Feinsicherung - Glas oder Keramik

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Radiohörer
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Feinsicherung - Glas oder Keramik

Beitrag von Radiohörer »

Hallo,
Was genau sind die Unterschiede zwischen Glas und Keramik Feinsicherungen? Haben die einen bestimmten Einsatzzweck? Besondere Eigenschaften und Vorteile/Nachteile?
Normalerweise sind in Elektrogeräten für Heimanwendungen, wenn sie nicht besonders heiß werden, Glassicherungen verbaut.

Alle supadupa HiFi-Voodoo-Sicherungen basieren auf Kermiksicherungen.
Ebenso verbauen einige anspruchsvolle Hersteller auch Keramiksicherungen, auch wenn diese scheinbar doch nur normale Industrieware sind.

Meine Frage ist v.a. auch: haben in irgendwelchen Anwendungen die Glassicherungen Vorteile, so dass die nicht gegen gleichwertige Keramik Typen getauscht werden sollten?

Danke und beste Grüße
Balazs
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Gionni
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Beitrag von Gionni »

Ich denke eine passende Feinsicherung fungiert beruhigend auf die Wechselspannung.
Habe im Versuch eine Spule mit und ohne Bitumenmasse gemessen, am Netzanalysator war eine Resonanzverschiebung erkennbar.....
Vielleicht ist dies auf Feinsicherungen übertragbar. Das würde erklären, warum die Wirkung der Feinsicherungen systemabhängig ist.
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Radiohörer hat geschrieben: 31.10.2020, 16:27Was genau sind die Unterschiede zwischen Glas und Keramik Feinsicherungen? Haben die einen bestimmten Einsatzzweck? Besondere Eigenschaften und Vorteile/Nachteile?
Hallo Balazs,
bei der Glassicherung kannst du das Innenleben sehen, bei der Keramikausführung nicht.
Beide haben Gemeinsamkeiten: Der Sicherungsdraht wird vor kühlender Luftströmung geschützt, was den Toleranzbereich definierbar macht. Und sie werden nach Norm gefertigt, die 5mm Durchmesser und 20mm Länge vorgibt.
Eine Sandfüllung verhindert, dass der Sicherungsdraht bei Erhitzung durchhängt und durch Längenänderung einen zusätzlich höheren Widerstand bekommt, höher, als dem Temperaturkoeffizient des Materials entspricht. Der Sand verhindert auch Mikrofonie, wenn der erwärmte Draht zum Mitvibrieren angeregt wird. Ob Keramik härter als Glas ist, hängt vielleicht von der Zusammensetzung ab, auf jeden Fall kann man nicht sehen, was in dem Röhrchen ist.
Auch verbergen die Kappen, wie der Kontakt zum Sicherungsdraht erzwungen wird und wie dauerhaft dieser bleibt.
Bei Beyschlag erklärte mir ein Fertigungsingenieur, dass man bei den Widerständen nur mit Stahlkappen einen dauerhaft formstabilen Anschluss an den Metallfilm auf Keramikkörper aufpressen kann.
Damit begründet sich der klangliche Zugewinn, wenn man Widerstände nach Einlöten entmagnetisiert, damit ergibt sich auch ein nicht so deutlich (wie bei Glas gegen Keramik) sichtbarer Unterschied bei Sicherungen.
Mit einem Magneten kann man leicht testen, ob auch die verwendete Sicherung ferromagnetische* Kappen hat, sobald sie zum nahen Magneten rollt, und mit einer Entmagnetisierungsdrossel lässt sich auch der Punkt auf der Hysteresekurve ändern und prüfen, ob hier im Standardfall Potenzial verschenkt wird, zumindet nach positivem Magnettest ratsam.
*Auch eine Induktionsmessbrücke kann beim Eintauschen in eine Luftspule dies anzeigen, wenn der Wert steigt. Er kann aber auch fallen, ein Indiz für Kupfer oder Messingkappen.
Normalerweise sind in Elektrogeräten für Heimanwendungen, wenn sie nicht besonders heiß werden, Glassicherungen verbaut.
Kostengünstige Massenware, die ihre Hauptaufgabe erfüllt - niemand erwartet, dass eine Waschmaschine besser klingt...
Alle supadupa HiFi-Voodoo-Sicherungen basieren auf Kermiksicherungen.
Ebenso verbauen einige anspruchsvolle Hersteller auch Keramiksicherungen, auch wenn diese scheinbar doch nur normale Industrieware sind.
Exklusive Boutique-Ware hatte schon immer ihren besonderen Preis. Und irgendwie darf Käufer*in nicht durch sichtlich preiswertes Ausgangsmaterial dumm auffallen.
Meine Frage ist v.a. auch: haben in irgendwelchen Anwendungen die Glassicherungen Vorteile, so dass die nicht gegen gleichwertige Keramik Typen getauscht werden sollten?
Wenn die Sicherung teurer ist als das nachfolgende Gerät, ist gewiss eine bestimmte Schwelle überschritten.
Dabei sollte man sich klar machen, dass sie nicht vorrangig die nachfolgene Schaltung schützt, sondern bei deren Defekt die Last vom Netzteil trennt oder bei durchgebranntem Trafo diesen vom Netzkabel trennt, also immer zum Netz hin orientiert schützt.
Der damit verbundene unvermeidbare Längswiderstand ist ein Hindernis bei den hohen Stromspitzen, die beim Laden von Elkos auftreten.
Möglicherweise kann man in einem Gerät nur 1 (hier träge) Sicherung vor dem Netztrafo finden, danach keine weiteren Sicherungen. Das könnte anzeigen, dass der Hersteller sich Gedanken gemacht hat, wie er möglichst effizient seine Stromversorgung auslegt, ohne dabei auf Schutz zu verzichten, dabei nach dem Trafo auf Sicherungen zu verzichten, solange ein angenommener Kurzschluss dieses Kreises die Netzsicherung sicherlich durchbrennen lässt.

Wenn die Sicherung im Gleichstromzweig liegt, halte ich es für nicht auszuschließen, dass eine Entmagnetisierung klangliche Vorteile bringt - vorsichtig formuliert :wink:
Grüße
Hans-Martin
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