als Neuzugang möchte ich mich gerne mit ein paar Eckdaten meiner HiFi-Laufbahn vorstellen.
Für Musik und HiFi habe ich mich bereits als Schüler begeistert. Das liegt nun doch schon etwas länger zurück und eine Aufzählung der Anlagen seit dieser Zeit würde diesen Rahmen etwas sprengen. Beginnen möchte ich deshalb im Jahr 2006. Nach mehrmaligen vorangehenden Latenzphasen und der Zeit der kleinen Setups, die sich grundsätzlich der Einrichtung unterordnen mussten (das ist zwar auch heute noch so, allerdings betrachten wir (meine Frau und ich) die Musikanlage mittlerweise als Teil der Einrichtung

Mit den großen Lautsprechern begannen auch die Probleme. Unser Wohnzimmer (= Hörraum) ist akustisch gesehen als schwierig zu bezeichnen. Und die großen Geräte regten den Raum deutlich an. Irgendetwas störte also immer beim Musikhören. Experimente mit unterschiedlicher hochwertiger Elektronik und unterschieldicher Aufstellung brachten nie das gewünschte Ergebnis. Eines Tages lief mir ein Tact Millenium Digitalverstärker über den Weg. In dessen DSP konnte man Filterkurven programmieren. Damit wurden die Hörerlebnisse deulich besser.
Durch den TacT war ich dann auf Lyngdorf aufmerksam geworden und von den digitalen Möglichkeiten dieser Geräte sehr angetan. Und kurz nach meinem Besuch in der Niederlassung, die sich damals quasi um die Ecke befand, stand ein TDAi-2200 Verstärker mit RoomPerfect in unserem Wohnzimmer. Das war genau der Schritt in die richtige Richtung. Ab jetzt war das Hören richtig gut möglich. Später habe ich dann ein Pärchen Lyngdorf MH-1 Lautsprecher gekauft. Die Weiche dieses Lautsprechers ist so aufgebaut, dass man sie mit wenigen Handgriffen überbrücken und den LS so auf externe Weichen umstellen konnte. Nach einem passiven Jahr habe ich mir dann einen zweiten TDAi-2200 geleistet und mit diesen beiden Geräten im Master-Slave-Verbund dann meine MH-1 befeuert. Das war somit mein erstes aktives Setup. Und es klang verdammt gut

Die Lust auf etwas Neues führte mich wieder ins passive Lager zurück. Zuerst zu Dynaudio (Confidence C2, war mir aber auf Dauer etwas zu distinguiert), danach zu Martin Logan (Summit und Summit X, teilaktiv). Damit war ich lange sehr zufrieden. Solange, bis ich auf die Idee kam, den Lyngdorf Verstärker durch einen Devialet zu ersetzen. Der Klang war in Kombination mit der Summit X zwar exzellent, aber beim Hören begann sich in manchen Bereichen wieder der Unmut breit zu machen. Der Bass war gut. Aber irgendetwas war da in den oberen Mitten. Der Hörraum ließ grüßen

Im Herbst 2016 reifte dann der Entschluss, der Unzufriedenheit ein für allemal

Frau und ich machten uns also gemeinsam auf die Suche. Die erste Kandidatin war eine Genelec 8153, die wir auch zuhause testen konnten. Durch die Einmessung (leider quick and dirty) spielten die LS dann auch recht ordentlich. Etwas steril vielleicht. Aus dem passiven Lager trat die neue Audio Physik Codex an. Ein sehr guter LS mit wunderbaren Mitten. Das Probehören in den eigenen Räumen war auch sehr vielversprechend. Allerdings gelang das nur mit Hilfe von etlichen vorgeschalteten Faltungen in meinem JRiver-Medien-PC. Weiterhin haben wir uns beim Händler die Dynaudio XD600 angehört. Die klang sehr korrekt und "dynaudio-like", aber der Funke sprang irgendwie nicht über.
Die letzte Anlaufstation war Backes und Müller. Dort sollten die ultimativen Heilsbringer stehen, die den Raum ausblenden können. Wir hörten die neue Prime 12. Als es dann um eine Teststellung ging, fiel mein Blick zufällig auf eine Line 15, die im Nebenraum stand. Diese LS waren aus 2016 und sie waren weiß und der Preis war attraktiv. Das passte alles und wir haben spontan umdisponiert und diese Line 15 zum Probehören bestellt. Kurz vor Weihnachten trafen die Geräte dann ein und nach ein paar Tagen (vielleicht zu schnell, wie sich später herausstellen sollte), haben wir uns zum Kauf entschlossen.
Nun stand bei uns also ein Pärchen B&M Line 15. Und das Setup war nun total reduziert auf einen Aries Femto, der über AES-Splitter direkt an die Line 15 angeschlossen war. Ziel erreicht!? Leider nicht. Die Lautsprecher spielten bei grundtönigen Stücken tadellos und mit phänomenalem Bass. Allerdings erwiesen sie sich bei anderen Stücken als extrem präsenzlastig mit starken Überhöhungen in diesem Bereich. Das machte das Hören fast zur Qual. Meine Beschäftigung in den ersten zwei Monaten bestand deshalb hauptsächlich im Modellieren von FIR-Kurven. Und immer, wenn ich der Ansicht war, endlich die ultimative Einstellung zur Besänftigung der Überhöhungen gefunden zu haben, waren in anderen Bereichen Abstriche zu machen. Es war zum verrückt werden.
Ich war schon soweit, mich wieder von den LS zu trennen und habe schon mal begonnen, mich mit der Avantguarde Acoustic Zero zu beschäftigen. Aber nach einem ersten Probehören bin ich wieder davon abgekommen. Diese LS gefielen mir zwar, was Design und Convenience anbetraf, klanglich blieben sie aber für mich hinter der Line 15 zurück. Und die vollaktive XD hatte im Vergleich zum teilaktiven Modell TA leider nur sehr wenig Eingriffsmöglichkeiten in die Filterung.
Die Lösung: ein Lyngdorf DPA 1 Vorverstärker, den ich im Gebrauchtmarkt entdeckt habe, bändigt die Line 15 jetzt mit RoomPerfect. Es klingt nun so, wie ich mir das vorgestellt habe und das Musikhören macht jetzt wieder richtig Spaß.
Fazit: Never change a running system. Der Weg zum besseren Hören hätte sich vermutlich kürzer und schmerzfreier gestalten lassen. Denn mein Heilsbringer ist ganz offensichtlich die Elektronik. Aber ich will mich nicht beschweren. Die Line 15 ist in meinen Augen ein exzellenter LS. Aber den Hörraum wegzaubern kann sie leider nicht

Mit Hifidelem Gruß
Hartmut
P.S.: Meine Musikrichtung ist hauptsächlich Klassik. Gelegentlich mache ich auch Ausflüge zum Jazz und Spritztouren in den Pop-Bereich.