss deshalb die Spannungsachse der folgenden Oszibilder gedanklich durch 1000 teilen. Die angezeigten mV sind also tatsächlich µV.

Zunächst das P8 direkt an der Afterdark:

Bild

Das ist nicht wirklich gut. Man sieht ganz deutlich, dass ein 50Hz Restbrumm auf dem 12V-Ausgang ist. Und fast noch schlimmer: Die scharfen Sprünge. Die kommen sehr wahrscheinlich von den Gleichrichterdioden. Ok, 133µV Restbrumm ist nicht sooo schlecht, aber an einer Clock darf's schon ein bisschen weniger sein. Ich klemme die feinen Messspitzen des Differenzverstärkers auf den Eingang des EtherREGEN:

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Ach du meine Güte, da muss ich erstmal die Empfindlichkeit am Oszi runterdrehen auf 1mV pro Kästchen, oben waren das 200µV. Man sieht zweierlei: Einen saftigen Restbrumm im mV-Bereich und dann, woher kommen eigentlich diese ekelhaften Nadeln? Da ist doch wohl irgendwo ein Schaltregler verborgen. War das nicht so, dass ich bei Uptone Audio lesen durfte in der blumigen Beschreibung des ER, dass da so tolle Linearregler drin sind? Man wird offensichtlich überall auf der Welt ständig angelogen. Ich spreize die Zeitachse um Faktor 1000:

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Eine astreine Schaltfrequenz bei 177kHz, die sich mit ca. 3mV Spitze-Spitze auf den Versorgungseingang legt. Ich schraube den ER auf, das will ich sehen. Naja, wie behauptet finde ich Linearregler, bis ich den Übeltäter entdecke: Ein unter einem Kühlkörper und Wärmeleitpaste versteckter DC-DC-Wandler, so ein Teil, das galvanisch trennt. Sicher gut gemeint, denn damit geht es in den galvanisch abgetrennten Teil "B". Der DC-DC-Wandler erlaubt es, auch die Spannungsversorgung galvanisch abzutrennen. Aber das ist halt prinzipbedingt ein Schaltregler, weil er über einen winzigen Trafo die Spannung mit 177kHz überträgt. Auf der B-Seite messe ich knapp 5V, egal, was ich am DC-Port an Spannung reinstecke. Ok, vielleicht gehe ich ja später mal irgendwann noch diese Baustelle an. Konsequent wäre ein zweiter DC-Eingang. Für den Moment schraube ich den ER wieder zusammen und probiere was Neues.

Ich habe nämlich auf Lochraster in ein kleines Alugehäuse drei SuperCaps gepackt und einen Mosfet als Strombegrenzer dazu. Das stecke ich jetzt zwischen die 7V des Keces und den DC-Eingang des ER. Sieht dann so aus:

Bild

Immer noch die Schaltnädelchen, die kommen eben vom ER, da kann das Netzteil nicht viel dagegen machen. Aber der Brumm ist fast verschwunden! Und niederfrequenter Dreck an einem Gerät, dessen Takt entscheidend ist, macht eben niederfrequenten Jitter. Der niederfrequente ist der übelste.

Jetzt aber mal das Uptone LPS-1.2 zwischen P8 und AD:

Bild

Das sieht schon viel besser aus als die Messung ganz oben (man beachte die feinere Auflösung der Spannungsachse). 18µV ist schon viel besser. Die feinen Nädelchen hier sind Übersprechen aus der Umgebung auf die Messspitzen, die kann man gedanklich erstmal ausblenden (sind auch da, wenn Netzteil aus). Man muss unterscheiden zwischen der Ladephase der SCaps und der Ruhephase, während der kein Eingangsstrom fließt. Das oben war während der Ladephase. Jetzt die Ruhephase:

Bild

Das ist noch erheblich besser. Aber man sieht auch, dass immer noch niederfrequenter Brumm aus dem Netzteil auf die SCaps überspricht, auch wenn kein Ladestrom fließt. Die Angaben des Oszi für die Vrms des Restrauschens in dem Bereich sind aufgrund der kleinen Störspitzen hier mit Vorsicht zu genießen. Besser, man beurteilt mit dem Auge die Messung. Jetzt aber erstmal in den Hörraum und hören, ob die Verbesserung der Spannungsversorgung am ER auch zu hören ist. Die Versorgung der Giesemann-Clock lasse ich erstmal so, wie ich sonst auch immer höre, nämlich mit dem LPS-1.2. Immer nur einen Parameter gleichzeitig ändern.

Viele Grüße
Gert
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

...also wieder in den Hörraum mit dem ganzen Geraffel. Kurz in meine üblichen Teststücke reingehört - ja, den Unterschied zu vorher bemerke ich. Er ist nicht riesig, aber die Musik ist ein bisschen präsenter und auch kontrastreicher als vorher. Wie gesagt, keine Welt. Dennoch, auch am ER lohnt es sich, die Spannungsversorgung weiter zu verbessern, auch wenn das dort normalerweise keine so große Auswirkung hat wie an der externen Clock. Ich baue alles wieder ab und schaffe es in die Werkstatt. Ich beschließe nach den Messungen, dass als erstes was am Keces P8 geschehen muss.

Die Gleichrichter sind nun wirklich nichts besonderes, und ich vermute dort die Ursache für diese Schaltsprünge. Also raus damit und zwei Aktivgleichrichter aufgebaut. Und dann gönne ich dem Netzteil an den beiden Ausgängen noch jeweils einen ordentlichen Elko, 3,9mF/35V am 12V-Ausgang und 10mF/10V am 7V-Ausgang, beide von Panasonic mit niedrigem ESR. Schauen wir uns jetzt mal die Lade- und Ruhephase wieder an:

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Zum Vergleich nochmal vorher die Ruhephase:

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Da schau hin, das ist ja vergleichsweise erheblich ruhiger jetzt auf der Clockspannung. Nächster Hörtest.

Viele Grüße
Gert
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Gert,
es ist ein Jammer, dass im Laufe der Jahr(zehnt)e Bildhoster einfach Dateien löschen, auf die wir hier mit angewiesen sind. Dein damaliger Beitrag zum Zusammenhang Oszillator-Versorgungsspannungsschwankung - Jitter (inzwischen verlorengegangene Handskizze) fällt mir hierzu ein, er mag den langjährigen Mitforenten noch im Gedächtnis geblieben sein, aber später eingestiegenen könnte die elementare Bedeutung nicht klar sein. Magst du dazu noch einmal Stellung nehmen, weshalb die akribische Optimierung der Betriebsspannung speziell bei der Versorgung eines Quarzoszillators ein so zentrales Thema ist?
Grüße
Hans-Martin
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Audiophon
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Beitrag von Audiophon »

Hallo Gert,

danke für Deinen Forschergeist. Das Thema interessiert mich auch brennend und man sieht, dass praktisch überall in der Kette noch Verbesserungspotential steckt (wie ich auch nach dem Einbau eines Hoer-Wege Netzteils in meinen Auralic Streamer merken durfte).

Bitte bleib am Ball und lass uns an den weirteren Schritten teilhaben!

VG
Martin
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Hans-Martin,
Hans-Martin hat geschrieben: 06.10.2021, 23:57 es ist ein Jammer, dass im Laufe der Jahr(zehnt)e Bildhoster einfach Dateien löschen, auf die wir hier mit angewiesen sind. Dein damaliger Beitrag zum Zusammenhang Oszillator-Versorgungsspannungsschwankung - Jitter (inzwischen verlorengegangene Handskizze) fällt mir hierzu ein, er mag den langjährigen Mitforenten noch im Gedächtnis geblieben sein, aber später eingestiegenen könnte die elementare Bedeutung nicht klar sein. Magst du dazu noch einmal Stellung nehmen, weshalb die akribische Optimierung der Betriebsspannung speziell bei der Versorgung eines Quarzoszillators ein so zentrales Thema ist?
es ist betrüblich, dass die Bilder gelöscht wurden. Am Anfang meiner Forumszeit habe ich die Bilder bei ImageShack hochgeladen, und das stellte sich später als großer Fehler heraus. Bei abload.de ist noch alles da, was ich jemals dort hochgeladen habe. Leider habe ich die alten Bilder auch nicht mehr auf meiner Festplatte gefunden. Weißt Du zufällig den Link zu meinem Beitrag mit dem Spannungsversorgungseinfluss auf die Clock? Dann könnte man sehen, wie das Bild hieß, und ich könnte gezielter danach suchen. Zu einem neuen Grundsatzbeitrag komme ich gerade nicht, weil ich ich mitten in einigen sehr spannenden Untersuchungen stecke. Klar, wenn ich z. B. meinem Nachbarn erzählen würde, was ich da gerade Spannendes mache - Einfluss der Spanungsversorgungsgüte auf die klangliche Performance des Lichtwellenleiterumsetzers und seiner Clock - würde er sicherlich das Gähnen kaum unterdrücken können. Aber ich freue mich sehr, dass es hier
Audiophon hat geschrieben: 08.10.2021, 12:59 danke für Deinen Forschergeist. Das Thema interessiert mich auch brennend und man sieht, dass praktisch überall in der Kette noch Verbesserungspotential steckt (wie ich auch nach dem Einbau eines Hoer-Wege Netzteils in meinen Auralic Streamer merken durfte).

Bitte bleib am Ball und lass uns an den weiteren Schritten teilhaben!
auf Interesse stößt.

Hallo Martin,

inzwischen habe ich einige Schritte gemacht und möchte gerne Schritt für Schritt versuchen, sie hier nachvollziehbar darzustellen.

Zunächst schauen wir uns bitte nochmal die beiden letzten Oszillogramme oben an. Bei beiden werden unten ungefähr 10µV Restrauschen ausgewiesen, aber das untere (vor dem Umbau des Keces P8) sieht viel schlechter aus als das obere. Der Grund ist: Diese ca. 10µV Restrauschen im oberen Bild erhält man auch, wenn man gar nichts an den Messverstärker anschließt. 8-10µV ist schlicht sein Eigenrauschen und das ist damit die Messgrenze. Dennoch ist in diesem Restrauschen des Messverstärkers ein klarer Unterschied mit dem Auge erkennbar. So, und wie klingt das nun im Vergleich zu vorher? Der Unterschied ist jetzt von ganz anderem Kaliber als der Vergleich davor, als ich die SuperCaps in eine Dose gepackt und vor die 7V des ER geschaltet habe. Packender, kräftiger, konturierter, wow, wenn die Afterdark Giesemann Emperor noch glatteren Strom kriegt, läuft sie erst so richtig zur Hochform auf, die ich damit kennenlernen darf. Das ist beeindruckend.

Nun, wenn hier so viel zu holen ist, denke ich mir, dann müsste doch auf der Empfängerseite des Clocksignals ebenfalls was bei der Spannungsversorgung zu holen sein. Irgendwo geht das Clocksignal ja rein und wird ausgewertet, nämlich auf der isolierten B-Seite des EtherRegen. Alles wieder abgebaut und den ER aufgeschraubt. Bericht kommt, ich muss nur zwischendurch wieder weiteres Material versuchen, in meiner Werkstatt unterzubringen, das für die Linearnetzteile der G-Linn eben wieder angeliefert wurde.

Viele Grüße
Gert
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Also den ER aufgeschraubt. Interessant ist der Bereich B. Dort hat es den LAN-Port B - das ist der, der zum Linn geht - und den Clockeingang:

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Der Bereich ist schon optisch dadurch abgetrennt, dass die Massefläche dort für ein paar mm unterbrochen ist, auch unten:

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Zwischen Bereich A und B gibt es nur den Datenübergang über Trennbausteine an der oberen Kante und von links kommt der Strom rein. Das ist besagter DC-DC-Wandler, 5V auf A von links auf 5V nach rechts auf B. Er hat noch ein Kühlhäubchen gekriegt, der schwarze kleine Igel obendrauf. Ich lege das frei und versuche, die acht Füße des Bausteins alle gleichzeitig zu erwärmen. Ich scheitere bei dem Vorhaben, will den DC-DC-Wandler, diese HF-Schleuder, aber unbedingt draußen haben. Also wähle ich den irreversiblen Weg und fräse ihm die acht Beinchen mit dem Dremel weg:

Bild

Käbelchen angelötet und mit 5V vom Labornetzteil versorgt, den Rest wie immer mit dem Keces P8. Auch die Afterdark-Clock darf mitmachen, wie man an dem belegten Clockeingang sieht:

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Ok, funktioniert, und der Bereich B will 550mA auf der 5V-Leitung. Dafür, dass der DC-DC-Wandler laut Datenblatt nur 400mA kann, ist das recht mutig dimensioniert. Das erklärt mir zum einen den nötigen Kühlkörper und zum anderen, warum ich auf der Sekundärseite des Bausteins anstelle der spezifizierten 5V nur 4,7V gefunden habe. Buchse rein, Kabel dran, Deckel drauf:

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So, aber woher kriege ich nun in meinem Rack die 5V? Womöglich noch ein Netzteil da reinstellen? Nein, also alles was recht ist, nicht noch eins. Ich erinnere mich daran, dass das Keces P8 ja eigentlich noch einen galvanisch isolierten dritten Bereich hat, nämlich 5V an der USB-Buchse mit max. 1A. Das passt doch! Aber bestimmt muss man an die 5V erstmal Hand anlegen. Zumindest einen Aktivgleichrichter sollte man reinmachen nach meiner Erfahrung mit den beiden anderen Zonen. Ein Blick ins geöffnete Gehäuse zeigt eine merkwürdige Aufgeräumtheit in der 5V-Zone. So kann ich z. B. gar keinen Gleichrichter entdecken. Der muss unten drauf sitzen! Ist das P8 etwa beidseitig bestückt? Ich schraube alles raus, Rückwand weg etc., bis ich die Platine rauskriege:

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Tatsache, jede Menge Elektronik unten drauf, und jetzt finde ich auch den recht mickrig dimensionierten Gleichrichter:

Bild

Ganz links, DBR mit Nummer 105 steht für Diode Bridge oder Diodenbrücke oder Gleichrichter. Recht mickrig dimensioniert, würde ich sagen. Raus damit, Kabel angelötet für Aktivgleichrichter und Ausgang, dann alles wieder zusammengeschraubt:

Bild

Dem Ausgang habe ich noch üppige 18.000µF spendiert, um die Spannung noch ein bisschen ruhiger zu stellen. Gesamtansicht:

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Man sieht den 5V-Bereich oben links, unten rechts die beiden Aktivgleichrichter für Zone 1+2. Oben im Bild noch die beiden dicken zusätzlichen Elkos dieser Zonen. Von hinten:

Bild

Triggerausgang? Der ist für meinen Vorverstärker.

Messtechnisch sieht das am ER jetzt viel besser aus, die Schaltnädelchen, die mit 177kHz aus dem DC-DC-Wandler überall reingespuckt haben, sind weg.

Damit wieder in den Hörraum. Das muss doch jetzt sicher noch viel toller klingen, ist meine Erwartung. Es klingt enttäuschend. Das Schlagzeug bei der Carmen Gomez klingt lange nicht mehr so live, die Stimme hat an Kraft verloren und der Bass ist aufgeweicht. Andere Musik, gleicher Effekt. Au weia. Ich sehe mich gedanklich schon für 5€ wieder den rausgefrästen DC-DC-Wandler bei Mouser bestellen und einlöten. Aber so schnell habe ich noch nie aufgegeben. Ich werde berichten, wie das weiterging.

Viele Grüße
Gert
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Hallo Gert,

das ist jetzt mal wieder ganz besonders spannend. Ich drücke die Daumen für die nächste Folge.

Viele Grüße
Horst-Dieter
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo Gert,

In der Tat spannend zu lesen. Ich finde es auch immer wieder erfrischend, wie locker und authentisch du "Fehlerversuche" (Edison hätte gesagt "ich kenne jetzt 1000 Möglichkeiten, die nicht funktionieren") dokumentierst und uns mitteilst.
Herzlichen Dank für dieses nie enden wollende Engagement!

Beste Grüße
Jörg
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StreamFidelity
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Keces P8 mit Aktivgleichrichter

Beitrag von StreamFidelity »

Hallo Gert,
Fortepianus hat geschrieben: 06.10.2021, 17:39 Zunächst das P8 direkt an der Afterdark:

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Das ist nicht wirklich gut. Man sieht ganz deutlich, dass ein 50Hz Restbrumm auf dem 12V-Ausgang ist. Und fast noch schlimmer: Die scharfen Sprünge. Die kommen sehr wahrscheinlich von den Gleichrichterdioden. Ok, 133µV Restbrumm ist nicht sooo schlecht, aber an einer Clock darf's schon ein bisschen weniger sein.
Fortepianus hat geschrieben: 08.10.2021, 16:14 Man sieht den 5V-Bereich oben links, unten rechts die beiden Aktivgleichrichter für Zone 1+2. Oben im Bild noch die beiden dicken zusätzlichen Elkos dieser Zonen.
Habe ich da jetzt etwas verpasst? Also stammt die Messung vom P8 noch ohne Aktivgleichrichter? Und wenn ja wie hat es sich mit Aktivgleichrichter verbessert? Nicht das ich da schon einen Hintergedanken im Kopf habe. :mrgreen:

Grüße Gabriel
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Gabriel,
StreamFidelity hat geschrieben: 08.10.2021, 17:28 Habe ich da jetzt etwas verpasst? Also stammt die Messung vom P8 noch ohne Aktivgleichrichter? Und wenn ja wie hat es sich mit Aktivgleichrichter verbessert? Nicht das ich da schon einen Hintergedanken im Kopf habe. :mrgreen:
also noch mal ganz langsam. Normalerweise sieht das Rüstzeug direkt vor dem Linn so aus: Keces P8 Dual 7V und 12V. Mit 7V direkt an den EtherRegen. Mit 12V an das LPS-1.2 (UltraCap-Bänke, eine wird geladen, eine spielt). Von da mit wieder 12V an die 10MHz-Clock, die den ER extern taktet.

Zurerst habe ich das Zeug alles in die Werkstatt geschafft und bei der ersten Messung an den Versorgungen das LPS-1.2 weggelassen, um zu sehen, was das P8 alleine schafft. Auch wenn das gar nicht gut aussieht auf dem Oszi-Bild - das ist mit einer Vergrößerung von Faktor 1000 gemacht. Das ist direkt mit einem Mikroskop im optischen Bereich vergleichbar. Da sieht man bei Faktor 1000 auch Sachen, die das bloße Auge niemals ahnen würde. Und da sieht man also den von Dir zitierten Restbrumm und die Gleichrichter-Schaltsprünge rausvergrößert. Absolut betrachtet auf einem Niveau von 130µV, das ist nicht viel. Aber eine Clock nimmt einem jeglichen Dreck auf der Versorgung verdammt übel.

Dann habe ich die Messung mit dem LPS-1.2 dazwischen wiederholt. Jetzt kommen wir an die Auflösungsgrenze des Mikroskops, sehen aber immer noch die Grundstruktur des P8-Ausgangs abgebildet - obwohl das Bild in der Phase gemacht ist, in der das P8 eigentlich gar keinen Strom liefert. Also so eine Art Übersprechen. Streulicht wäre das im optischen Vergleich. Dann mache ich den Aktivgleichrichter rein und buttere noch ordentlich Millifarad an den Ausgang. Jetzt ist das Streulicht nicht mehr messbar und es klingt grandios.

Hallo Horst-Dieter,
Horse Tea hat geschrieben: 08.10.2021, 16:47 das ist jetzt mal wieder ganz besonders spannend. Ich drücke die Daumen für die nächste Folge.
merci, sie kommt gleich.

Hallo Jörg,
alcedo hat geschrieben: 08.10.2021, 17:22 In der Tat spannend zu lesen. Ich finde es auch immer wieder erfrischend, wie locker und authentisch du "Fehlerversuche" (Edison hätte gesagt "ich kenne jetzt 1000 Möglichkeiten, die nicht funktionieren") dokumentierst und uns mitteilst.
Herzlichen Dank für dieses nie enden wollende Engagement!
danke auch Dir! Nur über das zu schreiben, was gelungen ist, würde den Weg dorthin im Nebel lassen. Ich dachte mir also, interessant, die Versorgung des Teil B am ER, also dort, wo die Clock reinkommt und aufbereitet wird, ist wohl ein sehr empfindlicher Punkt. Von der Priorität her betrachtet kommt er wahrscheinlich direkt nach der Versorgung der Clock selbst. Ich dachte ja, ich hätte das P8 am 5V-Ausgang bereits ausreichend frisiert mit Aktivgleichrichter und 18.000µF. Weit gefehlt, das ist ganz klar schlechter als der DC-DC-Wandler im Original, obwohl der so einen üblen messbaren Störnebel verursacht. Wie kann das sein? Nun, ich denke, der Störnebel ist bei 177kHz und erzeugt damit ein Zittern des Taktsignals bei 177KHz. Das juckt unser Gehör aber herzlich wenig, am empfindlichsten ist das im einstelligen Hertzbereich, wenn da der Takt jault. Geht man also mit einer recht ordentlich gesäuberten Spannung bei Teil "A" des ER rein, werden durch den DC-DC-Wandler, der zugleich auch ein Regler ist, die niederfrequenten Restschwankungen auf der Versorgung nochmal geglättet und aber 177kHz-Dreck hinzugefügt. Der Effekt der niederfrequenten Reinigung dominiert dabei ganz offensichtlich den negativen der HF-Verseuchung.

Um das zu verifizieren, dachte ich mir, jetzt probier ich doch mal, was passiert, wenn ich diese Spannung noch dreckiger mache. Also mein kleines Peaktech 6080, das ja eigentlich einen sehr guten Ruf geniest, aber Restrauschen im mV-Bereich bereithält, anstelle des neu geschaffenen 5V-Ausgangs angeschlossen. Leute, das ist zum Weglaufen. Das verhunzt den Klang sowas von nachhaltig, das ist beeindruckend. Flach und flau. Das kleine Experiment zeigt mir, dass ich hier an der richtigen Stelle nach Öl bohre.

Ich hänge ein kleines 5V-Netzteil mit Forums-S11-Schaltung rein, das ich im Fundus habe, auch mit Aktivgleichrichter, mit sehr ordentlicher Performance. Ja sicher, bestimmt keine Dauerlösung, weil die Vorgabe war, kein weiteres Netzteil und kein weiteres Netzkabel. Das klingt jetzt wieder anhörbarer, aber besser als der 5V-P8-Ausgang ist das nicht wirklich.

Nach meiner positiven Erfahrung mit SuperCaps bei den Linearnetzteilen für die G-Linn kommt das nächste Experiment. Ich schalte mal eben zwei SCaps mit 25F in Reihe, jeder verträgt 2,7V Spannung, und durch die Reihenschaltung teilen die beiden sich die 5V:

Bild

Der Vorwiderstand, den man da sieht, hat 470mOhm und soll sowohl ein bisschen sieben (durch das RC-Glied mit den SCaps) als auch das Netzgerät davor keinen ganz so ekligen Kurzschluss beim Laden sehen lassen. Gedacht ist die kleine Platine, um sie direkt an den 5V-Eingang des ER zu stecken, ohne jedes Kabel dazwischen.

Also direkt dorthin gesteckt und eingeschaltet. Das Keces geht am 5V-Ausgang beleidigt in den Überlastmodus. Das heißt leider nicht wie erhofft, dass der Strom eben auf das max. mögliche eine Ampère begrenzt wird, sondern es fließt gar kein Strom. Abgeschaltet. Ich will jetzt aber gerne den Effekt kennenlernen, wenn so ein fetter Speicher direkt ohne Kabel einen riesigen Stromspeicher direkt an der Eingangsbuchse des ER bereithält. Zweimal 25 Farad in Reihe geschaltet ergibt eine Kapazität von 12,5F, das ist eine Menge. Normalerweise hat z. B. eine Endstufe sagen wir zweimal 10.000µF bis zweimal 47.000µF Siebkapazität. In Farad ausgedrückt ist das 0,01 bis 0,047F. Nur, um mal klarzumachen, um was es hier geht. So ein Kondensator mit mF ist eben in ms geladen. Bei Farad dauert das dann entsprechend Sekunden. Hat man 1A zur Verfügung wie hier, lädt man 1F in 1s um 1V auf. Für 5V braucht man also 5s bei 1F. Und für 12,5F auf 5V dann eben 62,5s oder eine gute Minute.

Ich will jetzt den Effekt wissen. Ich helfe mir mit einem Trick: Ich lade die SuperCaps in der Werkstatt mit einem Labornetzteil auf 5V hoch, das behalten die nach dem Abklemmen noch stundenlang. Dann schalte ich das P8 an der Anlage ein, klemme die geladenen SCaps dran und dann den ER. Den 7V-Eingang nochmal kurz abgesteckt und wieder dran, und jetzt läuft er.

Wieder Hörtest. Knackig. Präsent. Durchsichtig. Zum Anfassen. Kinnlade. Das Schlagzeug bei "Priority" vom Hoff-Ensemble steht vor mir. Ich bin entzückt. Diese fetten SCaps direkt dran, das bringt's. Aber wie kriege ich die so geladen, dass die Netzteile nicht gleich die Grätsche machen und das nicht ewig dauert nach dem Einschalten?

Viele Grüße
Gert
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Fortepianus hat geschrieben: 08.10.2021, 22:58Diese fetten SCaps direkt dran, das bringt's. Aber wie kriege ich die so geladen, dass die Netzteile nicht gleich die Grätsche machen und das nicht ewig dauert nach dem Einschalten?
Hallo Gert,
vielleicht hilft der alte Glühlampentrick (=PTC), Reihenschaltung mit Caps. Es gibt 4,8V Halogenlampen, ggf. mehrere parallelgeschaltet, angepasst an Netzteil- und Cap-Maximalstrom.
Ich würde mir aber auch Gedanken machen, wie bei Reihenschaltung die Kapazitätstoleranzen der Caps im kapazitiven Spannungsteiler jeweilige Überspannung pro Exemplar in vorgegebenen Grenzen halten.
Grüße
Hans-Martin
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Hans-Martin,
Hans-Martin hat geschrieben: 08.10.2021, 23:55
Fortepianus hat geschrieben: 08.10.2021, 22:58Diese fetten SCaps direkt dran, das bringt's. Aber wie kriege ich die so geladen, dass die Netzteile nicht gleich die Grätsche machen und das nicht ewig dauert nach dem Einschalten?
Hallo Gert,
vielleicht hilft der alte Glühlampentrick (=PTC), Reihenschaltung mit Caps. Es gibt 4,8V Halogenlampen, ggf. mehrere parallelgeschaltet, angepasst an Netzteil- und Cap-Maximalstrom.
der Ladevorgang dauert zu lange für den Glühlampentrick. Das geht eleganter so, wie ich das in den neuen Linearnetzteilen der G-Linns mache: Leistungs-Mosfets als Stromquelle, die den Strom auf einen einstellbaren Wert begrenzen. Da ich direkt an der 5V-Buchse des EtherRegen im Platz ziemlich begrenzt bin, insbesondere in der Breite, habe ich also folgenden Zwischenstecker gebastelt:

Bild

Man sieht etwas kleinere SuperCaps, 2x 10F in Reihe.
Hans-Martin hat geschrieben: 08.10.2021, 23:55 Ich würde mir aber auch Gedanken machen, wie bei Reihenschaltung die Kapazitätstoleranzen der Caps im kapazitiven Spannungsteiler jeweilige Überspannung pro Exemplar in vorgegebenen Grenzen halten.
Ganz einfach, ich habe sie nach Kapazität selektiert. Ich habe aber auch in der Simulation angeschaut, was passiert, wenn ich SCaps mit ungünstigster Ausschöpfung der Toleranzen in Reihe schalte. Macht man das ohne Selektion, muss man eben entsprechend mehr Spannungsfestigkeit vorhalten.

Also, man sieht auf der Schaltung links einen Kühlkörper, auf dessen Rückseite ein dicker Leistungs-Mosfet sitzt. Der schwarze Dreibeiner weiter rechts, der wie ein Transistor aussieht, ist ein Shuntregler, der mit den Widerständen eine konstante Spannung ohne Massebezug bereitstellt. Von der zweige ich über das blaue 20Gang-Poti einstellbar so viel ab fürs Gate, dass der Mosfet als Stromquelle arbeitet. Der kleine schwarze Elko sorgt dafür, dass der Strom weich hochgefahren wird. Den Strom habe ich auf 1A eingestellt. Mit 1A kriegt man die 5F (2x 10F in Reihe) in 5s um 1V hoch. Für 5V braucht man also 25s. Tief hinten im Rack, hinter dem Keces, sieht das jetzt so aus an der B-Seite des ER:

Bild

Die kleine Aludose dahinter

Bild

macht genau das gleiche mit drei SCaps in Reihe für die 7V-A-Seite des ER, hat aber noch ein Relais am Ausgang, das mit der kupferfarbenen Steuerleitung getriggert wird. Der Grund wird gleich klarer, wenn man sich die Versorgung im Schaubild ansieht:

Bild

Ich habe in rot die max. möglichen Ströme und die Ladezeiten der UltraCap-basierten Zwischenspeicher eingetragen. Am längsten braucht das LPS-1.2 mit ca. 40s, bis es den Ausgang freischaltet. Jetzt erst beginnt die Afterdark-Clock zu arbeiten. Bis dahin darf aber der ER noch keine Spannung am 7V-Eingang sehen, weil er beim Booten das Clocksignal braucht. Also wird die 7V-Spannung, die eigentlich bereits nach ca. 8s steht, über ein 12V-Relais erst dann zum ER durchgestellt, wenn die 12V für die Clock da sind. Und damit die Clock überhaupt zum Teil A des ER kommt, muss Teil B bis dahin mit 5V versorgt sein. Die 5V stehen nach 25s, was ausreichend ist. Und jetzt versteht man auch, warum ich nicht noch größere Cs verwendet habe - die nächst größeren in meiner Schublade haben 25F, und damit käme die 5V-Spannung erst nach über einer Minute, was weitere Relais-Spielereien nötig machen würde.

Die Frage, die sich mir gestern Abend stellte, als das alles fertig wurde: Reichen die 2x10F an Speicher aus, um den gleichen klanglichen Effekt zu bewirken, den ich mit den 2x 25F erzielen konnte?

Ein dickes JA. Irgendwann so um 2Uhr heute Nacht muss ich wohl auf dem Hörsofa bei den Wohlklängen eingeschlafen sein :-).

Viele Grüße
Gert
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hero65
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Zwischenstecker für G-MMC an P8 USB

Beitrag von hero65 »

Hallo Gert,
ich finde die Lösung den USB-Ausgang des P8 zu verbessern auch für den G-MMC sehr interessant.
Du hattest ja von der Nutzung des 5V USB-Ausgangs vom P8 abgeraten.
Wäre der Zwischenstecker geeignet, den Eingang zusätzlich nutzen zu können?
Viele Grüße
Rolf
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