Sebastian (Verity Parsifal Encore)

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Thomas K.
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Beitrag von Thomas K. »

Hallo Sebastian,
Entschuldige bitte, dass ich hier etwas in Deinen Vorstellungsbeitrag reingrätsche, aber folgender Satz ist mir doch zu falsch ...
atmos hat geschrieben: 24.03.2022, 09:48 Stereo ist aber nur eine Phantomschallquelle zwischen 2 Punkten, begrenzt durch die LS links und rechts. Da gibt es keinen dreidimensionalen Raum.
Hallo Günther,
Du hast doch ein paar Trifon, Stell die bitte mal in einem Sterodreieck von ca. 170 cm auf, seitlich und hinten mindestens 120 cm Platz, und auch hinter dem Hörplatz mindestens dieser Abstand.
Dann hör Dir mal z.B. The Real Blues von Ray Brown, oder die 4 Jahreszeiten vom La Folia Barockorchester an.
Hast Du dann keine Tiefe stimmt was mit der restlichen Kette nicht.

Viele Grüße
Thomas
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Sebabe
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Beitrag von Sebabe »

Hallo, oh hier ist ja einiges passiert!

auf ein paar Punkte möchte ich eingehen. Aber vorab noch eine Präzisierung (ein Versuch) :

Natürlich konnte ich auch beim Strauss Lautsprecher beim Orchester eine Tiefenstaffelung hören. Das kann der wunderbar. (Und das funktioniert ja sogar in Mono) Es klang auch tonal und dynamisch überhaupt nichts falsch - die Streicher waren wunderbar weich und samtig, die Pauke hatte tollen Punch, die Kontrabässe legten ein souveränes Fundament.
Was ich meine ist aber der letzte Schliff, in dem alles zusammenkommt. In dem man nicht mehr analytisch hört sondern nur noch ein "echtes greifbares tonales Ereignis wahrnimmt". Jedes kleinste Ereignis ist in sich total kohärent. Der physikalische Raum um einen herum verschwindet. Ab dem ersten Moment der Aufnahme (manchmal schon vor dem ersten Ton) ist man wie "weggebeamt."
Zudem - komplexe Werke werden durch diese Abbildungsschärfe plötzlich deutlich leichter zu hören (Mahler 9 Rondo zB.)
Das ist die Königsdisziplin für mich - und da spielt der Raum und wahrscheinlich vor allem die "Anfangszeitlücke" (5ms, Grüße an Hans-Martin) eine entscheidende Rolle.
Nun sitzt man in einem Studio vor einem sehr großen Mischpult. (Siehe auch der Link oben, da sieht man den Raum) Ich befürchte das schon dieses Mischpult die Suppe etwas versalzt.
Insofern bin ich wirklich mit dem Gefühl gegangen, dass ich einen außergewöhnlich guten Monitor hören konnte - ohne das ultimativ Mögliche Erlebnis damit schon gehabt zu haben. Vielleicht wie wenn man einen Rennrad auf einer etwas ruppigen Straße testet. Man kann schon beurteilen was es kann - ohne die Maximalgeschwindigkeit erreicht zu haben..)
Und - da bin ich bei Rudolf - wenn man im richtigen Raum ist - ist die holographische Abbildung gar nicht so schwer zu erreichen. Das glaube ich auch - daher zweifle ich nicht am Monitor..

Zum Bona: Klar sind perkussive Instrumente leicht zu lokalisieren. Deshalb habe ich dieser Aufnahme bisher auch wenig Beachtung geschenkt. Das war es eben gerade - die zusätzliche Information, die mit der Strauss da plötzlich eben doch drin ist - hat mich ziemlich überrascht.

Kann ein Synthie räumlich abgebildet werden?
Natürlich. Eben deutlich leichter als ein echtes Ereignis (und wie auch ein einzelnes Mono Signal). Ich kann genau entscheiden welche räumliche Ausbreitung ein synthetischer Klang haben soll, wieviel Hall er bekommt und wie tief im Raum er wahrgenommen werden soll. Die Cues, die hier künstlich erzeugt werden sind ziemlich robust. Robuster als die vielen kleinen Details bei einem echten Orchester, die sich teilweise maskieren und von einem entfernen Mikrofon eingefangen werden müssen usw.. Daher ist es für mich klar, das in "künstlicheren" Produktionen leichter eine räumliche Tiefe bis in die kleinsten Details dargestellt werden kann.

Viele Grüße
Sebastian

PS: Für die Stereo und 3D Diskussion gibt es wahrscheinlich einige andere Threads. Lasst uns das da besprechen.
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cornoalto
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Beitrag von cornoalto »

Hallo Sebastian,
vielen Dank für den schönen Hörbericht über die Strauss-Monitore, die mich sehr interessieren.
Dass so ein Konzept aufgeht wundert mich nicht:
M.E. geht es vor allem um ein Frequenzband zwischen grob 500-5000 Hz. Dort ist das Gehör an sensibelsten. D.h.:
Eine konstante Gruppenlaufzeit hilft für die Ortung, Transienten, Kohärenz. Bei den Strauss- Monitoren durch den Einsatz eines 2" Treibers ohne Übernahmefrequenzen in dem Bereich schon mal abgedeckt.
Zweiter Punkt: hoher Wirkungsgrad- passt
Dritter Punkt definiertes Abstrahlverhalten- vertikal auf jeden Fall eng, das schadet nie, horizontal je nach Aufstellung mehr oder weniger breit- passt.
Hier könnte in manchem Wohnzimmer der Effekt auftreten, daß die Abbildung sich zu weit zum Hörplatz hinverlagert, was bisweilen Stress verursacht, aber durch Raumakustikmassnahmen, so möglich vermieden werden kann.
Klirrwerte sollten unterhalb der Hörschwelle liegen- passt auch:
https://www.hifi-selbstbau.de/grundlage ... st-zu-viel
In der Abwägung würde ich eher ein paar dB mehr Klirr in Kauf nehmen, als die die mittleren 3 Oktaven mit mehreren Treibern zu bedienen- aber darüber kann diskutiert werden.
Vierter Punkt: viel Fläche für den Bass statt viel Hub.
Es läuft also praktisch auf ein FAST (Breitband plus Sub)- Konzept hinaus, also zwei Wege mit niedriger Übernahmefrequenz.
So etwas kann man eigentlich auch selber bauen, mit acourate allemal.
Im realen Hörraum, vermute ich, wird Andis Lautsprecher
viewtopic.php?f=6&t=10756&start=30
sich kaum hörbar von den Strauss Monitoren unterscheiden, durch die zusätzlichen Bässe möglicherweise sogar positiv abheben. Im dafür aufgewendeten finanziellen Einsatz allerdings dürfte der Unterschied gewaltig sein. :D

Viele Grüße

Martin
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cornoalto
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Beitrag von cornoalto »

Nachtrag: im Prinzip ähnlich sind die Hörner von Sigi: viewtopic.php?f=6&t=8308&start=60- auch sehr gut! :cheers:
Grüße

Martin
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Lauthörer
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Beitrag von Lauthörer »

Hallo Martin,

auch auf die Gefahr, dass diese Diskussion den Thread von Sebastian verwässert, antworte ich kurz.

Was die Trennfrequenz anbelangt, gibt es im Netz unterschiedliche Angaben.
Specifications
Drivers
2” compression driver, aluminium alloy diaphragm, neodymium magnet circuit, constant directivity horn
15” woofer, coated paper cone, AlNiCo magnet circuit
Sensitivity: 95 dB / 1 W / 1m
Impedance: 8 Ohm
Power: 200 W RMS
Frequency range: 25 Hz – 24 KHz (+/- 6 dB)
Crossover frequency: 750 Hz
Distortion: THD < 0.5 % (95 dB / 1m / 100 Hz – 10 KHz)
Dispersion: 90° horizontal, 40° vertical
Weight: 115 kg / 253 lbs
Dimensions
height 1200 mm
width 530 mm
depth 490 mm
Finish: nextel anthracite veneer, metal and different colours on demand
Das erscheint mir naheliegender, wenn ich mir Treiber und Horndimension anschaue. Wichtig ist aber deine Feststellung, dass man nicht 5 oder 6 Wege braucht, um höchstes Klangniveau zu erreichen. Im Prinzip habe ich ja auch nur 2 Wege + Sub. JBL M2 und Meyer Sound Bluehorn machen das ähnlich. Jedenfalls hochinteressanter LS, dieser Strauss.

Grüße Andreas
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Sebabe
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Beitrag von Sebabe »

Hallo, also irgendwann bau ich auch mal sowas. Ihr habt mich bald soweit.
Immerhin bisher dachte ich immer Hörner wären nix für mich - das hat die Strauss geändert. Da hat man definitiv kein "Hornklang" gehört.
Und wahrscheinlich ist der größte Entwicklungsaufwand bei der Strauß tatsächlich die passive Abstimmung.
Aktiv mit Acourate sollte das ja mit zwei Wegen doch überschaubar vom Aufwand sein. Aber vielleicht ist meine Annahme naiv.
Jetzt müsste man die Lautsprecher nur noch kleiner bauen können...
VG
Sebastian
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cornoalto
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Beitrag von cornoalto »

Hi Sebastian,
Sebabe hat geschrieben: 24.03.2022, 17:50 Hallo, also irgendwann bau ich auch mal sowas. Ihr habt mich bald soweit.
Jetzt müsste man die Lautsprecher nur noch kleiner bauen können...
VG
Sebastian
Kleiner wird nicht gehen wegen der Physik. Aber ansonsten:
Die Bauanleitung für den Clone gibt es hier:
http://www.humblehomemadehifi.com/downl ... lpamos.pdf

Materialpreis: ca 5% des Preises von Strauss

Wenn du fertig bist mit dem Bau komme ich vorbei! :cheers:

Viele Grüße

Martin
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Sebabe
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Beitrag von Sebabe »

Dieser hier gefällt mir da schon besser (von der gleichen Seite):
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Das Horn bündelt aber wahrscheinlich nicht so schön vertikal.
Welchen Nachteil hätte es denn zwei kleinere Chassis für den Tieftöner zu verwenden?
Da könnte man dan noch schmaler werden.

Noch eine Verständnisfrage - wenn ich so etwas mit einer digitalen Frequenzweiche realisieren (würde! :D ) bräuchte man tatsächlich eigentlich außer einem Anschlusskabel keine weitere Elektronik, oder?

VG
Sebastian
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Lauthörer
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Beitrag von Lauthörer »

Hallo Sebastian,

dein Interesse an einer etwas anderen Fortführung der Strauss Diskussion ist ja offenkundig, weshalb ich dir dann auch hier antworte.
Welchen Nachteil hätte es denn zwei kleinere Chassis für den Tieftöner zu verwenden?
Da könnte man dan noch schmaler werden.
Nachteile, zwei "kleinere" Treiber (12 ") übereinander zu betreiben, sehe ich nicht, eher Vorteile. Das Verhältnis Mms zu Antrieb verbessert sich ebenso, wie das Abstrahlverhalten. Schmaler wird es aber nicht, wenn man es richtig macht. Ein Horn, das im MT arbeiten soll, hat physikalisch eine bestimmte Hornmundgröße. Ansonsten wäre die Druckdifferenz am Hornmund zum Atmosphärendruck zu groß, was zu unschönen Reflexionen in das Horn zurück führen würde. Bei mir sieht das dann eben so aus (nicht gerade wohnraumfreundlich).

Bild

Der Hornmund ist 64 cm breit, und das ist halt nicht schmal.

Die von dir gezeigte Lösung hat ein altes, sehr bekanntes und bewährtes HT-Horn von JBL, was aber als MHT-Horn nicht wirklich geeignet ist.

Gruß Andreas
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cornoalto
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Beitrag von cornoalto »

Hi,
Sebabe hat geschrieben: 24.03.2022, 19:37
Noch eine Verständnisfrage - wenn ich so etwas mit einer digitalen Frequenzweiche realisieren (würde! :D ) bräuchte man tatsächlich eigentlich außer einem Anschlusskabel keine weitere Elektronik, oder?

VG
Sebastian
Einen zusätzlichen Verstärker brauchst du schon, da zwei Wege pro Kanal vorhanden sind.
Oder (finde ich sehr sympatisch) zwei Hypex Module:
https://www.hypex.nl/product/fusionamp-fa252/156
Da ist sogar eine DSP- Software mit Frequenzweichenfunktion integriert (ich glaube sogar mit FIR- Filtern). Du würdest dir einen ansonsten notwendigen Mehrkanal- DAC, z.B.
https://www.lynxstudio.de/de/produkte_hilo_info.html sparen.

Zusammen mit Acourate obendrauf, falls überhaupt notwendig, ist das schon eine runde Sache!

Grüße

Martin
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Sebabe
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Beitrag von Sebabe »

Hallo, na mal sehen. Danke für eure guten Hinweise.

An Verstärker hatte ich schon gedacht. Da hätte ich ja die Linn für den Bass und die First Watt für den oberen Bereich :-)
Digital könnte man auch über einen weitern ArFi Dac nachdenken. Ich denke das müsste irgendwie gehen.

Aber mal sehen - vielleicht findet sich ja auch noch eine konventionelle Lösung.
Nachdem die Wilsons mittlerweile eigentlich ziemlich lecker klingen habe ich da auch wieder Hoffnung.

Es könnte sein, dass ich nächste Woche eine BEO von Süsskind bei mir Zuhause hören kann.
Das finde ich schon auch noch spannend. Auch wenn das gar nicht zu meinen neuen Kriterien passt..

Viele Grüße
Sebastian
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SolidCore
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Beo

Beitrag von SolidCore »

Hallo Sebastian

Würde mich freuen, wenn du dann zu den Beo einige Zeilen schreiben könntest.
Und welche Variante es war.
Das Konzept gefällt mir. Männer-Box. Diese hatte ich auch in die engere Wahl gezogen.
Nach dem Mißerfolg mit einer Speaker Heaven Network 5.5 bin ich etwas vorsichtig.
Habe nur einen begrenzten Aufstellungspielraum in 24 qm, da wollte sie sich partout nicht entfalten.
In Duisburg beim Hersteller machte die gleiche einen Top Auftritt.

Gruß
Stephan
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Sebabe
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Goodbye Wilsons

Beitrag von Sebabe »

Hallo,

heute haben meine Wilsons ein neues Zuhause, bei einem sehr glücklichen Käufer, gefunden.
Ich muss es zum Abschied nun nochmal schreiben - da ich hier ja auch viel Kritik an den Lautsprechern geäußert habe:

Ich hatte mich am Ende mit den Lautsprechern ziemlich intensiv angefreundet. Leider hatte ich dem Käufer vor einem Monat eine Zusage gemacht, weil er noch seine LSP verkaufen musste. Ich konnte da schwer einen Rückzieher machen. Heute hätte ich sie vielleicht nicht mehr verkauft.

Im letzten Monat ist dann viel passiert, neues Internet, neuer Router, bessere REW - Filter.
Es klang dann plötzlich ziemlich beeindruckend und mir fehlte eigentlich nichts mehr. Neben dem originalen Frequenzgang, der bei mir einfach gar nicht passte - können die Lautsprecher also doch einiges bieten. Die Virgos konnten Ihnen dann auch tatsächlich nicht mehr das Wasser reichen. Die Wilsons haben ein deutlich solideres Fundament und können wunderbar schnelle Transienten spielen ohne dabei an Körper zu verlieren. Es ist immer satt und vollmundig und der Bass geht sehr tief runter. Das hat am Ende süchtig gemacht. Stimmen klangen äußerst rein und präzise. Wirklich schön.

Aus jetziger Sicht würde ich sagen, die Wilsons brauchen eine Endstufe mit möglichst viel Kontrolle. Da hätte ich auf jeden Fall noch was rausholen können. Das hat mir der Test mir verschiedenen Endstufen an verschiedenen Lautsprechern gezeigt.

Die Virgos klingen im Vergleich etwas schöngefärbt. Der Bass geht nicht soweit runter, es klingt zwar dennoch voll - ist aber nicht so definiert. Da ist die Auflösung einfach nicht auf dem gleichen Niveau. Tonal klingt es immer etwas warm - was oft angenehm ist - aber auch weniger frisch und transparent.

Was bei der Wilson bleibt - extrem schwer in den Wohnraum zu integrieren. Meine Familie freut sich ziemlich, dass die Dinger wieder weg sind... :cry:

Seit gestern stehen hier nun nach einem persönlichen Besuch von Joachim Gerhard seine neuesten BEO Carbon. Aber nur zum Testhören.
Auf jeden Fall setzten die in Sachen Klarheit und Präzision nochmal deutlich eins drauf. Dennoch muss ich mich hier nochmal ein wenig mehr einhören genaueres zu berichten.

Viele Grüße, leicht wehmütig
Sebastian
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Sebabe
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BEO Carbon

Beitrag von Sebabe »

Hallo,

so - nun steht ja noch mein kleiner Bericht zur BEO von Süsskind aus.

Aber vorab: Ich hatte das besondere Vergnügen, dass Joachim Gerhard (im weiteren J.G.) mir seine Lautsprecher persönlich auf dem Weg von München nach Brilon vorbeibringen konnte. Als der Mann der vor etwa 20 Jahren meine geliebten Virgos gebaut hatte. Nun zusammen auf der Couch zu sitzen und Musik zu hören war ein besonderer Moment in meinem audiophilen Dasein. Und wir hatten sehr viel Spaß!
Die Beo Carbon kam direkt aus der Redaktion der Stereo in München. Diese Woche ist der auch ein großer Bericht über genau diese Exemplare erschienen.
Ein weiterer spannender Aspekt für mich - selten hat man die Chance genau den Lautsprecher zu hören, der in einer Zeitschrift besprochen wird. Ich kann aber auch gleich sagen - der Bericht ist ganz gut - ich könnte ihn unterschreiben. Wer sich für die Lautsprecher interessiert, sollte ihn lesen.

So - wie klingt sie nun?
Bevor wir starteten, haben wir kurz noch die Wilson gehört - J. G. wollte erstmal sehen an welcher Kette sich seine Lautsprecher hier präsentieren müssen. Für den Notfall hatte er übrigens allerlei Netzfilter, Endstufen, Kabel und Messgeräte dabei - in so einer Situation erlebt man scheinbar oft unangenehme Überraschungen. So war das hier aber nicht. Was mich natürlich gefreut hat (und ihn auch).
J. G. war im Gegenteil ziemlich angetan. Acousence hatte er bisher nicht gekannt - aber „die scheinen zu Wissen was sie tun“. Auch das die kleine Linn Endstufe die Wilson so im Griff hat, hatte er nicht erwartet. Ich glaube er dachte Anfangs es wird ein ganz leichtes Spiel gegen die Wilsons hier zu gewinnen - aber auch meine digitale Filterung bekam ein Lob. Es gefiel uns beiden ganz gut was da zu hören war. Die Latte lag also gar nicht so niedrig. Also Umstecken. Wilsons weggeschoben, BEO ausgerichtet usw..
Ideale Bedingungen sollten es schon sein.
Sah dann etwa so aus:

Bild

Ich muss sagen die BEOs haben mich optisch ziemlich überrascht. Ich dachte die sind vielleicht etwas klobig - stimmt aber nicht. Sie sehen ziemlich elegant aus, wenn man sie im Raum sieht. Von der Seite haben sie eine pfiffige Linienführung und sehen eher aus wie eine architektonisch / geometrische Skulptur. Wirklich schön und sehr wohnraumfreundlich.

Bild
Die dunkle Macht des Bösen...

Top Down oder Bottom Up?
Direkt nach der Wilson die Beo zuhören war spannend. Sie klangen im ersten Moment deutlich frischer und transparenter als die Wilsons. Schnell merkt man das sie auch Bass gut können. Auf jeden Fall klingen sie sehr räumlich, in der Breite wie auch in der Tiefe. Es entsteht ein luftiges leichtes Klangbild mit sehr trockenem, kontrollierten Bass. Wenn man das Bild von Jürgen bemühen möchte - wenn die Wilsons Bottom Up sind, entsprechen die BEOs eher Top Down. Das ist auch J.G.s Philosophie - er denkt seine Lautsprecher vom Hochtöner aus.

Tweeter
Der Frequenzgang ist sehr flach. In den Höhen ist da deutlich mehr als bei meinen gefilterten Wisons gewesen - wo das Target ja oben ein wenig abfällt. Aber ich mochte es - es sind sehr schöne Höhen die der Tweeter hervorbringt. Seidig und unangestrengt. Spätere Versuche mit Filtern brachten hier nicht viel - ich wollte auf diese Höhen einfach gar nicht verzichten.. Ein Target ist scheinbar nicht allgemeingültig.. Selbst kritische Violinaufnahmen klangen hier nie unangenehm scharf. Es blieb immer ziemlich seidig und schön aufgelöst.

Entschlackt
An dieses Wort musste ich oft denken. Es klang für mich als ob das SNR mit diesen Lautsprechern einfach höher ist als bei den Virgos oder auch den Wilsons. Einfach ein wenig transparenter, ja vielleicht ist „schwärzer“ der richtige Ausdruck.

Programmatisch haben die Lautsprecher eigentlich keine Vorlieben. Sie können alles eigentlich gleich gut und die Qualität der Wiedergabe hängt natürlich sehr an der Aufnahme.

Mittelton

Wirklich alles?
Bei meinen geliebten Aufnahmen von klassischer Gitarre hatte ich kleine Probleme. Da bin ich natürlich extrem drauf geeicht - ich denke aber es ist auch ein sehr empfindlicher Klang. Der im Vergleich zum Klavier kleine Impuls beim Anschlag der Saite bestimmt den kompletten Klang der Gitarre. Kleinste Nuancen entscheiden hier zwischen gut und böse…
Was es genau ist, kann ich nicht sagen aber ich habe etwas den originären Klang der Instrumente, die teilweise gute kenne vermisst. Ich würde sagen impulsive Klänge die besonders in den Mitten spielen klingen nicht so neutral wie der Rest des wunderbaren Lautsprechers. Evtl. hörte ich hier das material der Chassis etwas durch. Es wird ja in allen drei Carbon verwendet. Aber das ist nur eine Vermutung.

Wenn wir bei perkussiven Impulsen sind. Hier war ich von der Wilson ziemlich verwöhnt. Ich finde das ist, was die am besten konnten - jeder Trommel-, Snare-, Basedrum-, Bongo- usw. Schlag hat mir da Gänsehaut gemacht. Es war immer plastisch und untenrum sehr satt und körperlich. Hier spielt die BEO deutlich zurückhaltender, schlanker, sicher präziser, vielleicht könnte man sagen analytischer. Hier werden sich die Geister vielleicht scheiden. Ich mag wahrscheinlich aber "etwas mehr Butter bei die Fische“.
;-)

Hört man sich allerdings einen Bach Doppelchor an - erkennt man den Preis. Hier mulmt es dann bei Wilson, einzelne Stimmen sind nicht mehr so klar raushörbar usw. Nicht so bei den BEOs - wunderbare Transparenz. Eine große Freude. Generell machen Stimmen sehr viel Spaß. Sie klingen sehr natürlich und toll aufgelöst.
Bauch sagt Wilson, Kopf BEO :-)

Hier übrigens ein Klangtip für Stimm- und Basswidergabe:
https://open.qobuz.com/track/97548659
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Bass
Also Bass können die wirklich gut. Entgegen dem Datenblatt würde ich aber sagen eher bis 30Hz als bis 20Hz. Bis dahin aber wirklich spektakulär gut. Es klang für mich, als wären alle meine Raumprobleme einfach ausgeschaltet. Es ist ein richtig knackiger Bass, der hier spielt und durchaus auch die Magengrube massieren kann. Klasse. Wo viel definierter Bass auf der Aufnahme ist - wird er auch wiedergegeben. Bassdrummfelle hört man selten so präzise ausschwingen..

Vermisst habe ich Bass trotzdem manchmal - klar hier komme ich nun von den Wilsons - bei Orchesteraufnahmen. Hier scheint das untere Ende am meisten Bedeutung zu haben. Erst wenn da bis ganz unten alles da ist - beginnt man die Kontrabässe irgendwie authentisch zu spüren. Das klappte hier nicht so wie ich mir das wünschte. Alles andere, Jazz, Funk, Bigband, Pop, Beatles - wunderbar im Bass. Ich würde fast sagen traumhaft. Es scheint auch so zu sein das das „AirBass“ System tatsächlich sehr sehr wenig klirr im Bass erzeugt. Sagt J.G. und hat auch die Stereo so bestätigt. Die Ohren sagen das auch.

Uns nun?
Die Lautsprecher wurden nun nach über zwei Wochen wieder abgeholt. Es war toll die Lautsprecher anzuhören und ich denke das viele Hörer damit sehr sehr glücklich werden können. Mir hat aber zu meinem persönlichen Glück noch ein klein wenig was gefehlt um mich nun für die nächsten Jahre zu entscheiden. Bei einer neuen Box müsste das ja so sein.. Mein Gefühl war, dass es noch einen anderen Lautsprecher gibt, der besser zu mir passt.
Alle Besucher sowie auch meine Familie waren von der Box begeistert. Und zurecht. Aber wir wissen ja alle - das Bessere ist der Feind des Guten. Und da findet sich immer was.


Wie gehts weiter?
Ich stand heute Morgen vor einer Entscheidung - ich hatte ein sehr gutes Angebot für eine gebrauchte Magico A3 und für eine Verity Parsifal Encore. Das war nicht leicht. Vielleicht verrückt - aber ich habe die Verity "blind" genommen. Das Risiko ist gering, der Preis ist gut.. Sie kommt am Dienstag zu mir.
Ich bin gespannt auf diesen Lautsprecher. Eigentlich hatte ich mich schon ein wenig auf die Magico eingeschossen - dann kam plötzlich die Verity in meine Aufmerksamkeit.
Tolles Detail für mich: Der Mitteltöner spielt von 150Hz bis 5500 Hz. Das reizt mich nach den vielen Erfahrungen, die ich nun machen durfte extrem. Das sollte doch Kohärent klingen. Zudem hat sie eine formidable Reputation. Ich bin gespannt und hoffe mich nicht zu ärgern die Magico ausgeschlagen zu haben..


Viele Grüße
Sebastian
So sehr ich meine Virgos gemocht habe - es muss nun einfach was Neues sein.. :-)
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StreamFidelity
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Wohnort: Hansestadt Rostock
Kontaktdaten:

Beitrag von StreamFidelity »

Hallo Sebastian,

das war wieder ein sehr lesenswerter Bericht.

Klanglich kann ich die Suesskind Beo nicht beurteilen, aber die Optik finde ich gewöhnungsbedürftig. Ein kleiner Regallautsprecher auf einem überdimensionierten Subwoofer. Naja ... :roll:

Das sind die Verity Parsifal Encore stimmiger aufgebaut.

Um die Zweifel zu den Magico A3 etwas zu lindern: HFA hatte die Magico S3 getestet (eine Produktreihe drüber) und war nicht so begeistert:

https://www.hifi-advice.com/blog/hfa-au ... tory-32/2/

Kann es sein, dass amerikanische Lautsprecher ganz anders abgestimmt sind? Ich denke da jetzt an die übliche USA-Holzbauweise gegenüber Stein auf Stein in Europa.

Ich freue mich schon auf den nächsten Hörbericht. :cheers:

Grüße Gabriel
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