Acourate Audio Toolbox

Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

So Freunde, die Plackerei hat ein Ende. Ich hatte ja nicht mal mehr Zeit, hier im Forum mitzuschreiben - mich erreichten dann emails wie z. B. von Winfried, der mich im wohlverdienten Osterurlaub wähnte, weil man gar nichts mehr von mir höre. Nein nein nein ich habe diese FIR-Kiste zusammen genagelt und mit der Software rumgemacht und gemessen und gemessen und Uli hat sich die paar Kröten für seine Software ganz bitter verdient mit einer Spezialhotline für mich Linuxanfänger, die selbst über Ostern geöffnet hatte. Vielen vielen Dank für die Hilfe, Uli! Dabei ist mir wohl die Forenarbeit etwas entglitten, denn aus dem Augenwinkel habe ich lesen dürfen, dass Kai sich für 2 Wochen bei mir einquartieren will mit seinen MB, ich im Anschluss drei Wochen Urlaub nehmen soll für irgendein CD-Laufwerksprojekt (sowas Antiquiertes :roll: ) und was weiß ich was mir noch alles entgangen ist. Schluss damit, ich bin wieder auf dem Plan.

Die FIR-Kiste spielt. Ich werde darüber wohl am besten in zwei Beiträgen berichten:

1. Wie baut man so eine Kiste und wie sieht sie aus
2. Wie klingt das

Punkt 1 kommt in Kürze in meinem Anlagen-Vorstellungs-Thread.

Punkt 2:

Der Grund für die ganze Aktion war ja die Fragestellung, ob die absolute Zeitrichtigkeit von Relevanz ist. Und zwar bei einer Anlage, die, dank Subtraktivweichen, immerhin schon mit einer Phasenstarrheit der Wege zueinander aufwarten kann - was ja im Vergleich zu den Standard-Linkwitzfiltern eine klare Verbesserung der räumlichen Darstellung erbrachte. Deshalb testete ich drei verschiedene Einstellungen:

a) Unkorrigiert
b) Amplituden-Frequenzgang auf Zielkurve, aber minimalphasig korrigiert (guter FG am Hörplatz, aber keine Zeitrichtigkeit)
c) FG wie bei b und Sprungantwort auf absolute Zeitrichtigkeit korrigiert

Zunächst mal war Uli angetan von meinen Messkurven: Man sieht nämlich nicht jeden Tag einen Messschrieb, der bei 10Hz beginnt und dort unten bereits unkorrigiert die volle Amplitude zeigt. Als ich Uli - fishing for compliments - mich selbst beweihräuchernd darauf hinwies, kam als Antwort, beeindruckender als den Bass fände er die extrem niedrigen akustischen Verzerrungswerte. Schluss mit dem Eigenlob, lasst mich zusammenfassen, die Anlage bietet eine gute Basis für ein solches Experiment.

Die hohe Kunst liegt bei einer solchen Raum-Zeitkorrektur (klingt nach Einstein, nicht war?) natürlich in der Filtererstellung, was mit Ulis Software "Acourate" gemacht wird. Ich habe ziemlich viele Filter erstellt und ausprobiert, aber keines klang so gut wie das, das Uli nur aufgrund von meinen Messkurven aus dem Ärmel geschüttelt hat. Er hat dabei als i-Tüpfelchen noch seine Spezialsoftware eingesetzt, mit der die Sprungantworten der beiden Stereokanäle in den ersten ms gematched werden.

Nach einem ersten intensiven Hör-Abend hatte ich eine klare Meinung gebildet. Zur Bestätigung oder zum in-Frage-Stellen bat ich meine arme Frau wieder mal, als Bindtest-Versuchsperson zu fungieren. Nach einiger Zeit kam ihr Urteil: Das eine klingt unmöglich (war a), das andere ist kaum besser (b), und das dritte ist ok (c). Verwöhnte Göre :oops: . Nun meine Meinung:

a klingt tonal schlechter als bisher, ist ja auch der unkorrigierte FG. Mit b ist der FG in etwa so, wie ich ihn mit meinem (digital eingeschleiften) Behringer DEQ2496 eingestellt hatte, und so klingt es auch. Ziemlich ok. Bei c passierte aber etwas gänzlich Unerwartetes: Bei exakt gleicher Tonalität öffnet sich ein Raum nach hinten, der sich um so deutlicher von demjenigen bei b abhebt, je komplexer die Musik wird. Also z. B. bei einem Sinfonieorchester, wenn alle Mann ins Rohr blasen dürfen oder auch bei einer Bigband. Schaltet man von c auf b, ist es, wie wenn man den Monoschalter betätigt, aber ein Monoschalter für die Längsachse. Im Vergleich zu c rücken die armen Musiker alle auf dichten Raum gedrängt zusammen, in der Nähe der 2D-Ebene zwischen den Boxen. Eine gewisse Darstellung in der Tiefe bleibt schon, aber bei c kann z. B. ein Holz- oder Blechbläser einige Meter weit hinten auf der Bühne erscheinen, was bei b nicht geht.

Es hängt aber sehr stark von der Aufnahme ab. Steril und lieblos zusammen Gemischtes bleibt flach, ob b oder c. Aber Top-Aufnahmen wie z. B. der Bigband-Ausflug von Robbie Williams "Swing When You're Winning" klingen grandios. Übrigens finde ich die genannte CD die einzig Anhörenswerte von ihm. Aber auch Rainers Beethoven-Tipp für 10Euro ist fantastisch in der Tiefe gestaffelt!

In meinem Hörbericht zur FM701 schrieb ich was von dem Einatmen, das bei Stadtfeld gleich nach den ersten 10s im ersten Stück zu hören ist. Meine Frau meinte, es klänge nun (bei c) nicht mehr so asthmatisch (wie bei b) - sie hat als Internistin da eine berufsbedingte Urteilskraft. Aber auch ich als einfacher Elektriker finde, dass das Atmen natürlicher klingt.

So, was heißt das jetzt? Ich bin völlig ratlos, weil all die Literatur, die ich mir bisher zu dem Thema reingezogen habe, das Gegenteil behauptet. Die Gruppenlaufzeit, die es bei mir max. zu korrigieren gibt, liegt im Bass bei 4ms. Alles unter 10ms sei dort nicht hörbar, heißt es. Bei höheren Frequenzen sinke die Wahrnehmbarkeitsschwelle auf 0,5ms ab, aber ebenso sinkt die GLZ-Verzerrung meiner Anlage, die stets unter den angegebenen Literatur-Werten liegt.

Ich stelle mal einen ersten zarten Erklärungsversuch zu Diskussion:

Bei den bisherigen Versuchen wurde zwar die GLZ der Weiche und des Chassisversatzes soweit einigermaßen ausgeglichen, aber die Präzision, mit der Ulis Software die Sprungantwort am Hörplatz restauriert, wurde dort nicht erreicht. Und möglicherweise tritt der gehörte Effekt erst ein, wenn diese Präzision erreicht wird.

@Franz (dessen Audiovolver II ebenfalls Ulis Filteralgorithmen verwendet):
Bei Dir gab's ja nicht nur die Gruppenlaufzeit, sondern auch den Amplituden-FG zu korrigieren. Nachdem Du Dich jetzt an die neue Tonalität gewöhnt hast - stellst Du bei Dir auch diese Zunahme der räumlichen Tiefe fest?

Das Ergebnis hat mich dazu animiert, einen weiteren Test an einer anderen Anlage, bei meinem Freund Helmut zu unternehmen. Ich schraube gerade eine weitere FIR-Kiste zusammen (jetzt weiß ich ja, wie's geht). Helmut hat eine Anlage (von mir aufgebaut), die ich für konseqent halte:

Sonos im ganzen Haus, Musik kommt nur von der Netzwerkplatte oder vom Internet. Schlafzimmer Sonos ZP120 mit kleinen Nubertboxen, ist zum Einschlafen oder Wecken ok. Terasse ZP120 und JBL Control1G, sind wetterfest. Und der Rest alles aktiv: Küche ZP90 mit ADAM A5, Arbeitszimmer/Bibliothek ebenfalls ZP90 plus A5, und im Wohnzimmer, wo hauptsächlich Musik gehört wird, Sonos ZP90, der am Analogausgang ein Pärchen Backes & Müller BM2 versorgt. Das klingt schon ganz erstaunlich gut!

So, und diese ZP90-BM2-Kombi kriegt jetzt auch eine FIR-Kiste. Die Soundkarte frisier' ich so, dass der Analogausgang was taugt. Dann kommt der ZP90 per S/PDIF an die FIR-Kiste und der Analogausgang an die BM2. Lautstärkeregelung wie bisher über's Sonos (gibt ja, wie schon oft hier diskutiert, 24bit aus, so dass kein Klang-Verlust bei 16/44,1k-Wiedergabe auftritt). An den Analogeingang kommt übrigens das bereits von der Glotze Lautstärke-geregelte TV-Signal, das einen zweiten Filtersatz zu den BM2 durchläuft - der aber nur minimalphasig korrigiert. Damit ist für Lippensynchronität gesorgt, und die eingebauten Tröten in der Flachglotze schlagen die BM2 mit links, auch wenn der Raum nur minimalphasig korrigiert ist. Die vier Filtersätze (2x minphasig für TV am Analogeingang, 2x linphasig für Sonos am Digitaleingang) laufen parallel, was das 1GHz-Motherbördchen gut auslastet. Es geht, habe ich schon mal ausprobiert. Man muss dann nichts umschalten, Glotze an, Ton kommt, Sonos an, Ton kommt auch. So ist zumindest der Plan.

Ich bin sehr gespannt darauf, welche Verbesserung bei dieser Anlage zu hören sein wird. BTW: Auch wenn man Ulis "Acourate" nur auf seinem eigenen Rechner installiert hat, muss man sich erneut um die Lizenzfrage bemühen, wenn das Ergebnis der Berechnungen bei jemand anderem eingesetzt wird. In diesem Fall habe ich das natürlich mit Uli abgesprochen.

Viele Grüße
Gert
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JOE
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Beitrag von JOE »

Is' ja super spannend das Ergebnis! Und vor allem, dass es da höchstwahrscheinlich was an herrschender Auffassung zu korrigieren gibt. Auch wenn man schon mal mit dem Hörergebnis sehr zufrieden sein kann, so bleibt doch die theoretische Aufarbeitung nicht minder spannend.

Gruß
Joe


PS:
Auch wenn man Ulis "Acourate" nur auf seinem eigenen Rechner installiert hat, muss man sich erneut um die Lizenzfrage bemühen, wenn das Ergebnis der Berechnungen bei jemand anderem eingesetzt wird.
Das sollte doch wohl selbstverständlich sein!
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Franz
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Beitrag von Franz »

Hallo Gert,
@Franz (dessen Audiovolver II ebenfalls Ulis Filteralgorithmen verwendet):
Bei Dir gab's ja nicht nur die Gruppenlaufzeit, sondern auch den Amplituden-FG zu korrigieren. Nachdem Du Dich jetzt an die neue Tonalität gewöhnt hast - stellst Du bei Dir auch diese Zunahme der räumlichen Tiefe fest?
Ein klares Ja

Gruß
Franz
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Mein oben ins Rennen geworfener Diskussionsansatz
Bei den bisherigen Versuchen wurde zwar die GLZ der Weiche und des Chassisversatzes soweit einigermaßen ausgeglichen, aber die Präzision, mit der Ulis Software die Sprungantwort am Hörplatz restauriert, wurde dort nicht erreicht. Und möglicherweise tritt der gehörte Effekt erst ein, wenn diese Präzision erreicht wird.
überschnitt sich mit einer Mail, die ich von Uli bekam. Meine Nachfrage nach Veröffentlichung wurde netterweise von ihm positiv beschieden:
Hallo Gert,

für mich ist das leicht erklärbar:
1. Viele GLZ-Untersuchungen sind mono erfolgt. Da ist das Ganze nicht
so wichtig.
2. Die GLZ-Verzerrungen sind nun für Dich leicht erkennbar weil
Vergleichsmöglichkeit. Ohne eine solche bzw. ohne die Möglichkeit der
Exzessphasenkorrektur (vermeintlich unmöglich oder störend wegen
pre-ringing) stochert man doch sehr im Nebel.
3. Ich denke die Leute denken zu wenig nach. Ich grüble häufig über
das Hörverhalten. Es ist klar dass wir als Fluchttiere reflexartig auf
Impulse reagieren müssen. Da hat aber ein Tiefton keine Zeit sich
auszubilden. Also ist er nicht wichtig und wird deshalb weniger
kritisch unter Zeitaspekten wahrgenommen. So ergibt sich denn für mich
die zeitliche Reihenfolge beim Hören:
- Impulse (Hochton)
- Mittelton
- Tiefton
- Klang
- Melodie
- Musik
Um nun die Richtung eines Impulses=Gefahrenquelle richtig einschätzen
zu können muss die Phasenlage klar ausgewertet werden.
Na ja, ein wenig denken manche doch nach, siehe Vorschlag für einen
einzelnen Subwoofer anstelle von zweien.

Nebenthema: wenn Du Dich mit der S-Transform beschäftigst bemerkst Du
dass die Frequenzauflösung ziemlich mies aussieht. Eigentlich möchte
man das ganz genau haben. Nun nimm mal die Extremas: in der time
domain haben wir alle Feinheiten über das zeitliche Verhalten, wissen
aber nichts über die Frequenzen. In der frequency domain kennen wir
die Frequenzen, wissen aber nichts über das zeitliche Verhalten. Da
kommt die Unschärferelation (eigentlich für etwas anderes erfunden)
ins Spiel. Wavelets und S-Transform liegen nun dazwischen, von jedem
etwas aber nicht 100% präzise. Klar soweit?
Und nun lass uns nachdenken wie ein Ohr/Gehirn hört. Das nimmt
Schallereignisse zeitlich auf und ermittelt Frequenzen. Nach der
Vorrede sollte klar sein, dass wir demzufolge in einem Frequenzgemisch
nicht präzise Frequenzen separieren können (wenn das schon
mathematisch nicht geht wie soll denn das Hirn FFT rechnen?). Und so
spielt das enge Gezappel in einem Frequenzgang keine Rolle, es kommt
auf den weitläufigen Verlauf an.

Manches erschliesst sich ganz logisch aus solchen philosophischen Betrachtungen.

Für mich übrigens war das Schlüsselerlebnis hinsichtlich GLZ und
Pulsgleichheit ein Kunde wo die Korrektur versagt hat. Der hat Kharma
Exquisite Midi Lautsprecher. Nach der Analyse des Versagens war klar:
ich hab noch nie vorher ein so perfekt gematchtes Paar LS gesehen.
Keine ideale Sprungantwort aber perfekt zueinander. Und die übliche
Raumkorrektur, die ja gerade in den ersten ms die wesentliche Rolle
spielt hat die Pulsgleichheit zerstört.
Seitdem denke ich drüber nach wie ich diese Aufgabe löse. Die Lösung
kenn ich nun. Patentwürdig und kein Geld dafür. Und mein lieber
Wettbewerb wartet nur drauf dass er erfährt wie es geht. Ich muss es
also automatisieren...
Uli hat sich mit der Materie schon sehr tief beschäftigt, und ich bin froh, dass wir mit ihm im Forum einen netten Mitschreiber haben, von dem wir sehr viel lernen können. Ich denke, dass die meisten von uns Anlagen daheim stehen haben, die nur darauf warten, dass sie die dritte Dimension eröffnen dürfen. Wer in den Genuss kommen möchte, hat zwei Möglichkeiten:

1. Man nimmt ein fertiges Produkt von Audiodata oder Definteaudio, die eine Hardwarelösung für Ulis Software bieten. Aber auch andere Lösungen wie Audyssey, Lyngdorf und Co. bringen einen evtl. weiter. Wobei die absolute Zeitrichtigkeit aber nach meiner jüngsten Erfahrung wohl der entscheidende Faktor für eine gesteigerte räumliche Darstellung ist - nicht alle Raumkorrektursysteme bieten das.

2. Wer gerne selbst bastelt, schraubt sich was zusammen. Wie das z. B. aussehen kann, stelle ich demnächst vor.

Viele Grüße
Gert
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Hallo liebe Experten!

Danke für die aufschlussreichen Beiträge! Ich mach mal einen kleinen Einwurf von meiner bescheidenen "Bastelwarte" mit ungeregelten B&W Nautilus 804 aus:

Ich habe bei meinen Aktivierungsprojekten (die bisher ja noch im IIR Bereich angesiedelt waren) Schritt für Schritt die Verbesserung der Impulsgenauigkeit und räumlichen Darstellung wahrgenommen, die hier beschrieben wird! Speziell die Angleichung der Sprungantworten und Frequenzgänge bei beiden LS sind wichtig, damit wurde die Ortung auch stabiler und detaillierter in der Breite. Bei der Tiefenstaffelung bin ich da noch etwas vorsichtig...

Möglicherweise werde ich noch weitere Erfahrungen beitragen können, wenn meine DEQX FIR Weiche/Raumkorrektur läuft, da wird im zweiten Schritt die Sprungantwort und der Frequenzgang am Hörplatz optimiert, nachdem vorher der Mittel/Hochtonbereich so ab 300-400 Hz in 1m Entfernung mit FIR Filtern Sprungoptimiert und Pegellinearisiert wurde. Meine bisherigen Versuche sind (messtechnisch) sehr vielversprechend!

Das die "Alarmfunktion" der Ohr/Hirn Kombination viel zu unserem räumlichen Musikempfinden beiträgt unterstreiche ich voll! Ich habe das vor einiger Zeit in einem anderen Forum, wo's um "LS die richtig Wandeln können" ging, auch mal für die Wichtigkeit der exakten Sprung und Impulsantwort ins Feld geführt! Man braucht sich doch nur selbst zu beobachten, wenn man z.B. durch den Wald spaziert: Wie schnell und genau das Auge die Richtung des Schallursprunges "anpeilen" kann, wenn dieser Schall "knackig" ist...!

Gruss,
Winfried
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Franz
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Beitrag von Franz »

Uli hat sich mit der Materie schon sehr tief beschäftigt, und ich bin froh, dass wir mit ihm im Forum einen netten Mitschreiber haben, von dem wir sehr viel lernen können. Ich denke, dass die meisten von uns Anlagen daheim stehen haben, die nur darauf warten, dass sie die dritte Dimension eröffnen dürfen.
Das möchte ich ausdrücklich unterschreiben. Für mich das Spannendste, was ich seit jahren in Foren mitverfolgen konnte, ist diese Korrekturgeschichte. Und aus praktischer Erfahrung weiß ich nun, wie groß die klanglichen Auswirkungen sein können. Bei allen, die sich des Themas in einer verständlichen Sprache angenommen haben, möchte ich mich dafür bedanken. Das hat Niveau und hat in der Tat Lerncharakter, auch, weil es hier über die bloße Theoretisiererei hinaus geht und praktisch anschaulich wird.

Gruß
Franz
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Roli
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Beitrag von Roli »

Hallo Franz,

schliesse mich Deinem Kommentar voll an! Mit echter Bewunderung studiere ich die Berichte - obwohl ich aufgrund meiner fehlenden elektrotechnischen Kenntnisse nicht immer alles komplett kapiere...... :oops: .
Danke an alle Berichtenden.

Franz - besteht eigentlich an Deiner neuen Errungenschaft die Möglichkeit, zwischen - ursprünglich und neu - zu switchen?

Herzliche Grüße
Roland
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Fortepianus hat geschrieben: Wobei die absolute Zeitrichtigkeit aber nach meiner jüngsten Erfahrung wohl der entscheidende Faktor für eine gesteigerte räumliche Darstellung ist - nicht alle Raumkorrektursysteme bieten das.
Die Systeme a la Audyssey, Lyngdorf, TacT (damit hab ich übrigens mal angefangen), DEQX bieten hinsichtlich der Raumkorrektur nur minimalphasige Lösungen, keine Exzessphasenkorrektur. Dies entspricht dem von Gert beschriebenen Hörergebnis b). Der Trick, evtl. durch linearphasige Frequenzweichen und Delays zwischen den einzelnen Treibern eine Zeitrichtigkeit zu erreichen klappt wohl ganz gut, löst aber nicht das Problem der GLZ zwischen den Treibern unter Raumeinfluss (Exzessphase).

Grüsse

Uli
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Unicos
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Beitrag von Unicos »

Hallo Gert,

ich glaub ich brauch da bald mal eine Hoerprobe, um dann bestimmt danach meine BM4 anzupassen:-).
Wieder ein tolles Projekt!

Gruss

Thomas
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JOE
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Beitrag von JOE »

Ich denke, es ist von herausragender Wichtigkeit, dass man die Sache vom Kopf (technische Lösung) auf die Füsse (Bedeutung des Hörens und seiner Elemente in seinem natürlichen Entstehungsumfeld) stellt. Oder wie Uli es vorhin ausgedrückt hat
Manches erschliesst sich ganz logisch aus solchen philosophischen Betrachtungen.
wobei zu ergänzen wäre: nicht "Manches", sondern das Grundlegende. - Selbstverständlich bleibt danach noch mehr als genug zu tun, aber ohne den richtigen Ausgangspunkt irrt man doch sehr umher und ist vor allem in der Gefahr, die verschiedenen Lösungsdimensionen falsch zu gewichten.

Übrigens gilt der skizzierte Zusammenhang auch über die hier diskutierte spezifische Thematik hinaus - was leider immer noch die meisten nicht wahrhaben wollen. (Aber keine Angst, das führe ich hier nicht noch einmal exemplarisch weiter aus ... :wink: )

Gruß
Joe
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Franz
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Beitrag von Franz »

Roland hat geschrieben:Franz - besteht eigentlich an Deiner neuen Errungenschaft die Möglichkeit, zwischen - ursprünglich und neu - zu switchen?
Hallo Roland,

ja, es gibt am audiovolver mit der "bypass"-Taste auf der Fernbedienung die Möglichkeit, zwischen ursprünglich und neu zu switchen. So kann man unmittelbar hören, was sich dann tut.

Gruß
Franz
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Kienberg
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Beitrag von Kienberg »

Edit: Dieser und die nachfolgenden Beiträge wurden aus Gerts Vorstellung hierin verschoben, weil sie für das Verständnis der Acourate Audio Toolbox von allgemeinem Interesse sein dürften.

Hallo Gert,

allerbesten Dank für diesen hochinteressanten Bericht und Glückwunsch zum Bau eines "AudioVolvers made by Gert". Eine tolle Leistung, Respekt !! Das Schöne daran ist, dass es sich auch aus Sicht der Musikwiedergabe voll und ganz gelohnt hat.

Dass Du auf diese Weise "spielend" Linux lernen konntest, freut mich ganz besonders. Jetzt stell Dir nur mal vor, Du hättest solche Eingriffe in die "Windows-Innereien" machen müssen, nicht auszudenken, denn bis MS Dir die Genehmigung mit allen NDAs erteilt hätte, hättest Du das ganze Jahr zum Anträgeschreiben nutzen müssen...mit völlig offenen Ausgang natürlich. Also können wir Dich nun als Linuxfreak hier begrüssen, ein schöner "Fall by" Deines Projektes.

Nun noch einige Fragen zur Implementierung:
Fortepianus hat geschrieben:Der Messfile liegt auf dem USB-Stick der FIR-Kiste, und ein speziell gestricktes Mess-Skript spielt die Messtöne direkt vom Stick an die Ausgänge der Soundkarte. An einen Eingang der Soundkarte kommt das Mikro (über einen externen Mikrovorverstärker). Der individuell erstellte Mess-Schrieb meines Mikros wurde zuvor in Acourate in ein dazu inverses Filter umgerechnet. Mit diesem Filter wird nun das Mikrofonsignal behandelt und anschließend das Ergebnis als File auf den Stick gespielt.
Das heisst, man braucht nur im "Korrekturrechner"(auch Faltungsrechner oder Convolver) eine hochwertige Soundkarte, im Acourate-Rechner (der ja unter Windows laufen muss) reicht dann der Onboard-Sound. Ist diese Lösung nun für alle Acourate-kunden möglich ?
Deshalb wird jetzt der Mess-Schrieb erst mal in den RAM gespeichert und am Ende der Messung in aller Ruhe auf den Stick geschoben
Wie gross ist den der RAM des Systems ?(fehlt bei den Specs oben)
Betrachtet man das Wiedergabesystem als Black Box, weiß man nach der Messung, welches Signal raus kommt. Und was man rein geschickt hat, weiß man schließlich sowieso. Hat man Eingangs- und zugehöriges Ausgangssignal eines Systems, hat man alle seine Übertragungseigenschaften. Man kann dann in Acourate die Impuls- und die Sprungantwort sowie den Frequenz- und Phasengang berechnen und sich die Verzerrungen ansehen.
Wie habt ihr denn die Messdaten an Acourate übergeben ? Hat dieses Programm jetzt eine neue Schnittstelle, dass es statt der bisher notwendigen Messung an der Windowskiste nun auch bereits gemessene Daten vom Linuxrechner übernehmen kann ? D.h. hat Uli ein Datenformat spezifiziert, dessen Informationen Acourate dann wie die üblichen Messwerte behandelt ?
Bei jedem der obigen Schritte kann man aber diverse Parameter einstellen - wer Freude am Experimentieren hat, kommt voll auf seine Kosten.
Ein nicht zu unterschätzender Vorteil, gerade auch, wenn man öfter Anlage oder Möbel verändert. Ausserden würde es mich stören, meine Messdaten frei zugänglich auf einer Website vorzufinden (spricht gegen die Privacy, wenn ein Hersteller sowas ohne Login zulässt).
Etwas gewöhnungsbedürftig ist, dass das Rechnerlein erst mal eine Minute booten muss, bevor Musik spielt. Uli meinte, mit einer fest eingebauten Speicherkarte und hier und dort noch ein paar Verbesserungen in den Configs liese sich die Zeit deutlich reduzieren. Schlimm finde ich's nicht, aber vielleicht mach' ich das noch. Die Zeit kann man ja auch sinnvoll z. B. mit dem Öffnen einer Rotweinflasche zubringen.
Nicht schlimm, mein BluRay-LW bootet auch nicht viel schneller.

Grüsse Sigi
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Franz
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Beitrag von Franz »

Kienberg hat geschrieben:Ausserden würde es mich stören, meine Messdaten frei zugänglich auf einer Website vorzufinden (spricht gegen die Privacy, wenn ein Hersteller sowas ohne Login zulässt).
Hallo Sigi,

bei audiodata kannst du dir ein Passwort geben lassen. Damit ist es geschützt. ich bin da großzügig. Meine Daten darf jeder sehen, ich bin da offen.

Gruß
Franz
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Kienberg
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Beitrag von Kienberg »

Hallo Franz,

dan passt es ja wieder. Dachte schon, die wollen damit Werbung machen und man muss dem per Vertrag zustimmen.

Gruss Sigi
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Franz
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Beitrag von Franz »

Nee Nee, Herr Schippers hat mich extra gefragt, ob ich es mit einem Passwort schützen wolle. Das habe ich aber dankend abgelehnt. ich hätte ja sonst jedem von euch das Passwort weiterreichen müssen per PN, das wollte ich nicht. meinetwegen kann das jeder einsehen. Herr Schippers sieht das auch locker. Es gibt ja nichts zu verheimlichen, bin sowieso für Offenheit, auch wenn mir das sehr oft zum Nachteil gereicht. Damit kann ich aber gut leben. :cheers:

Gruß
Franz
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