Rossi hat geschrieben: die BM35 brauchen nach längerer Standzeit erst mal so ein bis zwei Stunden, um ihr volles Potential zu entfalten. Mit längerer Standzeit meine ich dabei einige Tage, was bei mir durchaus mal vorkommen kann, wenn man von Wochenende zu Wochenende hört.
Hallo Stefan
Elektrolytkondensatoren formieren sich und entwickeln die volle Kapazität, wenn die Spannung angelegt wird, allerdings verkürzt die Spannung die Lebensdauer, umso höher sie ist. Bei 30° ist der Innenwiderstand niedriger als bei 20°, zumindest habe ich das im Gedächtnis behalten, nachdem mir ein Datenblatt mit dieser Aussage verlorenging. Das erklärt die schnellere Erholzeit bei Endstufen, gemessen an Vorverstärkern, die vergleichsweise langsam warm werden.
Wer die Wirkung von Entmagnetisier-CDs hört, erkennt den Effekt nach einigen Betriebsstunden Musikspielen ebenso. Ich denke, beim Einschalten hinterlassen vom ersten Stromstoß an manchen ferromagnetisch remanenten Stellen Magnetfelder, die bei Musik die Obertöne anders verzögern und Verzerrungen verursachen. Spielt man länger Musik, entmagnetisiert diese sukzessive die Bauteile, die nur von Wechselströmen durchflossen werden sollen.
Das mag esoterisch anmuten, habe ich aber bei einem Röhrenvorverstärker einer kleinen englischen Schmiede deutlich beobachtet, als ich die Gegenkopplungswiderstände mit Eisendrähten und -Kappen durch bessere ersetzte. Im vorliegenden Fall war nach kurzem Gebrauch die Verzerrung hörbar angestiegen, je länger die Gleichstrombelastung anhielt, mit den neuen Widerständen war alles gut.
Anders als Transistoren fahren Röhren allmählich hoch und hier baute sich der Effekt langsam auf, das Audiosignal war nicht dominant über dem ständigen Gleichstromanteil.
Das gab hinreichend Anlass zu der Annahme, dass es unerwartete hörbare Effekte gibt, die man aus Lehrbüchern nicht lesen kann, und bestätigt, dass gute Detailkenntnisse der verwendeten Bauteile ins Konzept gehören und einen erfolgreichen Entwickler ausmachen. Das übliche Verhalten von Bauteilen kann aber auch er nicht ungeschehen machen.
Grüße Hans-Martin