Der Trafo & sein Einfluß auf die Netzteil-/Wiedergabequalität

wgh52
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Der Trafo & sein Einfluß auf die Netzteil-/Wiedergabequalität

Beitrag von wgh52 »

Liebe Netzteilinteressierte und -optimierer,

Im S11 Netzteilthread kam der Vorschlag einen Thread über die Sammlung von Qualitätseinflüssen verschiedener Trafotypen zu starten, in dem auch Theorie, Erfahrungen Messungen geteilt werden könnten. Selbst kann ich ein Bißchen beitragen, möchte aber möglichst viel zum Thema lernen um Trafos optimal für die jeweilige Anwendung auszusuchen, zu nutzen und zu beschalten. Also leite ich das Thema mal mit ein paar Beitragskopien ein, die auch schon Fragestellungen beinhalten:
SolidCore hat geschrieben: 08.07.2020, 10:42
Hironimus_23 hat geschrieben: 14.05.2020, 16:38 Hallo Zusammen,

da ich zur Zeit dabei bin mir die erforderlichen Bauteile für das S11-Board zusammen zu bestellen, stellt sich mir die Frage nach einem geeigneten Trafo für das Selbstbau-5Volt-Netzteil. In diesem Faden wurden häufiger R-Cores von Audiophonics angesprochen bzw. als Bilder gezeigt. Ggf. liegt das in der bisherigen Nutzung der China-S11-Geräte, die diesen Trafo eingebaut hatten.

Hat der R-Core Trafo von Audiofonics Vorteile gegenüber anderen Trafos oder sind die im nachfolgenden Bild dargestellten vergleichbar ? Preisligen die meisen so zwischen 20€ und 30€.
Audiophonics müsste ich bei denen in Frankreich bestellen.



Danke für Tipps und Einschätzungen,
Hironimus
Hallo zusammen

Nach einigen Monaten hat sich doch einiges hier getan. Super.
Ein wesentlicher Vorteil von R-Cores wurde noch nicht genannt. Die Modelle mit Schirmwicklung haben einen deutlich kleineren
Erdableitstrom. Dadurch ist das Netzteil weniger anfällig, um Netzfilter zu benötigen.

Rein klanglich betrachtet hört man die Formen ebenso. R-Core zeigen gerne eine schöne innere Ruhe, Ringkerne sind etwas "spriziger". EL-Core gefiel mir so gar nicht. Sind aber Recht selten.

Gruss
Stephan
luebeck hat geschrieben: 08.07.2020, 12:35 Liebe S11-Interessierte,
finde das Thema Trafo fürs S11 auch spannend. Auch weil die Lieferanten mit den Spezifikationen sehr zurückhaltend umgehen.
Thema Schirmung: Ist es wirklich eine Schirmung zwischen Primär- und Sekundärwicklung (sehr nützlich) oder nur außen um die Wicklungen?
Thema Kernmaterial: meistens wird hochwertiger japanischer Spezialstahl spezifiziert, wichtig für geringe Streuung und geringe Verluste/Erwärmung.
Kann mir auch vorstellen, daß das Kernmaterial auch Einfluß auf die Übertragung höherfrequenter Störkomponenten hat.
Wer stellt die Kerne nach welcher Spezifikation her?
Thema Verteilung der Wicklungen: wie es ausschaut, wird bei R-Cores meistens die Primärwicklung in zwei 115V-Wicklung aufgeteilt und wohl verteilt auf die zwei Schenkel gewickelt. Und ich vermute, daß die Sekundärwicklungen dann darüber gewickelt werden, im günstigen Fall unter Einfügung eines Schirms oder einer Schirmwicklung.
Die Kapazität zwischen Primär- und Sekundärwicklung lag bei den von mir vermessenen R-Cores dann meist bei 60 - 100 pF, deutlich weniger als bei Ringkern-Trafos.
Eine deutlich geringere Kapazität sollte man erreichen, wenn man Primär- und Sekundärwicklung jeweils auf einen Schenkel wickelt, allerdings mit dem Nachteil einer größeren Streuung des Magnetfelds.
Hatte deshalb letzten Monat einen Spezial-R-Core in China bestellt mit dem ausdrücklichen Wunsch, Primär- und Sekundärwicklung auf separaten Schenkeln zu wickeln mit dem Schirm um die Primärwicklung.
Das Ding kam heute und bringt neben starken Eigengeruch und ZeroZone-Aufkleber alle Spannungen wie spezifiziert.
Aber die Kapazitäten Primär-/Sekundär sind bei 80pF (ohne Schirm) und 120pF mit Schirm angeschlossen.
Also auch kein Fortschritt.
Wer hat denn noch Erfahrungen mit Trafos fürs S11? Oder sollte man dieses Thema in einen separaten Thread auslagern da dies auch andere Geräte betrifft?
Schöne Grüße
Günter
luebeck hat geschrieben: 08.07.2020, 16:54 Hallo Winfried,
hatte auch schon über einen neuen Thread nachgedacht, aber dann doch einfacherweise direkt hier geantwortet.
Der Titel für einen neuen Thread könnte vielleicht noch etwas weiter gefaßt werden, denn es gibt sicherlich noch Erfahrungen mit anderen Trafo-Bauarten. Nicht nur mit mit R-Cores.
Vielleicht: Der Trafo, das Einfallstor für Netzstörungen: R-Core, RKT & Co.
Schöne Grüße
Günter
Eines der Themen zu denen ich beitragen könnte wäre "Trafo-Sekundärwicklungssnubber gegen Gleichrichter-/Trafoklingeln - Messung, Wirksamkeit, ...".

Grüße,
Winfried

4956
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Hironimus_23
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Beitrag von Hironimus_23 »

Hallo Zusammen,

fachlich kann ich leider keinen Beitrag leisten, nur ein buntes Foto der Trafoübericht, das ich bei der Wahl des Trafos zusammenstellte. Ich habe mich für den R-Core-Trafo beim S11 entschieden ohne fundierte Gründe dafür nennen zu können.

Bei meiner Bestellung bei Audiophonics hatte ich gefragt, wie deren Trafos aufgebaut sind, ob Primär- und Sekundär getrennt auf je einem Schenkel oder verteilt übereinander gewickelt sind. Leider war Audiophonics sehr sparsam mit Auskünften und hat nichtssagend geantwortet:
Hi,
Unfortunatly, we are not able to provide any of the informations you've asked for.
I stay at your disposal.

Best regards
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Gruß Hironimus
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SolidCore
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Trafo

Beitrag von SolidCore »

Hallo zusammen

Für die Hardcore Audiophilen gibts auch interessantes.
Einen O-Core, der Sekundär mit 6N versilbertem Draht gewickelt ist, der Ring besteht aus gutem Kernmaterial.
https://kitsunehifi.com/product/flying-ninja-poster/

So mag ich auch die Simon Tuned Ringkerne, mit 6N Kupfer gewickelt, Primär und Sekundärwicklung sind durch
eine Schutzleiter geschirmte Folie etwas besser entkoppelt.

Hinzu die nicht grade günstigen Trafos der Highend-Hersteller wie Audio Note usw.
Hier einige davon:
http://www.acoustic-dimension.com/trans ... s-main.htm

Gruss
Stephan
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Hironimus_23
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Beitrag von Hironimus_23 »

und noch etwas gefunden. Ihne Gewähr auf Vollständigkeit:
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Gruß Hironimus
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Hironimus,
betrachtet man bei R-Core Trafo die beiden gegenüberliegenden Primärwicklungen mit jeweils 115V, über die die Sekundärwicklung aufgebracht ist, ist zu erwarten, dass auch hier eine starke kapazitive Kopplung zwischen Primär- und Sekundär geschieht, etwas weniger als beim RKT, aber deutlich mehr als beim EI-Kern-Trafo mit getrennten Kammern.
Ein RKT hat ein magnetisches Leck dort, wo die Wicklungsabgänge liegen. Deshalb kann man den Trafo so drehen, dass eine minimale Einstreuung in die zu versorgende Schaltung geschieht, vorausgesetzt, die Zuleitungslänge lässt es zu. Ein guter RKT hat nur eine Stelle (1), wo die Wicklungen herausgeführt werden, manche haben für Primär und Sekundär getrennte Ausgänge (2).
Beim R-Core sind ebenfalls Lecks zu erwarten (2).
Die Auslagerung des Trafos in ein separates, schutzgeerdetes Gehäuse ist unbeliebt, aber sehr wirkungsvoll, besonders, wenn der Gleichrichter und ein erster Siebkondensator dort untergebracht werden können und nur Gleichstrom zum zu versorgenden Gerät geleitet wird. Die Leitungsinduktivität darf man mit Ferriten oder Drosselspulen heraufsetzen, gefolgt von einem weiteren Siebelko und Spannungsreglern.
NF-Elektronik versorge ich bevorzugt per RKT, HF/Digitalgeräte bevorzugt von EI-Kern mit Isolierkammern.
Grüße
Hans-Martin
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luebeck
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Beitrag von luebeck »

Hallo Hans-Martin,
gibt es eine physikalische Erklärung für das magnetische Leck bei der Wicklungseinführung?
Wenn der Grund die fehlende Bedeckung des Kerns dort ist, müßten die R-Cores an den "nackten" Stellen des Kerns ja massive Lecks haben.
Auch ich habe gute Erfahrungen mit EI-Kernen gemacht, allerdings Altware.
Frage @ alle: Gibt es empfehlenswerte Hersteller/Lieferanten für Trafos mit EI-Kern und getrennten Kammern?
Schöne Grüße
Günter
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Günter,
alle EI-Kern Trafos für Geräte mit dem "schutzisoliert" Symbol haben getrennte Kammern.
Bei Röhrenverstärkern ist das Gegenteil bei den Ausgangsübertragern angestrebt, ihre Wicklungen werden verschachtelt, um eine im FG möglichst weitreichende Wirkung zu erzielen. Sie werden neben dem Netztrafo um 90° gedreht.
Ich kenne Röhrenverstärker, da kann man die Endröhren entfernen und es reicht schon das Einschalten, um ein Brummen aus dem LS zu bekommen - obwohl dessen Primärseite keine Ansteuerung erfährt. Die Übertrager sind Trafos mit Luftspalt im Kern.
Wenn man einen RKT neben einer Phonostufe dreht, merkt man den Einfluss des Streufelds als Brummen. Das Minimum kann man gehörmäßig eindeutig finden. Warum der räumliche Übergang vom Ende der Wicklung zu ihrem Anfang (Phasenunterschied?) eine Störstelle hat, würde ich mit einem Aufnahme-Tonkopf bei der Magnetbandaufzeichnung vergleichen, dessen magnetisch neutrale Metallfolie (entspricht "Luftspalt") lässt das Magnetfel dort austreten. Warum nicht auch die Lücke bei der Wicklung des RKT, die an dieser Stelle den durchgängigen Kern nicht magnetisiert wie bei den anderen 359°? Eine akademische Frage, die Praxis ist dagegen einfach erfahrbar.
Grüße
Hans-Martin
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Tinitus
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Beitrag von Tinitus »

Schön das sich Hans-Martin gemeldet hat, der kann nicht nur auf den oft vergessenen EI Kern Trafo hinweisen sondern auch gleich mitteilen, warum der nicht vergessen gehen sollte.
Wenn man sich zum Beispiel die Bilder der bestückten PCB auf der Schiit Homepage anschaut, könnte man den Verdacht haben, die setzten fast? ausschließlich EI Kern straflos in ihren Geräten ein.

Gruß

Uwe
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taggart
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Beitrag von taggart »

Hallo zusammen,
ich kann zu den technischen Theorien wenig beitragen, habe aber im Laufe der Zeit verschiedene Trafos ausprobiert und damit auch zumindest Ringkerner und R-Cores verglichen.

Auch wenn R-Core Trafos - hier im Forum und auch anderswo - oft gelobt werden, konnte ich nicht eindeutig raushören, dass diese Trafos immer besser ist. Mal passte das gut, mal auch nicht so. Der R-Core, den ich dafür verwendet hatte, war geschirmt und die Ringkern-Trafos waren welche von THEL, Sedlbauer und Talema.

Ich nehme an, dass neben dem eigentlichen Bautyp noch andere Aspekte eine Rolle spielen:
a. Dimensionierung
Einfach einen Trafo aus der Kiste zu nehmen der eine passende Spannung hat, könnte nicht ausreichend sein. Optimal wäre, wenn er von der Leistung her auch um Verbraucher passt. Was genau hier "optimal" heißt, da gehen die Empfehlungen aber klar auseinander. Manche empfehlen Überdimensionierung, andere gerade nicht.

b. Auslagerung
Dieser Aspekt hat sich bei mir eigentlich zu 100% bestätigt. Trafos nicht im Gerät zu haben, sondern zu separieren, war bei mir immer klanglich förderlich. Leider ist das nicht immer praktikabel oder möglich.

Und klar sagen kann ich noch, dass mir der Sedlbauer Trafo überhaupt nicht gefällt. Warum auch immer.

Gruß, Christoph
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luebeck
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Beitrag von luebeck »

Hans-Martin hat geschrieben: 24.07.2020, 19:29 NF-Elektronik versorge ich bevorzugt per RKT, HF/Digitalgeräte bevorzugt von EI-Kern mit Isolierkammern.
Hallo zusammen,
diese Empfehlung von Hans-Martin erscheint mir nach den bisherigen Erfahrungen auch als sehr sinnvoll.
Noch einmal zur Wiederholung: RKT sind kompakt, streuen wenig und die durch die hohe Kapazität Primär/Sekundär eingetragenen Störungen sind in NF-Schaltungen weniger unangenehm als in Digitalschaltungen.
Digitalschaltungen sind wegen eventueller Einflüsse auf die Taktung vor eingetragenen Frequenzen zu schützen und da ist ein EI-Trafo mit getrennten Kammern wohl optimal.
Wie komplex das Thema Trafo ist, sieht man hier: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Magnetkern
Ich werde mich dem Thema weiter nähern, indem ich verschiedene Trafos im Zusammenwirken mit S11-Netzteilen vermesse.
Dazu trenne ich die 12V- Gleichspannung durch einen 1µF-Folienkondensator ab und nehme das NF-Signal in 24/192 auf.
Einen alten Siemens EI-Kern-Trafo habe ich im Vergleich zu einem Block UI-Flachtrafo bereits vermessen und dabei punktet eindeutig der EI-Kern mit deutlich niedrigeren Störspannungen im Bereich 150Hz bis 1khz.
Ich möchte aber noch zusätzlich Daten eines R-Core im Vergleich dazu erheben, alles unter einer typischen Belastung der Netzteile.
Da bitte ich um etwas Geduld.
Sehr interessant finde ich auch die Topaz-Trenntransformatoren mit minimaler Kapazität (0,0005pF!?) zwischen Primär- und Sekundärwicklung.
Leider wohl nur antiquarisch, meist in 110V Primär und meist zu horrenden Frachtkosten aus den USA zu bekommen:
https://www.head-fi.org/threads/topaz-l ... er.857448/
Schöne Grüße
Günter
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Na da sind wir ja schon mitten drin im Thema :cheers:

Ich hab eine Frage: Kann jemand erklären warum einige(?) HiFi Fans R-Core gegenüber z.B. Ringkernen subjektiv bevorzugen? Der hiesige Stand der Diskussion scheint ja dagegen zu sprechen - oder?

Grüße,
Winfried

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luebeck
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Beitrag von luebeck »

Eine sehr gute Frage, Winfried!
Ich glaube, wir wissen noch zu wenig über Ursachen von Wohlklang im Zusammenhang mit der Versorgungsspannung.
Eigentlich müßte eine reine DC-Versorgung doch perfekt klingen. Gefällt aber nicht in allen Ketten.
Oder: PS Audio ermöglicht bei einigen Geräten eine Verzerrung der Netzspannung um die Kondensatoren im Netzteil besser aufladen zu können. Soll dann besser klingen.
Ich selber zumindest bin bisher der Auffassung, wenn Netzversorgung, dann mit möglichst sauberen 50 Hz.
Und alle DC-Versorgungsspannungen der einzelnen Komponenten sollten möglichst frei von jeglichen Wechselspannungen sein.
Aber vielleicht erzeugen ja bestimmte Trafos bestimmte Oberwellen, die zum Wohlklang beitragen?
Ich möchte möglichst unterschiedliche Trafos in die Finger bekommen um festzustellen, was diese mit der Netzspannung machen.
Werden mittel- und höherfrequente Anteile in der Netzspannung eventuell durch die Art des Kernmaterials gedämpft?
Werden die Oberwellen von 50 Hz, die man bei jeder Spektralanalyse der Netzspannung sieht, durch die Art des Trafos verändert?
Mit diesem Wissen könnte man vielleicht gezielter überlegen, warum manche R-Cores besser klingen.
Schöne Grüße
Günter
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

luebeck hat geschrieben: 26.07.2020, 08:34Werden mittel- und höherfrequente Anteile in der Netzspannung eventuell durch die Art des Kernmaterials gedämpft?
Werden die Oberwellen von 50 Hz, die man bei jeder Spektralanalyse der Netzspannung sieht, durch die Art des Trafos verändert?
Mit diesem Wissen könnte man vielleicht gezielter überlegen, warum manche R-Cores besser klingen.
Hallo Günter,
Winfried hat mit Snubber die hochfrequente Oszillation der Gleichrichter beim Schalten bedämpft. In diesem Thread hatte ich beschrieben, wie ich über einen kleinen Widerstand im Nulleiter die Stromaufnahme eines Gerätes aufgenommen hatte, solche Oszillation waren auch auf der Primärseite deutlich erkennbar - und das bei einem EI-Kern Trafo, wie er bei den meisten Röhrenverstärkern vorkommt.

Ich habe einen 1kW Schnittbandkerntrafo (SKT) mit 4 x 115V Wicklungen gehabt, auf der Suche nach einem guten Trenn-/Symmetriertrafo. Das gab die Gelegenheit, alternativ auf dem einen Schenkel beide Wicklungen in Serienschaltung zu 230V zu verbinden, auf dem anderen Schenkel beide Wicklungen als Sekundär mit Mittelanzapfung auf Schutzerde zu benutzen.
Der Hörtest mit einem nachgeschalteten CD-Player (Netzteil mit RKT) war ernüchternd, da war große Langeweile im Klang, obwohl der CD-Player mit etwas mehr als 230V (nach dem SKT gemessen) versorgt wurde, die konventionelle Verteilung der Primärwicklungen auf beide Schenkel mit darüber positionierten Sekundärwicklungen war da deutlich kraftvoller.
Das Kernmaterial als Filter zu benutzen war für mich keine Option.
viewtopic.php?p=156393#p156393
Ein Netzfilter überzeugte da mehr.
Grüße
Hans-Martin

P.S. Mein Trenntrafotest liegt 10 Jahre zurück, erstmals hier erwähnt, ich habe alles wieder verkauft, was nicht überzeugte. R-Core war nicht im Test, Bedingung waren 4 x 115V Wicklungen und bereits eingespielt, also ebay...
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luebeck
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Beitrag von luebeck »

Hallo Hans-Martin,
vielen Dank für die interessanten Links!
Da gibt es einiges zu verdauen.
Seit gestern befindet sich einer der kapazitätsarmen 1kW-Topaz-Trenntrafos im Zulauf zu mir.
Bin gespannt auf seine Werte und wie lange er bei mir bleiben darf...
Schöne Grüße
Günter
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luebeck
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Beitrag von luebeck »

Ein freundliches Hallo an alle Trafo-Interessierten!
Der oben erwähnte 1kw-Topaz-Trafo hatte einen gewissen Effekt und dämpfte Netzstörungen oberhalb von ca. 3 khz, so richtig gut aber erst oberhalb von 5khz und bei Belastung, z.B. 700W.
Da scheint das Kernmaterial einen Einfluß zu haben.
Da der 12kg-Bursche auch noch leichte Brummgeräusche machte, mußte er wieder gehen.
Zu meiner Meßtechnik: ich erfasse die Netz- und Trafoausgangsspannungen mit einem batteriebetriebenen Korg-Recorder MR2 in 24/192, natürlich mit passendem Spannungsteiler. Nach Pegelangleichung in Adobe Audition schaue ich mir das Störspektrum mit dem RightMark Audio Analyzer 6.4.1 an und mache davon Screenshots. Eigentlich ergibt sich immer ein ähnliches Bild mit dem 50hz-Peak, den Oberwellen und Störnebel neben einigen Störpeaks des Recorders. Allerdings schwankt das Bild abhängig von Tageszeit und Standort. Die Messungen sind also immer nur im direkten Vergleich aussagekräftig.
Die R-Cores finde ich ziemlich interessant, weil diese eine relativ geringe Kapazität zwischen Primär- und Sekundärseite haben (können).
Habe so einige davon vermessen und konnte an einem Exemplar feststellen, daß ein Schirm am besten wirkt, wenn ich ihn sekundärseitig auf Ground lege.
Da dieser Schirm aber regelmäßig gelb-grün gekennzeichnet ist, gehört der auf PE und nicht irgendwo in den Niederspannungsbereich.
Habe deshalb mit dem hier schon öfter erwähnten Anbieter sn6868 vereinbart, mir einen speziellen R-Core zu bauen:
Die Netzwicklung auf einen Schenkel mit Schirm drüber mit Kabel gelb-grün, die Sekundärwicklung mit einem zusätzlichen Schirm.
Der mit ZeroZone beschriftete Trafo kam nach 4 Wochen an und hat nicht begeistert:
die beiden Schirme waren verbunden und die Kapazitäten Primär/Sekundär im bisher bekannten Bereich von 60-80pF.
Glücklicherweise kann man mit sn6868 in Englisch kommunizieren und mir wurde erlaubt den Trafo zu öffnen und ggf. die Verbindung der Schirme zu trennen.
Die Öffnung ergab, daß die Primärwicklung wie üblich auf beiden Schenkeln verteilt war, mit einem oder zwei Schirmen darüber.
Also abweichend von der Spezifikation und der Verkäufer ersetzte mir den Kaufpreis.
Ich habe dann nachgefragt, ob meine Wunschversion nicht doch realisierbar wäre.
Ja, hätte aber Nachteile: höhere Verluste, stärkeres Streufeld.
Wollte ich akzeptieren und habe vorgeschlagen, zur Kompensation 10% mehr Wicklung zu spendieren.
Das gehe, aber nur mit dem nächst größeren Kern, also R30 statt dem für 30W üblichen R20er Kern.
Kostet 12$ extra und ich habe so ein Teil bestellt:
Prmär 230V, Sekundär 2 X 6V, je 15W.
Diese Woche kam der Trafo an und ich kann direkt mit der Normalversion vergleichen.
Die Kapazität Primär/Sekundär lag bei 30pF. Also hat die Trennung Primär/Sekundär schon mal geklappt.
Interessant sind die gemessenen Daten der Primärwicklung: 112 Ohm und >20 Henry beim R20, 58 Ohm und nur 4,3 Henry beim R30.
Kann dies durch 10% mehr Wicklung und den größeren Kern erklärt werden? Ich befürchte, da hätten ein paar Windungen drauf gemußt.
Die Verluste im Leerlauf sind 0,25W bei R20, 0,44W beim R30, gemessen mit einem einfachen Stromkostenmeßgerät GT-PM-07.
Habe beide Trafos Belastungstests unterworfen mit 3,1 Ohm und 6,2 Ohm je 6V-Sekundärwicklung. Sind ca. 18W bei 3,1 Ohm.
Dabei geht die Spannung beim R20 auf 5,47V zurück entsprechend 19,3W, beim R30 auf 5,2V entsprechend 17,5W.
Die Leistungsaufnahme war dabei 22,4W und 21,2W, entsprechend einer Verlustleistung von 3,1W bzw. 3,75W oder 16 bzw. 20% der abgegebenen Leistung.
Beim Belastungstest war der R20 still, beim R30 war minimales Brummen zu hören.
Nun zum Thema Störunterdrückung.
Ich habe die Trafo-Bestigungswinkel und den Schirm um die Primärwicklung auf PE gelegt, beim R30 Sekundärschirm auf 0 meines Recorders.
Die 6V mit 10k/1k runtergeteilt und mit der oben angegebenen Belastung R20 und R30 verglichen.
Da die Netzqualität schwankt, muß man solch einen Vergleich immer Zeitnah machen.
Der R30 ist eindeutig besser, was die Störunterdrückung angeht, unabhängig von der Last.
Allerdings auch unabhängig davon, ob der Sekundärschirm angeschlossen war oder nicht. Das werde ich noch einmal überprüfen.
Hier die beiden Prüflinge, den zur Untersuchung geöffneten R20 habe ich notdürftig geschlossen.
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Und hier das Störspektrum von R20 und R30:
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Ob diese meßtechnisch deutlichen Unterschiede zu hören sein werden?
Ich glaube, daß insbesondere Digitalgeräte davon profitieren können.
Bin auf Eure Kommentare gespannt!
Günter
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