Dieter (HGP Fuga Supertech, Naim DBL)

audiophile Biografien unserer Mitglieder
Forumsregeln
Bei Vorstellungen steht die persönliche, subjektive Erfahrungswelt des Verfassers im Vordergrund. Insbesondere soll die Vorstellung als "Visitenkarte" des Mitglieds gewürdigt bzw. respektiert werden. Dialoge sollten hier vorrangig mit dem Verfasser und nicht mit Dritten geführt werden. Siehe auch die Forumsregeln.
Antworten
Laie
Aktiver Hörer
Beiträge: 2
Registriert: 29.09.2019, 21:55

Dieter (HGP Fuga Supertech, Naim DBL)

Beitrag von Laie »

Hallo allerseits,

ich muss mich jetzt erstmal (teilweise) outen, denn ich bin noch kein "Vollaktiver". Viele Jahre habe ich wie die meisten Hobby-Hifi-Hörer passiv gelauscht. Ein Kollege hat mir mal seine Backes & Müller vorgeführt, ein kleines kurzes aber recht beeindruckendes Intermezzo.

Vor drei Jahren musste ich in eine Mietwohnung ziehen und habe mir da eine Zweit-Anlage zusammengestellt. Auf der Suche nach einem passenden Schallwandler habe ich mich für eine HGP Fuga Supertech entschieden, die der Hersteller in einem Artikel als "der am besten leise spielende Lautsprecher" bezeichnet hat, kein Fehler in einer Mietwohnung.

Nun ist bei diesem Modell lediglich der Bassbereich aktiv, Mittel- und Hochton werden passiv angesteuert. Das ganze übernimmt jetzt ein Röhrengerät (Triode) und es macht richtig Spass. Mittlerweile bin ich wieder zurück in meinem Häusle und werde mich wohl von den HGP trennen. Warum? Weil ich in meinen Räumlichkeiten extra einen Schallwandler für wandnahe Aufstellung gesucht und mit NAIM DBL auch gefunden habe. Im fast direkten Hörvergleich von HGP und NAIM DBL hat mich der schnelle konturierte Bassbereich der HGP begeistert, da konnte die DBL nicht ganz mithalten. Dieser Effekt hat sich etwas gelegt, lag wohl auch daran, dass die DBL lange nicht genutzt wurden.

Nun besteht bei der DBL die Möglichkeit, diese auch über eine Aktivweiche zu betreiben. Leider kann man diesen älteren LS in der Aktivversion nicht so einfach Probe hören. Und wegen des - für meine Verhältnisse - großen Aufwands und der Kosten, bin ich noch am überlegen ob ich es wagen soll. Ich tendiere aber schon dazu, allein schon wegen meiner Erfahrung mit der HGP und den Berichten über aktiv angesteuerte DBLs. Ich erhoffe mir hier erstmal ein wenig Hilfe, was man denn bei der Auswahl der passenden Endstufen beachten muss, so sie denn nicht von NAIM kommen. Ich bin seit der Kombi teilaktive HGP und Triode nämlich zum Röhren-Fan geworden. Meine DBLs laufen momentan schon passiv mit einem Röhrenverstärker und mir gefällts :D !!

Außerdem erhoffe ich mir in diesem Forum den gegenseitigen Austausch von allem was begeisterte Musikhörer so umtreibt. Ich habe schon einige Berichte hier im Forum gelesen und bei manchen vom Inhalt ehrlich gesagt fast nix verstanden (technischer Laie :roll: !). Insofern bin ich guter Hoffnung, dass einige hier mir gewiss mit technisch fundiertem Fachwissen helfen könnten.

Der einfachste Weg wäre wohl drei NAIM Endstufen zu verwenden: Die verstärken alle einheitlich mit 29dB und man hat mir erzählt, dass die Verstärkung der Endstufen identisch sein muss. Spricht also erstmal nichts gegen Röhren-Amps, wenn sie denn identisch verstärken. Ausserdem: Die Verwendung von Endstufen unterschiedlicher Hersteller kann zu "Timing-Problemen" führen. Das interpretiere ich so, dass die Laufzeit der Signalverarbeitung verschiedener Amps unterschiedlich lange dauern kann.

Wie gesagt, wäre nett wenn mir jemand was dazu sagen kann.

Im voraus schon mal besten Dank und

viele Grüße,
Dieter
Bild
Hans-Martin
Aktiver Hörer
Beiträge: 9141
Registriert: 14.06.2009, 15:45

Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Dieter, zunächst einmal ein herzliches Willkommen im Forum!

Naim DBL gibt es meines Wissens nur ohne (passive) Frequenzweiche und ich hatte einst (High-End im Kempinski) die Gelegenheit, diese Lautsprecher bei einer Messe zu erleben. Der Eindruck war sehr nachhaltig.

Bis heute erinnere ich mich an den aufkommenden Brechreiz, der am ersten Tag der Messe bei der gespielten Lautstärke sich meines Körpers bemächtigen wollte. Ich habe den Raum relativ schnell verlassen.

Es war die Zeit, als Phonosophie den Naim-Vertrieb für D innehatte und Ingo Hansen hatte neue und noch nicht eingespielte NAP250 Endstufen angeschlossen. Dasselbe mag für das HiCap und den Nac52 gegolten haben, dazwischen das Bindeglied Naxo3 Aktivweiche.

Ich habe das damals fast als Körperverletzung empfunden, aber wie gesagt, offenbar war nicht eingespielte Elektronik in der Kette - und sie spielte laut (Klingo Klangsen war und ist kein Mann leiser Töne). Weder dem ScanSpeak 2904 (oder ähnlich) würde ich feine Auflösung absprechen, noch dem 10cm Mitteltöner mit vorgezogenem Polkern und Antiresonatoren auf dem Magneten und seinen Korbstreben noch dem 30cm Tieftöner mit seinem profunden Fundament, dem stabilen Gehäuse, alle natürlich in positiver Polarität angeschlossen, egal, welche Auslöschungseffekte bei den Übergangsfrequenzen die Weiche prinzipbedingt mit sich bringt. Auch die mechanische Entkopplung der Gehäuseteile ist gewiss kein Fehler.

Ich befürchte, mit Röhrenendstufen wird die DBL zur Lachnummer.

Es dauerte nicht lange nach Einführung der Ovator Serie (Dank Karl-Heinz Finks Entwicklungsarbeit eine Trendwende bei Naim-LS), dann übernahm Focal Naim-Audio und Ovator wurde eingestellt. Mein persönlicher Liebling bei den Naim-LS war die 2-Weg SBL mit wandnaher Aufstellung, gefolgt von Ovator (auch 2-Weg).

Eine standardisierte 3-Weg-Weiche, zwar mit Pegeleinstellern (=Ausgleich der Verstärkungsfaktoren der verwendeten Endstufen*), aber festgelegten Übergangsfrequenzen konnte nicht und wird auch nicht der Weisheit letzter Schluss sein können.

Aus meiner Sicht heute, und das ist viele Jahre nach meinem oben geschilderten Eindruck (Betonung auf: Druck), spricht nichts gegen die DBL, nichts gegen die 3 Naim 250 (die heute vielleicht neue Elkos benötigen würden), aber vieles spricht für ein modernes Frequenzweichenkonzept, um alles das, was Naim damals nicht beherrschte, mit heutigem Wissen zu einem guten Ergebnis zu bringen.

Ein guter 3-Wege-LS wird gewiss nicht so beschrieben: "Supa, ich höre, dass da die Bässe, die Mitten und die Höhen voll rüberkommen". Das Kunststück besteht in der nahtlosen Verschmelzung der Bereiche, bruchloser Übergänge, Kohärenz, Schaffung eines Klangbildes mit innerer Geschlossenheit, müheloser Durchhörbarkeit, zeitgemäße Zeitkorrektur, die sich nicht nur darin gefällt, die akustischen Zentren in eine mechanische Ebene zu bringen, sondern auch die Gruppenlaufzeiten der Filter mit zu berücksichtigen.

Dann wird auch die Dynamik zur Selbstverständlichkeit - ohne meine Suche nach der Kotztüte.

Unser Forum ist voll von positiven Berichten über Acourate, das halte ich für eine angemessenes Kettenglied, wenn DBL als Wandler fungieren soll. Ich denke, diese Kombi kann sehr gut funktionieren.

Grüße
Hans-Martin

*Der Glaube, dass der Hochtöner nur wenig Leistung beansprucht, zumindest zu dessen eigener Sicherheit, aufgrund weniger Wärmeableitungsmöglichkeit und folglich geringerer Belastbarkeit, führt in Verbindung mit dem fallenden Pegel bei der Spektralanalyse zu dem Irrtum, die Betriebsspannungen zum Hochton hin zu reduzieren, damit auch die realisierbaren Spitzenleistungen. Das Ergebnis klingt entsprechend lahm. Schon vor 40 Jahren hat Philips in den MFB LS alle Endstufen mit derselben Spannung gespeist (heute auch bei Abacus wiedergefunden), um kurzzeitigen Spitzen dieselbe Reserve zu geben.
Bild
Laie
Aktiver Hörer
Beiträge: 2
Registriert: 29.09.2019, 21:55

Beitrag von Laie »

Hallo Hans-Martin,

vielen Dank für deine Zeilen zur Begrüßung und die Informationen.

Also es gibt die DBL tatsächlich auch mit Passivweiche aber das ist wohl eher die seltenere Variante.
Deine Erlebnisse im Hotel Kempinski decken sich tatsächlich mit denen eines Bekannten, der sich nach langem Suchen vor kurzem eine aktive DBL zugelegt hat. Davor hat er eine SBL genutzt und war damit sehr glücklich.

Wir haben vor einigen Tagen mal telefoniert, denn ich würde bei ihm gerne einmal probehören. Er hat ebenfalls drei NAP 250 aus der Olive Serie angeschlossen, alle neu überholt. Die empfohlene Einspielzeit ist recht lange und seine Eindrücke decken sich mit deinen. Angeblich ist ist die Qualität während der Einspielzeit sehr schwankend, sogar teilweise richtig schlecht !?, aber dieser Effekt soll nach der Einspielzeit weg sein. Also momentan ist er noch gar nicht zufrieden .....

Jetzt nochmal zu DBL und Röhreverstärker generell, ich nutze dieses Setup ja momentan, allerdings mit Passivweiche und konnte keine gravierenden Unterschiede zur NAP 250 feststellen, lediglich Nuancen. Mit 92dB Wirkungsgrad und recht unkritischem Impedanzverlauf (Minimum bei 3,5 Ohm) sehe ich auch erstmal keine Nogo-Faktoren, zumal mein Röhrenamp bis 2 Ohm laststabil sein soll ...
Ob das mit einer Aktivweiche und drei Endstufen so bleibt, ist natürlich die Frage. Vielleicht hast du mal die Muße mir deine Bedenken zu erläutern, würde mich schon interessieren. Es gibt doch auch Hersteller, die aktive Schallwandler mit Röhrenamps betreiben!?
Soweit ich weiß, verfügt die Aktivweiche von naim über keine Pegeleinstellung, da alle naim endstufen angeblich mit 29dB verstärken.
Danke für den Tip mit Acoustat! Ich habe mal die Website überflogen, ein wenig Abstimmungsarbeit ist wohl erforderlich, aber wenn es sich lohnt, warum nicht! Ich mach mit mal schlau...

Grüße Dieter
Bild
Hans-Martin
Aktiver Hörer
Beiträge: 9141
Registriert: 14.06.2009, 15:45

Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Dieter,
Wenn du die Schrauben auf der Bodenseite löst und das Aluminium-U aus dem gehäuse ziehst, kannst du für jeden Zweig einen individuellen Pegeleinsteller finden.
Nimmst du einen passiven LS und wechselst von Single-Wiring auf Bi-Wiring, stellst du eine Zunahme im Pegel der Höhen fest, das liegt vermutlich an den Magnetfeldern, die der Bass auf dem LS-Kabel aufbaut, in dessen Feld sich der filigrane Hochtonstrom bewegt.
Einen weiteren Schritt in diese Richtung bekommst du, wenn getrennte Endstufen die einzelnen Wege ansteuern, immer noch unter Beibehaltung der internen Passivweiche. Die Erklärung ist wohl die reduzierte Frequenzintermodulation FIM in den Endstufen.
Aktivbetrieb ist die letzte Stufe.

Eine ausgleichende Pegelanpassung ist mMn zwingend erforderlich, und die erforderlichen Einsteller hat die Aktivweiche selbstverständlich (flache quadratische Bauteile mit einer Schlitzschraube in der Mitte, 6 Stück).

Wenn ich mir vorstelle, dass ein Röhrenverstärker mit 2x30W etwa 120-150 Watt in Wärme umsetzt, man davon 3 bräuchte, dann kann man sich im Winter fast die Heizung im Raum sparen, und im Sommer....?
Um einen 30cm Bass in den Griff zu bekommen, braucht man bei der Röhre einen guten Ausgangsübertrager und viel Gegenkopplung, was wohl eher bei Endstufen mit sehr viel Leistung zu finden ist (und nicht bei 30W).

Acourate ist eine Software, die per PC mit geeigneter Soundkarte das Signal so vorausentzerrt, dass das Ergebnis mit LS und Raumantwort erheblich verbessert wird.
Grüße
Hans-Martin
Bild
Hans-Martin
Aktiver Hörer
Beiträge: 9141
Registriert: 14.06.2009, 15:45

Beitrag von Hans-Martin »

Hans-Martin hat geschrieben:Wenn du die Schrauben auf der Bodenseite löst und das Aluminium-U aus dem gehäuse ziehst, kannst du für jeden Zweig einen individuellen Pegeleinsteller finden.
Hallo Dieter,
das bezog sich natürlich auf NAXO.
Naim hat bei den LS überwiegend extern gelagerte Frequenzweichen, die mechanisch entkoppelt angeschraubt sind, mit Kabeln geht es dann zu den versenkten 4mm Buchsen. Aktivierung ist somit leicht möglich. Bi- /Tri-Wiring ist bei den Frequenzweichen allerdings nicht vorgesehen.
Auch wenn das Hi-Cap, die Stromversorgung des Naim-Vorverstärkers zwischen VV und Endstufe(n) geschaltet wird und 3 Abgänge für Endstufen hat, ist das eher ein Zugeständnis an die traditionelle Versorgung von Linn (z.B. Kaber mit 3-fach Terminal, wo 3 Endstufen für Tri-Amping als Vorstufe zur völligen Aktivierung möglich waren), aber auch erforderlich für die Verteilung zu z.B. 2 Naim Mono Endstufen, ist jedoch kein Zeichen dafür, dass Bi- oder Tri-Amping von Naim empfohlen wurde. Dann lieber gleich Aktivbetrieb, mit der Möglichkeit, die Pegel im Feinabgleich der Aktivweiche richtigzustellen.
Die Kombination von dem hauseigenen Mitteltöner (mit dem vorgezogenen Polkern) mit dem ScanSpeak 2010 (nicht 2004, wie ich oben schrieb) kommt in mehreren LS vor, da denke ich, dass nur eine 3-WegWeiche für alle Naim-LS mit dieser Konstellation möglich ist. Für die unterschiedliche Magnetstärke gibt es ja Pegelsteller...
Ich denke, irgendwann wirst du die DBL auch aktivieren, aber angesichts der (von mir angenommenen) fetten Bässe könnte ein Raumkorrekturkonzept einen größeren Fortschritt bringen
Grüße
Hans-Martin
Bild
Antworten