Trinaurale Wiedergabe

uli.brueggemann
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Trinaurale Wiedergabe

Beitrag von uli.brueggemann »

Was man nicht kennt vermisst man nicht. Man kann allenfalls ungewiß von etwas träumen.
In unserem Hobby gehört dazu eben das optimale Hörvergnügen. Das bedeutet m.b.M.n. aber nicht, dass es der Realität entsprechen muss.
Und so sind wir dann doch immer auf der Suche ...
Das haben allerdings auch schon viele versucht und es macht Sinn, sich mit dem zu beschäftigen, was andere schon einmal gemacht haben. Also sich etwas von den Altvorderen anschauen, überprüfen, auf den damaligen Zeitgeist Rücksicht nehmen und zwischenzeitliche Entwicklungen mit bedenken. Um dann alte/neue Ideen zu verifizieren, sie auch wieder zu verwerfen oder eben etwas daraus zu machen.

Und so schaue ich mir derzeit das Thema trinaurale Wiedergabe an. Und werfe den alten Teebeutel nochmal in frisches Wasser.
Klar ist, dass ein dritter Lautsprecher einen zusätzlichen Aufwand bedingt. Da mag und muss nicht jeder mitgehen.

Am Anfang steht also die Literaturrecherche. Oder heute auch das Nachgucken in allen möglichen Forumsbeiträgen. Davon gibt es reichlich. Natürlich findet man dann auch Berichte zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Aber selbst rausfinden tut man es eben nur, wenn man sich selbst auf den Weg macht. Mir helfen Forenbeiträge dann weiter, wenn man nicht schwurbelt, sondern auf hilfreiche Literatur hinweist. Über dortige Verweise und Zitate geht es zu weiteren Arbeiten bis auch hin zu Patenten.
In diesem Fall sei z.B. auf Arbeiten von Michael Gerzon (https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Gerzon) und Elias Pekonen hingewiesen, die ich als sehr hilfreich empfinde.

Allerdings, einfaches Abkupfern einer Formel wie z.B.
Lout = Lin - 0,5 x Rin
Rout = Rin - 0,5 x Lin
Center-out = (1 - 0,5) x (Rin + Lin)
(genannt in viewtopic.php?p=222625#p222625)
mag die einfache Lösung sein, vor allem bequem. Und dabei auch der schnellste Weg zum Scheitern.

Ich will dazu einmal einige Fallstricke aufzeigen, die übrigens auch bei Gerzon und Pekonen nicht unbedingt erwähnt werden.

1. Gleichung mit Unbekannten
Enthalten Gleichungen z.B. drei Unbekannte, so benötigt man drei voneinander unabhängige Gleichungen um diese Unbekannten zu finden.
In unserem Fall liegt ein Stereosignal vor und es soll ein trinaurales Signal gerechnet werden. Aus stereoL (L2) und stereoR (R2) soll trinauralL (L3), trinauralC (C3) und trinauralR (R3) werden. In L2 und R2 ist soweit alles vorhanden, z.B. auch die Phantommitte. Die ja dann von C3 gespielt werden soll. Aber: man kann es drehen und wenden wie man will. Es gibt keine Lösung um voneinander unabhängige Ergebnisse für L3, C3 und R3 zu finden. Man bekommt keine saubere Lösung.
Am Beispiel der o.g. genannten Gleichung enthält L3 einen Anteil von R2. Was genau hat nun der rechte Kanalanteil im neuen linken Kanal zu suchen?
Erkenntnis: es gibt keine genaue Lösung. Nur Annäherungen. Und wenn man sich darüber bwusst ist weiss man, dass das trinaurale Hören keine absolute Lösung ist, wenn es aus einem Stereosignal erzeugt wird.
Historisch gesehen haben sich leider keine drei Kanäle im Musiksignal durchgesetzt, ist ja z.B. bei einer Schallplatte nicht trivial.

2. Energieerhaltung
Man weiss zumindest, dass eine Bedingung gelten muss:
L3² + C² + R3² = L2² + R2²
Rechnet man das für obiges Beispiel ist das Ergebnis 1.5(L2² - L2R2 + R2²). Also ist klar, dass die Beispielformel nicht passt. Und so lassen sich dann einige Beispiel schnell auf ihre Gültigkeit prüfen.
Nun, Gerzon und Pekonen (u.a.) haben das jedenfalls bereits postuliert, damit sind ihre Gleichungen denn auch in diesem Sinn korrekt.

3. Vergleichbarkeit von Lösungen
Gerzon betrachtet die Aufgabenstellung als Mathematiker als Transformation von Matrizen, genauer als Rotation abhängig von einem Winkel zwischen 0° und 90°. Daraus ergeben sich dann die von ihm dargestellten Parameter. Da "trinaural" für einen richtigen Mathematiker zu einfach ist, betrachtet er denn auch gleich den allgemeinen Fall mit Y Lautsprechern bei X Musikkanälen. Das freut dann den weniger vorgebildeten Anwender.
Pekonen wiederum variiert anstelle eines Winkels einen Multiplikationsfaktor im Bereich 0 bis 1. Was ist denn nun korrekt? Am Ende stellt sich heraus, dass sich eben die Ergebnisse von Gerzon und Pekonen schlichtweg ineinander umrechnen lassen. Das eine sieht für den Laien definitiv kryptischer aus, das andere einfacher.

4. Zeitgeist
Greift man auf frühere Lösungen zurück, ist es sinnvoll diese immer unter dem jeweiligen Zeitgeist zu betrachten. Und so wurden den vor einigen Jahren trinaurale Lösungen vorgestellt, die dann als Trinauralprozessoren in einem passenden Gehäuse angeboten wurden. Gefüllt mit entsprechender analoger Elektronik, die schlichtweg als Rechenwerk fungierte. Heute sieht man das eben anders, wozu gibt es denn Rechner.
Also, ich nehme mal eine der Formeln von Pekonen:
L3 = 0.5*L2 -0.5*R2
C3 = 0.707*(L2 + R2)
R3 = 0.5*R2 - 0.5*L2
Prima, das ist doch fix programmiert. Schnell das Ganze aufgebaut und Musik gehört. Und der eine findet das super während der andere nicht glücklich wird. Weil das Ergebnis vom Musikmaterial abhängt. Wenn zufällig linker und rechter Kanal voll ausgesteuert sind, betrachtet hier mit einem jeweils normierten Pegel mit Wert 1, dann ergibt sich mit C3 = 0.707*(1+1) = 1.4. Der Centerkanal ist dann voll übersteuert, er clippt. Das steht so aber nicht bei Gerzon und Pekonen, muss aber berücksichtigt werden.

5. Frequenzabhängiges Hören
Gerzon betrachtet richtigerweise die Frequenzabhängigkeit. Oberhalb von ca. 700 Hz hören wir im wesentlichen pegelabhängig (Intensitätsstereofonie), die Ohrabstände sind zu groß um Phasenunterschiede zwischen linkem und rechtem Ohrsignal ermitteln zu können.
Unterhalb 700 Hz beginnen wir, Phasenunterschiede wahrzunehmen (Laufzeitstereofonie). An dieser Stelle schaut Gerzon dann auf die Auswirkungen des Rotationswinkels und postuliert dann unterschiedliche Winkel für die jeweiligen Bereiche. Was dann dazu führt dass es sinnvoll ist für die jeweiligen Bereiche eigene Gleichungen zu realisieren und abzustimmen. Real bedingt dies aber auch, dass man Frequenzbereiche trennen muss. Mit üblichen Tiefpass- und Hochpassweichen werden aber jeweils andere Phasendrehungen eingeführt und bekanntlich ist die Addition oder Subtraktion von phasenverschobenen Signalen nicht notwendigerweise zielführend. Insofern spricht Gerzon dann auch wiederum von Phasenkompensation. Heute können wir ja denn doch einfacher linearphasige Weichen verwenden, ein Preis dabei ist jedoch ein prinzipbedingtes Delay.
Pekonen nimmt zu diesem Thema übrigens keine Stellung.

6. Umsetzung
Da ich selbst leider nach wie vor auf die eigene trinaurale Realisierung bei meinem System warten muss haben wir bei Holger die ersten Versuche gestartet, siehe dazu Holgers Faden (viewtopic.php?p=222585#p222585 ff.). Vielen Dank an Holger! Als pragmatischer Ansatz wurde hier ein Mitteltonhorn und ein Hochtonhorn als Center verwendet, der Frequenzbereich ist IIRC 500 Hz bis 8 kHz. Dabei ist als Basisgedanke zugrundegelegt, dass wir, zugehörend zur Gattung der Fluchttiere) für eine Lokalisierung bzw. Ortung beim Hören eben prinzipbedingt die höheren Frequenzen verwenden (das berühmte Knacken im Wald). Da das System linearphasige Weichen verwendet, ist eine Problemstellung beseitigt bzw. vermindert.
Meine Arbeitsversion des AcourateConvolvers erlaubt nun die Vorgabe des Rotationswinkels als Parameter und wir haben mit einem der von Gerzon betrachteten Winkel von 55° gestartet und den Freitag mit 4 Leuten gehört. Prima soweit.
Am Samstag wurde das gesamte System nochmals penibel eingemessen und dann der Rotationswinkel variiert. Z.B. haben wir den von Pekonen vorgeschlagenen Winkel von 41.8° getestet, der eine bestmögliche Übersprechdämpfung zwischen Links-Center-Rechts verspricht. Das Ergebnis war dabei ernüchternd, der Zauber verflogen, das Gegenteil erreicht. Es klang eindeutig zerfranst und verphast.
Es zeigt sich also ein weiterer Fallstrick abhängig vom einzustellenden Parameter. Ein Erklärungsansatz findet sich jedoch, siehe dazu die Formen oben unter 4.
Nehmen wir schlichtweg an, das Musiksignal enthält nur einen rechten Signalanteil. Dann spielt L3 = - 0.5*R2, C3=0.707*R2 und R3 = 0.5*R2. Mit C3 rutscht das Signal mehr in die Mitte und L3 wird versucht das wieder entsprechend auszugleichen. Die Subtraktion von 0.5*R2 ist aber gleichbeutend mit der Addition des invertierten Signals. Wie sich eine Stereowiedergabe anhört wenn man z.B. den linken Lautsprecher umpolt, sollte ja jeder schon mal gehört haben. Im trinauralen Fall betrifft das nun aber eher niederpegelige Anteile die sich aber trotzdem unangenehm bemerkbar machen. Bei einem passenden Rotationswinkel wird das Hören zum reinen Vergnügen, wir waren bzw. sind von einer mittigen Stimmwiedergabe und der räumlichen Wiedergabe geradezu fasziniert. Der Winkel ist nicht der in der Literatur genannte. Eine Optimierung fürs eigene Hören ist sinnvoll.

Bisheriges Resümee:
Die trinaurale Wiedergabe lohnt sich definitiv! Es sind herzu jedoch einige Bedingungen einzuhalten, siehe oben. Manche Erwartungen sollten m.M.n. gar nicht erst gestellt werden sofern es um höchste Qualität geht. Dazu gehört der angeblich verbreiterte Sweetspot für mehrere nebeneinander sitzende Hörer. Es klingt seitlich vom Sweetspot sitzend trotz trinauraler Wiedergabe sogar verphast und zwar speziell bei einem falsch gewählten Rotationswinkel. Wer jedoch sowieso richtig Musik hören will sollte immer den Sweetspot bevorzugen und feinfühlig die trinaurale Einstellung parameterisieren. Und dann macht es trinaural RICHTIG SPASS. Der zusätzliche Mittenanteil befreit Ohren und Hirm vom Suchen der Phantommitte, frei werdende Kapazitäten verbessern das räumliche Hörvermögen. Man ist dabei auch nicht festgenagelt, der Kopf darf gern bewegt werden.
Also: ich mache weiter und freue mich auch schon auf das Ergebnis bei mir zuhause. Wann kommen endlich die bestellten Hörner ...

Viele Grüsse
Uli
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nelson
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Berechnung der Koeffizienten

Beitrag von nelson »

Lieber Uli,

da ich gerne selbst auch mit einem trinauralem Setup experimentieren würde, musst Du mir bitte einmal erklären, wie man die entsprechenden Koeffizienten der Convolvermatrix in Abhängigkeit vom Winkel bestimmt.

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Diese Matrix weicht ja erheblich von einer üblichen Convolvermatrix ab.
Die Anzahl der Convolverzeilen (Nr 1 bis 20) ist hier größer als die Anzahl der Ausgänge (1 bis 14).

In der Zeile mit der Nr. 17 und 18 wird die Addition des linken (Virtual1) und rechten (Virtual2) Kanals (für das Midhorn in der Mitte (siehe Bild in Holgers-Thread)) zum Ausgang "Red Net PCI tx 13" dargestellt. Beide Inputs/Pegel werden vor der Addition um jeweils -7,838474 (dB) abgesenkt, damit die Summe nicht über 0dB geht. (Du hast es oben geschrieben!) Aber wie kommt man auf die Zahl (in Abhängigkeit vom Winkel)?

(Die Zeilen Nr.19 und 20 beinhalten dieselbe mathematische Operation nur für das mittig positionierte Hochton-Horn.)

Nun zu den Zeilen Nr. 5 und 6:
Hier werden der linke Kanal (Virtual1) und der rechte Kanal (Virtual2) zum Output für das linke (große) Midhorn "Red Net PCIe 5"miteinander verknüpft. Der Pegel von Virtual1 wird um -0,823229 (dB) abgesenkt, während Virtual2 um -20,874328 (dB) abgesenkt und zusätzlich die Polarität vor der Addition der Signale umgedreht wird.
Wie lassen sich die Koeffizienten (in Abhängigkeit von dem Winkel) berechnen?

Die Zeilen Nr 7 und 8 beziehen sich auf das rechte Midhorn und die Zeilen 9 bis 12 auf die Hochtöner links und rechts -> Verwendung identischer Koeffizienten!

Kannst Du mir da helfen?
Eventuell lässt sich der Convolver ja so upgraden, dass er die Berechnungen nach Eingabe des Winkels ausführt und man nur noch die Koeffizienten in die richtigen Matrixzeilen eintragen muss. :D

Herzliche Grüße,

Torsten

PS: Ich gebe es zu, ich habe wenig Lust die alten AES-Artikel und Patentschriften zu lesen. Mir reicht es, wenn Du sie gelesen und verstanden hast und uns dann eine praktikable Lösung anbietest. :D
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Lauscher
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Beitrag von Lauscher »

Hallo Uli,

Ich verstehe Deine Ausführungen zwar nur oberflächlich - finde das Thema aber sehr spannend - und lese gespannt mit bzw. hoffe dass ich das später auch mal ausprobieren kann.

Wie in anderen Foren geschrieben wird: Ich stelle meinen Liegestuhl auf. :D

Viele Grüße und viel Erfolg
Jens
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Sebabe
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Beitrag von Sebabe »

Hallo Uli, hängt das Ergebnis hier nicht extrem vom Ausgangsmaterial ab? Ich kann mir vorstellen das es bei Produktionen mit reiner Intensitätsstereophonie bestens funktioniert. Aber wie ist es bei einer Orchesteraufnahme die mit einer AB Stereoanordnung aufgenommen wurde? Das Stelle ich mir schwierig vor. Ich denke das ist auch der Grund warum das Thema so polarisiert.
Viele Grüsse Sebastian
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Merkwürdig, Sebastian, ich habe eigentlich erwartet, dass die von mir als diffusere Wiedergabe von AB Aufnahmen wahrgenommen besonders von Trinaural profitiert.
Grüße
Hans-Martin
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nelson
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Trinaural: Ein alter Hut!

Beitrag von nelson »

Anbei ein lohnender Beitrag zum Thema aus dem Jahr 2012:

viewtopic.php?p=44368#p44368

Gruß, Torsten

PS: Leider sind alle Bilder weg!
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

nelson hat geschrieben: 22.08.2022, 21:09 Eventuell lässt sich der Convolver ja so upgraden, dass er die Berechnungen nach Eingabe des Winkels ausführt und man nur noch die Koeffizienten in die richtigen Matrixzeilen eintragen muss. :D
@ Torsten,

genau an dem Thema bin ich dran, dabei soll es wie immer so einfach wie möglich sein. Ich habe ja deswegen meine eigene Arbeitsversion entsprechend erweitert. Ein Release ist aber erst sinnvoll, wenn alles entsprechend klappt. Der Test bei Holger ist da ein bisschen zuvorgekommen.
Insofern ist der Thread hier für mich eigentlich etwas früh.
Thias hat geschrieben: 15.02.2012, 08:51L -> L - R/2
R -> R - L/2
C -> (L+R)/2
Die Formel hatten wir ja schon. Prinzipiell kann sich da jeder seine eigene Formel basteln. Es muss am Ende nur gefallen.

Um es vielleicht einmal zu verdeutlichen:
Der linke Stereokanal enthält das Signal A, der rechte das Signal B. Beide Kanäle enthalten zusätzlich das Signal m. Damit gilt:
L = A+m
R = B+m
Insgesamt ergibt sich ein Stereobild A - M - R (mit M=2*m).

Wenden wir nun z.B. die zitierte Formel an ergibt sich
L3 = A + m - B/2 - m/2 = A - B/2 - m/2
R3 = B + m - A/2 - m/2 = B - A/2 + m/2
C3 = A/2 + B/2 + m

Man kann anstellen was man will. Es gibt keine präzise Rechenmöglichkeit um das eigentlich gewünschte Ergebnis
L3 = A
R3 = B
C3 = M = 2m
zu erzielen. Und je nach angewandter Rechnung ergeben sich damit auch "flaws". Darüber sollte man sich bewusst sein. Aufgrund unterschiedlichster Aufstellungsbedingungen und Raumeigenschaften gibt es keine einheitlich optimale Lösung, daher macht eine Parametrisierung Sinn.

@ Sebastian
Sebabe hat geschrieben: 22.08.2022, 23:02 hängt das Ergebnis hier nicht extrem vom Ausgangsmaterial ab? Ich kann mir vorstellen das es bei Produktionen mit reiner Intensitätsstereophonie bestens funktioniert. Aber wie ist es bei einer Orchesteraufnahme die mit einer AB Stereoanordnung aufgenommen wurde?
Ich denke, dass meine obige Problemdarstellung auch Deine Fragestellung beinhaltet. Viele Musiktracks dürften eine auch gemischte Form aus Laufzeit- und Intensitätsstereophonie enthalten, wie auch immer.

Ich vergleiche das Thema in etwa mit dem Kochen. Es kommt auf die richtige Dosierung an. Das Ergebnis kann dann fade, lecker, exquisit, würzig, intensiv oder überwürzt sein.

Viele Grüsse
Uli
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Als kleiner Nachtrag zu meinen vorigen Beiträgen noch eine kleine Überlegung zur Heimtücke trinauraler Gleichungen:

L3 = L2 -R2/2
sieht eigentlich harmlos aus. Da wird also vom linken Signal das halbe rechte Signal subtrahiert.
Und wir erinnern uns vielleicht an die kürzliche Aussage
wgh52 hat geschrieben: 20.08.2022, 15:11Hinzu kommt noch eine praktische Erfahrung: Der Centerlautsprecher wird zum wichtigsten und am stärksten "belasteten" Lautsprecher (er übernimmt ja die "Phantommitte"), die Seitenlautsprecher müssen weniger leisten (als bei Stereo, weil sie die Phantommitte "nicht miterzeugen")
Ist ja eigentlich logisch, wegen der Subtraktion.

:mrgreen:

Stellen wir uns einmal vor dass der linke Kanal zu einem beliebigen Zeitpunkt beinahe vollausgesteuert ist und zwar mit Amplitude -0.9. Der rechte Kanal hat just zu diesem Zeitpunkt den Pegel +0.4.
Dann ergibt sich mit der trinauralen Tranformation das Ergebnis -0.9 - (+0.4) = -1.3. Was dann wiederum die Vollaussteuerung von absolut 1.0 übersteigt und clippt.
Seltsam, der linke Kanal wird doch weniger belastet. Oder doch nicht?

Also, Vorsicht ist die Mutter der audiophilen Porzellankiste.

Viele Grüsse
Uli
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nelson
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Beitrag von nelson »

nelson hat geschrieben: 23.08.2022, 08:41 Anbei ein lohnender Beitrag zum Thema aus dem Jahr 2012:

viewtopic.php?p=44368#p44368

Gruß, Torsten

PS: Leider sind alle Bilder weg!
Die Bilder sind vermutlich mindestens teilweise hier zu finden: (der Text auch!)

https://rothpunkt.red/portfolio/pc-und-software/

Gruß, Torsten
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Sebabe
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Beitrag von Sebabe »

Hans-Martin hat geschrieben: 22.08.2022, 23:51 Merkwürdig, Sebastian, ich habe eigentlich erwartet, dass die von mir als diffusere Wiedergabe von AB Aufnahmen wahrgenommen besonders von Trinaural profitiert.
Ich denke das die AB Aufnahme stark von dem Gesetz der ersten Wellenfront profitiert. Und dieser Effekt wird ja durch den Lautsprecher in der Mutter der ein seitliches Signal zeitgleich abspielt gestört.
Ich glaube gern das die Mitte da stabiler wird, aber eben auch mehr Mono.
Vielleicht täusche ich mich ja auch..
Viele Grüsse Sebastian
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bastelixx
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Beitrag von bastelixx »

Hallo Torsten,

ueber dein Link hast eine Beschreibung mit ganz anderen Setup als in deinem Profil angegeben. Hast eine Zweitanlage mit Trinaural

Gruesse
Stanislaw
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nelson
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Beitrag von nelson »

Hallo Stanislaw,

Sorry, Missverständnis:
Das Forumsmitglied "Thias" und der Besizer der Website rothpunkt.red (Mathias Roth) sind ein und derselbe Mensch.

Ich betreibe immer noch ein 5+1-Wege-aktives-Hornsystem.
Möglicherweise wird es bald trinaural.

Herzliche Grüße,

Torsten
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Sebabe hat geschrieben: 23.08.2022, 16:53
Hans-Martin hat geschrieben: 22.08.2022, 23:51 Merkwürdig, Sebastian, ich habe eigentlich erwartet, dass die von mir als diffusere Wiedergabe von AB Aufnahmen wahrgenommen besonders von Trinaural profitiert.
Ich denke das die AB Aufnahme stark von dem Gesetz der ersten Wellenfront profitiert. Und dieser Effekt wird ja durch den Lautsprecher in der Mutter der ein seitliches Signal zeitgleich abspielt gestört.
Ich glaube gern das die Mitte da stabiler wird, aber eben auch mehr Mono.
Hallo Sebastian,
als das Thema Surround aufkam, habe ich ein praktisches Experiment durchgeführt:
5 identische Lautsprecher wurden an einen Stereoverstärker auf folgende Weise angeschlossen: 2 Rear waren mit den Pluspolen an Plus L bzw. R am Ausgang B für das kodierte Differenzsignal (Effektkanal) angeschlossen, deren Minuspole zusammengeführt (ohne Bezug zur Verstärkermasse).
Mit den Front-LS an Ausgang A bin ich ebenso vorgegangen, allerdings waren die LS-Minus an den Pluseingang des Center-LS angeschlossen, dessen Minuspol an Verstärkermasse lag. Beide Ströme des L und des R LS flossen also auch durch C, was diesen lauter machte, zu laut. Als erstes schaltete ich einen 2 Ohm Widerstand zu C parallel, um das anzupassen.
Die Differenzsignale zwischen den Kanälen fließen jedoch nicht hier vorrangig ab, sondern fließen quer durch L und R (wie bei den Rear).
Dieses Schaltschema hat in ähnlicher Form auch die Decca London Tonabnehmerserie. Summe-Differenz wie Mitte-Seite.
Man kann sich nun eine Rechnung aufmachen, wie die Pegelverhältnisse zwischen Differenzsignal und Summensignal sich verändern, das war mir aber zu kompliziert. Entscheidender war der Effekt, dass die Stereobasisbreite deutlich zunahm, sodass man die L/R-LS enger, also weiter entfernt von den Seitenwänden des Raums aufstellen kann.
Mit dem geschilderten - überschaubar geringen- Aufwand kann man viele Erkenntnisse gewinnen, immer identische LS vorausgesetzt, weil sonst die Unterschiede bei den Impedanzkurven alles durcheinanderbringen. Ich hatte parallel zum Center noch eine Spule, aber da das Ganze schon mehr als 25 Jahre zurückliegt, habe ich deren Aufgabe vergessen. Je niedriger der Ableitwiderstand, umso weniger breit die Basisbreitenerweiterung. Vermutlich habe ich mit der Spule die Basisbreite noch verbreitert, weil in der Mono-Ableitung die Höhen zunehmend ausgeblendet wurden.

Wenn eine Aufnahem in AB-Mikrofonierung gemacht wird, ist die exakte Mitte phasengleich bei beiden Kanälen, daraus lässt sich kein Kammfiltereffekt herleiten. Bei XY/MS/gepannten Monostreams sowieso.
Bei AB sind die Signale in der Natur ganz außen auch mit Pegeldifferenzen der Kanäle verbunden, die Kammfiltereffekte eher nicht erwarten lassen, weil der hinzukommende Kanal vergleichsweise leise ist.
Bei den Differenzsignalen zwischen den Kanälen übernimmt das positive Signal die Führung (das invertierte spielt eine untergeordnete Rolle). Diese Beobachtung fand ich bemerkenswert, sie bestätigte sich später bei Experimenten mit 2-WegLS mit getrennten Anschlüssen für Bass und Hochton, wo ich alle gleich- und gegenpoligen Konstellationen durchspielen konnte.
Grüße
Hans-Martin
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Dipolaktiv
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Beitrag von Dipolaktiv »

Hallo

wollte mal einen Sourroundprozessor von Meridian kaufen der Trinaural hatte. Ist aber beim Wunsch geblieben.

Mittlerweile interessiert mich vor allem wie man Stereo auf 5.1 (oder besser 4.0) aufbläst.
Kennt da jemand ein gutes Verfahren?

Gruss

Peter
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bastelixx
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Beitrag von bastelixx »

Hallo Peter,


PC mit Acourate oder mit brutefir waere blliger.
http://elias.altervista.org/html/3_speaker_matrix.html

Gruss
Stanislaw
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