Rudolf (Neumann O 410 + KH 750, KH 80 + KH 750)

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Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Hallo Bernd,

der Lyngdorf hat bereits einen neuen Besitzer gefunden.
Bernd hat geschrieben:Was soll denn dann zukünftig in der Mitte des Regals zum Stehen kommen, wenn der Lyngdorf DPA-1 das Haus verlassen hat? :wink:
Bis zur Ankunft des Restek MDAC+ - erst einmal nichts:

regalj4t6.jpg
regalj4t6.jpg (10.04 KiB) 286 mal betrachtet

Meine Lautsprecher habe ich direkt an die analogen Ausgänge der Soundkarte im Faltungsrechner gehängt. Die Lautstärke regle ich digital über den Sonos. Als Provisorium ist diese Lösung mehr als akzeptabel.

Viele Grüße
Rudolf
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Rudolf
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M-Audio Soundkarte tuned by Gert

Beitrag von Rudolf »

Liebe Freunde des gepflegten aktiven Hörens,

es gibt Neues zu vermelden:

Nachdem ich meine Pläne mit dem Restek MDAC+ vorerst auf Eis gelegt habe (siehe hier), gilt mein Augenmerk dem Aufbau einer schlanken, aber nach wie vor audiophilen Wiedergabekette.

Dabei leitet mich vor allem die (Hör-)Erfahrung, dass der direkte Anschluss meiner Aktivlautsprecher an die M-Audio Soundkarte meines Acourate-Rechners gar nicht mal so schlecht klingt. Vor allem konnte ich bei der digitalen Lautstärkeregelung über den Sonos Zoneplayer keinerlei Bit-Verluste heraushören.

So war denn mein Plan, Großmeister Gert um die bereits in seiner Wohnzimmeranlage durchgeführte Modifikation des Sonos Zoneplayers zu bitten, so dass dessen Mutingfunktion zum Ein- und Ausschalten der Aktivlautsprecher - und auch des Acourate-Rechners - verwendet werden kann.

Hierbei galt es den Umstand zu berücksichtigen, dass der Acourate-Rechner unangenehm laut knackst, wird er gleichzeitig mit oder nach den Aktivlautsprechern eingeschaltet. Aber Gert wäre nicht Gert, wenn er nicht vorgeschlagen hätte, mit der zur Unterdrückung der Knackser notwendigen Stummschaltung der Soundkarte für ca. 50 s nach dem Einschalten (so lange braucht der Bootvorgang) nicht auch gleichzeitig die Ausgangsstufe der Soundkarte zu verfeinern. Ich habe da natürlich sofort zugestimmt, obwohl ich mir insgeheim keine große Verbesserung hiervon versprach, hatten doch schon der Lyngdorf DPA-1 und der Restek MDAC+ nicht soo viel besser als die Analogausgänge der M-Audio Soundkarte im Acourate-Rechner geklungen. Selten habe ich so daneben gelegen! Aber der Reihe nach:

Während Gert also eine Austauschkarte vorbereitete, erhielt ich per Post ein Überraschungspaket von einem weiteren bastelfreudigen Mitglied unseres Forums, von Michael (aus Bonn). Hierin befanden sich sechs Absorberfüße und von der bezaubernden brasilianischen Künstlerin Vanessa de Mata die CD SIM.

sim4cwo.jpg
sim4cwo.jpg (17.81 KiB) 286 mal betrachtet
Zur CD kann ich nur sagen, dass sie mir hervorragend gefällt und ich hoffe, dass Michael sie in den Musikempfehlungen einmal selbst näher vorstellt, insbesondere auch deshalb, weil er der brasilianischen Sprache mächtig ist.

Nun zu den Absorberfüßen. Gedacht waren sie von Michael für meine Braun LV 720, die ich zur Testinbetriebnahme mit meinen übrigen Braun-Komponenten probehalber in meinem Bastelraum auf einer Werkbank aufgebaut hatte. Zur Erinnerung:

braun-anlage2sg4vagy.jpg
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Diese Aufstellung tat Michael offensichtlich derart weh in den Augen, dass er flugs ein paar Absorberfüße gebastelt hat - wohl in erster Linie, damit die LV 720 nicht unnötig mit unedlen Materialien in Berührung kommen.

Das ist nun aber nicht mehr nötig, denn inzwischen sind sie zusammen mit den übrigen Braun-Komponenten an einem sicheren Ort zwischengelagert, bis sie dann an ihren endgültigen Platz ins Arbeitszimmer dürfen. Dort werden sie übrigens auch auf die Original-Boxenständer montiert, so dass Absorber nicht mehr notwendig sein werden.

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absorber2lcdp.jpg (61.5 KiB) 286 mal betrachtet
Was also sprach dagegen, die Absorber unter meine Silbersands zu verfrachten? Wie man sieht, habe ich bislang auf Flächenabsorber der Marke Tretford gesetzt, einer stückweisen Zweitverwertung unseres Ex-Wohnzimmerteppichs.

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alte versus neue Absorber (man beachte: beide aus recycelten Werkstoffen)

Die neuen Absorber machen sich nun unter meinen Silbersands ganz prächtig (wobei, lieber Michael, drei Absorber je Lautsprecher doch etwas wackelig sind - ich werde daher zwei bei dir nachordern müssen!).

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Ob's damit nun auch besser klingt, kann ich nicht sagen, denn ...

... gestern traf auch die von Gert getunte Soundkarte ein. Wie man sieht, hat sich gegenüber der ungetunten Karte einiges getan:

1. M-Audio Soundkarte im Originalzustand

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2. M-Audio Soundkarte tuned by Gert

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Vielleicht sagt uns Gert, was er dort alles verbaut hat - professionell sieht's auf jeden Fall aus!

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m-audioneu1zc3u.jpg (63.07 KiB) 286 mal betrachtet
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m-audioneu2chvc.jpg (54.51 KiB) 286 mal betrachtet

Na, dann wollen wir mal sehen bzw. hören, dachte ich. Meine Frau war auf einer Schulkonferenz und die Kinder noch nicht im Bett - beste Voraussetzungen für einen ausgiebigen Hörtest also.

Test 1 wurde bravorös bestanden: auch bei bereits eingeschalteten Aktivlautsprechern gab es keinerlei Knackser beim Einschalten bzw. Hochfahren des Acourate-Rechners (die automatisierte EInschaltung durch den Sonos kommt übrigens noch).

Test 2 - der eigentliche Hörtest - hat mich dann förmlich aus dem Sofa gerisssen. Was Gert da aus dem Analogteil der "profanen" M-Audio Soundkarte rausgeholt hat, ist schier unglaublich. Mein erstes Teststück ist wie immer das Titelstück der CD Rural Renewal von den Crusaders. Dort muss das Schlagzeug, ohne den Raum anzuregen, absolut sauber kommen und die vom Gast-Gitarristen Eric Clapton scharf angerissenen Saiten müssen durch den Raum flirren. Natürlich tut Acourate das seinige, aber trotzdem: so vollständig hatte sich die Musik niemals zuvor von meinen Silbersands gelöst.

Ihr kennt sicherlich den Effekt: Wenn man sein Testmaterial schon vielfach gehört hat, dann genügen wenige Sekunden, um zu wissen, ob es jetzt besser bzw. (subjektiv natürlich) richtiger klingt. Die Bestätigung holte ich mir dann beim Durchhören der Manger-CD. Fantastisch! Und zum Abschluss gönnte ich mir das vom Jacques Loussier Trio verjazzte Konzert c-moll für zwei Cembali BWV 1062 von J.S. Bach. Gert benutzt dieses Stück immer, um zu zeigen, was ein trockener, tonloser Bass ist. Unglaublich, wie der bei mir jetzt reinknallt - ohne jegliche Eigenresonanz bzw. Nachschwinger. Und natürlich Johnny Cash's Further Up On The Road von American V - A Hundred Highways, der auf dieser "Alters"-Aufnahme mit zwar immer noch warmer, aber auch schon zerbrechlicher Stimme singt.

Michael, ich hoffe, du verzeihst mir, wenn ich diese Verbesserungen zu einem geringeren Teil deinen Absorbern zuschreibe und ich ansonsten Gert eine erneute Meisterleistung attestiere: Eine derartige Verbesserung durch eine elektronische Komponente habe ich mit Ausnahme von Acourate noch nicht erlebt.

Tja, was soll ich sagen. Mir geht's derzeit wie Franz, der sich nach Erreichen der nächsten Stufe auf der audiophilen Leiter üblicherweise erst einmal ein Päuschen gönnt und mit Genuss seine Musikaufnahmen neu entdeckt - alles im Lot also!

Viele Grüße
Rudolf
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schauki
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Beitrag von schauki »

Hallo!

Gratulation!

Was ich mich bei solchen Dingen (verwende ja auch ein Gerät "tuned by Gert") immer frage, ist, warum das der Hersteller nicht gleich so macht...?

Im Endeffekt sind es ja keine "Wahnsinnskosten", die die Modifiktation auch auf nem Extra "Print" ausmachen. Sicher noch weniger, wenns direkt am Hauptboard gemacht wird. Machen also die paar Euro in der Kalkulation wirklich so viel aus, dass es dann dem Rotstift zum Opfer fällt?

In dem Fall ists Computerzeugs, aber ist ja bei Hifi-Zeug nicht anders.

Im Endeffekt egal, wenn man so findige Leute wie Gert "zur Hand" hat, aber mich würde der Grund dahinter echt interessieren.

mfg
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axxxxx

Beitrag von axxxxx »

Moin,

ich denke, daß unser Großmeister Gert einfach ein Ausnahmeentwickler ist (ohne zu sehr schleimen zu wollen ... aber ich bin unverdächtig, da Gert für mich noch nichts getunt hat... :cry: ), der einem "normalen" Ing. einfach Einiges voraus hat.

Viele kleinere Buden (und die meisten Hersteller unserer Lieblinge sind eher klein, auch wenn sie für uns ganz groß erscheinen - siehe Umsatzzahlen Geithain und Backes, die ich ja schonmal ausgegraben hatte...) haben vielleicht zwei halbwegs profunde Entwickler, die sich mit mehreren Projekten gleichzeitig beschäftigen müssen und dabei auch noch das Entwicklungsbudget einhalten müssen etc. etc.

Dazu kommt, daß vielen Leuten einfach der Blick für das Wesentliche fehlt und man sich in irgendwelchen Nebensachen verzettelt. Was unserem Gert relativ lässig aus der Feder fließt, stellt für die meisten anderen Ings wahrscheinlich eine absolute Großtat dar.

Es gibt viele Physiker, aber nur einen Albert E.; es gibt viele Maler, aber nur einen Michelangelo. Und wir haben halt unseren Gert.

Gruß
Kai
Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Jungs,

jetzt macht Ihr mich aber ein bisschen verlegen :oops: , aber ich freue mich natürlich sehr über so viel Lob. Da will ich doch mal schnell erzählen, was ich da im Detail gemacht habe.

1. Spannungsversorgung optimieren

Das ist kein großes Ding, ordentliche Elkos mit erheblich mehr Kapa rein (Panasonic-FC), HF mit Folien-Cs geblockt, kleine Stütze direkt am Analogteil aus Folien-Cs und schon ist viel gewonnen. Der Strom fließt ja nicht nur durch das Verstärkungselement einer Stufe (z. B. OP), sondern dann über Masse und die Versorgung zurück zu dieser. Ein Stromkreis ist ja immer geschlossen. Ist dort ein langer Weg zum Netzteil (lange Leitung gleich hohe Induktivität) zu finden und dort wiederum ein Elko, der einen hohen Verlustfaktor hat (hoher Innenwiderstand), wird der Strom bei noch so guter Verstärkungsstufe dort ausgebremst.

2. OP im Analogfilter tauschen

Auf der Original-Soundkarte bildet eine Filterschaltung um den Doppel-OP NE5532 zugleich die Ausgangsstufe. Man sieht das gut auf Rudolfs Bild der Original-SK - links vor den Buchsen finden sich vier kleine schwarze Käfer mit je 8Pins, das sind die OPs. Der unterste davon mit den Bauteilen drum rum ist die analoge Ausgangsstufe, der größere scharze Käfer mit den vielen Anschlüssen rechts von den drei OPs drüber (Analogeingangsschaltung) ist der DA-Wandler. Nun, den NE5532 gibt's seit schätzungsweise 1980, jedenfalls habe ich ihn da das erste mal eingesetzt, und damals war es das beste, was man kriegen konnte. Heute kostet er bei Reichelt 29 Cent (ich erinnere mich an damals 5 Mark) und es gibt OPs, die ihm weit überlegen sind. In diesem Fall ein LME49720.

3. Elko zum DC-Blocken am Ausgang raus

Im Original wird die Ausgangsstufe durch diesen Filter-OP gebildet. Da der 5532 eine relativ hohe Offsetspannung besitzt, muss diese DC-Spannung mit einem Kondensator vor dem Ausgang abgetrennt werden. Da sind Elkos drin, weil ein entsprechend großer Folienkondensator recht üppig in Bezug auf die Dimensionen und auch die Kosten ausfallen würde. Ein Elko ist ein Kondensator, der nur bei einer Polarität richtig funktioniert. Nun sieht so ein Ausgangssignal etwa so aus: sagen wir +50mV Offset vom OP, und sagen wir je nach Aussteuerung bis zu +-1,4V vom Nutzsignal. Bei kleinen Aussteuerungen, bis zu +-50mV, ist der Ausgangselko immer richtig gepolt und funktioniert auch richtig. Wird die Aussteuerung größer, ist der Elko eine Zeit lang während der negativen Halbwelle falsch gepolt - da funktioniert er gar nicht gut. Das gibt einen höheren Innenwiderstand und nichtlineare Verzerrungen. Also raus damit - der neue OP hat einen Offset von max. 0,5mV, das ist ungefähr soviel wie Null.

4. Neue Ausgangsstufe

Verwendet man den OP direkt zum Treiben des Kabels dahinter, geht das schief. Warum? Wer sich für die Technik nicht so interessiert, kann die folgenden zwei Absätze einfach überspringen.

Ein OP ist in der Regel so ausgelegt, dass er einen Phasenspielraum von 90 Grad hat. Was heißt das? Eine Verstärker- oder Filterschaltung mit einem OP beruht immer auf dem Prinzip, dass der OP selbst eine sehr hohe Verstärkung besitzt (Faktor 100.000 bis 1.000.000), die dann durch Gegenkopplung auf den gewünschten Wert gebracht wird. Koppelt man den Ausgang direkt auf den invertierenden Eingang des OP - er hat einen invertierenden und einen nicht-invertierenden - ist die resultierende Verstärkung 1. Das Signal erfährt aber eine kleine Verzögerung beim Durchlaufen des OP. Macht man die Frequenz eines gedachten Eingangssignals nun immer höher, wird irgendwann diese Verzögerung gerade so lang sein, dass der Ausgang gerade die negative Halbwelle eines gedachten Sinussignals abspielt, während der Eingang schon wieder bei der positiven ist. Das Signal erscheint also invertiert zum Eingang. Oder anders ausgedrückt: der Ausgang ist um 180 Grad phasenverschoben zum Eingang. Jetzt wird die Gegenkopplung zur Rückkopplung. Die Schaltung schwingt hemmungslos auf dieser Frequenz, dazu brauche ich gar nichts anlegen am Eingang. Ein Oszillator. Um dies zu verhindern, muss man dafür sorgen, dass die Verstärkung des OP, die ja enorm hoch ist, bei dieser (hohen) Frequenz kleiner als 1 wird. Das ist sowas wie der Hauptsatz der Regelungstechnik.

Muss eine solche gegengekoppelte Schaltung nun eine kapazitive Last treiben, verschiebt diese Kapazität am Ausgang die Phase des zurückgeführten Signals noch weiter, im Extremfall um weitere 90 Grad. Deshalb werden die OPs so aufgebaut, dass sie nicht erst bei 180 Grad Phasenverschiebung mit ihrer Verstärkung unter 1 rutschen, sondern schon bei 90 Grad. Wieviel Grad vor den 180 Grad ist der Phasenspielraum, also z. B.: Verstärkung bei 150 Grad Phasenverschiebung gleich 1 gibt einen Phasenspielraum von 30 Grad (180-150). Ein Kabel ist nun eine fast rein kapazitive Last. Schließt man es direkt an den OP an, dreht es so massiv an der Phase, dass ein 90 Grad Phasenspielraum fast aufgebraucht wird. Das quittiert die Schaltung mit heftigen Überschwingern bei steilen Signalanstiegen. Um das zu verhindern, muss man einen Widerstand vor den Ausgang (das Kabel) schalten. Am liebsten würde man diesen Widerstand genau so groß machen wie den Wellenwiderstand des Kabels, typisch in der Gegend von 50 Ohm oder auch etwas mehr. Nur leider ist der besagte Ausgangswiderstand, den man braucht, um den OP ruhig zu stellen, in der Regel deutlich höher.


Nun, das angesprochene Dilemma in den zwei Absätzen, die wahrscheinlich alle übersprungen haben :wink:, kann man ganz einfach umgehen. Die Ausgangsstufe darf eben keine Über-Alles-Gegenkopplung besitzen! Da bin ich nicht der erste, der das begriffen hat - Nelson Pass oder John Curl (früher bei Mark Levinson) haben genau so ihre Ausgangsstufen gebaut. Und die hier - der Lochrasteraufbau, den man auf Rudolfs zweitem Soundkartenbild sieht - ist auch so eine, von mir entworfen. Nicht über den Lochrasteraufbau lachen, bitte. Die Signal- und Masseführung auf der Unterseite ist mit Silberdraht gemacht - das ist so niederohmig, wie das mit einer normalen gedruckten Schaltung nie möglich wäre. Die verwendeten Transistoren sind von SanKen und von Haus aus extrem linear. Sie arbeiten in vollständiger ClassA - das bedeutet, es fließt auf der Versorgungsspannung immer exakt der gleiche Strom, die Versorgung wird nicht mit dem Musiksignal moduliert und kann so keine Rückwirkung auf die Schaltung nehmen. Damit kann ich die Versorgung dieser Stufe über Folien-Cs, gute Elkos und Drosselspulen extrem gut auf genau diesen Strom abstimmen, sprich filtern. Mit den Keramiktrimmern (die blauen 20Gang-Präzisionspotis) wird der DC-Offset auf Null getrimmt und der ClassA-Ruhestrom eingestellt.

So, Freunde, Ihr seht, alles kein Hexenwerk.
schauki hat geschrieben:Was ich mich bei solchen Dingen (verwende ja auch ein "tuned by Gert" Gerät) immer frage ist warum das der Hersteller nicht gleich so macht...?
Glaubt mir, sie können es nicht besser. Ich kenne jede Menge Extrem-Künstler, wenn es um Bits und Bytes geht. Aber gute Hardware-Designer sterben aus. Wenn, dann finden sich noch welche, die gut sind auf der digitalen Ebene. Aber gute Analogschaltungstechniker? Fehlanzeige. Dennoch, ein paar gibt es noch. Seien Sie gegrüßt, meine Herren Müller und Elschot :cheers: .

Viele Grüße
Gert
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Franz
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Beitrag von Franz »

Hallo Rudolf,

das hört sich ja schwer begeistert an, herzlichen Glückwunsch! Da hat der gute Gert wieder mal ganze Arbeit geleistet. Ja, der Mann hat´s eben drauf. :D

Obwohl ich von Technik sehr wenig verstehe - ich höre sie lieber :mrgreen: - kann ich Gerts Meinung nur unterstreichen, daß gerade die analoge Ausgangsstufe das klangbestimmende Element ist. Und da trennt sich auch schnell die Spreu vom Weizen. Ich brauch da auch nichts zu messen - hören genügt. :D

Also, Rudolf. Viel Hörspaß mit dieser tollen Sache. Ich kann dich nur allzu gut verstehen.

Gruß
Franz
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Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Hallo Gert,

vielen Dank für deine profunden Erläuterungen. Da weiß man wenigstens, was man hat. :mrgreen:

Das mit dem Aussterben der Analog-Gurus macht mich natürlich traurig, denn am Ende einer jeder Wiedergabekette steht die analoge Verstärkung des Signals, unabhängig davon, in welcher Form es ursprünglich vorgelegen hat.

Es scheint also so zu sein, dass das bereits in der "Entwickler-Community" über Jahrzehnte erworbene Know-how nicht mehr Allgemeingut darstellt, sondern stattdessen aus Unwissenheit oder Bequemlichkeit auf vermeintlich perfektionierte Standard-Baugruppen zurück gegriffen wird. Sicherlich ist dies vor allem eine Folge der Marktentwicklung - auch mir macht es Spaß, mich auf neue digitale Spielzeuge zu stürzen und habe dort mein bescheidenes Wissen -, aber auch ein Merkmal unserer Wohlstandsgesellschaft.

Wer von uns weiß denn schon noch, wie man eigenes, wohlschmeckendes Gemüse heranzieht? Selbst das Wissen ums "Wohlschmecken" stirbt in einer Zeit der Geschmacksverstärker und der Ermangelung von guten Naturprodukten langsam aus (da retten uns die paar Bioläden, bei denen übrigens auch nicht alles gut schmeckt, nicht). Hier ließen sich sicherlich noch einige Parallelen zum Audiobereich aufführen.

Vielleicht hilft dieser Vergleich, uns darin zu bestärken, dem Mainstream-Argument des mangelnden Markterfolges, dass deshalb nämlich aktive oder gar geregelte aktive Systeme nicht besser sein könnten als passive, mit großer Gelassenheit zu begegnen.

Viele Grüße
Rudolf
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

:cheers:
Winfried
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Markus
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Beitrag von Markus »

Hallo Rudolf,

Glückwunsch zu Deinem erfolgreichen audiophilen Aufstieg und ein Dickes Lob an Gert.

Bei Deinem Gemüsevergleich mußte ich schmunzeln, da mir folgendes gerade passiert ist. Ich war vor ein paar Wochen auf den Kanaren, La Palma (ja genau als der Vulkan gespuckt hat, lustig Jungs) und habe dort Gemüse aus dem regionalen Anbau gegessen. Da hatte ich ein Geschmackserlebnis ähnlich dem Höhrerlebnis Aktiv gegen Passiv. Hier zuhause kaufen wir auch unser Gemüse im "gesunden" Bioladen, aber mir ist der schleichende Geschmacksverlust bisher nicht so extrem aufgefallen. Wie Du schon sagst, gesund ist nicht immer leckerer. Auch in dem Biobereich bleibt mittlerweile der Geschmack bei den Züchtungen auf der Strecke. Man muß halt den richtigen Bioladen kennen.

Ob ich jetzt noch den Dreh zu Gerts Know-How-Postulat hinbekomme? Das notwendige Wissen wird scheinbar nicht an die junge Genaration weitergegeben oder von den Jungen nicht als notwendig erachtet oder fällt den Kostenoptimierern zum Opfer. Nach dem Motto ... geht ja eh alles digital zu korrigieren, Irrtum.

Soundige Grüße
Markus
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Markus hat geschrieben:...Das notwendige Wissen wird scheinbar nicht an die junge Genaration weitergegeben oder von den Jungen nicht als notwendig erachtet oder fällt den Kostenoptimierern zum Opfer. Nach dem Motto ... geht ja eh alles digital zu korrigieren, Irrtum...
Ja Markus,

Zustimmung! Ich bin ernsthaft versucht, Gert um seine Analogausgangsschaltung (und Lochraster-Layout :wink: ) zu bitten und diese in die 6 DA-Wandlerausgänge meiner DEQX Weiche einzubauen - das wäre eine vergleichsweise niedrige Investition mit offenbar durchschlagendem Erfolg!

Gruss,
Winfried
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axxxxx

Beitrag von axxxxx »

Winie,
und dann baust Du gleich noch zwei mehr für meinen Benchmark.

Gruß
Kai
wgh52
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Beitrag von wgh52 »

aston456 hat geschrieben:Winie,
und dann baust Du gleich noch zwei mehr für meinen Benchmark.
Und was ist mit dem Wadia, Kai ????

:mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
Winfried
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Rudolf,

ich weiß, Du kannst jetzt natürlich Deinen Sonoswürfel erst mal nicht hergeben - sonst kannst Du ja nicht vernünftig Musik hören. Falls Du ihn dennoch irgendwann für ein paar Tage wirst entbehren wollen, liegen nun vorbereitet folgende Teile bereit:

zutatenschaltausgang8ap2.jpg
zutatenschaltausgang8ap2.jpg (65.05 KiB) 285 mal betrachtet

Oben, das Platinchen mit den Käbelchen dran, bildet den Schaltausgang, der in den Sonos eingebaut werden soll. Ich habe es eben zusammengelötet und mir Folgendes einfallen lassen: Der Schaltausgang soll ja die schaltbare Netzleiste triggern, die Du von mir hast. Nun hat die eigentlich etwas sehr Feines zu diesem Zweck verbaut: Ein Halbleiterrelais, das galvanisch getrennt mit internem Optokoppler und Nulldurchgangserkennung 8A schalten kann. Dazu hat das Teil einen Vorwiderstand drin, der etwas mehr als die dazu nötigen 8mA fließen lässt, wenn man 12V anlegt.

Deshalb kann ich aber nicht einfach wie bei meiner BM3-Schaltung, die auf einen sehr hohen Innenwiderstand in den Boxenschalteingängen trifft, einen relativ hohen Innenwiderstand von 47k spendieren, damit der Ausgang kurzschlussfest wird - ein unabdingbares Feature im praktischen Betrieb. Sonst raucht der Sonos ab, wenn Du das erste Mal den Stecker ein- oder aussteckst, wenn er am Netz hängt. Deshalb habe ich die Schaltung so ausgelegt, dass sie eine geschaltete Stromquelle darstellt - im eingeschalteten Zustand liefert die Schaltung max. 8,5mA, egal, was Du hinten anschließt. Das reicht zum Schalten des Halbleiterrelais, juckt aber den Sonos in keiner Weise, wenn Du den Ausgang kurzschließt.

Ansonsten ist im Bild noch das passend für Deine FM konfektionierte kleine Steckerschaltnetzteil zu sehen, das dann von besagter vom Sonos geschalteter Leiste Strom kriegt und die Boxen einschaltet, gemeinsam mit der FIR-Kiste und was immer Du sonst noch gerne geschaltet hättest. Das graue Kabel schließlich ist für die Verbindung Sonos -> Netzleiste vorgesehen - so ich denn irgendwo ein Plätzchen finden werde, um noch eine Buchse in die Rückseite des Sonos zu pfriemeln. Gesetzt den Fall, Du wirst ihn überhaupt irgendwann entbeeren wollen.

Viele Grüße
Gert

P.S. Betrachte bitte meine Bastelarbeiten als kleines Dankeschön für all die Mühen, die Du Dir mit diesem Forum machst. Es ist - Dank Deiner exzellenten Moderation - ein kleines Juwel in der Internetlandschaft.
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Calvin
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Beitrag von Calvin »

Hi,

erlaubt mir noch Anmerkungen zu Gerts Tuningvorschlägen.

Punkt 1 - Spannungsversorgung
Was bei vielen Geräten nicht beachtet ist, ist der Fakt, daß die Spannungsversorgung der Breitbandigkeit der angeschlossenen Schaltung entsprechend angepasst muss. Das ist auch einer der Hauptfehler vieler DIY-Tuner, die einfach mal 1:1 OPs tauschen. Typischerweise einen älteren langsameren OP (z.B. NE5532, der trotz aller Schelte ohne Zweifel immer noch einer der Besten ist!) gegen einen moderneren, schnelleren. Sind die Betriebsspannungen nur durch Elkos geblockt dann reicht das für den langsameren OP durchaus noch aus, während der schnellere u.U. den hochfrequenten Schmutz auf den Betriebsspannungen direkt an den Schaltungsausgang weiterleitet und Stabilitätsprobleme verursachen kann (Stichwort: PowerSupplyRejectionRatio).

Wie die Spannungsversorgung verbessert werden kann hat Gert gezeigt, wobei mir persönlich die Qualität von Folien-Cs in dieser Anwendung überschätzt und die von keramischen Cs unterschätzt wird. Im hochfrequenten Bereich ist der Parameter auf den das Hauptaugenmerk gerichtet sein sollte die parasitär Induktivität ESL. Kleinformatige keramische SMD-Caps (Bauformen z.B. 0612, 0603) sind hier besser und günstiger als Folien-Cs. Zu dem ESL des Bauteils muss die Induktivität der Leiterbahn hinzu gerechnet werden. Hier sind die kleinen SMDs naturgemäß weitaus vorteilhafter als die eher in großformatigen throughhole-Bauformen zu bekommenden Folien-Cs.

Im Bereich unterhalb 1MHz spielen in erster Linie die Kapazität und in geringerem Maße der ESR (serieller Restwiderstand) des Kondensators eine Rolle.

Klassische Aluminium-Elkos sollten zumindest ´switching-grade´ Typen und keine Standard-Typen sein.
Die neueren Polymer-Typen wie OSCON oder Panasonic-SP (SMD!) sind überlegene Alternativen -falls sie in entsprechender Spannungsfestigkeit und Kapazität erhältlich sind. Sie kommen in ´Breitbandigkeit´,ESL-werten und ESR-Werten sogar nah an keramische Cs heran (Als Folge können aufwändigere C-Kombinationen durch einen einzigen OSCON oder SP mit gleichem oder besserem Endergebnis ersetzt werden).
Kaum Erwähnung fanden Induktivitäten, insbesondere Ferrite-Beads die gerade im Kleinleistungsbereich sehr wirkungsvoll in der Entstörung der Betriebsspannungen sind.

Punkt 2 - OPs im Analogfilter
In modernen Schaltungen werden nahezu ausschließlich Sigma-Delta-DAC-Chips eingesetzt. Charakteristisches Merkmal dieser DACs ist das Up- und Oversamling. Werden die DACs dann generell mit 96kHz oder mehr angesteuert, dann kann das analoge Nachfilter durchaus komplett wegfallen, oder eine simple RC-Nachfilterung oberhalb 100kHz völlig ausreichen. Messtechnisch äussert sich das allenfalls noch durch unbedeutende 2-3dB Werteverschlechterung, klanglich jedoch laufen die filterlosen Stufen nach meiner Erfahrung zu einer gänzlich anderen Form auf. Witzigerweise beschreiben ausgerechnet BB/TI das nahezu wortwörtlich so in einem Nebensatz in einer ihrer Technical-Notes (die Note behandelt meßtechnische Fragen und ist vielleicht daher der Aufmerksamkeit der Audioten weitestgehendst entgangen) :wink:

Punkt 3 - Neue Ausgangsstufe
Nun, man kann natürlich auch einem OP anstricken, daß er Kabel treibt, selbst mit -oder trotz- globaler Spannungsgegenkopplung. Der typischerweise in den Schaltungen zu findende serielle Ausgangswiderstand ist dabei die simpelste und billigste Lösung und bei weitem nicht die Beste.
Wie Gert aber völlig zu Recht anmerkte, wieso soll man für eine Schaltung, die nur buffert (Verstärkung 1) eigentlich ein aufwändiges Transistorgrab verwenden, wenn 1-2 Transistoren diese Aufgabe mindestens ebenso gut erledigen und dazu noch besser klingen? Wobei ich persönlich hier JFETs und MOSFET den bipolaren Transistoreren vorziehe.

Ich frage mich auch oft, wieso man in vielen, selbst sehr teuren Geräten OP-Gräber vorfindet, wo schaltungstechnisch auch leicht diskrete Stufen eingesetzt sein könnten. Ok, messtechnisch findet man vielleicht 1-2 Nullstellen weniger hinter dem Komma, aber seit mindestens 30 Jahren wissen wir doch, daß die klassischen THD-Messungen in keinster Weise mit dem Klangempfinden korrellieren, sondern nur schöne Prospektdaten liefern.

Schaut man mal in Applikationsschriften und Lehrbücher, dann ist es mittlerweile schon schwer geworden unterhalb gewisser Leistungs- und Wärmekapazitätsklassen diskrete Bauteile zu finden, ganz extrem z.B. in Filterkochbüchern. Aktive Frequenzweichen werden praktisch ausschließlich mit dem OP-Symbol gezeichnet und exakt so dann auch in Praxi implementiert.

Eine Unity-Gain-Sallen-Key-Struktur, eine klassische Filterstruktur, die justamente eine Verstärkung von 1 im Durchlassbereich aufweist, ist das beste Beispiel. Sie lässt sich wunderbar mit diskreten Transistoren in Emitterfolger-, Kathodenfolger- oder Sourcefolger-Schaltung an Stelle der OPs aufbauen. Eine solche Weiche klingt dann auch eher nach Musik und nicht nach Reproduktion.

jauu
Calvin
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Christoph,

danke für Deine konstruktiven Anmerkungen.
Calvin hat geschrieben:Kleinformatige keramische SMD-Caps (Bauformen z.B. 0612, 0603) sind hier besser und günstiger als Folien-Cs. Zu dem ESL des Bauteils muss die Induktivität der Leiterbahn hinzu gerechnet werden. Hier sind die kleinen SMDs naturgemäß weitaus vorteilhafter als die eher in großformatigen throughhole-Bauformen zu bekommenden Folien-Cs.
Da gebe ich Dir recht. Wenn ich eine Platine komplett neu entwerfe wie z. B. einen DA-Wandler, der sowieso mit SMD-Käfern arbeitet, ist ein Vielschicht-C so nahe wie möglich am Chip Pflicht. Sehr gut zu machen ist das z. B. bei den DA-Chips von BurrBrown wie z. B. PCM1792A bzw. 1794A, da sind kanalgetrennt Analogversorgung und zugehörige Masse auf benachbarten Pins rausgeführt, ebenso die übrigen Versorgungsanschlüsse. Da kommt dann quasi auf die Anschlusspins der erste SMD-Vielschicht-C. Aber auch beim Tuning von bestehenden Schaltungen lässt sich oft mit Erfolg - wenn das Layout niederinduktiv genug ist - ein SMD-C einfach auf der Lötseite zwischen die Beinchen eines Elkos setzen, z. B. die klassischen 100nF.
Nun, man kann natürlich auch einem OP anstricken, daß er Kabel treibt, selbst mit -oder trotz- globaler Spannungsgegenkopplung. Der typischerweise in den Schaltungen zu findende serielle Ausgangswiderstand ist dabei die simpelste und billigste Lösung und bei weitem nicht die Beste.
Einverstanden. Die beste Lösung finde ich persönlich, die Schaltung als relativ hochohmige Stromquelle auszulegen und auf der Empfängerseite einen Stromsumpf hinzumachen. Ist halt nicht kompatibel zum Rest der Welt, außer mit Krell, die das CAST (Current Audio Signal Transfer oder so) nennen. Das kriegt man auch mit einem stinknormalen OP prima hin, und es ist völlig schnurz, wie lang das Kabel ist und welche Kapazität es hat. Der Stromsumpf sorgt ja dafür, dass die Spannung am Kabel immer genau Null Volt beträgt. Null Spannung, null Umladung von Kabel-Kapazitäten. Ich hab' das z. B. bei meiner Heimkinoanlage so realisiert.
Wie Gert aber völlig zu Recht anmerkte, wieso soll man für eine Schaltung, die nur buffert (Verstärkung 1) eigentlich ein aufwändiges Transistorgrab verwenden, wenn 1-2 Transistoren diese Aufgabe mindestens ebenso gut erledigen und dazu noch besser klingen? Wobei ich persönlich hier JFETs und MOSFET den bipolaren Transistoreren vorziehe.
Da habe ich sehr viel experimentiert und fand Mosfets in der Ausgangsstufe dann gut, wenn sie in die Gegenkopplung des OP davor einbezogen sind - was ihren Ausgangswiderstand natürlich erheblich senkt. Läuft ein diskreter Ausgangsbuffer ohne GK, gefällt mir die bipolare Variante besser. Und bei dieser das denkbar einfachste Konzept, Gegentakt-Endstufe, die den einen PN-Übergang jeder Hälfte vor der Basis mit einer Diode kompensiert und mit voller DC-Kopplung den (ClassA-) Arbeitspunkt nur über Widerstände zu den Vorsorgungspunkten einstellt. Ist - im Vergleich zur Signalamplitude genügend hohe Versorgungsspannung vorausgesetzt - für meinen Geschmack noch besser klingend als die technisch näher liegende Variante, die an der Stelle Stromquellen verwendet. Genau so eine Stufe, natürlich exakt angepasst an die Peripherie der Soundkarte, ist bei Rudolf eingebaut.

@Winfried: Nein, ich habe kein Layout des Lochrasteraufbaus, ich habe das Pi mal Auge draufgelötet. Bis ich einen Entwurf gemacht hätte, ist das Teil schon lange fertig.

OPs:
z.B. NE5532, der trotz aller Schelte ohne Zweifel immer noch einer der Besten ist!)
Ja, er ist ehrlich, knackig im Bass, aber auch ein bisschen kratzig in den Höhen. In den 90ern habe ich es oft so gemacht, dass ich bei Aktivboxen im Bass den NE5534 genommen habe, in den Mitten den AD711 und in den Höhen den OPA134. Aber was sollte man dann vor der Weiche nehmen :roll: ? Zum Glück gibt es OPs, die das Beste aus den beiden Welten "bipolar" - wozu der 5532/34 zählt - und "FET" - die üblichen Verdächtigen wie OPA134/2134 oder 604/2604 - vereinigen. Der Beste überhaupt ist für meinen Geschmack der OPA627. In meinem kleinen Hörstudio im Dachgeschoss ist jeder einzelne OP, der dort arbeitet, ein solcher. Leider kostet er aber auch ca. 20 Euro. Bei dem ganzen Geraffel, was da spielt, kommen da locker 100 OPs zusammen - nur 2.000 Euro für ein paar Bauteile, die bei schlechterer Qualität auch nur 20 Euro kosten könnten - alle 100. Inzwischen gibt es aber auch preisgünstigere OPs, die besser klingen als der NE5532/34 - für meinen Geschmack natürlich. Der elende Offset, der in der Praxis schaltungsbedingt (wegen rel. hoher bipolarer Eingangsströme) oft die im Datenblatt angegebenen paar mV bei weitem übersteigt, ist auch etwas recht Störendes beim 5534. Deshalb muss man die Schaltungen dann extrem niederohmig auslegen, und die rel. hohen Ströme, die dann in der Schaltung fließen, erhöhen wieder die Netzteilrückwirkungen und lassen die vorhergehende Stufe auch nicht zur Höchstform auflaufen - am besten klingen OPs nach meiner Erfahrung, wenn sie gar keine oder nur eine sehr kleine Last treiben müssen. Wie auf Rudolfs Soundkarte.
Kaum Erwähnung fanden Induktivitäten, insbesondere Ferrite-Beads die gerade im Kleinleistungsbereich sehr wirkungsvoll in der Entstörung der Betriebsspannungen sind.
Weshalb Du die bei mir z. B. in DA-Wandlerschaltungen in größerer Anzahl findest. Wenn man dann an die sensibelste Stelle des DACs kommt, den Taktgenerator, muss man alle Register ziehen, wie man die Versorgung still kriegt. Und da sind Ferritperlen dann die letzte Reinigungs-Instanz vor der XO - lediglich ein Vielschicht-C nach Masse kommt noch danach :cheers: . Aber auch auf Rudolfs Ausgangsstufe sind Induktivitäten in der Versorgung drauf - das ist aber nur dann optimal, wenn das Signal den Versorgungsstrom nicht moduliert. Bei ClassA also.

Viele Grüße
Gert
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