Lumin G-U1 mini

Gerts Modifikationen
Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Martin,

danke für die Tipps. Ich habe jetzt einfach dort mal so ein Gehäuse bestellt (ohne Löcher in der Front) und schaue mir das dann mal in Ruhe an, ob ich da meinen Kram unterkriege.

Viele Grüße
Gert
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Markush
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Beitrag von Markush »

Hallo Gert,

wird wirklich sehr spannend, denn die LUMIN U1/U2 Plattform ist Preis/Leistung mäßig was man damit machen bzw rausholen kann beeindruckend - viele sind hier zurecht schon in voller Vorfreude deswegen.
Wäre es ok neben den Supercaps die im Inneren des LUMIN verbaut werden als externes Netzteil auch ein Farad Super3 zu verwenden?

Liebe Grüße
Markus
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SolidCore
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U2Mini

Beitrag von SolidCore »

Hallo Gert

Waren Lumin, und eventuell dein Netzteil, nicht neu? Brauchte der Lumin nicht ewig zum einspielen? Vielleicht ist es anzuraten, den Verbund wirklich mal eine Woche durchnudeln zu lassen, und den Vergleich zu wiederholen.

Ich selbst ertappe mich auch immer wieder, das ich irgendetwas neu gebautes ohne genügend Einspielzeit unbedingt beurteilen will. Klar, man ist heiß drauf, und kanns nicht erwarten. Birgt aber die Gefahr eines anderen Ergebnisses.

Nebenbei bemerkt: Wenn der unmodifizierte Lumin mit "Supernetzteil" dem G-Hub gleich zog, müsste er rein logisch betrachtet mit dem gleichem Netzteil PLUS deinen Platinen Mods, also Clock-Versorgung und Co, sogar am G-Hub vorbeiziehen. Da im Original ja die Clocks immer aus den Schaltreglern versorgt werden, und somit nie sauber arbeiten können. Dies ist allerdings nur Theorie.

Hattest du auch mal das Digital-Signal am Ausgang wie bein G-Hub vorher/nachher gemessen? Vielleicht findet sich da eine Auffälligkeit.

Gruß
Stephan
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Stephan, hallo Lumin-Fans,
SolidCore hat geschrieben: 27.01.2023, 21:52 Nebenbei bemerkt: Wenn der unmodifizierte Lumin mit "Supernetzteil" dem G-Hub gleich zog, müsste er rein logisch betrachtet mit dem gleichem Netzteil PLUS deinen Platinen Mods, also Clock-Versorgung und Co, sogar am G-Hub vorbeiziehen. Da im Original ja die Clocks immer aus den Schaltreglern versorgt werden, und somit nie sauber arbeiten können. Dies ist allerdings nur Theorie.
wie gesagt, das war ein anderer Test, denn dem G-Hub fehlten im Vergleich zu jetzt die Supercaps.
SolidCore hat geschrieben: 27.01.2023, 21:52 Ich selbst ertappe mich auch immer wieder, das ich irgendetwas neu gebautes ohne genügend Einspielzeit unbedingt beurteilen will. Klar, man ist heiß drauf, und kanns nicht erwarten. Birgt aber die Gefahr eines anderen Ergebnisses.
Gestern abend habe ich noch lange getestet. Ich habe nochmal alles auf den Prüfstand gestellt und hinterfragt. Sind die Signalkabel wirklich gleich, die Stromkabel, die Netzwerkkabel etc. und dann immer nur mit diesem einen oben genannten Stück getestet, bei dem Unterschiede auffällig waren, immer die erste Minute. Erster Test: 230V-Strippen getauscht. Kein Unterschied. Zweiter Test: XLR-Kabel getauscht. Auch kein Unterschied. Dann die LAN-Ports am ER getauscht - bisher war der G-ADS3 wie immer am B-Port, der G-U1mini an einem der vier A-Ports (die anderen alle unbelegt, weil der ER per LWL versorgt wird). Ist ja alles nicht mehr original und wird alles aus Supercaps plus LNTs versorgt, interner Schaltregler entfernt. Ein ganz kleiner Unterschied zugunsten des B-Ports. Aber da kann man streiten, ob das so ist oder eingebildet. Dann die Netzwerkkabel getauscht. Und dazu muss ich ein bisschen was erzählen.

Bis vor kurzem hatte ich dort die silbernen 100Mbit-Kabel von Stephan dran, zu meiner großen Zufriedenheit. Bis mir René welche zum Test geschickt hat, und die waren beide noch besser (sorry Stephan, ist nicht böse gemeint, Deine Kabel sind klasse). Einmal das aktuelle Topkabel aus dem Handel und dann eins aus einer neuen Experimentalserie namens Golden Heart (GH). Das ist am besten, sagte ich René, ich schick' Dir das andere zurück, das ist aber auch sehr gut. Behalt es, meinte er, vielleicht kannst Du das ja mal für einen Vergleichstest brauchen. So wie jetzt, das GH ist wie immer am Port B des ER und geht zum Linn, vom Port A geht es über das andere Kabel zum Lumin. So und jetzt habe ich die beiden Kabel getauscht. Und spielte plötzlich der Linn müder als vorher und nicht mehr so präzise und der Lumin legte deutlich an Präzision zu. Dass das so einen großen Unterschied macht! Also wurde ab jetzt der Test noch mühsamer: Nicht nur das Digitalkabel blind in den Linn hinten reinfummeln, sondern auch das LAN-Kabel beim Vergleich tauschen. Ächz.

Jetzt rückt der Lumin ganz nah an den Linn. In den bisher noch ein bisschen bemängelten Disziplinen Detailauflösung und Durchhörbarkeit hat er fast aufgeschlossen.
SolidCore hat geschrieben: 27.01.2023, 21:52 Hattest du auch mal das Digital-Signal am Ausgang wie bein G-Hub vorher/nachher gemessen? Vielleicht findet sich da eine Auffälligkeit.
Ja, interessant ist, dass der BNC-Ausgang deutlich mehr Spannung hat und damit die Flanken die Erkennungsschwelle des Empfängers erheblich steiler durchlaufen. Ich stecke das Digital-Kabel mit einem BNC-Adapter an den BNC-Ausgang des Lumin, was sicher nicht das Optimum darstellt im Vergleich zu einem direkt mit BNC konfektionierten Kabel. Und siehe da, jetzt ist die volle Detailauflösung da wie beim G-Hub, der ja eben auch diese ganz steilen Digitalflanken hat. Also, Tipp, BNC-Ausgang nutzen.

Es bleibt so ein kleines Bisschen an mehr Autorität beim G-ADS3 - wenn du das direkt hintereinander hörst. Geschenkt, insbesondere, wenn man auf's Preisschild schaut. Ansonsten würde ich beim G-U1mini jetzt eigentlich genau nichts mehr vermissen im Vergleich zum G-Hub.

Also warten wir mal ab, bis das Gehäuse aus Italien kommt, dann versuche ich, da ein G-LNT drin unterzubringen. Wenn das damit dann genauso gut klingt wie der G-U1mini jetzt, geht's ans Platinenlayout.

Viele Grüße
Gert
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SolidCore
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U2Mini

Beitrag von SolidCore »

Hallo Gert

Vielen Dank.
Dann hast du dich mit verschiedenen Kabeln ja "fast" selbst veräppelt. Ein wichtiger Punkt bei 1:1 Vergleichen. Deine Fehlersuche hätte ich absolut genau so gemacht. Überblick verschaffen, im Zweifel gegeneinander tauschen.

Eine Zwischenfrage: Am Ether-Regen kommt LWL an. Versteh ich das richtig, das Richtung Streamer per LAN die A-Seite (fast?) identisch zur B-Seite klang? Obwohl B ja nochmals galvanisch entkoppelt wird?

Dass ein anderes LAN Kabel besser gefällt, stört mich absolut nicht. Was deutlich teurer ist, darf auch ein bisschen besser klingen :). Ich sag immer: Mit meinen kann man schon alt werden, absolut kein Nadelöhr, ein bisschen Luxus gäbs aber immer noch. Zumal ich den Vergleich kenne. Habe genau den selben zuletzt bei speaker-heaven.de im Laden erlebt. Mir gefiel das neue Refine LAN ebenfalls richtig gut! Da gings darum, Wolfgang (Inhaber) seinen Streamer an der Vorführkette mal auf ein ordentliches Niveau zu hieven. Wäre aber OT.

Hmmm, BNC Buchse... an der Buchse selbst kann es ja nicht liegen, wenn du einen Adapter verwendest. Scheint also vom Layout innen besser verschaltet zu sein.

Gruß
Stephan
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Audiophon
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Beitrag von Audiophon »

Hallo Gert,

Danke, dass Du uns „live“ an Deinen Vergleichen teilhaben lässt. Du solltest vielleicht mal in Erwägung ziehen einen YouTube Kanal aufzumachen :lol: .
Fortepianus hat geschrieben: 28.01.2023, 17:49
SolidCore hat geschrieben: 27.01.2023, 21:52 Ich selbst ertappe mich auch immer wieder, das ich irgendetwas neu gebautes ohne genügend Einspielzeit unbedingt beurteilen will. Klar, man ist heiß drauf, und kanns nicht erwarten. Birgt aber die Gefahr eines anderen Ergebnisses.
… So und jetzt habe ich die beiden Kabel getauscht. Und spielte plötzlich der Linn müder als vorher und nicht mehr so präzise und der Lumin legte deutlich an Präzision zu. Dass das so einen großen Unterschied macht! Also wurde ab jetzt der Test noch mühsamer: Nicht nur das Digitalkabel blind in den Linn hinten reinfummeln, sondern auch das LAN-Kabel beim Vergleich tauschen. Ächz.

Jetzt rückt der Lumin ganz nah an den Linn. In den bisher noch ein bisschen bemängelten Disziplinen Detailauflösung und Durchhörbarkeit hat er fast aufgeschlossen.
Ich hatte auch wie Stephan die mangelnde Einspielzeit im Verdacht für zumindest einen Teil der Klangunterschiede verantwortlich zu sein. Sowohl Lumin P1 als auch U2 Mini brauchten Wochen (mehrere hundert Stunden) Einspielzeit, bevor sie ihren glasigen, digitalen, eckigen Klangcharakter abgelegt hatten.

Aber auch das Thema Ethernetnetzwerk Strecke vor dem Streamer ist natürlich eminent wichtig. Ich schrieb ja auch, dass sich mein Auralic G1 mittlerweile mit verbesserter Ethernet Strecke deutlich besser anhört und fast eine 180 Grad Wandlung hinter Sicht hat. Dass ein Ethernet Kabel alleine aber schon für so einen Unterschied sorgen kann gibt mir zu denken. Sollte hier vielleicht wirklich mal verschiedene Kabel testen .
Fortepianus hat geschrieben: 28.01.2023, 17:49 Ja, interessant ist, dass der BNC-Ausgang deutlich mehr Spannung hat und damit die Flanken die Erkennungsschwelle des Empfängers erheblich steiler durchlaufen. Ich stecke das Digital-Kabel mit einem BNC-Adapter an den BNC-Ausgang des Lumin, was sicher nicht das Optimum darstellt im Vergleich zu einem direkt mit BNC konfektionierten Kabel. Und siehe da, jetzt ist die volle Detailauflösung da wie beim G-Hub, der ja eben auch diese ganz steilen Digitalflanken hat. Also, Tipp, BNC-Ausgang nutzen.
Interessant. Sollte dann nicht auch der AES/EBU Ausgang mit seinem deutlich höheren Spannungsniveau im Vergleich zu RCA digital (wenn ich nicht irre +/-5V zu +/- 0,5V), nochmals stärker im Vorteil sein?

Viele Grüße und lass‘ und weiter an Deinen Tests teilhaben!
Martin
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Markush
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Beitrag von Markush »

Hallo Stephan,

UpTone selbst sagt das Moat Feature funktioniert in beiden Richtungen. Also der klangliche Gleichstand diesbezüglich auch schlüssig.

Lässt sich messtechnisch ermitteln welcher Ausgang die beste klangliche Performance hat bzw. durch Adaptierung alle auf ein gleiches Niveau bringen? Ich zB verwende am liebsten AES/EBU und hätte gerne das Gefühl dabei nichts auszulassen.

Liebe Grüße
Markus
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

SolidCore hat geschrieben: 28.01.2023, 20:45 Eine Zwischenfrage: Am Ether-Regen kommt LWL an. Versteh ich das richtig, das Richtung Streamer per LAN die A-Seite (fast?) identisch zur B-Seite klang? Obwohl B ja nochmals galvanisch entkoppelt wird?
Hallo Gert, hallo Stephan,

ich gehe auch mit LWL in den EtherRegen und hatte nun die Frage, was tun, da ich quasi zwei Renderer anschließen will? Da ist einmal der Linn und dann mein Samsung TV für die Digital Concert Hall. Gert schrieb mal sinngemä in seinem Faden, dass er auch die A-Seite für ein Endgerät nutzt. Also habe ich den Linn an die B- und den TV an die A-Seite des EtherRegen angeschlossen. Mit den Kabeln von Rene kann man das gewinnbringend und getrost so gut machen.

Viele Grüße
Horst-Dieter
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Stephan,
SolidCore hat geschrieben: 28.01.2023, 20:45 Hmmm, BNC Buchse... an der Buchse selbst kann es ja nicht liegen, wenn du einen Adapter verwendest. Scheint also vom Layout innen besser verschaltet zu sein.
das hatte ich eigentlich gedacht, mit dem Satz
Fortepianus hat geschrieben: 28.01.2023, 17:49 ...interessant ist, dass der BNC-Ausgang deutlich mehr Spannung hat und damit die Flanken die Erkennungsschwelle des Empfängers erheblich steiler durchlaufen.
zu erklären. Das war aber offensichtlich wenig verständlich und zu verkürzt ausgedrückt. Deshalb jetzt zum Sonntag der Versuch, endlich das umzusetzen, worum mich Hans-Martin schon hin und wieder gebeten hat:
Hans-Martin hat geschrieben: 06.10.2021, 23:57 Hallo Gert,
es ist ein Jammer, dass im Laufe der Jahr(zehnt)e Bildhoster einfach Dateien löschen, auf die wir hier mit angewiesen sind. Dein damaliger Beitrag zum Zusammenhang Oszillator-Versorgungsspannungsschwankung - Jitter (inzwischen verlorengegangene Handskizze) fällt mir hierzu ein, er mag den langjährigen Mitforenten noch im Gedächtnis geblieben sein, aber später eingestiegenen könnte die elementare Bedeutung nicht klar sein. Magst du dazu noch einmal Stellung nehmen, weshalb die akribische Optimierung der Betriebsspannung speziell bei der Versorgung eines Quarzoszillators ein so zentrales Thema ist?
Was für die Betriebsspannung eines Oszillators gilt, lässt sich hier genauso anwenden. Ich zeichne mal in Blau eine idealisierte Flanke eines Digitalsignals hin:

Bild

Einheiten sind erstmal egal, Hauptsache immer gleich bei der folgenden Betrachtung.

Die Anstiegszeit eines Signals ist definiert als die Zeit, die es braucht, bis das Signal 10 bis 90% der Signalamplitude durchlaufen hat. Die Amplitude ist dabei sozusagen der Spannungshub. Ein Bild sagt mehr:

Bild

Wir Etechniker bezeichnen Spannungen mit U, und wenn man die Amplitude meint, malt man so ein Dach obendrauf. Und das griechische große Delta vor der Zeit t bezeichnet die Differenz zweier Zeiten, also die Dauer zwischen zwei Zeitpunkten.

Jetzt nehmen wir eine Spannung mit doppelt so großer Amplitude. Zur Unterscheidung von der blauen Flanke in Rot:

Bild

Wieder habe ich die Amplitude und die Anstiegszeit eingezeichnet. Legen wir das einfach mal übereinander:

Bild

Man sieht, dass die Anstiegszeit die gleiche geblieben ist, obwohl sich die Amplitude geändert hat. Zusätzlich in Gelb habe ich noch die Erkennungsschwellen eines Digitalbausteins eingezeichnet, der das Signal auswertet, z. B. im DAC. Die Schwelle, wenn aus einer 0 eine 1 wird, liegt ein bisschen höher als die Schwelle, wenn aus der 1 wieder eine 0 wird, diesen Effekt nennt man Hystere. Da wir hier eine positive Flanke haben, geht's um die obere Schwelle. Idealerweise ist die immer gleich, egal, welche Amplitude das ankommende Digitalsignal hat. Und Ihr seht schon, dass das Signal mit der höheren Amplitude, das rote, die Schwelle zu einem anderen Zeitpunkt durchläuft als die blaue mit der niedrigeren. Ändert sich also die Höhe des Signals, ändert sich damit auch der Zeitpunkt, wann die 1 erkannt wird:

Bild

Nun wird die Höhe der Amplitude in so einem Digitalchip direkt von der Höhe der Spannung vorgegeben, die ihn versorgt. Bei der 0 wird der Ausgang auf Masse gelegt, bei der 1 auf die positive Versorgungsspannung. Wackelt die, wackelt der Zeitpunkt der 1 im Empfänger.

Betrachten wir jetzt einen ideal steilen Digitalspannungsverlauf, den es natürlich in der Realität nicht gibt:

Bild

Je steiler, desto kleiner der amplitudenabhängige Jitter. Im Idealfall hier wird er Null.

Nach diesem kleinen Theorieausflug erklärt sich vielleicht mein oben zitierter Satz besser:
Fortepianus hat geschrieben: 28.01.2023, 17:49 ...interessant ist, dass der BNC-Ausgang deutlich mehr Spannung hat und damit die Flanken die Erkennungsschwelle des Empfängers erheblich steiler durchlaufen.
Der BNC-Ausgang des Lumin hat mehr Amplitude, also jittert der Erkennungszeitpunkt im DAC weniger. Ok, warum arbeiten wir dann nicht mit 10000V anstelle der zarten 500mV bei S/PDIF :-)? Naja, den Eingangsbaustein darf man nicht an die Aussteuergrenze fahren, sonst gibt es wieder andere Effekte, die noch schlimmer sind. Aber innerhalb der dort erlaubten Grenzen hat ein doppelt so großes Signal bei gleicher Flankensteilheit nur den halben Jitter, zumindest, was den durch Amplitudenfehler bedingten betrifft. Die Alternative zur Amplitudenerhöhung ist, steilere Flanken zu schicken, und jetzt wisst Ihr, warum ich ein Fan davon bin.

Schauen wir uns doch mal die Ausgangssignale des Lumin an. Cinchausgang:

Bild

BNC-AUsgang:

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Exakt gleiche Flankensteilheit, unten im Oszillogramm auf Englisch mit RiseTime und FallTime bezeichnet, bei beiden 5,2ns. Recht zackig übrigens für einen Ausgang mit Übertrager, den es an beiden Ausgängen hat. G-Hub zum Vergleich: 2,7ns. Schaut man aber mal bei Vpp, ist das rund doppelt so groß bei BNC (1,1V vs. 0,55V). Die englischsprachige Welt bezeichnet die Spannung nicht mit U, sondern mit V (wie Voltage), und pp heißt peak to peak, Spitze unten bis Spitze oben, also unser U mit Dach. Wir haben also ziemlich genau die Verhältnisse wie in meinen Zeichnungen oben, blau Cinch, rot BNC.

Schauen wir mal den XLR-Ausgang an:

Bild

Ziemlich verbeulte Form, aber steilere Flanken (4ns) und noch deutlich mehr Amplitude (6,4V).

Das heißt aber nicht automatisch, noch besser. Die Level bei AES/EBU sind ganz andere und damit liegen auch die Erkennungsschwellen viel höher. In Summe ist damit dann durch die höhere Amplitude noch nichts gewonnen außer: weniger anfällig für Störungen auf der Leitung, und das ist im Studio bei großen Kabellängen ebenso interessant wie die symmetrische Signalführung, was Störungen unterwegs weiter minimiert. Aber man sieht, dass XLR hier mit einer erstaunlich hohen Flankensteilheit aufwartet.

Aber zurück zu Cinch vs. BNC. Cinch hat einen WM8805 als S/PDIF-Encoder und Ausgangsbaustein. Hinter dem kommt ein Kondensator zur Gleichspannungsbeseitigung, dann ein Spannungsteiler aus zwei Widerständen, der Übertrager und noch ein kleiner Kondensator längs zum Ausgang. Direkt nach dem Baustein sieht das Signal so aus:

Bild

Der Baustein wird mit 3,3V versorgt, also sollte die Amplitude 3,3V sein. Das Oszi zeigt 3,8V - bedingt durch die Überschwinger im Signal, geschenkt. Interessant ist die hier vorhandene höhere Flankensteilheit von 3,6ns. Jetzt am BNC-Baustein, einem CS8406:

Bild

Das nimmt sich nichts, gleiche Flankensteilheit, gleiche Amplitude. Die Unterschiede sind also lediglich durch die unterschiedlichen Spannungsteiler bedingt, ansonsten ist die Schaltung zum Ausgang genau gleich.

Was sagt uns das? Wenn BNC selbst mit miesem Adapter dazwischen besser klingt als Cinch und der Unterschied lediglich in dem anders dimensionierten Spannungsteiler liegt, dann dimensioniere ich doch den Spannungsteiler für Cinch einfach mal ein bisschen um.

Viele Grüße
Gert
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo zusammen,

nach der Umdimensionierung des Cinchausgangs sieht es dort jetzt so aus:

Bild

Die Herausforderung dabei ist, dass der Spannungsteiler rückwärts vom Kabel aus gesehen ebenfalls 75Ohm haben muss. Die Spannung ist zum Test jetzt auf das Dreifache erhöht bei gleicher Flankensteilheit, nochmal mehr als bei BNC. Über's Ziel rausgeschossen ist die Frage, die es im Hörtest zu klären gibt. Der typische Eingangsbaustein in einem DAC läuft mit 3,3V, da müssten die 1,65V eigentlich noch im Rahmen des möglichen liegen.

Viele Grüße
Gert
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Liebe Threadverfolger,

über's Ziel rausgeschossen, eindeutig. Stimmen werden jetzt lästig. Ich löte immer wieder andere Widerstände rein. Es muss eben immer 75Ohm Innenwiderstand zusammenkommen, und da gibt's bei verfügbaren Werten der Normreihe nur begrenzte Kombinationen. Angefangen also bei 1,65V, dann 1,28V. Immer noch zu viel. Bei 1,1V klingt es dann ganz ähnlich wie am BNC-Ausgang. 0,8V noch probiert - jetzt geht's klanglich wieder in Richtung der ursprünglichen 0,55V, da fehlt ein bisschen Präzision. Also sind die 1,1V am BNC-Ausgang so ziemlich das Optimum. Das gilt natürlich streng genommen nur für den verwendeten Eingangsbaustein im G-DAC - das ist aber auch ein WM8805, dort als Eingangsbaustein konfiguriert. Der Wolfson-Chip ist in guten DACs eigentlich der Standardbaustein, der sehr oft verwendet wird, so auch bei den Digitaleingängen der Linn, und das Ergebnis lässt sich vermutlich auch auf andere Bausteine übertragen, die mit 3,3V versorgt werden.

Den Spannungsteiler lasse ich damit auf 1,1V Amplitude am Cinchausgang wie am BNC-Ausgang.

Viele Grüße
Gert
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Audiophon
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Beitrag von Audiophon »

Fortepianus hat geschrieben: 29.01.2023, 14:15
Schauen wir mal den XLR-Ausgang an:

Ziemlich verbeulte Form, aber steilere Flanken (4ns) und noch deutlich mehr Amplitude (6,4V).

Das heißt aber nicht automatisch, noch besser. Die Level bei AES/EBU sind ganz andere und damit liegen auch die Erkennungsschwellen viel höher. In Summe ist damit dann durch die höhere Amplitude noch nichts gewonnen außer: weniger anfällig für Störungen auf der Leitung, und das ist im Studio bei großen Kabellängen ebenso interessant wie die symmetrische Signalführung, was Störungen unterwegs weiter minimiert. Aber man sieht, dass XLR hier mit einer erstaunlich hohen Flankensteilheit aufwartet.
Hallo Gert,

Danke auch für die Ausführungen und Messungren zum AES-Ausgang. Wäre es denn aus klanglichen Gesichtspunkten wünschenswert eine perfektere Form der Amplitude zu erzielen? Und falls ja, könnte dies nicht auch Ziel einer optionalen G-Modifikation werden :wink: ?

Ich würde beispielsweise gerne beim AES Ausgang bleiben.

Es bleibt spannend….viele interessierte Grüße
Martin
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Martin,
Audiophon hat geschrieben: 29.01.2023, 18:23 Danke auch für die Ausführungen und Messungren zum AES-Ausgang. Wäre es denn aus klanglichen Gesichtspunkten wünschenswert eine perfektere Form der Amplitude zu erzielen? Und falls ja, könnte dies nicht auch Ziel einer optionalen G-Modifikation werden :wink: ?

Ich würde beispielsweise gerne beim AES Ausgang bleiben.
da spricht theoretisch zunächst eigentlich nichts dagegen. Wenn Du Dir das Bild
Fortepianus hat geschrieben: 29.01.2023, 14:15 Bild
nochmal anschaust, wird klar, dass eigentlich alles, was sich beim Signal oberhalb der Schwelle für 1 und unterhalb der Schwelle für 0 abspielt, irrelevant ist. Es zählt die Flanke für die Auswertung, die durch die Schwelle rauscht. Allerdings stimmt das nur dann, wenn die nächste Flanke von immer dem gleichen Niveau aus startet, egal, ob vorher eine 0 oder eine 1 war. Und das ist hier nicht so richtig der Fall, da hast Du recht mit dem verbogenen Signal. XLR-Ausgänge sehen übrigens oft so aus wie hier gezeigt und vielleicht ist das der Grund, warum viele Cinch oder BNC bevorzugen. Nochmal das XLR-Signal:
Fortepianus hat geschrieben: 29.01.2023, 14:15 Bild
Bei der S/PDIF-Kodierung steckt die Information über 0 oder 1 nicht darin, dass das Signal 0 oder 1 ist, sondern in der Länge des Signals auf dem oberen oder unteren Niveau. Im Bild ist ein langes Signal oben zu sehen, der Rest sind kurze Signale unten oder oben. Wenn man genau hinschaut, startet die fallende Flanke nach dem langen oberen Signal höher als die fallende Flanke nach einem kurzen oberen Signal. Genau sowas ergibt den sog. dateninduzierten Jitter, denn das ist auch wieder der gleiche Mechanismus wie bei einer Amplitudenänderung. Der Zeitpunkt, wann das untere Spannungsniveau erkannt wird, hängt also davon ab, ob das Signal vorher oben lang oder kurz war, 1 oder 0. Das sieht hier bei BNC oder Cinch viel besser aus. Um das zu ändern, müsste ich aber eine komplett neue Ausgangsstufe wie im G-Hub einbauen, für die hier kein Platz ist. Dann wären die Signale ebenbürtig. Beim U1mini ist XLR dem Signal auf BNC aber unterlegen, wie man sieht.

Sorry Leute für die sehr Technik-lastigen letzten Beiträge, ich verspreche Besserung.

Viele Grüße
Gert
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Beitrag von SolidCore »

Fortepianus hat geschrieben: 29.01.2023, 16:38 ... Bei 1,1V klingt es dann ganz ähnlich wie am BNC-Ausgang. 0,8V noch probiert - jetzt geht's klanglich wieder in Richtung der ursprünglichen 0,55V, da fehlt ein bisschen Präzision. Also sind die 1,1V am BNC-Ausgang so ziemlich das Optimum. Das gilt natürlich streng genommen nur für den verwendeten Eingangsbaustein im G-DAC. ...

Hallo Gert

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Bei deinen Umschreibungen muss man sich immer etwas mehr konzentrieren. Im positiven Sinne. Toll erklärt.

Genau den Gedankengang wie du hatte ich ebenfalls. Wie reagiert denn ein ganz anderer DAC/Eingangsübertrager? Oder der gleiche mit weniger SPDiF Signalpegel? Also habe ich nochmal auf Seite 3 im G-Hub-Thread gelesen. Dort fand ich, der SPDiF-Werksausgang hat VPP 540mV, dein neuer an der WBT-Buchse 640mV. Dein Vergleichsgerät Linn zum Lumin beinhaltet also bereits die Spannungsdifferenz, was den DAC nicht wirklich stört.

Wenn der Linn Werksausgang wie der Lumin einen Übertrager hat, und ähnliche Spannungen, und beide ein bisschen "weicher" klingen, scheint die erhöhte Spannung (durch die veränderte Flanke) den Effekt eines Ausgangs ohne Übertrager zu haben. Sachen gibts ... Wäre ohne deinen Versuch nicht aufgefallen. Nebenbei großen Respekt für die mühsame Probiererei der verschiedenen Varianten. Das kann schon ganz schön nervtötend sein.

Es zeigt aber immer wieder auf, wie viel Potential in Geräten geweckt werden kann. I Love Tuning.


Gruß
Stephan
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Hallo Gert,
Fortepianus hat geschrieben: 29.01.2023, 20:58...Sorry Leute für die sehr Technik-lastigen letzten Beiträge, ich verspreche Besserung...
bitte - bitte - keine (vermeintliche) Besserung! Deine fundierten Beiträge bilden uns Interessierte weiterund helfen u.a. auch verbreitet behaupteten Unfug zu widerlegen!

1000 Dank für Deine Mühen! :cheers:
Winfried5436
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