Martin (DIY Array-System)

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h0e
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Beitrag von h0e »

Hallo Martin,

mein Besuch ist schon ein paar Tage her.
Ich wollte mich aber doch für den Besuch bedanken, der unsanft vom Telefonanruf meiner besseren Hälfte eingekürzt wurde,
die aus dem Spieleparadies, äh der Stadt wieder abgeholt werden wollte.
Ich war doch recht erstaunt, was man mit relativen kleinen finanziellen Mitteln und einer guten Werkstatt und Geschick machen kann.
Muss man doch um ein Qualitätsniveau wie bei Dir zu erreichen leicht allein für die Lautsprecher das 10 bis 20-fache ausgeben.
Besonders die Darbietunge der symphonischen Werke hat mir gut gefallen. Bei kleinen Besetzungen bin ich durch meine Hörgewohnheiten
doch sehr stark geprägt. Da konnte ich das ein oder andere kleine Haar in der Suppe finden, aber das ist wirklich jammern auf hohem Niveau,
wobei man auch sagen muss, dass wir auch recht unterschiedliche Hörgewohnheiten und Präferenzen haben.
Nichts desto trotz hat es mir gut gefallen und es war schade, dass ich auf der Durchreise nicht mehr Zeit hatte.
Bin gespannt auf Deinen Bericht, sobald Dein neuer Audio PC fertig ist, da geht bestimmt noch was...

Grüsse Jürgen
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cornoalto
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Beitrag von cornoalto »

Hallo Jürgen,
vielen Dank auch meinerseits für Deinen netten Besuch. In der Tat- die Zeit war zu kurz, um sich genau über die jeweiligen Präferenzen auszutauschen, woran man diese festmacht, was Prägungen bewirken, worin die Wahrheit einer Aufnahme liegt, wie sich die Aufnahmetechnik im Klangergebnis auswirkt usw. Auch die Klärung der Frage welches Glied (m)einer Kette nun wirklich der Signatur die entsprechende Prägung gibt ist aufwändig.
Auch beim Thema Transienten, Mirodynamik, Lebendigkeit oder dem Begriff der Klarheit braucht es Zeit um Deine Expertise als vielgereister Anlagenvergleicher zu erfassen.
Ich selbst brauche schon mindestens eine Stunde bis ich vor allem tonale Irritationen bei einer Fremd-Anlage so sehr ausblenden kann, daß ich andere Eigenschaften wirklich richtig bewerten kann.
Daher sollte es hoffentlich nicht der letzte Besuch meinerseits oder Deinerseits gewesen sein- zumal der Horst ja schon fleissig Teile bestellt hat :cheers:

Grüße
Martin
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peterpan
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Beitrag von peterpan »

Liebe Freunde der Musik, lieber Martin,

gern möchte ich einige Zeilen über meinen Besuch bei Dir in Coburg schreiben:

Der Ausgangspunkt bzw. der Anlass war, dass ich gerade dabei bin, meine neu errungenen AGM 5.4 mit meinem kleinen Wohnzimmer (ca. 18 m^2) in Einklang zu bringen, um möglichst viel des großen Potentials herauszuholen. Die Raummoden als Problemquelle waren mir klar, aber die Auswirkungen von Reflexionen sind mir bisher noch nicht so bewusst gewesen. Ein Wink mit dem Zaunpfahl von Martin hat mich dann dazu gebracht, seine beeindruckenden Messergebnisse einmal live zu hören und da kam mein Erholungsurlaub in meiner Vogtländischen Heimat für einen Ausflug ins oberfränkische Coburg wie gerufen. Schicksal?!

Es war seehr beeindruckend. Und das ging schon bei der Anfahrt los: Vorbei an Wiesen und Wäldern nähert man sich auf einer schmalen Allee der abgelegenen Siedlung. Für einen Großstädter wie mich, ist das eine wahre Idylle.

Und auch der Hörraum, den ich wegen seiner gemütlichen Einrichtung und der vielen Instrumente (insbesondere eines Flügel) als Wohn- und Musikzimmer bezeichnen würde, ist mit mehr als 70 m^2 Fläche das ganze Gegenteil meiner Berliner Wohnverhältnisse.

Die Größe des Raumes hat man beim Eintreten gehört. Im Gegensatz zu Gerts Hörraum, in dem man, aufgrund des hohen Absorptionsgrades, den Nachhall im ersten Moment „vermisst“, macht sich hier die, durch die Raumgröße bedingte, höhere Nachhallzeit etwas bemerkbar und so war ich gespannt, ob es beim Musikhören stört.

Musik gab es hauptsächlich von meiner Playlist. Den Anfang machte das Andantino von Schuberts Klaviersonate No. 20 in A-Dur, gespielt von Krystian Zimerman. Das Instrument steht völlig losgelöst von den Lautsprechern im Raum. Und schon bei diesem einen Instrument wird mir klar, wie viel Rauminformationen von der Aufnahme durch Martins konkave Line-Array-Konstruktion hörbar werden. Das geht soweit, dass man das Gefühl hat, direkt am Mikrofon zu sitzen. Wenn das Mikrofon aber zu nah am Instrument ist, wirkt es „unnatürlich“. Bei dieser Aufnahme ist das tendenziell der Fall. Bachs Prelude seiner Cello Suite Nr. 4 in Es-Dur, BWV 1010, gespielt von Heinrich Schiff hatte dieses Problem nicht, hier konnte ich mich ganz im Aufnahmesaal wiederfinden. Jetzt im Nachgang wird mir auch Martins „Leidenschaft“ für die Rauminformationen auf einer Aufnahme immer einleuchtender, da sie wirklich 1:1 im Hörsessel wiedergegeben werden.

Nächstes Kapitel: Das Allegro des 4. Brandenburgischen Konzerts (BWV 1049), gespielt vom Concerto Italiano unter Rinaldo Alessandrini. Hier war es natürlich auch wieder wunderbar, wie wirklich man im Konzertsaal sitzt. Jedoch ist mir bei dieser etwas größeren Besetzung auch aufgefallen, welche weitere Auswirkung eine solch reflexionsfreie Wiedergabe mit sich bringt: So holographisch die Darstellung zwischen den Lautsprechern ist, an den Außenseiten der Lautsprecher endet dieser virtuelle Raum jedoch abrupt, so wie man es von einem Bildschirm kennt. Logisch, aber erstaunlich!

Als großes Orchesterstück hatte ich zwei Werke von Debussy dabei: „Le matin d'un jour de fête“ und „Dialoge du vent et de la mer“, gespielt vom LA Phil unter Esa-Pekka Salonen. Und dort macht sich das Konzept besonders bezahlt: Jedes einzelne Instrument ist extrem gut lokalisierbar. Grandios!

Schließlich wurde auch das Genre gewechselt. Und wegen des Kontrabasses in Flamenco Skteches von Miles Davis musste ich gleich zweimal ansetzen, so schön konnte man das Ausschwingen der Leersaiten hören, wenn keine Raummoden stören. Dem Eckhorn sei natürlich auch Dank!

Der Eindruck, als sitze man direkt am Mikrofon, macht bei den entsprechenden Aufnahmen ausgesprochen viel Freude. Jedoch musste ich John McLaughlins und Al Di Meolas Interpretation von Luiz Bonfás „Manha de Carnaval“ relativ schnell wegdrücken - zu aufdringlich wirkten beide Gitarren. Solche dichten Aufnahmen ohne viel Diffusschall im Aufnahmeraum profitieren anscheinend vom Diffusschall im Hörraum. Man kann es als Tonmeister also auch nie allen recht machen.

Von meinem Ausflug zu Martin konnte ich viel mitnehmen. Meine Sensibilität für Reflexionen ist jedenfalls geweckt worden, auch wenn ich seine Ergebnisse nie erreichen werde.

Ich kann nur jedem empfehlen, bei Gelegenheit auch einmal bei Martin vorbei zu hören. Für mich war es ein einzigartiges Musikerlebnis. (Es gibt übrigens auch sehr guten Kaffee und sehr nette Gesellschaft.)

Martin, vielen herzlichen Dank nochmals, für dieses große Vergnügen!

Hochachtungsvolle Grüße

Carsten
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cornoalto
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Beitrag von cornoalto »

Lieber Carsten,
nach der Coronabedingten Besuchspause wieder einen Hör-Besuch zu empfangen zu dürfen, noch dazu einen so symphatischen, machte mir wirklich eine große Freude!
Du hast es mit der Beschreibung deiner Höreindrücke schön auf den Punkt gebracht: Fluch und Segen einer Anlage, die die aufnahmeseitigen Informationen ziemlich unbeeinflusst zum Hörer transportiert:
Fluch, weil auch die Artefakte wie zu naher Mikrofonabstand, Kompression oder fehlende Tiefenstaffelung allzuleicht erkennbar sind.
Gerade neuere Klavieraufnahmen leiden m.E. oft darunter: Wenn jede einzelne Saite lokalisierbar ist oder der Flügel sich über das ganze Stereopanorama spannt, klingt das einfach artifiziell.
Da war die Jazz Aufnahme von Miles Davis von 1959! ein wohltuender Gegensatz: das Klavier ist einfach mono halblinks aufgenommen- für mich ist das der einfachere Zugang zur Musik.
Überhaupt habe ich das Gefühl, daß die Tonmeister heute gerne das mangelnde Auflösungsvermögen der meisten Setups mit übertransparenten Aufnahmen kompensieren wollen, jedenfalls ist das oft bei (auch audiophilen) Jazz- Einspielungen zu hören. Genau andersherum dann im Orchester-Klassikbereich, wo der aufnahmeseitige Raumhallanteil oft zu dominant ist mit dem Ziel, zuhause einen halbwegs akzeptablen"Konzertsaal- Eindruck " zu vemitteln. Das kling bei mir oft zu wattig.
Ich bevorzuge daher beispielsweise Telarc-Jazz mit geschmackvoll abgenommenem Klavier oder ältere Philips- Klassik oder Denon- Aufnahmen: da passt es nach meinem Geschmack.
Ich würde aber dennoch niemals mein Setup gegen eines, welches zu schlechteren Aufnahmen "toleranter" ist eintauschen- zu involvierend ist das Erlebnis, wenn die Aufnahme stimmt: Das ist der Segen! :D
Zu den von Carsten angesprochenen Reflexionen:
In meinem Fall kommen zwei Dinge zusammen, die so eher selten anzutreffen sind: Ein ausgeprägtes vertikales Bündelungsverhalten der Lautsprecher, welches die Boden- und Deckenreflexionen sehr stark ausblendet und eine Hörumgebung, die am Hörplatz Reflexionen ersten Grades aus der horizontalen nach frühesten 10 ms eintreffen lässt.
Dazu habe ich mir mal die Mühe gemacht im Garten das horizontale Abstrahlverhalten mittels eines Drehtelles zu messen und am Hörplatz das vertikale.
Die Bilder sagen es:
Aufbau im Garten:
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Messung horizontal:

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Messung vertikal: Auch Carsten habe ich zu Kniebeugen genötigt. Nur in einem ca.30 cm starken horizontalen Bereich auf Ohrhöhe sind im ganzen Raum die wichtigen Höhen zu hören. Die Bündelung entsteht ganz ohne waveguide oder Horn duch Auslöschungseffekte aufgrund unterschiedlicher Weglängen zu den einzelnen Chassis des Arrays am Reflexionspunkt. M.E. ein Vorteil!

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Mich würden mal Messungen des vertikalen Abstrahlverhaltens gängiger Lautsprecher am Hörplatz interessieren, ich denke, da würde man massive Kammfilter erkennen- klanglich nicht förderlich!

Das Reflexionsmuster am Hörplatz erleichtert die Wahrnehmung des Direktschalls natürlich zusätzlich enorm. Hier anhand des linken Lautsprechers dargestellt:

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In gewöhnlichen Setups (rechteckiger Raum, 30 qm , Lautsprecher, parallel zu einer Wand) haben wir ja pro Lautsprecher 6 virtuelle Zusatzschallquellen, von denen oft mindestens 4 zu laut und/oder zu früh den Direktschall überlagern, mit entsprechenden , den Klang verschmierenden Konsequenzen. Daß ich hier eine etwas privilegierte Situation habe, ist mein großes Glück und ich freue mich immer wie ein Kind, wenn ich einen so netten Besuch wie den Carsten empangen darf, um ihn daran teilhaben zu lassen.
Daher kann ich die Empehlung von Carsten nur aufgreifen:
Wer sich das mal anhören will, ist herzlich willkommen!

Grüße

Martin
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Sebabe
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Willkommen auf dem Holodeck

Beitrag von Sebabe »

Hallo liebe Mitleser,
nachdem mich vor kurzem Martin besucht hatte, war es natürlich höchste Zeit für den Gegenbesuch.
Ich war auch wirklich neugierig. Alles was ich bisher über sein selbstgebautes System gelesen und gehört habe, klang wirklich spannend. Nach einer kurzen Einführung in das System (Rechner im Nebenraum, verschiedene Diffusoren an den Wänden,
das Eckhorn und natürlich die „Line Arrays“) ging es auch gleich los mit dem Hörtest, oder vielleicht besser Hörspaß.
Ich hatte mir ein paar gute Stücke, die ich gut kenne, mitgebracht.
Was ich da gehört habe, hat mich von der ersten Sekunde an fasziniert. Es entsteht ein unglaublich holographisches Klangbild, bei dem ich mich schwer tue es mit den üblichen Stereokriterien zu beschreiben. Hier habe ich eine Klangdimension gehört - die ich in einem Stereosetup bisher gar nicht kannte. Je größer und komplexer das Material - desto besser wurde es.
Z.B. Kriterien wie eine breite Bühne machen hier irgendwie keinen Sinn - es ist eine holographische Illusion,
die Dinge sind so breit wie sie eben sind.. Vielleicht versteht man es besser wenn man es gehört hat..


Gänsehautmoment 1: Satin Doll, live von der WDR Bigband.
Diese Aufnahme habe ich schon sehr oft auf sehr vielen hochwertigen Systemen gehört. Oft habe ich das auch gut gefunden - man kann jedes Instrument gut lokalisieren, es gibt viel Dynamik usw… Aber hier kommt noch etwas anderes hinzu - es ist alles so unglaublich mühelos zuzuordnen und aufgeräumt. Einzelne Schallquellen sind einfach an Ihrem Ort und ich brauche nicht darüber nachzudenken -
es ist sofort eindeutig und intuitiv wahrnehmbar - so ähnlich wie wir im echten Leben Quellen auch nicht bewusst lokalisieren müssen - wir können intuitiv sofort sagen woher der Schall kommt. In dieser Hinsicht die perfekte Illusion.
Besonders gekribbelt hat hier der Szenenapplaus für die Solisten. Der Klang so wunderbar tief, klar und auch mit perfekter Distanz zur Bühne - genau so muss es für den Solisten selbst klingen. Wunderbar.

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Gänsehautmoment 2: Mahler 9 - Rondo - Simon Rattle - Berliner Philharmoniker
Ein unglaublich dichtes und komplexes Werk. Sehr nah und relativ trocken aufgenommen. Wuchtige Passagen und herzerwärmend melodiöse Momente.

Hier war es für mich nochmal eine Ecke verblüffender als bei der Bigband. Die zwölfeinhalb Minuten vergingen wie im Flug.
Wäre ich Martin würde ich wahrscheinlich nur noch Mahler hören. Gerade diese Art der Musik konnte ich bisher nur selten mit ungetrübtem Genuss hören. Es wird schnell zu dicht, anstrengend, laut und ermüdend. Hier aber nicht - es bleibt luftig, laute Passagen empfand ich plötzlich nicht mehr als Stress sondern als emotionalen Höhepunkt. Alle Instrumentengruppen bleiben immer klar ortbar und duchhörbar. Selten war ich so tief im Fluss der der Musik von Mahler. Klanglich war es immer weich und wohlig, ohne harmlos zu sein - so wie man es aus einem sehr guten Konzertsaal kennt.

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Das waren die Highlights - es gab noch viele mehr. Besonderes Qualitätsmerkmal: Wir mussten jedes Stück bis zum Ende hören, die Goldbergvariation 1 gespielt vom Zimmermann Trio hätten wir sogar 10 mal anhören können - nach zwei mal war aber Schluss :-).
Die Anlage transportiert einfach sehr viel Musik.

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Schön war, das Martin immer offen ist, auch über kritische Punkte zu diskutieren. Für mich ist das ja eigentlich auch Teil unserer Leidenschaft. Der Drang zur Verbesserung.
Bei manchen Aufnahmen, eher aus dem Jazz- Bereich (Patricia Barber - Shall We Dance?) hatte ich das Gefühl, dass man doch ein wenig Höhen vermisst. Gerade bei Stimmen, wie sie in diesem Genre aufgenommen sind - fällt das auf. Hier merkt man ein wenig die typische, etwas mittige Klangfarbe eines Breitbänders. Vielleicht wäre ein kleiner Hochtöner doch noch ein Gewinn?

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Dann war da noch eine kleine Diskussion über Transienten vs. perkussive Sounds.
Je mehr wir uns von der Klassik entfernt hatten und mehr perkussive Instrumente ins Spiel kamen, begann ich hin und wieder einen gewissen Punch zu vermissen. Diese Art von Punch in der man die Bassdrum oder die Trommeln physisch spürt und dadurch ein Live-Erlebnis wahrnimmt..
Daher die Diskussion darüber, was wir eigentlich meinen wenn wir über Sprungantwort und Transienten sprechen - die sehen hier ja perfekt aus - dennoch gibt es (für mich) gerade bei diesen sehr transienten Klängen noch das Gefühl es könnte schneller, direkter oder dynamischer sein.
Vielleicht sind es die Höhen, vielleicht doch eine kleine Kompression, weil die kleinen Treiber die Microdynamik nicht bis zu Spitze können? Ich weiß es nicht.

Aber das ist alles auf sehr hohem Niveau - es wäre eben noch das letzte Prozent. Es war ein wunderbares Erlebnis für mich.
Ich habe bekannte Aufnahmen völlig neu erlebt und bin erstaunt wie viel Information aus diesen Aufnahmen noch herauszuholen ist. Und ich habe Hoffnung irgendwann doch auch mal ein komplexes Orchester zuhause ermüdungsfrei hören zu können ohne immer bei lauten Passagen leiser machen zu müssen. Jetzt weiß ich daß es geht - daran hatte ich schon fast nicht mehr geglaubt.

Ach ja - zu guter letzt hatte ich mich noch mit Coleman Hawkins - Tangerine von dieser wunderbaren Musik-, Zeit- und Raummaschine verabschiedet. So weich und geschmeidig habe ich sein Tenor selten gehört.

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Viele Grüße
Sebastian
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Lauthörer
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Beitrag von Lauthörer »

Hallo Martin,

erst jetzt bin ich so richtig auf deinen Thread aufmerksam geworden. Überflogen und teilweise auch intensiv gelesen.

Mit einem Linearray hatte ich auch geliebäugelt, stand sogar in der engeren Auswahl. Abstrahlverhalten als Zylinderwelle mit starker vertikaler Bündelung hat schon Vorteile. Deine Lösung, das Ganze als gekrümmtes Linearray auszuführen, ist hoch interessant, denn jeder Treiber hat dadurch den gleichen Abstand zum Hörer. Vielleicht wird dadurch die bei Linearrays ohne Zeitkorrektur und Flächenstrahlern festzustellende zu große Abbildung von Klangereignissen vermieden. Interessant und gut finde ich auch die Messungen im Garten, wenn man über keinen professionellen Messraum verfügt. Besser wäre vielleicht noch ein leerer Parkplatz, ein paar Meter Abstand zwischen Messmikro und Lautsprecher und dann das Mikro auf den Boden legen, um Bodenreflexionen zu vermeiden.

Der Versuch, ein Basissetup quasi im Wohnzimmer zu erstellen, muss scheitern oder führt zumindest nicht zu einem optimalen Ergebnis.

Ich konnte aus der Distanz bei der Entwicklung meiner Lautsprecher mitfiebern und habe dabei Einiges gelernt. Treiber müssen zunächst in professioneller Umgebung (oder im Garten) vermessen werden. Das ist Grundvoraussetzung. Die da erzeugten komplexen Dateien werden, z.B. als TXT oder MLSSA, in die Entwicklersoftware hochgeladen und dann weiterverarbeitet. Da du ja keine Frequenzweiche, außer zum Subwoofer, einsetzt, ist das bei dir etwas weniger komplex als bei Mehr- oder Vielwegesystemen.

Deine Messwerte sind sehr gut, besonders die Sprungantwort.

Viel Spaß noch beim Hören

Andreas
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music is my escape
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Beitrag von music is my escape »

Hallo Martin, Sebastian,

ein toller Bericht Deines Besuches bei Martin von Dir, Sebastian - beim Lesen fühlt man sich ein wenig so, als hätte man neben Euch auf dem Hörplatz gesessen.

Vielen Dank speziell auch für die darin eingebundenen, wunderbaren Musikempfehlungen.

Freundliche Grüße,
Thomas
:cheers:
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Jupiter
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Beitrag von Jupiter »

Hallo Sebastian,
vielen Dank für Deinen tollen Bericht.

Gruß Harald
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cornoalto
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Beitrag von cornoalto »

Hallo zusammen,
nette Besuche wie den von Sebastian nehme ich gerne zum Anlass die neuesten Änderungen an meiner Anlage zu zeigen, auch wenn diese im Lauf der Zeit zunehmend subtilerer Art sind. Das liegt aber in der Natur der Sache, wenn eine als befriedigend empfundene Klangbalance nicht mehr infrage gestellt wird.


Meinen Hörsessel habe ich etwas entrümpelt. Es gibt nur noch einen Schirm zur minimalen Abschattung der Deckenreflexionen. Dadurch wandert die Abbidung ein paar cm nach unten. Der seitliche Schirm reicht aus, um letzte Dysbalancen auszugleichen. Am besten passt es, wenn der Schirm so eingestellt ist, daß mein Blick beidseitig symmetrisch vom links befindlichen Ofen und dem Schirm rechts begrenzt wird.
Der Irokesenkamm war manchmal einfach zuviel des Guten.

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Das Eckhorn erhielt eine Vergrösserung. Vielen Dank, Sigi, für den Tipp! der Hornmund ist jetzt 1 m² gross und das Horn um 30 cm länger.
Es spielt dadurch eindeutig tiefer und druckvoller.

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Was ausserdem die Performance noch verbessert hat ist ein neues Bassmodul:

Hypex FA251: Ein Schaltnetzteilverstärker.
Superknackig, druckvoll und kräftig- für Subwoofer sollte das m. E. jeder einmal testen.

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Zwei weitere Diffussoren, die aus optischen Gründen nur zum Hören installiert werden und dann wieder beiseitegestellt werden habe ich vorletzten Winter zusammengeleimt. Diese bewirken eine noch etwas bessere Einhüllung und erzeugen einen Tick mehr Wärme und Focus im Klang.

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Das Wohnzimmer wurde noch etwas mehr bedämpft durch einen Steinwolle- Eckabsorber hinter einer Anrichte und unter einem Tisch. Eine schwere Plane verhindert eine zu starker Bedämpfung der Höhen.

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Und jetzt die alles entscheidende Kabel- Tuning Massnahme, die die Anlage endgültig in galaktische Dimensionen beförderte:
Meine Super- Sound- Anti- Alles Elemente:

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Man beachte die Staubflusen, welch dem Klang genau die richtige Dosis Wattigkeit verleihen- :D
Im Ernst: Aus purer Langeweile und weil ich endlich mal wieder die Bandsäge benutzen wollte habe ich mir die kleinen Staubfänger mit null Effekt gebastelt.

Nun noch einige Messungen, die ich noch nicht so veröffentlicht habe:

Klirr am Hörplatz bei 81 und 89 dB. Mit diesem dB- Messgerät bei 1000 Hz gemessen. Der Sweep ist bereits mit der Korrektur gefaltet, so daß ein der Realität näherkommender Klirrverlauf erkennbar ist. :

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80 dB:

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88dB

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Zwei Wasserfälle:

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Zwei Messungen des Frequenzgangs, einmal im Garten (Freifeld, oben) und einmal am Hörplatz (unten):

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... was zeigt, daß durch die freie Aufstellung und das Abstrahlverhalten der Hörraum durch echt wenig Einfluss hat.

Hier noch die Gruppenlaufzeit:

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...und eine Gesamtansicht:

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Soweit zum aktuellen Stand. Auf meinen lieben Besuch gehe ich später noch genauer ein mit einer Frage, die uns beide beschäftigte.

Viele Grüße

Martin
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Sebabe
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Beitrag von Sebabe »

Hallo an alle, Vielen Dank für die positiven Rückmeldungen und nochmals Martin für den schönen musikalischen Abend!

Eine Frage zu den Messungen:
Ich bin über die Frequenzgänge (Freifeld und Innen) etwas verwundert. Gerade im Freifeld hätte ich einen wesentlich glatteren Verlauf angenommen. Das ist aber gar nicht der Fall. Innen scheint eine Art Kammfilter zu sein, bei tiefen Frequenzen sieht man diese regelmäßigen Kerben. Und: Diese Kurven sind ohne Filter oder?

Viele Grüße
Sebastian
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cornoalto
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Beitrag von cornoalto »

Hallo Sebastian,
der Dank für den gestrigen Abend gilt dir ganz genauso! :cheers:
Das habe ich falsch angegeben: der obere Graph zeigt natürlich das Wohnzimmer, unten die Messung im Garten. Entschuldigung für die Verwirrung.
Die Messung ist geglättet, aber unkorrigiert. Die Freifeld- Messung könnte tatsächlich noch glatter sein, aber auch ein Garten hat einen Boden, und evt. war ich nicht weit genug von der Hauswand entfernt :D

Viele Grüße
Martin
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cornoalto
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Beitrag von cornoalto »

Hallo Andreas,
Lauthörer hat geschrieben: 28.02.2022, 08:17 Hallo Martin,

Mit einem Linearray hatte ich auch geliebäugelt, stand sogar in der engeren Auswahl. Abstrahlverhalten als Zylinderwelle mit starker vertikaler Bündelung hat schon Vorteile. Deine Lösung, das Ganze als gekrümmtes Linearray auszuführen, ist hoch interessant, denn jeder Treiber hat dadurch den gleichen Abstand zum Hörer. Vielleicht wird dadurch die bei Linearrays ohne Zeitkorrektur und Flächenstrahlern festzustellende zu große Abbildung von Klangereignissen vermieden. .

Deine Messwerte sind sehr gut, besonders die Sprungantwort.

Viel Spaß noch beim Hören

Andreas
Die zu grosse Abbildung bei Flächenstrahlern kenne ich von den Martin Logan SL3- Elektrostaten, die ich einige Jahre lang nutzte.
Ich vermute, daß das einfach an der horizontalen Ausdehnung der schallabstrahlenden Fläche liegt- je breiter umso grösser.
Bei gestreckten Arrays derselben Bauart, die ich auch schon bei Mirko (audiodrom) gehört habe werden die Schallereignisse jedenfalls nicht grösser abgebildet.
Eine Messung habe ich noch vergessen:
ETC:

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Schade, daß du nicht gerade um die Ecke wohnst- ein Vergleichshören wäre sehr interessant.
(Wenig Hub durch viel Fläche zumindest im Mittelhochton bei mir vs. Horn bei dir. Und im Bass eher andersherum)
Beide Konzepte stehen für viel unverzerrte Dynamik- und das ist m.E.sehr wichtig für guten Klang.

Viele Grüße
Martin
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Hallo Martin,

mich würde interessieren, ob und wie Du bezüglich der Größe der Schallabbildung, meine mittels des Trinnov Optimizers zeitkorrigierte Kombination aus Magnepan 3.7 Flächenstrahlern und den zwei Subs in Erinnerung hast.

Viele Grüße
Horst-Dieter
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h0e
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Beitrag von h0e »

Hallo Horst-Dieter,

viel größer als bei Dir und Martin könnten die Unterschiede kaum sein, so wie ich eure Setups in Erinnerung habe. Bei Martin ist alles auf einen extrem kleinen Sweetspot projiziert, zieht dann aber eine recht breite und tiefe Bühne auf. Bei Dir ist man nicht auf einen Sweetspot festgelegt, dafür ist die Bühne weit weniger tief und etwas diffuser. Kleine Jazzensembles haben mir bei Martin weniger Spaß gemacht als größer instrumentierte Stücke. Das fand ich auf den Magnepans stimmiger. Sicher ist das ich durch meine sicher spezielle Hörprägung beeinflusst.

Grüsse Jürgen
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Hallo Jürgen,

danke für Deinen Höreindruck. Allerdings hast Du bei mir noch eine vollkommen ungertifizierte Anlage gehört, auch noch den Original Linn, von der Digitalstrecke (Switche, Kabel) einmal ganz abgesehen. Dennoch wurde durch die Optimierungen natürlich der von Dir beschriebene Unterschied zwischen den LS-Systemen nicht komplett egalisiert, sondern bleibt grundsätzlich gültig.

Viele Grüße
Horst-Dieter
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