Restaurierung eines Pärchens BM 3

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hansp
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Restaurierung eines Pärchens BM 3

Beitrag von hansp »

Hallo!
nachdem mir schon Ralf Mut gemacht hat, habe ich jetzt angefangen, meine Antiquitätenpärchen-BM3 ( Serie: 3.16XX EV4 ) zum Spielen zu bringen. Einen nicht ganz zutreffenden Schaltplan gibt es bei hifiengine https://www.hifiengine.com/ unter Backes und ( and,& probieren ) Mueller
( kein ü in der enlischen Suchfunktion verwenden !) oder Elektrotanya. Z.B. das u.g. Boucherot ist dort nicht vermerkt.
Die eine Box hatte hochtonfrequente Schwingungen des Tief/Mitteltöner-Zweigs. Ein Boucherot-Glied nach der Tieftöner 1-Endstufe mit der etwas ungewöhnlichen Konfiguration Elko 4,7 µF und 4,7 Ohm zeigte dabei am 4,7 Ohm- Keramik-Widerstand Überhitzung und der danebenstehende Elko Kokelspuren, kein Wunder, da die ca. 9.000 Hz recht heftig über diese Kombination abflossen. Ansonsten habe ich alle Roederstein Elkos, fast alle Tantal-Elkos und die Siebelkos der +/- 15 V getauscht. Die 10.000 µF Netzteilelkos waren nach Kapazität- und ESR -Messungen noch OK. Wie im Forum schon beschrieben sind es eher die kleineren Röderstein-Elkos die starken Kapazitätsabfall oder Zeichen des Leakings aufweisen. Wenn man die Teile zum Messen schon mal außen hat, kann man sie auch gleich ersetzen, zumal die Hüllen oft recht rissig sind und kleinere Ausblühungen zeigen.
Die TT/MT-Frequenzen verschwanden auch mal plötzlich vor der Aufholstufe und nach der Frequenzweiche. Nach dem Tausch der Transistoren der Aufholstufe vor der Komparatorstufe des eigentlichen Signals mit den Ausgangsimpulsen der Tief/Mittelton -Endverstärker war der Zweig wieder "durchgängig". Vermutlich lag das aber gar nicht an den Halbleitern, da diese lt. Transistortester alle OK waren. Kalte Lötstellen? Die hochfrequenten Schwingungen verschwanden im Zuge der Austauschmaßnahmen. Einen "rauchenden Colt" kann ich leider nicht direkt vorweisen.

So, und jetzt zu meinen Fragen:
Ich würde mir gerne auch die Elkos auf der Platine am Hochtöner ( mit rechteckigem Abdeckgitter vor der Kalotte ) näher ansehen und vermutlich tauschen. Darf man die 3 Muttern auf den Gewindebolzen, die die runde Abdeckkappe auf der Rückseite halten , also auf dem Mageneten sitzend , einfach aufschrauben, um an diese kleine Platine zu kommen?
Ich denke es geht, bin mir aber nicht sicher, ob nicht doch der ganze Hochtöner dann dezenrtiert ist. Das will ich mir dann doch nicht antuen.
Da jetzt die eine Box jetzt spielt, wäre auch das Problem der Justierung anzugehen. Gibt es eine Anleitung dafür. Z.B. wie funktioniert der 0-Abgleich des Tiefton-Zweiges? Wie findet man die richtige Balance zwischen den beiden Tieftönern? Wie lässt sich das richtige Gegenkopplungsverhältnis finden? Jetzt habe ich halt die Potis so eingestellt, dass halbwegs Bass da ist und der Regelkreis der TT´s nicht schwingt.
Nur beim Einschalten gibt es unangenehmes kurzeitiges tieffrequentes Schwingen vonca. 0,5 sec Dauer und etwas Ploppen.
Der Hochtöner ist etwas vorlaut und die Mitten sind etwas unterbelichtet. Um den Klang mit ausgebautem Verstärkermodul etwas besser beurteilen zu können, will ich mir eine MDF-Platte besorgen, die das Gehäuse abdichtet bei abgenommener Elektronik.


Im Gegensatz zu der Lagezeichnung verschiedener Bauteile und Funktionen auf der Steuerplatine, die im hifiengine-Plan zu finden ist, ( BM3 mit EV4 ab Serien-Nr. 3.1203 ) sind die Pegelsteller für HT und TT auf einer extra-Frequenzweichenplatine. Auch der
HT-Gegenkopplungsregler ist wohl durch eine Festwiderstandkombination ersetzt. Dann gibt es noch einen Regler, der lt. Plan auf den Namen "HT res " hört, von dem ich aber auch nicht weiß, was er einstellt und wie dessen richtige Position zu finden ist. Auf der kleinen o.g. Hochtönerplatine sitzt ebenfalls ein Poti mit mir unbekannter Funktion.

Noch 3 Rätsel: in den Schaltplan sind per Hand Kopplungselkos für dieTiefton-EV4´s eingezeichnet mit 100 µF für TT1-EV4 und 47 µF für TT 2-EV4 ( beides bipolar ). Eingebaut sind aber original 10 µF und 4,7 µF.
Daneben gibt es einen zustzlich eingezeichneten bipol. Elko vom Gate des MOSFETs der Stummschaltung des TT2-EV4-Moduls gegen Masse ( MOSFET = 2N5461) , habe ich noch nicht ausprobiert. Verlängert dieser evtl. die Stummschaltungsdauer nach dem Einschalten?

Das sind jetzt eine ganze Menge Fragen, aber vielleicht kann mir jemand auch Tipps nur zu Teilbereichen geben?
das Wichtigste zum Weiterlöten und Schrauben wäre die Frage nach dem Abnehmen der rückwärtigen Hochtönerabdeckung.

Das wäre natürlich toll!

mit vielen Grüßen

hansp
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bob_lage
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Beitrag von bob_lage »

Hallo Hans,

ich habe vor einigen Monaten auch ein Paar BM3 revidiert. Beide Boxen haben gequiekt. Ich habe alle Elkos getauscht und die Boxen funktionieren wieder.

Allerdings ist der Klang wie bei Dir: Die Höhen sind etwas zu prägnant und der Klang ist etwas grundtonschwach.

Meine BM3 Schaltung entspricht der Schaltung von Hifiengine, auch die Potis sind an den richtigen Stellen.

Ich werde in Kürze nochmal Einstellungen mit Arta und Meßmikro vornehmen. Falls Du Erkenntnisse gewinnst, bin ich auch interessiert.

Die Hochtöner habe ich nicht zerlegt, die Elkos auf der Platine so gelassen.

Beste Grüße

Thomas
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bob_lage
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Beitrag von bob_lage »

Hallo Hans,

hier mal ein Bild meiner Potis inkl. derzeitiger Einstellung:

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Grüße

Thomas
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hansp
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Dank für das Bild!

Beitrag von hansp »

Hallo Thomas,,
Vielen Dank für das Bild! Hier schaut diese Ecke etwas anders aus.
Zwar habe ich bei meiner Version der BM3 auch diese Ecke der Steuerplatine aufgenommen, jedoch komme ich mt dem Upload nicht ganz klar. Upload.de will noch Anerkennung der Datenschutzrichtlinien von mir, ich kann aber kein Eingabefeld finden!

Bei meiner Version sind der Regler TT sym., TT GK und TT Go, wahrscheinlich der TT Null-Abgleich am Differenzverstärker ( habe keine Ahnung wie das geht ).
Dann fehlt bei mir der HT GK, HT res ist auch hier da, HT Und TT Pegel sind auf einer Extraplatine parallel zur Steuerplatine auf der anderen Seite der Grundplatine .
Ich habe jetzt 100µF zusäzlich als Eingangskapazität zu dem 10µF des TT1 EV4gelegt. Eine extreme Steigerung der Bässe ist nicht gerade eingetreten, allerdings habe ich auch nicht den TT2 -EV4 mit 47 µF ausgerüstet. Einen Versuch ist es wert.

Noch einen schönen Adend!

Hans
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hansp
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Restaurierung eines Pärchens BM3

Beitrag von hansp »

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Hallo liebe Aktiv-Hoerer,
jetzt bin ich ein Stück weiter mit der Bearbeitung des BM3-Pärchens, Serien-Nr. 3.1683 und 3.1684, die zwei sollten eigentlich identisch sein, aber s.u...
Ich hatte von Winfried, Ralph und Thomas wertvolle Tipps erhalten! Vielen Dank allerseits!
Entscheidend für die vorläufige Wiederinbetriebsetzung war wohl das großflächige Tauschen der Elkos bis auf die Hochvolt-Elkos und die 10.000µF Siebelkos, da sich diese in Bezug auf die Kapazität und ESR als eigentlich ganz gut entpuppten. Vielleicht sind diese etwas später für einen Tausch dran. Einige rotbraune Roedersteins der Werte bis 10 µF hatten nur noch 10% der angegebenen Kapazität, manche zeigten scheinbar eine Verdoppelung der Werte ( ich vermute einen Leckstrom ) oder hatten einen relativ hohen ESR von ca. 100 Ohm. Die Roedersteins mit höheren Werten schinen OK, aber wenn man sie schon mal draußen hat, ersetzt man lieber. Die Tantal-Elkos waren messtechnisch zwar auch OK, aber auch hier galt: wenn man schon, dann...
Die signalführenden Elkos wurden, soweit es sich um die Werte 4,7 und 10 µF handelt durch Folien-Cs ersetzt.
Im langen, wohl wechselvollen Leben der BM3s scheint der Hochtöner ( HT) der 1684er getauscht worden zu sein. Die eckige Frontabdeckung haben beide Varianten gleich. Aber nachdem ich problemlos die "Dosenabdeckung" der Platine auf der Rückseite der HT entfernt hatte, zeigte sich, dass unterschiedliche Schaltungen verbaut sind und auch die HT-Chassis Unterschiede aufwiesen.
Die linke, bläuliche Platine dieser I>U-Wandler ( s. Bilder) scheint das neuere Modell mit einer aufwändigeren Schaltung zu sein. Möglicherweise stammt sie auch von einer BM6 oder einer höheren BM als Transplantat ab. An dieser Platine befindet sich noch ein Käbelchen mit Öse, das an der Masse der Platine angelötet ist. Die Öse wird auf den Gewindebolzen nach der Platinenmontage aufgesetzt und dient wohl zur sicheren Verbindung der Bolzen bzw. des ganzen HT-Korpus mit der Masse. Hier sind die Bolzen elektrisch mit dem Magneten und dem Metallkorb verbunden.

Die hellere, grünliche und einfacher bestückte Platine ist wohl original. Anscheinend sind die Platinenformen und der Masseanschluss für die Chassis in etwa "spiegelsymmetisch", natürlich nicht die Schaltungen.
Die weiteren Bilder zeigen die Chassisrückseiten nach Demontage der Platinen. ( Achtung: für BM-Anfänger wie mich: den blanken Draht vom Chassis, der mittig durch die Platine geführt ist, vorsichtig ablöten. Gilt für beide Varianten.)
Das Chassis mit der rotbraunen, etwas größeren Pertinax-Platte gehört zur neueren Platine. Man sieht den blanken Mitteldraht, der dann auch das Signal plus Gegenkopplungs Korrektursignal führt. Der schwarze, isolierte Draht beschaltet die Einheit aus Membran, Sensorgitter und Masseschirm. Genaueres ist mir nicht bekannt. Dieser Draht darf und muss auch nicht irgendwie von außen beschaltet werden. Unten, vor dem Magneten sitzt noch der Anschluss für die Zuleitung von der Endverstärkerplatine und dem Hochspannungsanschluss ( 280 V).

Das ältere, hellere HT-Modell zeigt neben diesen o.g. Anschlüssen und Käbelchen noch ein weiteres, isoliertes Drähtchen, das seinen unteren Ursprung zwischen dem Alu-Ring und der gelbverzinkten Eisenplatte auf dem Magneten hat. Ich vermute nach meinen Messungen, dass konstruktiv im Gegensatz zu der neueren Version keine elektrische Verbindung zwischen den Gewindebolzen auf der einen Seite und andererseits dem Alu-Ring und dem übrigen Korb besteht. Es wird also durch dieses sensible Drähtchen der Massekontakt hergestellt.
Dieses wirklich sehr empfindliche Käbelchen wird vor der Platinenmontage auf die Mutter auf dem Abstandshalter gesetzt, damit es dann guten Massekontakt mit dem Gewindebolzen und dem Massepunkt der Platine hat.
Bei den beiden anderen Gewindebolzen sind die Muttern unter den Abstandsröhrchen direkt auf die Pertinax-Platte geschraubt. Somit haben alle Mutter/Abstandsröhrchenkombinationen die gleiche Höhe.

Mein Problem ist jetzt, dass sich im Stereobetrieb die beiden Konstruktionen klanglich unterscheiden könnten. Auch kann die neuere Platine durch eine kleine Modifikation so beschaltet werden, dass der HT etwas weniger "aufdringlich" klingt, bzw. wohl Resonazen bedämpft werden.
( Tipp von Winfried: Serielle Kombination von 120 kOhm und 220 pF von invertierendem Eingang des IC 1 des Dual-Op NE5532 zu dessen
Ausgang ( Pin 1 zu Pin 2). IMHO ein Tiefpass, der ab ca. 6kHz absenkt???

Das 2. HT-Chassis mit der kleineren, heller Pertinax-Platte hat diese Möglichkeit nicht so ohne Weiteres. Bzw. ich kenne dafür noch keine Beschaltungsmöglichkeit der dort vorliegenden Elektronik ( wahrscheinlich ein zweistufiger diskreter Verstärker, der vom Eingangs-FET das Signal aufnimmt.) Falls jemand einen Tipp hat, wie man den älteren HT etwas zähmen kann, also analog, ohne weitere Elektronik von außen, wäre ich recht dankbar.
Auch für den Fall, dass jemand eine "neuere" Platine, gerne auch defekt, übrig hat, könnten wir uns einigen.
Weitere Baustellen sind die Einstellungen der Offset-Spannungen und der Ruheströme der drei Endstufen, einmal mechanisch, man kommt ja nirgends bei den eng beieinanderstehenden Platinen hin und zum anderen komme ich nur bei der HT-Endsufe auf die üblichen 15 mV zwischen den Pins auf der Grundplatine. Die anderen Endstufen wollen nicht unter 50-60 mV gehen. Die Transistoren messen sich alle gut und auch die Kondensatoren auf den Einschüben sind ja alle getauscht.

Ach ja, bei der Wiederinbetriebnahme der ..84 ( neuerer HT) schwang sich der HT-Zweig im Ultraschallbereich auf, fiel erst duch das Oszi-Bild auf, Vorsicht, da das Teil mit voller Amplitude schwang, falls die Membran hier noch folgen konnte, sind die Fledermäuse im weiteren Umkreis geweckt worden. Ließ sich mit dem Poti auf der HT-Platine wieder einfangen, das Schwingen, nicht die Fledermäuse.

Hans
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skyfox
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Beitrag von skyfox »

Hallo,

Ich bin gerade dabei zwei BM3 zu restaurieren.
kann mir jemand sagen welches Poti fuer was zuständig ist? Hab leider keine Schaltungsunterlagen,
und Hifiengine läßt keinen neuen User registrieren.
Vielen Dank schon mal alle die mir weiterhelfen können.
Gruß
Michael
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Hallo Michael,

wahrscheinlich kann ich aushelfen, falls Du Interesse hast per PN bzw. besser dann eMail. Als erstes rate ich die Potis samt und sonders durch gekapselte Mehrgang-Spindeltypen zu ersetzen, damit ist die Einstellerei signifikant weniger diffizil. Aber dazu können wir dann ggf. noch kommen.

Grüße,
Winfried
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