AcourateConvolver und der virtuelle Hochtöner
Verfasst: 20.11.2020, 12:20
Ihr wißt ja alle dass es Lautsprecher mit Rundumabstrahlung und Dipolabstrahlung gibt. Dazu kommen dann noch Lautsprecher, die auch nach hinten gerichtete Hochtöner aufweisen. All diesen Prinzipen wird ja auch nachgesagt, dass sie eine schöne Raumlichkeit zaubern können.
Nun haben mich die Erfolge, die Holger (Schokosylt) mit seinen rückseitigen Hochtönern erzielt hat, nicht ruhen lassen. Im Vergleich zu den konventionellen Konzepten lassen sich ja hier Zeitpunkt und Stärke des rückseitigen Schallereignisses fein kontrollieren und dosieren. Das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen. Spannend hierbei ist auch, dass es sich ja nur um minimalste Veränderungen handelt, mir fällt dazu der schöne englische Begriff "just noticable difference" ein. Dagegen ist ein Rundumstrahler eher als Hallsoßenwerfer zu betrachten.
Nun, der Aufwand für die feine Gewürzzutat ist nicht unerheblich. Man benötigt eben zusätzliche Chassis, Verstärker, DA-Kanäle.
Und dann muss man noch selbstkritisch sein. Das Ergebnis hängt ja auch klar davon ab, was denn hinter den LS für ein Raum vorhanden ist und wie er gestaltet ist. Da ist letztlich jedes Ergebnis zuerst Zufall. Und es benötigt ein langes Testen, Tunen und Hinhören bis dass man am gewünschten Punkt ist.
An diesem Punkt habe ich mich an die alte Diskussion zum virtuellen Bass-Array erinnert. Der Grundgedanke war: der Schall wandert zweimal durch den Raum und bekommt ein Gegensignal wenn er wieder am LS vorbeikommt.
Könnte man das nicht auch ähnlich beim Hochtöner anwenden? Der Schall eines rückseitigen Hochtöners läuft zur Vorderwand, wird reflektiert und kommt mehr oder weniger diffus wieder am LS in Richtung des Hörers vorbei. Kann denn nicht der vorhandene Hochtöner das auch simulieren und wir lassen den hinteren HT einfach weg? Dann wäre es also ein virtueller Hochtöner und davon handelt ja dieses Thema.
Ganz Schlaue werden natürlich schnell bemerken, dass damit nichts wirklich Neues entstanden ist. Den Faltungshall gibt es nun schon länger. Das Prinzip ist dasselbe.
Allerdings finde ich es doch einen Unterschied, nämlich wie man sich eben an das Thema annähert. Und dann entsprechende Schlussfolgerungen zieht.
Es ist ja nicht das Ziel sich den Nachhallpuls des Petersdomes zu schnappen und über all seine Musik eine klebrige Süße auszukippen. Wer es mag kann das natürlich tun. Ich rede hier aber von Luftigkeit und Leichtigkeit.
Also, man benötigt einen geeigneten Nachhall. Es gibt reichlich Bibliotheken dazu, wenn man reinhört ist das meistens nicht geeignet. Es muss neutral sein und nicht färben (Nachhall aus einem Wald ist viel besser als aus einem Raum). Eine neutrale Diffusität bedeutet, dass sich der Nachhall an jegliches Musikgenre anpasst. Es muss kontrollierbar sein, z.B. eben auch wann der Nachhall beginnt. Das Originalsignal soll ja nicht verfälscht werden. Eine geeignete Zeitlücke müsste hier ebenfalls nützlich sein (LS mit rückwärtigen Abstrahlern spielen ja üblicherweise gleichzeitig, dazu kommt dann eine feste Verzögerung bedingt durch den Abstand LS - Vorderwand). Prima wäre es auch wenn man die Nachhallzeit justieren kann.
Es hat also etwas gedauert bis ich das Konzept soweit stehen hatte. In der neuen Version des AcurateConvolvers ist dies Funktion nun integriert. Es lassen sich folgende Parameter justieren:
- rosa oder weiss (mit Rauschen als Basis, man denke an "der Wald rauscht")
- Hochpass justierbar ab 500 Hz bis 5 kHz
- Tiefpass justierbar ab 15 kHz bis runter zu 5 kHz
- RT60 Nachhallzeit, definiertes exponentielles Abklingen 100ms bis 1 sek
- Zeitlücke justierbar mit 0 bis 50 ms zwischen Originalsignal und Einsatzen des Nachalls
- Verstärkung bzw. Abschwächung von -20 dB bis -60 dB.
Mit eingestellten Parametern lässt sich der virtuelle Hochtöner zu- und abschalten, um einen Hörvergleich zu erlauben. Bei -20 dB ist das gerade bei trockenen Schlagzeugrythmen noch sehr gut wahrnehmbar, man justiert die anderen Parameter bis einem das Ergebnis klanglich zusagt. Dann reduziert man die Verstärkung z.B. auf -40 dB. und hat dann einen Startpunkt fürs weitere Tunen.
Ich denke das Ergebnis ist spannend und lohnenswert. Es macht mir Spass, gefühlt die Vorderwand zu "rücken" und den Raum zu vergrößern.
Man merkt es schnell, wenn man übertreibt, da es dann langweilig und lästig wird. Aber die richtige kleine Prise und es schmeckt sehr lecker.
Viele Grüsse
Uli
Nun haben mich die Erfolge, die Holger (Schokosylt) mit seinen rückseitigen Hochtönern erzielt hat, nicht ruhen lassen. Im Vergleich zu den konventionellen Konzepten lassen sich ja hier Zeitpunkt und Stärke des rückseitigen Schallereignisses fein kontrollieren und dosieren. Das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen. Spannend hierbei ist auch, dass es sich ja nur um minimalste Veränderungen handelt, mir fällt dazu der schöne englische Begriff "just noticable difference" ein. Dagegen ist ein Rundumstrahler eher als Hallsoßenwerfer zu betrachten.
Nun, der Aufwand für die feine Gewürzzutat ist nicht unerheblich. Man benötigt eben zusätzliche Chassis, Verstärker, DA-Kanäle.
Und dann muss man noch selbstkritisch sein. Das Ergebnis hängt ja auch klar davon ab, was denn hinter den LS für ein Raum vorhanden ist und wie er gestaltet ist. Da ist letztlich jedes Ergebnis zuerst Zufall. Und es benötigt ein langes Testen, Tunen und Hinhören bis dass man am gewünschten Punkt ist.
An diesem Punkt habe ich mich an die alte Diskussion zum virtuellen Bass-Array erinnert. Der Grundgedanke war: der Schall wandert zweimal durch den Raum und bekommt ein Gegensignal wenn er wieder am LS vorbeikommt.
Könnte man das nicht auch ähnlich beim Hochtöner anwenden? Der Schall eines rückseitigen Hochtöners läuft zur Vorderwand, wird reflektiert und kommt mehr oder weniger diffus wieder am LS in Richtung des Hörers vorbei. Kann denn nicht der vorhandene Hochtöner das auch simulieren und wir lassen den hinteren HT einfach weg? Dann wäre es also ein virtueller Hochtöner und davon handelt ja dieses Thema.
Ganz Schlaue werden natürlich schnell bemerken, dass damit nichts wirklich Neues entstanden ist. Den Faltungshall gibt es nun schon länger. Das Prinzip ist dasselbe.
Allerdings finde ich es doch einen Unterschied, nämlich wie man sich eben an das Thema annähert. Und dann entsprechende Schlussfolgerungen zieht.
Es ist ja nicht das Ziel sich den Nachhallpuls des Petersdomes zu schnappen und über all seine Musik eine klebrige Süße auszukippen. Wer es mag kann das natürlich tun. Ich rede hier aber von Luftigkeit und Leichtigkeit.
Also, man benötigt einen geeigneten Nachhall. Es gibt reichlich Bibliotheken dazu, wenn man reinhört ist das meistens nicht geeignet. Es muss neutral sein und nicht färben (Nachhall aus einem Wald ist viel besser als aus einem Raum). Eine neutrale Diffusität bedeutet, dass sich der Nachhall an jegliches Musikgenre anpasst. Es muss kontrollierbar sein, z.B. eben auch wann der Nachhall beginnt. Das Originalsignal soll ja nicht verfälscht werden. Eine geeignete Zeitlücke müsste hier ebenfalls nützlich sein (LS mit rückwärtigen Abstrahlern spielen ja üblicherweise gleichzeitig, dazu kommt dann eine feste Verzögerung bedingt durch den Abstand LS - Vorderwand). Prima wäre es auch wenn man die Nachhallzeit justieren kann.
Es hat also etwas gedauert bis ich das Konzept soweit stehen hatte. In der neuen Version des AcurateConvolvers ist dies Funktion nun integriert. Es lassen sich folgende Parameter justieren:
- rosa oder weiss (mit Rauschen als Basis, man denke an "der Wald rauscht")
- Hochpass justierbar ab 500 Hz bis 5 kHz
- Tiefpass justierbar ab 15 kHz bis runter zu 5 kHz
- RT60 Nachhallzeit, definiertes exponentielles Abklingen 100ms bis 1 sek
- Zeitlücke justierbar mit 0 bis 50 ms zwischen Originalsignal und Einsatzen des Nachalls
- Verstärkung bzw. Abschwächung von -20 dB bis -60 dB.
Mit eingestellten Parametern lässt sich der virtuelle Hochtöner zu- und abschalten, um einen Hörvergleich zu erlauben. Bei -20 dB ist das gerade bei trockenen Schlagzeugrythmen noch sehr gut wahrnehmbar, man justiert die anderen Parameter bis einem das Ergebnis klanglich zusagt. Dann reduziert man die Verstärkung z.B. auf -40 dB. und hat dann einen Startpunkt fürs weitere Tunen.
Ich denke das Ergebnis ist spannend und lohnenswert. Es macht mir Spass, gefühlt die Vorderwand zu "rücken" und den Raum zu vergrößern.
Man merkt es schnell, wenn man übertreibt, da es dann langweilig und lästig wird. Aber die richtige kleine Prise und es schmeckt sehr lecker.
Viele Grüsse
Uli