Linearnetzteil für die G-Linn

Gerts Modifikationen
Fortepianus
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Linearnetzteil für die G-Linn

Beitrag von Fortepianus »

Liebe Freunde externer Netzteile,

hier hatte Jürgen mich ja ein bisschen angefixt mit der Aussage:
h0e hat geschrieben: 21.08.2021, 17:35 Wenn man vorher schon wegen der Sauberkeit des G-Hubs beeindruckt war,
dann muss man sich wundern, wie sauber er eigentlich spielt, wenn man ein wirklich
überragendes Netzteil anschließt. Diese Ruhe und Schwärze, einfach klasse,
auch sonst muss ich mich bei den Beschreibungen wiederholen, außer in der Räumlichkeit tut sich in allen
Belangen etwas. Es ist wie so oft gar nicht zu glauben, dass noch Steigerungen möglich sind.
Nun, daraufhin hatte ich mich ja etwas aus dem Fenster gelehnt, während ich gerade auf der Insel im Urlaub war und die daraus folgenden Konsequenzen am Strand liegend unbedeutend fand:
Fortepianus hat geschrieben: 22.08.2021, 13:16
h0e hat geschrieben: 22.08.2021, 00:21 ich denke schon, dass der Aufwand das Linn Netzteil zu übertreffen nicht so ganz klein ist.
ja klar. Das Linn-Netzteil ist recht gut, da muss man sich schon Mühe geben. Aber im Prinzip weiß ich, wie das gehen müsste.
Wer gackert, muss auch legen.

Ich habe mir also was überlegt. Am besten eine Zweiteilung der ganzen Sache, nämlich das Grobe in einem externen Gehäuse und die Feinarbeit drin beim Linn, da hat's noch Platz. Nachdem ich bei den Clocks, wo allerfeinste Versorgung zählt, gute Erfahrungen gemacht habe mit dem Uptone Audio LPS-1.2, will ich fette Ultracap-Bänke lokal im Linn zu verwenden. Allerdings gefällt mir an der Lösung im LPS-1.2 weniger, dass lokal immer noch Schaltregler verwendet werden für die erste Spannungsstabilierung. Und, dass der Ripple des Versorgungsnetzteils stark auf die Ausgangsspannung durchschlägt, obwohl zwischen zwei Bänken hin- und hergeschaltet wird und die aktuell versorgende Bank gar nicht am Ladenetzteil hängt. Deshalb will ich versuchen, das ein bisschen besser zu machen. Das Hin- und Hergeschalte will ich vermeiden.

Das Problem bei solchen Elkobänken aus Ultracaps: Man muss elend viel Strom da reinpumpen, bis die zig Farad endlich geladen sind, und jedes Netzteil davor stöhnt auf, wenn es die ungefähr Null Ohm der Bank zu Beginn des Ladevorgangs zu sehen kriegt. Sind die UCaps dann aber mal voll, liefern sie einen herrlich glatten Saft ab mit minimalem Innenwiderstand, besser als die üblichen Akkus.

Konzept: Fetten Ringkerntrafo als Spezialanfertigung wickeln lassen mit den drei maßgeschneiderten Spannungen. Schirmwicklung, Teilverguss, 200VA, richtig dick überdimensioniert für die 20-30W, die ein Linn-Streamer dann je nach Modell möchte. DC-Filter davor, damit kein mechanischer Brumm und keine Trafosättigung auftritt, Einschaltstrombegrenzung, damit z. B. ein evtl. vorgeschalteter Spannungsaufbereiter wie ein PPP keine Schnappatmung kriegt beim Einschalten oder eine zu zart besaitete Haussicherung den Ladevorgang gar nicht erst in Gang kommen lässt. Danach alle drei Spannungen völlig getrennt behandeln und dann mit Aktivgleichrichtern zu DC wandeln. Dicke Elkos, erstmal 18.000µF auf jedem Kanal, dann eine Doppeldrossel, dann nochmal 18.000µF. Dann gute Lowdrop-Linearregler, die 5A können. Spannung aber nicht schlagartig anstellen, sondern gemächlich hochfahren wegen des zu erwartenden Startkurzschlusses am Ausgang. Das alles kommt in die externe "Dirty Box". Kein Steckverbinder, direkt raus mit OCC-Kupfer in Teflon und ausreichend Querschnitt zum Linn. Dort eine sechspolige Buchse rein, noch kein Kreis sieht Masse, alles getrennt.

Im Linn sitzen die Ultracap-Bänke, je eine für die drei Spannungen. Davor wieder evtl. unterwegs auf der Zuleitung eingefangene Störungen mit Doppeldrosseln entfernen und dann über Stromquellen mit Leistungs-Mosfets den Strom begrenzen, so dass nach außen kein völliger Kurzschluss auftritt und die Bänke nicht mehr Strom sehen können als ihnen und dem Netzteil davor lieb ist. So werden sie in einigen wenigen Sekunden hochgeladen, wenn jeder tut, was er kann. Der Linn kriegt solange noch nichts, denn niederohmige Leistungs-Mosfets trennen alle drei Kreise noch von der Spannung. Erst direkt an der Linn-Hauptplatine dann werden die drei Spannungsebenen zusammengeführt und die Masse gebildet.

Alle drei Kreise werden mit ungefähr der gleichen Geschwindigkeit geladen, und erreicht die Spannung für alles Digitale, die nominal bei ca. 6,5V sein soll, die Schwelle von 6,2V, geht's los und alle Elko-Bänke werden gleichzeitig auf den Linn losgelassen, der mit seinem Bootvorgang startet. BTW: Beim G-Hub mag das so funktionieren, bei den Katalyst-Modellen aber nicht. Da habe ich mir ziemlich die Zähne ausgebissen an meinem G-ADS3, bis ich begriffen habe, dass das originale Netzteil da auch noch seinen Senf abgibt auf einer Schaltleitung. Und ohne diesen Senf rührt sich der Streamer nicht. Also, dies wird auch gleichzeitig mit dem Durchschalten der Spannungen ausgegeben und los geht's.

Sind die Bänke vollständig geladen, was bis zum Abschluss des Bootvorgangs ungefähr der Fall sein dürfte, werden die Strombegrenzer (Stromquellen) am DC-Eingang auf "lange Leine" umgeschaltet, was bedeutet, dass nur noch so viel Saft nachgelassen wird mit maximaler Filterwirkung der Mosfet-Schaltung, dass es reicht, um die Bänke bei Spannung zu halten. Das ist so ungefähr die feinste lineare Spannungsversorgung, die mir in meiner Einfalt zum Thema G-Linn eingefallen ist :-).

Ein kleines Schmankerl, wie unsere bayrischen Nachbarn sagen, habe ich mir noch überlegt. Das originale Linn-Netzteil bleibt einfach drin und funktionstüchtig angeschlossen. Liefert es Strom, weil Netzkabel dran und mit dem Netzschalter aktiviert, werden die Ultracap-Bänke sofort weggeschaltet mit den Leistungs-Mosfets an deren Ausgang. Die Bänke können aber geladen und am Netz bleiben, während das Originalnetzteil spielt, und wenn das mit dem Netzschalter wieder weggeschaltet wird, übernehmen sofort wieder die UCaps. So kann man on the fly zwischen beiden Netzteilen vergleichen, ob es denn was bringt und wenn ja, wieviel.

Ach so ja, bisher habe ich wieder nur gegackert. Ein bisschen was habe ich aber auch schon gelegt, dazu im nächsten Beitrag mehr.

Viele Grüße
Gert
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Hallo Gert,

nur ein Wort: Spannend!

Viel Erfolg und viele Grüße
Horst-Dieter

P.S. Und wenn Deine "bescheidene" Modifikation :roll: fertig ist, ist ja noch nicht ALLER Tage Abend. Und wenn der letzte Tag rum ist, nimmst Du halt den Abend noch dazu :oops: .
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planetti
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Beitrag von planetti »

Liebe Freunde,

eine unserer besten Legehennen im Stall hat mal wieder gegackert. Ein wunderbares Geräusch, klar und logisch, unterhaltsam und lehrreich.
Nun sind wir alle gespannt, was für ein Ei da am Ende rauskommt, und ob das ein Proto-Ei bleibt oder ob da mehrere Eier dabei rumkommen. Immerhin wissen wir schon, dass da jede Menge Kupfer, Farad und Hirnschmalz im Ei sind. :wink:

Ist ein solches Netzt-Ei-laußenkraftwerk auch für Analogschaltungen (wie DACs oder Verstärker) sinnvoll einsetzbar?

Grüßlein
Uli
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Jupiter
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Beitrag von Jupiter »

Hallo Gert,

es wird wieder interessant, dem nächsten Flaschenhals geht es an den Kragen. :cheers:
Ich bin gespannt.

Gruß Harald
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hero65
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Beitrag von hero65 »

Hallo Gert,
wie wir Dich kennen:
Wenn Du was machst, dann richtig.
Ich bin sehr gespannt und freue mich auf deine Ergebnisse.
Für mich dann wohl die nächste Baustelle und ein weiterer Grund, das mein Linn-G-Hub für mich gesetzt ist.
VG Rolf
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Liebe Forumsfreunde,

danke für den Zuspruch. Ich habe also bereits ein bisschen gebastelt. Die erste Frage war für mich: Welches externe Gehäuse? Am besten eins von der Stange, das möglichst wenig Arbeit macht, also vielleicht schon einen Kaltegeräte-Anschluss hat, aber auch eins, das ich noch irgendwo unterkriege in meinem Regal, also möglichst kompakt. Meine Wahl fiel auf eins von Audiophonics, das die gleichen Rundungen hat wie das Keces P8 und auch ähnliche Abmessungen. Auf dem P8 wird es dann draufstehen, wenn auch 90° gedreht, weil anders rum orientiert. Bilder später. Am längsten dauert der Trafo, der hat 16 AT Lieferzeit und davon sind erst drei rum. Dauert also noch. Aber das Gehäuse und die restlichen Bauteile sind schon da. Zunächst habe ich auf Lochraster in ziemlich dichter Packung das DC-Filter, die Siebelkos und die Regler gepackt:

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Das Gehäuse:

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Hier sieht man das DC-Filter:

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Es besteht aus den beiden gegeneinander gepolten hohen 18mF-Elkos und dem flachen Gleichrichter. Schaltet man nämlich bei einem Gleichrichter + und - kurz, hat man genau die zweimal zwei Dioden zwischen den beiden Wechselspannungsanschlüssen, die man zum Schutz der Elkos beim Einschalten braucht.

Immerhin war im Gehäuse schon der passende Ausschnitt für eine AC-Buchse samt Sicherung, und auch die Buchse lag bei. Die habe ich allerdings mangels Qualität direkt entsorgt und durch eine rhodinierte von Furutech ersetzt:

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Durch das Senkloch unten wird dann der Trafo befestigt, den ich mit M6-Gewinde im Innenverguss bestellt habe:

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Dann den Schalter verkabelt:

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Der Schalter hat eine integrierte zweifarbige LED, rot oder grün, je nachdem, wie rum man sie anschließt. Ich nutze das hier, um zu zeigen, ob der Strom am Ausgang unter oder über 3A liegt. Während der Ladephase der UCaps sollten nämlich durchgängig 3x4A fließen, und gegen Ende der Ladephase geht der Strom runter. Wird dann mit rot bzw. grün angezeigt und man weiß, ob die UCaps bereit sind. Bei mir aber andersrum, auch wenn das für Ampeln gewohnte Verkehrsteilnehmer falsch sein mag, weil Rot im Dauerbetrieb eben besser zu den roten Anzeigen der ML32 passt. Ist aber eigentlich eh wurscht, weil die Klappe vom Rack meist zu ist. Soweit der Stand gestern Abend.

Dann habe ich eben noch drei Aktivgleichrichter zusammengelötet mit Daniels neuen Platinen:

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Das ist mit Labornetzteilen jetzt schon mal alles getestet und läuft. Als nächstes muss ich rausfinden, wie lange das DC-Kabel zum Linn sein muss und da was sechsadriges basteln. Als Buchse habe ich mich für eine sechspolige GX16 von Audiophonics entschieden, die es in Silberausführung gibt und die 5A verträgt auf jedem Pin, was ja hier gefordert ist. Für die muss ich dann ein passendes Loch in die Linn-Rückwand schneiden.

Viele Grüße
Gert
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SolidCore
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Lin Netzteil

Beitrag von SolidCore »

Hallo Gert

Super Projekt.
Als ich meinen G-Hub neu hatte, hatte ich dir genau diese Frage gestellt.
"Würde ein Linearnetzteil nicht noch einen drauflegen?"
Neeeeiiiinn, das haben wir probiert, das lohnt nicht.

Überhaupt nicht tragisch, was man nicht erneut versucht, kann man nicht herausfinden.
Vorab einige Überlegungen dazu, mit dem klaren Hinweis, ich bin ein totaler Einsteiger gegen dein Fachwissen.
Aber fragen/anregen darf ich doch ?
Einmal die CM-Spulen. Damit hatte ich in letzter Zeit experimentiert. Du hast die Würth WE-CMB Reihe gewählt,
wenn ich das richtig deute. Die neuen WE-CMBNC empfand ich nochmals als sauberer, durch ihren NC Kern.
Nebenbei ist ihre Dämpfungskurve linearer und breitbandiger.
Damit könnte man sie auch niederohmiger auslegen, die auf dem Bild sehen aber schon dahingehend ausgewählt aus.
Super! Versuche haben gezeigt, diese Nähgarnspulen, auf die Last ausgelegt, messen sich toll,
klingen aber im Bass ..... ääähhh.. bescheiden.

Das Werksnetzteil geht aufs Board, gefolgt von Cap Multiplier´s, wenn ich das noch richtig zusammen bekomme.
Diese "glätten" dann noch das Originalnetzteil, und ziehen die Spannungen dann aufs soll.
Wären diese im Falle einen Topnetzteils nicht kontraproduktiv ?
Das man sie übergeht ?

Und ja, natürlich wäre das fertige Projekt auch was für meinen Linn :D

Freu mich auf folgende Berichte.

Gruß
Stephan
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Stephan,
SolidCore hat geschrieben: 05.09.2021, 19:59 Als ich meinen G-Hub neu hatte, hatte ich dir genau diese Frage gestellt.
"Würde ein Linearnetzteil nicht noch einen drauflegen?"
Neeeeiiiinn, das haben wir probiert, das lohnt nicht.
so war damals meine Erfahrung und ich konnte sie bisher noch nicht durch eine andere ersetzen. Inspiriert zu den erneuten Versuchen hat mich eben Jürgens Erfahrung, die ein anderes Ergebnis brachte als damals bei mir.
SolidCore hat geschrieben: 05.09.2021, 19:59 Einmal die CM-Spulen. Damit hatte ich in letzter Zeit experimentiert. Du hast die Würth WE-CMB Reihe gewählt,
wenn ich das richtig deute. Die neuen WE-CMBNC empfand ich nochmals als sauberer, durch ihren NC Kern.
Nebenbei ist ihre Dämpfungskurve linearer und breitbandiger.
Wo gibt's die?
SolidCore hat geschrieben: 05.09.2021, 19:59 Damit könnte man sie auch niederohmiger auslegen, die auf dem Bild sehen aber schon dahingehend ausgewählt aus.
Super! Versuche haben gezeigt, diese Nähgarnspulen, auf die Last ausgelegt, messen sich toll,
klingen aber im Bass ..... ääähhh.. bescheiden.
Die gewählten sind mit 7mOhm extrem niederohmig und können 10A. Ich habe das Netzteil ja auf dreimal 5A Stromlieferfähigkeit ausgelegt, da sind dünne Drähtchen eher als Sicherung geeignet.
SolidCore hat geschrieben: 05.09.2021, 19:59 Das Werksnetzteil geht aufs Board, gefolgt von Cap Multiplier´s, wenn ich das noch richtig zusammen bekomme.
Diese "glätten" dann noch das Originalnetzteil, und ziehen die Spannungen dann aufs soll.
Wären diese im Falle einen Topnetzteils nicht kontraproduktiv ?
Das man sie übergeht ?
Nein, die lass ich drin. Die schaden nicht und dahinter kommen die Linearregler. Außerdem möchte ich ja einen direkten Vergleich mit dem Originalnetzteil machen können, und das hätte ohne die Cap Multiplier eine deutlich schlechtere Performance. Z. B. beim Majik DS hat Linn bei der ersten Generation einfach das Akurate-Board genommen und dann diverse Regler und auch diese Fets einfach überbrückt, um die schlechtere Performance des Majik DS zu bewirken.

Viele Grüße
Gert
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SolidCore
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Linn Netzteil

Beitrag von SolidCore »

Hallo Gert

Vielen Dank !

Ich bin wirklich gespannt, wie sich dein Projekt macht.

Da du nach den Spulen gefragt hast, hier die Info:

https://www.we-online.com/web/de/electr ... g_page.php

Auf dem Bild sieht man den Wirkbereich der verschiedenen Kernmaterialien. Nanno ist die schwarze Linie.
Durch die erhöhte Permeabilität reduziert sich auch die Anzahl der Wicklungen.
Ansonsten ist deine gewählte auch in meinen Augen absolut "on Top".
Als Nanno käme eine 3mH 23A auf 3 mOhm. Bei gleicher Baugröße. Ob das noch was ausmacht, gute Frage.
Ich empfand jedoch deren Klangverhalten als sehr sauber, sie wirken weniger "belegt".

Bild


Ich hatte meine von Mouser.
https://www.mouser.de/new/wurth-elektro ... er-chokes/

https://www.mouser.de/Passive-Component ... nc&FS=True

Nebenbei bemerkt gibt es auch vergleichbare von Schurter.


Gruß
Stephan
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Liebe Linearnetzteil-Liebhaber,

während ich auf den Trafo warte, habe ich mich nicht ausgeruht, sondern mit Hochdruck an dem Netzteil weiterentwickelt. Konkret sieht das so aus:

Bild

Ich habe also auf einer Lochrasterplatine ein paar Bauteile zusammengelötet, hier im Testbetrieb mit all den Klemmen auf dem Labortisch zu sehen. Links im Bild sind die drei UCap-Bänke. Rechts daneben drei Stromquellen, die den Ladestrom auf 4A begrenzen, einstellbar mit den blauen Präzisionstrimmern, damit es weder das Netzteil davor noch die UCaps grillt beim Einschalten - so ein Ultracap ist elektrisch gesehen ein Widerstand von Null Ohm im ersten Moment, ein perfekter Kurzschluss. Im linken unteren Teil ist noch ein Komparator zu sehen, der kurz vor Erreichen der Ladeendspannung die Ausgänge freischaltet. Alle UCaps haben 1o Farad Kapazität. Die beiden 13V-Bänke bestehen aus 6 UCaps, die 6,5V-Bank aus 3. Jeder Kondensator verträgt nämlich nur max. 2,7V. Deshalb braucht es zum Balancing eine Widerstandskette entlang der Kondensatorreihe, hier ist eine rechts neben den UCaps zu sehen:

Bild

Ebenfalls im Bild zu sehen sind die drei schwarzen MOSFETs am Ende jeder Bank, die die Spannung dann zum Linn freischalten können. Auf dem Tisch zum Test verkabelt sieht das so aus:

Bild

Links im Bild auf dem riesigen Kühlkörper sind goldenen Lastwiderstände mit unterschiedlichen Werten, um den Stromverbrauch des Linn zu simulieren. Das scheint soweit alles zu funktionieren. Rein in den Linn:

Bild

Einschalten, hochfahren, durchschalten, Linn bootet, alles bestens. Von Hochfahren zu Durchschalten 6s, wie berechnet, alles gut. Jetzt der Test: Im Betrieb mit dem Linearnetzteil (LNT) wird das Linn-Schaltnetzteil (SNT) eingeschaltet. Perfekt! Der Linn bleibt an, aber der Strom an den Labornetzteilen geht auf ein Minimum zurück, sprich, jetzt hat fliegend das SNT übernommen und das LNT ist aus dem Spiel. Test zurück. SNT aus - übernimmt das LNT jetzt nahtlos? Nein. Der Linn geht aus, und ein paar Sekunden später bootet er wieder. Baustelle Nr. 1.

Dann der nächste Test. Alles aus und die C-Bänke entladen (die halten die Spannung sonst sehr lange). Start nur mit dem SNT (Linn-Originalnetzteil). Nix rührt sich. Das Netzteil geht beleidigt in den Schutzmodus. Alles tot. Baustelle Nr. 2.

Gleich mehr von der Legehenne auf der Baustelle
Gert
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Hallo Gert,

das ist ja wie im richtigen Leben. Es flutscht nicht alles im ersten Versuch. Ein altes Lied von Reinhard Mey wusste schon: jedes Huhn legt mal ein Ei, am Sonntag auch mal zwei. Warten wir das Wochenende ab.

Viele Grüße
Horst-Dieter
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Horst-Dieter,
Horse Tea hat geschrieben: 09.09.2021, 22:46 Warten wir das Wochenende ab.
also so lange kann ich nicht warten, da kriege ich Legestau.

Baustelle Nr. 1: Ich detektiere die Anwesenheit des SNT dadurch, dass ich die unbenutzte -6,5V-Spannung des SNT auswerte und bei deren Anliegen sofort das LNT abschalte, indem die Ausgangs-Mosfets geöffnet werden. Rückwärts gibt's ein Problem: Wird das SNT ausgeschaltet, bleibt die -6,5V-Spannung noch recht lange stehen, weil sie unbenutzt ist im Linn, aber dennoch mit 1.000µF gepuffert. Ich ersinne eine Schaltung, die bei Unterschreiten der Ausgangsspanung von 5,5V (Digitalspannung 6,5V) schlagartig einen Leistungs-Mosfet öffnet, der dann die -6,5-Spannung blitzartig innerhalb einer Millsekunde entlädt. So schaltet das LNT wieder durch und zieht die Digitalspannung wieder hoch auf 6,5V - der Linn bleibt ohne neues Booten am Leben. Die Millisekunden dazwischen lebt er aus den üppig verteilten Polymerelkos, die ich ihm standardmäßig spendiere.

Baustelle 2: Die in einem Mosfet herstellungsbedingten Freilaufdioden hauen mich in die Pfanne. Will der Linn original booten, ohne dass das LNT eingeschaltet ist, leiten rückwärts die Freilaufdioden und das SNT sieht einen Kurzschluss. Nix geht. Ich integriere drei weitere Mosfets in Reihe, andersrum gepolt:

Bild

Ich mache ewig da dran rum, mehr als einen vollen Arbeitstag. Das trennt dann zwar, aber man bräuchte zum vollständigen Durchschalten der Mosfets Spannungen an den Gates, die höher sind als das, was man hat. Nur bei der Digitalspannung, den +6,5V, klappt es, weil ich auf die +13 und -13V der Analogspannung zurückgreifen kann. Am Ende läuft es auf das gute alte elektromechanische Relais zur Trennung für die +-13V-Analogspannung raus:

Bild

Das orangefarbene, hinter der Dreierbank. Heute morgen mit den passenden Werten in der Stuttgarter Conradfiliale erstanden, weil nix Passendes in meinen Schublädchen war. Ach ja, und heute kamen auch bessere Kühlkörper für die Stromquellen vom Reichelt, die sind auch drin jetzt. Rein in dem Linn:

Bild

Display wieder drauf:

Bild

Test mit den Labornetzteilen:

Bild

Geschmeidig! Jetzt läuft das tiptop. Die Umschaltung von LNT zu SNT und zurück läuft ohne neues Booten, so kann ich nur durch Betätigen des Linn-Netzschalters on the fly zwischen beiden Netzteilen umschalten. Und im Netzbetrieb klappt das Booten ebenfalls ohne Probleme. Also den sechspoligen Steckverbinder verkabelt, sechsmal 1,5mm² OCC-Kupfer in Teflon:

Bild

Die Buchse von hinten:

Bild

Aus dem gleichen Material noch die Leitung zum externen Netzteil gemacht, das direkt daneben stehen wird (mit scharzem Netzstrümpfchen zum Anhübschen):

Bild

Jetzt fehlt nur noch der Trafo.

Viele Grüße
Gert
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Liebe G-Linnianer,
Fortepianus hat geschrieben: 09.09.2021, 22:52 Jetzt fehlt nur noch der Trafo.
er ist da:

Bild

Ein edles Exemplar, teilvergossen (vollvergossen wäre er zu hoch für das Gehäuse), mit Schirmwicklung und drei fetten Sekundärwicklungen, 200VA. Was für den Strombedarf meines G-ADS3, der etwas über 20W liegt, ziemlich dick überdimensioniert ist. Warum nochmal so dick? Weil ich nach dem Einschalten innerhalb weniger Sekunden die Supercap-Bänke vollpressen will. Und wenn sich danach das für den normalen Betrieb völlig überdimensionierte Netzteil langweilt, war das schon immer gut für den Klang.

Hervorragend geeignet für Hörvergleiche ist die Möglichkeit, ohne Unterbrechnung zwischen Schaltnetzteil (SNT) und Linearnetzteil (LNT) umschalten zu können, einfach durch Betätigen des Netzschalters unten am Linn. Wird die -6,5V-Hilfsspannung des SNT detektiert, wird die Verbindung zum LNT aufgetrennt. Das LNT bleibt aber weiter versorgt, und wenn man das SNT ausschaltet, wird blitzartig wieder vom LNT übernommen, ohne dass der Linn neu bootet. Beide, das externe Netzteil und das SNT, haben übrigens identische Netzkabel gekriegt, ein Musigo PC3, beide am G-PPP angeschlossen.

So, zum Klang. Ich höre nun seit vier Abenden damit. Am zweiten Abend bat ich meine Frau, meiner Anlage kurz ein Ohr zu leihen. 1 oder 2 besser? Klarer Fall, 1. Na sowas, 1 ist das SNT. Danke für Deine Zeit, und sie geht wieder zu ihrem Krimi ins Wohnzimmer. Wie kann das sein? Hat sie vielleicht einen schlechten Tag? Je länger ich nämlich mit dem LNT höre, desto besser finde ich es. Gestern Abend dann dachte ich, wow, offensichtlich muss sich das einspielen, das klingt ja sowas von viel besser mit dem LNT. Und heute dann kommt ein Freund vorbei, der nur mal kurz ein XLR-Kabel an meiner Anlage testen will. Ohne zu sagen, um was es geht, frage ich auch ihn, was besser sei. A oder B? B gefällt mir besser, sagt er. Wieder das Schaltnetzteil. Was genau findest Du besser? Naja, es klingt irgendwie anspringender, Klaviertöne zum Beispiel, und irgendwie dynamischer. Aha, sage ich. Hör nochmal und achte jetzt auf folgende Details. Oh, und plötzlich entdeckt er Feinheiten mit dem LNT, die mit dem SNT nicht hörbar sind. Soviel zum Thema Einspielen - ich glaube, da müssen sich vor allem die Ohren einspielen. Oder das dazwischen.

Was passiert da, dass man zunächst das SNT besser findet, und warum ist nach meiner Meinung das LNT dennoch besser, und zwar erheblich? Ich will das an einem Beispiel erklären. Auf dem kürzlich im Kenwood-Thread erwähnten Album des Hoff Ensembles spielt gleich zu Beginn des Stücks "Polarity" der Schlagzeuger mit dem Besen auf dem Fell. Es ist mehr so ein rhythmisches Wischen, zumindest mit dem SNT. Beim Umschalten auf das LNT wird klar: Er wischt nicht, sondern er schlägt ganz leicht mit dem Besen, und das ergibt ein feines, federndes Timing. Und die Töne verstummen wieder, bevor die nächste Fellberührung kommt. Das Nichts zwischen den Tönen wird freigelegt. Das ist es, was man gemeinhin mit "Schwärze" meint, aber der Begriff ist so abgedroschen, dass keiner mehr so richtig weiß, was der andere damit genau meint. Das SNT verschleift dieses feine rhythmische Timing, es klingt deshalb wie ein Wischen. Der Linn legt also mit dem LNT feine Strukturen frei, die vorher nicht hörbar waren. Feindynamik nennt man das.

Hat man dies einmal begriffen, hört man den Unterschied, egal bei welcher Musik. Eine Gitarre klingt reiner, eine Stimme natürlicher, ein Klavier entschlackter, und zwar umso mehr, je komplexer die musikalische Struktur. Mit dem SNT sind die Töne rauer und haben einen kleinen Halo drum rum, erscheinen aber gerade deshalb anspringender, knackiger, da ist mehr da. Das Mehr ist aber gelogen und ist auch dort, wo Stille sein sollte. Die Verdeckungseffekte beim SNT verschleifen auch die Fokussierung der Instrumente ein wenig. So ein bisschen wie bei CD vs. HiRes. Oft gefällt da CD vordergründig auch besser, weil es zunächst knackiger erscheint. Ganz ähnlich hier.

Nach dem vierten Abend mit dem LNT will ich nicht mehr ohne hören. Man muss sich aber drauf einlassen, um die Qualität zu erfahren.

Viele Grüße
Gert
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Thomas86
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Beitrag von Thomas86 »

Hallo Gert,

Wie spannend und gewinnbringend.

Sicher könnte man eine philosophische Abhandlung darüber verfassen, was "zwischen den Ohren" so alles klingt, respektive der Hörer auch sich selbst in die Umgebung einhören muss.

Wird das LNT in (Klein-)Serie gehen?

Ich frage hier für einen Freund. :D

Grüße
Thomas
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hero65
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Beitrag von hero65 »

Hallo Gert,
schade, dass es am Freitag ja nicht klappt.

Für mich hört sich das an, was ich u.a. auch von neutralen Kabeln erwarte. In dem Sinne würde es für mich ein weiteres Stück in die richtige Richtung gehen.

Mich würde daher auch interessieren, ob und zu welchem Preis ein Upgrade auf das LNT bei meinem Linn G-Hub realisiert werden könnte.

Viele Grüße

Rolf
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