Sebastian (Verity Parsifal Encore)

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Sebabe
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Beitrag von Sebabe »

Danke Gabriel. Wirklich ein komisches Phänomen.

Ansonsten lässt mich das Lautsprecher Thema gerade nicht los. Ich möchte mir einfach mal anhören was es alles so gibt.
Morgen habe ich einen Termin in Bamberg zum Probehören von Magico Lautsprechern. Der Magico Chef ist klassischer Gitarrist - so schlecht könne die also nicht sein :-)

Viele Grüße
Sebastian
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h0e
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Beitrag von h0e »

Hallo Sebastian,

Magico ist sehr präzise aber im Bass in der Regel sehr schlank, selbst für mich. Tolle Lautsprecher, die ich mir auch in auf der Hörliste hatte, bevor ich meine Tidals gekauft habe. Irgendwie sind die aber ein Gegenentwurf zu Deinen letzen Versuch mit den Wilsons.
Bin gespannt, was Du berichtest.

Grüsse Jürgen
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Donny
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Beitrag von Donny »

Hallo Sebastian,

da bin ich auch gespannt. Welche Magico willst Du Dir denn anhören A... oder S.... . Ich habe die Magico als sehr präzise in Erinnerung. Eine S1 hatte ich mal für ein paar Tage bei mir. Sehr sensibel bezüglich Aufstellung und extrem bei LS Kabeln. Das ging von naja bis wow. Wow mit einem Silent Wire Lautsprecherkabel LS38 mk2. Letztlich waren sie mir etwas zu neutral. Und meine Bereitschaft für Kabel so viel zu investieren war noch nicht gegeben. Toll habe ich noch Tom Waits in Erinnerung. Den habe ich selten so gut gehört. Sehr differenziert und detailreich.

Mich hätten bei dem Händler noch die Borresen Z3 interessiert. Der hat ja einige interessante Marken.

Viel Spaß beim Hören :cheers:

Dietmar
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Sebabe
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Beitrag von Sebabe »

Hallo,

wenn ich mir meine Filterkurven so ansehe, müsste der Gegenentwurf zur Wilson eigentlich passen :-)
Ich muss auch sagen - ich habe erstmal nicht vor die LSP gleich zu kaufen. Ich möchte einfach mal sehen, was es alles gibt.
Wahrscheinlich wird die Suche ein wenig dauern.

Morgen hören wir die S3 MK2. Sie liegt auch mehr als deutlich über meinem Budget. Die A3 wäre da schon eher was -
die ist aber gerade nicht da. Ich werde meine Linn Endstufe mal mitbringen und wir werden sie an der Magico mit einer Pass XA 30 im Vergleich hören. Dieser Vergleich interessiert mich ebenfalls sehr.

Und ja, da gibt es noch viele andere interessante Geräte die gehört werden müssten. Mal sehen.
Mich interessiert ja auch mal so eine Aavik Endstufe als Gegenentwurf zur Pass zu hören..

Ansonsten steht schon auch noch Ascendo auf meiner Liste, sowie auch die BEO LX von Suesskind.
Ich muss nur noch eine Quelle in der Nähe finden. Brilon ist so weit weg..

Viele Grüsse Sebastian
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Sebabe
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Beitrag von Sebabe »

Hallo, hier ein kurzer Bericht:

Erstmal: der Christian Müller von Hifi Bamberg ist ein unglaublich angenehmer und netter Mensch.
Wir hatten heute Morgen einen Hörtermin vereinbart und hatten wirklich zwei nette Stunden.
Übrigens bekommt man bei ihm auch einen ansehnlichen Kaffee - da ging natürlich mein Herz auf.
Bald zieht das Studio um, da wird wahrscheinlich alles noch schöner. Man merkt es macht ihm Spaß
und er handelt aus aus echter Begeisterung heraus.

Kurz meine Eindrücke, Quelle war im folgenden immer gleich:
Aavic Preamp/Dac und Aurender Streamer.

Teststücke, meine Klassiker derzeit:

Zimmermann Streichtrio
WDR BigBand
Stefan Schmidt - Gitarre
Ferenc Snetberger - Titok
Mahler 9. - Simon Rattle


1) Macigo S3 Mk2 an Pass XA 30

Tonal sehr ausgeglichen und angenehm.
Klassische Gitarre ebenso wie die WDR Bigband oder eine kleine ECM Jazz Besetzung.
Super Auflösung, tolle natürlich klingende Transienten. Extrem sauberer Bass.
Eigentlich kopfmäßig schwer ein Haar in der Suppe zu finden. So einen richtigen WOW
Effekt hatte ich aber auch nicht. Offener Klang ja, aber auch nicht auffallend räumlich oder holographisch.
Vielleicht ist das in dem Raum nicht besser möglich..


2) Magico S3 MK2 an Aavic Endstufe

Bei der Bigband klang es verblüffender Weise etwas lahm. Weniger impulsiv. Hätte ich bei Class D nicht erwartet.
Streichtrio allerdings verblüffend transparent. Das war wirklich perfekt.
Hier auch besser als mit der Pass, bei der die einzelnen Quellen etwas unpräziser und breiter klangen.

3) Magico S3 MK2 an meiner Linn 2200 Endstufe

Es klingt alles wärmer und untern herum druckvoller. Die Bigband hat mehr Punch und der musikalische Fluß war besser.
Aus meiner Sicht klar die beste Kombination mit der Magic. Vielleicht hat die Linn etwas weniger Kontrolle im Bass - das war hier aber kein Nachteil. Dieses Urteil konnte man schon nach einer Sekunde fällen. Das war für uns beide spontan etwas verblüffend. Interessant - mit der Linn ging die Bühne deutlich über die LSP hinaus - das war bei den beiden anderen Endstufen weniger der Fall.

4) Borresen 03 an Aavik

Optisch ein Traum! Der Klang ist plötzlich sehr räumlich im Sinne von Tiefe - allerdings nicht mehr so breit.
Beinahe als gäbe es ein zusätzliches Hallgerät. Das hat mir gut gefallen.
Tonal fand ich die Performance aber sehr schwierig. Das Cello klang etwas verschnupft nasal - irgendwie überhöht in den unteren Mitten. Hier bräuchte ich definitiv einen Filter… Sehr warme Farben. Nicht 100% Souverän.

Fazit: Die Magico ist ein toller Lautsprecher. Ob er mich bei mir zuhause glücklich machen würde? Schwer zu sagen.
Ich hatte das Gefühl es fehlt mir noch was. Aber: ich komme immer wieder zu dem Schluss. Wenn man einen Lautsprecher nicht mal 4 Wochen zu hause hat - kann man schwer eine Aussage machen. Kleine Änderungen in der Kette könnten wieder alles ändern..

Am Sonntag werde ich mir mal Strauß Lautsprecher anhören können. Bin sehr gespannt.

Viele Grüße
Sebastian
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Thomas86
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Beitrag von Thomas86 »

Hallo Sebastian,

Danke für deinen Bericht!

Hier setzt meiner Meinung nach die Suche nach der passenden Elektronik zu den Magico an. Die passenden Kabel selbstredend.
Wenn du es "annähernd perfekt" beschreibst, klingt das für mich, als ob du einen sehr heißen Kandidaten für dich gefunden hast.

Grüße
Thomas
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Sebabe
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Beitrag von Sebabe »

Hallo Thomas,

ich verstehe was du meinst - so begeistert war ich aber gar nicht. Perfekt waren sie im Sinne von makellos. Gänsehaut hatte ich aber nicht. Hatte ich allerdings noch nie bei einem Händler. Ich glaube die bekommt man eben nur, wenn alles perfekt eingerichtet ist. Nicht so generisch wie bei einem Händler.

Heute habe ich schon auch gedacht, dass es doch ein wenig Wahnsinn ist, wieviel Geld man ausgeben kann, ohne dann gleich eine Gänsehautgarantie zu bekommen :-)

"Perfekt" im Sinne von richtiger Dynamik und richtiger Tonalität spielen bestimmt auch Neumann KH310. Vorstellbar, das sie oder vielleicht die 410, sogar noch die Nase vorn gehabt hätten.
Ich habe dabei derzeit eher Martins Anlage im Hinterkopf. Da sind (nach meinem Gefühl) manche Dinge nicht so perfekt wie bei einer Magico - dafür ist die Illusion eines echten virtuellen Klangkörpers perfekt. Das Holodeck. Davon habe ich heute kaum was gehört - ausser bei dem Streichtrio mit Magico und Aavik. (Aber auch nur bei diesem Stück).


Nachdem ich mich so viel mit REW und Filtern beschäftigt habe, frage ich mich eh ein wenig wie wichtig am Ende die Tonalität ist.
Selbst bei den Wilsons habe ich das mittlerweile (zugegebenermaßen nach sehr vielen Versuchen) für meine Ohren ziemlich gut hinbekommen. Insofern zählt die Fähigkeit eine holographische Abbildung in einem nicht perfekten Raum zu erschaffen, nochmal deutlich mehr.

Aber, würden die S3 8k€ und nicht 40k€ kosten - würde ich mich vielleicht drauf einlassen, ein Versuch wäre es Wert.
Jetzt möchte ich aber einfach nochmal weiter meinen Horizont erweitern und sehen was es noch gibt und was geht.
Nächster Programmpunkt sind am Sonntag die Amazing Sound Studios mit den Strauß Lautsprechern.
Ich fürchte die können das Holodeck...

Ansonsten gibts hier in der Nähe diesen Wolf von Langa. Das muss ich mir auch mal anhören. Scheint auch wieder was neues zu sein.

Zu den Wilsons:
Es ist verrückt - seit dem Routerwechsel klingt es irgendwie so kohärent, das macht ein wenig Süchtig - ich freunde mich jetzt blöderweise immer mehr mit den Dingern an - obwohl sie doch schon halb verkauft sind. :roll:

Mir diesem Filter, bin ich mittlerweile eigentlich ziemlich glücklich:
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Sieht einfach und naheliegend aus - es gibt ja aber doch viele Varianten von ähnlichen Versuchen. Der Teufel steckt im Detail...

Viele Grüße
Sebastian
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Sebastian,

"verrückt" bist Du nach meiner Erfahrung mit Filterung zur Tonalitäts- bzw. Geschmacksabstimmung nicht! Die Umgebung von Geräten bis (insbesondere) zum Raum muß halt zu den Lautsprechern "passen". Mich wundert zwar die Höhe der nötigen Eingriffe mit bis zu 8dB im Tiefton etwas, aber ich kenne die Wilsons und Deinen Raum ja nicht. Weiters ist im Mittel- und Hochton meiner Erfahrung nach unbedingte "auf Achse Linearität" kein muß, es kann sich lohnen in den Bereichen ab 500 Hz von der erreichten Linearität (relativ zur Zielkurve) vorsichtig mit breitbandigen PEQs zu experimentieren um die Tonalität "fein" nach Geschmack oder bevorzugtem Empfinden abzustimmen. Ich mache das gerne mit Stimmen und akustischen Instrumenten. Damit scheint mir eine Art subjektive Optimierung von Direkt- und Indirektschall, also der Gesamtklangfarbe, zu passieren. Natürlich kann's sein, daß diese Feinabstimmung gar nicht nötig oder gar kontraproduktiv ist, irgendwann muß man dann einfach "Schluß" machen und genießen :cheers:

Grüße,
Winfried
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Sebabe
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Strauss Electronics - bester Lautsprecher der Welt?

Beitrag von Sebabe »

Hallo liebe Mitleser,

am Sonntag war es soweit, ich hatte meinen Termin mit Igl Schönwitz im Amazing Sound Studio in Gottesgab um mir zum einen mal sein Studio anzusehen, aber vor allem um mir mal die sagenumwobenen Strauss Lautsprecher anzuhören. Genauer gesagt, die SE-MF-2.1.

http://www.strauss-elektroakustik.com/p ... 7b12ed.png

Infos vom Hersteller:
http://www.strauss-elektroakustik.ch/pr ... /se-mf-2.1

Hier sieht man das Studio - noch mit den kleineren Strauss Monitoren: https://www.amazingstudio.de

Gottesgab liegt weit ab von städtischem Leben, idyllisch und ruhig zwischen ein paar Karpfenweihern in grüner Landschaft. Schon die Fahrt dort hin fühlte sich ein klein wenig nach Urlaub an. Natürlich war ich sehr gespannt was mich erwarten würde.

Aus vielen Richtungen habe ich von den Monitoren bereits gehört und es hörte sich immer an wie eine Erweckungsgeschichte. Ist das nun also der ultimative Lautsprecher? Oft fällt man bei so hohen Erwartungen ja in ein tiefes Loch..

Eine Kostprobe für so einen Bericht habe ich hier (im Anschluss) gefunden. Herr Pfeiffer scheint Fan geworden zu sein:
http://www.strauss-elektroakustik.ch/pu ... r_aus_bern
Auch das Interview mit Herrn Strauss ist lesenswert.

Ich würde sagen das Tonstudio mit seinen vielen kleinen verwinkelten und lichtdurchfluteten Aufnahmeräumen ist wirklich ein kleines Paradies für einen Tonschaffenden. Es ist schön sich dort aufhalten zu dürfen.

Aber nun zum Strauss Monitor. Die LSP wurden an einer Strauss Endstufe betrieben, gespeist von einem Stagetec Wandler, der wiederum von einer DAW (ProTools) über ein großes Stagetecpult mit Daten gefüttert wird. Leider können keine Flac Files abgespielt werdend und es gibt auch kein Internet im Studio. So konnte ich meine klassischen Testfiles leider nicht hören. Glücklicherweise hatte ich ein paar wav Files in 44.1kHz dabei. Das ging - wir sind dann auch bei 44.1kHz geblieben. Es gab natürlich auch sonst viel zu hören.

Was man auf den Bildern nicht ahnt - der LSP ist wirklich massiv. Sie stehen erhöht hinter dem Pult und ergeben mit der Erhöhung (einer Art Podest, auch von Strauss) eine Säule von ca. 180 cm Höhe (Schätzung) und wiegen über 110 kg pro Stück. Und: Schön sehen sie nicht aus. Das erkennt man schon auf den Bildern - da gibt es keine Überraschungen. Im Studiokontext passen sie ganz gut - im Wohnzimmer würde es dann aber schon grenzwertig (meine Meinung :wink: )

Das herausragendste Merkmal der Lautsprecher ist wahrscheinlich deren Zeitverhalten. Trotz passiver Bauweise scheint es gelungen zu sein ein perfektes Timealignment zu erreichen. Es ist ein 2-Wege System. Das Horn spielt den riesigen Bereich von 400(!) Hz - 26kHz, den Rest macht ein 15 Zöller, der unglaublich schnell und dynamisch anspricht. Und so klingt es dann auch. Der Lautsprecher spielt alles mit Leichtigkeit, Ruhe und einer Auflösung die man selten so perfekt hört. Der Klang ist unglaublich farbig und reich - man taucht sofort ein ohne den geringsten Stress, man wird von schönem Klang eingehüllt und hört sich bei jeder Aufnahme in ein kleines neues Klanguniversum ein. Es ist einfach nur lecker für die Ohren. „Auflösung ohne Hochtonbetonung“ kann dieser Lautsprecher einfach wunderbar. Stundenlanges ermüdungsfreies Hören ist hier kein Problem.

Vielleicht hat jemand mal das Video von Igl S. gesehen (Soundphile Kanal- YouTube) in dem er seine Referenztitel zur Soundbeurteilung vorstellt. Da gibt es "O Sen Sen Sen von Richard Bona Album: Tiki“. Ich muss zugeben, dass ich das Stück zuhause bisher nicht so richtig (als Referenz) verstanden habe. Hier war das anders. Diese vielen klappernden Perkussionsinstrumente werden dermaßen plastisch und scharf abgebildet - es ist die pure Freude. Jedes dieser Instrumente ist klar positioniert und hat seinen Raum mit viel Luft drum herum. Lediglich die Frikative des Gesangs klingen auch hier etwas zu scharf - das scheint tatsächlich der Aufnahme geschuldet. Der Bass spielt zu dem unglaublich trocken und konturiert - festgenagelt an seiner Position.

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Egal was wir ansonsten gehört haben - der Lautsprecher kann es souverän. Kleinste Details sind sofort hörbar und es klingt alles sehr ausgewogen, natürlich, transparent und durchhörbar. Insofern musste ich am Ende sagen - ja das könnte er sein, der beste Lautsprecher (wenn es sowas gibt).

Einen kleinen Wermutstropfen gab es leider aber auch doch. Der Abhörraum ist nicht ideal. Es gibt doch einige frühe Reflexionen und auch ein paar Moden usw. Daher denke ich, das das volle Potential der „Zeitrichtigkeit“ der Lautsprecher nicht gehört habe. Das Klangbild - besonders bei klassischen Aufnahmen war nicht wirklich holographisch. (Wie ich es bei Martin erlebt habe)

Es zeigte mir einmal mehr - das die Wiedergabe insbesondere eines großen Orchesters die größte Herausforderung für ein Widergabesystem ist. Während Jazz/Fusion/Pop/Elektronikaufnahmen durch die Bank beeindruckend klangen und einen tiefen weiten Raum aufspannen konnten, spürte man beim Orchester plötzlich diesen Flaschenhals. Man hörte, dass der Lautsprecher mit seiner ganzen Dynamik und Klangfarbenpracht von dem kleinen Raum beschränkt wird. Ausnahme: die erwähnten eher hochfrequenten Percussionselemente - die waren sehr holographisch. In diesem Frequenzbereich ist der Raumeinfluss eben auch unkritischer (auch wegen der Bündelung des Horns). Stelle ich mir nun vor, dieser Lautsprecher spielte in einem perfekten Raum - ich glaube dann wäre man im audiophilen Himmel angekommen. Den Beweis würde ich aber gern irgendwann nochmal hören.

Es war ein sehr schöner und interessanter Nachmittag. Igl Schönwitz lebt mit Leidenschaft für Sound - das spürt man jede Sekunde. Ich habe viel Neues aus dem Studio Profi Alltag gelernt, zB. wusste ich nicht das verschiedene Wandler besser und schlechter mit TruePeaks umgehen können, oder kannte das Maß "LUFS = Loudness Units relative to Full Scale" noch nicht. Ein wichtiges Maß um die Dynamik einer Produktion zu bewerten. Es gab sehr viel spannendes zu besprechen. :-) Er ist der Vertreter für den Vertrieb von Strauss in Deutschland. Wer sich für die Lautsprecher interessiert kann sich also jederzeit bei ihm erkundigen.

Per PN wurde ich mal gefragt warum ich mir den LSP anhöre, die für mich am Ende gar nicht in Frage kommen. Ganz einfach: Es macht mir Spaß gute Sachen zu hören! Zudem: Das eigene Urteilsvermögen hängt extrem von den selbst gehörten Referenzen ab. Man kann eine gute Orchesteraufnahme schwer bewerten ohne je ein gutes Orchester in einem sehr guten Saal gehört zu haben. Man muss selbst erfahren haben wie emotional und einnehmend so ein Erlebnis sein kann. Genau so geht es mir hier auch - ich möchte Wissen wo die Grenze von Stereo wirklich ist. Die letzten Erfahrungen haben hier die Grenze für mich nochmal deutlich verschoben.

Viele Grüße
Sebastian
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Hallo Sebastian,

danke für diesen interessanten Beitrag.
Sebabe hat geschrieben: 23.03.2022, 21:54 Es zeigte mir einmal mehr - das die Wiedergabe insbesondere eines großen Orchesters die größte Herausforderung für ein Wiedergabesystem ist. Während Jazz/Fusion/Pop/Elektronikaufnahmen durch die Bank beeindruckend klangen und einen tiefen weiten Raum aufspannen konnten, spürte man beim Orchester plötzlich diesen Flaschenhals.
...
Man kann eine gute Orchesteraufnahme schwer bewerten ohne je ein gutes Orchester in einem sehr guten Saal gehört zu haben. Man muss selbst erfahren haben wie emotional und einnehmend so ein Erlebnis sein kann.
Für beide Statements erntest Du von mir volle Zustimmung. Ich glaube auch fest daran, dass individuell, etwa hier im Forum geäußerte Klangeindrücke, u.a. dadurch besser eingeschätzt werden können, wenn man weiß, welche Musik derjenige (vorwiegend) hört. Dabei gibt es Einflüsse je nach Genre, also Pop, Rock, Jazz, Klassik, aber auch Größe des Ensembles, also Solo, kleines Ensemble wie Jazztrio oder Klaviertrio und großes Ensemble wie Bigbands und Symphonieorchester.

Viele Grüße
Horst-Dieter
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Sebabe hat geschrieben: 23.03.2022, 21:54Es zeigte mir einmal mehr - das die Wiedergabe insbesondere eines großen Orchesters die größte Herausforderung für ein Widergabesystem ist. Während Jazz/Fusion/Pop/Elektronikaufnahmen durch die Bank beeindruckend klangen und einen tiefen weiten Raum aufspannen konnten, spürte man beim Orchester plötzlich diesen Flaschenhals.
Man hörte, dass der Lautsprecher mit seiner ganzen Dynamik und Klangfarbenpracht von dem kleinen Raum beschränkt wird.
Ausnahme: die erwähnten eher hochfrequenten Percussionselemente - die waren sehr holographisch. In diesem Frequenzbereich ist der Raumeinfluss eben auch unkritischer (auch wegen der Bündelung des Horns)
Stelle ich mir nun vor, dieser Lautsprecher spielte in einem perfekten Raum - ich glaube dann wäre man im audiophilen Himmel angekommen. Den Beweis würde ich aber gern irgendwann nochmal hören
Hallo Sebastian,
...Fahrradkette fällt mir als erstes ein. Danach mein erstes Stereoerlebnis, Led Zeppelin, wiedergegeben links vom Röhren-Tonbandgerät in einen ausgebauten 20cm Breitbänder senkrecht abstrahlend gegen die Dachschräge, rechts das Philips Transistorkofferradio - der Fußpunkt einer gefühlt-ewig währenden Lernkurve.
Ich freue mich über persönliche Höreindrücke von nicht-Mainstream-Produkten, auch über den dazugehörigen Mut, dies zu veröffentlichen - und somit auch der Kritik zu öffnen.
Nach dieser Einleitung möchte ich behutsam zu kritischen Fragen überleiten, die sich mir aufdrängen, die ein anderes Licht auf den Höreindruck werfen, weil ich die verbal geschilderten Eindrücke anders auswerte, interpretiere.
Jazz/Fusion/Pop/Elektronikaufnahmen konnten einen tiefen weiten Raum aufspannen, Flaschenhals dagegen beim Orchester, dessen Musiker in einem wahren 3-dimensionalen Raum zeitgleich spielen, aus gewisser Distanz mit denselben Mikrofonen aufgenommen wurden, also eher ehrliche Raumdarstellung erwarten lassen als die bei PanPots zusammengemixten Solostreams der Jazz/Fusion/Pop/Elektronikaufnahmen, bei denen es sowas wie echten Raum eigentlich nicht gibt.

Perkussive Instrumente mit ihrem vorrangigen Obertongehalt sind prädestiniert, unser Hörsystem in Punkto Lokalisation in der Intensitätssterofonie zu bedienen (Rayleighs Duplex-Theorie, diskutiert im FLOW-Thread), das kann auch ein billiges System mit 2 einfachen Breitbändern.

Wenn orchestrale Musik hinter Pop/Jazz, gar elektronischer Musik (räumliche Abbildung vom Synthie???) zurückbleibt, wachsen meine Zweifel an den Fähigkeiten der Strauss-Lautsprecher, Raum zu reproduzieren (was erklärtermaßen mir sehr wichtig ist, gewissermaßen als Ersatz für die fehlenden visuellen Eindrücke des Events).
Möglicherweise sind die gehörten Aufnahmen zu ungunsten der Orchester ausgewählt bzw. vorhanden gewesen, möglicherweise haben andere Einflüsse die Bewertung beeinflusst, so wie meine Konzertbesuche multisensuale Eindrücke hinterlassen, bei denen der Klang nicht immer an erster Stelle steht, zumal er 7 Sitzreihen weiter hinten schon real nachvollziehbar anders ist, obwohl das Orchester (bei einer Probe) mit denselben Instrumenten an demselben Ort spielt, denselben Gesamtklang in den Raum abgibt.

Sebastian, ich will hier deine Schilderung nicht schlechreden, nur den Kriterienkatalog erweitern. Ausdrücklich begrüße ich deine Mitteilung gemachter Hörerfahrung mit solch seltenen Produkten, und du hast ja auch geschrieben, dass dein persönlich präferiertes Test-Musikrepertoire weitgehend nicht abgespielt werden konnte.
Es mag paradox erscheinen, aber dein Bericht hinterlässt bei mir keinen sonderlich eindeutig positiven Eindruck* von den Fähigkeiten des beschriebenen Lautsprechers, die mir auch wichtig wären.
Grüße
Hans-Martin

* bezieht sich auf die LS, nicht auf deinen Bericht
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Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Hallo Sebastian,

vielen Dank für deinen schön geschriebenen Bericht. Davon lebt unser Forum! Reisen bildet ungemein, wie ich in der Anfangsphase unseres Forums, als ich versuchte, möglichst viele aktive Hersteller und Händler zu besuchen, selbst feststellen durfte.

Dies vorausgeschickt, stimme ich Hans-Martin vollständig zu:
Hans-Martin hat geschrieben: 24.03.2022, 00:32 Perkussive Instrumente mit ihrem vorrangigen Obertongehalt sind prädestiniert, unser Hörsystem in Punkto Lokalisation in der Intensitätssterofonie zu bedienen (Rayleighs Duplex-Theorie, diskutiert im FLOW-Thread), das kann auch ein billiges System mit 2 einfachen Breitbändern.
Eine holographische Abbildung hat auch mich stets fasziniert und war für mich früher ein wichtiges Kriterium bei der Beurteilung von Lautsprechern. Richard Bonas "Tiki" gehört deshalb auch zu einer meiner gern gehörten Aufnahmen. Aus meiner heutiger Sicht handelt es sich dabei allerdings "nur" um eine eher vordergründige Fähigkeit, die - eine entsprechende Aufnahme vorausgesetzt - vergleichsweise leicht zu erzielen ist. Inzwischen steht bei mir die ganzheitliche und trotzdem differenzierte Abbildung von Musikereignissen im Vordergrund; des Weiteren die Natürlichkeit der Wiedergabe, festzustellen über die Abbildung von unverstärkten Gesangsstimmen.

Aufgrund deiner Schilderungen bin ich mir trotzdem sicher, dass es sich bei den Strauss-Lautsprechern um hervorragende Schallwandler handelt, die es verdient haben, nochmals auf neutralem Terrain mit anderen Teststücken gegengehört zu werden.

Viele Grüße
Rudolf
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atmos
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Zuviel Direkt-Schall?

Beitrag von atmos »

Hallo, Sebastian,
du hast als Hörmass-Stab eine dir bekannte (Musik)-Anlage genommen und eine holografische Wiedergabe vorausgesetzt.

Stereo ist aber nur eine Phantomschallquelle zwischen 2 Punkten, begrenzt durch die LS links und rechts. Da gibt es keinen dreidimensionalen Raum.

Den gibt es erst beim immersiven Sound!

Wie Strauss im Interview anmerkt, hören die wenigsten im Direktschallbereich der Lautsprecher, sie sitzen zu weit entfernt und fangen sich damit unwilkürlich die Reflexionen des Raumes ein, und diese Reflexionen können schon mal einen Minispot erzeugen.

Andererseits ist dein Hörbericht dazu geeignet, festzustellen, dass ein Studio-Monitor nicht unbedingt geeignet ist, Musik hören zu wollen.
Ein Studio-Monitor ist das Arbeitsgerät eines Tontechnikers. Anders wäre nicht zu erklären, das orchestrale Musik über die Strauss-Monitore nicht klingt.

Zudem kann Stereo kann auch keine Tiefe. Die Tiefe eines Orchesters kommt erst in Surround durch die Rears zum Tragen.

Ich habe von D+G eine 2+2+2 Produktion mit einem Haydn-Konzert; in einem Track erklingen in einer Kirche in allen 4 Raumecken Trompeten.
In Stereo 2.0 unmöglich, die Standorte der hinteren Trompeten zu lokalisieren.

Du schreibst: ....ich möchte Wissen wo die Grenze von Stereo wirklich ist.

Eine wirkliche Grenze von Stereo gibt es nicht, sie ist virtuell verschwommen und geht nahtlos in die Audioesoterik über.

In der Realität ist es der immersive Sound, der die Grenzen von Stero 2.0 aufzeigt.

Gruß
Günther
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h0e
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Beitrag von h0e »

Hallo Günther,

es wird durch immerwährendes Wiederholen nicht richtiger.
Sowohl Mehrkanal als auch Stereo erzeugen Phantomschallquellen.
Deine Begeisterung für Mehrkanal teilen die meisten Foristen nicht.
Die meisten Aufnahmen sind reine Bühnenorientierte Darbietungen, selten werden Räume in die Darbietung mit eingebunden.

So sehe ich die Präsentation eines Orchesters als eins der am schwierigsten zu reproduzierenden Klangkörper und somit als die Königsklasse an.
Das ist natürlich unerheblich, wenn man keine Klassik hört. Insofern lese ich Sebastians Bericht mit gemischten Gefühlen,
da eine Illusion einer orchestralen Darbietung wohl nicht so gut klappte.
Ich kenne das auch anders herum, dass zwar die Darbietung eines Orchesters gut funktioniert, aber bei kleinen Jazz Ensembles Schwächen zutage treten, die im Großen eines Orchesters untergehen.
Die Frage ist, wo man Abstriche machen will oder kann oder eben auch nicht.
Natürlich ist in diesem Zusammenhang auch der Raum Teil der Gesamtkette.

Grüsse Jürgen
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Lauthörer
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Beitrag von Lauthörer »

atmos hat geschrieben: 24.03.2022, 09:48 Hallo, Sebastian,
du hast als Hörmass-Stab eine dir bekannte (Musik)-Anlage genommen und eine holografische Wiedergabe vorausgesetzt.

Stereo ist aber nur eine Phantomschallquelle zwischen 2 Punkten, begrenzt durch die LS links und rechts. Da gibt es keinen dreidimensionalen Raum.

Den gibt es erst beim immersiven Sound!

Wie Strauss im Interview anmerkt, hören die wenigsten im Direktschallbereich der Lautsprecher, sie sitzen zu weit entfernt und fangen sich damit unwilkürlich die Reflexionen des Raumes ein, und diese Reflexionen können schon mal einen Minispot erzeugen.

Andererseits ist dein Hörbericht dazu geeignet, festzustellen, dass ein Studio-Monitor nicht unbedingt geeignet ist, Musik hören zu wollen.
Ein Studio-Monitor ist das Arbeitsgerät eines Tontechnikers. Anders wäre nicht zu erklären, das orchestrale Musik über die Strauss-Monitore nicht klingt.

Zudem kann Stereo kann auch keine Tiefe. Die Tiefe eines Orchesters kommt erst in Surround durch die Rears zum Tragen.

Ich habe von D+G eine 2+2+2 Produktion mit einem Haydn-Konzert; in einem Track erklingen in einer Kirche in allen 4 Raumecken Trompeten.
In Stereo 2.0 unmöglich, die Standorte der hinteren Trompeten zu lokalisieren.

Du schreibst: ....ich möchte Wissen wo die Grenze von Stereo wirklich ist.

Eine wirkliche Grenze von Stereo gibt es nicht, sie ist virtuell verschwommen und geht nahtlos in die Audioesoterik über.

In der Realität ist es der immersive Sound, der die Grenzen von Stero 2.0 aufzeigt.

Gruß
Günther
Hallo Günther,

ich kann dir in jedem Punkt nicht zustimmen. Das im Einzelnen zu widerlegen, erscheint mir nicht sinnvoll. Bei der Behauptung, Stereo könne keine Tiefe, fehlen mir die Worte.

@ Sebastian, schöner, bildhafter Bericht über einen nicht alltäglichen Hörbesuch und Lautsprecher. Was die Abbildung großorchestraler Musik anbelangt, spielt der Raum eine starke Rolle. Wenn der Lautsprecher das kann, was ich bei dem Strauss unterstelle, jedoch der Raum klein und gedrückt ist, kann es nicht so richtig klappen. Einigermaßen glaubhafte Orchesterdarstellungen konnte ich bisher nur in großen Räumen erleben.

Grüße Andreas
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