Linn Akurate System Hub (G-Hub)
Verfasst: 04.04.2019, 12:23
Liebe Linn-Fans,
wir Rotwintrinker kennen das doch: Der eine mag lieber Rioja, der andere steht auf Châteauneuf du Pape, dann gibt es die Lager der Bordeaux- und Burgundtrinker (keinesfalls in einen Topf zu werfen) oder die Barolo- vs. Brunellofraktionen. Etc., worauf ich raus will ist nicht, dass es auch Biertrinker gibt, sondern: Genauso ist es inzwischen auch bei den DACs. War für lange Zeit der G-ADS1 DAC mit integriertem DA-Wandler das Maß der Dinge, tat sich in der Qualität der externen Geräte Einiges. ArfiDAC, Esoteric, Meitner, Emm Labs und wie sie alle heißen sind in die Hörräume eingezogen und bedienen diverse Geschmacksrichtungen. Was bei vielen von Euch aber geblieben ist: der G-DAC als Streamer und Digitalzuspieler, denn das macht er hervorragend und besser als das Originalgerät. Und ist dabei so komfortabel zu bedienen wie eh und je, was ihn von den Audio-PCs unterscheidet. Nun gibt es neben den Linn DS, die wohl ihr Produktionsende finden werden, die Familie der DSM, die zusätzlich mit diversen Analog- und Digitaleingängen aufwarten. Und dann kamen noch im Lauf der Jahre die Exakt-Link-Ausgänge hinzu, die man aber nur braucht, wenn man die entsprechenden Linn-Digital-Lautsprecher mit dieser Schnittstelle verwendet. Der jüngste Spross in dieser Akurate-Famile heißt Linn Akurate System Hub und ist im Grunde ein ADSM. Er hat den Weg in meine Werkstatt gefunden und sieht von hinten so aus:
Keinerlei Analogausgänge, die beim ADSM oder ADS rechts im Bild wären, aber alle Eingänge des ADSM. Nun, dachte ich, das wäre ja eine wirtschaftlich interessante Alternative zum aktuellen ADSM, der rund 9k€ kostet, wenn ich dem erheblich günstigeren System Hub den G-DAC einpflanzen könnte. Platz dafür gäbe es jedenfalls reichlich:
Ich habe mich einige Tage mit dem Digitalspeicher-Oszi auf die Pirsch begeben, aber es gibt weder die passenden Clocksignale noch die passenden Digitaldaten. Das Zeug, was am Exakt-Ausgang rausgeht, ist ziemlich kryptisch. Da was Passendes rauszusuchen ist die Nadel im Heuhaufen. Die Mainclock ist allerdings genau die gleiche wie in den anderen Akurates, die SiLab Si570. Natürlich könnte man jetzt versuchen, aus dem S/PDIF-Signal die Daten rauszupfriemeln und die Takte dann mit der Mainclock synchronisiert zusammen mit den Daten in die G-DAC-Maschinerie einzuspeisen. Denkfehler dabei: Die Daten sind dann nicht lautstärkegeregelt. Ich mach's kurz, die Idee habe ich wieder aufgegeben.
Aber nun erschließt sich die Einleitung oben vielleicht: Wenn jemand eh einen anderen DAC verwendet und "nur" einen guten Digitaldatenlieferanten sucht, der zudem jede Menge Eingänge hat und Zugriff auf allerlei Streamingdienste, Digitalradio sowie natürlich die eigene NAS bietet, dann braucht er keinen eingebauten DAC, sondern nur einen Digitaldatenlieferanten. Und das könnte diese Maschine hier ja evtl. leisten! Also, schauen wir uns mal den Digitalausgang an. Er hat einen Trennübertrager wie auch alle Koaxeingänge, es ist der Übertrager rechts im Bild:
Die Übertrager sind die scharzen Klötzchen mit der Aufschrift "Pulse". Die kleinen dahinter ("110") sind kleine Doppelferritperlen zum HF Abhalten. Ich habe dann mal einen 75Ohm-Widerstand direkt in die Ausgangsbuchse gesteckt und daran mit einem schnellen Oszi das Ausgangssignal gemessen:
Ordentlich steile Flanken (zu deren Steilheit gleich noch ein bisschen mehr), aber jede Menge HF-Müll auf dem Signal. Das muss besser gehen. Ich lecke Blut, die Kiste könnte man doch bestimmt zu einem kompromisslosen Datenknecht rausputzen.
Kleiner Technikexkurs zur Flankensteilheit: Der verwendete Oszi tastet zwar eine Milliarde mal pro Sekunde das Signal ab (1GS/s), aber das heißt noch nicht, dass man damit Flankensteilheiten vom Kehrwert davon, also 1ns, messen könnte. Es kommt nämlich auch auf die analoge Bandbreite des Oszis an, und das sind hier 100MHz. Um einen Sinus von 100MHz sauber darstellen zu können, müssen die eingebauten Eingangsverstärker ca. 4ns Anstiegszeit können, besser noch kürzer. Der Oszi hier hat 3,5ns Anstiegszeit. Wenn man also wie hier 7ns Anstiegs- und Abfallzeit der Rechtecksignale angezeigt kriegt, ist da ja noch irgendwie die Anstiegs- und Abfallzeit des Oszis mit drin. Wie rechnet man das jetzt raus? Einfach die Differenz bilden ist Quatsch - mathematisch gesprochen faltet sich die sog. Apparatefunktion ins zu messende Signal. Das Originalsignal da wieder rauszurechnen, würde recht komplexe Berechnungen mit Laplacetransformationen erfordern. Es gibt aber einen ganz einfachen Messtechnikertrick, der ziemlich genau funktioniert: Die Wurzel aus der Summe der Quadrate aus den beiden Anstiegszeiten ergibt die angezeigte Signalanstiegszeit. Daraus kann man den "wahren" Signalanstieg ganz einfach zurückrechnen. Am Beispiel hier: Angezeigt vom Oszi 7ns, 7 zum Quadrat ist 49, Oszi hat 3,5ns, zum Quadrat ergibt das 12,25, abgezogen von 49 ist das 36,75, Wurzel draus 6,06. Angezeigt werden 7ns, in Wirklichkeit sind das also ca. 6ns. Je größer die Anstiegszeit des Signals im Vergleich zu der des Oszis, desto weniger fällt letztere ins Gewicht und man kann sie vernachlässigen. Sind aber beide in der gleichen Größenordnung, muss man sie berücksichtigen.
Bald mehr auf diesem Kanal!
Viele Grüße
Gert
wir Rotwintrinker kennen das doch: Der eine mag lieber Rioja, der andere steht auf Châteauneuf du Pape, dann gibt es die Lager der Bordeaux- und Burgundtrinker (keinesfalls in einen Topf zu werfen) oder die Barolo- vs. Brunellofraktionen. Etc., worauf ich raus will ist nicht, dass es auch Biertrinker gibt, sondern: Genauso ist es inzwischen auch bei den DACs. War für lange Zeit der G-ADS1 DAC mit integriertem DA-Wandler das Maß der Dinge, tat sich in der Qualität der externen Geräte Einiges. ArfiDAC, Esoteric, Meitner, Emm Labs und wie sie alle heißen sind in die Hörräume eingezogen und bedienen diverse Geschmacksrichtungen. Was bei vielen von Euch aber geblieben ist: der G-DAC als Streamer und Digitalzuspieler, denn das macht er hervorragend und besser als das Originalgerät. Und ist dabei so komfortabel zu bedienen wie eh und je, was ihn von den Audio-PCs unterscheidet. Nun gibt es neben den Linn DS, die wohl ihr Produktionsende finden werden, die Familie der DSM, die zusätzlich mit diversen Analog- und Digitaleingängen aufwarten. Und dann kamen noch im Lauf der Jahre die Exakt-Link-Ausgänge hinzu, die man aber nur braucht, wenn man die entsprechenden Linn-Digital-Lautsprecher mit dieser Schnittstelle verwendet. Der jüngste Spross in dieser Akurate-Famile heißt Linn Akurate System Hub und ist im Grunde ein ADSM. Er hat den Weg in meine Werkstatt gefunden und sieht von hinten so aus:
Keinerlei Analogausgänge, die beim ADSM oder ADS rechts im Bild wären, aber alle Eingänge des ADSM. Nun, dachte ich, das wäre ja eine wirtschaftlich interessante Alternative zum aktuellen ADSM, der rund 9k€ kostet, wenn ich dem erheblich günstigeren System Hub den G-DAC einpflanzen könnte. Platz dafür gäbe es jedenfalls reichlich:
Ich habe mich einige Tage mit dem Digitalspeicher-Oszi auf die Pirsch begeben, aber es gibt weder die passenden Clocksignale noch die passenden Digitaldaten. Das Zeug, was am Exakt-Ausgang rausgeht, ist ziemlich kryptisch. Da was Passendes rauszusuchen ist die Nadel im Heuhaufen. Die Mainclock ist allerdings genau die gleiche wie in den anderen Akurates, die SiLab Si570. Natürlich könnte man jetzt versuchen, aus dem S/PDIF-Signal die Daten rauszupfriemeln und die Takte dann mit der Mainclock synchronisiert zusammen mit den Daten in die G-DAC-Maschinerie einzuspeisen. Denkfehler dabei: Die Daten sind dann nicht lautstärkegeregelt. Ich mach's kurz, die Idee habe ich wieder aufgegeben.
Aber nun erschließt sich die Einleitung oben vielleicht: Wenn jemand eh einen anderen DAC verwendet und "nur" einen guten Digitaldatenlieferanten sucht, der zudem jede Menge Eingänge hat und Zugriff auf allerlei Streamingdienste, Digitalradio sowie natürlich die eigene NAS bietet, dann braucht er keinen eingebauten DAC, sondern nur einen Digitaldatenlieferanten. Und das könnte diese Maschine hier ja evtl. leisten! Also, schauen wir uns mal den Digitalausgang an. Er hat einen Trennübertrager wie auch alle Koaxeingänge, es ist der Übertrager rechts im Bild:
Die Übertrager sind die scharzen Klötzchen mit der Aufschrift "Pulse". Die kleinen dahinter ("110") sind kleine Doppelferritperlen zum HF Abhalten. Ich habe dann mal einen 75Ohm-Widerstand direkt in die Ausgangsbuchse gesteckt und daran mit einem schnellen Oszi das Ausgangssignal gemessen:
Ordentlich steile Flanken (zu deren Steilheit gleich noch ein bisschen mehr), aber jede Menge HF-Müll auf dem Signal. Das muss besser gehen. Ich lecke Blut, die Kiste könnte man doch bestimmt zu einem kompromisslosen Datenknecht rausputzen.
Kleiner Technikexkurs zur Flankensteilheit: Der verwendete Oszi tastet zwar eine Milliarde mal pro Sekunde das Signal ab (1GS/s), aber das heißt noch nicht, dass man damit Flankensteilheiten vom Kehrwert davon, also 1ns, messen könnte. Es kommt nämlich auch auf die analoge Bandbreite des Oszis an, und das sind hier 100MHz. Um einen Sinus von 100MHz sauber darstellen zu können, müssen die eingebauten Eingangsverstärker ca. 4ns Anstiegszeit können, besser noch kürzer. Der Oszi hier hat 3,5ns Anstiegszeit. Wenn man also wie hier 7ns Anstiegs- und Abfallzeit der Rechtecksignale angezeigt kriegt, ist da ja noch irgendwie die Anstiegs- und Abfallzeit des Oszis mit drin. Wie rechnet man das jetzt raus? Einfach die Differenz bilden ist Quatsch - mathematisch gesprochen faltet sich die sog. Apparatefunktion ins zu messende Signal. Das Originalsignal da wieder rauszurechnen, würde recht komplexe Berechnungen mit Laplacetransformationen erfordern. Es gibt aber einen ganz einfachen Messtechnikertrick, der ziemlich genau funktioniert: Die Wurzel aus der Summe der Quadrate aus den beiden Anstiegszeiten ergibt die angezeigte Signalanstiegszeit. Daraus kann man den "wahren" Signalanstieg ganz einfach zurückrechnen. Am Beispiel hier: Angezeigt vom Oszi 7ns, 7 zum Quadrat ist 49, Oszi hat 3,5ns, zum Quadrat ergibt das 12,25, abgezogen von 49 ist das 36,75, Wurzel draus 6,06. Angezeigt werden 7ns, in Wirklichkeit sind das also ca. 6ns. Je größer die Anstiegszeit des Signals im Vergleich zu der des Oszis, desto weniger fällt letztere ins Gewicht und man kann sie vernachlässigen. Sind aber beide in der gleichen Größenordnung, muss man sie berücksichtigen.
Bald mehr auf diesem Kanal!
Viele Grüße
Gert