Hallo Aktive,
Gustav Mahlers 6. Symphonie zählt mit ihrer Riesenbesetzung mit folgenden Instrumenten
- Holzbläser (5 Flöten, davon eine Piccolo, 5 Oboen, davon 1 Englischhorn, 5 Klarinetten, davon 1 Bassklarinette und 5 Fagotte, davon ein Kontrafagott)
- Blechbläser (8 Hörner, 6 Trompeten, 4 Posaunen, davon eine Bassposaune und Basstuba)
- Schlagwerk (2 Pauken, Glockenspiel, dazu Herdenglocken (tiefes Geläut), Xylophon, Große Trommel, Triangel, kleine Trommel, Becken, Holzklapper, Tamtam, Rute und ein "Hammer")
- 2 bis 4 Harfen und Celesta
- Streicher (1./2. Violinen, Bratschen, Violoncelli z.T. dreifach geteilt und Kontrabässe)
zu den absoluten Herausforderungen der Musik-Reproduktion. Es werden höchste Anforderungen an das Aufnahmeteam und deren Equipment, aber auch an die Anlage zur Wiedergabe dieses komplexen Klanggeschehens, hier vor allem an die Lautsprecher und den Raum gestellt.
Die FM 701 musste sich nun in den letzten Wochen mehrmals dieser Herausforderung stellen und dieses Werk in folgenden Einspielungen immer wieder zu Gehör bringen:
Aufnahme 1:
Denon-Einspielung mit dem Frankfurter Radio Symphonie Orchester unter Eliahu Inbal(*). Die Aufnahme erfolgte im April 1986 in der Alten Oper Frankfurt, Tonmeister Peter Willemoes und Detlev Kittler (Hess.Rundfunk). Sie war aufnahmetechnisch meine CD-Referenz dieses Werkes seit 18 Jahren.
(*) Eliahu Inbal, ein überaus netter Mensch, ist einer der wenigen Maestri, der an sehr hochwertigem HiFi-Equipment interessiert ist und sich auch Lautsprecher von den Herstellern vorführen lässt.
Aufnahme 2:
Einspielung mit den Duisburger Philharmonikern unter Jonathan Darlington in der Mercatorhalle Duisburg im Label Acousence, Tonmeister Ralf Koschnicke und Ralf Kolbinger.
Schwerpunkt des Hörtests war die Acousence-Einspielung, die mir in drei Versionen vorliegt, als CD, DVD mit 24Bit/96kHz und als selbstgebrannte DVD-Audio mit 24Bit/192kHz (aus den Flac-files via Cirlinca DVD-Audio Solo erstellt), siehe Bild
Die Riesenbesetzung dieses Werkes ist im Bild an der gelben Markierung zu erkennen.
Mit dem Programm DVD-Audio Solo von Cirlinca können DVD-Audios schnell und recht einfach erstellt werden, es ist für jeden, der keinen Player für 24/192kHz-files hat, eine Option, hochauflösendes Material abzuhören, sofern ein DVD-Audio-Player vorhanden ist.
Hinweis : Wir haben das Werk hier im Forum schon bei seinem Erscheinen vor einem Jahr besprochen (
---> siehe hier ).
Das Hörergebnis mit meiner Silbersand FM 701 möchte ich euch nun hier, zunächst allgemein und dann anhand einiger Details, vorstellen.
Teil 1 (Allgemeine Anmerkungen zu den einzelnen Versionen)
Zu den CD's:
Schon im Redbookformat hört man die einzelnen Instrumentengruppen dieses gewaltigen Orchesters sehr schön im Raum gestaffelt und trotzdem als homogenes Gebilde musizieren, die FM 701 spielt hier doch wesentlich authentischer auf wie vormals meine FM 401/Velodyne DD18 Kombi. Bei Acousence gelingt das homogene Musizieren aber besser, bei Denon werden vor allem die Instrumente der Schlagwerkgruppe doch sehr pointiert herausgestellt, so hört man diese Live nicht, aber es kann als Effekt durchaus gefallen, und die FM 701 lässt diese Unterschiede bestens erkennen. Schon in der CD-Version werden
- Klangfarben vom Holz und Blech sehr gut reproduziert, bei Acousence stimmiger als bei Denon
- typische Einschwingvorgänge bei Hörnern, Posaunen, Trompeten und der Basstuba hörbar, bei Denon jedoch mit leichten Verfärbungen
- die zahlreichen Instrumente der Schlagwerkgruppe klar differenziert wiedergegeben, man hört auch ganz gut heraus, wenn die Schlagwerker andere Schlegel verwenden
In meinem Hörraum ergibt eine Abhörlautstärke zwischen 58 dB - 92 dB hier die besten Ergebnisse im Hinblick auf ein möglichst realistisches Abbild des Geschehens im Konzertsaal. Die Denon-CD kann man gut und gerne bis 95 dB aufdrehen, sie ist etwas "weicher" abgemischt.
Zu mp3:
Ich habe die ersten beiden Sätze der Denon-CD auch auf mp3 "eingedampft". Das klingt dann etwa so, wie wenn man zu spät ins Konzert kommt und vor der Tür warten muss, bis das erste Stück zu Ende gespielt wurde. Es klingt irgenwie dumpf, ein wenig "samtig", die Rauminformationen sind zwar noch ganz gut zu erkennen, aber man "sieht" die Instrumente nicht, man ist eben nicht im Saal drin, oder es hängt ein dicker Vorhang zwischen Musiker und Zuhörer.
Fazit hier:
mp3 kann man ganz und gar für hochwertige Musikwiedergabe vergessen, das Format taugt wirklich nur dazu, sich beim Joggen via iPod etwas anzufeuern... das war's dann aber schon, selbst im Auto höre ich CDs.
Zu DVD-Audio (24/96kHz):
Als ich zum ersten Mal diese Version auf der FM 701 hörte, es war nachdem ich vorher den ganzen 1.Satz der CD-Version hörte, rastete das Klangbild förmlich ein, vergleichbar mit dem, was man erlebt, wenn im Konzertsaal so ein Riesenorchester zu spielen beginnt. Eine Erfahrung, die ich auf der 401/Velodyne-Abhöre so nicht hatte, es übertrifft meine Erwartungen bei weitem!
Es zeigt sich schon beim ersten Takt, was mit diesem Format, gegenüber der CD, möglich ist. Man hat den Eindruck, von allen Instrumenten fällt etwas "Raureif" ab, die Strukturen und Eigenklänge dieser werden nun noch schöner hörbar, der Raum zwar nochmal etwas grösser, aber vor allem die "Luft" zwischen den Instrumenten nimmt zu.
Tutti erklingen wunderschön homogen, ganz im Sinne des romatischen Klangideals für grosse Orchester. In meinem Hörraum ergibt eine Abhörlautstärke zwischen 55 dB - 97 dB hier die besten Ergebnisse im Hinblick auf ein möglichst realistisches Abbild des Geschehens.
Zu DVD-Audio (24/192kHz):
Mit der FM 401/Velodyne waren die Unterschiede zu 24/92 schon vorhanden, aber doch relativ gering, man musste schon sehr konzentriert hören und sich besonders kritische Stellen raussuchen, um sie zu detektieren.
Nicht so bei der FM 701. Die Vorteile im Gesamtklang, den die DVD mit 24/96 von der CD unterscheidet, werden hier nochmals deutlicher. Alle oben angeführten Klangeindrücke werden verstärkt, es ergibt sich nochmals ein Sprung hin zum "Ding an sich", der Live-Aufführung. Das Hin-und-her-Wandern von Themen zwischen Instrumentengruppen wird gerdaezu holographisch abgebildet, man bewegt unmittelbar die Augen mit, versucht „hinzuschauen“, fast wie im Konzertsaal.
Dies liegt wohl auch daran, dass man nun die Symphonie mit einer Lautstärke bis hin zu 103 dB abhören kann, ein tolles Erlebnis, das habe ich auch von einer FM 701 und einer Aufnahme wie sie Acousence hier vorlegt nicht erwartet !
Teil 2 (Detailergebnisse)
Zur Darstellung habe ich einige Partiturseiten grafisch aufbereitet und werde die Hörergebnisse, soweit sie wichtige Details betreffen, an Hand von Bildern beschreiben.
(Keine Angst, hier braucht niemand die Noten zu lesen oder gar das Notenlesen "zu üben", denn aus den Textangaben in den Bildern kann man auf einem Blick erkennen, was man zu Hören bekommt, das wiederum erspart uns m.M. viel Geschwurbel, das doch oft abstrakt bleibt, da man ja in einem Forum leider gar nichts "akustisch" vermitteln kann).
Die Kommentare stehen immer unter dem jeweiligen Bild.
Satz 1, Abschnitt 12: (Feindynamik, Präzision im Bass)
Hier soll die absolut präzise Basswiedergabe der FM 701 dargestellt werden. Paukentriller im Piano oder ebensolche Anschläge der grossen Trommel. Piano-Passagen des Kontrafgotts sind deutlich herauszuhören, ebenso Crescendi/Decrescendi der Basstuba. Die Basstuba wird ja hier sehr häufig eingesetzt (allein die Noten dafür umfassen 14 Seiten) und kann daher gut benutzt werden, um das Können der Lautsprecher im Bass zu überprüfen.
Die Pizzicati der Kontrabässe im doppelten forte kommen absolut authentisch rüber, bei den hohen Auflösungen (24/96, 24/192) habe ich das so vorher nie gehört. Die Celesta ist in solch grossen Besetzungen meist kaum zu hören, wird verdeckt, da sie nicht allzu laute, weiche (eben „himmlische“ ) Töne erzeugt. Auf der FM 701 ist sie sehr gut hörbar, übrigens, bei der Denon-Einspielung kommt sie recht deutlich hervor, das ist zwar ein ganz schöner „Hinhörer“, aber so hört man das im Konzert eher nicht, da wurde seitens der Tonmeisterei wohl nachgeholfen.
Die angeschlagenen Becken ertönen so, wie Mahler es vorschreibt... "klingen lassen", wunderschön.
Satz 2, Abschnitt 53: (Feindynamik, Transparenz beim Pianospiel)
Piano-Passagen der Bassklarinette sind vor allem bei 24/192 recht schön rauszuhören. Auch die Crescendi/Decrescendi, eben die Feindynamik der Hörner, werden mit diesem Format absolut „konzertecht“ reproduziert, bei Mahler-Werken ein absolutes Muss!! ...und die 701 bringt das wunderbar rüber.
Herdenglocken können ebenfalls nicht gerade laut, werden also oft verdeckt und fallen damit nicht weiters auf, schade eigentlich, denn sie tragen schon sehr viel bei, ein schönes „Naturbild“ zu malen. Bei Acousence erklingen sie sehr zart, bei Denon eher eine Spur zu laut. In diesen Takten des 2. Satzes verwendet Mahler die Möglichkeiten der Klangverbindung von Harfe, Celesta und 1.Violinen. Sowohl die Harfen wie auch die Celesta kommt sehr gut durch und werden nicht, wie bei vielen Lautsprechern, durch die Violinen verdeckt.
Satz 4, Abschnitt 129: (Dynamikentwicklung, Transparenz im fortissimo )
Der 4. Satz mit seinen 3 Hammerschlägen stellt eine grosse Herausforderung für jeden Lausprecher dar, da in diesen Takten alle Instrumente „volles Rohr“, d.h. im doppelten oder dreifachen forte, spielen. Im 3.Takt (siehe Bild) schreibt Mahler für den „Hammer“ vor, einen kurzen, mächtigen, aber dumpf hallenden Schlag von nicht metallischen Charakter zu erzeugen. Darlington hält sich strikt an diese Anweisung, die FM 701 gibt ihn ausserordentlich kraftvoll und mit dem nötigen dumpfen Hall wieder, das habe ich über keine Anlage je so gehört, phantastisch! Der darauf folgende Takt, bei dem nur Trompeten und Posaunen spielen, ist ebenso präzise zu hören, keinerlei "Nachschwingen" des gewaltigen Impulses im "Hammertakt". Die dann anschliessenden Takte mit dreifachen forte der Streicher und Hörner kommen überaus stimmig, besonders die Klangfarbe der fff-angeblasenen Hörner sind ein Erlebnis für sich, einfach Klasse.
Der Wechsel zu Trompeten, Posaunen und Basstuba 2 Takte später, kann man wunderbar raushören ...und das bei rund 100dB Schalldruck. Hier zeigt sich, nur ein „Grosslautsprecher“ mit absolut präzser Basswiedergabe schafft das. Spätestens hier und bei einer Einspielung wie sie Acousence vorlegt, trennt sich die „Spreu vom Weizen“, die Transparenz an dieser Stelle ist hervorragend, der hier oft zu vernehmende "Klangbrei" fehlt vollständig (...ich habe diese Stelle als "Test-file" schon über so manche teure Anlage gehört ...und da gingen einige davon gnadenlos "in die Knie"

).
Bei der Denonaufnahme geht das Ganze schon sehr viel weniger spektakulär vor sich (siehe nächstes Bild).
Hier sieht man den Dynamikverlauf der beiden Aufnahmen ca. 5 Sekunden vor und 3 Sekunden nach dem „Hammerschlag“. Während Darlington ein mächtiges Crescendo in Gang setzt, lässt es Inbal recht ruhig angehen und forciert erst in den letzten beiden Takten vor dem Schlag.
Das trifft auf die gesamte Acousence-Einspielung zu, sie ist ein dynamisches Meisterwerk, wie ich es vorher nie hörte und wie man es auch nur mit den besten Lautsprechern in dieser Deutllichkeit reproduzieren kann.
Fazit:
Die Silbersand FM 701 reproduziert Mahlers 6. Symphonie in einer Aufnahme mit Referenzcharakter, wie sie Acousence hier mit der 24Bit/192kHz –Stereo-Version vorlegt, so, wie es dem Hören auf den besten Plätzen im Konzertsaal schon sehr nahe kommt. Selbst als langjähriger Surroundhörer vermisse ich die fehlenden hinteren Saalreflexionen kaum.
Folge: Werde nun alle Aufnahmen von Acousence, die in 24/192 vorliegen, erwerben und mit den FM 701 geniessen.
Gruss
Sigi
ps: Ich bitte auch um Euer Feedback, habe nämlich vor, auch in Zukunft meine Hörberichte mit solchen Bildern zu illustrieren.