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Aktivlautsprecher Messen, euren Rat?

Verfasst: 12.05.2017, 13:36
von bvk
Liebe Messprofis,
hier möchte ich kurz meine Vorhgehensweise bz der Messungen für Frequenzweiche und EQs skizzieren und euch um freundliche Stellungnahme bz. der Vorgehensweise bitten, da ich von einigen üblichen Empfehlungen abweiche. Die meisten verfügbaren Anleitungen gehen natürlich von klassischen analogen Korrekturnetzwerken aus und da lassen sich die einzelnen Chassis mE. nicht wirklich trennscharf korrigieren.

Projekt
3 Wege aktiv, Freuenzweiche und EQ im Rechner mit entspr. Plugins

Trennfrequenzen:
TT / MT 160 Hz
MT / HT 2000 Hz

Bus 1 Linearisierung TT (=Ripol)
Messung Nahfeld an der Kammeröffnung zwecks Dämpfung der Kammerresonanz -ca 290 Hz- und Linearisierung 1Oct über Trennfrequenz.

Bus 2 Linearisierung MT und HT
Messung Nahfeld Abstand 5cm, und entspr Ergebnis Linearisierung 1Oct. über, bzw. unterhalb der Trennferquenz

Bus 3 Linearisierung HT
Messung Nahfeld Abstand 5cm, und entspr. Ergebnis Linearisierung 1Oct. unterhalb der Trennferquenz


Hinzufügen der Frequenzweiche
Steilheit und Typ
Messung MT / HT zusammen Abstand mit Abständen 50 und 100cm um Phasenprobleme zu korrigieren.
Messung mit TT am Hörplatz

Korrektur über alles
nur hier messe ich am Hörplatz. Hier korrigiere ich Baffle Step und Bassüberhöhung oder etabliere eine Korrekturkurve.

Sind da grundsätzliche Fehler drin?
Danke + Grüße
Bernd

Verfasst: 12.05.2017, 17:41
von Rainair
Hallo Bernd,

grundsätzlich ist es ok so, wie du es machen willst.

Ich gehe jedenfalls so vor:

1. Messung der einzelnen Chassis im Nahfeld (max. 5 - 10 cm Entfernung) mit REW.
Dann das Meßergebnis als *.txt in RePhase importieren
2. Da sehe ich mir den Frequenzgang der einzelnen Chassis an und lege die Übergangsfrequenzen für die Weiche fest.
3. Danach erst Amplitude (geht automatisch) und Phase (per Hand) für jedes Chassis korrigieren.
4. Jetzt Weiche erstellen, in Rephase, LR-linear.
Bei der Weiche habe ich festgestellt: IIR klingt bei weitem nicht so gut und impulsiv wie FIR ! Und zwar je steiler, desto besser ! Bei mir sind es 72 dB, LR-Linearphase. Da klingt es für mich am besten.
5. Jetzt Über-alles Korrektur von Amplitude und Phase der Box direkt am Hörplatz. Wieder mit RePhase.
6. Das Ganze ein paar mal wiederholen, bis der gewünschte Fr.- und Phasengang am Hörplatz zu messen ist.

Grüße,
Rainer

Verfasst: 12.05.2017, 23:13
von Hornguru
Hm. Ein unschuldiges Thema. Über das man mehrere Doktorarbeiten schreiben könnte.

Was ist wenn (wahrscheinlich) der Frequenzgang und die Phase auf 2-3 Meter Abstand plötzlich ganz anders aussieht?

Verfasst: 13.05.2017, 12:30
von v_erich
Abstrahlverhalten (im Gehäuse), Klirr über Frequenz der Einzelschassis, Belastbarkeit, Intermodulation bei wenigen Wegen sind auch wichtige Themen die man bei der Weichenabstimmung mit berücksichtigen muß.
Vorher Gehäusesimulation mit Positionierung der Chassis.
Der Frequenzganz ist be Aktivlösungen die nachher auch noch entzerrt werden ein untergeordneter Punkt.

Aus obigen Überlegungen muß man dann die Übergangsfrequenzen und Flankensteilheiten (und Polarität der Einzelchassis) festlegen, dann könnte man mit gezielten EQ'ing noch den Frequenzgang glätten bzw. den eigenen Wünschen anpassen, dann überalles Entzerrung mit zB Accourate.
So mach ich das, entspricht mehr oder weniger den Arbeitsschritten bei einer Passivbox mit leichten Abwandlungen halt.

Dazu benötigt man natürlich Meßequipment und Know How.
Nur ein gerader Frequenzgang der sich aus einer Überalles Korrektur ergibt hat man wahrscheinlich keinen gut klingenenden Lautsprecher entwickelt. Energiefrequenzgang unter Winkeln ist ja auch sehr wichtig, das wird dabei ja überhaupt nicht berücksichtigt, sowas sollte vorher schon ungefähr richtig sein, sonst wundert man sich über quäckende Mitten obwohl der FreGa gerade ist usw.

Da ist Audio mal richtiges Engineering, nicht nur ein bisserl herumgeklicke an einer Software, das ist Feintuning wenn die mechanischen und elektrischen Grundwerte passen, nur dann wird richtig gut IMHO.

Schöne Grüße,
Erich

Verfasst: 13.05.2017, 14:29
von bvk
Freundliche Ratgeber,
Es ist mir durchaus bewusst dass einfaches Rumgeklicke wahrscheinlich nur zu einem Zufallstreffer führen wird, der eher kein Teffer sondern ein Fehlschlag ist.
Diverse Variablen habe ich bei der Wahl der Chassis berücksichtigt und auch das Gehäuse ist fehlerverzeihend gestaltet und gebaut. Da habe ich mich von Hobby HiFi anregen lassen, und mE. keine Fehler gemacht. Ich wollte nicht mit irgendwelchen exotischen Chassis und Gehäuseeigenschaften agieren müssen. Akustisch ist das Ergebnis auch ohne rechnergestützte Raumkorrektur zumindest ordentlich genug um ein positives Statement der Familie zu erhalten.
Jetzt kommt das Feintuning im Rahmen der Messungen, was mich mangels Routine etwas unsicher macht, gerne möchte ich grundsätzliche Fehler bei den Messabläufen vermeiden.

Frage deshalb nochmals: sind im oben geschilderten Ablauf grundsätzliche Fehler enthalten?
Der Rest bleibt noch komplex genug, und Fragen werde ich sicher noch mehrere stellen müssen. Nur wenn es schon grundsätzlich nicht stimmt, kann garnichts draus werden...

Grüße, Bernd

PS ehrlich gesagt, als ich vor in paar Jahren die Option erkannte mit " Rumklicken" Frequenzweichen und EQs zu bauen und beschloss es zu versuchen, wusste ich natürlich nicht so wirklich auf was ich mich einlasse. Seis drum, man muss da durch, es ist auch eine Art geistiges Training.

Verfasst: 13.05.2017, 14:33
von uli.brueggemann
Die Linearisierung des Ripols macht m.E. keinen Sinn. Niederfrequente Raumeinflüsse machen sich trotzdem bemerkbar. Und der Ripol verhält sich dann am Hörplatz wiederum anders.
Mit steiler Weiche 160 Hz sollte auch die Kammerresonanz 290 Hz keine Rolle spielen.

Ansonsten fehlt mir in der Liste noch der Zeitabgleich zwischen den Chassis am Hörplatz

Grüsse
Uli

Verfasst: 13.05.2017, 15:30
von bvk
Ja vielen Dank, Zeitabgleich, klar das fehlt noch, auch vom Gefühl für die Herangehensweise. Aus meinem Verständnis, müssen sich Zeitverschiebungen der Chassis untereinander auf die Phase und damit auf den Frequenzgang auswirken. Deshalb habe ich zunächst noch keine Delays systematisch eingefügt , sondern nur so rumprobiert. Dieses "Minenfeld" hatte ich gehofft auf die Raumkorrektur verlagern zu können.
Was die Ripole angeht empfiehlt der Erfinder derselben die Linearisierung, aber bei steiler Trennung ist diese vielleicht verzichtbar.
Grüße,
Bernd

Verfasst: 17.05.2017, 14:52
von FoLLgoTT
Hallo Bernd,
bvk hat geschrieben:Frage deshalb nochmals: sind im oben geschilderten Ablauf grundsätzliche Fehler enthalten?
Ja, der grundsätzliche Fehler ist, dass du im Nahfeld misst. Jedes Gehäuse erzeugt mehr lineare Verzerrungen als die meisten vermuten würden. Von daher miss lieber im Garten auf einem hohen Stativ in größerem Abstand (z.B. 2 m) und fenstere dann die 1. Reflexion (meistens der Boden) heraus. Für Grund- bis Hochton ist so ein Fenster völlig ausreichend. Darunter entzerrt man sowieso im Raum.

Gruß
Nils