Ferdy (Linn Majik 109)

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Ferdydurke
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Ferdy (Linn Majik 109)

Beitrag von Ferdydurke »

Als Neuaktiver möchte ich einen herzlichen Gruß in die Runde schicken,

- dem ich gleich das etwas betretene Eingeständnis folgen lassen muss, dass ich mich mit meiner eklatanten elektrotechnischen Unbedarftheit in diesem Forum ein wenig fehl am Platz fühle und lange gezögert habe, die Position des Schlüssellochguckers aufzugeben, - der hier anzutreffende geballte Sachverstand ist für jemanden, der in einem ganz anderen Fach zuhause ist, ein wenig, sagen wir, einschüchternd...

Obwohl ich also beruflich Lichtjahre weitab vom Thema HiFi unterwegs bin, begleitet mich das Thema seit Kindertagen, mit einem ersten Rekorder mit Mikro (Philips N2209!) in den späten Sechzigern, bis heute, zahllose Gerätegenerationen später, praktisch lückenlos.

Der Grund für den Schritt in die aktive Mitgliedschaft ist das Anstehen eines ersten DIY-Projekts, zu dem ich hier vielleicht den einen oder anderen sachdienlichen Hinweis bekomme. Der Hintergrund: Beim Umzug nach Madrid und in beengtere Platzverhältnisse musste ich meine ausgewachsenen Linn Espek gegen ein paar vergleichsweise winzige Majik 109 tauschen (relativ wandnah auf einem, immerhin, massiven, schweren Sideboard war alternativlos), die genau wie die Espek über Weichenkarten in einer Sechskanalendstufe „aktiv“ betrieben werden. Abstriche im (Tief-)Bass waren zu erwarten, dennoch war ich positiv überrascht von den Zwergen, die ich, ohne sie vorher gehört zu haben, in den Umzugswagen geschoben hatte. Ich würde fast behaupten, dass ich in der Summe nie besser Musik hören und genießen konnte als inzwischen mit diesen Zwergen (ok, unterstützt von einigen Verbesserungen wie dem Austausch der gesamten Stromkabellage der Wohnung, die bis dato aus stoffummanteltem zweiadrigem Klingeldraht ohne Erdleitung bestand, was sich klanglich erst bemerkbar gemacht hat, nachdem das Haus 50 Jahre nach seiner Erbauung erstmals eine echte Erdung bekommen und, vor allem, seit eine teure Wandsteckdose Einzug gehalten hat...). Dennoch, wenn es musikalisch komplex oder großorchestral wird, verliert der kleine Woofer Kontrolle und Durchblick, da beißt die Maus keinen Faden ab.

Dann las ich zufällig in dem anscheinend für extrem tiefergelegte Linnanhänger eingerichteten Lejonklou-Forum (wo Diskussionen scholastisches Niveau erreichen, wenn die Klangunterschiede aufgrund einer um eine Vierteldrehung mehr oder weniger angezogenen Lautsprecherchassis-Schraube erörtert werden) von einer Modifikation der Tiefmitteltöners in der 109; da das Forum öffentlich einsehbar ist, denke ich, dass ich daraus das Wesentliche zitieren darf:
. Some of the forums mentioned that the woofer was made by SEAS and I was able to determine that it was a modified CA15RLY. As I was searching woofers made by SEAS with the exact same footprint, I was able to identify 2 higher end woofers that would fit exactly with no modifications necessary to the cabinets. I asked someone at Linn (no mention of names) if this was a good idea and he responded that one of the woofers I identified was an excellent choice - the SEAS Excel W15LY001. Now that I have had the opportunity to listen to these new woofers for over 4 months, I have to say that this is more than a significant improvement. The bass is on a completely different level - tight and responsive and way more musical.
Ich habe beschlossen, das selbst mal auszuprobieren, und gerade ein Paar der genannten SEAS Excel-Woofer bestellt. Bis sie hier eintreffen, bleibt Zeit für die Frage, ob in dieser Runde schon mal jemand versucht hat, diesem Lautsprecher auf die Sprünge zu helfen? Und ob, wenn die Kiste schon mal offen vor einem liegt, noch andere Verbesserungen ratsam wären (Innenverkabelung, Dämpfung)?

So weit erstmal, ich würde mich sehr über Kommentare und Anregungen freuen,
Ferdy
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Willkommen bei den Aktiven, Ferdy!

Im Einkauf liegt der Gewinn, das gilt auch für Linn, und wenn man einen Impedanz- und Wirkungsgrad-gleichen Tieftöner findet, der einem besser gefällt, während seine T/S-Parameter mit der Gehäusegröße noch besser harmonieren, wird man den Mehrpreis gern akzeptieren.

Wenn man nach 6 Wochen Spielbetrieb die Tieftönerschrauben überprüft, stellt man fest, dass sie sich zwischen 1/8 bis eventuell 1/4 Umdrehung festdrehen lassen. Dabei verlasse ich mich auf mein Fingergefühl, um gleiche Anzugsmomente zu erreichen. Die räumliche Abbildung wird dann meist besser fokussiert.

Wenn du die Boxen auf einem Board platzierst, würde ich sie an die Vorderkante ziehen, um frühe Reflexionen gering zu halten.

Ich habe bei einer alten Linn Kan festgestellt, dass auf der Frequenzweiche die Lötstelle eines Widerstandes vor dem Hochtöner nicht geschlossen war, der Draht hatte zufällig Kontakt bis zum Ausfall (ich habe ein Beweisfoto von diesem seltenen Fall). Deshalb wäre mein Rat, die Weiche zu prüfen. Allerdings hatte Linn die Anschlussterminals mit dem Gehäuse verklebt/versiegelt und mit der Weiche verlötet. Der Ausbau der Weiche gestaltet sich vermutlich schwierig (learning by doing).
Ich vermute, dass bei der Majik 109 dieselben Bauteilequalitäten wie bei den teuren Geschwistern dieser Modellreihe eingesetzt sind, daher würde ich bei Bedarf nach Bauteiletausch mich zunächst auf den Kondensator vor dem Hochtöner konzentrieren.

Vielleicht ist es möglich, vorab Informationen über das eingesetzte Material zu bekommen, sonst muss die Box zweimal zerlegt werden, einmal für die Bestandsaufnahme, dann für die Modifikation. Die könnte auch in einer Verschlimmbesserung enden, wenn man weniger harmonierendes Material einsetzt, was einem anderen User aber gefällt (gedeckte Höhen, weil der auf einen Teppich im Hörraum verzichtet und die grellen Höhen durch Modifikation der Weiche ansatzweise kompensieren will. Es zeugt von Zweifeln an der Ingenieurskunst der erfolgreichen Boxenschmiede, wenn man mit wenig Aufwand einen solchen Lautsprecher deutlich verbessern zukönnen glaubt. Aber dass das möglich ist, will ich nicht bezweifeln.

Das richtige Anzugsmoment der Schrauben ist ein Thema, welches ich schon im Bekanntenkreis bei gealterten Boxen oft verblüffend einsetzen konnte. Die akustische Wirkung kann deutlich auffallen und auch in die Rubrik Paargleichheit als Steroanforderung eingeordnet werden.
You open a can of worms ...

Grüße
Hans-Martin
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Ferdydurke
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Beitrag von Ferdydurke »

Danke für die nette Begrüßung, Hans-Martin.

Ob solche Modifikationen, wie ich sie im Auge habe, immer gleich dem Ingenieur das Misstrauen aussprechen? Für mich würde ich das ausschließen, ich bin 25 Jahren mit der Marke verbandelt und weiß deren Arbeit zu schätzen. Andererseits bin ich auf dieses Forum aufmerksam geworden, darf ich hier verraten, gerade durch solche Upgrades an Linn-Gerätschaften von Gert Volk, die ja durchaus mit Respekt vor den schottischen Entwicklern einhergen.

Bei Recherchen bin ich auf ein anderes Selbstbauprojekt gestoßen, das ein Däne auf seiner Seite vorgestellt hat; dort ging es um Zweiwegemonitore mit exakt den drei infrage kommenden SEAS Woofern. Ich zitier mal kurz das Fazit:
"The CA15RLY and W15LY001 versions from this project are finished and I'm left with the task of writing something about these drivers? Hmm...they're all good, but for various reasons. From the CA15RLY you get a dynamic little speaker that I'm sure will satisfy most if you know what you can expect from 75 cm^2 cone area. The W15LY001 costs more than twice the CA15RLY price and as always we apply to the law of diminishing return. The W15LY001 is a better driver. It provides a tad deeper bass and it can be driven a harder without noticeable distortion. But some may prefer the more vivid presentation from the cheaper brother.
The CA15CY001 system is the "Joe-Cool" of the gang presented here. With 83 dB sensitivity it's slightly less dynamic compared to the other two, but the lack of colouration from the magnesium cone is hard to ignore. This speaker tells you very much what's on the recording, but in a non-aggressive way as can be the case from speakers with an elevated upper midrange or treble voicing.
Overall there's a steadily progression in clarity and naturalness going from the CA15RLY over the W15LY001 to the W15CY001 driver, with a wider gap between the CA15 and the W15LY compared to W15LY and W15CY. The latter two are close with the increased sensitivity of the W15LY being the key difference."

From: http://www.troelsgravesen.dk/SEAS_5INCH.htm
Ich hatte daraufhin die Vermutung geäußert, dass die klangliche Signatur des kleinsten Woofers, der serienmäßige aus der 109, vielleicht besser zur Abstimmung der Majik-Serie passen könnte ("some may prefer the more vivid presentation from the cheaper brother). Aber man sagte mir, dass laut Rückfrage bei Linn tatsächlich Kostengründe des Ausschlag gegeben haben sollen; der fragliche Linnmitarbeiter hatte bei seinem Paar selbst den nächstbesseren SEAS-Speaker eingebaut...

Viele Grüße, ich melde mich, wenn ich in der Sache weiter bin, bleibe offen für weitere Anregungen.

Ferdy
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Ferdy,
es sollte deiner Aufmerksamkeit nicht entgangen sein, das Troels Gravesen zu jedem der 3 Tieftöner eine eigene Weiche mit individueller Anpassung des Hochtöners (5,6 Ohm zu 8Ohm bis 11,2Ohm) und unterschiedliche Bassreflexrohrlängen (31cm, 29cm und 23cm) bei gleichem 12l-Gehäuse hat. Das von ihm bevorzugte Optimum verlangt nach W15CY001, aber W15LYX001 bedarf geringerer Anpassungen bei der Majik 109.
Bei Lautsprechern, die auch den Bass ohne zusätzliche Subwooferunterstützung übertragen sollen, kann ich mich immer wieder von Metallmembranen begeistern lassen, die eine gewisse Unnachgiebigkeit zeigen, wenn es zur Sache geht.
Beim Ausbau der Frequenzweiche wirst du sehen, ob Linn zur Impedanzkompensation der Chassis auch Saugkreise oder Zobel-Glieder einsetzt. Ich glaube das aber nicht, es ist ein 3-Wege LS und der Rotstift der Controlling-Abteilung ist gnadenlos...

Troels Vergleich der 3 Chassis zeigt, dass W15LYX001 das Loch besser aufzufüllen ist, welches stereophile
gemessen hat, auch, wenn ich das eher auf eine Schäche des Hochtöners zurückführen würde, wie Bild 3 auf zitierter Seite zeigt. Es ist jedenfalls nicht auf einen falsch gepolten HT der Weiche zurückzuführen, denn der Einzel-FG zeigt ihn schon auf. Bild 5 suggeriert, dass die LS parallel, also nicht eingewinkelt aufgestellt werden können, um die Lücke weiter zu schließen.
Stereophile misst 85dB(B)/2.83V/m, dagegen sind die überall zitierten Herstellerangaben mit 88dB schlichtweg übertrieben.
So passen die Angaben von Troelsgravesen auch wieder...
trau, schau, wem! Auf Troels Seite zur legendären Spendor BC1 hat Troels glatt übersehen, dass zwar an der Weiche alle steckbaren schwarzen Kabel an Minus gehen, aber beim HT an den rot markierten Pol angelötet, also verpolt ist. Darauf verwiesen hat mir Derek Hughes im Spendor Forum diesbezüglich geantwortet und ich konnte das in einem Paar Spendor SP1 (Nachfolger) nachträglich genauso wiederfinden, wo ich die Weiche überarbeitet hatte, um Aussetzer im Bassbereich zu beheben. Troels hatte die BC1 bei sich, aber nicht hinreichend genau hingeschaut.
Ob der W15LYX001 imstande ist, die magere Basswiedergabe so aufzufüllen, dass man sich nicht doch eine Bassergänzung wünscht, bleibt abzuwarten. Dann könnte man vielleicht die beiden ausgebauten Original-Tieftöner geschickt zu einem unterstützenden Subwoofer verarbeiten...

Angesichts des Lochs am unteren Ende des Hochtöners fällt mir nur ein, versuchsweise mit einem untergeschobenen Filz 3mm Stärke die Schallwand um den Hochtöner zu vergrößern, die Bassreflexöffnung wird es nicht schädlich beeinflussen.
Beim Superhochtöner kann es hilfreich sein, die Verkabelung eng zu verdrillen, um deren Induktivität zu reduzieren. Mit der Methode kann man auch den BassMitteltöner etwas pimpen, Abstimmung nach Geschmack. So, wie das Schraubenanzugsmoment...
Grüße
Hans-Martin
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Tilisca
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Beitrag von Tilisca »

Hallo Fredy!

Willkommen im Forum!

Ich betreibe auch seit Jahren aktive 109´er an einer 6100 Endstufe in meiner Zweitanlage.
Habe bis jetzt immer wieder auf der Quellenseite "gebastelt". Warum nicht jetzt auch die LS.
Bin gespannt auf Deine Erfahrungen mit den SEAS Excel W15LY001.

Viele Grüße
Alex
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Ferdydurke
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Beitrag von Ferdydurke »

Hallo Hans-Martin,

Dank Dir für die detaillierten Hinweise. Die ich nach meinen begrenzten Kenntnissen beherzigen werde - Du scheinst allerdings mein caveat in der Hinsicht als Kokketterie verstanden zu haben, sonst würdest Du nicht mit mir wie mit einem Kenner der Materie reden... Aber ich gelobe Einarbeitung und Besserung. :oops:
In diesem speziellen Fall geht es ja um die Modifikation von aktiv betriebenen 109ern, das heißt, dass die Frequenzweiche ohnehin aus dem Spiel ist, so meine Annahme. Mehr als Kabel löten kann ich nicht, wenn da auf Platinen gefummelt werden müsste, wäre ich überfordert. Ich kenne allerdings die Atkinson-Messungen, die sich alle auf die passiv betriebene 109 beziehen, und hatte gehofft, dass die Linn-Aktivcards, die die Weiche in der Box ersetzen, die Unzulänglichkeiten der Treiber bereits zu kompensieren versuchen. Wishful thinking? Der Ersatzwoofer hat ja auch einen 1dB niedrigeren Wirkungsgrad, was ich, wenn sich das negativ auswirkt, durch die im Pegel einstellbaren Bass-Aktivkarten ausgleichen könnte, denke ich.

Nun, die fraglichen Woofer sind mittlerweile eingetroffen, es gibt also kein Zurück mehr... Ich melde mich.

Gruß,
Ferdy

P.S. Ja, Drehmoment der Schrauben, ich erinnere mich an meine Keilidhs selig, bei denen das tatsächlich zu hören war...
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Ferdydurke
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Beitrag von Ferdydurke »

Liebe Aktive,

ungeachtet anhaltender technischer Ignoranz habe ich endlich wie angekündigt an meinen aktiv betriebenen 109 die Tief-Mitteltöner gewechselt: die eingebauten SEAS aus der Prestige-Serie gegen die praktisch baugleichen, qualitativ höherwertigen der Excel Serie. Wenn es noch jemanden interessiert, kann ich gerne etwas zu Aufwand und Ergebnis schreiben, will aber niemanden mit unverlangten Romanen langweilen.

Grüße,
Ferdy
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Ferdy,
nur zu, unter "noch" verstehe ich mal die zeitliche Bedeutung, nicht die Anzahl der außer mir interessierten. One never knows... Wie wir wissen, lesen viele gern mit, schreiben aber wenig.
Grüße
Hans-Martin
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Ferdydurke
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Beitrag von Ferdydurke »

Hallo, Hans-Martin und Interessierte, hier also ein paar Infos zum "Pimp My 109"

Wer aus Gründen, die hier nichts zur Sache tun, seine Seele an die Schotten verkauft hat und teuer dafür bezahlt, der außerdem seine hobbitgroßen Standlautsprecher zurücklassen muss, um Räumlichkeiten zu beziehen, in denen nurmehr Zwerglautsprecher auf Sideboards Platz finden, der wirft vielleicht einen Blick ins Portfolio der Glasgower und sieht zwischen dem hier verhandelten Modell 109 und der nächstbesseren Linn-Offerte mittlerweile eine Preisdifferenz von sage und schreibe 4,5 T Euros klaffen (damals gab es noch die 212, aber schon die konnte man nicht wirklich als "Sideboardpflanze" verwenden). Ich entschied mich für die 109 und bekam sie zusammen mit den Karten zum Aktivbetrieb im Tausch gegen meine gebrauchten Espek, die erst gar nicht nach Madrid umziehen sollten. Ein paar Jahre später, die Kinder aus dem Gröbsten raus, fragt man sich: Geht da noch was, ohne fremdzugehen?
Jain. Ganz ohne fremdgehen kommt man nicht ans Ziel, es bleibt aber in der Familie: Durch den Tausch des eingebauten SEAS Woofers durch einen hinsichtlich Einbaumaß praktisch baugleichen, aber deutlich höherwertigen (und doppelt so teuren) Woofer derselben Firma. Hier die Links zu 1. dem original verbauten und 2. dem größeren Bruder:
http://www.seas.no/index.php?option=com ... Itemid=461
http://www.seas.no/index.php?option=com ... Itemid=359

Obwohl ohne nötigen Sachverstand, um die Daten richtig zu "lesen", habe ich diese über zwei Ecken auf Hinweise eines Linnmitarbeiters hin aufgeschnappte Idee umzusetzen beschlossen, weil ich dachte, besser ist immer besser, und wenn das Ding zu laut oder zu leise spielt, kann ich über die Pegelsteller der Aktivkarten anpassen. Das war natürlich, Hans-Martin hat dazu ja schon einiges gesagt, viel zu kurz gesprungen. Das die Sache dennoch aus meiner Ohren Sicht ein voller Erfolg geworden ist, dazu später mehr. Zunächst einmal die praktischen Arbeitsschritte dorthin.

Zugang zum Innenleben der 109 bekommt man nicht übers Anschlussterminal, das ist fest verbaut, sondern über die Öffnung für den Tiefmitteltöner. Diesen Weg muss auch nehmen, wer die Box aktiv betreiben will: Anders als bei dem extrem praktischen Anschlussfeld der Espek, wo unterschiedliche Steckplätze für die Lautsprecherkabel zwischen passiv und aktiv wechseln lassen, müssen bei den 109ern innen auf der Frequenzweiche die beiden Kabelstecker vom Passiv-Sockel auf den Aktiv-Sockel gewechselt werden. Kinderleicht, wenn der Tieftöner erst einmal ausgebaut ist. Das freilich erfordert ein wenig Fingerspitzengefühl, um die empfindliche Gehäuseoberfläche der Box nicht zu verletzen. Bewährt hat sich bei mir die Verwendung einer Scheckkarte, die zwischen Gehäuse und den Gummiring um das Schutzgitter geschoben wird, um sodann vorsichtig den Ring aus seiner Nut zu hebeln. Ist das gelungen, lässt sich der Gummring mit dem eingelassenen Gitter abnehmen, und der mit sechs Torxschrauben fixierte Woofer liegt offen vor einem. Anzugsmoment der Schrauben erfühlen und merken, Woofer ausschrauben und herausnehmen, Position des Dämmmaterials merken, eventuell die Position des Schaumstoffs hinter der Bassreflexöffnung überprüfen (hierzu findet man geradezu scholastische Diskussionen im Lejonklou-Forum). Um den kurz angebundenen Woofer für die Lötarbeit sicher ablegen zu können, muss die Box auf die Seite gedreht werden. Wenn der alte Woofer aus- und der neue eingelötet ist, das eventuell verrutschte Dämmaterial wieder an Ort und Stelle ist, schraubt man den Woofer, der netterweise exakt den gleichen Lochkreis hat, ins Gehäuse und hat als einzige Schwierigkeit das Zurückfummeln des Gummirings in seine Nut zu bewältigen, nicht verzweifeln, es geht! Das eigentliche Basteln hat damit ein Ende, die Zähmung der neuen Bestien soll in einem späteren Beitrag beschrieben werden.

Grüße,
Ferdy
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Ferdydurke
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Beitrag von Ferdydurke »

Hallo, melde mich mit dem zweiten Teil und ein paar Bemerkungen zum klanglichen Ergebnis der Umbaumaßnahme.

Ich habe ein paar Tage verstreichen lassen, um nicht die Pferde der ersten Euphorie mit mir durchgehen zu lassen. Denn ja: die Lötstellen waren noch warm, als sich schon andeutete, dass die neuen Woofer die originale 109 auf ein völlig neues Niveau heben. Die Tage sollten der Ernüchterung Raum geben, tatsächlich aber konsolidierte sich der erste Eindruck, wurde mit jedem Tag noch etwas beeindruckender. Was ist passiert. Die Box spielt jetzt mit einer Autorität im Grundton, die mit der kleiner Standboxen locker mithalten kann; sie zeigt eine Autorität, Kraft und Kontrolle, spielt dabei so artikuliert und verfärbungsfrei, dass Klangfarben bis in tiefste Lagen ausgeleuchtet werden und Instrumente ungemein körperhaft im Raum stehen. In Messiaens Turangalîla-Suite gibt es viele Unerhörtes und Schräges, perkussiv und sphärisch (Ondes Martenot!), und in meiner Einspielung von Chailly/Concertgebouw einen Jean-Yves Thibaudet, der am Klavier einige Male so tief in den Keller steigt, als würde da unten jemand auf riesige Metallstangen hämmern.

Der komplexe Verlauf des aus Sofort- und Nachklang zusammengesetzten Klaviertons eignet sich, finde ich, besonders gut zur Einschätzung der Verfärbungsfreiheit eines Lautsprechers; und wegen des enormen Tonumfangs auch für eine Beurteilung, wie bruchlos die einzelnen Chassis zusammenspielen, wenn Läufe quer durch die Register gehen. Gerade in diesem Punkt hatte ich große Befürchtungen, da der neue Woofer so ähnlich nicht sein konnte, als dass die für einen anderen Woofer gemachte Frequenzweichenabstimmung nicht doch Probleme bereiten könnte. Für diesen Fall glaubte ich mich daduch gewappnet, dass sich die anstelle der passiven Frequenzweiche im Verstärker untergebrachten Aktivkarten im Pegel regelen lassen.

Tatsächlich war vom ersten Ton an klar: Der Excel-Woofer hat mehr Hub, mehr Attacke, bewegt einfach mehr Luft, und die daraus (?) resultierende größere Tieftonenergie bringt die klanglichen Bedingungen des Hörraums stärker ins Gewicht. Ein guter Gradmesser dafür ist k.d. langs Scheibe "Ingenue" mit dem Titel "Wash me clean"; der einzige Fall, in dem meine Keilidhs selig in unkontrolliertes Flattern und Wabern verfielen... Die modifizierte 109 bleibt bis an die Tieftongrenze klar konturiert und stabil, aber der Basspegel wird bei gehobener Zimmerlautstärke ein wenig übermächtig... Also wollte ich zum Pegelregler greifen, stellte aber erstaunt fest (hatte das schon vergessen), dass ich den Woofer weiland bereits um 2dB runtergeregelt hatte, weil der tiefe Töne zunehmend nur noch als dumpfe Tiefe wiedergibt, die bei etwas höherer Lautstärke, bei Radio mit dicht mikrofonierten Moderatoren, schnell lästig wurde. Was tun? Die maximale Absenkung von 3dB einstellen? Ich habe das Gegenteil getan und den Bass-Pegel wieder auf 0 gestellt. Bingo, das Klangbild wurde geschlossener, stimmiger. Aber nun zeigte mir der Raum seine Grenzen durch offenbar vorhandene Raummoden.

Man kann da zweierlei tun: entweder die eigenen vier Wände klanglich optimieren, um Auslöschungen, Raummoden etc. zu kompensieren. Oder man setzt sich mit computergestützter Frequenzgangkorrektur auseinander, etwa mit der von Linn in ihre Streamer implementierten sogenannten Space Optimisation, und füttert den Algorhytmus mit zentimetergenauen Raummaßen etc.. Ich hatte das vorher auch schon versucht, bin aber immer davon abgekommen, weil so viel an Lebendigkeit auf der Strecke blieb, dass ich am Ende lieber zum Pegelregler griff... Diesmal habe ich mir mehr Zeit mit dem Vermessen und Feinabstimmen genommen, und zum ersten Mal ist es mir gelungen, wirklich nur die kritischen Frequenzbereiche zu zähmen. Das Ergebnis entschädigt voll und ganz.

Besitzer einer Majik 109, die sich diese Mühe zu machen bereit sind oder ihren Raum schon klangtechnisch optimiert haben, werden staunen, was diese Monitörchen nach einem solche Upgrade zu leisten imstande sind. Von full range zu sprechen, wäre vielleicht vermessen, aber sie dringen in Bereiche vor, wo es schon leicht am Zwerchfell kitzelt. Wenn ich überlege, welches Geld ich für Verbesserungen an anderer Stelle investiert habe, dann sind die 300 Euro für die neuen Woofer geradezu geschenkt.
Wie sich das Upgrade auf passive betriebene 109er auswirkt, kann ich leider nicht sagen.

Mit der Bitte um Nachsicht für die technisch unbedarfte Ausdrucksweise und die romanhafte Länge grüßt:
Ferdy
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kampanolo
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Beitrag von kampanolo »

Moin Ferdy

Das klingt ja alles sehr spannend! Auch ich habe an meinen mehr als volljährigen Keltiks durch gezielten Austausch von Chassis (bei mir HT und MT) sowie Anpassungen an der Aktiv-Weiche, leicht veränderte Aufstellung (dies wohl eher, weil nach der Modifizierung die Rückmeldung des Lautsprechers klarer war) und kleineren Tweaks eine deutliche Steigerung der Klangqualität als Ergbnis.

Ja, mit der Space Optimisation habe ich zuerst ob der errechneten Ergebnisse gefremdelt. Trotzdem ist diese ein schnell und einfach bedienbares Instrument.

Ein Tip aus meiner Beschäftigung mit SO: es gibt überraschend klare Ergebnisse, wenn an den errechneten Filtern "herumgespielt" wird.
Es lassen sich Bandbreite sowie Absenkung in geringem Ausmass variieren.

Ich habe den augenblicklichen (seit über einem Jahr stabilen!) Stand damit erreicht, die errechneten Filter durch "Custom Filter" im Konfig Menue zu ersetzen und dann mit weitaus grösseren Verstellbereichen (jetzt auch die Frequenz wählbar) zu probieren.
Teils sind von SO vorgeschlagene Filter, die recht breitbandig ausfielen, durch 2 sehr schmalbandige ersetzt worden die Absenkungen von lediglich 4 und 6dB benötigen um ein deutlich besseres Ergebnis (für mein Empfinden/Ohren) zu erreichen.

Das ist doch was für die anstehenden Winterabende?

Hab weiter Spass, LG Karsten

PS - Allerdings habe ich länger mein Konfig keinen Updates unterzogen, seitdem alle Daten ausgelagert wurden und auf der Linn Seite hinterlegt werden ... der Gedanke war mir unsymphatisch! Ich bin also nicht sicher, wie sich diese Stellmöglichtkeiten im neueren Konfig darstellen.
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Ferdydurke
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Beitrag von Ferdydurke »

Moin Karsten,

man kann von Linn vieles sagen, aber die Möglichkeit, über SO und erst recht EXAKT die älteren Lautsprecher besser als je zur Geltung zu bringen, verdient Respekt. Was mich interessieren würde: Hast du selbst an den Aktivkarten Änderungen vorgenommen? Geht das ohne Messtechnik?
Ich habe anfangs auch SO über Konfig konfiguriert, wegen der Möglichkeit, die Standardkorrekturen präzise anzupassen. Leider konnte ich SO über die Konfig nach einem Provider/Router-Wechsel nicht mehr nutzen; jetzt geht, wenn überhaupt, nur noch der Weg über den Linn-Account, und auch da bekomme ich standardmäßig die Meldung, mein System sei offline (was es natürlich nicht ist), und ich muss zehn-zwanzigmal auf reload klicken, bevor ich auf das System zugreifen kann. Dabei ist es egal, ob ich per WLAN oder Lankabel, ob am Eingangsrouter oder am nachgeordneten Netzwerk-Router verbunden bin. Leider gibt es von Linn mW keine genaue Anleitung für die Router-Konfiguration (wenn das das Problem ist). Auch Kazoo ist extrem instabil; normalerweise öffnet es so, dass weder der spielende Track (mit Verlaufs- und Restzeit) noch die Steuerbefehle angezeigt werden, stattdessen das Lautstärkesymbol, das sich anklicken lässt und tatsächlich die Lautstärke zu verändern erlaubt obwohl die Lautstärkeregelung im DS auf Off steht. Nach mehrmaligem Schließen und Öffnen funktioniert es dann normal, stürzt aber nach einer gewissen Zeit ab... Das aber ist vermutlich Gegenstand eines eigenen Threads bzw. einer Anfrage bei Linn (wobei auch schon mein Netzwerk-versierter Linnhändler nicht weiterhelfen konnte)...
Schönen Abend!
Christian
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