Linn-Streamer im Vergleichstest

Gerts Modifikationen
Fortepianus
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Linn-Streamer im Vergleichstest

Beitrag von Fortepianus »

Liebe Linnianer,

erinnert Ihr Euch noch an meinen Linn-Sternenhimmel? Im Link etwas runterscrollen, das blaue Diagramm. Das ist nun schon einige Jahre her und es gibt inzwischen aktuelle Linnstreamer, die die damals getesteten klanglich hinter sich lassen, und es gibt ebenso neue Modelle mit G davor. Zeit, mal wieder einen größeren Vergleichstest zu machen. Es gelang mir, folgende Geräte zu versammeln:

  • Linn Akurate G-ADS2 DAC (meiner, der ist sowieso immer im Hörraum)
  • Linn Akurate G-ADSM DAC (Gerät von 2012 mit aktuellem G-Platinensatz)
  • Linn G-Selekt (aktuelles Modell, Line-Out-Modul mit Level1-DAC und aktuellen G-Platinen)
  • Linn Akurate DSM (aktuelles Modell mit Katalyst-Architektur)
  • Linn Klimax DSM (aktuelles Modell mit Katalyst-Architektur)
Diese vier hier wollen also im Vergleich mit meinem G-ADS2 DAC antreten:

Bild

Von links nach rechts: G-ADSM DAC, KDSM2 (unten), G-Selekt (oben), ADSM3.

Mit fünf Geräten ist so ein Vergleichstest recht aufwändig. Man muss über ein paar Tage immer wieder hören und immer wieder andere Musik. Wer denkt, da stell ich mir ein aussagekräftiges Programm zusammen mit einer halben Stunde Dauer und dann hör ich ein Gerät nach dem anderen damit, der wird spätestens beim letzten Gerät nach 2,5h gar nichts mehr hören wollen. Man muss gezielt zwei Geräte rauspicken, vergleichen und immer wieder umstöpseln. Das dauert. So wisst Ihr jetzt also, womit ich meine nächsten Tage zubringen werde.

Viele Grüße
Gert
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo liebe Linn-Freunde,

nun habe ich die ersten Stunden intensiver Tests hinter mir und fand einige PN von Euch zum Thema. Zwei davon will ich auch hier beantworten, denn das könnte vielleicht den einen oder anderen auch interessieren. Zunächst die Frage, warum denn kein G-Hub dabei sei. Ganz einfach: Der hat keinen DAC! Hier geht es um Streamer, die alle direkt ohne Vorverstärker oder DAC analog in meine Aktivboxen gehen können und damit direkt vegleichbar sind. Zweite Frage: Warum ist kein G-ADS1 DAC dabei? Ja, warum eigentlich nicht, habe ich mich dann auch gefragt, immerhin habe ich zwei davon bei mir im Einsatz, einen im Untergeschoss an den AGM 3.3 und einen im Wohnzimmer an den AGM 7.4. Und der hat ebenfalls den aktuellen Platinensatz von mir drin, sogar mit MS-Dekodierer. Mal sehen, vielleicht nehme ich den noch dazu. Ist halt recht zeitaufwändig, die Testerei.

Für meinen ersten Vergleichstest habe ich mir zwei Streamer rausgegriffen, die ich beide gut kenne: Den G-ADSM DAC gegen meinen G-ADS2 DAC. Die erste zentrale Frage, die ich mir stellte, war folgende: Muss ich wirklich ständig diese sperrigen Refine UM XLR-Kabel mit den Oyaide-Steckern (Focus-1) umstecken? Das nervt nämlich und deshalb kam mir eine Idee. In meinem G-ADS2 DAC sind nämlich zwei XLR-Eingangsbuchsen drin. Innen sieht das dann so aus, dass direkt vor jeder XLR-Ausgangsbuchse ein winziges Relais sitzt, direkt an die Buchsen gelötet mit einem ganz kurzen UPOCC-Silberdraht. Die Innenverkabelung von meiner Ausgangsplatine ist ebenfalls in UPOCC-Silber in Teflonröhrchen ausgeführt, genauso die Verkabelung von den Eingangsbuchsen zu den Relais. Geschaltet wird das Relais über einen 12V-Schalteingang, und die Spannung dafür kommt aus dem 12V-Netzteil für die LWL-Empfänger und ist fernbedienbar. Auf die Art schalte ich sonst zwischen meinem G-ADS2 DAC und meinem G-Oppo um, der an den Eingängen hängt. Normalerweise verwende ich zwei zusammengesteckte Refine UM XLR, je eins mit 2,56m und eins mit 1,28m für den Signaltransport vom G-DAC zu den AGM. Länger als 2,56m gibt's halt nicht beim UM. Die reichen bei mir nur knapp, die Kabel hängen dann halt quer durch den Hörraum vorne. Deshalb stecke ich normalerweise noch 1,28m dazu, und das wirkt sich in keiner Weise negativ auf den Klang aus, wie ich getestet habe. Nun habe ich also wieder auf die Freiluftvariante mit 2,56m zu den Lautsprechern umgestellt und das 1,28m lange XLR-Kabel verwende ich, um das jeweilige Testgerät an den Eingang des G-ADS2 DAC zu stecken:

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Beide Geräte haben identische Netzkabel (Musigo PC3) und werden von identischen LWL-Umsetzern versorgt (G-tek mit Startech 40km-Modul und Startech 10m Singlemode-LWL).

Nun habe ich also zunächst getestet, ob ich einen Unterschied hören kann, wenn ich den G-ADSM DAC direkt an die AGM stecke oder über den Umweg G-ADS2 DAC. Das ist für mich nicht unterscheidbar! Ich habe das mehrfach hin und her gesteckt und mit diversen Testfiles gehört - mit den sieben, die ich für alle Tests verwenden und später noch vorstellen werde (alles alte Bekannte für die meisten von Euch). Das ist ein ganz vorzügliches erstes Ergebnis, denn das zeigt mir nicht nur, dass meine Umschalte im G-ADS2 DAC was taugt, sondern erleichtert vor allem die Tests enorm. Das Procedere sieht dann nämlich so aus:

In beide zu vergleichende Geräte wird mit Kazoo die gleiche Testliste reingeladen. Wenn ich dann mit meiner Harmony-Fernbedienung auf Start klicke, starten beide Linn-Streamer exakt gleichzeitig mit dem Abspielen. Verändere ich die Lautstärke, machen das beide synchron, vorausgesetzt, sie waren zuvor auf der gleichen Stellung. Man kann dann während des Spielbetriebs mit der Harmony einfach zwischen beiden Streamern umschalten. Oder man startet, spielt z. B. 30s, drückt auf stop, schaltet um und startet wieder. So kann man direkt ohne aufstehen zu müssen die gleiche Sequenz vergleichen.

Zu den ersten beiden Streamern (G-ADS2 DAC vs. G-ADSM DAC) habe ich mir bereits zwei Seiten Notizen gemacht. Der G-ADS2 DAC lief dabei ohne MS-Kodierung, sonst wäre direktes Umschalten nicht möglich (für die MS-Kodierung muss ich Convo-FS umstellen). In einem nächsten Schritt teste ich dann, wie groß im Vergleich zu den beiden Streamern ohne MS der Unterschied ist, wenn ich den G-ADS2 DAC mit und ohne MS höre.

Das teste ich heute Abend ausführlich und dann auch nochmal gegen den G-ADSM DAC.

Viele Grüße
Gert
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Jupiter
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Beitrag von Jupiter »

Hallo Gert,
Es wird wieder spannend.
Nimmst du Wetten an ?
Gruß Harald
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Harald,
Jupiter hat geschrieben: 14.04.2020, 19:06 Es wird wieder spannend.
Nimmst du Wetten an ?
nein :-).

Die Testliste mit den Files Nr. I bis VII:

Tord Gustavsen Trio, Being There, Auflösung 24/96, invertiert

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I 2. Sani
II 3. Karmosin

Ariel Ramirez, Misa Crioalla mit Mercedes Sosa, Auflösung 16/44,1, nicht invertiert

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III 1. Kyrie

Linn Records, The Super Audio Collection Volume 5, Auflösung 24/192, nicht invertiert

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IV 1. Sara von Barb Jungr

J.S. Bach, Toccata & Fuge, Simon Preston, Auflösung 16/44,1, invertiert

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V 1. Toccata d-moll

Jacques Loussier, The Best of Play Bach, Auflösung 24/176, nicht invertiert

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VI 7. Ausschnitt Bass-Solo aus Pastorale in C

Chabrier España, Anhaltische Philharmonie Dessau, Auflösung 24/192, nicht invertiert

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VII 1. España

Alle Files werden von meiner NAS Synology DS716+II abgespielt, liegen dort in einem Testordner und wurden offline bereits invertiert oder nicht, je nach Notwendigkeit. Die Files werden dann online gefaltet mit ConvoFS 3.3.0-622. Die Filter sind reine Exzessphasenfilter, erstellt mit Acourate, korrigieren also die Zeitfehler am Hörplatz, machen aber keine Amplitudenveränderungen. ConvoFS macht außerdem ein Upsampling für alle Files auf 24/192 und stellt das Ergebnis den Linns als wav dar. So klingen die Linns nach meiner Erfahrung am besten. Je nach Test wird außerdem die MS-Kodierung in ConvoFS aktiviert oder nicht.

Die Beschreibung der ersten Tests von gestern folgt demnächst.

Viele Grüße
Gert
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Gerät A: G-ADS2 DAC (ohne MS)
Gerät B: G-ADSM DAC


I Sani
A etwas spielt etwas feiner mit mehr Finesse, Hochton feiner aufgelöst. Beim direkten Umschalten rückt der Flügel bei A etwas nach hinten. Bei B klingt das Klavier ein bisschen erdiger, die Beckenanschläge sind geringfügig grobkörniger.

II Karmosin
Sehr ähnliche Darbietung von A und B. Flügel wieder etwas erdiger bei B, A minimal feiner auflösend, kommt bei dem Stück aber nicht so zur Auswirkung wie bei I.

III Misa Criolla
Bei B ist die Basstrommel weniger scharf abgegrenzt und die Solostimme hat etwas weniger Strahlkraft. Bei A tritt die Sosa ein Stück weiter nach vorn beim direkten Umschalten und der Chor etwas zurück. Die Gitarre ist bei beiden sehr glaubwürdig, die Panflöte schwebt bei A etwas freier.

IV Sara
Das Klavier ist bei A etwas zurückhaltender. Die Stimme zeigt Unterschiede bei den Zischlauten: A etwas natürlicher und feiner, B zwar ebenfalls sehr sauber, aber mit leichtem Hang zum Künstlichen.

V Toccata d-moll
B etwas dicker im Bass, aber nicht ganz so sauber wie bei A. A hat etwas mehr Farbe und Natürlichkeit.

VI Ausschnitt Pastorale Bass-Solo
A stellt den Kontrabass natürlicher dar. Bei B leicht belegte Färbung im Direktvergleich.

VII Chabrier España
A leuchtet den Raum tiefer aus als B, behält die bessere Übersicht bei den Tutti und hat die bessere Durchzeichnung.

Ich habe bewusst mit zwei Geräten angefangen, die ich gut kenne. Ich habe mir diesen Unterschied nochmal verinnerlicht, um die später folgenden Unterschiede im Vergleich zu dem hier gehörten Schritt besser einordnen zu können.

Viele Grüße
Gert
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Gerät A: G-ADS2 DAC (ohne MS)
Gerät B: G-ADS2 DAC (mit MS)


Da die meisten Geräte im Testfeld keine MS-Dekodierung unterstützen, ist es bei den Tests am besten, den Vergleich bei beiden Geräten ohne MS durchzuführen. Dann kann man nämlich per Fernbedienung knackfrei zwischen den parallel laufenden Testfiles hin und her schalten. Deshalb folgt nun der Test, wie groß der Unterschied ist beim G-ADS2 DAC mit und ohne MS-Kodierung. Ich will Euch jetzt nicht mit seitenlangem Geschwafel zu jedem Stück langweilen. Oben habe ich das eben einmal exemplarisch beschrieben, welche Notizen ich mir bei den Tests mache. Am deutlichsten höre ich den Unterschied mit/ohne MS bei der Misa Criolla, hier meine Notizen dazu:

III Misa Criolla
Mit MS nimmt die Fokussierung deutlich zu. Stimmen sind schärfer abgegrenzt, sowohl im Chor wie die Solostimme. Mit MS wird der Raum vor allem nach hinten, aber auch zur Seite besser dargestellt. Die Solostimme tritt noch weiter nach vorne.

Ich verbringe dann den restlichen Abend bis spät in die Nacht damit, auch nochmal den Vergleich G-ADSM DAC vs. G-ADS2 DAC mit MS zu machen. Ich traue mich nun eine erste Einstufung. Wenn der Unterschied zwischen G-ADSM DAC (ohne MS) und G-ADS2 DAC (mit MS) die Schrittweite 1 ist (oder sagen wir 100 wie Prozent), liegen die drei bisherigen Varianten so:

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Ich empfinde als den Unterschied zwischen G-ADSM DAC und G-ADS2 DAC als nicht ganz so groß wie den Unterschied zwischen mit und ohne MS. Natürlich ist das alles subjektiv. Und viel mehr Spaß würde das zusammen mit einem der netten Forumskollegen machen, mit denen ich schon viele Tests gemeinsam gemacht habe. Aber das geht eben zur Zeit nicht. Ich gebe außerdem zu bedenken, dass es Forumskollegen gibt, die den Unterschied mit und ohne MS zwar bei mir gehört haben, aber bei sich nicht als so groß empfinden, obwohl sie durchaus eine sehr gute Anlage haben. Aber aufbauend auf der jetzt erfolgten erneuten Kalibrierung meiner Ohren werde ich Schritt für Schritt durch das Testfeld pflügen.

Viele Grüße
Gert
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Gerät A: G-ADS2 DAC (ohne MS)
Gerät B: KDSM2


Der Klimax DSM ist eine Legende und mit der sog. Katalyst-DAC-Architektur das derzeitige Flaggschiff bei Linn. Er führt die Testlisten der Streamer in den Zeitschriften an, zumindest war das so, als ich die Zeitschriften noch las. Sagenhaft schwer (aus dem Vollen gefräster Alublock), sagenhaft teuer (18.800€). Auf den war ich nun besonders gespannt. Ich wuchte ihn auf das Regal und will als erstes den Netzstecker reinstecken. Leute, das geht nicht! Der Furutech-Stecker an meinem PC3-Netzkabel ist schlicht zu dick und kollidiert mit dem weit nach hinten überstehenden Gehäusedeckel des ziemlich flachen Geräts. Ok, denke ich mir, probieren wir mal den Oyaide-Stecker, notfalls rüste ich die Netzkabel eben um. Auch zu dick! Au weia, ich helfe mir schließlich damit, eine deutlich flachere Kaltgerätekupplung anzuschrauben, die ich in meinen Kramschubladen finde. Sicher, die ist nicht so gut wie die Furutech-Kupplung, aber besser als gar kein Strom. Damit wird der Klimax leben müssen in dem Vergleich.

Bild

I Sani
Die Gesamtstimmung ist bei B deutlich dunkler als bei A. Der Klimax ist sehr sauber in den Details, das kann A allerdings mindestens genauso gut.

II Karmosin
B hat eine beeindruckende Durchschlagskraft im Bass. A ist etwas klarer und feiner.

III Misa Criolla
B wieder etwas zu dunkel für meinen Geschmack, er verhängt die Stimmen ein bisschen, bleibt dabei aber sehr sauber bei den Sibilanten. Das Schwebende z. B. bei der Panflöte von A fehlt allerdings. Die Gitarre ist ebenfalls ein wenig verfärbt, etwas aufgedickt untenrum.

IV Sara
Auch hier wieder verfärbt der Klimax die Stimme der Barb Jungr für meinen Geschmack etwas ins unnatürlich Dunkle.

V Toccata d-moll
A spielt deutlich frischer und anspringender. B hängt ein feines Tuch über die Orgelpfeifen.

VI Ausschnitt Pastorale Bass-Solo
Hier überzeugen beide, das ist für mich ein Patt.

VII Chabrier España
B punktet mit schönem Fluß, aber das kann A auch. A kann besser durchzeichnen und B verfärbt wieder die Instrumente im oberen Bassbereich, dickt ein bisschen auf hier und dort. Bei A ist das Klangbild insgesamt klarer und für mich realistischer.

Wenn man die Unterschiede zu benennen versucht, klingt das vielleicht so wie "B taugt nix im Vergleich zu A". Weit gefehlt, das ist der beste Linn-Streamer im Originalzustand, den ich bisher gehört habe. Für mich liegt er nur ganz knapp hinter dem G-ADSM DAC, aber das ist natürlich Geschmacksache. Wer eher eine dunklere Gangart liebt und nicht so Wert auf feinste Details und anspringende Dynamik legt, wird den Klimax DSM2 wahrscheinlich dem G-ADSM DAC vorziehen. Der G-ADS2 DAC dagegen, insbesondere mit MS, setzt sich aber klar vom Klimax ab, finde ich.

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Viele Grüße
Gert
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Beitrag von Fortepianus »

Gerät A: G-ADS2 DAC (ohne MS)
Gerät B: ADSM3


Den ADSM3 hatte ich ja schon mal auf dem Tisch. Damals hatte ich zum Klang geschrieben:
Fortepianus hat geschrieben: 11.01.2020, 15:03 MS geht nicht über den Katalyst, also schalte ich das in ConvoFS ab. Das klangliche Ergebnis über den ADSM3 ist ernüchternd. Zunächst erstaunt mich bei den feinen Zisch- und Lippenlauten der Misa Criolla, dass der Katalyst-DAC in puncto Präzision nicht mit dem G-ADS2 DAC mithalten kann. Ist dafür vielleicht die nochmal um eine Größenordnung bessere Clockspannung verantwortlich? Aber der Hauptpunkt ist folgender: Das klingt irgendwie dumpf und lahm über der Katalyst. Kein Punch im Bass, kein Glanz in den Höhen, und die Sosa scheint mir plötzlich von ungeheurer Müdigkeit befallen. Ich gehe zu Sani, dieses kurze Stückchen von Tord Gustavsen, das so einen ungeheuren Beckenglanz in den Hörraum zu zaubern vermag und die feinen Holzschlägelchen hören lässt, mit denen die Becken angeschlagen werden. Der Glanz fehlt, und die Anschläge sind vergleichsweise verschwommen.
Insofern war meine Erwartungshaltung nicht gerade hoch. Aber der ADSM3 spielte diesmal etwas besser auf als ich ihn von damals in Erinnerung hatte - ich kann nur vermuten, dass es daran liegt, dass er ein besseres Netzkabel gekriegt hat als damals und eine erheblich bessere Netzwerkanbindung. Auf diese beiden Faktoren reagieren die Linn-Streamer sehr stark. Meine Notizen zum Hörvergleich in Stichworten:

I Sani
A beim Klavier natürlicher, mehr Energie in jedem Anschlag.

II Karmosin
B weniger Kraft und Genauigkeit beim Schlagzeug, Klavier viel klarer bei A.

III Misa Criolla
Bass gut bei B! Direktes Umschalten: Chor deutlich breiter aufgestellt bei A, Stimme mehr Strahlkraft bei A, leicht belegt bei B, aber dennoch saubere Zischlaute. Gitarre und Panflöte: Mehr Energie bei A, etwas dünn bei B.

IV Sara
Ähnliche Darbietung A und B. Positiv bei B: verfärbt nicht wie Klimax.

V Toccata d-moll
A mehr Energie, besseres Bassfundament.

VI Ausschnitt Pastorale Bass-Solo
Kontrabass nicht so greifbar bei B, weniger Körper.

VII Chabrier España
B fällt hier deutlich ab. Weniger Durchzeichnung, Triangel etwas stumpf, Orchesterklang insgesamt verwaschener.

Ich ordne ihn so ein:

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Viele Grüße
Gert
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Gerät A: G-ADS2 DAC (ohne MS)
Gerät B: G-Selekt


Auch den Selekt hatte ich schon einmal eingestuft. Ich habe den Prototypen, der immer noch bei mir steht, inzwischen ebenfalls mit der neuen smd-bestückten Platine ausgerüstet. Damals schrieb ich:
Fortepianus hat geschrieben: 30.03.2020, 10:28 Bei meiner wie immer ersten Testinstanz, der Misa Criolla, dachte ich: Oh, die Kiste könnte dem G-ADS2 DAC gefährlich werden. Der Bass noch ein bisschen kräftiger als beim G-DAC, der Chor schön breit und tief gestaffelt und die Stimme offen und klar. Bei den nächsten Stücken, Tord Gustavsen mit Sani und Karmosin, zeigte der G-DAC dem G-Selekt, wie klar, präzise und lässig ein Becken und sonstiges Schlagwerk klingen kann. Beim weiteren Gang durch Klassik, Pop und Jazz wurde dann klar: Der G-Selekt ist prinzipiell umso besser, je weniger Beteiligte auf der Bühne sind. Pop bringt er kräftig und klar rüber. Bei richtig komplexen und dichten Orchesterwerken behält der G-ADS2 DAC aber besser den Überblick, keine Frage. Und er bringt auch den Körper von Instrumenten und Stimmen besser rüber. Aber vereinfacht gesagt ist das eben das, was ein Gerät der Preisklasse des G-DAC noch ein bisschen besser kann als eines, das ungefähr die Hälfte kostet.
Damit wird klar, dass der G-Selekt vermutlich hinter dem G-ADS2 DAC (ohne MS) landet. Aber wie groß ist dieser Unterschied im Vergleich zu den anderen getesteten Streamern, ist die Frage. Meine Notizen:

I Sani
Ganz ähnlich. A ein bisschen feiner, aber Klavier und Becken haben bei B fast die gleiche Strahlkraft.

II Karmosin
B kräftig im Bass.

III Misa Criolla
B schlägt sich gut im Vergleich zu den anderen Streamern bisher, A etwas körperhafter.

IV Sara
Sowohl tonal wie bzgl. Präzision beide sehr ähnlich.

V Toccata d-moll
Tonal wieder ähnlich. A leichte Vorteile bei Kraft und Tieftonfundament.

VI Ausschnitt Pastorale Bass-Solo
Kontrabass glaubhafter bei A.

VII Chabrier España
Schöne Darstellung des Orchesters, nicht ganz die Durchzeichnung von A, aber langzeittauglich.

Meine Einordnung:

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Viele Grüße
Gert
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Tilisca
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Beitrag von Tilisca »

Hallo Gert!

Sehr spannende Geschichte.
Du hattest einmal den G-ADSM2-DAC mit MS als kaum unterscheidbar zum G-DAC-ADS2 mit MS beschrieben.
Leider war keiner jetzt bei Dir jetzt im Test.
Könntest Du den aus Erinnerung irgendwo platzieren?

Viele Grüße
Alex
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Alex,
Tilisca hat geschrieben: 17.04.2020, 12:27 Sehr spannende Geschichte.
Du hattest einmal den G-ADSM2-DAC mit MS als kaum unterscheidbar zum G-DAC-ADS2 mit MS beschrieben.
Leider war keiner jetzt bei Dir jetzt im Test.
Könntest Du den aus Erinnerung irgendwo platzieren?
das kann ich gerne versuchen nachher.

Gerät A: G-ADS2 DAC
Gerät B: G-ADS1 DAC


Liebe Testverfolger,

es ist Tag vier dieses Tests und ich absolviere am Vormittag den letzten Teil. Ich mache mich auf den Weg ins Wohnzimmer und stöpsle dort den tief im Sideboard verstauten G-ADS1 DAC ab, der dort als Streamer arbeitet. Hier geht sowohl der Vergleich mit MS als auch ohne MS mit direktem Umschalten, weil beide einen MS-Dekoder an Bord haben. Das ist nun wieder ziemlich bekanntes Terrain für mich. Interessant: Wenn der G-ADS1 DAC mit MS spielt, kann er knapp am G-ADS2 DAC ohne MS vorbeiziehen in meinem Setup. Meine Einstufung daher:

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Nun kommt der Job, die Geräte in einem Diagramm preisbezogen einzuzeichnen. Ich nehme bei den aktuellen Linns den Listenpreis und bei den nicht mehr gebauten den damaligen Listenpreis plus die Kosten für mein Upgrade bei den Streamern mit G davor. Außerdem ordne ich den Selekt im Originalzustand nach meiner Erinnerung ein, denn ein Gerät im Originalzustand habe ich nicht mehr nach dem Umbau. Damals schrieb ich:
Fortepianus hat geschrieben: 27.01.2020, 16:59 Nach dem üblichen Pegelabgleich höre ich ein bisschen Tord Gustavsen, natürlich die Misa Criolla, ein bisschen Orgel und Klavier, und den Finalsatz "Aus der neuen Welt". Ich muss sagen, der Selekt klingt gar nicht so übel. Klar, der G-DAC ledert ihn ab, was Präzision betrifft, er stellt schärfer, hat die größere Bühne und Übersicht, aber wenn ich das vergleiche mit dem ADSM3 mit seinem Katalyst-DAC, der kürzlich hier war, gefällt er mir eher besser. Er ist nicht so dunkel und verhangen abgestimmt wie der Katalyst-Akurate. Ehrlich gesagt hatte ich ein etwas müdes, verwaschenes und eher unsauberes Klangbild erwartet, wie es für den alten Majik DS im Originalzustand typisch war. Weit gefehlt. Eventuell könnte das eine gute Basis darstellen für eine weitere Modifikation.
Der ADSM3 allerdings spielt wie gesagt jetzt eindeutig besser als damals, nicht mehr so dunkel, was am Netzkabel und an der neuen LWL-LAN-Anbindung mit den G-teks (oder auch 11GTeks :-)) liegen mag. Deshalb meine ich, dass der ADSM2 etwas vor dem Selekt mit Level1-DAC liegt. Und dann habe ich noch auf den Wunsch von Alex hin den G-ADSM2 DAC aus meiner Erinnerung heraus eingezeichnet. Den habe ich allerdings noch nie mit dem PC-Netzkabel und dem G-tek im LWL-Netzwerk gehört, deshalb ist da eine gewisse Unschärfe dabei. Heraus kommt also das:

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Man beachte: Das linke Ende der x-Achse bedeutet nicht "Klangqualität gleich null", was auch immer Klangqualität null bedeuten könnte :P. Wahrscheinlich "funktioniert nicht" oder auch "Stille". Wobei reine Stille allerdings reine Erholung wäre im Gegensatz zum Sound meines iPhones zum Beispiel. Also, die x-Achse ist lediglich ein relativer Ausschnitt aus der von mir subjektiv empfundenen Klangqualität. Bezogen ist alles auf den Unterschied vom G-ADSM DAC zum G-ADS2 DAC mit MS, wie im ersten Test erklärt.

Interessant wäre nun, wo sich der Selekt mit DAC Level 2 (so heißt die Katalyst-Variante dort) einsortieren würde. Schaut man nach rechts im Diagramm zu den G-DACs, fällt der G-Selekt mit einem verdammt guten Preis-Leistungs-Verhältnis auf. Immerhin sortiert er sich bei deutlich günstigerem Preis bei den Kollegen KDSM2, G-ADSM DAC und G-ADS1 DAC und G-ADS2 DAC (ohne MS) ein. So ein bisschen treibt mich jetzt doch die Frage um: Wo würde der G-Selekt auf Basis des Katalyst-DAC-Moduls landen? Wer weiß, vielleicht verirrt sich ja mal einer zu mir. Dann könnte man das nämlich ganz einfach ausprobieren, weil die DAC-Module auf den Line-Out-Einschüben nur gesteckt sind und die Line-Out-Einschübe die gleichen sind. Man könnte also das Katalyst-DAC-Modul in den G-Selekt stecken und direkt testen.

Nach dem Mammuttest, bei dem es acht Streamer einzuordnen galt, wenn man die beiden MS-Varianten noch dazu nimmt, werde ich heute möglicherweise einen Abend ohne Musik verbringen und meinen Ohren ein bisschen Erholung gönnen.

Viele Grüße
Gert
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thomas2
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Beitrag von thomas2 »

Hallo Gert,

toller Test der Spaß machte zu lesen. :D
Vielen Dank für deine zeitraubende Mühe!
Sollte sich mein Interesse je zu einem Linn wenden, würde ich dich gerne um einen Rat bitten.

Viele Grüße

Thomas
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo Gert,

herzlichen Dank für diese gewaltige Testserie.
Ich finde diese Vorgehensweise äußerst hilfreich und nützlich.
Wäre es nicht in letzter Konsequenz auch sinnvoll, den G-Selekt L1 mit MS auszuprobieren? Aus den positiven Veränderungen bei den anderen Geräten zu schließen, müsste auch dies noch einmal eine deutliche Steigerung ergeben, oder irre ich mich hier?

Beste Grüße
Jörg
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h0e
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Beitrag von h0e »

Hallo Jörg,

für die M/S Decodierung nutzt Gert in den G-Dac Umbauten die Übertrager bzw. die entsprechende umschaltbare Beschaltung.
Die Übertrager haben dort aber keine Verwendung (Platz) gefunden, daher auch kein M/S.

Grüsse Jürgen
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Genna1978
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Beitrag von Genna1978 »

Hallo Gert,

vielen Dank für deinen ausführlichen Vergleich, dass bei einer Kaufentscheidung sicherlich sehr hilfreich ist.

Ich habe da doch noch eine Frage...
Wo würdest du klanglich einen gertifizierten System Hub einordnen?


Beste Grüße
Gennaro
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