Holger (Backes & Müller BM Prime 14)

audiophile Biografien unserer Mitglieder
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Hosky
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Beitrag von Hosky »

Na, das nun nicht gerade, da man alle Veränderungen ja auch intensiv hören und beurteilen möchte. Bei aller Begeisterung für das Neue und die möglichen Steigerungen nimmt das Hobby aber immer mehr Zeit in Anspruch, so dass es manchmal schwierig ist, die Balance zu anderen schönen Dingen des Lebens zu wahren. Auch einer der Gründe, weshalb ich Lösungen wie Acourate, die nach allem was ich bisher sehen konnte doch eine etwas intensivere Auseinandersetzung mit der Materie erfordern, (für mich, nicht generell) etwas skeptisch gegenüber stehe. Am liebsten sind mir halt plug & play Lösungen. Andererseits möchte ich bei einem Wechsel auch für eventuelle Veränderungen der Zukunft gerüstet sein und teure Sackgassen vermeiden.

Aktuell wirft das für mich auch die Frage auf, ob ich als NAS eine RipNas (kommt wohl plug&play am nächsten, und ist offensichtlich leise + optisch ansprechend genug, sie ins Hifi-Rack zu stellen, wo sie mangels Alternativen bei mir auch stehen müsste) wähle oder Rippen und NAS trenne, um eine Masterplatte mit Originaldaten und eine Arbeits-FP (vielleicht irgendwann mal mit vorgefalteten Daten?) zu haben. 95% meiner derzeitigen Musik ist ja bereits gerippt.

So spannend das alles derzeit für mich ist, so freue ich mich aber jetzt auch schon darauf, nach Abschluss der Veränderungen wieder stärker Musik um der Musik willen zu hören, ohne ständig darauf zu achten, ob jetzt dieses oder jenes klangliche Detail einen Hauch perfekter dargestellt wird. :cheers:
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Markus
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Beitrag von Markus »

Hallo Holger,

als Nutzer eines digitalen Vorverstärkers Lyngdorf DPA-1 & Streamers Linn Majik DS erlaube ich mir ein paar Anmerkungen. Vielleicht helfen Sie Dir weiter.

Ich halte den Lyngdorf für einen ausgesprochen guten D/A Wandler. Insbesondere die eingebaute Plug&Play-Lösung Roomperfekt ist genial. Das entscheidende ist aber wie Du den Raum einmisst. Die Anleitung ist da sehr oberflächlich, mit systematischer Herangehensweise holt man (raumabhängig) eine Menge mehr raus.
Hosky hat geschrieben:... einem Majik (evtl später gertifiziert?) wäre.
Wenn Du den Digitalausgang des Linn nutzen willst, bringt Dir die G-Version nicht viel, da die hauptsächlich auf den Analogausgang zielt. Gert hat mir seinerzeit von dem G-Update abgeraten, da der Großteil des finanziellen Aufwandes - im Fall der reinen Nutzung des Digitalausganges - ins Leere läuft. Einen blinden Vergleich des Linn / G-Linn am Digitalausgang gibt es meines Wissens noch nicht.
Hosky hat geschrieben:... und da ich keine riesigen Unterschiede zwischen Digital- und Analoganschluss erwarten würde [Linn Majik]
Nach meinem Hören ist der Linn am Analogausgang gesoundet. Mein Vergleich der Digialausgänge des Linn Majik DS und des CDP Mark Levinson No. 39 zeigte keinen klanglichen Unterschied zwischen den Geräten. Vergleicht man aber den Digital- mit dem Analogausgang des Linn, bemerkt man sofort eine Veränderung des Klanges. Der Vergleich des Digital- mit dem Analogausganges des "hochwertigen" ML bzw. des "preiswerten" BR-P Cambridge Audio Azur 650BD zeigt keine Veränderung des Klanges. Insofern passiert da bei Linn etwas spezielles. Von dem Analogausgang des Linn sind aber viele Hörer aus dem Forum begeistert.

Viele Grüße
Markus
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Hosky
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Beitrag von Hosky »

Hallo Markus,

danke für deine Einschätzungen, klingt interessant. Leider habe ich eben nicht Digital- und Analogausgang des Majik am Lyngdorf verglichen, sondern nur die analaloge Variante. Im Nachhinein vielleicht ein Fehler, aber ich habe eben die Erfahrung gemacht, dass ich wenn ich zuviele Varianten an einem Tag gegeneinander höre, am Ende überhaupt keine vernünftige Aussage mehr treffen kann. Insofern könnte es natürlich auch (teilweise) an der Ausgangsstufe liegen, dass der Majik so anders getönt hat als die SQ. Doch selbst wenn, für mich war das ein grosser Schritt nach vorne - ob gesoundet oder nicht, spielt für mich nicht wirklich eine Rolle da meine Anlage zuallererst mir gefallen muss.
Das entscheidende ist aber wie Du den Raum einmisst. Die Anleitung ist da sehr oberflächlich, mit systematischer Herangehensweise holt man (raumabhängig) eine Menge mehr raus.
Interessant - beziehst Du Dich hier auf die "global" - Einstellung oder trifft das auch auf die Focus-position zu? Für Focus kann man ja eigentlich nicht viel verkehrt machen. Die Korrekturen bei Focus und Global gehen bei mir in die gleiche Richtung und sind zwar unterscheidbar, doch sind die Unterschiede nicht gewaltig. Ich habe für die Global-Einstellung 6 Messungen gemacht - 3 an den möglichen Hörplätzen auf der Couch (dabei Mindestabstand eingehalten), eine zentral 1m vor der Couch (quasi das gleichseitige zum gleichschenkligen Dreieck gestaucht, hier ist es reflexionsärmer, bin aber lt BM-Angaben noch im Abstrahlfenster), und je eine Messung links (wandnah) und rechts (offen zum anderen Raum). Ich muss allerdings hinzufügen, dass die anderen Positionen für mich kaum eine Rolle spielen, denn bei reinem Hintergrundgedudel ist mir der Klang eigentlich egal (da es eh meist Nebengeräusche gibt), und beim richtigen Hören sind wir normalerweise max zu zweit und teilen uns den Sweetspot.

Wie sähe denn eine systematische vorgehensweise aus?

Grüße,
Holger
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Markus
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Beitrag von Markus »

Hi Holger,
Hosky hat geschrieben:Wie sähe denn eine systematische vorgehensweise aus? [Lyngdorf RoomPerfect]
Hans-Martin ist bzgl. RoomPerfect der Experte und hat mir seinerzeit hilfreiche Tipps gegeben. Aber der ist im Moment anderweitig schwer beschäftigt (AcourateFLOW). ;)

Daher mach ich mal einen Anfang. Die Positionen der Messungen sollten eher von der Raumgeometrie (wandnah, 1/5, 1/4, 1/3, 1/2 Länge und Breite) als von den Hörpositionen abhängig gemacht werden (außer Focus-Messung). Damit mißt Du an den Resononzstellen und vermeidest Messungen der Täler. Siehe auch hier http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic. ... 237#p19237

Viele Grüße
Markus
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Hosky
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Beitrag von Hosky »

Hallo Forenten,

Ist ja schon ne Weile her, dass ich zuletzt berichtet hatte. Wie ging es denn nun weiter? Der Zufall wollte es, dass just zu dem Zeitpunkt hier im Forum ein G-MDS angeboten wurde, den ich kurzerhand erworben habe. Nach Einmessen des Lyngdorf war klanglich alles paletti, ich hochzufrieden - mit der Anlage, aber nicht mit dem Raum, der subjektiv doch gehörig hallte, was sich nach Anschaffung von Messequipment auch messtechnisch bestätigte. Nachhallzeiten von 0,9 s in einem 30 qm Raum sind eben nicht gerade optimal. :?

Nun stand letztes Jahr ohnehin eine Renovierung des Raumes an, was ich zum Anlass nahm, den Raum auch akustisch aufzupeppen. Hinter den LS ist eine Vorbauwand aus Rigips, bei der einige Risse direkt im Bereich hinter den LS ausgebessert werden sollten. Dort habe ich anstelle von Standard-Rigipsplatten Knauf Cleaneo Schlitzplatten eingesetzt, welche es als Restposten bei ebay günstig und in meiner Nähe gab. Dahinter sind ca. 8 cm Luft bzw jetzt 6 cm Steinwolle und 2 cm Luft. Außerdem wurde eine Wand mit Sempatap 10 mm bezogen, 6 235 cm hohe Drapilux 204 Akustikvorhänge sowie ein 4 cm dicker Wollteppich angeschafft. Das Ergebnis war eine Nachhallzeit von rund 0,5 s, was nicht perfekt ist, aber eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Ausgangszustand darstellt - und dass der Korrekturfaktor des Lyngdorf auf unter 10 % herunter ging. Die FG Messung zeigte lediglich noch eine signifikante Delle im Bassbereich, welche ich dadurch deutlich reduzieren konnte, dass die LS näher an die Rückwand rückten und dafür der Bassbereich am LS ein wenig runtergeregelt wurde. Nun war der Korrekturfaktor bei gerade mal noch 6 %. Ich konnte beim Umschalten zwischen Focus und Bypass keinen wirklichen und für mich reproduzierbaren Unterschied wahrnehmen.

Da das Lyngdorf nun quasi arbeitslos war, habe ich ihn veräußert und höre seither im minimalistischen Setup mit dem G-MDS direkt an den LS zu meiner vollsten Zufriedenheit...

(Fortsetzung folgt)

Grüße,
Holger
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Hosky
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Beitrag von Hosky »

Heute kam nun ein Freund mit seinem Resolution Audio Cantata MC zu Besuch, von dem er mir seit Monaten vorschwärmt und der seinen ehemaligen Wadia CDP nach seiner Aussage ziemlich alt aussehen ließ. Nach ein wenig Einhören und ersten Tests per CD wurden die beiden Kandidaten an eine Switchbox angeschlossen, ausgepegelt und verglichen. Einer hörte, der andere schaltete um. Dem Hörenden, der die Signale zum Umschalten gab, war nicht bekannt, mit welchem Gerät die Session jeweils gestartet wurde. Der Cantata erhielt seine Daten über ein Macbook / Pure Music (die Teststücke wurden von meiner AssetNAS überspielt), der Linn von meiner AssetNAS. Das Setup erfüllt sicher nicht alle Kriterien für einen wissenschaftlichen Blindtest, aber für den Hausgebrauchsvergleich sollten die Sorgfaltsmassnahmen reichen, um zu einem neutralen Ergebnis zu kommen.

Ich bin in opulenten Klangbeschreibungen ziemlich ungeübt und möchte auch hier darauf verzichten - zumal es nicht allzuviel zu berichten gibt. Der Cantata gab sich minimal heller, etwas feiner aufgelöst, der Linn etwas erdiger, ruhiger im Klangbild. Die Abbildung/Bühne beim Cantata ein wenig breiter, beim G-MDS dafür ein wenig präziser. Grob- und feindynamisch für uns kein Unterschied. Insgesamt ein Patt auf hohem Niveau, bei dem Geschmacksfragen entscheiden. Beiden Testhörern gelang es zuverlässig und reproduzierbar, die Geräte zu unterscheiden und zuzuordnen, aber keinem, einen der Kandidaten zum Sieger zu erklären. Betrachtet man die Anschaffungspreise, ist der G- MDS klarer Preis/Leistungssieger. Was mir zeigt, dass ich eventuelle durch Schwärmereien anderer ausgelöste Aufrüstungsgedanken getrost beiseite legen und mich (vorerst) weiter zufrieden zurücklehnen kann...

Mal sehen, wie es in meinem neuen Hörraum aussieht, den ich später in diesem Jahr beziehen werde. Vielleicht kommt dann ja das Thema Raumkorrektur wieder auf den Tisch. Dann würde ich wahrscheinlich einen Systemwechsel auf MacMini und Dirac an einem hochwertigen Wandler vollziehen, da ich mich mit der Bediener-/ Dummy-Freundlichkeit von accourate nicht anfreunden kann und meine NAS mehrere Räume bedienen wird, und ich eigentlich eher weniger als mehr Computer in meiner Kette mag (nichts gegen Computer, aber das ist nun mal gar nicht mein Hobby, sonder lästiges Übel). Zunächst wird das zukünftige Wohnzimmer per Akustik-Spanndecke vorbereitet, der Rest wird sich dann zeigen...

Grüße,
Holger
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Hosky
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Beitrag von Hosky »

Liebe Freunde gepflegter Raumakustik,

Wie im letzten Post angekündigt, habe ich nun einen neuen Hörraum bezogen.

Teil 1 - Die Planungsphase

Im Frühjahr sind wir bei der Suche nach einem neuen (gebrauchten) Eigenheim fündig geworden. Bei der Besichtigung war ich zunächst skeptisch, ob sich in diesem Wohnzimmer wohl eine vernünftige Raumakustik erzeugen ließe – ein 5*6 m großer Raum, nach schräg hinten durch eine 3 m breite diagonale Treppe offen ins zwei Stufen höher gelegene 23 qm Esszimmer offen, überdies mit einer schrägen, von rechts nach links von 3 auf 5 m Höhe ansteigenden Paneeldecke - 122 Kubikmeter, mit Fliesenboden und gemauerten Wänden ausgestattet. Wenn man das Esszimmer dazu nimmt, 190 Kubikmeter mir schallharten Flächen. Das hallt gewaltig.

Ausgangszustand - Blick vom Esszimmer in die rechte Hälfte des Wohnzimmers:
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Wohnzimmer (linke Hälfte):
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Eine akustische Totalkatastrophe also – schon bei einer Unterhaltung von 4 Leuten war die Akustik kaum zu ertragen, die Nachhallzeit bei gefühlten 5 s. Und das bei unserem eher minimalistischen Einrichtungsstil, das konnte ja heiter werden, hier eine vernünftige Stereoperformance hinzubekommen. Naja, dachte ich mir, wenn alle Stricke reißen musst Du eben ein (kleines) Hörzimmer mit ein paar Nahfeldern im Keller einrichten, was aber nicht meine Präferenz war.

Da das Objekt aber in allen sonstigen Kriterien überzeugte, schlugen wir zu, und somit galt es nun, das Beste aus der vorhandenen Situation zu machen und den Raum in einen vernünftigen Hörraum zu verwandeln. Und da es gleichzeitig unser Wohnzimmer sein würde, sollten alle Maßnahmen WAF-freundlich, also idealerweise komplett unsichtbar sein. Sichtbare Absorber oder Diffusoren waren daher tabu, die bereits vorhandenen Akustikvorhänge und der dicke Wollteppich durften aber gerne wieder eingesetzt werden. Keine leichte Aufgabe.

Aufstellungstechnisch gab es keine große Wahl, in Längsaufstellung sollte ein minimal spitzwinkliges Dreieck von ca. 3,20 m Basisbreite (Hörabstand ca. 3,50 m) mit etwas Flexibilität der Wandabstände von LS und Hörplatz zur Feinoptimierung die einzige Option sein. Damit kann man aber schonmal ganz gut leben.

Die Bestandsaufnahme an akustischen Hilfsmitteln ergab 6 Drapilux 204 Akustikvorhänge, damit sollten sich die Fensterflächen entschärfen lassen. Zwei der Akustikvorhänge würden in ca. 1 m Entfernung hinter dem Hörplatz hängen, zwei am Fenster rechts (hieße einer knapp hinter dem seitlichen rechten Erstreflexionspunkt). Damit blieben zwei, um den Hall im Esszimmer wenigstens ein klein wenig zu mildern. Außerdem ein dicker Wollteppich für das Wohnzimmer, und auch im Übergang zum Esszimmer ließe sich ein Teppich unterbringen:
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Nach einiger Recherche entschied ich mich für eine Akustik-Spanndecke. Genügend Höhe zum Abhängen war vorhanden, lediglich am oberen Raumende, wo sich im hinteren Bereich eine kleine diagonale Galerie über dem diagonalen Durchgang zum Esszimmer befindet, gab es gewisse Limitationen. Ca. 12 cm Abhänghöhe waren aber machbar. Nach diversen Gesprächen mit Akustikern und dem Bemühen des Akustikrechners (habe rund 26 qm potentielle Absorberfläche, der oberste Teil der Decke ist durch einen Balken abgetrennt und kann mangels Platz wegen eines Türdurchgangs nicht abgehängt werden) sollte sich mit entsprechendem Materialeinsatz die Nachhallzeit damit breitbandig drücken lassen.

Allerdings machte mir der Bass noch sorgen, da hier einfach Volumen benötigt wird und Platten- oder Helmholtzresonatoren WAF-bedingt ein No-Go sind. Einzelne, stark ausgeprägte Moden waren aufgrund der Raumgeometrie nicht unbedingt zu erwarten. Da ist zum Einen die über den gesamten Raum verlaufende Deckenschräge, zum Anderen die teilweise offene Rückseite des Raumes mit dem diagonalen Durchgang zum Esszimmer, außerdem der gemauerte Ofen mit vielen schrägen Flächen gegenüber der längsten Wand, der als natürlicher Diffusor wirken sollte. Sich parallel gegenüberstehende Flächen gleichen Abstandes, zwischen denen sich starke Einzelmoden ausbilden könnten, waren also nur wenig vorhanden, durch die vielen Schrägflächen demnach eher ein komplexes Modenverhalten mit geringeren Amplituden zu erwarten - welches andererseits aber kaum vorherzusehen war. Der Akustiker meinte, ich solle mir bezüglich des Modenverhaltens keine großen Sorgen machen, wenn ich den Nachhall in den Griff bekäme. Blieb zu hoffen, dass er Recht behielte, ansonsten würde ich wohl wieder elektronisch eingreifen müssen. Dabei hatte ich die elektronische Raumkorrektur doch abgeschafft, nachdem ich meinen letzten Hörraum akustisch optimiert hatte.

Also sollte die Nachhallbedämpfung idealerweise auch den Bassbereich erfassen, Kantenabsorber von min. 40 cm Stärke in den Raum zu stellen, verbot aber der WAF. Da über dem Raum nun aber direkt die Dachschräge ist, befindet sich hinter der Paneeldecke ein Hohlraum von 5 cm, die Dampfdiffusionssperre und 25-30 cm Steinwolleisolierung. Bis zur endgültig reflektierenden Eindeckung sind also nochmal rund 35 cm Raum. Wenn es gelänge, diesen Raum inklusive der Steinwolle mit einzubeziehen, ergäbe sich mit Abhängung eine mögliche Gesamttiefe von gut 45 cm für einen Absorber, dessen hintere Schicht bereits eingebaut wäre. Nicht schlecht.

Also sollte dieser Raum natürlich in den Absorber mit einbezogen werden und damit den Wirkungsbereich bis in den Bass erweitern, indem die Paneeldecke teilweise geöffnet werden sollte, um diesen Bereich akustisch zugänglich zu machen. Davon, die Paneele komplett zu entfernen, riet mir der Akustiker ab, da ich damit die potentiell positive Resonatorwirkung der Paneele entfernen würde.
In den Raumkanten entlang der Decke würde also umlaufend ein Bassabsorber angebracht werden. Die "oberen 35 cm" sind ja bereits gegeben, für die unteren 10 cm habe ich mich für in Folie eingepacktes Sonorock entschieden, da dieses mit seinem nicht allzu hohen Strömungswiderstand am besten geeignet ist, die komplette Tiefe zu nutzen. Der Absorberrechner gibt mir für den daraus resultierenden Absorber folgende Kurve aus:
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Schaut gut aus. Gut, es wäre mir lieber, bis 30 Hz zu kommen, aber mehr Raumtiefe habe ich nicht zur Verfügung, und bei 12,5 m laufender Länge / rund 8 qm Absorberfläche sollte das doch einiges bewirken können.

Im mittigen Bereich zwischen LS und Hörplatz sollte ein Breitbandabsorber installiert werden, wobei ich die Höhen zur Vermeidung von Überdämpfung allerdings gerne ausnehmen wollte, da das Akustik-Spanntuch, die Vorhänge und der Teppich hier ohnehin absorbieren würden. 100 mm Basotect unter 30 g/qm Folie plus die Wirkung der geöffneten Decke ergeben folgende Absorptionskurve:
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Zusammen mit dem Kantenabsorber sowie den Vorhängen sollte das also eine effektive und breitbandige Verringerung der Nachhallzeit ergeben, ohne die Höhen komplett zu überdämpfen. Hier noch der Vollständigkeit halber die Kurve meiner Akustikvorhänge:
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Über dem Hörplatz selbst sollten rund 3 qmDiffusoren angebracht werden.

Der Akustik-Rechner spuckt dazu nun (für das Wohnzimmer, das Esszimmer habe ich erstmal geflissentlich ignoriert) folgendes zu erwartende Ergebnis für die Nachhallzeit aus (Anstelle der Rockwool-Kantenabsorber habe ich alternative Kantenabsorber eingesetzt, das sollte für eine Näherung gut genug sein, und bei einem nicht quaderförmigen Raum muss man ohnehin mit Näherungssannahmen rechnen. Dafür habe ich durch die zusätzliche Tiefe hinter dem Breitband-Absorber noch etwas mehr Absorptionspower im Grundton):
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Das sah doch schonmal in der Theorie nicht schlecht aus. Wenn ich diese Nachhallzeit erreichen würde, wäre ich hoch zufrieden.
Hosky
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Beitrag von Hosky »

Teil 2 – die Realisierung

Damit war also die Planung abgeschlossen und ich machte mich ans Werk. Zunächst wurde also die Decke mit Ausschnitten versehen, um die dahinterliegende Steinwolle akustisch zugänglich zu machen:

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Im nächsten Schritt wurden für den Kantenabsorber Sonorock-Pakete in 10 cm Stärke zur Verhinderung von Faserflug in Folie gepackt…

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…und entlang der Raumkanten montiert:

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Dann kamen die Basotectplatten dran - 4 und 6 cm Stärke:

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Die 2 Schichten Basotect übereinander und die Diffusoren an die Decke gehängt…

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…und die Folie zur Vermeidung von Überdämpfung der Höhen angebracht:

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Fertig! Jetzt also noch die Spanndecke drüber und man sieht von all dem rein gar nichts mehr. Nur eine weiße Decke. 8)
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Hosky
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Beitrag von Hosky »

Teil 3 – der Schock

Und dann der Schock beim Klatschtest: Flatterechos!!! :shock: :shock: :shock:

Wie, die waren doch vor der Akustikdecke nicht hörbar? Wie kann das sein? Sind das irgendwelche Resonanzen, was ist da los? Ich war einigermaßen erstaunt. Nun zeigte sich, dass die Echos nur dann auftraten, wenn ich am zukünftigen Aufstellungsort klatschte. Weiter im Raum – nichts. Also doch keine Resonanzen sondern Faltterechos, auszulösen genau am Platz der LS. Dort ist eben auch die einzige Stelle mit sich gegenüberliegenden parallelen Flächen. Offensichtlich wurden die Echos vor der Installation der Decke vom gewaltigen Nachhall überlagert und traten jetzt zu Tage.

Nun gut, wenigstens keine fiesen Resonanzen aus der Deckenkonstruktion, diese konnte also bleiben. Stellte ich eine Basotect-Platte an die eine Wand (rechts neben den Kamin) war absolute Ruhe. Gut. Problem erkannt. Aber eine Lösung musste her. Diese Wand sollte ohnehin auch mit einem Spanntuch versehen werden, da wir dort eine Lampe mit Streiflicht aufhängen wollten und wir aus leidvoller Erfahrung wussten, dass es praktisch kein Gipser hinbekommt, eine komplett glatte Wand ohne Spachtelspuren zu erstellen, die im Streiflicht nicht störend sichtbar werden. Wenn die Wand aber ohnehin von einem Tuch verdeckt wird, was liegt näher, als den Absorber an der Stelle zu belassen. Leider waren hier keine 10 cm Tiefe mehr zu realisieren, aber 4 cm Dicke auf der Höhe der gegenüberliegenden Wand taten ihren Dienst gegen das Flatterecho. Der Bereich über dem Absorber hatte ja nun rund 4 cm Tiefe für weitere, bisher nicht geplante Maßnahmen. Da ich nicht noch mehr Höhen absorbieren wollte und dieser Bereich keine gegenüberliegende Wand, sondern eine Deckenschräge hat, habe ich dort weitere Diffusoren angebracht:

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Auch hier zur Abdeckung eine Akustisch durchlässige Spannwand drüber, und gut ist. Fertig. Problem gelöst. :)
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Hosky
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Beitrag von Hosky »

Teil 4 – das Ergebnis

Und so sieht das dann Ganze heute aufgestellt aus:

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Und hier der Hörplatz mit den Akustikvorhängen:

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Nun natürlich die spannende Frage – haben die ausgedachten Maßnahmen gewirkt und wie klingt es?

Habe bisher nur eine kurze Mess-Session gemacht. Zunächst wurde einmal der Nachhall RT60 mit XTZ Room Analyzer gemessen. Über den gesamten Messbereich konnte eine Nachhallzeit von knapp unter 0,5 s realisiert werden, was für einen Raum dieses Volumens ein gutes Ergebnis ist und innerhalb der empfohlenen Toleranzen liegt. Der Raum hört sich auch schön, aber nicht unangenehm trocken an und "verbreitet" eine wohlige Ruhe. Auch die Hoffnung, dass sich durch die vielen Schrägflächen keine ausgeprägten Moden bilden würden, wurde erfüllt, der Room Analyzer findet hier gar nichts (dh faktisch nicht stark ausgeprägtes). Alles im FG liegt bei 1/12 Glättung recht linear innerhalb weniger db.

Und wie klingt es? Nun, ich bin kein Freund opulenter Klangbeschreibungen, aber das Auflösungsvermögen meiner LS im neuen Hörraum wurde gegenüber meinem alten (auch optimierten, aber nicht mit der selben Konsequenz) Raum deutlich gesteigert, die Bühne ist sowohl breiter als auch an tiefer (habe ein breiteres Stereodreieck als im alten Hörraum), die Raumabbildung deutlich besser, jedes Instrument losgelöst von den LS an seinen Platz genagelt. Ich höre nun Details in komplexen Stücken, die ich zuvor noch nicht einmal erahnt habe, kann Einzelinstrumenten auch in komplexen Arrangements ohne jegliche Anstrengung oder besondere Konzentration folgen, da verschwimmt gar nichts. Der Bass ist wunderbar knackig auf den Punkt, Bassläufe sind eine reine Freude. Kurzum – der mit deutlichem Abstand beste Klang, den ich jemals in meinen Räumlichkeiten hatte, und wieder ein Grund, die Musiksammlung neu zu entdecken. Ein massiver klanglicher Schritt nach vorne, viel besser als im alten Hörraum - und das bei den ungünstigen Startvoraussetzungen, ich bin begeistert und hochzufrieden!

Die Zusatzinvestition gegenüber einer herkömmlichen Decke (meine Arbeitszeit nicht gerechnet) entsprach ungefähr der Investition in meinen Netzwerkplayer (oder dem, was ein passender Vorverstärker gekostet hätte). Da wir ohnehin eine Spanndecke schon aus optischen Gründen im Auge hatten (Streiflichtproblematik), waren die effektiven Zusatzkosten der akustischen Maßnahmen sogar noch geringer, der klangliche Zugewinn entsprach eher dem Schritt in eine zwei Klassen höhere Lautsprecherkategorie.

Fazit: Es hat sich mehr als gelohnt!!!
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A_stinner
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Beitrag von A_stinner »

Hallo Holger,

sehr interessant was du da aufgebaut hast, und viel Spaß mit dem Neuerleben deiner Musiksammlung. Interessieren würden mich ein paar Nahaufnahmen der akustisch durchlässigen Spannwand und Spanndecke mit Angaben des Herstellers (Lieferant).

Gruß

Andreas
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Hosky
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Beitrag von Hosky »

Hallo Andreas,

Hier eine Ansicht der Decke:

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Man sieht, dass man nicht sieht :D

Bei der Nahaufnahme sieht man - mit meinem iPad fotografiert - nichts. Es ist eine textile Struktur, die ab ca. einem Meter Entfernung homogen weiß aussieht.

Die Decke ist eine Clipso-Akustikspanndecke. Sie ist natürlich nicht vollständig durchlässig, ihre effektive Absorberwirkung hängt aber hauptsächlich von der Abhänghöhe und den Maßnahmen im dahinterliegenden Raum ab.

Gruß
Holger
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nihil.sine.causa
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Beitrag von nihil.sine.causa »

Hallo Holger,

Klasse, Dein Bericht! Vielen Dank, dass Du das so sorgfältig beschrieben hast. So sind Deine Schritte gut nachvollziebar, trotz des schwierigen und - im Wortsinn - vielschichtigen Themas.
Hosky hat geschrieben:Ein massiver klanglicher Schritt nach vorne, viel besser als im alten Hörraum - und das bei den ungünstigen Startvoraussetzungen, ich bin begeistert und hochzufrieden!
So kommt es manchmal zu einem überraschend guten Fortschritt im Leben, wenn man mit einer Schwäche zu kämpfen hat und dabei konsequent vorgeht. Ich wünsche Dir viel Musikgenuss im neuen Zuhause!

Viele Grüße
Harald
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musikgeniesser
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Beitrag von musikgeniesser »

Moin Holger,
moin Forenten,

ich bin begeistert! Diese Spanndecke gefällt mir sehr. Nicht jeder möchte seinen Hörraum vertäfeln und da ist das wirklich eine Überlegung wert. Ich hatte schon überlegt, ob man nicht einfach Segelleuchten

http://www.lichtakzente.at/Veroca-Segelleuchten/

nehmen und entsprechend zweckenfremden könnte. Das ist nun wohl nicht nötig.

Schön.

Möge es nützen

Peter
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Hosky
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Beitrag von Hosky »

Hallo Harald,

Danke :)


Hallo Peter,

meine Frau gab mir grünes Licht für jegliche Akustikmaßnahme, solange man sie nicht sieht. Also waren Loch- oder Schlitzplattenkonstruktionen nicht wirklich eine Alternative. Ein angenehmer Nebeneffekt ist für nachträglichen Einbau sicher auch, dass eine solche Decke innerhalb weniger Tage montiert ist und bei der Montage kein großer Schmutz anfällt. Man muss noch nicht mal das Wohnzimmer komplett ausräumen.

Spanndecken gibt es auch lichtdurchlässig, sogar bedruckt als überdimensionales, hinterleuchtetes Bild. Allerdings nicht das Akustiktuch (bedrucken kann man das aber auch), und die anderen Tücher reflektieren den Schall einfach deutlich starker, da sie nicht die gleiche Porenstruktur haben - bei einer Kombination müsste man halt mit einer Naht in der Decke leben, aber das ist alles machbar. Oder - falls Beleuchtung gewünscht ist, einfach Spots oder ähnliches in die Decke integrieren, das geht problemlos. Wirklich eine feine und flexible Lösung, man braucht halt wie bei allen Lösungen eine gewisse Abhänghöhe, um entsprechend tiefe Frequenzen zu absorbieren.

Segelleuchten gehen in gewissen Grenzen sicher auch :wink:

Grüße,
Holger
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