Richtiges Ausphasen - Netzpolung der Anlage / Hifi - Kette

SolidCore
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Richtiges Ausphasen - Netzpolung der Anlage / Hifi - Kette

Beitrag von SolidCore »

.

Hallo zusammen


Das richtige Ausphasen einer Hifi-Kette gehört zum A+O einer guten Anlage.
Da erzähle ich wohl nichts neues, dennoch fiel mir in letzter Zeit immer wieder auf,
das Fragen dazu auftauchen, und möchte darauf aufbauend auch einige Hinweise geben,
die man beachten sollte.

Einfachste Methode: Nach Norm prüfen
.
Bild

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Die markierte Öffnung führt die Phase.
Nun muss man wissen, das betrifft NUR europäische und japanische Geräte.
Englische und amerikanische Geräte sind oft nach deren Norm beschaltet, wo Phase und N vertauscht sind.
Somit nicht die ideale Methode.


Prüfgerät wie z.B von Oelbach:
Bild

Ich möchte nun bewusst nicht zu technisch werden, behaupte aber, besonders bei Schaltnetzteilen zeigt dieses
Gerät gerne falsch an.
Somit auch nicht ideal.

Spannungsmessung per Multimeter.
Man trennt jegliche Kabel vom zu messenden Gerät ab, außer Stromkabel, Gerät einschalten, und zwischen
Gehäuse oder Cinch-Minus AC Wechselstrom gegen Schutzerde messen. Zeigt das Multimeter 0V, funktioniert
die Messung nur, wenn man am Schuko die Schutzerde temporär isoliert. WICHTIG!!! Nicht zulässig!!! Ich übernehme keine Haftung.

Nun wird es kniffeliger. Viele Anleitungen sagen aus, man misst, dreht den Schuko in der Netzleiste, und misst nochmal.
Der kleinere Wert wäre richtig. Soweit stimmt das auch. Es geht jedoch hauptsächlich darum, das alle Geräte
einen gemeinsamen Nenner finden, damit über die Kabel keine Ausgleichsströme fließen. So sollte man im Idealfall
bei allen Geräten einen gemeinsamen Nenner finden, und nicht zwingend den kleinsten Wert.

Eine sichere Variante wäre, am Schutzleiter den Erdableitungs-Strom zu messen. Dieser liegt jedoch im uA Bereich
und erfordert Fachwissen. Somit gehe ich nicht weiter darauf ein.

Nun eine relativ unbekannte Methode für jedermann, die sich ebenso bewährt hat.
Man nimmt einen berührungslosen Spannungsprüfer, also diesen isolierten Stift, der bei elektrischen Feldern
anfängt zu blinken oder Piepen. Alternativ haben Multimeter diese Funktion auch, sie heisst NCV.
Gibt es für 4 - 10,-. Hier ein Beispielbild:

Bild

Mit diesem näher man sich dem zu messendem Gerät, einfach irgendwo ans Gehäuse, und ab einer bestimmten Entfernung reagiert dieser.
Das gleiche nochmal mit umgedrehtem Netzstecker versuchen. Je später der Stift reagiert, umso besser.
(Bei Schutz-geerdeten Gehäusen müsste man temporär auch wieder den Schutzleiter isolieren, Achtung, nicht zulässig!)
Das klappt übrigens super auch mit billigen Steckernetzteilen.

Weitere Hinweise
Man sollte sich nicht nur auf die reinen Hifi-Geräte beschränken. Alles, was mit auf der gleichen Phase liegt
kann man ebenso angehen. Auch manchmal nicht betrachtete Geräte, wie Fritzbox, Switche usw fürs Streaming, NAS,
reagieren auf derlei Maßnahme.Somit das "drumherum" nicht vernachlässigen.

Funktionscheck:
Bei optimal ausgephaster Netzverteilung sollte sich ein "besseres" Klangbild einstellen. Meist erkennbar durch eine
erhöhte Ortbarkeit und Raumtiefe in der Musik. Nach erfolgreichen Messungen kann man dann probeweise
einfach mal jeweils ein Gerät (immer nur EINS!) in der Steckdose umdrehen, ob es in die Gegenrichtung wandert.
Dann harmoniert Theorie und Praxis. Ist dem nicht so, muss man das ganze nochmal neu betrachten. Irgendwo hat man sich "verrannt".


Weitere Ideen und Tips sind immer willkommen.

Viel Spass beim testen.

Gruß
Stephan
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo Stephan,

ganz herzlichen Dank für deine Ausführungen. Die kommen mir gerade recht. :cheers:

Zum Oehlbach-Prüfer: Der ist auch dann nicht nutzbar, wenn das zu testende Gerät zu wenig Strom verbrauchen möchte. Das gibt die Bedienungsanleitung auch ganz offen zu. Möglicherweise deswegen sind vielleicht auch die Schaltnetzteile ein Problem.

Du schreibst: "Je später der Stift reagiert, umso besser." Sicherheitshalber nachgefragt: Die spätere Reaktion zeigt also an, dass die Phase richtig "erwischt" wurde?

Viele Grüße

Jochen
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SolidCore
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Ausphasen

Beitrag von SolidCore »

Hallo Jochen

Fast. Der Stift zeigt beim annähern an ein Gehäuse das elektrische Feld an. Umso größer dieses ist, umso schlechter.
Deshalb fängt er auch eher, bzw später, an zu leuchten oder piepen.
Eher wäre dann die höhere gemessene Wechselspannung.

Gruß
Stephan
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Melomane hat geschrieben: 26.02.2021, 15:43Zum Oehlbach-Prüfer: Der ist auch dann nicht nutzbar, wenn das zu testende Gerät zu wenig Strom verbrauchen möchte. Das gibt die Bedienungsanleitung auch ganz offen zu. Möglicherweise deswegen sind vielleicht auch die Schaltnetzteile ein Problem.
Hallo Jochen,
Schaltnetzteile haben zwangsläufig Netzfilter und die symmetrieren die aus dem Netz eingekoppelten Störungen.
Da kenne ich keine zuverlässige Methode zum Ausphasen. Gehörmäßige Bestimmung ist auch schwierig. Vielleicht irrelevant, weil beide Alternativen gleichschlecht - SNT sind eine Welt für sich, ob im Gerät oder als Steckernetzteil, ob mit Schuko oder ohne. Da würde mit diesen 4 Fällen jeweils unterschiedlich verfahren, Murks modifizieren.
Grüße
Hans-Martin
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StreamFidelity
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Beitrag von StreamFidelity »

Hallo Stephan,

damit habe ich mich intensiv beschäftigt. Hier sind meine Erfahrungen.
SolidCore hat geschrieben: 26.02.2021, 15:35 Spannungsmessung per Multimeter.
... So sollte man im Idealfall bei allen Geräten einen gemeinsamen Nenner finden, und nicht zwingend den kleinsten Wert.
Hatte ich probiert. Bei mir sah es bei den Messwerten so aus:

Bild

Ergebnis: Was sich in der Theorie als schlüssig darstellte war klanglich eine Katastrophe. Das Klangbild fiel in sich zusammen.

Ich bin bei den jeweils geringsten Einzelwerten geblieben. Das war klanglich am besten. Zum nachlesen hier klicken.

Bild
SolidCore hat geschrieben: 26.02.2021, 15:35 Nun eine relativ unbekannte Methode für jedermann, die sich ebenso bewährt hat.

Man nimmt einen berührungslosen Spannungsprüfer, also diesen isolierten Stift, der bei elektrischen Feldern
anfängt zu blinken oder Piepen. ... Je später der Stift reagiert, umso besser.
So unbekannt finde ich die Methode gar nicht. Das wird gern von HiFi-Geschäften verwendet: Supra AC Sensor

Bild

Das hat schon etwas gebracht, ist aber sehr ungenau. Und je nachdem wie gut die Schirmung der Geräte oder des Steckers ist, klappt es gar nicht.

Die Multimeter Methode ist zwar ziemlich aufwändig und nervig, dafür aber recht genau.

Grüße Gabriel
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Audiophon
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Beitrag von Audiophon »

SolidCore hat geschrieben: 26.02.2021, 16:19 Hallo Jochen

Fast. Der Stift zeigt beim annähern an ein Gehäuse das elektrische Feld an. Umso größer dieses ist, umso schlechter.
Deshalb fängt er auch eher, bzw später, an zu leuchten oder piepen.
Eher wäre dann die höhere gemessene Wechselspannung.

Gruß
Stephan
Hallo Stephan,

vor fast 20 Jahren habe ich mir aus den USA mal den Elfix detector gekauft. Der tut heute noch zuverlässig seinen Dienst - sogar beim Aufspüren von Unterputz-Leitungen :wink: . Ich denke das dürfte mit das erste Gerät auf dem Markt gewesen sein.

VG
Martin
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Audiophon
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Beitrag von Audiophon »

Mittlerweile hat sich jedoch dies alles bei mir erledigt, da mein Power Conditioner für alle Geräte außer die Monos, eine symmetrische Spannug (2x120 V) bereithält und alle Geräte untereinander über die zusätzliche Funktionserdung verbunden sind.

Viele Grüße
Martin
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Audiophon hat geschrieben: 26.02.2021, 19:13vor fast 20 Jahren habe ich mir aus den USA mal den Elfix detector gekauft. Der tut heute noch zuverlässig seinen Dienst - sogar beim Aufspüren von Unterputz-Leitungen :wink: . Ich denke das dürfte mit das erste Gerät auf dem Markt gewesen sein.
Hallo,
ich habe das Gerät noch gefunden:
Russ Andrews hat geschrieben:Equipment powered by the mains generates an electromagnetic field (EMF). In our experience, the smaller the EMF, the better the performance of your Hi-Fi or Home Cinema system.
The Elfix tester is particularly useful for measuring EMF generated with equipment that is powered by a figure-8 mains lead. It allows you to identify which way round to connect the figure-8 plug and generate the lowest EMF.
Daraus geht hervor, dass bereits ein Einzelgerät von der richtigen Netzpolung abhängig ist - auch ohne eine Verbindung (ohne Signalübertragung) zu einem zweiten Gerät, wo Ausgleichsströme sich Nutzsignalen überlagern können. Ein Stereoreceiver (Tuner-Amp) mit angeschlossenen PassivLS zeigt einen Klangunterschied beim Nachrichtensprecher, dreht man den Netzstecker.

In UK hat man 3-polige Netzstecker, die anders als bei uns unverdrehbar sind, folglich Geräte eine eindeutige Netzzuordnung vom Hersteller aufgeprägt bekommen. Ausnahme sind Geräte mit 2-poligen Netz-Steckern oder -Kupplungen

Was meldet der Elfix, wenn ein Trenntafo zwischengeschaltet wird'?
Die Voltmeter-Methode zeigt immerhin noch Unterschiede auf.

Die Performance eines Gerätes hängt auch von seiner HF-Belastung ab.
Ich kenne Geräte wie z.B. von NAD, wo Vollverstärker und Endstufen identische Trafos haben, letztgenannte auf der einen Seite leer mit schlichter Front. Gleicher Trafo, gleiche Störeinkopplung, gleiches Potential.
Beide ins Netz falsch gesteckt klingt nicht gleich wie richtig gephast.
Grüße
Hans-Martin
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Audiophon
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Beitrag von Audiophon »

Hans-Martin hat geschrieben: 26.02.2021, 21:09
Was meldet der Elfix, wenn ein Trenntafo zwischengeschaltet wird'?
Die Voltmeter-Methode zeigt immerhin noch Unterschiede auf.
Hallo Hans-Martin,

Gute Frage, ich werde es am Wochenende mal sowohl mit dem Elfix als auch mit dem Voltmeter ausprobieren, bzw. -messen.

Bislang habe ich mich auf die Herstellerangabe bzw. den Oehlbach Phasenmesser verlassen.

Mein Furman wird ja mit „symmetrical balanced power“ beworben. Und tatsächlich kommen exakt 2x120 Volt aus den Ausgängen die darüber laufen raus. Allgemein wird angegeben, dass ein Ausphasen bei direkt daran angeschlossenen Geräten unterbleiben kann. Kannst Du dies technisch nachvollziehen?

Viele Grüße
Martin
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fr.jazbec
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Beitrag von fr.jazbec »

Danke dafür :cheers:
Wollte grade schon einen Thread wegen des Oehlbachprüfers eröffnen, da der mich immer häufiger im Stich läßt.
Gruß Rüdiger
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Audiophon hat geschrieben: 26.02.2021, 22:34Mein Furman wird ja mit „symmetrical balanced power“ beworben.
Und tatsächlich kommen exakt 2x120 Volt aus den Ausgängen die darüber laufen raus.
Hallo Martin,
viele Geräte klingen besser, wenn sie mit höherer Betriebsspannung (Netz) betrieben werden.
Allgemein wird angegeben, dass ein Ausphasen bei direkt daran angeschlossenen Geräten unterbleiben kann. Kannst Du dies technisch nachvollziehen?
Na klar, frag mal deren Hersteller! Ihre Geräte sollen etwa nicht mehr funktionieren, wenn man den Netzstecker umdreht??? :mrgreen:
Grüße
Hans-Martin
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beltane
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Beitrag von beltane »

Hallo zusammen,

auch MFE bietet einen Phasenprüfer für die geräteseitige Prüfung an, der genauso wie der Oehlbach funktioniert:

https://www.ebay.de/itm/Phasendetektor- ... 4192008389

Viele Grüße

Frank
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Amati
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Beitrag von Amati »

Hallo Frank,

ist der dann zuverlässiger als der von Oelbach, der ja nur einen Bruchteil kostet?

Peter
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fr.jazbec
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Beitrag von fr.jazbec »

beltane hat geschrieben: 27.02.2021, 02:32 Hallo zusammen,

auch MFE bietet einen Phasenprüfer für die geräteseitige Prüfung an, der genauso wie der Oehlbach funktioniert:

https://www.ebay.de/itm/Phasendetektor- ... 4192008389

Viele Grüße

Frank
Hallo Frank
Die Frage ist nur ob dieser Phasenprüfer deutlich zuverlässiger als der von Oehlbach funktioniert. Ich habe gestern noch ein Sbooster Netzteil geprüft und der Oehlbach hat trotz mehrmaligem Drehen des Steckers immer die gleiche Seite angezeigt.
Gruß Rüdiger
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Hallo Rüdiger,

ich habe bei einzelnen, aber nicht allen Geräten, ähnliche Erfahrungen mit dem Oehlbach gemacht. Wenn die von Dir beschriebene Uneindeutigkeit auftrat, konnte ich beim Hören auch keinen Unterschied feststellen. Das war für mich dann Jacke wie Hose.

Viele Grüße
Horst-Dieter
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