BNC als RCA Ersatz?

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chriss0212

BNC als RCA Ersatz?

Beitrag von chriss0212 »

Ich bin ja fleißig im Bereich DIY unterwegs. Nach dem SOEKRIS habe ich mir jetzt einen Röhren Buffer für den Ausgang gebaut. Jetzt stelle ich mir die Frage, was denn von BNC Steckern für die unsymmetrische Verkabelung zu halten ist?
Was für HF gut und stabil funktioniert... kann doch für NF nicht verkehrt sein oder?

Wie sind Eure Erfahrungen? Oder habt ihr evtl. noch gute Vorschläge?

Viele Grüße

Christian
Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Christian,
besonders gut ist der Massekontakt, der zuerst geschlossen wird, ebenso die 100% Abschirmung und das hochwertige Isoliermaterial. Die Verriegelung mag umstritten sein, ob ein Stecker fest sitzen muss, oder etwas wackeln darf, oder ob Massearmut angesagt ist (Eichmann Bullet /WBT Nextgen). So gesehen ist BNC ein guter Ersatz für RCA/Cinch.

Die Schwierigkeiten beim BNC-Stecker liegen praktisch nur beim Übergang auf das Kabel. Der Mittelpin wird passgenau auf den Innenleiter gelötet und muss dann im Steckerisoliermaterial dauerhaft eingerastet werden, ohne beim Aufstecken auf die Buchse zurückweichen zu können, wie es beim weichen Isoliermaterial der vielen bevorzugt flexiblen Audiokabeln schnell der Fall sein kann. Kabel mit mehreren Innenleitern (quasi-symmetrisch) stellen einen vor unlösbare Aufgaben, und die Auswahl des BNC-Steckers geschieht auf den Durchmesser der Abschirmung, die dann klassisch innen zurückgestülpt und per Schraubpressung mit innerem Gummiring an die Masse konnektiert. Crimpstecker haben da eine besonders gute Masseverbindung zwischen Schirm und Steckergehäuse, aber der Innenleiter liegt über eine noch weitere Strecke ohne seitliche Bandage und kann besonders leicht zurückgestoßen werden, dann gibt es keinen Kontakt des Innenpins zur Buchse mehr. Das passiert nicht selten und man kann den Stecker dann nur noch abschneiden und das verkürzte Kabel neu bearbeiten, denn die verformte Vercrimpung kann nicht wiederverwendet werden, es werden keine extra Hülsen mitgeliefert.

Diese Problematik der BNC-Stecker wird dich vermutlich überraschen, sie kommt aber aus der Praxis und könnte dich vor Enttäuschungen bewahren. BNC-Winkelstecker können ein Ausweg sein, zumindest der Mittelpin ist fest verbaut und kann nicht verrutschen. Dann bleibt nur noch der Übergang Schirm>Gehäuse.
Ein Knickschutz ist nicht üblich, das ist wohl positiv, denn die bei einigen billigen Cinchsteckern mitgelieferten Knickschutzspiralen sind aus Federstahl, der beeinträchtigt den Klang, wie man durch Vergleich nach Entmagnetisieren feststellen kann.
Grüße Hans-Martin
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Daihedz
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Beitrag von Daihedz »

Christian
chriss0212 hat geschrieben: ... dem SOEKRIS ... einen Röhren Buffer ... habt ihr evtl. noch gute Vorschläge?
Vorschlag 1:
Macht doch eine Messung und eine FFT-Analyse mit einer DA-AD-Verschaltung beider Versionen, d.h. in den RCA- und BNC-Varianten. Publiziere dann die Resultate bitte im Forum.

Nun drei Vorschläge selektiv zum Röhrenbuffer (in der Hoffnung, dass Deine Frage allgemein "gute Vorschläge" umfasst, und nicht ausschliesslich in Sachen Konnektivität - sonst wärs ja offtopick).

Vorschlag 2:
Nimm die bessere der beiden Varianten aus dem vorherigen DA-AD-FFT-Versuch und wiederhole die Analysen, aber diesmal mit und ohne den Röhrenbuffer. Die Version "ohne" dafür z.B. mit einem BUF634 in Fortepianus'scher oder sonstwie vernünftiger Verschaltung. Ditto Publikation.

Denn ohne Messungen kann ich mit weiteren, aber durchaus ernst gemeinten, guten Ratschlägen bloss ins Leere spekulieren. Was mir aber nicht vergönnt sei. Dabei gehe ich zunächst von folgenden, allgemeinen Prämissen aus:
1. Ein Röhrenbuffer kann dekorativ wirken
2. Ein Röhrenbuffer kann Emotionalität und Erwartungen auslösen
3. Ein Röhrenbuffer kann Freude und Vorfreude bei dessen Aufbau erwirken
4. Ein Röhrenbuffer kann gefällig auf das Klanggeschehen einwirken
5. Ein Röhrenbuffer kann einer möglichst authentischen Audiowiedergabe abträglich sein
6. Ein Röhrenbuffer kann den Bau von Atomkraftwerken beschleunigen
7. Ein Röhrenbuffer kann der Entsorgung anvertraut werden
8. Ein Röhrenbuffer kann ...
...
...

Vorschlag 3:
Schmeiss den Röhrenbuffer nach den Messungen nicht gleich weg (Pt. 7). Ich optiere in erster Linie für den Punkt 1 und würde zwecks emotionalen "jööööhh-Effekten" in erster Linie den Röhrenbuffer, mit einem kleinen 6-V EI-Trafo und bloss zu ganz besonderen Anlässen befeuert (Pt. 6!), in einer repräsentativen Acrylglasbox in Hörraum aufstellen. Aber elektrisch gut von der Audioanlage isoliert. Möglicherweise trägt er dann wengistens zur Schalldiffusion günstig bei.

Vorschlag 4:
Zu den Punkten 4 und 5, wenns denn unbedingt sein muss, habe ich auch meine Meinung: Eigentlich schade um den schönen Soekris, falls der Buffer damit quasi fest verdrahtet würde. Ich würde deshalb einen ebenso dekorativen (Pt. 1) Bypass vorsehen. Vielleicht in zum Röhrenbuffer passender Steampunk-Optik.

Gutgemeint-vorschlagende Grüsse
Simon
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SolidCore
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Beitrag von SolidCore »

Hallo zusammen

Simons Vorschlag, einen alternativen Bypassausgang mit einzubauen, finde ich sehr gut!

So kann man mit Röhre und die Orginalversion vergleichen, und wahlweise zu seiner Hörstimmung schalten.
Ich denke, die Röhrenstufe wird das oft typische warme, schwebende Klangbild hervorzaubern, aber auch, wie von Simon angesprochen, den Klang "verbiegen" in Richtung "schön" oder "gefällig". Letztendlich entscheidet jedoch natürlich immer der Hörtest.
Ob es sich lohnt, für unsymetrische Cinch BNC Stecker einzusetzen, stell ich jedoch mal in Frage. Metallische Cinchstecker würden ebenso rundum abschirmen. Meine Erfahrung ist auch, das die Stecker zwar klanglich einen Einfluss haben, aber nur marginal im Vergleich zum Kabel selbst. Der beste Stecker spielt grauenhaft, wenn ein unvorteilhaftes Kabel verbaut wurde. Und visa vie. Versuche stattdessen ein Cinchkabel der Topklasse. Ein selbsterfundenes mit BNC Steckern wird bei weitem nicht daran heranreichen, solang du nicht selbst highendige Kabel entwickelst.

Ich selbst bin von den KLE Cinchverbindern sehr überzeugt, und wenns günstig sein soll, die ähnlich aufgebauten AECO.

Gruss
Stephan
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RPWG
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Beitrag von RPWG »

Hallo Christian,

BNC hat für mich einen unschlagbaren Vorteil, nämlich die Verriegelung. Das ist auch ein Grund (neben diversen anderen), warum ich für S/PDIF (um das es hier nicht explizit geht) gar nichts anderes mehr einsetze, denn bei Cinch gibt es mEn hauptsächlich zwei Fälle:

1) Man muss den Stecker mit Gewalt aufpressen, erzeugt sehr hohe Momente an der eventuell nicht entlasteten Buchse.

2) Kabel fällt quasi vom Stecker ab. Hier kann man sich im ersten Moment mit einer Zange behelfen :mrgreen: .

Ansonsten bleibt evtl auch XLR unsymmetrisch als Alternative, mit dem Vorteil der höheren mechanischen Stabilität und idR meines Erachtens nach kleineren Fertigungstoleranzen.

Schöne Grüße!
Roman
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chriss0212

Beitrag von chriss0212 »

Hallo allerseits,

@Hans- Martin:
Vielen Dank für die Hinweise... ich habe noch ein "paar Meter" Belden Kabel, was für HD-SDI Signale Spezifiziert ist... das könnte ja auch im Audio Bereich ganz gut abschneiden ;) Ich benutze immer Neutrik BNC und habe damit bisher nur gute Erfahrungen gemacht ;)
@Simon:
4. Ein Röhrenbuffer kann gefällig auf das Klanggeschehen einwirken
Mein Post betrifft nicht die Sinnhaftigkeit des Röhren Buffers... das war nur eine Erklärung des Aufbaus... ich muß überlegen, ob ich nun BNC oder RCA Buchsen in deas Gehäuse mache ;)

Das ist für mich das einzige was für mich wirklich zählt. Trotzdem werde ich wenn ich Zeit und Muße habe mal messen, was denn da rauskommt... und wenn es schlecht aussieht, aber für mich gefällig klingt, schmeiße ich das Oszilloskop in die Tonne :cheers:

@Stephan:
Hast du eigentlich auch Cinch Kabel im Programm??

Umstecken: derzeit ist der Aufbau auf zwei Küchenbrettern und ich kann entweder den SOEKRIS direkt auf den VV stecken oder über den Buffer... von daher ist der Vergleich auch jetzt schon mit Umstecken möglich ;)

Viele Grüße

Christian
phase_accurate
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Beitrag von phase_accurate »

Wer hochwertige Stecker mit Verriegelung will und dem XLR zu gross ist, für den gibt es sonst noch die sehr hochwertigen Stecker (und entsprechenden Buchsen) der Firma Lemo.

Gruss

Charles
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