Karl (aktive DIY-Manger + Acourate)

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LS_Karl
Aktiver Hörer
Beiträge: 36
Registriert: 16.01.2010, 13:46

Karl (aktive DIY-Manger + Acourate)

Beitrag von LS_Karl »

Guten Tag!

Dann will ich mich hier vorstellen und erläutern, warum ich für aktive Lautsprechertechnik bin und wie es für mich dazu gekommen ist.

Wie viele andere auch, bin ich durch den Lautsprecher-Selbstbau zum Thema "HiFi- Hören" gekommen. Angefangen habe ich Ende der Siebziger mit einem Heco 3-Wege LS-Bausatz für ein geschlossenes
System.

Für den theoretischen Einstieg sorgte der damalige Klassiker im deutschsprachigen Umfeld: "Lautsprecher und Lautsprechergehäuse für HiFi" von H. Klinger, erschienen im Franzis Verlag, RPB 105. Dem ersten geschlossenen Gehäuse folgten eine Baßreflexbox, für einen Bassisten ein PA-Horn mit Doppelbaßbestückung nach Vorbild der JBL-Rutsche, eine Transmissionline, ein Horn bestückt mit einem Manger-Wandler und derzeit geschlossene Systeme für Manger MSW und Vifa-Bässe. Im Subbereich spielen zwei 38er Magnat-Chassis in der Ripol-Bauart nach Herrn Ridthaler.

Meine privaten Hörerfahrungen basierten größtenteils auf passiver Lautsprechertechnik. Den technischen Nachteil der passiven Filtertechnik wollte ich schon Mitte der Achtziger Jahre umgehen und auf Aktivtechnik umsteigen. Für den technisch weniger versierten Leser (gibt es die hier?) hierzu einige Anmerkungen:

Für die Schallwiedergabe über Lautsprecher ist es aus technischer Sicht immer noch notwendig, eine Bereichsaufteilung, vom Baßtreiber bis zum Hochtöner, vorzunehmen. Die damit einhergehenden Signalzerlegungen bilden ja die Grundlage vieler Diskussionen. Passive Frequenzweichen setzen dem elektrischen Impuls durch Phasenfehler der notwendigen Spulen und Kondensatoren i.d.R. stärker zu, als sorgfältig aufgebaute Aktivweichen.

Die passiven Bauteile fügen eine zusätzliche Dämpfung ins System, die ich aus impulsfreudiger Sicht schon lange nicht mehr akzeptieren wollte. Zusammen mit der Schwingspule des Chassis bilden passiven Filter eine komplexe Last für den Verstärker. Die für Elektroniker bekannte Eselsbrücke, Induktivität (Spule) Strom spät, Kondensator Strom vor, verdeutlicht in wenigen Worten, was ein Verstärker an Stromlieferfähigkeit besitzen muss, wenn man sich die Berge und Täler der Impedanzschriebe von passiven Lautsprechern anschaut.

Aktive Weichen "sehen" keinen komplexen Widerstand eines oder mehrerer Chassis, sondern den eigentlich recht stabilen Eingangswiderstand des Endverstärkers. Der wiederum sieht als Last die etwas weniger kritisch zu betrachtende Impedanz eines einzelnen Chassis.

Eine gute Schalldrucksumme und nur wenig verzerrende elektrische Signaldrift an den Übernahmepunkten zwischen den verschiedenen Chassis ist bei passiver, natürlich auch bei aktiver Technik, nur durch aufwendiges Messen hinreichend korrekt einzustellen. Die Wirkungsgradunterschiede der Chassis eines Mehrwegesystems werden bei aktiver Ansteuerung nicht durch Widerstandsbeschaltung sondern durch unterschiedliche Verstärkungsfaktoren der Endstufen ausgeglichen.

Selbstverständlich ist noch der Einsatz von Regelungstechnik zu erwähnen. Es spricht also alles für sorgfältig aufgebaute Aktivtechnik.

Schön wäre für mich damals die Aktivierung meiner 4-Wege TL mit aktiv-subtraktiv Filtertechnik gewesen. Aber ohne vernünftige Meßausrüstung habe ich ein solches Projekt nicht gewagt. Selbst die Nachbaumöglichkeiten der Elektorblätter erschienen mir zu "messanfällig".

Ich weiß heute nicht mehr, welche Quelle mir zuerst verdeutlicht hat, dass aktive Filtertechnik oben genannte wohl bekannte Vorteile bietet: Literatur, schöne Bilder von Sprungantworten oder meine Ohren und eine gehörte Aktiv-Box, das Philips Motional Feed Back = Bewegungs-Rückkopplung System oder die ersten Backes & Müller, das Phonogen Horn(?), egal.

Durch die Funkschau habe ich wohl auch erstmals von Herrn Mangers Ideen, die zu seinem MSW führten, erfahren. Mein Ziel war natürlich auch ein möglichst unverfälschter elektrischer (und akustischer) Impuls, wenn man mal Quelle und Verstärker weglässt und den Wandler als gegeben betrachtet. Als dann Anfang der neunziger die Fa. Manger ihren MSW auch für den Selbstbaumarkt angeboten hat, habe ich über die Möglichkeit eines filterlosen Betriebs des MSW in einem Horn nachgedacht und dies Ende 94 umgesetzt.

Ich hatte damals irgendwo gelesen, dass unser Gehör angeblich für tieffrequente Phasenfehler, verursacht durch die rückwärtige Hornführung und der einhergehenden Schallaufzeitverzögerung, unempfindlich sei. Somit habe ich dann dieses arbeitsintensive backloaded Hornprojekt begonnen. In grober Annahme erhoffte ich mir damals durch die Dachschrägen der Wohnung eine virtuelle Hornvergrößerung und daher etwas mehr Tiefgang. Die Tieffrequenten Raummoden wurden schließlich nur wenig angeregt. Das Thema Raumakustik war damals in dieser Wohnung schon ein Thema, aber nicht in dem Ausmaß, wie es sich heute in neuer Umgebung darstellt.

Treibende Kraft damals war ein Accuphase E206 und später ein ASR Emitter II+. Die Spule des MSW und die Kabelzuleitung waren die einzigen Bauteile, die aus elektrischer Sicht im Signalweg hinter dem Verstärker lagen und den Ausgangsimpuls in der elektroakustischen Wandlung beeinflussten. Mit dieser Manger/Horn-Konstruktion habe ich privat erstmalig quasi vollaktiv gehört.

Nach unserem Umzug in neue Räumlichkeiten habe ich die Hörner dann gegen Lautsprecher in geschlossener Bauweise mit mehr Tiefgang ausgetauscht. Die Pläne von Fa. Manger dienten als Vorlage. Die Bässe wurden mit Thommessen Subwoofer-Verstärkern mal im Bi-Amping Prinzip, mal in teilaktiver Technik angetrieben.

Die Probleme der Box-Aufstellung bezüglich der Raumresonanzen und die irgendwie nicht mehr ganz so tranparente Musikdarbietung führten mich dann nach der Jahrtausendwende zu einem neuen Ziel: "Digitale Aktivierung mit Raumkorrektur". Im November 2007, während der HiFi-Selbstbau Messe in Gelsenkirchen, habe ich durch den Vortrag von Herrn Dr. Brüggemann und die Demonstration seiner Software Acourate, die bis dahin gesammelten Infos und Prospekte zu kommerziellen Lösungen zurückgestellt.

Da Verstärker mit Analog-Eingängen verfügbar waren, kam es zu folgendem Ansatz: Das analoge SACD-Signal musste sich hochwertig samplen bzw. AD wandeln lassen, das Signal im CD-Modus sollte alternativ digital per SPDIF übergeben werden, die digitale drei Wege Stereo Aufteilung inklusive der Raumentzerrung war softwareseits für Acourate in den Vorgaben. Die analoge Lautstärkestellung sollte mit 6-Kanal-Potentiometer und nicht digital erfolgen. Ergo habe ich etwa seit März/April 2008 einen PC mit RME 9632 Soundkarte als Vorverstärker. Als Endverstärker dient derzeit ein 6-Kanal Vincent SAV P200.

Als Verfechter des guten Klangs habe ich im zurück liegenden Jahrzehnt auf die SACD Technik gesetzt. Nur der Datenträger allein macht noch lange keine gute Musik. Wenn man aber an die irrwitzige Idee der Musik-Industrie zurück denkt, dem Massenmarkt eine neue Tonqualität schlußendlich durch digitale Kastration, weil über den analogen Weg ausgegeben, schmackhaft zu machen, so bin ich doch überrascht, was in meinem Falle die dreifache AD-Wandlung mit einem guten Stück von einer SACD ermöglicht. (SACD-Spieler DA- Wandlung, Soundkarte AD Wandlung, SW-Filter, DA Wandlung, Verstärker, Box).

Gut möglich, das ich mir keinen Blue-Ray-Player kaufe, sondern mir ggfs. den Sound gleich digital in 96kHz oder 192kHz bei 24bit Wortbreite aus dem Internet kaufe. Ich hoffe auch auf bezahlbaren Fortschritt bezüglich höherer Samplingraten.

Durch Acourate habe ich einen neuen Horizont in der privaten Akustik erfahren. Ich nutze derzeit recht steilflankige Filter, kann beliebig in verschiedene Korrekturen bzw. Zielkurven mit anderen Filtern schalten. Ich kann tiefer in die Aufnahme hören als jemals zuvor. Heute bin ich mit großer Freude ein aktiver FIR-User und damit gebe ich

impulsfeste Grüße an die Leser dieses Beitrags.

Karl.
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Karl,

ein herzliches Willkommen von mir in unserer Runde voller musik- und technikbegeisterter Aktivanhänger! Meine Frau würde sagen: Noch so ein Spinner :cheers: .
LS_Karl hat geschrieben:Für den theoretischen Einstieg sorgte der damalige Klassiker im deutschsprachigen Umfeld: "Lautsprecher und Lautsprechergehäuse für HiFi" von H. Klinger, erschienen im Franzis Verlag, RPB 105.
Das Klipschorn nach Klinger habe ich damals in Sandwichbauweise nachgebaut, das Buch kenn' ich noch sehr gut, wahrscheinlich steht es sogar noch etwas zerfleddert irgendwo im Regal.
Schön wäre für mich damals die Aktivierung meiner 4-Wege TL mit aktiv-subtraktiv Filtertechnik gewesen. Aber ohne vernünftige Meßausrüstung habe ich ein solches Projekt nicht gewagt. Selbst die Nachbaumöglichkeiten der Elektorblätter erschienen mir zu "messanfällig".
Halb so wild :mrgreen: .

Im November 2007, während der HiFi-Selbstbau Messe in Gelsenkirchen, habe ich durch den Vortrag von Herrn Dr. Brüggemann und die Demonstration seiner Software Acourate, die bis dahin gesammelten Infos und Prospekte zu kommerziellen Lösungen zurückgestellt.
Willkommen im Club :cheers: .
Gut möglich, das ich mir keinen Blue-Ray-Player kaufe, sondern mir ggfs. den Sound gleich digital in 96kHz oder 192kHz bei 24bit Wortbreite aus dem Internet kaufe. Ich hoffe auch auf bezahlbaren Fortschritt bezüglich höherer Samplingraten.
Da bist Du hier ebenfalls in guter Gesellschaft :cheers: .

Glückwunsch zu Deinen gelungenen Selbstbauprojekten und danke für Deine nette Vorstellung. Ich freue mich auf ein persönliches Kennenlernen am 20.2.!

Viele Grüße
Gert

P.S. Da Winfried sicher gleich nach Bildern fragen wird, spar' ich mir das :P
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Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Herzlich willkommen Karl,

die Eintrittskarte zum Acourate-Workshop hast du dir wahrhaft verdient! Schön auch zu lesen, dass Impulstreue und Gruppenlaufzeit bereits "lange Bärte" haben, mit denen sich professionelle Entwickler und Bastler schon seit Jahrzehnten herumschlagen. Es sei mir deshalb an dieser Stelle auch der Verweis auf unsere Forumsbibel "HiFi hören" von Heinz Josef Nisius gestattet, deren Lektüre zu derselben Erkenntnis verhilft.

Über Bilder deines Hözimmers würden wir uns natürlich sehr freuen, genauso wie über ein paar Hinweise bezüglich deiner bevorzugten Musikrichtungen.

Auf ein baldiges persönliches Kennenlernen
Rudolf
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Hallo Karl!

Wollkommen bei Aktives-Hören und im langsem wachsenden DIY-er Zirkel hier!

Manger ist ja noch nicht so stark vertreten, aber die Diversifizierung in unserem Forum nimmt zu, Manger, Elektrostaten, ... Gut!

Also nachdem erst Michael, dann Gert und jetzt auch Rudolf schon mehr oder weniger explizit Bilder Deiner Hörumbgebung und Projektergebnisse "eingefordert" haben, mache ich das diesmal nicht auch noch, sondern sehe sie mir einfach an und stelle dumme Fraegn, wenn sie dann da sind... :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

Danke vielmals für Deinen interessant beschriebeben HiFi Werdegang! Vieles davon kann ich nachvollziehen, "der Klinger", Funkschau, Elektor u.a. waren ja damals sowas wie Pflichtlektüre. Welche Deiner DIY Exponate existieren oder funktionieren denn noch? Gibt's sowas wie "Karls DIY Museum"?

Viel Spass bei uns, wir freuen uns auf viele interessante Beiträge und konstruktive Diskussion! :cheers:

Gruss,
Winfried
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LS_Karl
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Beitrag von LS_Karl »

Hallo Gert, Rudolf, Winfried und andere.

Ich will mich nur mal kurz bedanken für die freundlichen Worte und die sehr nette Aufnahme hier.
Mit euren Zeilen bin ich jetzt doch ein wenig "abgelinkt" und stelle fest ich habe hier noch viel zu entdecken. Wow. Hut ab.

Natürlich freue ich mich schon auf den 20.2.

Die Lektüre von Herrn Nisius habe ich auch im Regal stehen. Hatte ich schon fast vergessen. Hier werde ich nochmal nachschlagen müssen.

Bezüglich
Fortepianus hat geschrieben: Meine Frau würde sagen: Noch so ein Spinner :cheers: .
Treffer. Frauen irren nie, meine Frau kann sich ähnlich knapp und präzise äußern.
wgh52 hat geschrieben: Gibt's sowas wie "Karls DIY Museum"?
Nein, welche Frau will mit einem Spinner leben?

Bezüglich der Bilderfrage bitte ich um ein wenig Geduld. Ich müsste mal wieder aufräumen.

Viele Grüsse

Karl.
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