Nextel-Sub: Ein Upcycling Projekt

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Kaskode
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Nextel-Sub: Ein Upcycling Projekt

Beitrag von Kaskode »

Hallo zusammen,

ich möchte hier mein aktives Upcycling Projekt zeigen, welches ich um Weihnachten begonnen habe und vorerst einen vorzeigbaren Zwischenstand erreicht hat. Bei dem Projekt geht es um eine ausgeschlachtete Backes und Müller BM6 der Nextel- Generation. Gefunden hatte ich die Komponenten auf den „Kleinanzeigen“ Portal und beinhaltete zwei Verstärkermodule und die Chassis. Das Boxengehäuse gab es nicht dazu, war mir aber auch nicht wichtig, denn ich wollte nur den geregelten Basschassis mit dem Modul verwenden. Ziel: Ein geregelter Subwoofer oder geregelter DBA-Sub, der klanglich gut in die alte Classic-B&M Welt passt.

Zu aller erst wurden die Chassis vermessen, glücklicherweise waren diese OK, insbesondere die Sensorspulen waren intakt. Im zweiten Anlauf wurden die Module vorsichtig vermessen auf Kurzschlüsse auf den Endstufen sowie sonstige Auffälligkeiten. Nachdem das auch OK war, wurden diverse alte Elkos getauscht sowie die Potentiometer erneuert. Da nur der Bass benötigt wurde, sind die Endstufen für Mitten und Höhen ausgebaut worden, ebenso die Hochspannungsplatine.

Die aktive Frequenzweiche wurde optimiert auf nur eine Ausgangsstufe des Basses, der zweite IC-OpAmp für Mitten und Höhen wurde ausgebaut, sowie Teile der Schaltung stillgelegt. Der Rumpelfilter am NF-Eingang mit einer Eckfrequenz von ca. 17 Hz wurde abgesenkt auf ca. 8 Hz.

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Anbei das „erleichterte“ Modul mit Lastwiderständen als Chassisersatz auf meinen Gerümpeltisch. Da wo Wärmeleitpaste zu sehen ist, waren die anderen zwei Verstärkerplatinen für Mitten und Höhen.

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Ruhestrom

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Offener Test mit Chassis mit gleichzeitiger Möglichkeit zur Einstellung der Gegenkopplung.

Nachdem dieser Meilenstein erfolgreich durchlaufen wurde, konnte ich mich an die Konzeption des Gehäuses machen. Die Abmaße sollten denen der Classic BM6 Mk.II entsprechen. Das Volumen ebenso, damit charakterlich möglichst die Klangnähe der vorhandenen BM6 zu erwarten ist.

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Die Holzarbeiten waren zeitraubend, aber es hilft ja nichts, wenn es schön werden soll.

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Zwischenzeitlich war es Ostern geworden. Nun wurde schon ein wenig getestet und gemessen.

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Die Messungen waren eher fürs Grobe, ob im generellen alles passt. Das tat es auch. Somit war auch dieser Meilenstein erreicht.
Jetzt ging es an die Feinarbeiten. Erst wurden die damals üblichen Diodenstecker gegen einen 4-Pol XLR getauscht, um Steckkompatibilität zu dem vorhandenen System zu erhalten.

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Auch habe ich Furnier bestellt, um die Boxen den Baumarkt-Look auszutreiben.

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Zwei Bahnen zu einem Schmetterling mit Krepp verklebt, um ein in der Mitte gespiegeltes Bild zu erhalten.

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Hier beim verleimen. Das Gewicht des Holzes hilft ungemein beim Anpressen. Der oberen Box kann man gut den mittigen Spiegelschnitt des Furniers sehen.

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Nach Einbau der Chassis ist der nächste Meilenstein soweit erreicht. Ich lasse die Boxen erst mal als Sub leise vor sich mitsummen. Die können sich nach langer Spielpause wieder einspielen bevor der nächste Meilenstein kommt.

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Soweit erst mal bis zu diesem Stand. Weitere Meilensteine kommen noch.

Gruß
René
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Erstemalaktiv
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Beitrag von Erstemalaktiv »

Hallo René
Das ist ein interessantes Projekt. Ich habe auch an sowas gedacht, da ich noch zwei alte BM12 ohne Mitteltöner im Keller habe. Funktionierende Mitteltöner sind einfach nicht zu annehmbaren Preisen zu bekommen. Es ist zu schade, die Technik einfach brachliegen zu lassen, zumal ich nicht mit exorbitanten Abhörlautstärken höre. Da ich demnächst mehr Zeit habe, werde ich das bestimmt auch noch angehen. Es gibt für mich zwei mögliche Aufbauvarianten:
1.: Als F.A.S.T-System mit beiden geregelten Bässen in Kombination mit einem, in das Gehäuse in separatem Volumen eingepassten Breitbandlautsprecher mit einer Übergangsfrequenz von ca. 150 - 200 Hz. Die Frequenzweiche als Subtraktionsweiche 24db.
oder
2.: Als separate Subs mit einer Übergangsfrequenz von ca. 80Hz und einer Frequenzweiche als Subtraktionsweiche 24db mit Ausgang für die Satelliten. Der Ausgang kann zweifach ausgelegt sein, einmal als Ausgang der aktiven Frequenzweiche und einmal als im Pegel regelbarer Endstufenausgang für passive Satelliten. Als Enstufe könnte die Endstufe des Mitteltöners herhalten, wobei sich die Verwendung einer technisch besseren Endstufe bestimmt lohnen würde. In diesem Fall überlege ich das Gehäuse oberhalb der Basslautsprecher einzukürzen um es als "Ständer" für die Satelliten zu verwenden.

Da die schwarzen Gehäuse der BM12 nicht mehr sehr schön sind, ist das meine größte Herausforderung das einigermaßen schön hinzustellen. Ich hatte das Bekleben mit Glasfaser und Lackierung schon mal in einem alten Projekt von mir umgesetzt. War gar nicht schlecht.

Zu Deinem Entwurf hätte ich Fragen:
-- hast Du die Übergangsfrequenz und den Pegel für die Subs fest eingestellt, oder arbeitst Du mit einer externen Weiche?
-- Verwendest Du die alte 12db-Weichenschaltung weiter, oder ist da was anderes geplant?

Mathias
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Kaskode
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Beitrag von Kaskode »

Hallo Mathias,

vielen Dank für deine Anregungen. Die Idee, das Poti von außen bedienbar zu machen, reizt mich sehr. Sicherlich muss das innere Poti erhalten bleiben, damit eine Fehlbedienung vermieden wird. Die max. Aussteuerung muss begrenzt bleiben um Chassis- bzw. Endstufenschäden zu vermeiden. Deine zwei Fragen haben scharfsinnig eine Schwachstelle im Gesamtbild aufgedeckt, welche aber heilbar sind.

Zur Zeit verwende ich die originale Weiche der Nextel-BM6 (1978). Lediglich das Rumpelfilter ist modifiziert. Das TP-Filter hat eine Eckfrequenz bei ca. 180 Hz mit einen Abfall von 12dB/Okt.

Meine derzeit in Betrieb befindlichen BM-Classic Lautsprecher haben alle Linkwitz-Filter mit 24dB/Okt. Die neu eingezogenen Subs kann ich leider nicht mit der originalen Weichen belassen, denn diese gehen weit in den Mittenton hinein. Wenn auch gleich mit den 12dB/Okt schwächer werdend, nicht gut und nicht schön gemacht im Gesamtumfeld. Schlimmer jedoch ist, die Linkwitz-Filter haben einen Operationsverstärker mehr in der Kette der aktiven Filter-Elektronik. Das dreht die Phasenlage um nochmalige 180Grad. Die zwei Subs spielen Phasenverkehrt zu den restlichen BM-Lautsprechern. Irgendwo habe ich noch Messungen abgespeichert, ich werde diese später dann hier einstellen.

Antworten:
Der nächste Meilenstein wird sein, das Linkwitz-Filter für den TT nachzubauen. Erstens, um die Phasenlage, zweitens, um den Frequenzgang auf die 24dB/Okt anzupassen. Die Übergangsfrequenz verbleibt dabei fest auf der 180Hz. Typischerweise können AV-Receiver oder vorgeschaltete DSPs einen Sub-Ausgang separat extrahieren. Häufig ist digital die Einstellung der Trennfrequenz, z.B. 120 Hz oder 80 Hz hierüber möglich, wenn für Heimkino-Anwendungen gewünscht. Hierzu muß der Sub nichts mehr beifügen. Meine Vorstellung, diese zwei Subs (auch) als DBA einzusetzen (zu können), lässt mich eher im Glauben, die Filtercharakteristik möglichst nahe an den vorhandenen BM zu belassen. Andere käufliche Subs mit ungeregelten Chassis, häufig auch noch als Bassreflex, sind schwieriger einzubringen. Daher meine Motivation des Selbstbaus.

Zu deiner BM12: Ja, sehr gut. Das teuerste liegt ja schon im Keller. Die geregelten Tieftöner. Das ist das Salz in der Suppe.

Gruß,
René
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