Arcam FMJ D33

Gerts Modifikationen
Fortepianus
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Arcam FMJ D33

Beitrag von Fortepianus »

Liebe Verfolger der G-Mods,

kürzlich traf ein Arcam FMJ D33 bei mir ein, ein DAC mit den mir wie meine Hosentasche bekannten BurrBrown-Wandlern PCM1792A. Er gehört Swen (jackelsson) hier aus dem Forum und darf bei ihm über eine Pass-Vorstufe die Geithain RL901K beliefern. Als Digitalquelle dient bei ihm ein Aries Femto mit Beci-Netzteil. Swen würde gerne wissen, wo er steht mit dem DAC und ob eventuell noch etwas mehr geht. Jetzt hat der D33 über dem G-ADS2 DAC im Hörraum Platz genommen:

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Er wird vom G-Linn digital über das passend konfektionierte Oyaide-Digitalkabel FTVS-510 beliefert, kriegt also beste Bedingungen. Allerdings hat der D33 keine Lautstärkeregelung, so dass ich das für den Vergleich mit dem G-DAC offline erledigen muss - das kennt Ihr ja schon von den Vergleichstests mit dem Meitner und dem Esoteric. Der Esoteric ist mit 2,2Vrms angegeben für ein Digitaleingangssignal mit 0dBFS. Am XLR-Ausgang, gemessen zwischen Pin2 und Pin3, ist das naturgemäß das Doppelte:

Bild

Er liefert also eher noch ein bisschen mehr als angegeben ab. Solche Spannungen kann der G-DAC zwar ebenfalls locker liefern, wenn man die Lautstärke aufdreht, aber meine Testfiles wollen mit Lautstärke 76 bis 80 bei -12dB-Einstellung am G-Linn abgehört werden. Dafür habe ich mir inzwischen einfach ein kleines Excel-File geschrieben, in das ich die Spannungen des Vergleichs-DACs und des G-DAC bei der meist gewählten Lautstärkeeinstellung eingebe:

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Damit weiß ich, mit welchem Faktor ich die Musik digital bearbeiten muss, damit gleiche Pegel beim Vergleichstest vorliegen. Das braucht jetzt erstmal ein bisschen Vorbereitungszeit, bevor der Hörtest starten kann.

Viele Grüße
Gert
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Gert,
ich würde für solche vergleichenden Messungen dasselbe Vielfachschätzeisen benutzen, kein 2. Exemplar gleichen Typs, wenn es um Präzision geht.
Ich hatte die Gelegenheit, mein Messgerät kalibrieren zu lassen, bzw. am Hewlett-Packard Kalibriergerät (dessen Unsicherheit von 0,5V bei 200V entspricht +/-0,25%) zu vergleichen.
Das Ergebnis:
2V=-Bereich (Soll-Anzeige), Ist-Anzeige 1,986V Abweichung -0,7%
20V=-Bereich (Soll-Anzeige), Ist-Anzeige 19,82V, Abweichung -0,9%
200V=-Bereich (Soll-Anzeige), Ist-Anzeige 198,5V, Abweichung -0,75%

200V~-Bereich (Soll-Anzeige bei 50Hz), Ist-Anzeige 198,6V~, Abweichung -0,7% auch hier Unsicherheit 0,5V~
Ab etwa 10kHz stieg die Anzeige meines Gerätes stetig gegenüber dem Wert bei 50Hz an, ich vermute die Ursache im Integrator und seiner Entlade-Zeitkonstante.
Die letzte Display-Stelle ist vermutlich immer unwägbar...
Grüße
Hans-Martin
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Hans-Martin,
Hans-Martin hat geschrieben:ich würde für solche vergleichenden Messungen dasselbe Vielfachschätzeisen benutzen, kein 2. Exemplar gleichen Typs, wenn es um Präzision geht.
natürlich hast Du wie immer recht - wenn ich z. B. Geräte auf Kanalgleichheit abgleiche, messe ich natürlich immer mit ein und demselben Instrument. Hier ist das aber egal, denn ich bilde bei beiden Geräten den Mittelwert aus links und rechts, um den Umrechnungsfaktor zu bestimmen. Da kürzt sich der Instrumentenfehler raus und es geht einfach viel schneller, wenn ich zwei Multimeter einstöpsle. So sehe ich auch auf einen Blick vorhandene Kanalungleichheiten. So schlecht sind die Multimeter nämlich nicht. Vielleicht liegt auch ein Missverständnis vor: Die beiden Anzeigen sind links und rechts eines Gerätes, nicht z. B. der jeweils linke Kanal der beiden Vergleichskandidaten. Auf beiden Kanälen das gleiche Digitalsignal (1kHz Sinus mit 0dBFS) eingespeist:

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Jetzt beide Instrumente vertauscht:

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Geschenkt, zumal ja eh der Mittelwert aus beiden genommen wird. Und die absolute Genauigkeit der beiden Geräte ist auch egal - ich bilde ja den Quotienten aus der Messung zuerst des einen, dann des anderen Vergleichspartners, womit sich die Fehler auch wieder rauskürzen.

Mittlerweile sind die Files alle passend umgerechnet und der Hörtest kann beginnen. Als erstes eine Klavieraufnahme, der erste Satz von Beethovens 30. Sonate op. 109, gespielt von Maurizio Pollini:

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Die Aufnahme ist von 1975! Und sowas von super. An erster Stelle steht natürlich der musikalische Inhalt. Pollinis tiefes Werkverständnis und schnörkellose Musikalität ist hinreißend. Aber auch die Aufnahmequalität. Das analoge Masterband von damals wurde 2012 liebevoll auf SACD gebracht, ohne die meist übliche Dynamikkompresse. Der Steinway klingt, wie wenn er da vorne stünde. Hin und wieder hört man den Pianisten schwer atmen und die Mechanik des Flügels dezent arbeiten. Ob die Zuhörer bei dieser Liveaufnahme das damals in München so gut hören durften, weiß ich nicht, jedenfalls ist das eine meiner Lieblingsaufnahmen von Beethovens letzten Sonaten. Genug lamentiert, erstmal das Gehör kalibrieren mit dem G-ADS2 DAC. Ich vergesse nach wenigen Takten, dass ich eigentlich einen Vergleichstest machen will und höre den (relativ kurzen) ersten Satz zu Ende.

Ich stöpsle die MuSiGo XLR3 aus dem G-DAC und direkt rein in den Arcam FMJ D33. Hat es schon angefangen? Ah ja, unvermittelt startet das Klavier. Vorhin, beim G-DAC, wusste ich schon vor dem ersten Klavierton, dass es gleich losgeht - so ein Konzertsaal hat ein gewisses Grundgeräusch, das beim Arcam irgendwie verschluckt wurde. Ok, erstmal egal, wie klingt der Flügel? Verhangen. Jegliches Livegefühl fehlt, die beschriebenen Nebengeräusche fehlen und die Transienten sind verschliffen. Bin ich so eine verwöhnte Socke, dass mir ein 3.000€-DAC von der Stange nicht mehr gefallen mag? Vielleicht sollte ich mich ein bisschen in das Gerät einhören und ihm eine Chance geben. Ich wechsle auf den Allzeit-Forums-Evergreen:

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Das Stück ist gut geeignet, um Tiefbassqualität, Raumtiefe, Bühnenbreite, Lokalisation und Ortung der Solostimme zu beurteilen. Mein erster Eindruck beim Arcam, bei dem ich jetzt geblieben bin: Am Bass des Arcam gibt es nichts zu meckern, die großer Trommel kommt mit gewohnter Durchschlagskraft. Der Raum ist aber arg klein. Die Aufnahme ist eigentlich geeignet, sich mitten in einem großen Raum zu fühlen, vorne in der Mitte die Sosa, dahinter gestaffelt der Chor auf der ganzen Bühnenbreite und die riesige 2m-Trommel, die für einen beeindruckenden Tiefbass sorgt, halb rechts ziemlich weit hinten. Nun, der Arcam reduziert diesen Raum ungefähr auf die Größe meines TV vorne an der Wand und ich betrachte ihn von außerhalb, etwas unbeteiligt am Geschehen. Ok, wenn schon kein Konzertfeeling aufkommt, erwacht mein Spieltrieb: Der D33 hat drei verschiedene Digitalfilter zur Wahl. Keine Ahnung, was was ist, aber bis jetzt habe ich so gehört, dass beide Lämpchen bei Filter 1 und 2 aus waren. Der Arcam kriegt übrigens vom G-DAC alle Files je nach Samplingratenfamilie in 176/24 oder 192/24, das Upsampling erledigt bereits meine NAS vor dem G-Linn. So klingt der G-DAC, der ja die gleichen DAC-Chips hat wie der Arcam, am besten, und so sollte es nach meiner Erfahrung auch beim Arcam sein. Also mal Filter 1 eingeschaltet und nochmal das Kyrie der Misa Criolla gehört. Ja, der Raum ist jetzt etwas größer und auch heller beleuchtet. Filter 2: Jetzt wird der Raum wieder schmaler, aber dafür tiefer. Allerdings rückt jetzt auch Frau Sosa unnatürlich weit nach hinten, die sonst eindeutig weit vor dem Chor steht. Das mit den Filtern will ich jetzt genauer wissen. Ich nehme eine Aufnahme, die eine Anlage im Hochtonbereich so richtig fordert:

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Sani (Stück Nr. 5) beginnt gleich mit unglaublich strahlenden Beckenanschlägen, bevor das Klavier mitmacht. Filter 0: Das Becken klingt ein bisschen matt, so habe ich das nicht in Erinnerung. Ich stöpsle aber bewusst nicht rüber auf den G-DAC, weil ich den Unterschieden zwischen den Filtereinstellungen noch ein bisschen auf den Zahn fühlen will. Filter 1: Das Matte weicht einem verschliffenen Zischen, das keine Feinauflösung erkennen lässt und schrill wirkt. Filter 2: Ähnlich, aber noch etwas verwaschener. Am besten bedient ist man doch, wenn beide LEDs beim Filterknöpfchen ausgeschaltet sind. Nach mehrmaligem Hin und Her stecke ich auf den G-DAC um. Das ist eine Erlösung. Unendlich fein ziselierte Tönchen schweben im Raum, und ich weiß jetzt wieder, warum ich diese Aufnahme zum Test gewählt habe.

Eine wichtige Disziplin fehlt noch: Durchzeichnungsvermögen, wenn ein großes Orchester auf der Bühne steht. Ralf Koschnickes Aufnahme der Espana ist dafür sehr gut:

Bild

Ich bleibe beim G-DAC und schärfe mein Gehör nochmal bezüglich der Kriterien, die diese Aufnahme bietet: Klingen die Instrumente natürlich, wie tief und breit ist der Raum, wie hebt sich die kleine Triangel über das Orchester in die Höhe? Arcam: Raum flacher, Klang matt, Celli etwas aufgedickt. Aber die Stelle kommt jetzt gleich, wo alle mitmachen dürfen im Tutti: Und jetzt verliert der Arcam die Orientierung, es fehlt ihm an Durchzeichnung.

Mir kommt ein Verdacht, und jetzt will ich es wissen: Ich hole einen G-Sonos mit Analog- und Digital-Upgrade aus meiner Werkstatt. Und ich mach's kurz: Der spielt den Arcam in jeder Disziplin an die Wand.

Sorry, Leute, ich habe mich da jetzt ein bisschen reingesteigert, aber Swen wollte, wenn ich ihn richtig verstanden habe, keine literarische Weichzeichnung meiner Eindrücke, sondern eine ehrliche Einschätzung. Er hatte mir berichtet, dass er eh meist analog hört, weil ihm das besser gefällt. Das verstehe ich - es könnte am DAC liegen. Vielleicht habe ich mich ja auch deshalb ein bisschen geärgert, weil ich mir letzte Woche im Skifahren als Vorbereitung auf den Vergleich (also genauer beim Après-Ski) alte Testberichte von Audio, Stereo, Stereoplay & Co. vom D33 reingezogen habe und meine Erwartungshaltung dadurch doch recht hoch war. Man muss solche Testberichte halt immer zwischen den Zeilen lesen: Wenn da steht, dass der DAC total super toll sei und ganz besonders etwas für denjenigen, der auf das allerletzte Quäntchen Auflösung verzichten könne, dann sollte man eigentlich misstrauisch werden. Ganz erstaunlich, denn eigentlich sind die verwendeten DAC-Chips erstklassig, und in den Testberichten konnte ich auch dicke Netzteile, getrennt für Analog und Digital, erkennen. Kommt halt immer drauf an, was man aus dem Material macht. Ich schraub ihn mal auf.

Viele Grüße
Gert
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Bernd Peter
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Beitrag von Bernd Peter »

Hallo Gert,

neben der Aufnahme mit Pollini hat sich bei mir bisher nur noch ein Pianist Lorbeeren mit den späten Sonaten verdient:

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Die passende Intonation beim Flügel für diese 3 Stücke zu treffen, scheint recht selten zu sein.

Meist wird zu dunkel und kräftig abgestimmt, als wenn das bei Beethoven bzw. dem Ernst dieses Vorhabens notwendig wäre.

Pollini war der Erste für mich, der hier schlanker agiert, Kempff geht noch etwas weiter in die Richtung.

Und siehe da, es funktioniert bei beiden vortrefflich.

Gruß

Bernd Peter
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jackelsson
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Beitrag von jackelsson »

Hallo zusammen,

uff, da gab es ja von Gert für meinen Arcam so richtig was hinter die Löffel... :)

Aber gut, genau darum, um eine sehr ehrliche, ungeschminkte Aussage, hatte ich Gert auch gebeten, weil ich mal eine realistische Einschätzung seiner Qualitäten haben wollte (also der des DACs, nicht der von Gert ;) ).

Der Arcam hat bei seinem Erscheinen ja erstaunlich viele Tests in DE und auch international bekommen, die überwiegend meisten davon mit positiver bis (mindestens „preisklassenbezogen“) sehr guter Besprechung. Dabei war aber schon auffällig, dass sich die Rezensenten teilweise in ihren Aussagen zu der klanglichen Darbietung des Arcams wiedersprochen haben. Als Extreme hier vielleicht mal zwei englischsprachige Zitate:

What Hifi (03/2012):
- Impressive scale
- produces a deep, broad and expansive soundstage
- weighty bass
- laid back delivery

Stereophile (02/2013):
„...the high frequencies had a little bit of "bite." The rosiny edge (...) was slightly emphasized, and the soundstage was a little curtailed overall. While bass guitar had good weight and definition, well-recorded rock recordings were a bit too in-your-face.“

Aha, die englischen Kollegen fanden ihn eher zurückhaltend aber mit großer Bühne aufspielend, in den USA hörte man dagegen eher ein vorlautes, kratziges Gerät mit eingeengter Bühne. Interessant.

Spannend auch die Erkenntnisse einiger deutschsprachiger Klangforscher:

Fairaudio (07/2013):
- überzeugt durch eine sehr rhythmische, anspringende und zupackende Wiedergabe.
- verfügt über eine ausgezeichnete und der Preisklasse absolut angemessene Fein- und Grobdynamik.
- hat das besondere Talent, einen realistisch wirkenden, klar begrenzten, stereofonen Raum mit akkurater Positionierung der Schallquellen aufzubauen.

Audio/stereoplay (06/2012):
- konturierter, sauberer Klang
- neutral und dennoch mitreißend
- besonders feinfühlig, leichtfüssig agierender Wandler
„…Er öffnete eine beinahe grenzenlos breite Bühne und intonierte mit einer Eindringlichkeit, dass man das Gefühl hatte, sich nicht vor der Musik zu befinden, sondern schlicht mittendrin.“

Das war für mich damals ein Aha-Erlebnis in Sachen Qualität von Testberichten. ;)

Gut, Gert findet den Arcam also auch „preisklassenbezogen“ nicht besonders gut. Das gibt mir jetzt doch zumindest mal eine etwas fundiertere Meinung und mit dem G-DAC auch einen Referenzpunkt, an dem sich das Ganze ausrichtet.

Wir sind jetzt so verblieben, dass er sich das Gerät mal von innen anschaut und wir dann weitersehen. Ich bin gespannt..

Gruß,
Swen
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jackelsson
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Beitrag von jackelsson »

Ach so, um vielleicht als Kontext auch noch einmal kurz aufzuzeigen, was für mich aktuell meine Referenz in Bezug auf Signalquelle ist, hier noch schnell ein Link auf meinen Vorstellungsthread:

viewtopic.php?p=153322#p153322

... Ja, digital spielt bei mir *wirklich* nur die zweite Geige. :mrgreen:

Gruß,
Swen
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easy
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Beitrag von easy »

jackelsson hat geschrieben:Ach so, um vielleicht als Kontext auch noch einmal kurz aufzuzeigen, was für mich aktuell meine Referenz in Bezug auf Signalquelle ist, hier noch schnell ein Link auf meinen Vorstellungsthread:

viewtopic.php?p=153322#p153322

... Ja, digital spielt bei mir *wirklich* nur die zweite Geige. :mrgreen:
Naja Swen , was hast du erwartet ... fast alle deiner Tonabnehmer kosten schon mehr als dein "komplettes Digital Geraffel".

Da du ja öfter in meiner Gegend bist, kannst du gerne mal zu mir kommen ,um zu hören was der Femto an einem "guten DAC" zu leisten vermag, auch im Vergleich zum G-DAC und meinem wahrlich nicht schlechten Analogsetup.

Ich bin mir aber ziemlich sicher, daß Gert an deinem DAC einiges verbessern kann. :D

Lieben Gruß
Reiner
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Swen,

Dein Analog-Setup ist ja schon eine Ansage, Respekt!

Inzwischen habe ich den Deckel runtergemacht vom D33 und ich staune nicht schlecht:

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Die Kiste ist piekfein aufgebaut. Eine große Platine, links die Netzteile und die Digitalfraktion, zwei ordentliche Ringkerntrafos, getrennt für analog und digital, rechts hinten die DAC-Chips und davor die Analogabteilung.

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Unten im Bild, bei den roten Folien-Cs, ist die Analogstufe:

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Hinten die DACs:

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Bild

Bild

Die PCM1792A sind mono beschaltet, also so, dass ein DAC-Chip, der eigentlich zwei symmetrische DACs beinhaltet, beide Teile das gleiche ausgeben lässt. So kriegt jeder Kanal einen Chip und nachher wird analog addiert.

Die vier Kameraden vorne im Bild sind für die I/U-Wandlung zuständig:

Bild

Also mal der Reihe nach die Analogabteilung durchgegangen. Am Anfang stehen acht Leitungen von den DACs, vier pro Kanal, jeweils von den beiden internen DACs mit ihren beiden symmetrischen Stromausgängen. Danach kommen vier Doppel-OPs, die als Stromsumpf beschaltet sind, mit 820 Ohm und 2,2nF in der Gegenkopplung. Das ergibt ein erstes analoges Filter mit 88kHz Grenzfrequenz und 6dB Flankensteilheit.

Die OPs für I/U sind vom Typ LME49722:

Bild

Weiter geht's auf einen Single-OP vom Typ LME49990:

Bild

Hier werden die symmetrischen Signale voneinander abgezogen und es gibt ein weiteres Filternetzwerk. Das hätte ich nie so gemacht - wenn die Signale doch schon so schön symmetrisch aus den DACs rauskommen, dann lasst das doch bitte symmetrisch. Nachher brauchen wir das doch wieder symmetrisch für den XLR-Ausgang. Danach kommt nochmal eine Doppel-OP-Stufe mit allerlei Filter-Kram und einem DC-Servo:

Bild

Dann noch eine Stufe mit dem symmetrischen Line-Treiber DRV 135 von Burr Brown:

Bild

Das sind alles exzellente Bauteile, die da verwendetet wurden. Aber einfach zu viele davon! Viel zu viele OP-Stufen und Filter, da bleibt doch vom Signal nicht mehr viel übrig. Das ist alles sehr gut gewollt, keine Elkos im Signalweg, exzellente OPs, aber ich vermisse da die gerade knappe Handschrift, die sich aufs Wesentliche konzentriert. Man sieht der Schaltung und den verwendeten Bauteilen an, dass man hier Außergewöhnliches wollte, es aber nicht konnte.

Als nächstes schaue ich mir mal die Stromversorgungen und die Taktgeber an.

Viele Grüße
Gert
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saabcoupe
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Beitrag von saabcoupe »

Oh ha, da hat jemand Blut geleckt :-)

Swen, da wirst du wohl in absehbarer Zeit der Besitzer des ersten gertifizierten Arcam D 33 sein.

Ich hatte jetzt schon zwei mal das Vergnügen bei Gert vor Ort den Vorher Nachher Effekt zu hören, das Ergebnis beim Esoteric fasziniert mich nachhaltig jeden Tag und ich freue mich auf den Tag an dem ich mir Lautsprecher zu legen werden/kann die dem Dac auch gerecht werden, denn wie es klingen kann, wunderbar analog, habe ich an den AGM 9.4 gehört.

Gruß Harald
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jackelsson
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Beitrag von jackelsson »

easy hat geschrieben:Naja Swen , was hast du erwartet ... fast alle deiner Tonabnehmer kosten schon mehr als dein "komplettes Digital Geraffel".
Moin Reiner,

stimmt, jetzt wo Du's sagst stelle ich auch gerade fest, dass das Benz LP-S irgendwie "unten raushängt"... ;) Für alle anderen Tonabnehmer hast Du wohl recht, seufz.

Naja, Stichwort "Was hast Du erwartet?"... digitales Streaming (und nur das gibt es bei mir - nix NAS) ist für mich
a) bequem,
b) eine günstige Möglichkeit, mir per Qobuz neue Musik zu erschließen,
c) ein Lösungsansatz, um mir nicht wirklich *alles* ins Plattenregal stellen zu müssen (da wird es irgendwann echt eng) und
d) eine Lösung, auch die Musik hören zu können, die es schlicht nicht auf LP gibt (*grrr*).

Das Thema "Klangqualität Digital" jetzt mit viel Geld zu erschlagen wäre sicherlich einfach, ist aber - vielleicht nachvollziehbar - für mich keine Option. Deshalb ja jetzt auch die Neugier, was mit dem Vorhandenen Material vielleicht doch noch so geht. Momentan ist die Distanz zu Analog groß.

Allerdings sollte ich vielleicht auch anmerken, dass die Schmerzen sich bisher trotzdem in Grenzen hielten. Ich bin kein riesengroßer Klassikfan und da deshalb für meine bescheidenen Repertoirebedürfnisse per LP bestens versorgt. Alter Jazz klingt digitalisiert eh oft um Längen schlechter als eine alte LP, also was soll's. Und im Bereich Pop, Rock, Elektronica kommen die von Gert in seinem Eingangspost erwähnten Feinheiten jetzt nicht immer so zum tragen. Oder mir fehlte eh der Vergleich, wie es noch besser klingen könnte. Und ziemlichen Spaß haben kann man mit der Kombi aus Aries Femto und Arcam DAC schon.

Wenn ich den direkten Vergleich dann aber mal hatte, wurde es allerdings schon mal schwierig. Ich erinnere mich da gerade an eine Hörsession mit einem Freund vor einiger Zeit, in der wir tatsächlich mal mutwillig LP und Digital verglichen haben. Autsch.

Gruß,
Swen
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jackelsson
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Beitrag von jackelsson »

Moin Gert,

ich mache ja gerade mal wieder einen kleinen, innerlichen Kniefall. Wenn ich in so ein Gerät reinschaue, dann sehe ich ein Bauteilegrab ohne Sinn - während Du da tatsächlich problemlos Funktion und Qualität der Implementierung herauslesen kannst. Hut ab vor Deinem Fachwissen. Echt jetzt.

Ich bin sehr gespannt, was Du da sonst noch alles findest.

Eine Frage stellte sich mir übrigens im Nachgang doch noch. Ich hatte ja oben Testberichte zitiert, in denen insbesondere auch zur räumlichen Darstellung sehr gegensätzliche Meinungen geäußet wurden. Bei Dir war das ja auch unter anderem einer der großen Kritikpunkte ("...der Arcam reduziert diesen Raum ungefähr auf die Größe meines TV vorne an der Wand..."). Bei mir zuhause war andererseits gerade die räumliche Darstellung - nicht was die Abbildungsschärfe angeht, aber zumindest in Bezug auf die Größe des dargestellten Raumes - eher einer der positiven Punkte des Arcams. Er kann sicherlich vieles nicht, aber einen großen Raum aufmachen, das habe ich eher nicht als Problem empfunden. Kann es sein, dass da das Zusammenspiel mit den vor- und nachgeschalteten Komponenten einen größeren Einfluss hat, als es sein sollte?

Gruß,
Swen
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jackelsson
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Beitrag von jackelsson »

saabcoupe hat geschrieben:Swen, da wirst du wohl in absehbarer Zeit der Besitzer des ersten gertifizierten Arcam D 33 sein.
Moin Harald,

schaumama, was Gert da so auftut... :)

Gruß,
Swen
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

jackelsson hat geschrieben:Bei mir zuhause war andererseits gerade die räumliche Darstellung - nicht was die Abbildungsschärfe angeht, aber zumindest in Bezug auf die Größe des dargestellten Raumes - eher einer der positiven Punkte des Arcams. Er kann sicherlich vieles nicht, aber einen großen Raum aufmachen, das habe ich eher nicht als Kann es sein, dass da das Zusammenspiel mit den vor- und nachgeschalteten Komponenten einen größeren Einfluss hat, als es sein sollte?
Hallo Swen, hallo Gert,

ich hatte ja auch schon das Vergnügen, den Raum bei Gert und die den DAC umgebenden Komponenten beim Vergleich des G-ADS DAC mit dem Meitner DAC zu erleben und dies mit dem Höreindruck in meinem Raum bzw. meinen Komponenten vergleichen zu können. Raum und andere Komponenten (wir hatten damals auch Kabel verglichen) haben sicher einen gewissen Einfluss. Mein Eindruck war jedoch, dass dies bei Gert für einen DAC-Vergleich eine untergeordnete Rolle spielte. Die Raumakustik bzw. die z.B. Lautsprecher sind bei Gert eindeutig höherwertiger, als bei mir zu Hause. Dass diese Hörumgebung jetzt ausgerechnet beim Arcam DAC zu einer Verschlechterung führt, halte ich für unwahrscheinlich, wenn auch nicht völlig unmöglich. Der einschränkende Nachsatz stammt aus einer Erfahrung, die ich an meiner Anlage gemacht habe und bei der eine einzelne Komponente, hier der Vorverstärker des gleichen Herstellers, wie die Endstufe, deutlich schlechter abschnitt, als die, preislich vergleichbare, Vorstufe eines anderen. So wie ich die Beschreibung des mit dem Arcam gehörten von Gert einstufe, müssen zwischen Arcam- und G-ADS DAC jedenfalls deutliche Unterschiede hörbar sein.

Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Viele Grüße
Horst-Dieter
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Harald,
saabcoupe hat geschrieben:Oh ha, da hat jemand Blut geleckt
ehrlich gesagt nein, das Gerät macht mich irgendwie nicht so recht an.

Hallo Swen,
jackelsson hat geschrieben:Eine Frage stellte sich mir übrigens im Nachgang doch noch. Ich hatte ja oben Testberichte zitiert, in denen insbesondere auch zur räumlichen Darstellung sehr gegensätzliche Meinungen geäußet wurden. Bei Dir war das ja auch unter anderem einer der großen Kritikpunkte ("...der Arcam reduziert diesen Raum ungefähr auf die Größe meines TV vorne an der Wand..."). Bei mir zuhause war andererseits gerade die räumliche Darstellung - nicht was die Abbildungsschärfe angeht, aber zumindest in Bezug auf die Größe des dargestellten Raumes - eher einer der positiven Punkte des Arcams. Er kann sicherlich vieles nicht, aber einen großen Raum aufmachen, das habe ich eher nicht als Problem empfunden. Kann es sein, dass da das Zusammenspiel mit den vor- und nachgeschalteten Komponenten einen größeren Einfluss hat, als es sein sollte?
naja, die Glotze hat immerhin über 2m Diagonale :) . Und ungefähr so breit gestaffelt stand der Chor. Die vorgeschaltete Komponente ist der G-DAC, der ja an seinem eigenen DAC die Raumgröße zeigen kann. Ok, das Digitalkabel kann man diskutieren, aber das Oyaide ist nicht schlecht. Am Meitner DAC stimmte der Raum mit dem gleichen Kabel, ebenso am Esoteric. Und danach kommen die gleichen Kabel und die gleichen Lautsprecher.

Ich habe mal ein paar Messungen gemacht. Ich meine, irgendwo muss der Klang ja herkommen. Entweder ist es die Analogausgangsstufe - wie gesagt, das geht besser, aber immerhin stimmt das verwendete Material. Oder es sind die Spannungsversorgungen und/oder zu viel Jitter auf dem Takt. Oder die Digitalfraktion taugt nichts - die internen Digitalfilter der DAC-Chips werden nämlich (wie z. B. auch im Linn) umgangen und das Upsampling samt Filtercharakteristik wird extern gemacht.

Am einfachsten sind die Messungen an den Spannungsversorgungen. Es gibt allerlei Spannungen für die Digitalabteilung im Steuerungsteil, die habe ich in der ersten Runde mal beiseite gelassen. Die wichtigsten zwei sind die Versorgung der Takterzeugung und die Analogversorgungsspannung des DACs, gefolgt von der Digitalversorgungsspannung des DACs und den Versorgungen des Analogteils.

Die 3,3V für das Digitalteil des DACs:

Bild

Man beachte bitte, dass ich einen x1000 Messverstärker davor geschaltet habe. Also wird mV auf dem Bild zu µV und V zu mV. Man sieht ein Vpp (Spitze zu Spitze) von 1,64mV, das ist nicht gerade toll, aber es geht natürlich auch erheblich schlechter. Immerhin ist diese Spannung nicht von solcher Bedeutung wie die Analogspannung oder die Clockversorgung. Also die 5V Analogspannung der DAC-Chips:

Bild

Die sieht gut aus, man beachte die 10fache Empfindlichkeit auf der Spannungsachse. 66µV Peak-Peak und 10µV RMS (Effektivwert) ist gut. Die Versorgung des Analogteils, oben +15V, unten -15V:

Bild

Bild

Ganz ok, aber das geht besser. Nun die Clockfraktion:

Bild

Man sieht rechts im Bild einen Schwingquarz mit 13MHz (für den USB-Eingangs-Chip) und drei andere, die ein Stückchen Schaumstoff zur Schwingungsdämpfung gekriegt haben, so dass man ihre Frequenzen nicht ablesen kann, ohne das Zeug abzurubbeln. Ich halte einen Oszi mit Frequenzmessung dran, der links hat 25MHz und bedient den Hauptprozessor, der Schwinger oben links hat 22,5792MHz (Sysclock für die 44,1kHz-Familie) und der rechts oben 24,576MHz (Sysclock für die 48kHz-Familie). Alle Clocks laufen immer gleichzeitig, auch wenn eine gerade nicht genutzt wird - könnte man auch abschalten, dann gäbe es weniger Übersprechen. Egal, das Wichtigste ist neben jitterarmen Quarzen und einer ebensolchen Beschaltung eine bombenstabile, möglichst rauschfreie Spannungsversorgung. Die sieht so aus:

Bild

Man beachte wieder die Skalierung auf der Spannungsachse. Das sind 1,38mV Peak-Peak an der Clock und 220µV RMS - eieiei, das ist der bisher gröbste Bock, den ich in diesem DAC finde. 5- in Schulnoten ausgedrückt. Das ist nämlich einfach die 3,3V-Spannung vorne vom Hauptprozessor, erzeugt aus einem Stepdown-Schaltregler. Raus damit, höre ich Euch fordern, aber genau da wird's schwierig. Der ganze SMD-Kram um die Clocks rum ist nämlich vielfältig mit diesen 3,3V versorgt, und in welchem verborgenen Layer das angeliefert wird und wo man das auftrennen könnte, weiß der Kuckuck. Das ist die Stelle, an der die meisten DAC-Entwickler den meisten Aufwand reinstecken, in genau die Spannung für die Clockversorgung. Und die Arcam-Entwickler legen da einfach direkt die 3,3V aus dem Schaltregler hin. Ich glaube, hier wird das meiste Potenzial verschenkt in diesem Gerät.

Einerseits habe ich nun schon so viel Zeit in diese Kiste reingesteckt, andererseits bin ich an dem Punkt, wo man vielleicht gute Zeit nicht schlechter hinterherwerfen sollte, um die alte Kaufmannsweisheit etwas abzuwandeln. Aber einen Versuch sollte ich vielleicht noch machen: Ich baue mal die Hauptplatine aus und schaue, ob die Zufuhr der Clockversorgung auf der Unterseite zu sehen ist.

Viele Grüße
Gert
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cay-uwe
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Beitrag von cay-uwe »

Wie immer interessant. Ich gehe mal davon aus, dass die analogen Ausgangsstufen wie von TI gezeigt / empfohlen übernommen wurden ...

http://www.ti.com/product/PCM1792A#

Das wird oft so gemacht. Zu Zeiten des Philips TDA1541 haben vielen Firmen, im Prinzip alle, die Standardempfehlung von Philips übernommen, obwohl es besser ging ...
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