Optimale Tonabnehmerjustage: Stylus Rake Angle / Tonarmhöhe

willguthören
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Beitrag von willguthören »

Hallo Winfried,
ich stelle immer alles nach Regel ein und das Feintuning dann nach Gehör bis das Klangbild einrastet.
Das geht aber auch nur, weil meine beiden Ärmel eine super Höhenverstellung haben. TW Raven und Graham...
Hörgrüße Ronny
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jackelsson
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Beitrag von jackelsson »

SRA-Einstellung per USB-Mikroskop

Hallo zusammen,

ich bin letzte Tage endlich mal dazu gekommen, meine Einstellversuche des SRA mit einem USB-Mikroskop anzugehen.

Das Mikroskop habe ich schon eine ganze Zeit hier, allerdings war die Aktion aus rein mechanischen Gründen leider nicht so einfach wie gedacht. Ich betreibe vier Tonarme auf meinem Laufwerk, und rein platzmäßig ist es wirklich schwierig, das Mikroskop in eine vernünftige Messposition zu bekommen. Irgendwie ist immer das Gegengewicht des Arms jeweils links daneben im Weg. Das zunächst geplante Fotostativ konnte ich komplett vergessen, mittlerweile bin ich nach einigen Versuchen bei einem Mikrofonstativ mit zusätzlich einer Schwanenhalsklemme angelangt. Bei einem Laufwerk mit nur einem Arm in Standardposition sollte das allerdings nicht ganz so das Thema sein. Die sichere Positionierung sollte man aber auf dem Zettel haben, wenn man über dieses Thema nachdenkt.

Die Methodik an sich, per USB-Mikroskop den SRA einzustellen, ist ja schon seit vielen Jahren ein Thema, aufgebracht hat sie meines Wissens der US-amerikanische "Analog-Guru" Wally Malewicz. Und Michael Fremer hat ab 2012 ordentlich Werbung dafür gemacht, siehe z.B. hier:

https://www.analogplanet.com/content/ho ... -angle-sra

Ich habe mich zunächst mal nur an der Arm/System-Kombi vergriffen, die bei mir auf der Standardposition montiert ist. Hier mal ein Bild dazu, das sehr schön zeigt, wo der Hase im Pfeffer liegt:

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Man sieht sehr schön, dass der Diamant nicht komplett auf Stoß an das stumpfe Ende des Nadelträgers geklebt ist (roter Kringel). Eine sicherlich nicht völlig untypische Produktionstoleranz, wenn man sich mal die Größenverhältnisse vor Augen führt. Wohl gemerkt reden wir hier nicht über ein Tonabnehmer-Massenprodukt à la DJ-Pickup, bei dem man vielleicht eine gewisse Serienstreuung erwartet, sondern über Ortofons Spitzenmodell, das MC Anna.

Wie ja hier (http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic. ... 89#p148189) mal kurz andiskutiert, stellt man ja mit der Auflagekraft hauptsächlich erst einmal die Geometrie im Generator ein. Einen dadurch gleichzeitig ausreichenden Anpressdruck der Nadel für eine sicher Abtastung setze ich dabei einfach mal voraus. Nun anzunehmen, dass sich - bei den nun mal existierenden Produktionstoleranzen von Tonabnehmern - bei horizontalem Tonarm dabei automatisch und immer ein passender SRA ergibt, das kann man wohl schlicht vergessen.

Der Ansatz, das Ganze iterativ gehörmaäßig einzustellen führt schon sehr weit, aber ich denke, mit einem Mikroskop kommt man da noch weiter. Man weiß sofort, ob ein grundsätzliches Problem Vorliegt bzw. wo der Startpunkt für die optionale, nachfolgende Feinjustage sein muss. Beim MC Anna hat sich die optische Einstellung jedenfalls klanglich deutlich positiv bemerkbar gemacht. Ob ich den Tonarm sonst hinten jemals so weit angehoben hätte...?

Gruß,
Swen
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jackelsson
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Beitrag von jackelsson »

PS: der von Michael Fremer in seinem oben erwähnten Artikel verlinkte, ältere Artikel von 1981 (!) aus dem Audio Magazine mit Grundlagen zum Thema VTA / SRA ist durchaus lesenswert. Ich poste nachfolgend mal den direkten Link:

https://www.analogplanet.com/images/512 ... rticle.pdf

Gruß,
Swen
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Swen,
vielen Dank für diesen interessanten Link.
https://www.analogplanet.com/images/512MFVTA_article.pdf hat geschrieben:True Shibata styli do not have their stylus contact area or footprint lined up with the bulk of the stylus chip, and this should be taken into account when adjusting for proper SRA. The effects are clearly audible on a fine audio system
.
Mein USB Microskop ist zu der von dir im obigen Bild gezeigten Auflösung leider nicht imstande.
Müsste nicht ein Hersteller bestrebt sein, sein System so aufzubauen, dass dem Benutzer die Justage des TASystems nach einfachen Richtlinien gelingen kann?
Aber da macht der individuelle Schneidstichel-Rake-Agle der Schneidemaschine den Strich durch die Rechnung, bei der jeweiligen Plattenproduktion ist der erforderlich, um den Span angemessen wegzutransportieren. Und der wird im Artikel mit 91°-95° variiiert angegeben. Für mich bestätigt das die Beobachtung, dass man bei jeder Platte mit einem individuellen SRA rechnen muss.

Ich hatte zunächst meine Erfahrungen mit dem Dynavector DV23 mit Namiki-Schliff (ähnlich MicroRidge oder MicroLine) gemacht, die ich gehörmäßig für jede Platte auf mein persönlich wahrgenommenes Optimum brachte.
Grüße Hans-Martin

P.S. Eine schöne Gegenüberstellung der Nadelschliffe findet man unter
https://www.hifisound.de/out/media/Audi ... ffe(6).gif
Da wird die Problematik des SRA sofort klar.
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jackelsson
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Beitrag von jackelsson »

Hallo Hans-Martin,

zum Thema scharfe Schliffe hier noch einmal eine Mikroskopaufnahme meines ehemaligen Ortofon Cadenza Black, ein Tonabnehmer mit Diamant mit Shibata-Schliff, einmal frontal von vorne, einmal seitlich. Man sieht recht schön, wie scharf die Nadelflanke ist. Verrundungsradien: 6 x 50 µm.

Bild

Und hier, noch schärfer, der Orto-Line Schliff meines Ortofon MC 7500 mit Verrundungsradien von 4,5 x 100 µm. Ist wohl eine Variante des Gyger-Schliffs.

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Das ist übrigens beides mit einem vernünftigen Mikroskopständer auf dem Schreibtisch aufgenommen... :D

Gruß,
Swen
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Kawumm
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Beitrag von Kawumm »

die Grundvorrausetzung der SRA Justage ,setzt andere erfüllten Parametern voraus , eine gute klassisches Hilfe Tool ist dieses Werkzeug •


http://www.adventuresinhifiaudio.com/14 ... revisited/
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jackelsson
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Beitrag von jackelsson »

Hallo Otto,

und da sind wir dann bei der Diskussion, welche Schablone bzw. welche Geometrie mit welchen Nulldurchgängen die idealste ist.

Da ich nur mit langen Tonarmen unterwegs bin (2x 10,5" / 2x 12") und eh mal Platten mit langer, mal Platten mit kurzer Auslaufrille höre, bin ich bei dieser Diskussion relativ entspannt, kann aber verstehen, wenn andere das anders sehen. Ein reiner Klassikfan mit in der Regel vollgestopften Plattenseiten mit kurzen Auslaufrillen und dann vielleicht noch mit einem 9"-Tonarm wird das wohl enger sehen.

Ich persönlich habe mich da auf die Brinkmann-Schablone (http://www.brinkmann-audio.de/main.php? ... or&lang=de) unter Zuhilfenahme eines guten Fadenzählers eingeschossen. Nulldurchgänge bei 66 mm und 120 mm, da komme ich bestens mit zurecht. Und die Einpunktjustage ist eine echte Erleichterung gegenüber z.B. einer Schön-Schablone.

Gruß,
Swen
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Kawumm
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Beitrag von Kawumm »

Servus Swen

da ich seit einer kleinen Ewigkeit mit selbstgemachten Ärmel hörte und dieses teilweise selbst ohne Kröpfung , bestätigte mich der Rigid Float , dieses Thema GRUNDSÄTZLICH entspannt anzugehen .

Was ich bis zum Ende ( 2016 ) meiner analogen Tonquellen Zeit war .
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shakti
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Beitrag von shakti »

deshalb steht ein Rigid Float Tonarm auch auf meiner Tonarm Wunschliste,das konzept mag ich gerne mal ausprobieren!
gruss
juergen
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Kawumm
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Beitrag von Kawumm »

mein 2Cent dazu

ein fast immer nicht beachteter Umstand ist in diesem Kontext des Microkosmos , die Raumtemperetur & Luftfeuchtigkeit , den theoretisch zu erwarteten Dehnungskoffizienten in Länge & Raum z.B. des Nadelträgers

ein exakt eingestellter SRA kann über eine LP Seite immer nur ein Mittelwert darstellen .
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Kawumm hat geschrieben:die Grundvorrausetzung der SRA Justage ,setzt andere erfüllten Parametern voraus , eine gute klassisches Hilfe Tool ist dieses Werkzeug •
http://www.adventuresinhifiaudio.com/14 ... revisited/
Hallo Otto,
ich finde verspiegelte Justagehilfen mit Oberflächenaufdruck und dessen von unten reflektiertem Doppelbild die Arbeit erschwerend.
Eine Verspiegelung hilft mMn bestenfalls bei der Azimuth-Grundeinstellung, da ist ein kleiner Einzelspiegel klar im Vorteil - wenn ein in nur einer Ebene bedrucktes Blatt Karton, Plastik oder Metall klare Ablesbarkeit für das Wichtige gewährleistet.

In dem verlinkten Artikel wird auch klar, dass Baerwald und Löfgren und Stevenson zu unterschiedlichen Empfehlungen für Tonarmgeometrie kommen, Aspekt Optimierung, also Minimierung des Spurfehlwinkels.
Ein Rigid Float Tonarm ist eine unvorstellbar große Herausforderung an das etablierte Denken um die Wichtigkeit des horizontalen Abtastwinkels. Wie oft wurde beschworen, dass ein Tangentialtonarm dem Drehtonarm so weit überlegen sei, sollte das auf das nicht vorhandene Skating zurückzuführen sein?
Der ReVox Tangentialarm versagte allerdings bei mir kläglich im Vergleich mit dem Thorens TD115 (magnetisches Antiskating), der die Hälfte kostete (identische Nadel gesteckt in die in beide montierten Tonabnehmer).
Kawumm hat geschrieben:ein fast immer nicht beachteter Umstand ist in diesem Kontext des Microkosmos , die Raumtemperetur & Luftfeuchtigkeit , den theoretisch zu erwarteten Dehnungskoffizienten in Länge & Raum z.B. des Nadelträgers
Auf einer HiFi-Messe wurde der Ortofon Messcomputer vorgestellt und man hatte ein Dynavector DV23R als Testobjekt. Da lagen die Ausdrucke herum, von denen ich mir einige einstecken durfte, hatte ich doch das System selbst im Einsatz. Auf den Ausdrucken war unübersehbar eine Menge abweichender Messwerte, obwohl dasselbe System gemessen wurde. Auf meine Frage, wie das möglich sei, zeigte der Vorführende auf die Deckenbeleuchtung des Messestandes, die kleine Kabine heizte sich im Laufe des Tages auf, und aus gutem Grund war die Temperatur oben mit ausgedruckt. Wer denkt schon daran, dass 1° oder 2° signifikante Änderungen bewirken.

Ob sich ein System warmspielt oder das Lageröl im Betrieb geschmeidiger wird, ist klanglich wohl schwer zuzuornen oder zu trennen, außer man hat 2 Nadeln zum Austausch im MM System, die vorher kalt verglichen wurden und eins nach längerer Spielzeit gegen das kalte getauscht wird.
Denkbar, dass mancher Mythos bei der Überprüfung platzt, aber meine Lebenserfahrung sagt mir, dass wannimmer jemand sich als Mythbuster aufspielt, die Gefahr groß war, dass Voreingenommenheit und Inkompetenz von eloquenter Stärke überdeckt wurden. Man muss nicht jedes Argument glauben, nur weil es plausibel wirkt, besser man traut seinen eigenen Ohren im Ego-schonungslosen Hörvergleich.
ein exakt eingestellter SRA kann über eine LP Seite immer nur ein Mittelwert darstellen .
Soweit war ich noch nicht, dass verschiedene LPs unterschiedliche SRAs benötigen, hatte ich schon festgestellt. Dass über den Verlauf der LP-Seite auch noch ein Unterschied entstehen kann, ist mangels Erklärbarkeit noch jenseits meines Vorstellungsvermögens.
Grüße Hans-Martin
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Kawumm
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Beitrag von Kawumm »

Guten Morgen Hans Martin

Eine Gravur bzw. gelaserte Linien auf Spiegel scheint mir in der Breite der Messlinien deutlich schmaler , als die gängigen auf Kunststoff , von denen ich die Favoriten alle hatte .

Mit Lupe betrachtet finde ich deinen Einwand der Erschwerniss nicht wirklich vorhanden .
Mittelwert des SRA : von den zigtausend LP´s die ich hatte , gab es schon welche darunter die nicht über die komplette Rillenfläche absolut plan waren und eine SRA Differenz von 2/10 Grad nicht unmöglich ist .

was die Rigid Float Abtastgeometrie betrifft , ist dies wahrlich eine Herausforderung ...und dennoch ernüchternd wenn ein direkter VS zwischen den Beiden Abtastgeometrien erfolgt .

indem Kontext frage ich mich allerdings , wieso an meinen öffentliche Events , keiner die falsch eingestellten TA/Arm Kombination ( zu grosser Überhang ) herausgehört hatte

zum Thema Dehnungskoeffizient stand bei mir, zu den THEORETISCH erwartenden .

hier ein Artikel von Micheal Fremer , dem analog Pabst :)

https://www.analogplanet.com/content/un ... st-clarify

und hier von Syntax , der das Thema SRA zumindest theoretisch konsequent angeht :cheers:

http://www.whatsbestforum.com/showthrea ... post491075
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Kawumm
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Beitrag von Kawumm »

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