Tonarmdrift beim Absenken durch Antiskating?

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wgh52
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Tonarmdrift beim Absenken durch Antiskating?

Beitrag von wgh52 »

Nachdem für die Analogplattenspielerei hier doch Einiges an Expertise zu finden ist, stelle ich mal mein kleines Problem vor:

Es gab ja interessante Diskussionen und Beschreibungen von Antiskatingkräften und deren Optimierungsmöglichkeiten und -grenzen. Nun habe ich ja den Technics EPA-500 Tonarm auf meinem Dreher und diesen per Antiskatingdrehknopf so eingestellt, dass unter Scopebetrachtung der von der Testplatte abgenommenen Stereosignale der Verzerrungseinsatz li / re möglichst bei gleichen Auslenkungen einsetzt. Ein Effekt dieser Einstellung ist, dass beim Aufsetzen des Tonabnehmers auf eine LP der Arm auf seinem gedämpften Abwärtsweg so um 3-4 mm nach außen wandert. Sowas habe ich noch bei keinem anderen Arm gesehen und mache mir Sorgen, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte. Vielleicht kann mir ja hier jemand einen praktischen Rat geben wie dieses Armrutschen loswerde... :cheers:

Danke und Grüße,
Winfried

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fr.jazbec
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Beitrag von fr.jazbec »

Einfach Antiskating wieder etwas zurücknehmen bis der Tonarm sich grade absenken läßt. Ich hatte das auch mal als ich mich bei einem TP16 streng an die Angaben der Skalierung gehalten habe.
Ansonsten hatte ich letztens nach einer Nadelkontrolle das gegenteilige Phänomen an einem Scheu Classik, die Nadel wanderte beim Absenken nach innen. Habe nochmal alles auseinandergebaut und die Verkabelung kontrolliert, plötzlich funzte es wieder.
Kann also auch an solchen Dingen liegen. :wink:
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Danke Dir Rüdiger,

ich werde das mal probieren, aber, falls ich keinen Denkfehler mache, müsste die Antiskatingeinstellung ja dann "falsch" sein...

Grüße,
Winfried

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shakti
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Beitrag von shakti »

Antiskating nach Testplatte/ Messton führt zu einem deutlich zu hohen Anstiskating.

Halbier mal den Wert, bzw stelle diesen auf ca 30% des Auflagegewichtwertes ein,
und mache dann ein finetuning mit einer Stimmaufnahme, zB Leonard Cohen oder Johnny Cash

Ist die Stimme mittenfixiert ohne "Schatten" nach rechts oder links, stimmt der Wert.

Bei vielen Armen kann man einstellen, ab welcher Stelle Antiskating greift. lege den Einsatzpunkt weiter nach innen.

Bei manchen Armen ist auf der Liftführung / der Armauflage weiches Moosgummi oder was ähnliches, dass der Arm beim Absenken nicht
aus der Position driftet.

Gruss
Juergen
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fr.jazbec
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Beitrag von fr.jazbec »

Ehrlich gesagt glaube ich eh, daß Antiskating etwas überschätzt wird. Ich meine es gibt einige 12* Arme die komplett ohne Antiskating laufen.
Gruß Rüdiger
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

wgh52 hat geschrieben: 17.07.2020, 13:51Nun habe ich ja den Technics EPA-500 Tonarm auf meinem Dreher und diesen per Antiskatingdrehknopf so eingestellt, dass unter Scopebetrachtung der von der Testplatte abgenommenen Stereosignale der Verzerrungseinsatz li / re möglichst bei gleichen Auslenkungen einsetzt. Ein Effekt dieser Einstellung ist, dass beim Aufsetzen des Tonabnehmers auf eine LP der Arm auf seinem gedämpften Abwärtsweg so um 3-4 mm nach außen wandert. Sowas habe ich noch bei keinem anderen Arm gesehen und mache mir Sorgen, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte.
Hallo Winfried,
wenn an der Nadel nicht in Rillenrichtung gezogen wird (wie beim Abspielen einer Schallplatte), entsteht auch kein Kräfteparallelogramm mit einer Innenkraftkomponente (Skatingkraft)
Deshalb ist beim Absenken die Antiskatingkraft fehl am Platze und der Arm zieht nach außen. Jeder, der einen Tonabnehmer mit niedrigem Auflagedruck hat, kennt das Problem, dass der Reibwert zwischen Liftbank und Tonarmrohr nicht ausreicht, um diese Außendrift zu verhindern.
Das ist ein natürlicher Vorgang, und wenn er dir so noch nicht begegnet ist, kann ich ich beglückwünschen, dass du früh einen Plattenspieler gefunden hast, mit dem du lange glücklich sein konntest.
Mein SME3009 hatte das Problem und bei Thorens habe ich das Gummi aus der Liftbank entnommen, an passender Stelle durchgeschnitten und dann wieder mit einer kleinen Lücke über der Einlaufrillenposition wieder in ihre Aufnahme gedrückt. Das war sehr komfortabel, indem der manuell zu bedienende Tonarm an der richtigen Stelle quasi einrastete, bevor man den Lift zur Absenkung betätigte.

Ich habe eine ATR Half-Speed Mastering Ester Ofarim LP, die hohe Anforderung an die Abtastfähigkeit des Tonabnehmers stellt. Irgendwann holt einen der Verschleiß bei großen Auslenkungen im oberen Mittenbereich ein, auch bei heftiged Klavieranschläge kann dieser Bereich kritisch sein. Wenn die Nadel dem nicht folgen kann, endet das irgendwann in irreversiblem Verschleiß der Schallplatte.
Ich habe an anderer Stelle aufgezählt, von wie vielen Größen (Anti-)Skating abhängt und dass es eine genaue Einstellung nicht gibt, die allen Beingungen gerecht wird. Damit habe ich schon ausgedrückt, dass ich Juergen nicht widerspreche, der Antiskating nach Gehör einstellt. Bei einer lauteren Passage oder am Ende einer Schallplatte würde er vielleicht (vermutlich) eine andere Einstellung wählen als am Anfang derselben Platte oder der B-Seite.
Ich habe mich jedenfalls dafür entschieden, Auflagekraft (die geringst mögliche mit noch geringen Verzerrungen) und passende Antiskating (symmetrisch einsetzende Verzerrungen) nach Messschallplatte einzustellen.

Die früher in der HiFi-Stereophonie veröffentlichten Kurven stellten auf der X-Achse die Auflagekraft dar, auf Y sowohl die Abtastfähigkeit und daneben auch die FIM-Werte, die asymptotisch gegen den Maximalwert laufen, nicht mehr zu steigern mit höherer Auflagekraft. Für mich liegt das Optimum in dem Auflagedruckbereich, wo FIM keine weitere Steigerung erwarten lässt und die Abtastfähigkeit auch nahe em Optimum liegt.

Mit der Optimierung des Antiskating auf diesen Wert will ich Verschleiß der Schallplatten in den Grenzbereichen vorbeugen. Die Nadel kann man tauschen, wenn die mangelnde Abtastfähigkeit der Nadel sich in die Schallplatte "hineingemeißelt" hat, verliert man die Freude an der Platte. Eine gebraucht beschaffte Platte zeigt nur zu häufig, dass deren Vorbesitzer dieses Problem noch ausgeprägter hatten als man selbst.

Nun haben wir 3 Grundideen:
1. Antiskating so einstellen, dass der Arm beim Absenken nicht nach außen driftet.
Mein persönlicher Kommentar: Das wird der Skatingkraft beim Abtasten der Platte nicht gerecht, Ziel verfehlt.
2. Einstellung der Antiskatingkraft nach Gehör.
Mein persönlicher Kommentar: Fein, wenn man bei der Schallplatte vorher weiß, wo die kritischen Partien sind. Die sollte man bei der gehörmäßigen Einstellung zugrunde legen.
3. Einstellung nach technischen Gesichtspunkten, Messschallplatte, Messtracks im letzten Drittel
Meine bevorzugte Methode, gewiss eine Glaubensfrage, diskutabel. Soll aber bei den höherwertigen Schallplatten funktionieren und ich stelle nicht ständig am Tonarm herum.
Natürlich gehört zu 2. ein Zettel zu jeder LP, auf der man die gehört optimalen Einstellwerte notiert hat. Ich habe mich bisher darauf beschränkt, die absolute Polarität zu vermerken :wink: Da hat man m.E. über den gesamten Verlauf der LP mehr von (Korrektur wo angesagt).
Grüße
Hans-Martin
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higginsd
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Beitrag von higginsd »

Hallo Rüdiger!

Ob Antiskating überschätzt wird, vermag ich nicht zu beurteilen - und es gibt seitenlange Diskussionen zu dem Thema in anderen Foren. Kennst Du auch.

Bei mir ist es aber Fakt, daß der linke Kanal ohne Antiskating deutlich lauter ist, wie der rechte Kanal! Daher habe ich an meinem Tonarm - ein Audiomods S6 - das Antiskating nach Gehör eingestellt, bis ein mittiges Signal auch mittig wiedergegeben wird. Der Audiomods S6 hat zum Glück ein sehr fein einstellbares Antiskating mit einem Gewicht auf einer Gewindestange, die als Hebel funktioniert.

Ohne Antiskating würde ich mir Gedanken um eine einseitige Abnutzung der Rille und des Diamanten machen. Außerdem müsste ich dann mit einem Balance-Regler irgendwo in der Kette ausgleichen, was mir gar nicht gefallen würde.

Man kann das Problem also sicherlich nicht so pauschal beurteilen, denn es gibt Systeme, wo man es sogar hört, wie bei mir.

Hallo Winfried!

Ich habe das Problem gelegentlich auch bei meinem 2. Tonarm, einem Project 8.6CC. Das Carbonrohr liegt auf dem Lift auf so einem Weichplastikpolster auf. Wenn der Tonarm beim Absenken nach außen wandert, reinige ich die Berührungsstelle Tonarm/Polster beidseitig mit Isopropanol. Dadurch wird die Rutschigkeit stark reduziert und der Tonarm senkt sich für ein paar Monate wieder korrekt gerade ab.

Vielleicht hilft das ja auch bei Dir.

Viele Grüße
Dirk
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Danke Dir Dirk,

das werde ich gerne probieren :cheers: , kann mir auch vorstellen, daß das was bringt ... muß mir nur Isopropanol besorgen :mrgreen:

Grüße,
Winfried

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bob_lage
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Beitrag von bob_lage »

wgh52 hat geschrieben: 04.01.2022, 16:38 Danke Dir Dirk,

das werde ich gerne probieren :cheers: , kann mir auch vorstellen, daß das was bringt ... muß mir nur Isopropanol besorgen :mrgreen:

Grüße,
Winfried

5233
Hallo Winfried,

ich hatte genau dieses Problem mit einem Linn Basik Plattenspieler bei einem Bekannten in der letzten Woche. Ich hatte ein defektes Tonabnehmersystem gewechselt. Mit der geringen Auflagekraft war es kaum noch möglich, den richtigen Aufsetzpunkt zu finden. Ich habe dann, wie Du es probieren möchtest, die Tonarmauflage ordentlich mit Isoporpanol bearbeitet. Das hat das Gummi wieder griffig gemacht und der Fehler war behoben.

Viel Erfolg!

Grüße

Thomas
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higginsd
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Beitrag von higginsd »

Isopropanol sollte in keinem guten Haushalt fehlen. Man kann damit auch sehr gut Tonabnehmer-Nadeln reinigen (mit dem Flux), man kann einen guten Schuss zur Schallplatten-Reinigungsflüssigkeit dazugeben usw. usw.

Und Brillen reinigt man damit auch ganz hervorragend... :cheers:

Ich bestelle es immer ganz einfach bei Amazon.

Viele Grüße
Dirk
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