Ausgleich von Laufzeitunterschieden

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Olombo
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Ausgleich von Laufzeitunterschieden

Beitrag von Olombo »

Hallo Zusammen,

vor einigen Tagen bin ich über diesen Wiki-Artikel gestolpert:

https://www.audiovero.de/acourate-wiki/ ... erschieden

Bisher habe ich meine Delays mittels Impulsantwort-Verzögerung oder Sinewave Convolution gemacht. Die hier beschriebene Variante ist natürlich wesentlich weniger Aufwand. Leider leider....verstehe ich nicht, was da genau passiert :cry:
Anwenden ist kein Problem; nur hab ich gerne eine Idee, was ich da tue.

Bis "Makro 4 ausführen" ist soweit alles klar. Messen, Filtern, inversen machen, Diracs machen usw.
Aber was genau geschieht in Makro 4?
- Excessphase vergrößern bis in VecOut die Peaks sichtbar. Was genau beschreibt der Eingangs-/Ausgangsvektor? Wie wird der gebildet? Eingang vor und Ausgang nach Kompensation ist dabei klar.
- Dass die Pre-Ringing-Comp. dann für diesen entsprechend die Peaks bearbeitet ist an sich verständlich. Wie geschieht das? Analog dem rotieren einzelner XOs? Oder doch "überalles"-Eingriff und nicht einzelne Wege delayt?

@Uli: wenn irgendwas an den Fragen zu tief in deine Acourate-IP geht ist es für mich absolut OK wenn das nicht diskutiert werden soll!

Grüße
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Hornguru
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Beitrag von Hornguru »

Hallo Olombo
Olombo hat geschrieben: 23.06.2021, 10:39Was genau beschreibt der Eingangs-/Ausgangsvektor?
Er beschreibt die Gruppenlaufzeit (GroupDelay). Aufbereitet.
Hier sieht man die Phasenverzögerung in Millisekunden.
Wie wird der (...Eingangs-/Ausgangsvektor....) gebildet?
Im Gegensatz zum normalen Groupdelay (direkte Darstellung der Messung als Groupdelay), bereitet das Makro 4 in ein paar Schritten eine Kurve auf. Quasi nur ein Teilextrakt der Messung, mit Hilfe von Fensterung und Extrakt der Exzessphase. Dann findet eine Korrektur statt. Und die Messung mit Korrektur nocheinmal gefenstert und Phasenextrakt ergibt das Vec-Out (Nachher) - wie du richtig erwähnt hast.
(...Dass die Pre-Ringing-Comp...) Wie geschieht das?
Das bleibt wohl IP :D Habe einige Male versucht das zu verstehen. Keinen Schimmer ...


Ergänzend, meine Erfahrung mit diesem Ansatz im verlinkten Artikel: Das ist mit Vorsicht zu genießen.
Nicht vollständig eliminiert werden können Phasenfehler durch Verpolung (Absolut) und auch absolute Laufzeiten (Entfernungsversatz Treiber).
Trotzdem fließen diese Probleme mit in die Korrektur. Da es sich wie du sagst um eine "Über Alles" Korrektur handelt.
Diese "Probleme" werden vollständig eliminiert in Bereichen in denen ein Treiber alleine spielt.
In Übergangsbereichen jedoch, in denen 2 Treiber oder mehr spielen, erfasst man nur ein Brutto und kann quasi nur ausgemittelt verbessern.

In Extremsituationen scheint mir diese Methodik alleine unzureichend(wie ein aktives Mehrwege DIY-Horn mit starkem Laufzeitversatz zwischen den Treibern). Man kann vorher grob (so gut wie man kann) die absolute Laufzeit und Polung verbessern bis die Messung "besser" aussieht, und dann dieser Methode im Anschluss die Verfeinerung überlassen.
Legt man diese Vor-Korrekturen im Convolver ab, ist es recht einfach zu handhaben.
Tut man das nicht, gibt es nach meiner Erfahrung im Bereich der Übergänge (Weiche) Ringing und Amplituden-Einbrüche.
Ohne Acourate-Convolver sind die XO-Dateien entsprechend händisch zu manipulieren (Rotation usw.).

Bei "normalen" Lautsprechern, bei denen Membranen nah aneinander auf einer Schallwand sitzen, ist das jedoch viel unkritischer. Und diese Methode kann sehr schnell zum quasi-perfekten Ergebnis führen.

viele Grüße
Josh
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Olombo
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Beitrag von Olombo »

Hi Josh,

okay; bringt mich gedanklich schon viel weiter. Insbesondere, dass es eine "Überalleskorrektur" ist. Dann werde ich wohl den mühsamen weg über sinewave convolution gehen. Da meine LS vertikal sehr ausgedehnt sind (gehen bisschen in Richtung größerer B&M Konzepte) und die Subwoofer noch dazu als SBA realisiert sind, kommen da einige Laufzeitunterschiede zusammen. Dann erstmal grob und ggf. mit der Methode nochmal in Fein.

Danke dir!
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Hornguru
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Beitrag von Hornguru »

Hallo Olombo

Ja man könnte auch sagen, diese Methodik verursacht einen doppelten Durchlauf der Phasenkorrektur.

Bei einer BM30 im relativen guten Raum, funktioniert das Makro im Normaldurchlauf schon auf 1-2 msec genau (Vec Out).
Mit 2-fachem Durchlauf war es gegen 0. Ohne Ringing und dergleichen.
Der absolute Laufzeitversatz auf einer Schallwand ist so gering dass man es vernachlässigen kann.
Steht der LS recht nah an dem SBA, kann man das auch ignorieren.

Als grobe Faustregel rechne ich, 344 / Trennfrequenz = x Meter.
Ist X/4, also viertel Lambda, kleiner als mein realer Versatz im Raum, so ist er irrelevant.
Weil viertel Lambda nur 90° Phasenverzerrung bedeutet und somit weniger als 3dB Pegel, und die Excessphasenkorrektur in der Praxis schon perfekt genug ist.

Dabei kann man den Testconvolution-Ordner als kleinen Trick einfach als neuen Workspace definieren, und die Cor dorthinein als XO schieben, und schon hat man einen zweiten Durchlauf ohne manuelle Arbeit :wink:

Gruß
Josh
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Hornguru
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Beitrag von Hornguru »

Oh mir ist oben ein Fehler unterlaufen:

- Das Vec In zeigt bereits den korrigierten Lautsprecher
- Das Vec Out zeigt die korrektur mit zusätzlichen PRC (PreringCompensation)
- Nutzt man das PRC nicht, sind VecIn & Out identisch

Gruß
josh
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Dipolaktiv
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Beitrag von Dipolaktiv »

Hornguru hat geschrieben: 23.06.2021, 11:07
(...Dass die Pre-Ringing-Comp...) Wie geschieht das?
Das bleibt wohl IP :D Habe einige male versucht das zu verstehen. Keinen Schimmer...
Hallo Josh

das hat mit linearer Phase (FIR) versus Minimalphase (analog Filter, IIR) zu tun. Acourate kann beides. Linearphasige Filter haben symmetrische Impulsantwort (akausal) minimalphasige Filter (Analogfilter, IIR) haben asymmetrische Impulsantowrt. Es kommt nicht aus dem Filter bevor was reinkommt. FIR: Es kommt was raus aus dem Filter bevor was reingeht.
PRC bin ich der Meinung veringert Preringuing dadurch dass von der linearen Phase (vollständige Korrektur) etwas abgewichen wird Richtung Minimalphase, dadurch das Preringing vermindert wird aber eben die Phase (Zeitkorrkeur) nicht mehr vollständig gemacht wird. Ein Kompromiss also. Raffiniert von Uli. Wie genau das ist sicher die IP von Uli.
Wie sich das gehörmässig auswirkt: Da hilft nur probieren und hören :)

Mit acourate kann man die Filter zwischen linearer Phase und Minimalphase kontinuierlich verstellen.

Die nachfolgenden Beiträge wurden in ein eigenes Thema "Phase Extraction - Mixed Phase" ausgelagert. Gruß Rudolf

Gruss

Peter
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