Analoge Hörer - Is there anybody out there?

quaternione
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Beitrag von quaternione »

Hallo Andi,

Bei einem LP 12 würde ich wohl auch bei derselben Marke bleiben.
Gut einsteigen kann man auch mit einem Linto, dann mag es irgendwann Richtung Urika gehen.
Man kann ja von Linn halten, was man will - aber sie verfolgen konsequent ihre Klangphilosophie. Insofern passen ihre Teile immer gut zusammen (wie beim Kabel)

Das mit dem Silver grenzt für mich an Irreführung, früher dachte ich tatsächlich mal zuerst, dass es ein Silberkabel sei.

V.
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Funky
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Beitrag von Funky »

Hallo Volkmar,

in der Tat, es ist nicht das Kore. Linn hat wohl in den letzten 12 Monaten einige "Kleinigkeiten" beim aktuellen LP12 ausgetauscht. Die neue Zarge ist an den Ecken nochmals versteift, andere Schrauben und sonstiges, was einem Laien wohl erst mal nicht auffällt, bis eben auf den neuen äusseren Plattenteller.
Das interessante an diesen Kleinigkeiten ist, dass dann - und nur dann, wenn man den LP12 von seinen Trampolinfüssen befreit, die Majik Gumminuppels drunter schraubt (aufpassen, dass dann die nach aussen zu führenden Kabel nicht einquetschen, das ist eine sehr knappe Angelegenheit) - und den Lp12 dann auf einen Timetable stellt - etwas sehr interessantes passiert.

Weg ist diese vom Trampolin etwas luftige, aber wenig zwingende Art der Darstellung. Das ganze gewinnt an Vehmenz, an Tiefe und Energie. Wie schon geschrieben hatte ich meinen "alten LP12 in Vollausbaustufe - gegen einen aktuellen Majik mit Adikt laufen lassen.
Tja, danach gab es eine neue Zarge, neue Federn, Gummis, .., und natuerlich den neuen Aussenteller - und danach war etwas da, zusammen mit Keel, Ekos SE und Kandid, eingebautes Urika, etwas was kein digitales Medium vermag.
Staunen, Gänsehaut, Verbeugung vor dem Interpreten, den Künstlern.

Wie schon angesprochen, werden die meisten Linn Händler das verneinen. Der Aussenteller wird auch von Linn nicht besonders hervorgehoben, aber es gibt Händler die höhren zu und probieren dann Dinge aus, bis der Grund feststeht. Nur wer nimmt sich als Händler hierfür die Zeit. Da verdient sichs mit Exakt schon leichter. Die Raumkorrektur einzutippen, das geht halt schneller.

Just my 2 Cents

funky
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quaternione
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Beitrag von quaternione »

Mal sehen, was mein Händler dazu sagt. Widerspricht doch jeder Linn Upgrade Philosophie und Investitionsschutz. Schwer zu glauben...
Dann sollte man zur Abwechslung mal downgraden und kann viel Geld sparen...

Ist an dem Hype um die Timetable wirklich etwas dran? Die müssen sich ja dumm und dusselig verdienen an all den LP12 Besitzern, die dort Schlange stehen für so eine Platte mit 4 Beinen.

V.
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Funky
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Beitrag von Funky »

Mehr dann per PN
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llucki
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Beitrag von llucki »

Hallo,

hier meldet sich jemand, der nach langer Abwesenheit zurück zur Schallplatte kommt.

Am Besten kann ich so etwas immer in Form einer Geschichte schreiben:

1978 war ich 16 Jahre alt und habe vom Geld eines Ferienjobs einen Mitsubishi Plattenspieler gekauft. Dazu hatte ich einen damals schon alten Harman-Kardon Receiver und 2-Wege-Kompaktboxen, die nicht schlecht waren. Damit habe ich etwa 10 Jahre lang viel und intensiv Musik gehört. Meine Plattensammlung wuchs im Laufe der Jahre auf ca. 150 Stück! (Dann war da allerdings auch noch das Tapedeck...)

Diese erste Anlage und auch zwei Drittel der Platten gingen kaputt oder verloren, es folgten gut 10 Jahre klangqualitativer Unterversorgung mit schlimmem CD-Player in einer gruseligen "Kette" dahinter. Auch mit MP3 und dergleichen habe ich rumgemacht, 128 kbit/s reichten aus. Brrr. Einige Jahre lang hatte ich gar keinen Plattenspieler.

2003 kaufte ich doch wieder ein Paar gute Boxen, aber dummerweise einen AV-Receiver dazu, so dass die Boxen lange warten mussten, bis sie ihre Fähigkeiten offenbaren durften. Es lag der Fokus 10 Jahre lang wieder ganz woanders. Erst im vergangenen Jahr habe ich mich wieder der hochwertigen Musikwiedergabe zugewendet. (Auch die ersten 10 Jahre hatte ich als hochwertig empfunden, auch wenn ich das anhand der damaligen Geräte heute wahrscheinlich kaum bestätigen würde.)

Die Musik mit immer besserem Klang hat mir so viel Freude bereitet, dass ich kürzlich eine komplette High-End-Kette gekauft habe. Parallel hatte ich gelesen, dass die Platte im High-End-Bereich nach wie vor das Maß der Dinge sei, ein digitales Gerät müsse sich daran messen lassen. Das erschein mir eine kühne Behauptung zu sein, kam aber aus m.E. glaubwürdigen Quellen. Das wollte ich hören, ich hatte ja noch einige meiner Platten. Also habe ich mich informiert und kurzentschlossen einen sehr ordentlichen Plattenspieler (Pro-Ject Xtension 10 mit Ortofon Cadenza Black) nebst adäquatem PreAmp gekauft (hoer-wege PHONO-MC V3 mit Akkuversorgung, System symmetrisch angeschlossen).

Die neuen Komponenten sind nun eingespielt, der Raum ist noch nicht optimal, aber ich kann seit einigen Tage gut hören, um was es geht. Besonders spannend fand ich, was nun von Platte kommt. Und ich muss sagen, dass sich der Aufwand SEHR gelohnt hat! Im Vorfeld hatte ich am Gebrauchtmarkt einen ganzen Schwung Platten mit Musik nach meinem heutigen Geschmack gekauft. Dabei sind auch einige ECM-Platten. Beim alten Bestand sind aber auch einige echte Schätzchen aus meiner Sicht, wie ich derzeit herausfinde. Der Klang, den ich da höre, ist derartig rein und schön, dass ich in große Verzückung gerate!

Das möchte ich nicht mehr missen!

Digital verwende ich einen doppelten PC mit Windows Server 2012 im Core Mode und AudioPhil Optimizer. Das klingt für meine Ohren ebenfalls sehr gut. Etwas anders als von Platte, aber ob das eine oder das andere besser ist, könnte ich so nicht sagen. Die beiden Geräte können Koexistieren mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen. Per iPhone durch die Sammlung zu steuern hat was, keine Skip-Taste zu haben hat auch was. Bevorzugt analog höre ich also nicht, aber auch nicht (mehr) bevorzugt digital.

So stellt sich mir dieses Thema dar. Die Wiederkehr der Schallplatte finde ich absolut berechtigt. Das hat dazu geführt, dass es eine erfreulich große Auswahl an guten Plattenspielern nach aktuellem Stand der Technik und in verschiedenen Preisklassen gibt.

Viele Grüße
Ludger
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quaternione
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Beitrag von quaternione »

Hallo Ludger,

Ich kann Dich gut verstehen. Auch bei mir haben beide Quellen, Plattenspieler und Digital, ihre Daseinsberechtigung und liefern sich seit langem ein Wettrennen mit gegenseitigem Hochrüsten :mrgreen:

Mein erster CDP sah gegen meinen LP12 keine Schnitte. Irgendwann wurde es dann ein CDP von Mark Levinson, da drehte sich die Sache auf einmal um (wobei man dazu sagen muß, dass ein richtiger 1:1 Vergleich nicht geht, da die CD und LP Versionen unterschiedlich gemastert sind).
Also wurde der LP12 aufgerüstet. Das Problem war, das kein Händler in der Gegend von dem Teil wirklich etwas verstand und der schöne 12 Zylinder sozusagen nur auf 6 Pötten lief, aber das merkte ich erst viel später. In der Zeit habe ich kaum noch Schallplatten gehört und auch den größten Teil meiner Sammlung verkauft.
Irgendwann kam dann Streaming und so toll der ML CDP war, dagegen kam er nicht an. Also wurde er verkauft und ein Linn Streamer kam ins Haus. In dem Zusammenhang wollte ich noch einen letzten Versuch mit dem LP12 machen und fand endlich einen echten Fachmann. Der LP12 war nach ein bisschen Wartung und Einstellung nicht mehr wiederzuerkennen :D
Zwar gefiel mir die digitale Klarheit besser als der warme analoge Klang, aber man konnte wieder beides genießen.
Seit kurzem habe ich eine Hybrid-Lösung: der Plattenspieler wird digital gewandelt und erst in den LS wieder zurück gewandelt. Was für ein Frevel :cheers:
Klingt nur leider besser (sogar fast besser als der Klimax Streamer :mrgreen: )und führte dazu, dass der LP12 jetzt gerade noch mal aufgerüstet wird.
Das Rennen geht weiter :D
Volkmar
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llucki
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Beitrag von llucki »

Hallo Volkmar,

der "Frevel" mit der A/D-Wandlung nach dem Plattenspieler macht vermutlich nur deshalb Sinn, weil Deine LS über herausragende DACs, aber nicht über analoge Eingänge auf vergleichbarem Niveau verfügen, oder?

Da ist die Situation in meiner Kette komplett anders, da ist alles analog außer bei dem einen eigenständigen DAC eingangsseitig, wo alle digitalen Signale entgegengenommen werden. Auch die Endstufen in (und neben) meinen Boxen haben nur analoge Eingänge.

Habe ich die Situation in Deinen Boxen richtig verstanden?

Viele Grüße
Ludger
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quaternione
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Beitrag von quaternione »

Hallo,

die LS haben nur einen proprietären Anschluß (per Cat 5 Kabel), also weder analog noch 'normales' digital. Es ist die Philosophie hinter dem Linn Exakt System, die Wandlung in die analoge Ebene so spät wie möglich, sprich im LS nach der digitalen Frequenzweiche (mit einem Dac pro Treiber) zu machen.

Somit ist der Plattenspieler tatsächlich nur noch ein analoger Transporter. Aber über das, was die Nadel aus der Rille holt, kann man nur staunen. Danach wird sofort gewandelt, um die weiteren Verluste auf der analogen Ebene zu minimieren und von den anderen Vorteilen des Ansatzes zu profitieren.
V.
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llucki
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Beitrag von llucki »

Hallo Volkmar,

verstehe. Klingt, als würde das was taugen. :D

Was in der Rille steckt, ist in der Tat erstaunlich, seltsam, dass das fast in Vergessenheit geriet bei vielen, auch bei mir...

Viele Grüße
Ludger
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broesel02
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Beitrag von broesel02 »

Guten Tag in die Runde,
ich gehöre NICHT zu den Linn Jüngern.Ich habe mir das Exact System in der großen Ausbaustufe einen Vormittag lang beim Händler angehört. Ich war am Ende nicht überzeugt. Die Widergabe über den Linn LP-12 in einer hohen Modifikationsstufe klang hart und unangenehm. Die wiedergegeben digitalen Quellen klingen bei mir schöner. Ich könnte jetzt auch sagen "analoger". Ich empfand das System als dynamisch begrenzt und zwar unangenehm begrenzt, feine Details bei klassicher Musik blieb mir das System schuldig und die Räumlichkeit ist für mich nicht überzeugend.

Aber das sei alles nur am Rande bemerkt

Ich habe natürlich auch einen Plattenspieler. Wieder. Als ich mit meinen Platten aufgehört habe, nach dem zweiten beruflich bedingten Umzug mit drei Kindern einer Hausrenovierung vor den Füßen und penetrant zu wenig Geld war einfach nicht der Lebensabschnitt um HiFi zu hören. Damals betrieb ich noch aus meiner Studentenzeit einen Thorens TD 160B mit Rega Arm und Fidelity Resarch FR I MK II. An einem Cambridge HA-10 und einem Pioneer C-21 Vorverstärker. Diese Kombination klang schon immer besser als alle CD- Spieler die ich vergleichsweise angeschlossen habe. Und viele CDs haben sogar die gleichen Knackser weil sie am Ende vom gleichen Mutterband kommen.

Bei meinem Wiedereinstieg in die Welt der Goldohren habe ich zuerst nur mit einem Media Rechner mit Onboard Sound gehört. Das ist zum Glück vorbei! Ich habe mit meinen Freunden sehr sehr lange und in vielen vielen einzelnen Schritten einen Musical Fidelity V-DAC II Wandler so weit modifiziert daß sich der digitale Musikgenuss keinesfalls hinter der analogen Schallplatte zu verstecken braucht. Aber es klingt anders. Im Laufe dieses "Tunings" wurde mir klar das wir mit den CD- Spielern von der Herstellern der CD Spieler betrogen wurden. Betrogen um einen guten Klang der sich mit nur wenigen Cent Mehraufwand hätter erreichen lassen. Stattdessen hat man uns erzählt CD sei per se das Beste. Basta. Da ist so natürlich nicht richtig.
Digital wiedergegebene Musik klingt bei mir ansatzloser, die Einschwingvorgänge bei Tönen sind schlackenloser. Bei modernen Konzertflügeln wie einem Steinway wird das schnell hörbar. Aber auch die Geräusche am Beginn eines Tones einer Violine oder eines Cellos werden deutlicher hörbar. Und digital ist schlicht eine höhere Dynamik möglich. Sie wird zwar nur von wenigen Aufnahmen ausgenutzt aber dann ist es durchaus hörbar und klingt für mich auch richtiger
Die Schallplatten die ich immer noch habe sind in den letzten 40 Jahren nicht besser und auch nicht schlechter geworden. Die Platten die gut waren sind immer noch gut: LA4, Just Friends. Direktschnitt. Eine tolle Live Atmosphäre kommt da rüber und das Saxophon klingt trotz des klitzekleinen Weichmachers absolut bissig, spritzig und dynamisch. Es macht Spaß zuzuhören und hat heftigen Fuß- Wipp- Faktor. Und Scheiben die früher schlecht waren sind immer noch schlecht. Als Plattenspieler nutze ich im Moment einen Kenwood KD-850 mit einem Denon DL-103R immer noch an meinem Cambridge HA-10.
Für mich haben beide Welten ihre Berechtigung. Das ich mir in nächster Zeit noch einmal Vinylscheiben kaufen werde glaube ich nicht. Aber ich freue mich an meinen alten Schätzen und entdecke sie so zu sagen täglich ein Stück neu. Wenn ich meine alten LPs auf Festplatte gespeichert hätte wären sie sicher inzwischen nicht mehr abspielbar. . . . .

Richard
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llucki
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Beitrag von llucki »

broesel02 hat geschrieben:Wenn ich meine alten LPs auf Festplatte gespeichert hätte wären sie sicher inzwischen nicht mehr abspielbar. . . . .
Das ist so!

Meine älteste Platte schleppe ich seit 36 Jahren durch die Weltgeschichte, abgesehen von Abnutzung durch hundertfaches Abspielen, ist sie tadellos in Ordnung. Beim Rippen aller CDs im vergangenen Jahr fiel auf, dass da bereits in einigen Fällen Schwund durch chemische Zersetzung zu beklagen ist, bei gerade mal ca. 10-15 Jahre alten Scheiben. Noch nicht viel, 3 oder 4 von ca. 600 mit diesem Alter, aber es fängt an.

Bei Musik, die man nur als Files gespeichert hat, dürften geschätze fünf Jahre ausreichen, in denen man die Daten nicht auf neue und zu dem Zeitpunkt aktuelle Medien umkopiert hat, damit es problematisch wird, sie zu erhalten.

Als ich den Haushalt meiner Eltern aufgelöst habe, war da auch eine Schublade mit einigen sehr schönen Jazz- und Folkplatten, die 30 Jahre lang nicht angetastet worden waren. Die habe ich mitgenommen und in den letzten Wochen einiges davon angehört, das klappt gut, wenn man von den Spuren eines Saphirs absieht.

Sofern es um Files oder CDs geht, werden wir unseren Kindern ein solches Erbe leider nicht hinterlassen. Eine Festplatte, die 30 Jahre lang in einer Schublade lag, kann direkt ins Technikmuseum. Auslesemöglichkeiten wird es nicht mehr geben...

Viele Grüße
Ludger
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A_stinner
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Beitrag von A_stinner »

Hallo zusammen,

falls nicht schon geschehen (müßte ich dann übersehen haben) starte ich jetzt mal mit der Aufzählung von guten Schallplattenlabel. Schwerpunkt ist die Aufnahmequalität :

* Analogue Productions
* 4Men with Beards
* Impulse
* Verve (hautsächlich ältere Aufnahmen)
* Groove Note
* MFSL (teilweise den geforderten Preis nicht wert)
* Columbia Masterworks 6-eyes (hervorragende Classic Aufnahmen)

Gruß

Andreas

Ich hoffe es gibt noch viele Ergänzungen
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llucki
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Beitrag von llucki »

Hallo Andreas,

hier gibt es eine solche Liste bereits, die auch seit Jahren gepflegt wird, bzw. die Neuigkeiten im anschließenden Thread zu finden sind:

http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic.php?f=17&t=387

Viele Grüße
Ludger
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Funky
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Beitrag von Funky »

Was nun folgt ist keine Antwort auf die letzten Beiträge zu diesem Thread,
sondern ein Traktat in eigener Sache – analog – is there anybody out there ?

Gestern Abend war einer dieser wenigen als denkwürdig zu Titulierenden.
Ein guter Bekannter, mit dem ich mich immer wieder treffe um einfach Musik zu hören, darüber zu diskutieren – neue Aufnahmen und Eindrücke auszutauschen – am besten bei einem guten Wein – besuchte mich gestern Abend. Es ging um die letzten Neuerungen hinsichtlich meines Streamers, aber auch meines PS.

Es sollte ein Abend werden, der so schnell nicht in Vergessenheit geraten wird.

Zunächst ging es darum, wie sich der neue Firmware update des Streamers auswirkt, dazu brachte mein Bekannter einige seiner interessanten CDs mit, die neben dem Hören von „bestens beleumundeten CDs u.a. aus dem StereoPlays Autorenliste, gerippt wurden.

Interessant ist immer wieder, dass hochauflösende Formate nicht automatisch die besseren sind. Das Mastering macht den Unterschied.

Es gibt mässige Aufnahmen (Delalande Troisieme Caprice) oder La Cetra Baoqueorchestra – die wie 90% aller CDs in meiner Umgebung einfach nur gepflegte Langeweile von sich geben, weil jeder Spannungsbogen aus der Musik herausgenommen wurde oder einfach in der Aufnahme nicht eingefangen wurde.

Interessanterweise klingen diese CDs bei meinem Bekannten mit schottischem Edel Player, französischen Vollverstärker und britischen Boxen alle wohl zwar weniger aufgeräumt aber dafür energischer / lebendiger.

Nur, wenn es dann gut wird – teilweise bei CDs von Stockfisch oder eine Aufnahme von Correlli (Flötenkonzerte) oder Diana Krall – live in Paris– dann wird bei mir diese Proportion sehr deutlich in Form von erkennbarem Spielwitz und dynamischen Schattierungen.

Von gut zu aussergewöhnlich ist es dann doch noch mal ein grosser Schritt – und hier zeigt sich auch ob eine Anlage diesen Unterschied proportional rüberreicht – denn bei den allermeisten wird es dann dünn und der Unterschied zwischen sehr gut und aussergewöhnlich ist nicht mehr wirklich erkennbar

Aussergewöhnlich ist bspw. Nils Lofgreens Acoustic Live. Eine der ganz wenigen CDs (und meine besten hochauflösenden Files sind was Druck, Schnelligkeit und Verve angeht, nicht besser, allenfalls gleichwertig) die meinen VV und die Boxen ansatzweise etwas fordern.

Da kann man auch mal 40 Minuten zuhören und hat seinen Spass und mein Bekannter zollte Respekt vor diesem Album.

Nur, wir wollen den Masstab zurecht rücken. Alles bisher beschriebene ist "eitel Tand" ein blasser Abgesang, Musik im digitalen Käfig oder wenn mal alles passt, wie bei Nils, dann ein Gehege, in dem die Musik sich entfalten darf.
Raus durfte keine Musik, die Interpreten waren immer an der digitalen Leine. Das echte Tier kam nie zum Vorschein, allenfalls eine Idee was hätte sein und werden können.

Das änderte sich erst beim Auflegen einer sehr guten analogen Platte – bspw. Temptation - Album 1990 (Aufnahme von 1973 original Motown)

Es ist die Öffnung aller bisher geschlossenen Türen, aggressiv, transparent, Dynamik die das Wort auch verdient, ein Bass mit Biss und Druck, nicht weil es laut ist, sondern zeitlich kohärent den Zuhörer erreicht. Die Musik geht durch Mark und Bein, sie zeigt Ihre Krallen und man weis sofort, was sie will.

Ich nahm diese Platte, um die Neuerungen am Laufwerk zu demonstrieren und diese waren eindeutig erkennbar (es ist jetzt uninteressant, welche Änderung das konkret ist. Die Änderung umzusetzen geht schnell vonstatten und jeder der es wüsste würde uns umgehend in in die Klapse stecken lassen) .

Es ging weiter mit Albinoni – auf einer Archiv Aufnahme – wiederum alles offen, transparent, mit Körper, Textur – Greifbarkeit, nichts ist zu spüren von dieser Anämie, die allen digitalen Träger eigen ist (mal mehr mal weniger)

Und dann zieht er die Urgewalt aus seinem Fundus – Gidon Kremer spielt Bach Solo Violine – Wir sind gefangen, berauscht, entrückt.

Was Kremer hier spielt ist nicht mehr über eine ganze Seite ertragbar – wir brechen nach 10 Minuten ab, es wird zuviel – der Geigenbogen geht direkt auf den Hörnerv und trifft ohne Umwege in das emotionale Zentrum – es gibt kein Entkommen vor so viel Intensität.

Die Änderung am PS zeigt dann deutlich, was sich auch hier von einem sehr guten PS zu einem aussergewöhnlichen tut – die Aufnahme ist nicht mehr Medium, hier steht Kremer, direkt vor einem, bringt das zur Geltung was Glenn Gould in den Klavierwerken vollbringt – nur auf so unmittelbare Art, dass wir dieser Intensität auf Dauer nicht gewachsen sind.

Wir spielen um uns wieder zu fangen, Albinoni, die zweite Seite, Barock at its best –
Seit 35 Jahre sperren wir Musik in digitale Käfig, in kleine, große oder Gehege, mal mit mehr, mal mit weniger Freiraum, aber es ist nicht mehr wirklich spannend, wir erleben keine echte Abenteuer, alles ist gebändigt, angeleint.

Eine Platte von Philips von 1981 zeigt, was Musik bedeuten kann, wenn Sie freigelassen wird, wenn sie darf für was sie gemacht wurde. Den Menschen zu einem besseren zu machen.

funky
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aktivator
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Beitrag von aktivator »

Hallo Funky

Du sprichst das aus was leider Wahrheit ist. Beim Equipment ist man schon auf ganz guten Weg. Aber die Musik ist sehr sehr oft so emotionslos aufgenommen das es einem graust. Nils Lofgrens hab ich auch noch mit einer sehr guten sehr dynamischen Japanpressung in Erinnerung. Und Temptation haben schon Aufnahme technisch ihre Hausaufgaben gemacht.

Gruss Andreas
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