Lötkolben

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rpaul
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Lötkolben

Beitrag von rpaul »

Liebe Forenten,

da ich mich demnächst an das Konfektionieren neuer LS-Kabel heranwagen möchte, würde ich mich über einen Tipp für einen geeigneten Lötkolben/eine geeignete Lötstation und weitere hilfreiche Tools freuen.

Danke und
viele Grüße
Robert
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Robert,
50-70 Watt und eine variable Temperaturregelung sind eine gute Kombination.
Mit nur 30W kommt man bei größerem Kabelquerschnitt schon in Schwierigkeiten.
Am besten gleich eine Ersatzlötspitze mitkaufen, vielleicht mit Form für feinere Arbeiten.
Sie halten nicht ewig, und bei einem No-Name Produkt -für gelegentliche Arbeiten ausreichend- hat man womöglich Beschaffungsschwierigkeiten.
Grüße Hans-Martin
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Fujak
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Beitrag von Fujak »

Hallo Robert,

ich habe seit vielen Jahren mit größter Zufriedenheit eine preiswerte Lötstation von Atten (AT80D) im Einsatz. Drei Temperaturpresets und eine regelbare Temperatur zwischen 150 und 400 Grad. Sie ist baugleich mit der ELV-80W-Lötstation, die man z.B. bei ELV oder bei Amazon erhält (ca. 80,-€). Im Unterschied zu manchem Billiglötkolben macht das Löten damit wirklich Spaß.

Meine Meinung ist, dass man gerade als Anfänger sich keinen Billiglötkolben zulegen sollte, weil man damit keine zufriedenstellende Lötergebnisse bekommt. Wenn man mehr Erfahrung hat, kann man auch mit 10Euro-Lötkolben gute Ergebnisse erzielen (macht aber keinen Spaß und ist zeitaufwändiger). Ein wichtiges Thema ist eine qualitativ hochwertige Spitze, die nicht so schnell verzundert. Sonst ist man ständig am Neukauf von Spitzen. Ich habe bei meiner Lötstation immer noch die erste, obwohl sie schon einige hundert Stunden Einsatz hinter sich hat.

Grüße
Fujak
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Trinnov
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Beitrag von Trinnov »

Ich würde mir lieber eine gut erhaltene gebrauchte Lötstation leisten als eine neue gleich teuere, die aber Murks ist.
Persönlich löte ich sehr gerne mit Weller und zwar mit einer WS50 mit Lötkolben LR21

Siehe auch Ebay. Den dünnen Lötkolben mag ich persönlich nicht.
Vielleicht passt für dich die für 120 € mit dem LR21
http://www.ebay.de/sch/i.html?_from=R40 ... S&_sacat=0

Viele Grüße,
Horst
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Wenn die Lötspitze vorn mit einer Querschraube gehalten wird, sollte man die Finger davon lassen, da ist der Wärmeübergang von der Heizpatrone schlecht, Korrosion ist hoch, und nach zweimaligem Löten kann man den Schrott entsorgen.
Wenn man Flussmittelreste mit dem nassen Schwamm regelmäßig entfernt, kann die gute Lötspitze mehr als 1000 Stunden halten (sofern man im Bereich unter 350° bleibt).
Wenn an Kabelenden Stecker gelötet werden sollen, würde ich das blanke Kupfer einquetschen und mit Lötzinn die verbleibenden Hohlräume ausfüllen.
Und an den Löt-Newbie: das Lötzinn muss am vorgeheizten Lötgut fließen, nicht per Lötkolben dorthin "gelöffelt" werden, denn die Flussmittelseele soll das Lötgut desoxidieren und wenn es vorher verdampft (nicht einatmen!) ist, ist diese wichtige Wirkung verpufft.

Ich habe früher mit Weller WTCP gelötet, aber als ich merkte, das eisenhaltige Teile daran hängen blieben, habe ich davon Abstand genommen. WTCP nutzte den Curieeffekt aus, um die Temperatur stabil zu schalten, unglaublich robust, funktioniert auch nach 40 Jahren noch gut. Aber heutiges bleifreies Löten verlangt nach höherer Temperatur.
Grüße Hans-Martin
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Trinnov
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Beitrag von Trinnov »

Die von mir vorgeschlagene Station ist keine WTCP geregelte.
Auf die Currietemperatur basierende Regelungen sind tatsächlich Mist.
Solche machen auf Dauer nur Stress, da die Temperatur-Schalterkontakte mit der Zeit verschleißen.
Ich habe da viele Jahre Erfahrungswerte, da wir viele Stationen beider Konstruktionen einsetzen.
Außerdem ist die Leistungsbereitsstellung einer WTCP magerer.
Eine WS50 oder ähnliche mit Sensor und elektronischer Regelung dreht man kurz auf hohe Temperatur, notfalls bis 450°C und hat dann genug Reserven für Lötobjekte mit hohem Energiebedarf.
Für dich Dachrinne sind sie natürlich trotzdem nicht geeignet.

Gruß,
Horst
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Tinitus
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Beitrag von Tinitus »

Hallo,

kurze Zwischenfrage: Braucht es den Lötkolben? Wie steht es mit Crimpen (zumindest bei Netzkabeln)? Sind die Übergangswiderstände beim Crimpen nicht niedriger, Verwendung einer gescheiten Crimpzange und guter Aderendhülsen vorausgesetzt?

Gruß

Uwe
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Hallo liebe Löter,

welches Silberlot für Silberkabel bnutzt Ihr? Muss es Oyaide sein oder geht es auch preiswerter (gut)?

Viele Grüsse

Horst-Dieter
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cddumat
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Beitrag von cddumat »

Moinsen,

auch wenn es für Kabelkonfektionierung sicher ein wenig over-the-top ist, kann ich wärmstens die Lötstationen von JBC empfehlen. Spanischer Hersteller und auch einer der professionellen, von dem man lange Zubehör und Teile bekommt.

Ursprünglich habe ich auch lange Jahre eine Weller genutzt (die WECP-20), bin aber mit der niemals richtig warm geworden. Vor ein paar Jahren habe ich mir dann bei ebay eine JBC Station zugelegt. Das besondere an den JBC Stationen sind die Cartridges: Hierbei sind Lötspitze und Heizelement fest miteinander verbunden. Das ergibt eine extrem schnelle Aufheizzeit (wenige Sekunden) und sehr geringen Wärmeübergangswiderstand von Heizelement zu Spitze und somit gute Temperaturregelung. Cartridges sind in allen Formen und Größen erhältlich.

Die Stationen tauchen immer mal wieder bei ebay auf, Lötcartridges sogar andauernd.

Wenn Du also vielleicht in Zukunft noch etwas mehr als nur Kabel konfektionieren möchtest (oder Dir für den Kabel schon etwas richtig feines gönnen möchtest) kann ich Dir JBC nur wärmstens empfehlen.

Schönen Abend,
Clemens
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Uwe,
die Vorteile einer Aderendhülse mit dem Zusammenhalt aller Litzendrähte eines Kabels überwiegen mMn die Durchgangsverluste durch das Medium Aderendhülse.
Eine Crimpzange jedoch nimmt keine Rücksicht auf den Gegenspieler, die aufnehmende Buchse für die Aderendhülse. Wenn die Aderendhülse zangengemäß so verformt wird, dass nur noch kleine Kontaktzonen zwischen Aderendhülse und Gegenseite bestehen, ist ein neues Handicap geschaffen worden, anstatt ein Problem zu lösen.
Ich bin der Meinung, dass Aderendhülsen gut, Crimpzangen jedoch schlecht sind. Die beste Crimpzange ist die Schraubverbindung, die eine Aderendhülse so in Form bringt, dass sie sich flächig an die der Schraube gegenüberliegende Fläche anpassen muss, während sich die Schraube in die Aderendhülse und die Litzendrähte hineinschraubt, diese ggf. auch verletzt, aber immerhin mittels Druck/Verformung auf die Hülse verhindert, dass irgendwelche Litzendrähte seitlich ausweichen und den Kontakt verlieren.

Wenn unter der Elastizität und Verformbarkeit, die auch Kupfer hat, im Laufe der Zeit die Verbindung sich lockert, kann es wohl Sinn machen, auch mittels Lötverbindung die Druckverbindung parallel zu fixieren.

Sauerstoffausschluss findet durch diese Art der Versiegelung auch statt.
Liest man alte Bauanleitung zur Zeit der Röhrentechnik, wo noch Lötleisten den gedruckten Leiterplatten vorausgingen, wurde geraten, Bauteiledrähte durch die Lötösenaugen zu ziehen, für direkten mechanisch/elektrischen Kontakt zu sorgen, und dann erst zu löten.
Die WireWrap /Drahtwickeltechnik, wo ein Draht mehrfach um einen scharf-/4-kantigen Stift gewickelt wurde, war eine praktikable und dauerhafte Alternative ohne Löten, die verschwand, als Computer Leiterplatten entwerfen konnten, die auch ohne Kabelbaum überschaubare Verbindungen zwischen den Bauteilen schufen.
Kaltverschweißt oder mit Ultraschall aufgeschweißt halte ich für besser als die klassische Lötverbindung über das Medium Zinn, dessen Leitfähigkeit deutlich schlechter als Kupfer ist, aber dessen Eigenschaft, Legierungen einzugehen eine absolut interessante und auch handhabbare wie automatisierbare Verbindungsalternative darstellt. Allerdings muss man bedenken, dass Polarforscher an der Zinnpest indirekt verreckten, weil ihre verlöteten Benzintanks durch Lecks den Inhalt verloren. Heute weiß man, wie eine gute Lötverbindung beschaffen ist, allerdings war zwischenzeitlich das RoHS-bleifrei Gebot mit einigen Anfangsschwierigkeiten verbunden. Wenn Spannungsregler in einer Leiterplatte ohne sichtbares Lötzinn stecken, obwohl einst eingelötet, kann man sich schon Fragen stellen.
Grüße Hans-Martin
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rpaul
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Beitrag von rpaul »

Hallo Fujak, Hans-Martin, Horst, Clemens,

danke für die Tipps und Hinweise.

Dann werde ich mich jetzt mal auf die Suche nach einer gut erhaltenen gebrauchten Lötstation begeben.

viele Grüße
Robert
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beta
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Beitrag von beta »

Ich stand vor einem halben Jahr ebenfalls vor der Frage, welche Lötstation es werden soll, nachdem ich jahrzehntelang mit einem einfachen Weller mit Kupferspitze rumgebruzzelt hatte. Ich hatte auch schon beruflich mit Weller-Stationen gearbeitet (kleine Lötarbeiten im Computerbereich) und hatte mich erst in diese Richtung orientiert.

Normalerweise suche und recherchiere ich vor Neuanschaffungen immer ziemlich lang, diesmal ging es recht schnell. Es ist die Ersa Pico geworden, die für den Preis (ca. 110 Euro) sehr viel bietet. Sehr kompakt, trotzdem mit 80W recht leistungsfähig. Großes Programm an Lötspitzen, die quasi um das Heizelement herum aufgesteckt werden und werkzeuglos gewechselt werden können (geht runter bis 0.2mm für SMDs). Leichter Lötkolben mit langem Kabel. Guter silikonisierter Ständer mit Messingwolle. Programmierbar über Micro-SD-Karte (habe ich bisher nicht getestet).

Mit dem Handling und dem Löt-Resultat bin ich mehr als zufrieden. Ich hatte allerdings schon einen Ausfall, das Gerät wurde aber innerhalb weniger Tage getauscht.

Viele Grüße
Stefan
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