Klirrmessung der Messkette (mit Acourate)

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Fortepianus
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Klirrmessung der Messkette (mit Acourate)

Beitrag von Fortepianus »

aus: Sensorregelung: Verfahren, Messung und Hörbarkeit

... eigentlich muss man sowas erst mal machen, bevor man ernsthaft misst. Wir wollten halt schnell mal ein paar Ergebnisse sehen. Aber, wenn eine Messung wissenschaftlichen Ansprüchen genügen soll, muss man erst einmal ganz genau die Apparatefunktion untersuchen, was also von der Messapparatur kommt, und zwar Schritt für Schritt. Wir sind ja schließlich nicht zum Vergnügen hier :mrgreen: , um Sigi zu zitieren.

Vielleicht ist das gar nicht schlecht, das hier öffentlich im Thread zu exerzieren. Es wäre dann zugleich für die Interessierten eine Art Kochbuch, wie man bei einer solchen Messung vorgeht, damit sie aussagekräftig ist. Oder, falls man die Messungen nicht selbst machen will, schärft es zumindest das Verständnis dafür, wie sowas gemacht wird und wo die Fallstricke liegen.

Ich mach' mal den Anfang. Die allerunterste Ebene der Apparatefunktionen ist die Messmethode selbst, an deren Grenzen wir ja schon gestoßen waren und die Uli enorm verbessert hat. Also habe ich einen Logsweep erstellt mit den Parametern, die Uli empfohlen hat:

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Lässt man Acourate dann diesen Logsweep rechnen, wird zugleich die Inverse davon erstellt. Faltet man direkt den Logsweep mit dieser Inversen (LogSweep -> LogSweep Convolution), kann man das genauso auswerten, wie wir unsere Messungen bzgl. Klirr ausgewertet haben (Pulsantwort ausschneiden, Fouriertransformation zum Frequenzgang und das für die Grundfrequenz K1 und die Oberwellen K2 bis K5). Das geht über den Menüpunkt LogSweep -> Extract Pulses & Harmonic Distortion, vorher die Impulsantwort auf der Zeitachse mit linker und rechter Maustaste einrahmen. Das ist dann ohne die Soundkarte, einen Vorverstärker oder ein Mikro oder sonst irgendeine Hardware dazwischen, sozusagen die Grenze der Numerik selbst. Da kommt raus:

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Das ist völlig ohne jede Glättung. Wenn man mit dem neuen variablen Sampleratenkonverter K2 auf 96k rechnet, K3 auf 144k, K4 auf 192k und K5 auf 240k, sieht man die Ks über ihrer Entstehungsfrequenz, wie ja schon diskutiert:

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Das ist blitzesauber. Grün der FG von K1, ein exakter Strich bei Verstärkung 1 (0dB), der bei 24kHz (also bei halber Abtastrate) abrupt in den Keller fällt. K2 braun, K3 blau, K4 hellblaugrau oder wie man das nennen soll, K5 schwarz. Die Erhöhung des Klirrs ganz unten kommt meiner Einschätzung nach daher, dass man nicht im eingeschwungenen Zustand beginnen kann, irgendwo muss man ja einsteigen in den Sinus. Dieser Einstieg ist immer ein Sprung, auch wenn man im Nulldurchgang des Sinus anfängt, gibt es dort eine abrupte Änderung der Steigung. Deshalb wird langsam eingeblendet (fade in), aber auch diese Einblendungsfunktion, die ja nicht unendlich langsam vorgehen kann (sonst würden wir hier nie fertig :mrgreen: ), verursacht ungewollte Oberwellen in Kombination mit dem Einstieg in den Sinus. Wählt man eine Startfrequenz von nur 1Hz und ein fade in von 2s, bleiben die Verzerrungen aber in dem gezeigten Rahmen. Das ist so gut, dass wir den Einfluss der Messmethode im Vergleich zu den Eigenschaften der Soundkarten und Mikrovorverstärker, die als nächstes gemessen werden müssen, getrost vergessen können. Aber eben erst jetzt, nachdem wir die Vorgänge verstanden und Uli die Messmethode angepasst hat.

Viele Grüße
Gert
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Fortepianus
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Klirrmessung der Messkette (mit Acourate)

Beitrag von Fortepianus »

Freunde der Messtechnik,

diejenigen, die an den Details der hier vorgestellten Klirrmessungen nicht so interessiert sind, bitte ich, das Folgende einfach nur grob zu überblättern und die Ergebnisse am Ende anzuschauen. Wir kommen bald auch wieder zu aussagefähigen Messungen an Lautsprechern. Wenn wir aber wirklich tiefer in die Materie einsteigen - wobei wir zur Zeit sind - ist es unerlässlich, die Messvorrichtung genau zu kennen, bevor man sich getrauen kann, eine Messung zu interpretieren.

Also, insbesondere liebe Acourate-User, hier ein kleines Kompendium in 24 Schritten, wie man die Klirr-Eigenschaften einer Hardware messen kann, vorgestellt am Beispiel der Soundkarte (SK), die ja immer im Signalweg ist. Der Sinn einer solchen Messung ist, dass man

1. die Übertragungseigenschaften der SK kennt und ggf. rausrechnen kann,
2. die der SK zuzuordnenden Klirreigenschaften kennen lernt, und
3. eine grundsätzlich immer gleiche Vorgehensweise anzuwenden lernt, wie man die Messdaten auswertet.

Ist der Klirr der SK selbst in einer Größenordnung, in der das zu erwartende Messsignal beispielsweise eines Lautsprechers liegt, ist die Messvorrichtung schlicht nicht geeignet, Aussagen zu machen. So geschehen beispielsweise mit meiner SK Terratec Phase26 USB. Sie klirrt ganz erbärmlich.

Nun also mal schnell meine Tascam US-144 gemessen, dazu per Kabel Line Out mit Line In verbunden. Zunächst muss man einen LogSweep erstellen:

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Dabei wird eine Datei LogSweep48.wav und Inverse48.wav erstellt. Dann Messung starten, man misst nur den linken analogen Eingangskanal, weil dort nachher auch das Mikro bzw. der Vorverstärker hängt. Gespeist wird das vom linken analogen Ausgangskanal der SK, mit dem auch die (Mono-) Messungen an einem Lautsprecher gemacht werden. Im LogSweep Recorder wird dazu die LogSweep48.wav gewählt und (anders als auf dem Beispielrechner hier, an dem gerade gar keine SK hängt) der ASIO-Treiber der SK, die analogen Ausgänge und der linke analoge Eingang gewählt:

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Damit eine solche Messung störungsfrei über USB durchläuft, muss man acourate im Taskmanager in der Prozesspriorität auf "Hoch" setzen. Danke an Rudolf, der ein kleines Freeware-Programm für mich gefunden hat, mit dem man die einmal eingestellte Prio im Taskmanager speichern kann. Im ASIO-Treiber ("Control Panel") stellt man die Latency auf einen möglichst hohen Wert.

Danach im LogSweep-Menü "LogSweep Convolution" wählen und Messfile LogSweep48-rec.wav (oder wie auch immer die Aufnahme heißt) sowie vorher erstellte Inverse auswählen:

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Das Resultat bekommt man als LogSweepConv.dbl in Active Curve 1 präsentiert, eine Pulsantwort auf der Zeitachse (unteres Diagramm), hier sichtbar als scharfer senkrechter Strich:

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Nimmt man eine Lupe und vergrößert man den Bereich um diesen Impuls um Faktor 10000 in y-Richtung, sieht das aber in Wirklichkeit so aus:

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Gut erkennbar sind die kleinen links vom Hauptimpuls liegenden Nebenimpulse, die die Oberwellen repräsentieren. Speziell die interessieren uns natürlich bei den folgenden Klirrauswertungen. Man erkennt sehr schön, aus welchem Rauschteppich sich diese Signälchen erheben.

Nun markiert man den Hauptimpuls, indem man mit der linken Maustaste etwas links und mit der rechten etwas rechts von ihm auf's Diagramm klickt:

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Dann im LogSweep-Menü auf "Extract Pulses and Distortion" gehen,

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was als Resultat ein erstes rohes Messergebnis liefert:

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Roh deshalb, weil die Kurven über der Frequenz aufgetragen sind, bei der sie auftraten, und nicht über derjenigen, bei der sie entstanden, weil sie noch nicht zur Grundwelle (K1) ins Verhältnis gesetzt wurden, und weil sie noch ungeglättet und verrauscht sind. Also der Reihe nach das Signal bearbeitet. Zunächst wird die 2. bis 5. Harmonische mit dem neuen SRC behandelt (F10), hier am Beispiel K3 gezeigt:

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K2 muss nach 96k gewandelt werden, K3 nach 144k, K4 nach 192k und K5 nach 244k. Dargestellt werden sie aber weiterhin bei 48k Samplingfrequenz, was einer Division der Darstellungsfrequenz durch 2, 3, 4 bzw. 5 entspricht. Die Resultate speichert man dann unter K1 bis K5 ab,

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löscht danach alle Kurven und lädt PulseL in Active Curve 1:

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Das ist die eigentliche Apparatefunktion im physikalischen Sinn. Es ist der Frequenzgang der Soundkarte selbst, hier ordentlich vergrößert dargestellt. Wenn man bei einer Messung wissen will, was der tatsächliche Messinhalt ist, muss man aus dem Ergebnis die Apparatefunktion herausrechnen. Im Ingenieursdeutsch: Inverse bilden und mit dem Ergebnis falten. Die Bildung der Inversen einer Übertragungsfunktion ist aber eine mathematisch heikle Geschichte, wie Uli immer wieder gerne betont, man muss die Ausgangsfunktion entsprechend bearbeiten, damit das Ergebnis nicht numerische Instabilitäten zeigt. Das machen wir doch am besten mit einer von Ulis Automatikfunktionen, die er für die Erstellung der FIR-Filter entwickelt hat:

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Normalerweise wird die so gewonnene geglättete Übertragungsfunktion an der Zielfunktion (Target) gespiegelt, um zur Inversen zu kommen. Einfach den Target Designer aufrufen, als Target eine Gerade bei 0dB wählen (alle Häkchen wegklicken rechts),

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Target speichern, und mit Room Makro 3 (Inversion) die Inverse rechnen lassen:

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Im Ergebnis sieht man die leicht geglättete Übertragungsfunktion der SK (rot), die Zielfunktion (braun) und die Inverse (blau), die nun als PulseLinv abgelegt wurde:

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Mal wieder alle Kurven löschen und nacheinander PulseLinv sowie K1 bis K5 laden:

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Nun nacheinander alle K mit der Inversen falten (F8),

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das ergibt dann die Klirrwerte in Relation zur Übertragungsfunktion. K1 wird zur Kontrolle ebenfalls gefaltet, denn es muss im Übertragungsbereich ein Strich bei 0dB rauskommen, sonst stimmt irgendwas nicht:

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Fast fertig. Ein bisschen Glätten wäre bei dem Gerausche da unten im Signalkeller in der Gegend von -100dB noch hübsch. Durch die Prozessschritte vorher sind die Ks auf der Zeitachse, also ihre Impulsantworten, inzwischen aber länger geworden, als sie sein sollten für nachfolgende Rechnungen. Das kommt daher, dass zwei gleichlange Impulsantworten miteinander gefaltet eine doppelt so lange Impulsantwort als Resultat haben. Also mit der Funktion Cut'N Window wieder auf die richtige Länge schnippeln - dazu in der gemischten Amplituden-Zeit-Ansicht auf der Zeitachse immer nur den Impuls einblenden, den man gerade bearbeiten will, hier als Beispiel K3:

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Dann mit den gezeigten Parametern nacheinander K2 bis K5 schneiden,

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gibt dann:

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Jetzt kann man nacheinander K2 bis K5 glätten, hier mit 1/12 Oktavfenster,

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und kriegt dann das fertige Messergebnis seviert, K1 rot, K2 grün, K3 braun, K4 hellblau und K5 schwarz:

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Man sieht, dass K2 ein wenig hoch ist bei der Tascam, das könnte schöner sein. Aber K2 liegt immerhin etwa 20dB, also Faktor 10, unter den besten zu erwartenden Klirrwerten der Lautsprecher-Chassis.

Ich habe nun mit genau dem gleichen Vorgehen meine MAudio Audiophile 2496 in der Linuxfaltungskiste meiner Anlage vermessen. Das ist zwar etwas aufwändig, weil ich da immer erst mal einen Monitor an das Ding anschließen muss, ebenso eine Tastatur, dann den LogSweep auf den Stick mit den Parametern, mich mühsam wieder an die von Uli beigebrachten Linuxgrundkenntnisse erinnern und dann nach der Messung das Rechnerlein runterfahren muss, um den Messfile vom Stick im Notebook zu lesen. Und dann erst mit der Auswertung beginnen kann. Ergebnis:

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Klare Sache, die MAudio klirrt weniger als die Tascam. Sie ist damit für die Klirrmessungen die bessere SK, aber es hängt natürlich davon ab, auf welchem Niveua sich die Messwerte abspielen.

Das war nun etwas umfangreich, aber damit ist die Methode einmal vorgestellt, mit der die Ergebnisse gewonnen werden. Als nächstes müssen auf gleiche Weise der Mikrovorverstärker und die Analogkette bis zum Lautsprecher angeschaut werden.

Viele Grüße
Gert
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schauki
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Beitrag von schauki »

Danke für die ausführliche Doku.

Bis auf die Glättung, bzw. die somit normierte Darstellung, bin ich soweit wieder mal durch mit dem Gerätemessen.
Alles soweit im grünen Bereich.
Soundkarte Loopback analog: ~100dB
Soundkarte bis DCX (inkl. AVR) out: ~80dB
Nur der MIC-Pre ist der Bösewicht.

Verliere ~30dB.
D.h. k2 liegt mit MIC-Pre, aber noch ohne jegliche Leistungsendstufen oder gar Chassis und Mikro bei -40 bis -50dB.

Das ist mir eigentlich zu schlecht.
Wenns in Summe also inkl. MIC-Pre bei -60 bis -70dB liegen würde okay, aber so... -40dB sind allein schon 1% Klirr.
D.h. ich kann auf keinen Fall <1% messen, das ärgert mich jetzt schon etwas.
Und noch mehr, dass ich eigentlich auch nicht weiß welchen MIC-Pre ich jetzt am besten nehmen soll.
Einerseits wirklich "brauchen" tue ich ja diese Genauigkeit nicht, bzw. kann ich eh nur wenig ändern am Klirr aber ich will ja verlässliche Ergebnisse, nicht nur um sie hier zeigen zu können.

mfg
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

:cheers: Gert, Hochachtung! Was für ein tolles Kochbuch!
Danke vielmals für die grosse Mühe!
Gruss,
Winfried
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Richard,
schauki hat geschrieben:Und noch mehr, dass ich eigentlich auch nicht weiß welchen MIC-Pre ich jetzt am besten nehmen soll.
Du kannst ja mal abwarten, was aus meiner Messung des MPA-102 rauskommt.

Gruß Gert
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schauki
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Beitrag von schauki »

Ja aber dann wäre ich ja wieder "fordernd" gewesen, hätte ich in die Richtung was gesagt. :mrgreen: :cheers:

Mal schauen wo ich den dann herbekomm, bei Thomann oder bei unserm Musikladen (Klangfarbe) finde ich ihn leider nicht.

mfg
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Franz
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Beitrag von Franz »

Gert,

bestätigt eigentlich meine Vermutung per Hören, daß die M-audio-Soundkarte überraschend gut wandelt.

Gruß
Franz
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Franz,
Franz hat geschrieben:bestätigt eigentlich meine Vermutung per Hören, daß die M-audio-Soundkarte überraschend gut wandelt.
ja, aber der Klang ist erst dann richtig tauglich, wenn man am Analogteil noch ein bisschen was macht. Ich verwende die MAudio digital eingeschleift, da ist das Analogteil egal. Bei meinem Freund Helmut, der wie Du die DA-Fraktion mit Analogteil verwendet, habe ich andere OPs und gute BurrBrown Ausgangsstufen reingemacht. Ich nehme aber an, dass im Audiovolver auch was gemacht ist am Ausgang.

Viele Grüße
Gert
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Richard,
schauki hat geschrieben:Ja aber dann wäre ich ja wieder "fordernd" gewesen, hätte ich in die Richtung was gesagt. :mrgreen: :cheers:
:mrgreen:
schauki hat geschrieben:Mal schauen wo ich den dann herbekomm, bei Thomann oder bei unserm Musikladen (Klangfarbe) finde ich ihn leider nicht.
Warten wir doch erst mal ab, ob das Ding überhaupt was taugt. Hab' ihn vorhin durchgemessen mit Spannungsteiler an der MAudio, muss aber noch auswerten, das reicht's heute nicht mehr. Ich habe den MPA-102 bei Hifi Selbstbau zusammen mit dem Mikro ECM-40 kalibriert gekauft. Ich will aber nicht verschweigen, dass die Klirrwerte meiner BM20 aus einer Messung ausgewertet wurden, bei der ich mein gutes altes japanisches Messmikro, das ebenfalls kalibriert war, verwendet habe. Mit einem Eigenbau-Mikro-VV. Das Ensemble kann nicht so schlecht gewesen sein, sonst könnten die Messungen nicht so gut aussehen. Das ECM-40 mit MPA-102 habe ich mir erst kürzlich gekauft, weil ich dachte, das wär' vielleicht besser als mein alter Krempel. Wird sich zeigen, jetzt wird das Zeug durchgemessen.

Gruß Gert
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Liebe Messfreaks,

wollte den Klirr des Mikro-VV MPA-102 auswerten und hab' schon nach den Rohdaten aufgehört:

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Warum? Weil genau so ein fetter Brumm aussieht :mrgreen: . Denkt man sich den weg, könnte das Ergebnis vielleicht gar nicht so schlecht ausfallen.

Irgendwie hatte ich gleich ein ungutes Gefühl, als ich den Schirm des Kabels, das zum Spannungsteiler geht, an den XLR-Schirm gelötet habe :roll: :

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Also nochmal am Wochenende. Parameter waren:

Dämpfung des Spannungsteilers: -48db (470 Ohm nach Masse, 120kOhm längs)
470 Ohm, weil ich nachgeschaut habe, dass mein Mikro etwa 500 Ohm Impedanz hat, da wollte ich in der Nähe bleiben.

Verstärkungseinstellung des VV: Schalter auf 50dB, Regler voll aufgedreht

Viele Grüße
Gert
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schauki
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Beitrag von schauki »

Hallo!

Naja also zumindest sieht das besser aus als mein Pre, okay, Brumm ist eine Sache, die aber erklärbar und abstellbar ist. FG ist ja nicht so wichtig da zusammen kalibriert, aber der scheint auch zu passen, 1-2dB obenrum soweit ich das sehen kann...

So wie es ausschaut, werde ich dann also doch den MPA102 besorgen, aber ich warte noch die letzte Bestätigung ab! Das blöde ist, dass das Ding nur ein wenig mehr kostet als mein jetziger MIC-Pre, hätte ich gleich nehmen sollen. Prinzipiell kaufe ich ungerne neues Zeug wenn das andere noch funkt, weil kaputt ist der ja nicht - ich gehe sogar davon aus dass das bei meinem gewollt ist.
Habe geschaut, es gibt einige MIC-Pres mit Röhren drin.

Jedenfalls sollte es auch von mir anschauliche Messungen geben, wird zwar im Vergleich jetzt keine Welten sein zu den geregelten Lautsprechern aber, zumindest eher den Chassis entsprechend und nicht der Messkette, den Klirr interessiert ja keinen.

mfg
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Liebe Klirrmesser,

habe den MPA-102 nochmal gemessen, und diesmal den Schirm des Adapterkabels mit dem Abschwächer am Ende nicht an den XLR-Schirm gelegt. Nun, das Ergebnis sah in Rohform noch genauso aus wie vorher :| :

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Da kam mir der Gedanke, dass der Brumm möglicherweise über die nicht ideal gesiebte Phantomspannung in den Mikroeingang gelangt, dieses Problem kennt nämlich jeder, der schon mal selbst einen Mikrofonvorverstärker gebaut hat. Phantomspannung abgeschaltet, und dann sah das Ergebnis so aus:

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Nun, das ist besser, immerhin 15dB weniger Brumm. Interessant übrigens, dass sich das Klirrverhalten (vom Brumm mal abgesehen) ein wenig ändert, wenn man die Phantomspannung abschaltet - mehr K2, K3-K5 weniger. Egal, aber vor allem ist immer noch klar ein Restbrumm erkennbar. Das muss ja nicht sein, dachte ich, oder? Mal genauer auf das Steckernetzteil geschaut, ja, da wird doch tatsächlich die rohe Wechselspannung in das Mikrovorverstärkergehäuse rein gelassen. Damit sind den zarten Mikrofonsignalen die 50Hz plus Oberwellen näher als es sein müsste. Gerade wollte ich anfangen, über ein anständiges Netzteil nachzudenken, da erreichte mich eine Mail von Uli, der schon wieder eine neue Acourate-Version für mich hatte mit ein paar kleinen Verbesserungen :cheers: . Und nebenbei bemerkte, dass er ja auch mit dem MPA-102 messe. Und den könne man doch auch mit Batterie betreiben.

Ja richtig! Und wir wissen ja jetzt auch alle warum, oder :mrgreen: ? 4x 9V-Block steht auf dem Gehäuse, natürlich keine einzige solche Batterie im Haus am Samstag nachmittag, und ich wollte die Messung aber genau jetzt machen. Also die Kinder ins Auto geladen und zum ich-bin-so-blöd-und-zahl-gern-das-Vierfache gefahren. Wirklich bemerkenswert, für vier 9V-Batterien nimmt einem der MM doch tatsächlich 25 Euro ab. Die exakt gleichen Batterien kosten bei Reichelt 6,20 Euro :roll: . Das kostet bei Blöd eine. Bei Kabeln ist das Missverhältnis noch viel größer, das typische 1Euro-Kabel von Reichelt kostet bei MM 19,99 Euro :cheers: . Bei keinesfalls besserer Qualität, übrigens. Genug gejammert jetzt, die Batterien rein gemacht

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und wieder die Maschinerie angeworfen. Und erst mal stundenlang auf einem Nebenschauplatz verbracht - aus irgendeinem Grund war der Messfile immer 0 Bytes groß, wenn ich ihn vom Stick auf dem Rechner auslesen habe. Naja, hab's dann irgendwie hingekriegt. So, also mit den vier Edel-Batterien :P kommt dann in den Rohdaten mit zugeschalteter Phantomspannung raus:

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Das sieht doch gut aus! Null Brumm. Das lohnt doch jetzt, genau ausgewertet zu werden. Den beschriebenen Umweg über die Bearbeitung der Pulsantwort über die Raumakustik-Automatik samt Spiegelung an der Zielkurve kann man übrigens inzwischen abkürzen, ich zitiere aus einer Mail von Uli:
Uli per Mail hat geschrieben:...mit [Link gelöscht]/Acourate.exe bekommst Du V1.4v
Das ist nicht grundsätzlich geändert, es nimmt aber doch zwei Restriktionen raus, die etwas behindert haben.
Was nun geht:
also lade mal PulseL in Kurve1 und Pulse5harmL in Kurve2. Dann mach eine SRC von k5 auf rate 240000. Das ergibt einen neuen Puls der Länge 327684 (zu sehen rechts vom Zeitfenster).
Nun wähle k1, nimm TD-Functions - L/T Zeros und erzeuge 327684-65536=262148 trailing zeros (zeropadding). Das gibt zwei gleichlange Pulse. Damit kannst Du dann Amplitude Difference mit k5-k1 machen, dabei linphase wählen.
(Ich hab minphase mit Fehlermeldung versehen weil bei der minphase-Rechnung der Puls um Faktor 32 bzw. 64 verlängert wird. Das würde dann 327684*32=10.485.888 samples intern ergeben und dann evtl. in der Berechnung Speicherprobleme erzeugen. Der User wundert sich dann weil es dann zu lange dauert.)
Mit dieser neuen Variante also die Auswertung gemacht ergibt:

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Wie üblich wieder K1 rot, K2 grün, K3 braun, K4 blau und K5 hellblau. Das ist doch jetzt mal eine vernünftige Klirrkurve für Soundkarte plus Mikrovorverstärker. Merke: Bei Klirrmessungen nur mit Batterien im VV messen.

Als nächstes sollte man sicherheitshalber noch die Messung der Kette machen, die bei den Lautsprechermessungen drin ist, nämlich nicht am Analogausgang der Soundkarte, sondern dort digital raus in den DA, von dort in den VV, durch die DBA-Abgriffkiste durch und am Ausgang, an dem es zum Lautsprecher geht, abgreifen und über den Spannungsteiler in den Mikro-VV. Jetzt wird auch klar, warum ich das Kabel zum Spannungsteiler vorsichtshalber ein bisschen länger gemacht habe.

Viele Grüße
Gert
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Christian Kramer
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Beitrag von Christian Kramer »

Fortepianus hat geschrieben:
Ja richtig! Und wir wissen ja jetzt auch alle warum, oder :mrgreen: ? 4x 9V-Block steht auf dem Gehäuse, natürlich keine einzige solche Batterie im Haus am Samstag nachmittag, und ich wollte die Messung aber genau jetzt machen. Also die Kinder ins Auto geladen und zum ich-bin-so-blöd-und-zahl-gern-das-Vierfache gefahren. Wirklich bemerkenswert, für vier 9V-Batterien nimmt einem der MM doch tatsächlich 25 Euro ab. Die exakt gleichen Batterien kosten bei Reichelt 6,20 Euro :roll: . Das kostet bei Blöd eine. Bei Kabeln ist das Missverhältnis noch viel größer, das typische 1Euro-Kabel von Reichelt kostet bei MM 19,99 Euro :cheers: . Bei keinesfalls besserer Qualität, übrigens. Genug gejammert jetzt, die Batterien rein gemacht
Bei Aldi gibt es für 1,99€ zwei 9Volt Blockbatterien, Aldi ist überall, und die haben am Samstag bis 20:00 geöffnet. :wink:

Grüße Christian
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Liebe Unverdrossene, die mir immer noch folgen,

Zeit für eine ganz kurze Zwischenbilanz bzgl. Klirrmessungen. Manch einer mag sich vielleicht gefragt haben, wozu denn der ganze Aufwand, die Messungen sahen doch ok aus, die man gesehen hat von meiner BM20. Vielleicht wird es so langsam klarer, worauf ich raus will. Wenn man die Messvorrichtung nicht penibel untersucht hat vorher, hat man nämlich keine Ahnung, was man da genau gemessen hat. Wir haben uns bisher drei Bausteine der Messkette vorgenommen und sind auf drei Baustellen gestoßen:

1.
  • Die Messmethode selbst. Daraufhin hat Uli die Methode soweit verbessert, dass die dadurch verursachten Messfehler weit unterhalb der Messsignale sind - aber erst jetzt.
2.
  • Die Soundkarte. Die Phase 26 USB wurde als völlig untauglich für Klirrmessungen entlarvt, daraufhin eine Tascam US-144 gekauft und für deutlich besser befunden, aber noch nicht wirklich gut. Erst die MAudio 2496 Audiophlile in der Linuxkiste zeigt Klirrwerte, die als gut zu bezeichnen sind. Also werden weitere Messungen nun damit gemacht.
3.
  • Der Mikrovorverstärker. Zeigte vom Stand weg ein gutes Klirrverhalten, das aber von einem satten Brumm samt Oberwellen verhunzt wird. Erst Batteriebetrieb schafft Abhilfe.
An jeder Stelle, die man sich anschaut, wird man also fündig bzgl. Eigenklirr der Messkette. Wir werden also gut daran tun, weiter penibel jedes Bausteinchen auf dem Weg zum Lautsprecher zu untersuchen, bevor wir uns wirklich trauen können, ihn messtechnisch zu beurteilen. Dabei lernt man auch Interessantes über das Klirrverhalten der Komponenten, denke ich. So ist es ja kein Geheimnis, dass exzellent klingende Röhrenschaltungen ziemlich viel K2 produzieren, aber kaum höhere Ordnungen. Ich bin gespannt, wie das bei meiner Transistorkette aussieht.

Viele Grüße
Gert
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gto
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Beitrag von gto »

Gert, ich folge mit Interesse, soweit ich kann, daher mal ein dickes Danke meinerseits. :cheers:

Mir bleibt mangels eigenem diesbezüglichen Wissens nur die Leseposition und finde es gut wenn nicht zuviel OT, wie dieser hier, dabei stört. :D

Liebe Grüsse Gerd
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