Funky (Linn Kaber Aktiv, Linn E350)

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Funky
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Analog - die Reise nähert sich dem Ende

Beitrag von Funky »

Moin moin, werte Forrenten,

analog ist im AH Forum ganz klar nicht die primäre Spielwiese, seit mehr als 6 Monaten gab es im dem entsprechenden Faden keinen Beitrag mehr.

Ich habe mir zuächst überlegt, ob ich dort meine Erfahrungen darstellen soll, da es aber doch viele "eigene" sind, die sich auch primär über mein Setup ergeben (und damit auch keine "Wahrheit" darstellt, bzw. eine Art von Allgemeingültigkeit in Anspruch nimmt) ist es doch besser im Vorstellungsthread von mir aufgehoben.

Man könnte meinen, das Thema analoge Wiedergabe - hier konkret auf Plattenspieler reduziert, ist ausgereizt. Oder man diskutiert gleich im AAA (was nicht mein Forum ist, auch wenn ich früher öfters reinschaute - primär hinsichtlich der Diskussion der Einflüsse von VTA, Anti-Skating, optimale Tonarmgeometrie, der Schallplatten Empfehlungen wegen oder ganz pragmatisch der Kontaktaufnahme zu Anbietern).

Es gab auch hier schon einige Fragestellungen was Aufstellung, Einstellungen (VTA, Skating, etc.), Stromversorgung, etc. angeht, aber natürlich nie in diesem Umfang wie es im AAA Forum diskutiert wird.

Meine Empfehlung: viele Basis Fragen werden im AAA sehr ausführlich behandelt (man muss allerdings etwas in die Vergangenheit zurück und suchen). Insofern werde ich mich hier nicht über diese schon bekannten Themen auslassen. Über die Problematik von nicht sauber zentrierten Plattenlöchern haben wir auch schon gelesen und das Gegenmittel wird auch von Herrn Fremer gelobt (wie auch natürlich von dem Händler in Nürnberg, der das vermarktet, werde mir das Teil sicher mal ausleihen und berichten).

Mir geht es um die nicht so offensichtlichen Dinge - dort wo sich dann auch die Geister scheiden, weil teilweise im eigenen Setup nicht selbst hörbar, bzw. weil nach "eigenem" Theorieverständnis nicht klanglich relevant oder eben dann doch hörbar, weil die Anlage a) auf einem entsprechenden transparenten Niveau ist (wie bei Shakti) oder die Theorie nicht vollständig das erfasst was sich tatsächlich abspielt und es eben dann doch hörbar ist.

Ich hatte dazu schon einen Beitrag vor einiger Zeit eingestellt - Motorsteuerung - ich kann bei mir den Unterschied von Feinsicherungen im Netzteil (Superfarad3), das die Stromversorgung für meinen DC Antrieb zur Verfügung stellt heraushören - und das obwohl mein Plattenspieler über einen frei aufgestellten Motor verfügt, der über 2 elastische Riemen einen 8 kg Duraluminium Teller antreibt.

Ich werde in den kommenden Wochen auf die folgenden Punkte eingehen.

a) Riemen ist nicht gleich Riemen und auch die Anzahl ist klanglich relevant,
b) Harte Laufwerke optimal an die Stellfläche koppeln
c) Was ist denn eine optimale Stellfläche (ich nehme hier auch gerne den Input von Shakti auf, der sehr viel Erfahung um Umgang mit unterschiedlichen Stellflächen / Basen hat
c) Erfahrungen mit der Motoraufstellung (sofern der Motor ohnenin nicht direkt mit dem Laufwerk verbunden ist)
d) Stahl versus Titan versus Messing Schrauben - leider macht nur der Versuch "kluch"
e) Erfahrungen zu Stromkabel zur Versorgung eines Motor Steuerungs Netzteils

Mein Setup entspricht nicht der reinen analogen Lehre, da ich das Phonosignal über einen Linn KDSM Organik digitalisiere - und die DA Wandlung erst wieder in den Lautsprechern stattfindet. Aber dieses Setup ist so transparent, dass ich Unterschiede von 0,1 Nm Drehmoment Änderung an der Tonarmarretierung genauso wahrnehme wie obige Feinsicherungsthematik.

Jürgen (Shakti) hat natürlich noch einen wesentlich weiteren Erfahrungshorizont, aber ev. kann ich hier noch ein paar Dinge nennen, die sich speziell auf "rigide" Plattenspieler Konzepte beziehen. Mit rigiden Konzepten meine ich sehr starre, wenig Energie speichernde Plattenspieler-Konzepte: Rega P8 und aufwärts, Acoustic Signatur, Souline Kubrick, Origin Live, Seismograph, STST, etc.).

Es zeigte sich in meinem analogen Werdegang, dass ich diesem Konzept mehr und mehr zugetan war und nach entsprechender 3 jähriger Suche, das für mich beste "Rigid-Konzept", bei mir stehen habe.

Ich nutze einen Seismograph I+, mit einer sehr aufwendigen DC-Motorsteuerung von Schubert Akustik, die bei mir den Sychronmotor (mit Dr. Fuß 2 Phasensteuerung) ablöste. Das Laufwerk ist nun auch optimal auf- und eingestellt - sprich die Laufwerksreise ist bei mir beendet. Der Klimax LP12 war imho diesem Konzept in allen mir wichtigen Dingen unterlegen und hat mich daher vor 4 Jahren verlassen.

Erstaunlich ist, wie weit man durch eine geduldige Verprobung auch ein schon herausragendes Laufwerk noch weiter im Klang nach vorne bringen kann.

Stay tuned - ich verspreche, es wird nicht langweilig

Let's play this Funky music - and keep Vinyl spinning
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shakti
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Beitrag von shakti »

freue mich auf die weiteren Beiträge !

Deine angesprochenen Themen sind in der Tat spannend.

Der Schubert DC Motor treibt ja mittlerweile auch meinen "blauen Riesen" an!

... und ja, man hört auch unterschiedliche DC Kabel zwischen DC Motor und Netzteil ;-)

Gruss
Juergen

ps
Markus (LordHelmchen / CM Audio) hat nun auch die Spätfolgen des Seismograph workshops bei mir zu spüren bekommen,
er konnte diese nur dadurch bekämpfen, dass nun ein Seismograph bei ihm Musik macht, verstärkt von einer Phasemation EA-1200 Phonovorstufe.
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Funky
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Beitrag von Funky »

Servus Jürgen, ich grüsse insbesondere auch alle "stillen" Mitleser

ich weiß jetzt natürlich nicht wie viele "stille" Mitleser es gibt, hoffe wenigstens ein paar . Ein privater Vorstellungsfaden ist eben eine individuelle Angelegenheit.

Die Aufstellung: Das leichte Plattenspieler mit leichten, aber stabilen Tischen, oder bei schwimmenden, bzw. mit Fußbodenheizung versehenen Böden besser auf einer Wandhalterung stehen sollten (bitte ein 3 Punkt Ausführung, also die punktuelle Interfaces zur waagrechten Platte aufweißt), dürfte jedem, der so einen Spieler besitzt, schon selbst in den Sinn gekommen sein.

Wie verhält es sich aber mit solchen Wenig-Energiespeicher Plattenspieler, die ca. 30 kg auf die Waage bringen?

a) Seismo auf - Beton U-Block / Granit / Travertin = ein poröser Kalkstein
b) Seimso auf - schwerem hartverleimten Buche-Tisch
c) Seimso auf Ikea Axamo
d) Seimso auf Timetable (TT)

So verschieden die Materialen, die Eigengewichte der Trägerplattform, so unterschiedlich klingt auch das Laufwerk. Sprich vor dem Kauf eines solchen Laufwerk selbst sollte man sich über die Trägerplattform Gedanken machen!. Was kann ich stellen, was will ich stellen, was ist vorhanden.

Damit das jetzt nicht in einer Matrix endet mit einer Liste aller möglichen Kombinationen und deren Auswirkungen auf Transparenz, Dynamik, musikalischer Involviertheit, Räumlichkeit, etc. halte ich einfach fest.

Der Seismo klingt am saubersten, schnellsten, nach oben offen spielend mit klarem präzisem Bassfundament wenn der Seismo auf einem grossen TT mit 3 Hifistays Stelle Double Swing Entkopplern steht. Diese Kombination stellt wirklich alles in den Schatten was ich sonst in den letzten 3 Jahren und insbesonderen in den ersten 3 Monaten an Versuchen anstellte. Als da wären folgende Interfaces zur mechanischen Ankopplung der 3 Keramikkugeln, die den Abschluss der 3 7075 Alulegierung Füße bilden.

Hartholz-Kirsche Plättchen, mittgelieferte Gummiabsorber, Hartglasschalen (2cm Durchmesser) , geschmiedete hartmettall Schalen mit Kupferkern, Edelmetallschalen, Gel-Absorber, 2 Cents Stücke, 1 Euro Münzen, Reinkupfer 1 Pfennig-Stücke (schwierig zu bekommen :-)), und schliesslicht besagte HifiStays Stella Double Swing Entkoppler

Die harte Ankopplung an einen leichten, aber sehr stabilen Tisch über die Silizium Nitrid Kugel Entkoppler der Hifistay Stellas, die die Keramikkugeln aufnehmen , wobei der Tisch wiederum selbst definierte Ankopplungspunkte der Stellfläche an die Tischfüße hat, ist mit Abstand die effektivste Ruhigstellung des Laufwerks.

Das betrifft sowohl die Ableitung von Schwingungen die vom Motor / Lager / Abtaster über Tonarm kommen, wie auch die Verhinderung der Anregung des Laufwerks durch die Lautsprecher über den Fußboden. Es bleibt somit noch die Anregung über die Luft, durch die Schallwandler.

Eine Rückkopplung von Baßanteilen verhindere ich durch einen digitalen Delay im KDSM (sprich, die Tonerzeugung am TA ist der Abstrahlung über den Lautsprecher ca. 0,7 Sek vorraus). Die Auswirkung von Rückkopplung über den Boden oder die Luft ist deshalb hörbar, weil nach RIAA der Bassbereich um 18,5 db angehoben werden muss gegenüber 1 Khz, Plus die 65 db die für die MC Verstärkung ohnehin vonnöten ist.

Funky
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Jupiter
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Beitrag von Jupiter »

Hallo Funky,
ich bin einer der stillen Mitleser und folge mit Interesse.
Es ist immer spannend wenn jemand mit Herzblut bei der Sache ist und über Erfolge und Misserfolge berichtet.
Man merkt, man ist nicht allein. :D


Gruß Harald
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Funky
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Beitrag von Funky »

Guten Abend Harald,

Du als reiner Digitalis Nutzer :-) , freut mich von Dir zu hören auf diesem Ausflug in analoge Gefilde.

Ganz generell hat sich meine Art Geräte zu stellen in den letzten Jahren sehr stark gewandelt. Wobei der LP12 schon die Richtung vorgab. Auf entsprechenden Plattformen / Stellflächen (die nicht Timetables sein müssen) hat auch dieser Plattenspieler mit einer harten Ankopplung mehr Drive und Rythmusgenauigkeit entwicklet - sprich auf den Punkt gespielt, als mit weicherer Ankopplung. Die sogenannte Trampolin Bodenplatten mit relativ weichen Füßen konnte nur auf schweren Sideboards oder Tischen überzeugen - und das auch nur klanglich, nicht vom Timing.

Das gab den Ausschlag grundsätzlich dämfpende Koppelelemente kritisch zu betrachten. Starke Dämpfung (nichtharmonisch) führt zu imho einer verschmierten Wiedergabe - ganz unabhängig vom Gerätetyp. Ferner reagieren alle Geräte, auch Solid State und selbst Netzleisten auf die Aufstellung. Mechanische richtige Behandlung ist mind. genauso wichtig wie die richtigen elektrischen Entstörungsmaßnahmen. Engliches / Japanische / Korenanische Geräte, die teilweise mit Holzfüßen arbeiten, oder Gerätegehäuse / Platinen "ausschwingen" lassen haben meist einen sehr leichtfüßigen, beschwingen Charakter ohne Schärfe. Praktisch alle meine Geräte stehen auf Füßen die die Geräte als ganzes harmonisch schwingen lassen, minimale Reibung sorgt für ein harmonisches Ausschwingen (physikalisch einem haromonischen Oszillator nahekommend, mit definierter Reibung) . Die FIS Füße sind dafür ein gutes Beispiel, nicht teuer aber sehr effektiv.

Sprich, Dinge die über Plattenspieler exemplarisch dargereicht werden lassen sich auch auf andere Geräteklassen übertragen, die Wirkmechanismen sind imho sehr ähnlich.

Soweit mal der Ausflug in die nicht analogen Gefilde, die Nutzung von Analogien sei mir aber erlaubt :-)

Funky,
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tom539
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Beitrag von tom539 »

Hallo Funky,

bin ebenfalls ein stiller Mitleser und finde gerade Deine Erfahrungen zur Aufstellung des Seismo sehr spannend.

Meine beiden Laufwerke stehen schon seit vielen Jahren auf stoic-Wandhalterungen, als Auflage verwende ich die Multiplex-Platte. Es sind aber auch noch Sandwich und Schiefer… :wink:

Bin mit den stoic sehr zufrieden.

Musikalische Grüße
Tom
Funky
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Beitrag von Funky »

Guten Abend zusammen, hallo Tom,

wenn wir die Plattenspielerwiedergabe betrachten hilft, was die Standfläche angeht, nur ein "holistischer Approach".

Auf der einen Seite haben wir die externe Anregung des Laufwerks, über die Schallausbreitung des Bodens und den direkten Schalldruck per Luft durch die Lautsprecher, auf der anderen Seite die feinen Schwingungen durch die Konstruktion selbst - das eine sollte nicht zum Laufwerk durchdringen, das andere vom Laufwerk abgeleitet werden.

Die Frage ist wie man diesen beiden Anforderungen gerecht werden kann. Das Beste wäre, das Laufwerk steht gar nicht im gleichen Raum - ich kenne solche Aufstellungen (bei einem LP12) und interessanterweise - man hört auch in einer solchen Umgebung die Stellfläche sehr genau - d.h. hier hat man primär das Thema der Ableitung von "Eigenschwingungen" und hat den Vorteil sich genau darauf konzentrieren zu können. Das zeigt aber auch: Ev. ist es mind. Genauso wichtig die Resonanzen abzuleiten, wie die externe Anregung zu unterbinden oder ist es gar umgekehrt noch wichtiger?

Lieber Tom, was Wandhalterungen angeht habe ich jetzt keine konkreten Empfehlungen, da ich selbst keine bisher nutzen "musste". Allerdings gibt es einige Rega und Linn Nutzer, die, wie Du darauf schwören - nur nehme ich auch an, dass es sehr unterschiedliche Wandhalterungskonzepte gibt - und jeder Hersteller seine Sichtweise auf die Dinge hat - so auch Stoic. Nur wer kann sich schon durch alle Wandhalterungen "hören".

Ich gehe davon aus, dass unterschiedliche Plattenspielerkonzepte jeweils unterschiedlich empfindlich auf die Standfläche reagieren, da jedes Konstrukt unterschiedlich starke Eigenschwingungen im Betrieb produziert und jeder Konstrukteur auf seine Weise damit umgeht.

Daher ist es auch logisch, dass Laufwerke selbst unterschiedlich „klingen“ und je nach Aufstellung entsprechend unterschiedlich stark reagieren und zwar unabhängig von der jeweiligen Tonarm / Tonabnehmerkombination.

Was bisher bei keinem meiner Laufwerke funktionierte – Magnetfüße, die das Laufwerk quasi in der Schwebe halten. Hier fehlt imho die Möglichkeit der Resonanzableitung. Egal wie gut das Laufwerk selbst gedämpft ist (bspw. ein Bauer DPS 3) – es muss eine Form der Ankopplung vorhanden sein, die Restresonanzen aufnehmen kann. Ansonsten vagabundieren die Schwingungen innerhalb es Laufwerkverbundes, werden zwar je nach Konstrukt ggf. gedämpft, aber bis dahin ist die Tonhöhengenauigkeit schon kompromitiert. (Gibt es asymtotisch gedämpfte Laufwerkskonstruktionen, die für alle in Frage kommenden Frequenzen funkioniert - sprich gar keine Reflexion an Grenzflächen aufkommen lässt ?)

Wie sieht jetzt die Lösung für das Problem aus?

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Ich hatte es im letzten Beitrag schon erwähnt, für den Seismo ist eine möglichst harte und schwingungsableitende Konstruktion für die Aufstellung ideal. Anbei in Nahaufnahme die imho optimale Ankopplung für schwere (> 15kg) Nicht-Energiespeicherkonzepte. Die Resonanzen werden optimal über die Hifistays abgeleitet und der TT verhindert die starke Anregung von aussen.

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Jetzt wird es noch etwas „heftiger“. Die 2 kg Motordose stand zunächst auf Moosgummi, Silomer- Pads, Gelkissen, Luftkissen, Buche-Holzfüssen, Kupferwürfel – was jeweils sehr deutlich wahrnehmbar war. D.h. auch bei einem elektronisch feinst austarierten Antrieb ist die Aufstellung kritisch.
Die optimale Ableitung gelingt durch mattierte Glaskugeln die in einem „Hohlspiegel“ aus Edelstahl sich frei bewegen können. Die Motordose steht direkt auf 3 dieser „Gebilde“. Die Motordose kann damit "innerhalb der Trägermulde" frei schwingen. Das Klangbild wird trotz dieses vermeintlichen "Widerspruchs" der Nichtstabilität der Stellfläche stabiler und sauberer und tonal angenehmer, klarer.
Eine Erklärung könnte sein, dass die Achsvibrationen des Motors über die Kugeln abgeleitet werden und sich nicht dem Riemen aufprägen, der zwar für niedrige Frequenzen nachgiebig ist, aber für diese hochfrequenten Mikrovibrationen eben doch als starr zu betrachten ist und diese entsprechend an den Teller weitergibt.

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Mögen die Ausführungen zu Versuchen im eigenen Setup anregen.

Funkige Grüße
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shakti
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Beitrag von shakti »

Danke für die konkreten Anregungen an dieser Stelle, kann Deine Ausführungen gut nachvollziehen!

Magst Du uns bitte noch den Hersteller und die genaue Typenbezeichnung nennen?
evtl, so bekannt und vorhanden, noch einen deutschen Vertrieb.

Vielen Dank
Juergen
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Funky
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Beitrag von Funky »

Servus zusammen,

Bevor ich konkret werde was die eingesetzten Accessoires angeht noch ein paar Anmerkungen zum „holistischen Approach“

Wenn wir uns einen LP12 anschauen, dann kann man sehr viel daran lernen. Denn die Linn-Ingenieure arbeiten sehr sorgfältig an der Verbesserung dieses Laufwerks. Schauen wir uns die dortigen Motoraufhängungen an, dann kann man feststellen, dass die Aufhängung des Radikal 2 DC Motors wesentlich weicher erfolgt als die des Synchronmotors des Majik bzw der des Lingo 4-Motors. Diese ist sehr hart ausgeführt und Linn ging sogar vor einigen Jahren daran die kuppelartigen Alu-Unterlegscheiben durch eine aus Edelstahl zu ersetzen. Das heißt die Art und Menge der Dämpfung, die in den Motorlagern des Radikal 2 und des Lingo 4 verwendet wird, ist völlig unterschiedlich. Was auch logisch ist denn die Motoren haben jeweils ein spezifisches Geräuschspektrum.

Man kann sich natürlich auch fragen warum überhaupt der Motor direkt am Laufwerk montiert wird. Auch hier kommt eine „holistische Betrachtung“ des gesamten Konstruktes zum Ausdruck.

Man geht bei Linn zum einen davon aus, das eine eigenständige Montage des Motors zu einer stärkeren Relativbewegung von Motor zu Lager / Teller führt, aber der eigentliche Grund ist die Philosophie – möglichst starre (3-Punkt) Punktverbindungen mit hoher Steifigkeit für alle Interfaces zu garantieren (was seinen Grund hat).

Das fängt bei der Tonabnehmer – Tonarmkopplung an (die Linn TAs haben für alle 3 Befestigungspunkte kleine Erhebungen – die definiert ankoppeln) geht über die 3 Punkt Kontaktierung des Tonarms am Chassis, das Lager hat genau 3 Kontaktpunkte am Chassis, und das Keel (=Chassis) wiederum genau 3 Punkte für die Federung.

Diese starren Verbindungen sollen sicherstellen, dass die akustische Energie, die auf den Tonabnehmer/Tonarm trifft, auch auf den Plattenteller/das Lager und das Subchassis auf die gleiche Weise einwirkt, so dass eine Differenzbewegung zwischen dem Tonarm/Tonabnehmerkörper und dem Plattenteller/der Matte/der Schallplatte, die den Abtastvorgang beeinträchtigen könnte, so weit wie möglich vermieden wird. Damit hat man einen einheitlichen Energielevel auf allen Ebenen. Das kann man so sehen, muss man allerdings nicht.

Bei mir funktioniert die freiere Lagerung des Motors weit besser als alle Fixierungen (per Spikes) oder die gedämpfte Ankopplung. Allerdings muss klar sein, dass dies nur funktioniert wenn über die Riemen relativ wenig Zug zwischen Motorachse und Teller vermitteln, sonst rutscht der Motor Richtung Teller.

Bei mir tun die fis Spacer https://www.fis-audio.de/zubehoer/space ... -spacer-z2 - hier ihre sehr positiven Dienste. Preis Leistung praktisch unschlagbar.

Ganz anders sieht das für die besondere Kopplung /Entkopplung des Seismos aus. Hier kommen HifiStays zum Einsatz. Es gibt in Europa nur wenige Händler und ich habe einige Zeit direkt mit Südkorea korrespondiert um Klarheit für dein Einsatz für meinen Plattenspieler zu erhalten. Letztendlich habe ich über alchemyofsound bestellt - hier der Link zu den ballerinos. Ich habe die double stellas 55 im Einsatz.

https://alchemyofsound.be/hifistay-ball ... ng-45.html

Ein Problem darf nicht verschwiegen werden. Man kann nicht rücksenden. Die Bestellung erfolgt ohne Rückgabemöglichkeit. Deshalb gilt es sehr genau zu klären ob das jeweilige Produkt bei einem passt.

Funky
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G5User
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Beitrag von G5User »

Moin,

die fis-Audio Lösung kam mit etwas bekannt vor. Hier https://community.naimaudio.com/t/vibra ... glass/5955 wird über "Lagerpunkte" aus Messing / Kugeln aus Siliziumnitrid und Glasplatten geschrieben. Der Thread-Initiator Xanthe scheint sich der Materie Dämpfung - Isolation beschäftigt zu haben, wobei es ihm um Isolation geht. Evtl. ist es für den Einen oder Anderen interessant / hilfreich. Ich werde das Ganze wohl mal ausprobieren....

Michael
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Funky
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Beitrag von Funky »

Guten Abend Michael,

in der Tat ist das Prinzip der "harmonischen" Stellung schon länger bekannt, wenn auch weniger prominent beworben als die Absorber Fraktion. Allerdings gibt es seit einiger Zeit mehr und mehr Aufstellungs-Zubehör Hersteller, die eine harte Ankopplung propagieren. Der Seismo selbst hat an den 3 Pylonen jeweils eine Keramikkugel eingelassen, die als Kontaktpunkt dient.

Auch habe ich neben den von FIS Audio gelieferten Stahl und Glaskugeln, solche aus Wolfram Carbid und Silizium Nitrid über das Internet bestellt. Die Wirkung ist je nach Gerat unter denen sie stehen unterschiedlich. SiNi ist klanglich leider in meinem Setup nicht überzeugend gewesen, auch wenn sich die "Murmeln" hervorragend anfassen - sozusagen Handschmeichler im kleinen. Auch Wolfram-Carbid ist nicht überall das Mittel der Wahl.

Es kommt leider nur trial & error in Betracht. denn ich konnte keine Logik hinter den Effekten des jeweiligen Kugel-Materials und dem Gerätematerial / Aufbau erkennen. Aber generell will ich konstatieren. Dem Thema Aufstellung /mechanisches Vibrationsmanagement wird im Bereich hochwertiger Musikwiedergabe leider noch viel zu wenig Beachtung geschenkt. Das gilt nicht nur für Plattenspieler, wo das jedem einleuchtend erscheinen mag, sondern für alle Gerätegattungen (auch mein Supermassiver Switch mag einen kleinen TT mit Kupfer unter seinen Standfüssen lieber als alles andere).

Funky
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Funky,
irgendwie scheinen hier Systeme mit horizontaler Entkopplung und vertikaler Ankopplung wie https://www.symposiumusa.com/rollerblocks.html zu kontrastieren mit Systemen mit horizontaler Ankopplung und vertikaler Entkopplung.
Vermutlich ist die geschickte Kombination an der richtigen Stelle in der Kette der Schlüssel zum besseren Klang.
Eher unwahrscheinlich ist wohl eine One-for-all-Lösung. Auch wenn der Sylomer-Thread einst etwas anderes suggerierte...
Grüße
Hans-Martin
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Nachtrag (Gerätebasen): viewtopic.php?p=105286#p105286
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Funky
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Titan - spannendes Material

Beitrag von Funky »

Grüßt Euch, und insbesondere Hans-Martin,

vielen Dank für den Link von Shakti. Da kommen doch einige Infos zusammen. So soll es auch sein.

Und in der Tat: 2horizontaler Entkopplung und vertikaler Ankopplung wie https://www.symposiumusa.com/rollerblocks.html zu kontrastieren mit Systemen mit horizontaler Ankopplung und vertikaler Entkopplung". Die Rollerblocks scheinen die ersten zu sein, die dieses Prinzip konsequent angegangen sind, vor allem die Plattform die die Kugeln aufnimmt. Bei mir sind es einfach Edelstahlmulden und das muss nicht der Weißheit letzter Schluss sein.

Noch eine Anmerkung zu dieser Art von Entkopplung. Wie üblich ist das nicht das alleinig glück selig machende Prinzip. Unter dem Linn funktioniert es nicht und auch nicht unter meinem sehr massiven in Granit umfassten Switch. Könnte also sein, dass bei sehr massiven Gehäuse hier andere Ableitungen besser funktionieren (die Hifistays habe ich noch nicht probiert, zumal der KDSM praktisch keine planen Flächen am Boden aufweisst und es somit ohnehin sehr schwierig ist andere "Füße" zu nutzen.

Nun aber zum Thema Titan. Das Material hat für die Audio Gemeinde schon interessante Eigenschaften. der Linn Ekos SE hat ein Tonarmrohr aus selbigem. Wobei ich davon ausgehe, dass es eine Legierung ist und nicht Reintitan.

Ich habe vor einiger Zeit Grade 5 Titanschrauben (eine Titanlegierung mit Aluminium und Vanadium als Stabilisator) sowohl für die Headshell, die Tonarm Arretierung, wie auch für die Befestigung der Tonarmbasis auf dem Seismo bestellt, dazu für die Tonarm Arretierung auch unterschiedliche Verrrundungsradien der Schrauben. Da Titanschrauben für die Headshell etwas leichter sind als die Stahlschrauben, konnte das Gegengewicht auch minimal näher an das Lager geführt werden.

Dazu muss man wissen, dass das Linn Kandid einen Alu 7075 Träger nutzt in den Stahlgewind-inlays eingesetzt werden, somit macht erst mal die Verwendung von Stahlschrauben Sinn. Aber wer nicht etwas experimentiert ....

Ich schreibe jetzt von Klangveränderungen, wobei mir klar ist, dass Schrauben nicht klingen, sondern die Resonanzableitung / Reflexionen der vom TA induzierten Schwingungen eine andere ist. Jürgen (Shakti) hat positive Erfahrungen mit diesem Schraubentyp gemacht und in der Tat verändert sich (zunächst geht es nur um die Headshell Schrauben) das Klangbild in Richtung schlackenloser, extrem aufgeräumt, sehr klar - kristallklar und irgendwie auch kürzerer Ausklingzeit. (Natürlich muss man jetzt auch die mögliche posivite Auswirkung des Näher am Lager befindlichen Gegengewichts mit berücksichtigen) - ABER

Das exakt gleiche Klanbild ergibt sich auch bei der Verwendung von Titanschrauben als Tonarm Arretierung oder bei der Verwendung für die Verschraubung der Tonarmbasis (immerhin 4 Schrauben mit 5 mm Durchmesser) - es ist also ein "Titan" Klang , der sich hier manifestiert.

Die Änderung ist schon frappierend zu nennen - nur das ist auf Dauer nicht zu hören. Es ist so auf den Punkt - dass ein Klangreiz sofort auf den nächsten folgt - das ist nicht Langzeittauglich. Auch Kupferunterlagsscheiben für die TonarmBasis mit den Titanschrauben machen das nur etwas besser.

Also aktuell bin ich wieder weg gekommen von Titan - Zumindest am Headshell sind Edelstahlschrauben einfach die harmonischere und körperbehaftetere Wahl. Linn weiß um diese Dinge - jedem TA seine spezifische Schrauben. Beim Rest, nun, durch die HifiStay Koppler ändert sich das Klangbild ohnehin schon zu transparent, schnell und offen - insofern ... ist das letzte Wort für die Basis noch nicht gesprochen.

Messing und vor allem Aluminiumschrauben funktionieren gar nicht - das Klangbild wirkt verhangen, bis langweilig, bzw. bei Messing seltsam hohl. Beim neuen Linn Ekstatik TA wird ein Bronzeträgerkörper als Beste Lösung von Linn genutzt, den Schraubentyp kenne ich noch nicht - aber es zeigt, dass das Material für den Systemkörper wie für den Schraubentyp bei TAs einen klanglich wesentlichen Einfluss nimmt.

Und bitte - die TA Schrauben nicht zu fest anziehen, das stresst das Material und entsprechend wirkt der Klang gepresst - hier ist weniger meist mehr.

Funky
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Funky,
von Taurus gab es einst einen Drehmomentschlüssel/Miniratsche, um die Schrauben des Systems gleichmäßig anzuziehen...
Grüße
Hans-Martin
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