Henning (Elsinore DIY-LS)

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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

HenSch hat geschrieben: 05.08.2020, 21:48Etwas Glockenhaftes verbleibt dennoch. Noch lieber hätte ich Kupferplatten verwendet, aber die wären wohl kostentechnisch aus dem Ruder gelaufen, wenn ich überhaupt einen Verarbeiter gefunden hätte.
Hallo Henning,
wenn du die Gabeln, die die Holzstreifen halten herausnehmen würdest und -sauber gerade geschnittene Streifen vorausgesetzt- diese auf das Aluminium mit einer sehr dünnen Schicht 2-Komponentenkleber aufbringst, würden Schwingungen im Aluminium durch das Holz bedämpft. Gelingt es, 2 Materialien unterschiedlicher Schwingungsausbreitungsbedingungen (Dichte) miteinander fest zu verbinden, wird eine Schwingungsbedämpfung erfolgen.
Constrained Layer Damping wird sich nur in kleinen Flächen aufbringen lassen.
Aber hat ein Gehäuse solche Überlegungen nötig? Ich glaube nicht. Die große Montageplatte ist einerseits mit Ausfräsungen durchbrochen, andererseits ist sie mit den Seitenwänden, Front und Rückwand verbunden.
Ein steifes Gehäuse ist auch nur stabil gegenüber Luftschall, die Entkopplung vom Untergrund/Körperschallübertragung bleibt erforderlich, damit die Vibrationen bei den Röhren nicht ankommen.

Hat schon jemand überprüft, ob die Röhren horizontal oder vertikal mehr Immunität gegen äußere Vibrationen zeigen?
Spanngitterröhren wie die E88CC/6922 sind allerdings ein weniger empfindliches Prüfobjekt...

Der weitgehend ferromagnetismusfreie Aufbau hat jetzt nur noch wenige Schwachstellen: ausgerechnet die aktiven Komponenten (Röhren) haben Stahlstifte, die sich mit der Zeit durch Gleichstrom magnetisieren. Aber ich vermute eine Aufmagnetisierung bei der Lagerung, wie die Stecknadeln, die meine Mutter in der Nivea-Dose gesammelt hatte.
Die sachgerechte Anwendung einer Entmagnetisierungsdrossel kann da noch eine Verbesserung der Röhren erzielen.
Grüße
Hans-Martin
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HenSch
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Beitrag von HenSch »

Hallo zusammen,

nach fast zwei Jahren möchte ich auch mal wieder ein kleines Update in meinem Vorstellungs-Thread ergänzen.

Die Selbstbau-Vorstufe funktioniert immer noch tadellos und gibt mir auch heute noch bei jedem Einschalten ein kurzes wohliges Gefühl, etwas Schönes erschaffen zu haben. Die 300B Endstufen vom gleichen Entwickler sind derzeit noch im Baustadium. Ich denke spätestens in einem knappen Jahr sollte ich auch dieses Projekt abschließen können. Schon Wahnsinn, wieviel Zeit (und leider auch Geld) in so ein Vorhaben hineingehen.

Zwischendurch habe ich dann noch meine Netzwerkstrecke zum G-Hub mit G-LNT weiter optimiert. Ich streame zu 100% meine Musik über das Internet via Qobuz, kurze Versuche mit einer NAS haben mich klanglich nicht mehr überzeugt im Vergleich. Und der Abstand ist nun noch größer geworden, das möchte ich Euch im weiteren Verlauf kurz darstellen... Aber zuerst ein kurzer Blick auf die Netzwerkstrecke zwischen Router und G-Hub. Vom Router ausgehend habe ich eine exklusive WLAN-Strecke mittels zweier Cisco WAP-200 Access Points aufgebaut, die im WLAN-Bridge Modus konfiguriert sind und so über ein eigens aufgespanntes WLAN eine transparente LAN-Brücke zwischen sich herstellen. Das WLAN wird also durch kein anderes Gerät genutzt, die Steuerung des G-Hub erfolgt über das ganz normale "Haus-WLAN", welches der Router bereitstellt.

Natürlich habe ich die WAP-200 jeweils etwas getuned, jeden Access Point hierbei identisch:

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Mittels Riser-Karte konnte ich die 3,3V-Versorgung des Mini-PCI WLAN-Moduls separat über ein Sparkos Labs Regler realisieren. Die Hauptplatine erhält ebenfalls eine saubere 3,3V-Spannung über einen zweiten Sparkos Labs Regler. Der Hauptprozessor sowie der LAN-Chip ist mit einer Neutron Star Clock und minicircuits Filter mit einem sauberen Takt versorgt.

Im Ergebnis habe ich eine LAN-Strecke, die ich durch eine testweise Ergänzung um eine zusätzliche LWL-Strecke mittels mit Neutron Star Clocks modifizierten Umsetzern vor dem G-Hub nicht weiter verbessern konnte. Im Gegenteil, die zusätzlichen Wandlungsschritte in LWL und zurück hatten sich bei mir sogar deutlich negativ gezeigt in Hinblick auf das Timing und den natürlichen Fluss der Musik. Es klang irgendwie mechanischer, lustloser, aber keinesfalls noch sauberer.

Mein Router war bislang eine Fritz!Box 7530. Diese war mir schon länger ein Dorn im Auge - mein letzter Versuch eine NAS mit einzubinden hat mir nochmals deutlich gezeigt, wie sensibel diese auf äußere Veränderungen reagiert. So ist mir das Klangbild nach dem Anschluss der NAS auch bei über Qobuz gestreamte Musik deutlich zusammengebrochen, die Magie war weg und es klang angestrengter mit metallischem Glanz.

Also habe ich mich auf die Suche nach einem alternativen Router gemacht, der dann auch eine Modifikation erlaubt durch einen etwas großzügigeren inneren Aufbau. Ausgesucht habe ich mir letztlich ein Bintec RS353jwv. Das "j" steht für VDSL-Fähigkeit (wichtig für meinen bestehenden magentafarbenen 100MBit VDSL Anschluss), das "w" für wireless, also WLAN und das "v" für VPN-Fähigkeit, welche ich nicht benötige. Zum Glück gibt es diesen Router immer mal wieder günstig gebraucht, das beste Schnäppchen waren knapp 40€ inkl. Versand. Ich habe im Zuge der schrittweisen Modifikation die ein oder andere Erfahrung sammeln dürfen, sodass ich letztlich zwei Geräte auf dem Weg "verloren" habe...

So sieht das gute Stück von innen aus:

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Auf den ersten Blick gefällt das separate WLAN-Modul mit den nach außen geführten Antennen sowie das solide Metallgehäuse. Außerdem fehlt als zusätzliche Störquelle der DECT-Schaltkreis, hierfür musste ich dann noch eine separate, per LAN angebundene Gigaset Go-Box 100 anschaffen, um die Festnetztelefonie per VoIP zu erhalten.

Der Chip rechts oben mit dem um 45° gedrehten Quarz ist ein ISDN-Schaltkreis, welchen ich nicht benötige. Im Zuge der Modifikationen habe ich herausgefunden, dass der Router auch ohne diesen Chip funktioniert, also habe ich ihn ausgebaut. Noch ein Störenfried weniger.

Bleiben also der DSL-Chip links neben dem mit Kühlkörper verdeckten Hauptprozessor und drei separate LAN-Chips für die Ethernet Anschlüsse 3 bis 5 des Routers übrig. Die Ethernet Anschüsse 1 und 2 des Routers werden übrigens direkt vom Hauptprozessor bereit gestellt. Das klingt hörbar schlechter und daher habe ich die beiden Anschlüsse in der Konfigurationssoftware deaktiviert.

Was auffällt sind die nicht bestückten Quarze für den Hauptprozessor (Y4) und zweier LAN-Chips (Y2 und Y3). Ein Blick in die Datenblätter der verbauten Chipsätze hat verraten, dass der DSL-Chip seinen 36MHz Takt auch extern zur Verfügung stellt. Diesen Ausgang nutzt der Hauptprozessor und ersetzt damit Y4. Das gleiche wurde bei den LAN-Chips angewendet. Der linke (mit Quarz) gibt den Takt an den mittleren weiter und dieser dann seinen Takt an den ganz rechten.

Mit zwei externen Clocks (36MHz für DSL und Hauptprozessor und 25MHz für die LAN-Chips) lassen sich also sehr bequem alle Schaltkreise des kompletten Routers versorgen. Hier kommen bei mir natürlich wieder die Neutron Stars zum Einsatz.

Die DC/DC-Schaltregler, hauptsächlich im oberen Bereich der Platine angeordnet, machen aus den extern zugeführten sauberen 12V meines Linearnetzteils die - euphemistisch ausgedrückt - nicht mehr ganz so sauberen Versorgungsspannungen der Schaltkreise. Ganz besonders im Fokus ist die gemeinsame 1.0V Core-Spannung aller Chips (DSL, CPU, LAN), mit einem sehr hohen Stromfluss von bis zu 3A. Der Einsatz von Linearreglern kam daher für mich in Anbetracht der zu erwartenden hohen Verlustleistung nicht in Frage.

Also habe ich mich nach extra rauscharmen Schaltreglern umgeschaut und den TPS62913 von Texas Instruments gefunden. Dieser ist mit <20uV Restrauschen spezifiziert und extra für sensible Anwendungen entwickelt worden. Eine Verbesserung mindestens um den Faktor 1.000 im Vergleich zu den im Router verbauten Schaltreglern! Die fummelige Lötarbeit an dem kleinen Teil wollte ich mir sparen und auch das Platinenlayout hat bei solchen Bauteilen einen großen Einfluss auf das tatsächliche Rauschverhalten. Also habe ich mir drei Evaluation-Boards bestellt und diese für die benötigten Spannungen von 1.0V, 2.5V und 3.3V umgebaut.

So sieht das Endergebnis dann aus:

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Der Aufbau ist teilweise etwas "roh", aber ich war am Ende froh, dass alles noch so funktioniert hat, wie es soll...

Die Neutron Star Clock sind in einem separaten Gehäuse untergekommen, welches ich oben auf den Router montiert habe:

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Wie klingt es nun mit dem neuen Router?
Im Original-Zustand war kaum ein Unterschied zur Fritz!Box spürbar. Vielleicht sogar ein Tick schlechter im Sinne von rauher und räumlich enger und flacher. Die Modifikation hat den Klang jedoch in ungeahnter Intensität transformiert. Der Bass ist so kraftvoll und gleichzeitig konturiert wie noch nie. Die räumliche Abbildungspräzision hat weiter gewonnen und die Auflösung hat zugenommen - jedoch nicht im Sinne eines Detailpornos, sondern die Feinstinformationen fügen sich harmonisch in das Gesamtbild ein. Machen dieses Bild noch glaubhafter und natürlicher.

Auf dem Weg der Modifikationen habe ich übrigens festgestellt, dass die saubere Taktversorgung des DSL-Chips hierbei den weitaus größten Effekt gebracht hat. Die LAN-Chips alleine mit gutem Takt versorgt haben letztlich das schon bekannte Bild noch etwas sauberer dargestellt. Die neue Dimension an Tiefe und Realismus kam erst mit dem sauber geclockten DSL-Chip dazu.

Ich hoffe, Ihr habt bis zum Schluss durchgehalten und ich konnte Euch ein wenig inspirieren.

Viele Grüße
Henning
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Juergen192
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Beitrag von Juergen192 »

Hallo Henning,
da kann ich nur meinen Glückwunsch und Respekt übermitteln! Das Thema Fritz!Box würde sicher gern so manch Anderer auch auf diese Art lösen. Fachlich muss ich da leider passen.
In meiner Konfiguration ist eine 7590 (getunt von Beci) noch einmal in die von Dir auch beschriebene Richtung weitergekommen, indem ich einen von Stephan (Solidcore) gebauten Filter vor das Sunny-Netzteil geschaltet habe. So kann ich Qobuz einigermaßen ertragen.
Mit freundlichem Gruße
Jürgen
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tom_on_wheels
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Beitrag von tom_on_wheels »

Hallo Henning,

da läuft einem ja das Wasser im Munde zusammen. Ich glaube Dir gerne, dass dieser Router mit den von Dir umgesetzten Maßnahmen ein entscheidender Schritt nach vorne war. Und wie Jürgen eben schon schrub, suchen wir doch alle nach einem guten Ersatz für die Fritzbox.

Tolles Projekt, mein Neid ist mit Dir :cheers:

Viele Grüße
Tom
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Bernd Peter
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Beitrag von Bernd Peter »

Hallo Henning,
Auf dem Weg der Modifikationen habe ich übrigens festgestellt, dass die saubere Taktversorgung des DSL-Chips hierbei den weitaus größten Effekt gebracht hat. Die LAN-Chips alleine mit gutem Takt versorgt haben letztlich das schon bekannte Bild noch etwas sauberer dargestellt. Die neue Dimension an Tiefe und Realismus kam erst mit dem sauber geclockten DSL-Chip dazu.
das ist durchaus nachvollziehbar, wenn man die Anstrengungen der Entwickler von AES67/Dante betrachtet, um einen geordneten Zustrom der Audiodaten zu bekommen.
Für eine hochpräzise Zeitsynchronisation steht das Precision Time Protocol (PTP) zur Verfügung, das sogar harten Echtzeitanforderungen genügt. Die Ansprüche an die Netzwerk-Infrastruktur sind jedoch sehr groß und die Umsetzung von PTP ist daher aufwändig und kostspielig.

Protokolle wie IEEE 1588-2008, PTP stellen jedoch eine präzise Taktung und Synchronisation der Netzwerkteilnehmer sicher. Deshalb wird PTPv2 bei Dante zur Zeitsynchronisation verwendet.
Nette Grüße

Bernd Peter
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sunny_time_99
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mini-ciruits

Beitrag von sunny_time_99 »

Hallo Henning,

Welche Filter hast du von mini-circuits eingesetzt? SXBP-27R5+ für die 25mhz?

Beste Grüße

Sunny
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HenSch
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Beitrag von HenSch »

Hallo Sunny,

Ich habe den SCLF-36+ für die Filterung der 36MHz clock und SCLF-25+ für den 25MHz Takt verwendet.

Der SXBP-27R5+ ist ein Bandpassfilter, der filtert also auch unterhalb der Durchlassfrequenz. Der SCLF ist lediglich ein Tiefpass, filtert also nur oberhalb der Nennfrequenz.

Mit genau dem SXBP-27R5+ habe ich schon experimentiert, das Ergebnis war bei mir jedoch nicht überzeugend. Komischerweise hat er den Tief- und unteren Mitteltonbereich deutlich beschnitten und der Klang wurde dadurch dünn.

Das Ergebnis hat mich doch sehr überrascht, rein technisch gesehen ist ein Bandpassfilter für das Clocksignal ja eher vorteilhaft gegenüber einem reinen Tiefpass.

Viele Grüße
Henning
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sunny_time_99
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Beitrag von sunny_time_99 »

Hallo Henning,

Es geht ja IMHO nur darum, aus dem Square wave der NS wieder einen sinus zu machen, d.h. Die oberwellen aus denen das rechteck zusammengesetzt ist, müssen weg. Gerade bei Geräten, die über einen crystal und culpitt versorgt werden, wie es bei deinem router augenscheinlich der fall ist. Ich werde es mit beiden probieren und die Ergebnisse erstmal messen. Ein anderer weg ginge über die NS selber, aber am Ende zählt, was sich besser misst und natürlich auch klingt. Gerade im digital Bereich waren die korrelationen am größten.

Beste Grüße

Sunny
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HenSch
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Beitrag von HenSch »

Hallo zusammen,

es geht gut voran mit meinem Endverstärker Projekt. Zeit, einmal kurz innezuhalten und das bisher Geschaffte mit Euch zu teilen. Gebaut werden zwei 300B Monoblöcke in Push-Pull-Konfiguration nach gleichem Vorbild wie schon mein Vorverstärkerprojekt, welches ich hier weiter oben vorgestellt habe.

Nun sind Push-Pull Röhrenverstärker im Vergleich zu ihren Single-Ended Kollegen durchaus umstritten, häufig liest man von einem Verlust an Detailinformation und der berühmten Single-Ended-Magie im Mitteltonbereich. Dies ist nach Ansicht von Allen Wright, dem Entwickler des von mir zum Vorbild genommenen Vacuum State DPA-300B hauptsächlich darin begründet, dass ein Push-Pull-Verstärker die beiden entgegengesetzten Phasensignale zur Ansteuerung der Endröhren mit einem Phasensplitter erzeugen muss und diese beiden (zumindest leicht voneinander abweichenden) Signale in dem Ausgangsübertrager wieder zu einem vollständigen Signal zusammenfügen muss. Es ist dieses Wieder-Zusammenfügen, das zu dem oft kritisierten Verlust an Mikrodynamik und Auflösung führt, besonders im Vergleich mit einem sehr guten SE Verstärker.

Im DPA-300B entfällt dieser Phasensplitter, da er vollsymmetrisch aus der Vorstufe angesteuert wird. Ein weiterer Designkniff liegt darin, dass die beiden Endstufenröhren aus einer gemeinsamen Stromquelle an ihren Kathoden gespeist werden:

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Im Ruhezustand lässt sich mittels eines Präzisionspotis die negative Vorspannung an den Gittern der Endröhren etwas verschieben, um die perfekte Balance zwischen den beiden Röhren einzustellen, sodass die 120mA der Stromquelle sich zu jeweils 60mA pro Röhre aufteilen. Das Anzeigeinstrument zwischen den Kathoden zeigt dann 0V an. Damit das Voltmeter nicht dauerhaft im Signalpfad eingebunden ist, habe ich es per Relais zu- und abschaltbar gestaltet und es lässt sich mittels Kippschalter auf der Rückseite der Endstufen ansteuern.
Wird nun die obere Röhre mit einem positiven (Audio-)Signal durchgesteuert, fließt entsprechend mehr Strom durch den oberen Zweig und gleichzeitig steht für den unteren Zweig ein um den gleichen Betrag geringerer Strom zur Verfügung – die Schaltung ist also echt symmetrisch und gleicht leichte Asymmetrien in der Ansteuerung der beiden Endröhren selbstständig aus. Also stellen sich in der Theorie perfekte Arbeitsbedingungen für den Ausgangsübertrager ein.

Die Netzteilsektionen nehmen viel Platz in Anspruch, sodass ich sie in zwei externe Gehäuse ausgelagert habe. Diese sind bereits seit ein paar Monaten fertig und warten schon im Rack geduldig auf ihren Einsatz:

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Es war wirklich aufwändig, insgesamt acht möglichst saubere Spannungen pro Endstufe zu erzeugen – die Konstruktion des Innenaufbaus der Netzteile und das gleichzeitige Durchdenken, ob jeder Aufbau- und Verkabelungsschritt dann auch rein praktisch funktionieren kann, war echt mühsam. Aber es hat am Ende zum Glück alles funktioniert. Hier ein Foto, wie es kurz vor der Fertigstellung ausgesehen hat:

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Die Endstufen selbst befinden sich derzeit noch im Aufbau, eine erste Stellprobe der Komponenten sah dann so aus:

oben:
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unten:
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Und so ist der aktuelle Arbeitsstand:

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Ich bin schon sehr gespannt auf die erste Inbetriebnahme. So ein Projekt ist schon eine echte Geduldsübung…

Viele Grüße
Henning
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sunny_time_99
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Beitrag von sunny_time_99 »

Hallo Henning,

absolut traumhaftes Projekt in perfekter Bauausführung. Da kann sich mancher etliche Scheiben abschneiden. Die LaSuprema mag ja gerne Kontrolle für ihren stattlichen Bass. Wenn es nur halb so gut klingt, wie es aussieht... :cheers:
Ich lese gerne mehr davon, auch wenn Röhren für mich kein Thema mehr sind.

Grüße

Sunny
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bastelixx
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Extern Clock

Beitrag von bastelixx »

Hallo Henning,

vielleicht hast Interesse von noch präziserem Clock als Neutron Stars mit nut +/- 0,2 ppm und willst dich verbessern auf ppb-Werte. 25 MHz hättest du mit der Platine.

https://de.aliexpress.com/item/10050033 ... pt=glo2deu

https://de.aliexpress.com/item/10050015 ... 1240%21rec

Grüße
Stanislaw
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HenSch
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Beitrag von HenSch »

Hallo zusammen,

es ist vollbracht, vor zwei Wochen konnte ich die Röhrenmonos vollenden.

Zwei Impressionen aus dem Inneren, bevor ich den Boden hoffentlich für immer zugeschraubt habe:

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Der Hochspannungs-Shuntregler unten links im Bild wird über die Frontplatte entwärmt. Mit prinzipbedingt rund 10W Verlustleistung etwas gewagt, aber in der Praxis funktioniert es prima und die Abwärme verteilt sich schön gleichmäßig über die gesamte Frontpartie der Verstärker. Für die Pufferkondensatoren der Anodenspannungen habe ich die CDE 947D gewählt, ein Folienkondensator der für hohe Ströme in DC-Zwischenkreisen von Leistungselektronik konstruiert wurde und so etwas wie ein Geheimtipp der audiophilen Szene ist. Dieser Typ wird z.B. auch in den kommerziellen Verstärkern der Edelschmiede Aries Cerat eingesetzt.

Über die Frage, wie ich die Schraubverbindungen des CDE 947D dauerhaft kontaktsicher mit der Platine des Schuntreglers verbinde, habe ich durchaus einige Wochen gebrütet. Dann ist mir die Press-Fit-Technik eingefallen, die z.B. in der Automobilbranche eingesetzt wird. Hierbei werden spezielle Kontaktpins mit definiertem Druck in minimal unterdimensionierte durchkontaktierte Bohrungen der Leiterplatte eingepresst. Bei dem Pressvorgang entstehen sehr niederohmige und vibrationsfeste Kontaktstellen zwischen der Leiterplatte und dem Press-Fit Bauteil.

Für die Einspielzeit habe ich erstmal chinesische 300B Röhren ganz unten aus dem Regal genommen - es hätte ja auch noch etwas schiefgehen können bei der Inbetriebnahme. Die Treiberröhren sind mittlerweile NOS 6N30P-DR, in den ersten Stunden hatte ich hier zur Sicherheit günstige 6N6P verwendet.

So sieht das Ensemble also aus, für das G-LNT muss ich bei Gelegenheit noch ein neues Plätzchen finden:

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Auch ein schöner Rücken kann entzücken, eine Impression von hinten. Die Industriesteckverbinder "Rockstar" von Weidmüller sind richtig klasse und bei dem Namen konnte ich nicht anders als diese zu verwenden.
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Von meinem Pass Labs XA30.5 und auch den davor genutzten Monoblöcken von AVM war ich gewohnt, dass ein leichtes Rauschen in den Lautsprechern vernehmbar war. Beim ersten Einschalten der neuen Verstärker mit Herzklopfen bis zum Hals ging mein Ohr dann auch erstmal an die Hochtöner und der erste Schock: Es war nichts zu hören. Ich wollte schon alles wieder ausschalten und den möglichen Fehler suchen, aber dann habe ich doch noch schnell ein Lied angespielt. Und siehe da, komplett aus dem Nichts stiegen die ersten Töne auf.

Das wieder einer der Gänsehautmomente für den sich die ganze Mühe fast schon gelohnt hat. Auch mit den günstigen 300B Röhren klingt es absolut sauber, klar und transparent. Wie bei der Vorstufe schon ist von dem klassischen verfärbten Röhrenklang nichts zu vernehmen, was mir gut gefällt. Im Vergleich zum Pass XA30.5 spielt es dynamischer, natürlicher und räumlich noch besser gestaffelt. Der Bass ist kontrolliert und schlanker als bei der Pass, auch das passt noch besser.

Der musikalische Fluss und damit die Glaubhaftigkeit der Wiedergabe ist so viel besser, dagegen klingt die Pass Endstufe spröde und mechanisch. Nach dem ersten Einschalten sind meine Frau und ich im Sofa vor der Anlage versunken und wir haben drei uns eigentlich schon wohlbekannte Alben durchgehört und es war eine intensive Reise, diese Alben musikalisch und emotional neu zu entdecken.

So, nun habe ich fertig und die Bastelecke kann endlich wieder aufgeräumt werden.

Viele Grüße
Henning
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Juergen192
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Beitrag von Juergen192 »

Hallo Henning,
da kann man nur gratulieren! Wirklich feine Teile, die Du erschaffen hast.
Und die Klangsphären einer 300B kenne ich sogar verfärbungsfrei an Hörnern. Das ist schon faszinierend und berührend.

Ich wünsche Dir und Deiner Liebsten viele schöne Stunden mit diesen 'Zauberkästchen'.

Mit freundlichem Gruße
Jürgen
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Lauthörer
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Beitrag von Lauthörer »

Schön wenn man so etwas kann. Gratuliere.

Gruß Andreas
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HenSch
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Beitrag von HenSch »

Hallo zusammen,

es gibt wieder etwas Neues zu berichten. Es sind neue Lautsprecher eingezogen – leider noch keine Aktiven, dafür hatte ich mir mit den Endstufen zu viel Mühe gegeben und ich bin mit den Geräten weiterhin hoch zufrieden.

Meine Audio-Laufbahn hatte ich mit Isophon-Lautsprechern an AVM Elektronik begonnen, also eher auf der schnellen, analytischen Seite. Dann bin ich auf Breitband-Lautsprecher (mit Hoch- und Tieftonunterstützung) von Reference 3A an Pass Labs und Classé Audio Class A Verstärker umgeschwungen und hatte es mir in der warmen, kuscheligen Ecke gemütlich gemacht. Mit Umbau der Reference 3A auf Beryllium-Hochtöner kam dann die Lebendigkeit etwas zurück und der Wunsch nach wieder mehr Drive und Lebendigkeit wurde größer. Auf dem schmalen Grat zwischen Wärme und Analytik habe ich mich dann weiter fortbewegt.

Mit dem dann folgenden aufwändigen Selbstbau meiner Verstärker nach dem Vorbild des Entwicklers Allen Wright habe ich zum Glück voll ins Schwarze getroffen. Sie kombinieren „Pace, Rhythm And Timing“ mit einer ausgeprägten Natürlichkeit, wofür „Wärme“ der falsche, zu eindimensionale Begriff zu werden beginnt.

Nun war der Punkt gekommen, an dem ich auch auf der Lautsprecherseite Lust auf Weiterentwicklung im obigen Sinne bekommen habe. Nachdem mich die Konzepte von Allen Wright so weit gebracht haben, wollte ich auch beim Lautsprecher nah dranbleiben und wurde bei Joe Rasmussen fündig, Geschäftspartner und Wegbegleiter von Allen Wright in seiner Zeit in Australien. Joe hat seit mittlerweile vielen Jahren das DIY-Projekt „Elsinore“ stetig weiterentwickelt und teilt sein Wissen der DIY-Gemeinde, es gibt einen langen Faden dazu bei diyaudio, eine Webseite von Joe (www.customanalogue.com) und eine Reihe von begeisterten Nachbauern.

Mittlerweile gibt es auch eine Version der Elsinore mit Treibern von Purifi Audio, die aufwändig und mit teilweise neuen Ansätzen, wie z.B. den optisch etwas gewöhnungsbedürftigen Sicken, auf sehr hohe Verzerrungsarmut getrimmt wurden. Die sollten es dann unbedingt sein für mein Projekt, ich war mir sicher, dass ich angefangen beim G-Hub über den Meitner DAC und den besagten Verstärkern entlang der Kette die Voraussetzungen geschaffen habe, dass ich bei den Lautsprechern auf Verzerrungsarmut setzen kann, ohne dass ich damit etwaige Schiefstände in der Anlage demaskiere.

Dann ging es also auf das für mich völlig neue Terrain des Holzbaus. Zum Glück konnte ich einen Arbeitskollegen ebenfalls für den Lautsprecherbau begeistern, sodass wir dann zu zweit zwar nicht mehr Vorkenntnis hatten, aber uns auf der steilen Lernkurve gut ergänzen konnten. In Kiel gibt es eine offene Holzwerkstatt, in die wir uns eingemietet haben und dort zumindest den Rohbau der Gehäuse recht schnell auf die Beine gestellt haben.

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Mit dem Rohbau ging es dann in das heimische Wohnzimmer. Meiner geduldigen Frau werde ich wohl ewig dankbar bleiben, dass sie die wochenlange Baustelle auf dem Teppich liebevoll toleriert hat. Das Furnieren, bündig fräsen, schleifen, ölen, schleifen, ölen, usw. hat dann doch viel Zeit gekostet, dafür war das Wuchten der rund 40kg schweren Tonmöbel auf den Balkon und zurück für alle staubigen Arbeitsschritte ein prima Rückenprogramm.

Nun stehen an ihren Bestimmungsorten und konnten am Wochenende das erste Mal erklingen. Die externe Frequenzweiche ist erstmal nur provisorisch verkabelt und sie bekommt demnächst noch ein eigenes schmales Standgehäuse. Im Laufe des nächsten Jahres werde ich diese dann wohl auch nochmal mit meinen Lieblingsbauteilen neu aufbauen.

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Und wie sind die ersten Eindrücke?

Mir war wichtig, dass die Lautsprecher komplett verschwinden und nicht mehr ortbar sind. Das haben die Reference 3A La Suprema schon sehr, sehr gut gemacht und da wollte ich keine Abstriche hinnehmen. Die große Erleichterung nach den ersten Tönen aus den Elsinore: Wow, das klappt genau so gut. Der Raum zwischen den Lautsprechern ist bruchlos gefüllt, eine schöne Bühne baut sich auf. Der Bass reicht nicht mehr ganz so tief, ist dafür dynamisch und schnell. Die Mitten waren bei den Reference 3A durch den Breitbänder schon phantastisch, da stehen die Purifi Treiber jedoch in Nichts nach. Die Höhen bündeln durch die Waveguides etwas mehr, das tut in meiner akustisch nicht optimal behandeltem Hörumgebung gut. Der Raum macht nun bei hohen Lautstärken nicht so schnell "zu" wie bisher.

In Summe haben mich die Elsinores vom Stand weg begeistert. Das erhoffte Mehr an Spielfreude, Dynamik und Ausdrucksstärke habe ich tatsächlich erhalten. Sie harmonieren damit perfekt mit meinen Endverstärkern. Habe ich mit den Reference 3A letztlich ein begrenztes Spektrum an Lieblingsmusik gehört, haben die Neuen direkt Lust auf das Entdecken neuer Musik gemacht. Die musikalische Vielfalt bringen sie einfach neutraler und selbstverständlicher rüber, ohne dabei kühl oder nervig zu werden. Da fällt mir im Nachhinein auf, dass die Breitbänder ihre eigene Klangsignatur eingeprägt haben, diese passte dann entsprechend nicht immer gut zu jeder Art von Musik und so haben sich entsprechend mit der Zeit meine musikalischen Vorlieben ausgeprägt.

Natürlich ist es wieder schwierig, die Euphorie und den Stolz des selbst Erschaffenen bei der klanglichen Beurteilung ganz auszublenden. Ein schönes Zeichen für mich war jedoch, dass unser Achtjähriger es sich erstmalig im Sweetspot gemütlich gemacht hat und bestimmt eine halbe Stunde lang andächtig dem gerade laufende Album Layers of Life vom Emil Brandqvist Trio gelauscht hat.

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Ich freue mich auf die weitere Einspielzeit!

Viele Grüße
Henning

P.S.: Das Geschirrtuch unter dem Lautsprecher dient dem einfachen Verschieben, die Isoacoustics Gaia Füße haften sonst unverrückbar. Kein Designfeature für immer...
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