Minimalistische Pegelanpassung der Behringer DCX2496

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Quasimodo
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Minimalistische Pegelanpassung der Behringer DCX2496

Beitrag von Quasimodo »

Als ich überlegte, meine Aktivlautsprecher mit einer Digitalweiche auszustatten, habe ich mich auch über die Behringer DCX2496 informiert und viele Berichte zu verschiedensten Probleme gelesen, von fast schon esoterischen im Zehntel-Promille-Bereich bis hin zu massivem Rauschen. Ich hatte irgendwann den Verdacht, dass eine mangelhafte Pegelanpassung die Ursache hierfür sein könnte, denn ganz sicher gelingt es nicht, Equipment für die Bühnenbeschallung mit ein paar passiven Adaptern in die heimische Stereo-Anlage zu integrieren. Im Internet habe ich dann einen fundierten Beitrag von „Stefan dem Verrückten“ (sehr lesenswert) gefunden, der mich ermuntert hat, den hier beschriebenen Umbau anzugehen.

Modifikation des Eingangs

Vom XLR-Eingang kommt das Signal auf einen Subtrahierer, der aufgrund seiner Beschaltung nur einen Bruchteil der Eingansspannung auf eine Reihenschaltung aus einem Elko und einem Widerstand führt. Von da aus wird ein Symmetrierer angesteuert, der über den „+“-Eingang mit der für den AD-Wandler nötigen Vorspannung versorgt wird.

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An der Reihenschaltung liegt ein unsymmetrisches Signal mit einem in HiFi-Anlagen durchaus typischen Pegel von ca. zwei Volt an. Ziel ist es, genau hier das Signal des Vorverstärkers mit der größten Effizienz einzukoppeln. Dazu habe ich die drei Elkos mit radialen Anschlüssen ausgelötet, so dass sechs offene Lötpunkte entstehen, von denen zwei ganz elegant genutzt werden können, um eine neue Reihenschaltung aus einem Elko und einem Widerstand einzusetzen.

Die beiden ohne Vorspannung betrieben Elkos sind nicht mehr im Signalweg, der Subtrahierer ist außer Funktion und verbleibt, da er keinen Ärger macht. Der neu eingesetzte Elko wird mit einer etwas knappen Vorspannung von ca. 2,5 Volt betrieben. Vorsichtshalber wird er überdimensioniert, um etwaige Verzerrungen zu reduzieren. Der eingesetzte Widerstand kann an die vorhandene Umgebung angepasst werden, bei mir waren 2k2 zielführend.

Modifikation des Ausgangs

Vom Ausgang des DA-Wandlers kommt das Signal auf einen Subtrahierer, dessen unsymmetrisches Ausgangssignal auf eine Reihenschaltung aus einem Elko und einem Widerstand geführt wird. Der Transistor schaltet das Signal stumm, sobald an seiner Basis eine positive Spannung anliegt. Der folgende OP steuert einen kreuzgekoppelten Verstärker an, der ein symmetrisches Signal an den XLR-Ausgang liefert.

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Die einfachste Lösung wäre es, den Elko (ebenfalls mit radialen Anschlüssen) auszulöten und von dort auf den Ausgang zu gehen. Da ich aber auf die Stummschaltung nicht verzichten möchte, habe ich nur den wieder ohne Vorspannung betrieben Elko auf der Lötseite mit einem kurzen Stück Draht überbrückt.

Der nachfolgende Verstärker wird zum neuen Ausgangsverstärker mit kleinem Ausgangswiderstand, der durchaus in der Lage ist, ein 10 m langes Cinchkabel zu treiben. Eine Überprüfung mit einem Oszilloskop zeigt am Eingang der Aktivboxen ein sauberes Rechtecksignal. Das Signal ist höher als der Normpegel und kann bei Bedarf mit einem externen Spannungsteiler relativ einfach angepasst werden, so dass keine SMD-Bauteile getauscht werden müssen.

Der ursprüngliche Ausgangsverstärker verbleibt, da er keine Probleme bereitet. Lediglich drei SMD-Widerstände um den XLR-Anschluss herum müssen ausgelötet werden, damit sich ursprünglicher und neuer Ausgangsverstärker nicht in die Quere kommen.

Anwendung

Mit den vorgeschlagenen Modifikationen erhält man eine günstige und hochwertige Technik, um verschiedenste Ansätze einer Frequenzweiche zu testen. Jedes Chassis lässt sich einzeln entzerren, Filterfrequenzen können exakt gesetzt, Steilheiten, Weichencharakteristiken, Güten und Delays variiert werden. Man kann ohne Löten viele Varianten nacheinander ausprobieren und eine für seine Lautsprecher und Abhörmöglichkeiten passende Abstimmung finden.

Wer will, kann die originalen XLR-Anschlüsse gegen Cinch-Buchsen tauschen – ich habe mich mit simplen Adaptern begnügt. Das ist nicht nur mit weniger Aufwand verbunden, bei Nichtgefallen kann problemlos in den Originalzustand zurück gebaut werden.

Ich kann die Modifikationen jedem Spielkind empfehlen, das mit wenig Material- und finanziellem Einsatz eine Möglichkeit zur Integration der DCX2496 oder verwandter Behringer-Modelle wie DEQ2496 oder SRC2496 in die heimische Anlage ausprobieren möchte. Detaillierte Schaltpläne sind kostenlos im Internet zu finden und der Umbau dürfte mit Pegelangleichung weniger als einen Tag dauern.

Mit Hoffnung auf viel Resonanz

Tobias
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Hallo Tobias,

danke für den leicht mitvollziehbaren Artikel! In einem früheren HiFi Jahrzehnt hatte ich eine Sony SRP-F300 (sie hat keine Lautstärkesteller) mit Balanced In und Out als 3-Weg-Weiche mit Vincent Monoendstufen in Betrieb (steht heute noch im Regal... :wink: ). Der analoge HiFi-Pegel Vorverstärker war damals vor der 24/96-AD-Wandlung der Sony eingeschleift und steuerte diese also mit variablem Grundpegel an. Weil das natürlich (viel) zu laut war (VV-Lautstärkesteller im ersten Drehwinkelviertel) und um Rauschen von vornherein zu vermeiden habe ich damals in die Endstufenanschlussstecker ca. 20...24dB Abschwächung eingebaut. Dadurch hatte ich nie Rauschprobleme und die Lautstärke war feinfühlig bei 3/4...4/5 Bereich des Stellers einpegelbar. Das fand ich auch minimalistisch und das ging auch verdächtig gut :wink: :cheers:

Die DCX2496 habe ich wegen attraktiven Preises und einfacher Bedienung damals in Erwägung gezogen, dann aber doch nicht gekauft, sondern (durchaus mit etwas Bauchgimmen, welches schnell sich als unnötig erwies) einen gebrauchten DEQX PDC-2.6p zum mehrfachen Preis, den ich heute noch habe und auch behalte, trotz seines Alters. Bei DEQX kann man die Ausgangsgrundpegel übrigens in mehreren Stufen per Jumper einstellen, unbalanced und echte balanced Eingänge sind vorhanden.

Grüße,
Winfried

PS: Ich hoffe mein Beitrag ist nicht zu sehr off-topic, ich will nur Alternativen zeigen.

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Quasimodo
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Beitrag von Quasimodo »

Hallo Winfried,

ich finde deinen Beitrag überhaupt nicht off-topic, denn er geht ja auf einen der wichtigsten Punkte solcher Umbau-Projekte ein. Der Pegel sollte in jeder der beteiligten Komponenten im optimalen Bereich liegen, salopp ausgedrückt: alle Komponenten sollten bei steigendem Pegel gleichzeitig in die Begrenzung gehen. Dann ist nach meiner Erfahrung die Lautstärke"regelung" vor der DCX kein Problem, der Gleichlauf von Bass, Mittel- und Hochtöner perfekt. Bis neulich

Tobias
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