Gert (AGM 3.3, 5.4, 7.4, 9.4, Backes & Müller BM 6, 20, Abacus C-Box 3, 4)

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Bajano
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Beitrag von Bajano »

wishbox hat geschrieben: 12.12.2022, 21:07 Ein Genuss diesen Thread zu verfolgen, ich kann es nicht besser sagen!
Da stimme ich uneingeschränkt zu!

Viel Erfolg & beste Grüße,
Oliver
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Guten Morgen zusammen,

vielen Dank für den Zuspruch! Ich warte ja nach wie vor auf die blöden Pfostenbuchsen vom Reichelt. In der Zwischenzeit fand ich aber ein zunächst etwas merkwürdiges Phänomen: Als ich die 3,3V-Spannungsversorgung per Labornetzgerät ausgeschaltet habe, lief das Amanero-Eingangsboard einfach weiter. Da reibt man sich verwundert das Äuglein und denkt im ersten Moment, man hätte jetzt plötzlich das Perpetuum mobile erfunden, erinnert sich aber dann doch wieder an den Energieerhaltungssatz. Wer weiß, ist der vielleicht doch nicht richtig etc. bis mir's dämmert, das Amanero wird aus der 5V-Leitung des USB-Anschlusses versorgt. Das ist nicht besonders klug gemacht, weil man ja dann bei der noch zu erwartenden Version mit S/PDIF-Eingang externe 3,3V braucht und bei Betrieb mit USB nicht. Der auf dem Board vorhandene Regler quittiert allerdings die Einspeisung rückwärts gelassen, die höhere Spannung gewinnt. Aber 5V von USB ist ja wohl schon so ungefähr das Dreckigste, was man einem Board als Eingangsspannung gönnen kann. Immerhin, der kleine Low-Dropout-Regler ist von guter Qualität. Also Handlungsbedarf:

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Den zweipoligen Stecker für die Clockversorgung habe ich durch einen dreipoligen ersetzt, die 5V vom USB-Anschluss abgeklemmt und an den dritten Pin des Steckers gelegt, braunes Käbelchen im Bild. Wieder rin damit:

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Die 5V des Amanero werden jetzt dauerhaft von den 5V der Supercap-Bank versorgt und USB bleibt draußen, ob angeschlossen oder nicht. Ohne bisher einen einzigen Ton aus dem DAC gehört zu haben, bin ich überzeugt davon, dass das Eingangsboard jetzt in einer ganz anderen Liga spielt. Und das kleine Ding ist ziemlich klangentscheidend! Hier wird nämlich der Takt generiert, der beim asynchronen USB-Betrieb das Sagen hat. Das DAC-Board selbst hat überhaupt keine Clock, das wird mit der Bitclock getaktet. Das ist ein NOS-DAC-Board - wobei der Begriff etwas missverständlich ist. NOS heißt ja nur ohne Oversampling und damit ohne Digitalfilter. Nun gibt es aber unterschiedliche NAS-DAC-Konzepte. Die Puristen machen das dann so, dass es auch kein analoges Anti-Aliasing-Filter gibt, es wird dem menschlichen Ohr überlassen, die Filterung vorzunehmen. Na ich weiß nicht so recht, das ist nicht mein Weg. Mir erscheint folgendes Vorgehen sinnvoll:

Das Oversampling, wenn gewünscht, darf Roon auf einem potenten Rechner machen, der sich damit immer noch langweilt, in meinem Fall der i7 im Prime Mini 5. Per USB kann ich dann bis zu 384kHz mit 32bit anliefern, auch das DXD-Format, das nichts anderes als 352,8k/24 ist, geht damit, da habe ich ein paar Files in dem Format gekauft. Die gewünschte Datenrate erkennt das Eingangsboard und setzt die Clock entsprechend, bei 352,8kHz ist das eine Bitclockrate von immerhin 22,5792MHz. Dafür hat das Amanero einen ordentlichen jitterarmen TCXO auf dem Board, der direkt ohne Teiler die Bitclock setzt und per USB die Daten anfordert. Diese im Beispiel 22,5792MHz takten direkt den R2R-Dac. Hier ist für technisch interessierte eine gute allgemeinverständliche Beschreibung, wie ein R2R-DAC funktioniert. Aber das hier verwendete Board hat durchaus vernünftige Analogfilter dabei, deren Grenzfrequenz es noch zu messen und ggf. zu überarbeiten gilt.

Der Reiz dieses Konzepts ist, dass es außer dem Taktgeber im Eingangsboard keine weiteren Takte für irgendwelche Prozessoren gibt. Außerdem ist das R2R-Prinzip das klassische DAC-Prinzip, wenn auch recht aufwändig durch die vielen notwendigen Präzisionswiderstände. Die Steuerchips dagegen sind keine Prozessoren im eigentlichen Sinn, sondern CPLDs, also programmierbare Logikgatter, die als Zustandsmaschine für die zweimal 24 Schalter pro Kanal gestrickt sind. Zweimal, weil schon da vorne im DAC symmetrisch aufgebaut. Mit dem Takt der Bitclock werden da die Schalterchen gesetzt, die den digitalen Wert auf den geforderten analogen Ausgangsstrom setzen. Per Wordclock weiß jede Seite (linker oder rechter Kanal), die ihren eigenen CPLD hat, wann sie dran ist. Dann rattern die Datenbits rein und setzen die Gatter. Mit der nächsten Wordclockflanke wird dann der Ausgangsstrom auf den neuen Wert umgestellt, der konstant bleibt bis zum nächsten Takt. So entstehen die Treppenstüfchen, die es per Analogfilter noch zu glätten gilt. Je höher die Samplingrate, desto kürzer die Stufen und desto höher kann die analoge Filterstufe ihre Grenzfrequenz wählen.

Viele Grüße
Gert
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L_Hörer
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Beitrag von L_Hörer »

Hallo Gert,
hallo zusammen,
Bajano hat geschrieben: 13.12.2022, 09:49
wishbox hat geschrieben: 12.12.2022, 21:07 Ein Genuss diesen Thread zu verfolgen, ich kann es nicht besser sagen!
Da stimme ich uneingeschränkt zu!
Ja, für mich sind Deine Berichte, Gert, das technische Analogon zu Spannendem aus dem literarischen Bereich, z.B. einem guten Agatha Christie Krimi. Immer wieder passiert Unerwartetes, Rätsel, es gibt elegante Zwischenlösungen, und final dann ...

Wir beobachten und warten es ab, so schwer es auch fällt. Und lernen dabei.

Vielen Dank, dass Du uns so detailliert teilhaben lässt,
viele Grüße von der schwäbischen Alb,
Heinz
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Schorsch
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Beitrag von Schorsch »

Lieber Gert,

auch von meiner Seite "Zuspruch" für Dein neues Projekt und dessen äußerst kurzweilige, technisch verständliche Präsentation! :cheers:

Ich hoffe Du bist nicht enttäuscht, dass Du doch kein
Fortepianus hat geschrieben: 13.12.2022, 10:56 ... Perpetuum mobile erfunden, ...
hast. Auch die Effizienz Deiner Tests ist beeindruckend:
Fortepianus hat geschrieben: 13.12.2022, 10:56 Ohne bisher einen einzigen Ton aus dem DAC gehört zu haben, bin ich überzeugt davon, dass das Eingangsboard jetzt in einer ganz anderen Liga spielt.
Dem postulierten Ergebnis dieses un-G-hört Tests schließe ich mich an. :D

Viel Spaß und Erfolg weiterhin!

Viele Grüße
Georg
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taggart
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Beitrag von taggart »

Hallo Gert,

ein tolles Projekt, vielen Dank, dass wir als Mitleser dabei sein dürfen! :D

Ich hatte vor einiger Zeit auch den Bedarf für einen separaten DDC und die Wahl zw. dem Amanero- und dem JLSounds-Board (User Manual).
Die Entscheidung fiel für mich damals für Letzteres, da dieses die Eingangs- und Ausgangsseite galvanisch isolieren kann und mehrere Möglichkeiten der Stromversorgung "von Haus aus" zulässt:
a. Eingangstrom über USB, Ausgangsstrom von Eingangsseite gebrückt (dann natürlich keine galvanische Trennung mehr)
b. Eingangsstrom über USB, Ausgangstrom 5V (20mA) separat
c. Eingangstrom 5V seperat, Ausgangsstrom 5V separat

Zudem wird auf dem Board ein Linearregler und kein Schaltregler verwendet, der allerdings auch gut warm wird.

Klanglich war es bei meinen Tests dabei sehr entscheidend, den Ausgang mit separaten 5V zu betreiben.
Die Eingangsseite auch noch mit separater Spannung zu betreiben und nicht die 5V vom USB zu nehmen, war dagegen bei mir kaum hörbar.

Das einfach nur zur Info, da vielleicht ja auch für dich interessant, falls du das Board nicht aus anderen Gründen ausgeschlossen hast.

Gruß, Christoph
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Schischu
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Beitrag von Schischu »

Hallo Gert,

interessantes Projekt - sehr unterhaltsam und wie immer für nicht Elektrotechnikstudierte sehr verständlich geschrieben.

Meines Wissens nach sollte das nachfolgende USB Interface Wave I/O eines der Besten am Markt sein. Diese verbaut auch Stephan Horwege in seinen DA Wandlern. Eventuell ist dir dieses Board ja bereits bekannt ...

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Zu finden unter http://www.luckit.biz/

Ansonsten hätte ich noch ein USB Interface aus einem Gustard X20 Pro übrig - wird nicht mehr benötigt, da das Gerät nicht mehr in meinem Besitz ist. Das könnte ich dir, wenn Du möchtest, als Projektunterstützung und als kleines Dankeschön für deine immer überaus lesenswerte Berichterstattung überlassen. Bei Interesse bitte kurze PN und ich sende es dir per Post.

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Pinbelegung sieht wie folgt aus:

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Gruß
Hendrik
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Christoph, hallo Hendrik,

vielen Dank für die Links und Tipps, insbesondere auch für das äußerst nette und großzügige Angebot mit dem USB-Interface aus dem GustardX20 Pro. Der Grund, warum ich mich für das Amanero Combo384SE entschieden habe, ist der S/PDIF-Eingang, den die genannten Boards alle nicht haben. Sonst hätte ich ein zweites Board für S/PDIF -> I²S einbauen müssen und einen Umschalter auf I²S-Ebene, was ich vermeiden wollte. So muss ich eben mit den Unzulänglichkeiten des Amanero leben und sie nachträglich ausmerzen, was aber ganz gut zu gehen scheint.
taggart hat geschrieben: 14.12.2022, 07:52 Zudem wird auf dem Board ein Linearregler und kein Schaltregler verwendet, der allerdings auch gut warm wird.
Das Amanero hat ebenfalls einen Linearregler 5V ->3,3V drauf. Die Versorgung der Clocks mit 3,3V habe ich ja bereits gelöst, und die galvanische Trennung der Ausgänge ergibt in meinem Fall wenig Sinn, denn die Masse des DAC-Boards und des USB-Boards ist sowieso gemeinsam - sie werden ja beide aus den blitzsauberen 5V der Supercap-Schaltung des G-LNT versorgt. Was mir allerdings sinnvoll erscheint, wäre eine galvanische Trennung auf USB-Seite. Ich habe mir dazu mal einen ifi iDefender+ bestellt - ich habe aber keine Ahnung, ob das Ding macht, was ich gerne hätte. Ich hätte gerne eine galvanische Trennung der Datenleitungen und der Masse. Man muss da aufpassen, viele der angebotenen USB-Isolatoren können zwar angeblich USB 2.0 oder 3.0, übertragen dann aber doch nur mit 12Mbit/s, was die Datenrate von USB 1.1 ist und für hochauflösende Files nicht reicht. Das ifi kann aber die 480Mbit/s von 2.0, und aus klanglichen Gründen wird auch immer dringend empfohlen, 2,0 und nicht 3.0 einzusetzen für Audio. Der PrimeMini 5 hat jedenfalls genau dafür einen einzelnen Ausgang mit USB 2.0, die restlichen USB-Buchsen sind alle 3.0. Ich werde das aber natürlich testen. Leider haben diese USB-Isolatoren dann alle noch einen DC-DC-Wandler drauf, um auch die 5V galvanisch zu trennen. Da ich die 5V von USB aber gar nicht will, wäre mir ein Isolator ohne diesen Schaltregler lieber, denn der spuckt ja seine Schaltimpulse auch auf die Datenleitungen, habe aber noch nirgends sowas gesehen. Aber den DC-DC-Wandler kann man ja vielleicht einfach rauslöten.

Viele Grüße
Gert
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Guten Abend miteinander,

die Pfostenstecker sind endlich da. Alles mal schnell verdrahtet:

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Wohlbemerkt, das ist nicht das endgültige USB-Board, das hat dann nämlich wie schon erwähnt noch den S/PDIF-Eingang, aber die beiden sind Pin-kompatibel und so kann ich, wenn das Combo384SE (das jetzt eingebaute heißt Combo384 ohne SE) endlich wieder lieferbar ist, die Boards einfach austauschen - natürlich nach den bereits am reinen USB-Board erfolgten Änderungen. Übrigens wurde inzwischen der Lieferzeitraum für das SE erneut eine Woche nach hinten angepasst. Aber ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, ob das Zeug alles läuft und schließe das G-LNT an, ebenso meinen G-HA in der Werkstatt per XLR als Vorverstärker:

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Nach dem Laden der Supercaps, das mit gut 120W am Netzeingang des G-LNT quittiert wird, fällt der Strombedarf auf rührende 8W ab. Das ist so ungefähr die Unterforderung eines Netzteils, die ich schätze. Und da kommt tatsächlich Musik raus! Test mit verschiedenen Saplingraten etc., alle Anzeigen und Schaltungen funktionieren auf Anhieb, na, das ist ja schon mal ein gewisses Erfolgserlebnis am Abend. Aber es fallen zwei Dinge sofort auf:

1. Es gibt immer mal wieder so kurze, ich will nicht sagen Aussetzer, vielleicht so ein winziges Verschlucken im Musikfluss. Das ist umso häufiger, je höher die Samplingrate ist. Ich schiebe das jetzt mal auf den Werkstatt-PC, von dem ich nicht nur gerade schreibe, sondern der sonst auch noch eine Menge an der Backe hat. Das wird hoffentlich besser mit meinem PrimeMini im Hörraum, der nicht nur einen potenteren Prozessor, sondern auch sonst nichts zu tun hat und auf dem das völlig abgespeckte Betriebssystem Roon Rock läuft.

2. Das ist aber leise! Ich muss ungefähr 14dB weiter aufdrehen als mit dem Linn G-ADS3, den ich gerade umgebaut und heute Morgen zur Post gebracht hatte. Ich habe dann nachgemessen und einen vollausgesteuerten 1kHz-Sinus abgespielt - 620mVeff pro Symmetriehälfte, also 1,24Veff symmetrisch, ist im Vergleich zu den gewohnten 6Veff eines G-Linn 13,7dB weniger. Das ist nicht viel Pegel, das will ich erhöhen. Zu dem DAC-Board von Audiophonics gibt's aber keinen Schaltplan - also mit der Hand am Arm und ein paar Messgeräten bewaffnet mal die Schaltung auslesen und ins Simulationsprogramm eingeben. Mühsam, das dauert.

Viele Grüße
Gert
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo liebe NOSDAC-Fans,

nun habe ich mich durch die Schaltung gepflügt und mir verwundert die Augen gerieben. Was würdet Ihr erwarten, wenn Ihr dieses Board

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Quelle: www.audiophonics.fr

gekauft hättet? Klar, da steht, symmetrischer R2R-DAC 384/24, und auf dem Bild sieht man pro Kanal je zweimal 24 R2R-Kombis. Also klarer Fall, die beiden 24bit-Leitern sind für das positive und das negative Signal der Symmetrie. Falsch! Ich habe penibel alle Signale nachgemessen. Die beiden äußeren Leitern bedienen die symmetrischen Ausgänge, und die beiden inneren Leitern die asymmetrischen. Beide Ausgangsarten werden analog völlig getrennt aufbereitet. So ein Unsinn! Wenn man doch schon zwei Leitern pro Kanal spendiert, dann macht man das doch richtig symmetrisch! Und dann werden beide Analogzüge auch noch invertiert ausgegeben, dazu habe ich einen Sinusburst reingeschickt und mir das Signal angesehen. Also habe ich erstmal die OPs für die Cinchausgänge rausgezogen und mir die Schaltung für die symmetrischen Ausgänge, die ich ja ausschließlich an meine Ausgangsstufen weiterleite, genauer angesehen. Die Cinchausgänge leite ich dann nach den Ausgangsstufen vom postiven Signal des symmetrischen Ausgangs ab.

Es zeigt sich, dass die Schaltung eine klassische servosymmetrische Ausgangsstufe mit zwei OPs ist. Es gibt übrigens keine nennenswerte Filterung, also ein purer NOS-DAC, und die untere Grenzfrequenz liegt oberhalb von 20Hz, das ist nicht besonders schön. Ich stricke die Schaltung des rechten Kanals mal komplett um und lasse zu Vergleichszwecken den linken noch original. Ich bündle beide DAC-Kanäle, entferne den Servokram, erniedrige die untere Grenzfrequenz auf 1Hz und erhöhe die Verstärkung ordentlich. Filter mache ich zunächst noch keines rein. Spielt man jetzt einen vollausgesteuerten 1kHz-Sinus auf beiden Kanälen ab, sieht das so aus:

Bild

Oben der rechte Kanal, unten der linke. Gemessen wird jeweils die positive Symmetriehälfte, zwischen Pin 2 und 3 liegt dann die doppelte Spannung. Jetzt kommen rechts ungefähr die gewünschten 3Veff raus, während links bei ca. 600mV liegt. Gehen wir mal runter auf 20Hz:

Bild

Da gibts rechts noch keinen nennenswerten Abfall, während links bereits fast die Hälfte des Signals weg ist. 20kHz:

Bild

Ei, das sieht aber bei beiden Kanälen übel aus. NOS ohne Filter halt. Die Quantisierungsstufen sind null gefiltert. Ich mache wenigstens ein dezentes 6dB-Filter rein und baue den linken Kanal ebenfalls um:

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Schon besser. Prinzipbedingt beim NOS-DAC-Konzept ist aber ein Höhenabfall bereits bei 20kHz, hier ungefähr 2dB. Da könnte man natürlich analog was dagegen machen, aber jetzt lasse ich das mal für einen ersten Schuss so und probiere in einem nächsten Schritt im Hörraum aus, ob die Klangqualität überhaupt erträglich ist.

Viele Grüße
Gert
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Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Hallo Gert,

das ist mal wieder eine wundervolle Weihnachtsgeschichte! Hoffentlich mit Happy End, denn das gehört sich so. Aber vorher darf's ruhig spannend sein. :cheers:

Viele Grüße
Rudolf
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Rudolf,

bevor ich das Ding jetzt nach dem Abendessen in den Hörraum trage, ging mir der Höhenabfall doch gegen den Strich. Ich habe noch ein bisschen in die analoge Trickkiste gegriffen und jetzt sieht das bei 20kHz so aus:

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Kein Höhenabfall mehr, und trotzdem sind die Treppenstufen geglättet. Geht doch.

Viele Grüße
Gert
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo liebe Leser meiner
Rudolf hat geschrieben: 16.12.2022, 19:00 Weihnachtsgeschichte
gestern Abend also habe ich dann den kleinen DAC in den Hörraum getragen und angeschlossen:

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Rechts im Analogteil der DAC-Platine sieht man noch ein paar provisorisch eingelötete Widerstände und Kondensatoren, die bilden als Kunst am Bau die besagte Frequenzgangkorrektur im Hochtonbereich. Hinten sieht man Refine UM am XLR-Ausgang zur Vorstufe, rechts davon kommt der Strom vom G-LNT rein und links das USB-Kabel, Furutech ADL Formula 2. Nichts Supertolles, aber von ordentlicher Qualität. Ich brauche gut 3m USB-Kabel, um vom PrimeMini 5 im Vorräumchen hinter der Anlage zum DAC zu kommen. Und unten sieht man das Furutech FP-S55N, ein ordentlich dickes Stromkabel mit den 48er NCF-Steckern dran.

Pegeltest. Vollausgesteuerter 1kHz-Sinus in 192/24 zunächst vom G-ADS3 bei Lautstärkestellung 63,0 an der G-ML32:

Bild

Wer jetzt ob der Kanalgleichheit der Kette an den beiden von mir persönlich kalibrierten Messgeräten erblasst, tut das zurecht :-). Nun der G-DAC bei gleicher Einstellung:

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Auch nicht ganz schlecht, die Kanalgleichheit, aber 0,8dB mehr Pegel als vom G-ADS3. Jetzt kommt eines meiner Lieblingsfeatures der großen Mark Levinson zum Einsatz: Man kann den Pegel an jedem Eingang um +-20dB individuell verändern und speichern, und das in 0,1dB-Schritten. So ist die Lautstärke beim Umschalten zwischen den Quellen genau gleich.

Ich beginne mit meinem derzeitigen Lieblings-Klavieralbum:

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Wunderschön gespielt. Z. B. Schuberts Ständchen in der Liszt-Fassung. Wenn man das von anderen Pianisten oder Pianistinnen kennt, sagen wir mal von zum Beispiel Khatia Buniatishvili, dann ist das hervorragend geeignet, einem englischen Muttersprachler, der das Wort Kitsch in seiner Sprache nicht kennt, mit wenigen Tönen klarzumachen, was sich hinter dem Begriff verbirgt, da braucht's keine Gartenzwerge. Ganz anders bei Mariam Batsashvili. Mit Einfühlungsvermögen und einer ungeheuren Differenziertheit stellt sie ohne jeden Anflug von Schwelgerei diese Musik dar, und jetzt kommt's, warum ich das zum Testen nehme, auch noch in herausragender Aufnahmequalität. Native 192/24 mit einem warmen, vollen Flügelklang, richtig Fleisch am Knochen, im besten Sinne analog. Der G-ADS3 spielt da seine ganze Klasse aus, prächtige Klangfarben, äußerst präzise, aber nie scharf oder aufdringlich, der Flügel steht im Raum, einfach herrlich. Da kriegt der kleine G-DAC mal so eine richtige Messlatte hingelegt.

Ach, was soll ich sagen, er macht das gar nicht mal schlecht. Die Raumabbildung und Präzision ist sehr gut, aber bei den Farben kommt er nicht mit. Alles ein bisschen kühler, weniger analog. Nun ja, man muss aber auch bedenken, dass die galvanische Trennung zum Roon Core noch fehlt, es gibt sicher bessere USB-Kabel etc. etc. Ich mache einen Test zur Einordnung des Ganzen: Ich schalte den G-ADS3 um auf sein eingebautes Schaltnetzteil. Und schau hin, jetzt kann der G-DAC fast mithalten. Wer den Unterschied G-ADS3 mit vs. ohne G-LNT kennt, und das sind einige hier, weiß das einzuschätzen.

Aber jetzt will ich wissen, wie ein nativer 352,8k-File auf dem G-DAC klingt:

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Gleich das erste Stück "Unchain My Heart". Das Schlagzeug steht wie bei Carmen Gomes Inc. gewohnt derartig livehaftig da vorne, dass es die reine Freude ist. Und jetzt kommt der Hammer: Damit gefüttert setzt der G-DAC das tatsächlich noch lebendiger in den Raum als der Linn, der das auf 192k runtergerechnet braucht. Ich fange an, Spaß mit dem Kistchen zu haben. Will es vielleicht alles auf 352 oder 384 hochgerechnet? Ich probiere das nochmal mit der Batsashvili. Aber mit 384 klingt das eher schlechter als mit den originalen 192kHz. Anlass, bei Gelegenheit mal mit den unterschiedlichen Filtercharakteristiken im Upsampler von Roon zu experimentieren.

Ich probiere alles Mögliche an Musik aus und stelle fest: Je niedriger die Samplingrate, desto schlechter schneidet der G-DAC im Vergleich zum Linn ab, wobei der mit 192k auch seine Sahnefrequenz hat. CD-Qualität mit 44,1kHz mag der G-DAC gar nicht, das muss man unbedingt hochrechnen im Roon Core. Irgendwie auch klar: Bei so niedrigen Samplingraten hat das NOS-DAC-Prinzip ein Problem, denn das dezente analoge Filter dämpft zwar bei sagen wir 192k Sampling die notwendigen >96k-Frequenzen ausreichend raus, aber eben noch nicht bei 22kHz, was bei CD-Qualität nötig wäre.

Das NOS-DAC-Prinzip ist hier eine kleine Mogelpackung: Man verzichtet auf das Upsampling im DAC und spart sich steilere Analogfilter, aber dann muss man das Upsampling nach vorne verlegen und dem DAC eben schon hochgerechnete Kost vorsetzen, am besten mit einem speziell dafür gezüchteten leistungsfähigen Rechner mit abgespecktem Betriebssystem. Noch besser ist es natürlich, wenn die Kost von Haus aus nativ eine hohe Samplingrate mitbringt.

Heute lag übrigens der ifi iDefender+ im Briefkasten, der die USB-Verbindung galvanisch trennen soll. Was mich sehr freut: Er hat keinen Schaltregler an Bord, um die 5V auf Sekundärseite zu erzeugen, sondern hat dafür einen externen 5V-Eingang. Wenn man den wie bei mir nicht braucht, schließt man dort einfach nichts an. Damit werde ich heute Abend weitere Tests machen.

Gespannt bin ich insbesondere, wenn das Amanero mit S/PDIF-Eingang da ist (tatsächlich inzwischen unterwegs). Dann kann ich nämlich den G-ADS3 als Datenlieferant für den G-DAC verwenden. Der hat die Digital-Ausgangsplatine vom G-Hub drin und sollte den Roon Core als Quelle abhängen. Hoffe ich zumindest.

Viele Grüße
Gert
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Funky
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Tolle Aufnahme und Empfehlung - Frau Mariam Batsashvili

Beitrag von Funky »

Guten Abend Gert,

verfolge deine DAC Entwicklung mit grosser Spannung mit. Das ich dabei noch von Dir auf die Aufnahme von Mariam Batsashvili aufmerksam gemacht werde, ist das Sahnehäubchen. Eine wirklich tolle und in der Tat, auch für einen Analogie wie mich, "analog", weil sehr natürlich klingende Aufnahme. So macht das Durchlesen deiner Beiträge gleich doppelt so viel Spass.

Bin gespannt, wie die Geschichte ausgehen wird - "klingt" im doppelsinnigen Sinn nach Happy End.

Wäre ja ein schönes Weihnachtsgeschenk an Dich selbst.

Funky
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo Gert,
Funky hat geschrieben: 17.12.2022, 20:31 Das ich dabei noch von Dir auf die Aufnahme von Mariam Batsashvili aufmerksam gemacht werde, ist das Sahnehäubchen. Eine wirklich tolle und in der Tat, auch für einen Analogie wie mich, "analog", weil sehr natürlich klingende Aufnahme.
dem will ich mich gerne anschließen. Da ich nicht jeden Technikbeitrag lese (ich gebe es zu), hätte ich fast diese Albumempfehlung übersehen. Und das wäre wirklich schade gewesen! Beim flüchtigen Lesen habe ich mir zudem den Namen nicht richtig gemerkt und prompt mit den bekannten anderen georgischen Stars wie Rachvelishvili, Buniatishvili und Batiashvili verwechselt. Nun also Batsashvili. Kannte ich bislang noch nicht, werde ich mir aber merken. Ihr Klavierspiel zieht einen unmittelbar in Bann, alles klingt wunderbar leicht, dennoch intensiv und poetisch. Besonders hat es mir die Klaviertranskription des Orgelstücks von César Franck angetan - könnte ich immer wieder hören ;-)

Danke für den Tipp und viele Grüße
Jörg
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Rainer,
Funky hat geschrieben: 17.12.2022, 20:31 Bin gespannt, wie die Geschichte ausgehen wird - "klingt" im doppelsinnigen Sinn nach Happy End.

Wäre ja ein schönes Weihnachtsgeschenk an Dich selbst.
danke für's Mitlesen!

Hallo Jörg,
alcedo hat geschrieben: 17.12.2022, 22:44 Nun also Batsashvili. Kannte ich bislang noch nicht, werde ich mir aber merken. Ihr Klavierspiel zieht einen unmittelbar in Bann, alles klingt wunderbar leicht, dennoch intensiv und poetisch. Besonders hat es mir die Klaviertranskription des Orgelstücks von César Franck angetan - könnte ich immer wieder hören ;-)
das ist in der Tat auch mein Lieblingsstück auf dem Album.

Gestern Abend habe ich dann erwartungsfroh den ifi iDefender+ in den PrimeMini 5 gesteckt, der kleine rote USB-Zwischenstecker im Bild:

Bild

Das entschlackt das Klangbild merklich. Ich habe mir wieder das besagte Album mit Frau Batsashvili genommen und dann mit den Upsamplingeinstellungen in Roon rumprobiert. Das klangliche Hauptkriterium neben Raumfülle und Fokussierung: Der Anschlag eines Flügels kriegt so eine leichte Behäbigkeit, so einen kleinen akustischen Wattebausch, ein kleines Bäuchlein um die präzise angeschlagene und einschwingende Saite, wenn die Transienten nicht exakt stimmen. Bei den Filtermöglichkeiten beim Upsampling ist das bei mir ein klarer Fall: "Präzise, lineare Phase" ist der eindeutige Sieger. Aber dann bei den Samplingraten eine Überraschung:

Bild

Ich habe bei der Quelle, die in 192k reinkommt, in alle möglichen anderen Raten gewandelt, und sehr interessant: Alles klingt schlechter als 192k, außer 352,8kHz. 384 würde man vermuten, müsste doch noch besser sein, weil geradzahlig? Nein, offensichtlich gerade nicht. Nett ist, dass man beim G-DAC direkt kontrollieren kann an den LEDs, was er gerade kriegt:

Bild

In Wirklichkeit sind die LEDs ganz dezent abgedimmt, aber die lange Belichtungszeit im schummrigen Hörraum am Abend hellt das so auf, dass es aussieht wie Scheinwerfer. Ich habe mir dann die Mühe gemacht, für alle möglichen Eingangssamplingraten die besten Einstellungen für den G-DAC zu finden, und das ist das vorläufige Endergebnis:

Bild

Quellfiles mit 384k habe ich keine, also mal auf 1:1 durchreichen (default) gestellt.

Damit kann man jetzt durchaus Musik hören, auch wenn der G-ADS3 alles noch ein bisschen besser kann. Aber man bedenke, dass der G-DAC jetzt direkt am Roon Core hängt - hoffentlich kommt das Eingangsboard mit S/PDIF bald.

Viele Grüße
Gert
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