Linn Akurate System Hub (G-Hub)

Gerts Modifikationen
Fortepianus
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Linn Akurate System Hub (G-Hub)

Beitrag von Fortepianus »

Liebe Linn-Fans,

wir Rotwintrinker kennen das doch: Der eine mag lieber Rioja, der andere steht auf Châteauneuf du Pape, dann gibt es die Lager der Bordeaux- und Burgundtrinker (keinesfalls in einen Topf zu werfen) oder die Barolo- vs. Brunellofraktionen. Etc., worauf ich raus will ist nicht, dass es auch Biertrinker gibt, sondern: Genauso ist es inzwischen auch bei den DACs. War für lange Zeit der G-ADS1 DAC mit integriertem DA-Wandler das Maß der Dinge, tat sich in der Qualität der externen Geräte Einiges. ArfiDAC, Esoteric, Meitner, Emm Labs und wie sie alle heißen sind in die Hörräume eingezogen und bedienen diverse Geschmacksrichtungen. Was bei vielen von Euch aber geblieben ist: der G-DAC als Streamer und Digitalzuspieler, denn das macht er hervorragend und besser als das Originalgerät. Und ist dabei so komfortabel zu bedienen wie eh und je, was ihn von den Audio-PCs unterscheidet. Nun gibt es neben den Linn DS, die wohl ihr Produktionsende finden werden, die Familie der DSM, die zusätzlich mit diversen Analog- und Digitaleingängen aufwarten. Und dann kamen noch im Lauf der Jahre die Exakt-Link-Ausgänge hinzu, die man aber nur braucht, wenn man die entsprechenden Linn-Digital-Lautsprecher mit dieser Schnittstelle verwendet. Der jüngste Spross in dieser Akurate-Famile heißt Linn Akurate System Hub und ist im Grunde ein ADSM. Er hat den Weg in meine Werkstatt gefunden und sieht von hinten so aus:

Bild

Keinerlei Analogausgänge, die beim ADSM oder ADS rechts im Bild wären, aber alle Eingänge des ADSM. Nun, dachte ich, das wäre ja eine wirtschaftlich interessante Alternative zum aktuellen ADSM, der rund 9k€ kostet, wenn ich dem erheblich günstigeren System Hub den G-DAC einpflanzen könnte. Platz dafür gäbe es jedenfalls reichlich:

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Ich habe mich einige Tage mit dem Digitalspeicher-Oszi auf die Pirsch begeben, aber es gibt weder die passenden Clocksignale noch die passenden Digitaldaten. Das Zeug, was am Exakt-Ausgang rausgeht, ist ziemlich kryptisch. Da was Passendes rauszusuchen ist die Nadel im Heuhaufen. Die Mainclock ist allerdings genau die gleiche wie in den anderen Akurates, die SiLab Si570. Natürlich könnte man jetzt versuchen, aus dem S/PDIF-Signal die Daten rauszupfriemeln und die Takte dann mit der Mainclock synchronisiert zusammen mit den Daten in die G-DAC-Maschinerie einzuspeisen. Denkfehler dabei: Die Daten sind dann nicht lautstärkegeregelt. Ich mach's kurz, die Idee habe ich wieder aufgegeben.

Aber nun erschließt sich die Einleitung oben vielleicht: Wenn jemand eh einen anderen DAC verwendet und "nur" einen guten Digitaldatenlieferanten sucht, der zudem jede Menge Eingänge hat und Zugriff auf allerlei Streamingdienste, Digitalradio sowie natürlich die eigene NAS bietet, dann braucht er keinen eingebauten DAC, sondern nur einen Digitaldatenlieferanten. Und das könnte diese Maschine hier ja evtl. leisten! Also, schauen wir uns mal den Digitalausgang an. Er hat einen Trennübertrager wie auch alle Koaxeingänge, es ist der Übertrager rechts im Bild:

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Die Übertrager sind die scharzen Klötzchen mit der Aufschrift "Pulse". Die kleinen dahinter ("110") sind kleine Doppelferritperlen zum HF Abhalten. Ich habe dann mal einen 75Ohm-Widerstand direkt in die Ausgangsbuchse gesteckt und daran mit einem schnellen Oszi das Ausgangssignal gemessen:

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Ordentlich steile Flanken (zu deren Steilheit gleich noch ein bisschen mehr), aber jede Menge HF-Müll auf dem Signal. Das muss besser gehen. Ich lecke Blut, die Kiste könnte man doch bestimmt zu einem kompromisslosen Datenknecht rausputzen.

Kleiner Technikexkurs zur Flankensteilheit: Der verwendete Oszi tastet zwar eine Milliarde mal pro Sekunde das Signal ab (1GS/s), aber das heißt noch nicht, dass man damit Flankensteilheiten vom Kehrwert davon, also 1ns, messen könnte. Es kommt nämlich auch auf die analoge Bandbreite des Oszis an, und das sind hier 100MHz. Um einen Sinus von 100MHz sauber darstellen zu können, müssen die eingebauten Eingangsverstärker ca. 4ns Anstiegszeit können, besser noch kürzer. Der Oszi hier hat 3,5ns Anstiegszeit. Wenn man also wie hier 7ns Anstiegs- und Abfallzeit der Rechtecksignale angezeigt kriegt, ist da ja noch irgendwie die Anstiegs- und Abfallzeit des Oszis mit drin. Wie rechnet man das jetzt raus? Einfach die Differenz bilden ist Quatsch - mathematisch gesprochen faltet sich die sog. Apparatefunktion ins zu messende Signal. Das Originalsignal da wieder rauszurechnen, würde recht komplexe Berechnungen mit Laplacetransformationen erfordern. Es gibt aber einen ganz einfachen Messtechnikertrick, der ziemlich genau funktioniert: Die Wurzel aus der Summe der Quadrate aus den beiden Anstiegszeiten ergibt die angezeigte Signalanstiegszeit. Daraus kann man den "wahren" Signalanstieg ganz einfach zurückrechnen. Am Beispiel hier: Angezeigt vom Oszi 7ns, 7 zum Quadrat ist 49, Oszi hat 3,5ns, zum Quadrat ergibt das 12,25, abgezogen von 49 ist das 36,75, Wurzel draus 6,06. Angezeigt werden 7ns, in Wirklichkeit sind das also ca. 6ns. Je größer die Anstiegszeit des Signals im Vergleich zu der des Oszis, desto weniger fällt letztere ins Gewicht und man kann sie vernachlässigen. Sind aber beide in der gleichen Größenordnung, muss man sie berücksichtigen.

Bald mehr auf diesem Kanal!

Viele Grüße
Gert
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saabcoupe
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Beitrag von saabcoupe »

Hallo Gert,

verstehe ich das richtig, das der Hub nur die digitale Lautstärke Regelung hat, ich über Digi Coax in den Esoteric gehen kann und so LS betreiben kann die keine eigene Lautstärke Regelung haben?

Dann wäre es genau das richtige Gerät wenn ich mal die Lautsprecher wechseln möchte, denn zur Zeit habe ich nur ein Gerät mit regelbarer Lautstärke wenn ich weiterhin den D-03 nutzen möchte, der Lautsprecher selbst.

Gruß Harald
Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Harald,
saabcoupe hat geschrieben:verstehe ich das richtig, das der Hub nur die digitale Lautstärke Regelung hat, ich über Digi Coax in den Esoteric gehen kann und so LS betreiben kann die keine eigene Lautstärke Regelung haben?
das wäre zu schön, aber der S/PDIF-Digitalausgang ist bei den Linns leider immer ungeregelt. Nur über die Exakt-Ausgänge geht die Info über die Lautstärkeeinstellung bei Linn raus, und die Lautstärke regeln dann die Exakt-Lautsprecher. Du bräuchtest hinter dem Esoteric noch einen analogen Lautstärkeregler - manchmal sind da passive Kästchen gar nicht schlecht. Schade, denn für Linn wäre es vermutlich gar kein großer Aufwand, im Menü einstellbar zu machen, ob die LS-Regelung auf den Digitalausgang wirkt oder nicht.

Viele Grüße
Gert
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saabcoupe
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Beitrag von saabcoupe »

Wie hast du denn bei unserem Esoteric Test die Lautstärke geregelt, man kann doch nur digital rein?

Gruß Harald
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Thor_7
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Beitrag von Thor_7 »

Über die Faltung der Dateien.
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olliht
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Beitrag von olliht »

Guten Tag
Gilt das gesagte zu der Lautstärkeregelung auch für die raumanpassung ?
Beste Grüße
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Thor_7 hat geschrieben:Über die Faltung der Dateien.
Exakt.
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Oliver,
olliht hat geschrieben:Gilt das gesagte zu der Lautstärkeregelung auch für die Raumanpassung?
gute Frage, das werde ich testen.

Weiter geht's. Ich habe nun das Digitalsignal vor dem Ausgangstrafo gemessen. Wer kürzlich beim Forumstreffen war, konnte im kleinen Raum den Unterschied der beiden gängigen Digitalschnittstellen S/PDIF Koax vs. AES/EBU an der dCS-Referenzkette hören. AES schreibt zwingend einen Übertrager vor, und meine Erfahrung war bisher immer: Ohne Übertrager klingt die Digitalstrecke besser. Weil man die Flanken steiler hinkriegt. AES ist ja eine Krücke aus der Studiotechnik, die man verwendet hat, um all die vorhandenen XLR-Kabel auch für Digitalsignale verwenden zu können, als damals auf Digital umgestellt wurde. Deshalb die 110 Ohm, der Pegel wurde auf robuste 5V hochgesetzt und die Übertrager verhindern wie immer im Studio Brummschleifen. Besser aber ist kein Übertrager, wie ich mich schon mehrfach aus dem Fenster gelehnt habe, und es freute mich, dass René (digifix) als einer der Vorführer in diesem Raum beim Forumstreffen das nicht nur genauso sah wie ich, sondern es auch genauso wie ich hörte, dass AES einen Tick unsauberer klang. So wie eben immer, wenn ein bisschen mehr Jitter im Spiel ist. Also messe ich das Signal vor dem Übertrager:

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Das schaut doch schon besser aus! Man sieht, dass auch die Anstiegszeit runter geht. Es werden 5ns angezeigt, und wer meinen Sermon zur Berechnung der Anstiegszeiten im letzten Beitrag gelesen, kann jetzt die tatsächliche Anstiegszeit ausrechen: 3,6ns. Hinter dem Übertrager 6ns. 6ns ist nicht schlecht, aber man sieht auch, dass hier weniger Müll auf dem Signal ist. Jetzt gehe ich direkt an den Treiberbaustein. Das ist das winzige Teilchen mit dem roten Pfeil, immerhin 2,5mm x 1,5mm groß. Dahinter findet sich ein Eingriffspunkt für den Oszi, die mit rotem Kreis markierte Durchkontaktierung:

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Ich gehe auf 192kHz Samplingrate und spreize die Zeitauflösung, um die Flanken besser sehen zu können. DigOut direkt am Treiber:

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Na also, abgesehen von den Überschwingern, die aber die Flanke selbst nicht betreffen, schwankt die Anzeige am Oszi zwischen 3,6 und 4ns. Was bereinigt um die Oszi-Übertragungsfunktion Anstiegszeiten von 1-2ns bedeutet. Das ist doch schon mal eine Ausgangsbasis. Daraus plane ich, mit einem passiven Netzwerk, das ich bereits berechnet habe, einen floatenden (= ohne DC-Massebezug) Digitalausgang vom Feinsten zu stricken. Dafür brauchts aber auch Bauteile vom Feinsten - habe ich bereits bestellt.

Wenn die eingetroffen sind, geht's an der Baustelle Digitalausgangsbeschaltung weiter. Nun sind steilflankige saubere Rechtecke am Digitalausgang das eine Thema, das andere ist der Jitter, mit dem die Flanke zeitlich hin und her wackelt. Da gibt's im Wesentlichen zwei Punkte, an denen man etwas tun kann. Erstens an der Spannungsversorgung der betroffenen Schaltkreise, und zweitens an der Clock. Spannungsversorgung: Da kann man im Digitalteil alles machen, was ich auch im G-DAC mache, das ist nämlich komplett baugleich. Ebenso im originalen Netzteil. Und die Versorgung des Ausgangstreibers ist perfekt zugänglich, wie oben im Bild eingezeichnet: Der blaue Pfeil zeigt auf eine Ferritperle, die man einfach auslöten kann. Damit ist der Ausgangstreiber für eine externe Spannungsversorgung zugänglich.

Zur Clock: Da ist wie in allen Akurate und Klimax DS/DSM eine Si570 drin, und die bleibt auch beim Umbau zum G-DAC. Die Si570 hat nämlich den Reiz, dass sie ganz feinfühlig per I²C-Datenleitung auf die geforderte Zielfrequenz hin eingestellt werden kann. Das nutzt Linn, um beim Multiroombetrieb die Linns alle synchron zu halten. Ansonsten wurde früher dort für die 44.1kHz-Familie 22,5792MHz eingestellt und für die 48kHz-Familie 24,576MHz. Seit einigen Firmware-Updates hat sich Linn bei den Akurate DS bzw. DSM entschlossen, die DACs nur noch mit 24,576MHz zu takten. Sie geben dann alles mit 384kHz Samplingrate aus, so macht das auch der G-DAC. Und im SysHub steht diese Clock auch immer auf 24,576MHz, womit sie den AD-Wandler von Burr Brown (PCM4222) für die Analogeingänge immer mit maximal möglicher Samplingrate taktet. So und jetzt wird's interessant: Welche Clock taktet denn eigentlich den S/PDIF-Ausgang? Man kann die Samplingrate im Setup einstellen. Es gibt raw (ursprüngliche Samplingrate des Files wird am DigOut beibehalten), 88/96kHz (Up- oder Downsampling je nach Familienzugehörigkeit) oder 192kHz fix. Ich stelle zunächst auf 192kHz fix und gehe mit zwei Tastköpfen an den Oszi. Der erste hängt am S/PDIF-Ausgang, der zweite an der Clock Si570. Ganz offensichtlich wird jetzt der Ausgang von genau dieser ziemlich jitterarmen Clock getaktet, denn die beiden Signale sind bombenstabil übereinander und zucken kein bisschen hin- oder her. So hatte ich es auch erwartet.

Was passiert, wenn ein File mit 44,1kHz in CD-Qualität abgespielt wird und der DigOut auf "raw" steht? Der Takt kommt jetzt jedenfalls nicht mehr aus der guten Audioclock, soviel ist sicher. Die Signale sind naturgemäß nicht synchron, denn 22,5792Mhz haben mit 24,576MHz keinen ganzzahligen gemeinsamen Teiler. Also ist klar, dass man den niedrigsten Jitter im digitalen Ausgangssignal erwarten darf, wenn man den Ausgang auf 192kHz fix stellt. Und dass es sich dann lohnt, die Clock Si570 wie im G-DAC liebevoll mit einer höchstreinen Spannung zuversorgen. Das ist, btw, übrigens ein Hauptunterschied zwischen Klimax DS/DSM und Akurate DS/DSM: Beim Klimax gibt's eine viel aufwändigere Clockversorgung. Da ist nämlich richtig was zu holen.

Ich mach mich mal an die Arbeit.

Viele Grüße
Gert
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Oliver,
olliht hat geschrieben:Gilt das Gesagte zu der Lautstärkeregelung auch für die Raumanpassung?
hab das mal ausprobiert, ich wollte irgendwelche Lautsprecher einstellen und dann mal hören, ob sich Einstellungen z. B. an den parametrischen Equalizern am Digitalausgang auswirken. Das geht deshalb schon nicht, weil man bei Linn dazu zunächst irgendeinen Lautsprecher angeben muss, den man verwendet. Er lässt mich aber gar nichts auswählen, weil er mich in Großbuchstaben "NO DEVICES FOUND..." anblökt. Natürlich findet er keine, weil ja am Exakt-Ausgang keine angeschlossen sind. Und wenn man dann auf "Space Optimisation" geht, kommt "No Speakers found...", diesmal wenigstens in Kleinbuchstaben.

Das heißt für mich: Die Raumkorrektur ist nur an den Exakt-Ausgängen verfügbar, nicht am Digitalausgang, sonst wäre das oben beschriebene Verhalten sinnlos. Du versäumst aber nicht viel, wenn Du das nicht nutzen kannst. Eine richtige Raumkorrektur wie mit acourate-Filtern etc. ist das nämlich nicht. Man hat ein paar parametrische Equalizer, die man auf die Raummoden ansetzen kann. Ich habe das mal an der Anlage im UG probiert, aber das klingt dann erwartungsgemäß recht blutleer, weil eben alles bei der entsprechenden Frequenz unterdrückt wird, nicht nur das Dröhnen, sondern auch der Direktschall. Ich habe bei mir drei Linn DS im Einsatz an drei Anlagen, und bei allen ist die eingebaute Raumkorrektur abgeschaltet.

Viele Grüße
Gert
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olliht
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Beitrag von olliht »

Guten Tag,
DANKE, so hab ich endlich eine fundierte Auskunft bzgl. des Systems, denn außer vollmundiger Ausschweifungen von hier und da hab ich nichts belastbares, praxisnahes über das Feature gefunden.
Beste Grüße verbleibe ich mit Spannung wie dieses Werk endet.
Oliver
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SolidCore
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Beitrag von SolidCore »

Hallo Gert

Hochinteressantes Thema für mich. Wenn ich das richtig verstehe, ist der System Hub 1:1 ein Akurate, nur ohne Analogausgänge, und ohne DAC.
Da ich einen Meitner-Zuspieler haben möchte, empfand ich den Preis eines Akurate für sehr hoch, da ich das halbe Gerät ja gar nicht nutzen möchte.
So bleibe ich am Ball, ob dein modifizierter System Hub dann per Digital Out mit dem Digitalausgang eines modifizierten Akurate mithält, bzw welche klanglichen Änderungen hervortreten.
Gestatte mir eine Frage am Rande. Wären die älteren Akurate ( Nur! per Digital-Out) 0,1,2 vor und nach deinem Umbau klanglich 1:1 wie das aktuelle Akurate Modell, oder gilt, je älter, je weniger Güte?

Gruss
Stephan
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Stephan,
SolidCore hat geschrieben:Wenn ich das richtig verstehe, ist der System Hub 1:1 ein Akurate, nur ohne Analogausgänge, und ohne DAC.
korrekt, und zwar ein Akurate DSM, also mit all den Eingängen. DS: Nur Streamer, DSM: Streamer plus Vorverstärker mit allerlei analogen und digitalen Eingängen.
SolidCore hat geschrieben:Gestatte mir eine Frage am Rande. Wären die älteren Akurate ( Nur! per Digital-Out) 0,1,2 vor und nach deinem Umbau klanglich 1:1 wie das aktuelle Akurate Modell, oder gilt, je älter, je weniger Güte?
DS0: gar kein DigOut.
DS1: Mit Umbau besser als ohne am DigOut
DS2: wie DS1, nur geringfügig besser am DigOut als DS1
DSM: 0 gibt's nicht, heißt einfach DSM, kam ungefähr mit DS1 raus. Schlechter als DS1 (original) am DigOut, der Umbau ändert daran fast nichts
DSM1: Kam ungefähr mit DS2 raus, aber auch nicht besser am DigOut als DSM
DSM2: Unterscheidet sich nur durch HDMI 2.0 anstelle 1.1 vom DSM1
System Hub: Wie DSM2 ohne AnalogOut, aber schaun mer mal wo das Teil landet mit speziellem DigOut-Umbau, ich bin jedenfalls sehr zuversichtlich. Den Digitalausgang hatte ich bisher ja gar nicht im Fokus bei den DSM, da ging es mir bisher immer nur um den Analogausgang.

Wer sich nun fragt: Gert, wie willst Du denn wissen, wo das Teil klanglich am DigOut landet? Dafür braucht man doch einen amtlichen DAC, um das zu beurteilen? Und der Gert hört doch sonst mit dem im G-ADS2 DAC eingebauten? Wie will man da per S/PDIF rein? Wie schön, dass es dieses Forum gibt (ohne das ich im übrigen gar nie auf die Idee gekommen wäre, irgendwelche Linns oder Sonos oder Oppos umzubauen): Harald (nihil.sine.causa) schickt mir seinen arfi-dac 2 zu, damit ich genau das testen kann. Vielen Dank dafür!

Davor steht aber noch etwas Arbeit. Die WBT-Buchse, die hinten als DigOut rein soll, hat ein paar Tage Lieferzeit. Solange vergnüge ich mit Messen der Versorgungen und, falls nötig, einer Verbesserung der Versorgungsspannungen.

Der SysHub auf dem Labortisch:

Bild

Links neben dem Linn steht der batteriebetriebene Differenzmessverstärker, der wahlweise x100 oder x1000 den Wechselspannungsanteil auf einer Gleichspannnung verstärken kann. Die Messtrippen gehen hier tief ins Innere des Linn, nämlich an die 3,3V-Versorgung der Mainclock Si570:

Bild

Hier mal eine Momentaufnahme aus dem wild auf dem oszischirm zappelnden Dreck, den man auch auf dem Bild ganz oben auf dem Schirm sieht. Wenn z. B. 100mV RMS angezeigt wird, sind das wegen des x1000-Verstärkers 100µV:

Bild

Das ist ziemlich schlecht. Der Dreck bringt's auf rund 400µV RMS im Bereich um 1MHz, das ist verdammt viel für eine Clockversorgung, zu viel. Das geht ganz erheblich besser. Die erste Baustelle ist identifiziert. Jetzt die 3,3V-Versorgung des Digitalausgangstreibers:

Bild

Ok, die ist nicht ganz so kritisch wie die Clockspannung, aber das hier sind 2,7mV RMS im kHz-Bereich - zweite Baustelle. Ich fange mal mit der Clockversorgung an.

Viele Grüße
Gert
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SolidCore
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Beitrag von SolidCore »

Hallo Gert

Vielen Dank für deine umfangreichen Erklärungen.
Es bleibt spannend. Freu mich auf erste Hörvergleiche.

Gruss
Stephan
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Stephan,
SolidCore hat geschrieben:Freu mich auf erste Hörvergleiche.
solange ich damit noch nicht dienen kann, langweile ich Euch noch ein bisschen mit Messungen.

Ich habe ein bisschen gelötet. Ich sollte vielleicht vorausschicken, wie das mit der Restwelligkeit ist und welche Größe gut oder schlecht. Die meisten von Euch kennen doch das kleine Labornetzteil Peaktech 6080, das auch beim Forumstreffen rumstand und das einige von uns daheim haben. Will man schnell mal ausprobieren, ob eine bessere Versorgung irgend eines Probanden, der ein externes Netzteil braucht, überhaupt etwas bringt, kann man das Peaktech auf die notwendige Spannung einstellen und anschließen. Es ist wegen seiner exzellent niedrigen Restwelligkeit so beliebt, es kann 0,5mV RMS vorweisen. Das ist dasselbe wie 500µV RMS. Warum habe ich dann im letzten Beitrag gemeckert, dass die etwas über 400µV RMS an der Linn-Clock schlecht wären? Nun, an der Audioclock sollte die Restwelligkeit eben so niedrig wie irgendwie möglich sein, weil sich die Schwankungen auf der Versorgungsspannung direkt im Jitter der Clock niederschlagen. Ich habe also den originalen Regler abgeklemmt, einen Längs-Querregler reingemacht und außerdem noch 10.000µF direkt an die Clock gebuttert:

Bild

Damit sieht das im ersten Schuss bei gleichen Oszieinstellungen wie vorher im letzten Beitrag so aus:

Bild

76µV, mehr als Faktor 5 besser als vorher. Jetzt kommt das Feintuning. Man muss den besten Massepunkt für den Regler finden. Und dann mache ich noch zwei Ferritperlen in die Zuleitung vom Regler zur Clock:

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Das ist jetzt fast eine Zehnerpotenz besser als im Original, und ich wage zu behaupten, dass sich das in ähnlicher Größe auf die Verringerung des Clockjitters auswirkt. Nun, 47µV Restwelligkeit ist nicht schlecht, aber ich habe auch schon 10µV hingekriegt. Ich schließe nun schlicht eine Batterie mit 3,6V an die Clock an und lasse den Regler weg. Jetzt merke ich, dass die 47µV immer noch da sind - das ist die HF aus der Umgebung, die ich mit meinem empfindlichen Messverstärker empfange. Ich stelle auch fest, dass die Spannung zu- oder abnimmt, wenn ich die Messklemmen in die eine oder andere Richtung biege.

Damit würde ich sagen, die Clockversorgung kann ich so lassen und mich um die Versorgung des Ausgangstreibers kümmern. Vorher mache ich aber an den anderen entscheidenden Versorgungspunkten noch kleine Polymer-Elko-Stützen rein:

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Und siehe da, das bringt auch messtechnisch etwas an der Clock, obwohl das ganz andere Versorgungspunkte sind:

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26µV. Das wird schon. Das ist jetzt mehr als Faktor 15 besser als beim Original.

Viele Grüße
Gert
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Bernd Peter
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Beitrag von Bernd Peter »

Hallo Gert,

ist es für die spätere Beurteilung des passiven S/PDIF Ausgangs nicht gut zu wissen, ob der arfi-dac 2 einen Übertrager im Eingang hat?

Wie immer mit Spaß beim Lesen deiner Umbauten

Bernd Peter
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