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Empfehlung für Messmikrofon und Equipment?

Verfasst: 30.04.2017, 22:08
von treble trouble
Hallo zusammen,

in der Hoffnung, dass ich nicht nerve, weil das Thema sicherlich häufig aufkommt. Aber irgendwie komme ich per Recherche nicht wirklich zu einem Ergebnis, sondern werde eher verwirrt. Außerdem ist immer die Frage, ob Beiträge, die einige Jahre alt sind, immer noch Bestand haben.

Ich traue mich daher zu fragen: Welches Messmikrofon und ggf. weiteres Equipment sollte man sich kaufen?

Wofür ich es brauche: Erstmal nur zur Raumausmessung, um den Raum, oder auch die Sitzplatz- und Boxen-Position ggf. etwas anpassen zu können. Ich möchte gerne mal sehen, was in meinem Raum so Sache ist und was bspw. Akustikabsorber für eine messtechnische Wirkung zeigen.

Langfristig interessiere ich mich aber für eine Raumeinmessung der Anlage. Momentan gehen meine Gedanken in Richtung Acourate. Als Hardware überlege ich, mit einem Raspberry PI als Streamer und brutefir zu experimentieren. Wenn mir das zu frickelig wird, schaue ich vielleicht doch bei der Firma Abacus vorbei.

Zuerst dachte ich, fein, es gibt das recht günstige USB-Mikro UMIK-1, je nach Quelle für knapp über 100€, kalibriert für 0° und 90°. Dann habe ich hier aber Beiträge gefunden, dass USB-Mikros suboptimal seien, weil sie Laufzeitverzögerungen oder sonst irgendwelche zeitlichen Unregelmäßigkeiten aufweisen?

Also ist vermutlich das Behringer ECM8000, das ja auch auf der audiovero.de Seite angeboten wird, die richtige Wahl?

Bleibt die Frage nach der Soundkarte. Direkt 400€ oder mehr dafür zu investieren, finde ich ein wenig viel. In einem Beitrag fand ich die Empfehlung für TerraTec DMX 6Fire. Das Gerät scheint ja auch einen Digital-Out zu haben, so dass man den DAC seiner Anlage mitmessen kann. Taugt das Gerät was oder sollte man doch lieber ein anderes, vielleicht doch teureres, aus irgendwelchen Gründen nehmen? Im Idealfall sollte die Soundkarte sowohl unter Windows-10, wie auch MacOsX laufen.

Dann braucht man ein XLR-Mikrokabel und ein Mikrofonständer. Kommt die ominöse Phantomspeisung aus der Soundkarte über das XLR-Kabel? Oder braucht man da noch eine weitere Spannungsversorgung?

Schöne Grüße und vielen Dank für jede Hilfe
Gert

Verfasst: 30.04.2017, 22:19
von Hans-Martin
Hallo Gert,
vertrau auf Ulis Behringer ECM8000 - und gerade wegen seiner beiden Kalibrierungen, auf Achse und unter 90°.
Das eröffnet sinnvolle Möglichkeiten auf der Basis eines Massenprodukts, welches du immer wieder an einen neuen Liebhaber veräußern könntest.
Die Phantomspeisung könnte man auch per externem Batterieset machen, 2x 9V Batterien können schon reichen.
Die größere Schwierigkeit als das Messen ist die Auswertung.
Und bei dem Wunsch nach Korrektur ist das Ziel und die entsprechende Zielkurve mMn das große Thema.
Grüße Hans-Martin

Verfasst: 01.05.2017, 00:14
von pschelbert
Hallo

ja das ECM8000 von Uli kalibireirt da bist Du gut dabei.

AD und DA gibt es gute ab 2 Kanälen für um die 125Eur:
Focusrite, Steinberg etc.
https://www.thomann.de/de/usb_audio_int ... 574-last=4

Ich würde jedenfalls sehen, dass ein Micpremap mit Phantomspeisung (48V ist standard) drin ist. Dann zwei genug lange XLR Kabel und Du bist dabei. (für Stereo, kann aber auch nur eines nehmen)
Unbedingt externes Audiointerface via USB, Firewire, Thunderbird, kein engebaute Karte nehmen.
Auf ASIO Treiber achten, muss sein.

Peter

Verfasst: 01.05.2017, 07:19
von Buschel
Hallo Gert,

ein kalibriertes ECM-8000 (0 und 90 Grad) passt für deine Anwendung. Ständer und Kabel bekommst du günstig bei den üblichen Onlineshops (thomann, rockshop, ...). Je nachdem welches Mikrofonpaket du kaufst, vergiss bitte nicht die Mikroklemme, um das Mikro am Ständer zu befestigen. Bei einigen Mikrofonpaketen ist die Klemme dabei, bei anderen nicht.

Die Spannungsversorgung für das Mikro (Phantomspeisung) kommt aus der USB-Soundkarte und wird über das XLR-Mikrofonkabel an das Mikrofon gegeben. Du musst nur die richtige Soundkarte mit diesem Feature kaufen. Ein Digitalausgang zum Anschluss an einen DAC ist sicherlich interessant, führt aber auch wieder zu Laufzeitproblemen (der DAC hat wahrscheinlich eine leicht andere Samplingfrequenz wie die aufnehmende Soundkarte, d.h. der Sweep wird etwas langsamer oder schneller abgespielt als erwartet). Alternativ kannst du die Sweeps ja auch über einen anderen Medienplayer abspielen, der an deinem DAC hängt. Ein Digitalausgang ist also mMn nicht zwingend notwendig.

Grüße,
Andree

Verfasst: 01.05.2017, 09:56
von Hornguru
Moin!

Mein persönlicher Eindruck war bis jetzt dass die Behringer Klasse idR ausreicht. Habe diverses für mich schlüssiges in Foren und Berichten aufgeschnappt ohne es selbst zu testen:

Wer Nahfeld (ohne Tassen/Tür Scheppern) Klirr messen will braucht ein Klirrarmes Mikro dass bis 130dB und mehr mitmacht. Macht Sinn. Nils hatte hier ein gutes für nur 150€ empfohlen (???)

Wer im Hochton genauer und vor allem mit 96/48k abstimmen möchte braucht die Liga Earthworks M50. Dann sind wir schon bei 1500€ :D

Wobei ich erfahren habe dass Uli neuerdings bis 48k kalibriert.
Ich nehme mal an dass die Genauigkeit eines bis 48k geprügelten Behringers etwas geringer ist, was verschmerzbar wäre da die Empfindlichkeit unseres Ohres da ja irgendwie dezent abnimmt ;)
Dürfte lediglich die Bündelung und der Rauschabstand als größtes Manko bleiben.
Was man wohl durch Mehrfachmittelung auf 0° irgendwie in den Griff bekommen sollte.
Für Fledermäuse vielleicht nicht genau genug aber für 1400€ Ersparnis doch attraktiv für mich.
Und Klirr hab ich ja eh nicht ;)

Gruß
Josh

Verfasst: 01.05.2017, 11:10
von Hans-Martin
Hornguru hat geschrieben:Ich nehme mal an dass die Genauigkeit eines bis 48k geprügelten Behringers etwas geringer ist, was verschmerzbar wäre da die Empfindlichkeit unseres Ohres da ja irgendwie dezent abnimmt ;)
Hallo Josh,
dem Behringer würde ich auch nicht gut 2 Oktaven oberhalb seiner Resonanzfrequenz die absolute Genauigkeit abverlangen.
Vielmehr sehe ich in der Ausdehnung der Kalibriereinrichtung auf 48kHz einen mutigen Schritt in Richtung mehr Präzision, von der der Bereich unter 20kHz sicher profitiert.

Man sollte berücksichtigen, dass erfolgreiche dynamische Mikrofone 3 geschickt über den Übertragungsbereich verteilte Resonanzfrequenzen haben, spezialisierte Mikrofone haben 2 und Elektretmikrofone nach meinem Wissen nur eine einzige am oberen Ende des Übertragungsbereichs.
Beim Behringer gibt es Exemplarstreungen mit 16kHz, aber auch mit 10kHz Resonanz, außerdem eine typisch und somit zu erwartende Streuung der Resonanzgüte, die sich in unterschiedlichem Peak mal +1dB, mal 6dB zeigt.

Eine Aussage über das Phasenverhalten des Mikrofons im Bereich und jenseits der Resonanz wäre interessant, und die Messmethode, bzw, was man messen möchte setzt dem Grenzen. Denn auch wenn Sinustöne oberhalb 20kHz als solche nicht hörbar sind, wahrnehmbar sind Timingfehler, die schließlich in 200kHz umgerechnet werden können.
Wenn ich nochmal Bedarf für ein zusätzliches Messmikro hätte, würde ich eines mit sehr hoher Resonanzfrequenz wählen.
Grüße Hans-Martin

Verfasst: 01.05.2017, 13:01
von wgh52
Hallo Freunde,

als Beispiel mal die Plots der Kalibrierdateien meiner Messmikros, ein Behringer ECM8000 und ein Earthworks DM23:

Bild

Bild

Was mir besonders auffällt:

1. Die Kalibrierung fängt bei ~ 800 Hz an und geht bis ~ 24 kHz
2. Das Behringer zeigt bei 17 kHz bereits Abfall, so dass man die Kalibrierung sozusagen "abgebrochen" zu haben scheint :roll:
3. Das Earthworks zeigt bei 24 kHz noch keinen Abfall
4. Die Kalibrierungen bewegen sich im Bereich von nur -1 bis +2 dB, bzw. -4° bis +8°

Irgendwie wirken die Kalibrierungsbereiche in Pegel und Phase (beruhigend :wink: ) klein :roll:

Ich habe das DM23 erst kurze Zeit und meine bisherigen DEQX Einmessungen mit dem ECM8000 waren recht "gefällig", aber werde ich doch "umsteigen". Es "fühlt" sich einfach besser an :cheers:

Grüße,
Winfried

4073

Verfasst: 01.05.2017, 13:36
von Hans-Martin
Hallo Winfried,
bei dem Earthworks sieht die Kurve für mich so aus, als wäre bereits bei 20kHz abgebrochen worden, geradliniger steiler Abfall bis 0dB, von dort auf 0dB bis zum Ende des Papiers verbleibend. Der rechte Winkel im Schrieb ist doch sehr suspekt...
Es wäre zu erwarten, dass nach der Resonanzstelle der Abfall bis unter Null verläuft.
Ich denke, die eigentliche Resonanzstelle liegt frequenzmäßig höher, das wahre Maximum wurde im Plot nicht mehr dargestellt.
Die werbestrategische Aussage sollte nach meiner Vermutung lauten: Wir liefern bis 20kHz innerhalb +2/-1dB.
Was passiert unterhalb 800Hz?
Messmikrofone haben unterhalb 40 Hz meist auch ein eigentypisches Verhalten (-2-3dB@20Hz)
Grüße Hans-Martin

Verfasst: 01.05.2017, 13:42
von wgh52
Hallo Hans-Martin,

"grün" ist zwar das Behringer, aber ich versteh' was Du meinst.

Unter 800 Hz wird offensichtlich nicht kalibriert, keine Ahnung warum. Find ich zwar auch bemerkenswert, ist aber nicht zu ändern. Vielleicht lass ich die Mics mal bei Uli vollbereichskalibrieren um dann mit REW oder so nachzumessen was das ausmacht... :cheers:

Grüße,
Winfried

4074

Verfasst: 01.05.2017, 14:01
von Hornguru
Ja Uli hat meinst bis 15Hz kalibriert und das sieht sehr vernünftig aus (moderat).

Kann mir gut vorstellen wenn das Behringer bis 40kHz um 30dB abfällt dreht das die Phase im Hochton wesentlich stärker als die nur bis 20k definierten 6dB...

Verfasst: 01.05.2017, 14:20
von Schorsch
Hallo Gert,
ich habe gute Erfahrungen mit dem Isemcon EMX-7150.
Man erhält eine individuelle Kalibrierdatei über den kompletten Frequenzbereich (10-20.000 Hz) und es hat einen ordentlichen Klasse 1 Frequenzgang (Ist natürlich kein echtes Klasse 1 Mikrofon).
http://www.isemcon.net/ashop/product_in ... ucts_id=57

Das UMIK-1 macht zur Zeit auch viel Spass, z.B. mit REW zusammen. Kinderleicht zu nutzen ...

Viele Grüße
Georg

Verfasst: 01.05.2017, 19:21
von Hornguru
Mnja nä Umik hat eingebautes USB Modul das nicht über Soundkarte läuft. Sowas macht immer Treiber und Synchronisationsprobleme. Nä.

Und die Werkskalibrierten... da habe ich meine eigene Meinung was deren Gründlichkeit und "Verwechslungsgefahr" der Seriennummern angeht.
Ist schon mehrfach passiert dass miniDSP bei ihren Umiks ein Vertauschen reklamiert hat.
Darauf habe ich mein Sonarworks (auch werkskalibriert) zu Uli geschickt, und siehe da, Kalibrierung war auch Mist!

Entweder HighEnd, oder individuell vom Könner machen lassen.

Gruß
Josh

Verfasst: 01.05.2017, 20:44
von Hans-Martin
wgh52 hat geschrieben:"grün" ist zwar das Behringer, aber ich versteh' was Du meinst.
Hallo Winfried,
Ah, dann sehe ich im inversen Bild beim Behringer die Resonanz um 8000 Hz, relativ niedrig in Frequenz, aber auch nicht stark ausgeprägt, immerhin gut genug, um bei 20kHz bei -2dB zu landen.
Die Welligkeit unter 3kHz hat mich ebenfalls beim ersten Blick auf die Diagramme irritiert, für mikrofontypisch würde ich die nicht halten.

http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic. ... 740#p77740
Grüße, Hans-Martin

Verfasst: 01.05.2017, 22:12
von Schorsch
Hi Josh,
Hornguru hat geschrieben: Entweder HighEnd, oder individuell vom Könner machen lassen.
Na, da hab ich wohl Glück gehabt, meine waren beide mit korrekter und unvertauschter Kalibrierdatei versehen ... :wink:

Viele Grüße
Georg

Verfasst: 01.05.2017, 22:32
von wgh52
Hallo Georg,
Schorsch hat geschrieben:...Na, da hab ich wohl Glück gehabt, meine waren beide mit korrekter und unvertauschter Kalibrierdatei versehen ...
wie hast Du das (zweifelsfrei) verifizieren können? Nicht, dass ich Deine Aussage bezweifle, sondern ich bin neugierig wie "wir" das ggf. auch verifizieren könnten ohne neu kalibrieren zu lassen.

Danke und Grüße,
Winfried

4075