Schon immer wollte ich meine BM76 zersägen!

Ralph Berres
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Schon immer wollte ich meine BM76 zersägen!

Beitrag von Ralph Berres »

Hallo Forenteilnehmer

Was lange mein Wunsch war wird endlich Realität.

Nach dem ich Romans digitale Weichen in den Händen hatte, begann ich meine BM76 zu zersägen.

Er hatte die digitale Weiche ja schon vorgestellt, so das ich es nicht nochmal machen muss. Nur soviel es ist eine echte Vanderkoy-Weiche, bei denen sowohl die Phasengänge zwischen den Kanälen exakt gleich sind, als auch die Gruppenlaufzeit des summierten Signales aller kanäle, so das auch wieder das ursprüngliche Signal exakt rauskommt. Zusätzlich sind Signalverzögerungen implementiert, um die unterschiedliche Schalllaufzeiten der einzelne Chassis auszugleichen.

Zielvorstellung ist es, zwischen beiden Weichen (analoge und digitale Weiche) umschalten zu können, um einen direkten Hörvergleich zu ermöglichen.

Nachdem ich die ganzen Steckplatinen inklusive dem Motherboard entfernt hatte, war erst mal das Aussägen der Löcher für die 9poligen Sub-D Buchsen, sowie das Bohren der ganzen Befestigungslöcher angesagt.

Die 9polige Sub-D Buchse dient nachher zum ferngesteuerten Pegelfeinabgleich um +-6db (in 1db-Schritten) für den TT-MT und HT Kanal.

Romans Frequenzweiche ist waagrecht über der Motherboardplatine montiert, die Umschalt- und Netzteilplatine befindet sich zwischen HT Endstufe und Hochspannungsendstufe.

Der Umbau gestaltete sich mit einigen Rückschlägen in der Form, das durch ein Netzteilfehler einige Komponenten in der Box gestorben waren, so das ich erst mal 3 Tage auf Fehlersuche war. Das 20V-Netzteil in der Frequenzweiche lieferte auf einmal 35V, so dass eine ganze Reihe von Transistoren (auch im Hochtonchassis) ablebig wurden.

Im gleichen Zuge habe ich die ganzen eingetrockneten Eltrolytkondensatoren und im Mittel- und Hochtonkanal die Relais erneuert.

Fotos werde ich nachliefern, sobald es mir wieder gelingt Fotos hochzuladen. (Da tue ich mich verdammt schwer mit.)

Morgen kommt Roman mit seinem Laptop und Messcomputer um die Lautsprecher in meinem Raum neu einzumessen. Ich bin schon sehr gespannt, wie sich die Unterschiede darstellen.

Sobald die ersten Hörtests absolviert worden, werde ich hier berichten.

Ralph
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Raal
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Beitrag von Raal »

Hallo Ralph,

bei www.abload.de lassen sich kinderleicht Bilder hochladen.

Viele Grüße
Andreas
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Ralph Berres
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Beitrag von Ralph Berres »

Hallo Andreas

In upload habe ich schon 5 Bilder raufgeladen. Nur weis ich nicht, wie ich die von hier aus alle 5 abrufe und einbinde.

Wenn ich dir diese Bilder maile könntest du die für mich hochladen?

Ralph
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Raal
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Beitrag von Raal »

Hallo Ralph,

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Denke so wolltest es du ;)

Viele Grüße
Andreas
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Ralph Berres
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Beitrag von Ralph Berres »

Hallo Andreas

Besten Dank

Genau so wollte ich es.

Ralph
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phase_accurate
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Beitrag von phase_accurate »

Dieses Weichenmodul sieht richtig sexy aus ?

Ich gehe davon aus, dass vor den endgültigen Erfolg die Götter noch den Fleiss in Form von Finetunig gesetzt haben !?!

Gruss

Charles
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Ralph Berres
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Beitrag von Ralph Berres »

Dieses Finetuning fängt vermutlich heute Nachmittag an. Dann erfolgt erst mal Frequenzgangmessung mit Romans Messequipment. Danach Hörsitzungen mit Finetuning.

Ralph
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cay-uwe
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Beitrag von cay-uwe »

Das hört sich nach einen langen Nachmittag an. Finetuning ist harte Arbeit :mrgreen:
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wgh52
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KEIN Zweifel: Das ist schon gut und wird SEHR GUT

Beitrag von wgh52 »

Ralph,

viel Erfolg bei der Abstimmung, irgendwie ist das ein interessanter Teil des Weges, der (bei allen möglichen Problemchen :wink: ) mir immer viel Freude bereitet! :cheers:

Digitale Subtraktionsweiche hat wirklich 'was 8) . Also Glückwunsch zu diesem Projekt und der sauberen Realisierung!

Gruß aus Seoul,
Winfried

2774
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RPWG
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Beitrag von RPWG »

Hallo zusammen,

Eigentlich wollte ich ja das Thema Boxen und Co. im Urlaub ruhen lassen, aber ich freue mich, dass Ralphs Weichen jetzt endlich fertig sind, ihrer Bestimmung zugeführt werden und die Materialschlacht bald ein Ende hat :cheers: . Die ersten Gespräche zum Thema liegen jetzt gut ein Jahr zurück und Planung und Aufbau haben viel, viel Zeit verschlungen.

Der Einbau der Zusatzmodule ist sehr sauber durchgeführt und die digitalen/analogen Signalzüge sind nun mittels Relais direkt und nebengeräuschfrei umschaltbar. Ich erlaube mir mal, ein Bild von der gestrigen Umbau- und Einmessaktion einzustellen:

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Sehenswert alleine ist Ralphs Messgerätepark, er hat einfach alles was man nur im Ansatz brauchen könnte direkt griffbereit :mrgreen: .

Ziel der gestrigen Aktion war es, erst einmal mittels objektiver Testsignale beide Weichen so einzustellen, dass sich ein tonal identisches Klangbild einstellt. In dem Zuge wurde bei allen Wegen die Gegenkopplung neu abgeglichen und Verschleißteile erneuert.
Da in der analogen Weiche, welche übrigens noch komplett mit Transistoren aufgebaut ist, LR2-Filter (Q=0.5) eingesetzt wurden, musste dort beim Aufbau der Box durch Verpolen der entsprechenden Chassis die 180° Phasendifferenz im Übernahmebereich ausgeglichen werden. In der digitalen Version sind alle Wege untereinander in Phase, daher wird dies durch entsprechende Signalinversionen berücksichtigt.

Der nächste Schritt wird es nun sein, die akustischen Zentren der Chassis exakt aufeinander anzugleichen. Hierzu benötige ich jedoch einen Debug-Adapter, auf den ich noch warte. Damit können die Delays im HT und MT-Kanal in Echtzeit über den I2C-Bus angeglichen werden.

Über den Ausgang dieses Experiments und Ralphs Höreindrücke bin ich nach wie vor sehr gespannt. :wink:

Viele Grüße,
Roman
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Ralph Berres
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Beitrag von Ralph Berres »

Mal ein Zwischenbericht.

Tag 1 der Umrüstaktion - Die BM Platinen wurden entfernt, die ganzen Befestigungslöcher gebohrt, sowie die Bohrungen für SubD-Buchse und Umschalter für analog und digitale Weiche gesetzt.

Tag 2 - Die BM Platinen wurden mit neuen Elektrolytkondensatoren und neuen Relais im MT und HT Kanal bestückt und wieder auf die Grundplatte montiert.

Tag 3 - Die Lochrasterplatinen wurden mit den Reed-Relais für die Umschaltung digital analog, sowie den Pegelsteller für den Digitalteil bestückt. Auch das Netzteil für die digitale Weiche wurde bestückt.

Diese neu entstanden Baugruppen wurden montiert.

Tag 4 - Der analoge Teil der BM76 wurde neu eingemessen. Beim umschalten auf den digitalen Teil und insbesonders zurück bekam ich den ersten gehörigen Adrenalinstoß. Es gab ein mächtigen Knall und die Membran des Tieftöners befand sich wie angegossen in der hintersten Position. Nur mit viel Mühe habe ich durch vorsichtiges hin und her wackeln an der Schwingspulenverlängerung die Blockade der Schwingspule lösen können. Gott sei Dank hatte der Tieftöner diese Tortur überlebt.

Jetzt war Ursachensuche angesagt. Nach relativ kurzer Zeit (ich hatte die LS-Relais am anziehen gehindert), konnte ich den Integrator auf der analogen Frequenzweichenplatine ausmachen. Der analoge Tiefpass, war galvanisch ( über jetzt das Umschaltrelais ) mit dem Integrator des TT Kanals verbunden. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn nicht systembedingt am TT Frequenzweichenausgang eine Gleichspannung von -0,8V stehen würde. Genau diese -0,8V hat die TT-Membran schlagartig an den hinteren Poller bewegt. Ein Eletrolytkondensator als Gleichspannungstrennung hat diesem Spuk ein Ende bereitet.

Bei dem zweiten Lautsprecher konnte ich im analogen Kanal kein Signal im HT Kanal messen. Also war auch hier Fehlersuche angesagt. Ich stellte schnell einen Kurzschluss in meiner Umschaltplatine fest. Also Lautsprecher ausgeschaltet, Umschaltbaugruppe ausgebaut, und auf Kurzschluss überprüft. Kurzschluss war weg. Also Baugruppe wieder eingebaut, sich schon insgeheim gefreut und Lautsprecher eingeschaltet. Kurzschluss war wieder da. Also Lautsprecher ausgeschaltet (diesmal vergessen den Netzstecker zu ziehen), die Umschaltbaugruppe gelöst. Beim Rausziehen hat es dann fürchterlich geknallt und nach Ampere gestunken. Es war mein zweiter Adrenalinstoß.

Es hatte sich herausgestellt, das das Netzrelais gehangen hat, und den LS nicht abgeschaltet hatte. Beim rausziehen der Umschaltbaugruppe bin ich wohl irgendwie an die +20V Betriebsspannung der analogen Frequenzweiche gekommen, welche auch die Transimpedanzplatine im Hochtonchassis mit Strom versorgt. Die Folge war, das jetzt sämtliche Transistoren in der analogen Weiche ( meine Weiche hat noch keine ICs , sondern ausschließlich Transistoren ) sowie der Hochtöner jetzt mit +35V versorgt worden sind.

Darauf gekommen bin ich zunächst, mal das es im TT Kanal dauernd ein 100Hz Brummen zu hören war. Dieses hat sich nach 3 stündigen Suche als 100Hz Brummen auf der nun +35V Stromversorgung rausgestellt. Nach Wechseln des BC140 im Netzteil der analogen Weiche und der 20V Zenerdiode war das Brummen weg.

Die defekten Transistoren im MT und HT Kanal musste ich erst suchen und erneuern. Nachdem die Weiche wieder funktionierte kam aus dem HT trotzdem nichts raus. Der ursprüngliche Kurzschluss im analogen HT Kanal war ein Kurzschluss zu dem Befestigungswinkel der Baugruppe. Deswegen war der Kurzschluss nach dem Ausbau auch immer weg. Also hatte ich den Hochspannungsverstärker im Verdacht. Durch Tausch des HV Verstärkers mit dem anderen Lautsprecher konnte der Verdacht entkräftet werden.

Bleibt also nur noch der Hochtöner selbst übrig. Am Ausgang des HT habe ich +20V gemessen. Also ist der HT tatsächlich defekt. Also einen Hochtöner aus meinen Vorrat genommen und den eingebaut. Juhu es kam wieder Leben in die Bude. Aber beim Einstellen der Gegenkopplung stellte sich heraus, das er sich nur bis ca 4KHz gegenkoppeln ließ.

Also habe ich den defekten Hochtöner geöffnet und die Transistoren erneuert. Den BC264 hatte ich nicht, und hatte den kurzerhand durch einen BF245 ersetzt Messungen der DC ergaben zwar jetzt -3,5V , aber das war mir jetzt egal, da die Wechselspannung nur wenige 100mV beträgt konnte ich damit leben. Der HT in der anderen Box hatte einen DC von -1V.

Nach Erneuern der Transistoren im HT Chassis und Einbau derselben ließ sich die Gegenkopplung wieder bis 9KHz einstellen, wie bei der anderen Box auch. Warum der Ersatzhochtöner so schlecht ging , war mir momentan egal, denn ich wollte weiter kommen. Ich stellte die Gegenkopplung dann so ein, das ich am Ausgang der HT Endstufe eine konstante Spannung bis ca. 20KHz gemessen habe. Doch das sollte sich als Fehler erweisen.

Tag 5 - Roman kam mit seinen Laptop und einer externen Tascam USB Soundkarte nebst Messmikrofon und Software. Wir haben dann in der Werkstatt Nahfeldmessungen gemacht, und grundsätzlich für OK befunden.

Also Lautsprecher zusammengeschraubt, eine Etage tiefer an meine Stereoanalage angeschlossen und Musik gehört. Analog hatte die Stimme ein wenig geknödelt aber im TT Bereich hat sich der Lautsprecher mit der digitalen Weiche äußerst merkwürdig angehört. Roman also sein Messequipment aufgebaut (er hatte an dem Tag sehr wenig Zeit) und Gesamtfrequenzgang nebst Phasengang in 1m Abstand gemessen. Ergebnis im Übergangsbereich war eine Auslöschung zwischen TT und MT zu sehen. Zudem war der Pegel im HT Kanal kontinuierlich ab ca. 4KHz abgefallen. Roman musste weg und ich habe die Lautsprecher wieder in die Werkstatt getragen, um dort der Sache auf den Grund zu gehen.

Bei der BM6 (also auch bei der BM76) ist der TT mit - an Masse der MT und der HT mit + an Masse geschaltet. Warum hat der Herr Friedrich Müller das gemacht? Ich hatte einen Verdacht.

Dazu habe ich die analoge Frequenzweiche in das Simulationsprogramm LT Spice eingegeben und Frequenzgang Phasengang und das zeitliche Verhalten bei verschiedene Frequenzen simuliert. Ergebnis. Die Weiche liefert im Übergangsbereich zwischen TT und MT sowie zwischen MT und HT 180° Phasenverschiebung. Deswegen wurde der Tieftöner gegenüber dem Mitteltöner verpolt. Warum der Fehler im analogen Teil zwischen MT und HT nicht aufgetreten ist, habe ich noch nicht ergründet. Vielleicht ist es dort nicht so kritisch. Ich habe Roman das telefonisch mitgeteilt, damit er in der digitalen Weiche den TT Kanal invertiert.

Tag 6 - Ich habe die Mitteltonpegel um ca. 2dB gegenüber den anderen Kanälen angehoben um das näseln in den Stimmen weg zu bekommen.

Zwischenzeitlich ist Roman mit den neu programmierten EEproms gekommen die wir als erstes eingesetzt haben. Danach folgte unter Zuhilfenahme Romans Messequipment die Einstellungen der Gegenkopplungen auf bestes Einschwingverhalten (Bilderbuchverhalten sieht irgendwie anders aus).

Nachdem mir über Nacht eine Idee kam warum der HT Pegel kontinuierlich abfiel (es war schlicht die Induktivität des HT schuld) habe ich die Gegenkopplung im HT Kanal wieder so stark angezogen, das es zu einer leichten Überhöhung bei der Resonanzfrequenz (21KHz) kam.

Ein paar kurze Nahfeldmessungen, Lautsprecher zusammengeschraubt, und ab eine Etage tiefer.

Erster Höreindruck. Mit der analogen Weiche hat der Lautsprecher wieder schön rund und erfrischend dynamisch geklungen. Viel dynamischer als vor dem Umbau . Ob das an den neuen Kondensatoren liegt?
Aber wir wollen nicht esoterisch werden, und sich einfach daran erfreuen.

Dann die Umschaltung auf digitale Weiche. Irgendwie hat trotz exakt gleicher Pegeleinstellung zur analogen Weiche die digitale Weiche nicht so rund geklungen. Die Stimmen näselten für meinen Eindruck. Roman hat ein etwas anderen Musikgeschmack als ich, er empfand das als durchaus in Ordnung, hat aber sehr wohl den Unterschied gehört. Mir hat das keine Ruhe gelassen. Woher kommt der Unterschied.

Messungen im Hörraum haben keine belastbare Ergebnisse zutage gebracht. Die Frequenzgangkurven sehen sowieso irgendwie sehr merkwürdig wie eine Berg und Tal Bahn aus. Kein Vergleich zu dem was Roman bei seinen Lautsprecher gemessen hat. Vermutlich spielen ganz gewaltig Raumresonanzen und Interferenzen bei der Messung eine verfälschende Rolle.

Aber was ist jetzt zu tun? Wie kommt man dahinter, was die Ursache ist?

Bis Roman auf die Idee kam von seinen Laptop ein paar Musikstücke abzuspielen und seinen internen Equalizer im Mitteltonbereich mal das Signal um 3db anzuheben, wenn man den Lautsprecher mit der digitalen Weiche betreibt. Und siehe da, das näseln war plötzlich weg.

Wir also mit den Lautsprecher wieder in die Werkstatt, und nur in der digitalen Weiche den Pegel im MT Kanal um weitere 3db angehoben, um dann wieder einen Hörtest eine Etage tiefer zu machen.

Ergebnis. Man konnte klanglich nicht mehr zwischen digital und analoger Weiche unterscheiden. Jedenfalls nicht mehr eindeutig. Was jetzt an Unterschied übrig blieb war dann mehr eine Glaubensfrage.

Warum man bei der digitalen 24db Weiche mehr Mitteltonpegel braucht, als bei der analogen 12db Weiche , kann ich mir nur so erklären, das bei der 12db Weiche der benachbarte Lautsprecher mehr zur Gesamtlautstärke im MT Bereich beiträgt, als bei der 24db Weiche. Einfach auf Grund der niedrigeren Flankensteilheit. Aber darauf muss man erst mal kommen.

Was die räumliche Darstellung betrifft, hatte die uralte analoge Weiche gehörig wieder gewonnen. Der Unterschied zur digitalen Weiche ist zur Zeit marginal. Doch wir haben noch nicht den Laufzeitausgleich zwischen den Chassis in der digitalen Weiche realisiert. Das wird in einen späteren Schritt kommen, wenn der Roman sich mal von seinen ganzen Stress erholt hat. Ob sich dann in der räumlichen Darstellung noch was ändert, sind wir beide sehr gespannt.

Was jetzt noch ansteht.
1. Roman muss die Pegelfernsteuerfunktion noch implementieren und die Laufzeitkorrektur.
2.Ich muss die Fernsteuerung noch bauen.
3. Die Umschaltung zwischen digitaler und analoger Weiche werde ich auf die Eingangsbuchse legen.
4. Mein Vorverstärker bekommt ein Schalter, mit der ich zwischen analog und digital umschalten kann.
5. Gegebenfalls kommt in meinen Lautsprecher noch eine Programmierbuchse, um ohne die Box aufschrauben zu müssen komplett neue Parameter laden zu können.

Soweit der Zwischenbericht.

Ralph
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cay-uwe
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Beitrag von cay-uwe »

Ralph, Roman,

das wird ja ein komplette Neuentwicklung, BM76 SDW oder so ...

Wie auch immer, Ralph, Deine Vermutung mit den 12dB LR2 Weichen sind korrekt und ich habe das mal simuliert, wobei ich Trennfrequenzen von ca. 200Hz und 1,5kHz genommen habe. Filtert man flach, dann ist in der Tat laut Simulation, der Mitteltöner etwa 2dB leiser abzustimmen, aber in Summe stimmt der Pegel.

Geht man auf LR4 (ich kann maximal bis 24dB Weichen simulieren) ist der Mittelton tatsächlich ca. 1,5 - 1,8dB leiser, sprich man muss ihn etwas anheben.

Ansonsten sehr interessant was ihr da macht und es zeigt sich einmal mehr, solche Sachen sind nicht von heute auf morgen zu machen und kosten viel Zeit und Geld. :wink:

Ich bin gespannt wie es weiter geht. :cheers:
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Ralph Berres
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Beitrag von Ralph Berres »

Hallo Cay Uwe

Dann lag ich ja mit meiner Vermutung richtig. Zumal die beiden Übergangsfrequenzen relativ nah beieinander liegen: 290Hz und 900Hz. Dadurch ist die Durchlasskurve wohl nicht flat top. Aber dazu kann der Roman mehr sagen. Der hat die Weiche schließlich entwickelt.

Was die Abstimmung betrifft, bin ich mir noch nicht hundertprozentig sicher ob ich im Mitteltonkanal nicht noch eine Spur Pegel zugeben soll. Ich tendiere eher für einen warmen vollen als einen nüchteren Klang. Aber das werde ich erst ausprobieren, wenn die Pegel mit der Fernbedienung einstellbar sind. Ich habe irgendwie keine Lust die Lautsprecher dauernd auf und zuzuschrauben.

Eine komplette Neuentwicklung ist es wohl nicht gerade. Es wurde ja lediglich eine zusätzliche Weiche implementiert. Was ist denn SDW?

Sehr viel Zeit hat es tatsächlich gekostet, vor allem den Roman. Finanziell habe ich ja Gott sei Dank nur die Materialkosten tragen müssen, die aber immer noch sehr hoch waren. Aber ich hatte vor 2 Jahren angekündigt, dass ich was mit der BM76 machen wollte, und das war es mir Wert.

Zumal ich mit Fug und Recht glauben kann, dass die Weiche in der Form wie sie realisiert ist, kompromisslos ist. Sie verbindet die Phasenübereinstimmung zwischen den Frequenzbereichen mit der konstanten Gruppenlaufzeit der Summe aller Kanäle, was bei der analogen Vanderkoyweiche nicht zu realisieren war.

Das liegt wohl daran das die analoge Vanderkoyweiche Allpassglieder hat, die digitale Vanderkoyweiche echte Zeitverzögerungsglieder. Auch dazu kann der Roman mehr sagen.

Ich bin auch gespannt wie ein Flitzebogen, was die Angleichung der Schalllaufzeiten der einzelnen Lautsprecher noch bringt. Vielleicht gewinne ich ja noch ein wenig Räumlichkeit. Dann wäre mein Ziel endgültig erreicht.

Ralph
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cay-uwe
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Beitrag von cay-uwe »

Guten morgen Raplph,

wenn die Trennfrequenzen noch näher liegen, erhöht sich der Pegel im Mittelton sogar noch etwas mehr, sprich Eure Anhebung von +3dB ist realistisch, sollte aber messtechnisch noch überprüft werden :wink:

SDW = Subtraktion Digital Weiche :mrgreen:

Stimmen Phasenlage und Delays, dann ergibt sich typischerweise eine etwas "bessere" räumliche Abbildung und der Klang wirkt irgendwie "natürlicher". Das sind meine Erfahrungen.
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RPWG
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Beitrag von RPWG »

Hallo zusammen,

Die Trennfrequenzen liegen bei 230 Hz und 890 Hz, so wie sie von Ralph in der LR2-Weiche durch re-engineering bestimmt werden konnten.
Ralph Berres hat geschrieben:Das liegt wohl daran das die analoge Vanderkoyweiche Allpassglieder hat, die digitale Vanderkoyweiche echte Zeitverzögerungsglieder.
Die Idee von Lipshitz und Vanderkooy war es von Anfang an, eine reine Verzögerung e^(-tau*s) zu verwenden. Insofern gibt es keine "analoge" oder "digitale" Lipshiptz-Vanderkooy-Weiche, sondern einfach ein theoretisches Konzept. In dem 1983er Paper kann ich keinen direkten Anhaltspunkt für die Realisierung finden, die 1987 als "Elektor-Weiche" veröffentlicht wurde. Wie sich dieses Konzept daraus entwickelt hat, weiß vielleicht wer anderes besser als ich. Irgendwo ist dort die Rede davon, das nötige Delay mit kaskadierten Bessel-Allpässen zu realisieren, wobei das Delay vor allem im Nutzbereich konstant gehalten werden soll, womit die Anforderung an ein "echtes" Delay entschärft wurde, da analog nicht mit verhälnismäßigen Mitteln realisierbar. Die Elektorweiche besitzt in Summe ein Allpassverhalten, genau wie eine Standard-LR4-Weiche, jedoch bei hoher Selektion der Bauteile eine bessere Kohärenz als realisierte man jeden Pass als einzelnes LR4-Filter, indem man einfach die Freiheitsgrade in der Bauteildrift reduziert. Douglas Self hat ja die Auswirkungen ungenauer Subtraktion in seinem Buch "The Design of Active Crossovers" auf S. 134ff. ausgeführt.

Ein nach L&V realisiertes Konzept hat jedoch in der Summe kein Allpassverhalten, sondern ist linearphasig. Dabei ist es irrelevant, auf welchem Wege die "Master" Filter erzeugt werden, ein zeitdiskretes LR4 Filter funktioniert bestens. Daher ist meiner Meinung nach die Bezeichnung "Vanderkooy-Weiche" für die Elektorweiche ohnehin nicht korrekt.

Deshalb würde ich vorschlagen mit "SD-Weiche" (Subtractive Delay, mit reiner Verzögerung) an die bisher im Forum gängige Terminologie "S-Weiche" (mit Allpässen) anzuknüpfen.

Was mir aufgefallen ist, bei B&M finde ich in der 1978er Beschreibung der BM6 die Trennfrequenzen 150 Hz und 1 kHz für die 12db/Okt.-Weiche. Sieht man sich nach der später eingeführten 24dB/Okt.-Weiche um, so liegen die Trennfrequenzen bei 180 Hz und 1.3 kHz, man hat also dem Mitteltöner im Vergleich zu Ralphs jetzigem Setup einen erweiterten Spielraum zugeteilt (OK - er verwendet hier einen 20 cm Tieftöner und keinen Zehnzöller).

Zur Zeit kämpfe ich noch mit der völlig verbugten Entwicklungsumgebung von AD ... die Sigma Serie ist preisleistungsmäßig kaum zu schlagen, aber der Teufel steckt im Detail. Erwähnenswert zur Ehrenrettung ist aber der sehr, sehr gute Support, den ich bisher erfahren durfte. In Zukunft lasse ich alle Steueraufgaben nur noch von einem dedizierten Mikrocontroller verrichten, der C-Code frisst :mrgreen: .

Schönen Sonntag!
Roman
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