Moni DXT - Mini-Aktiv-Monitor m. Seas DXT + TangBand W4 1720

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Sathimas
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Moni DXT - Mini-Aktiv-Monitor m. Seas DXT + TangBand W4 1720

Beitrag von Sathimas »

Hallo zusammen,

hier im aktiven Bauhaus gab es ja schon allerhand ... Eine komplett dokumentierte echte Eigenentwicklung von Null an habe ich aber noch nicht gesehen und mir gedacht, da kann ich doch Abhilfe schaffen :mrgreen:

Hier nun also die Moni!

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Foto von Holger Barske, entstanden in den Räumen von Klang und Ton im Rahmen des DIY-Lautsprecher-Contests des IGDH e.V.

Mein Ziel war es einen wirklich kompakten Mini-Monitor zu bauen, der ohne Subwoofer auskommt und mit einem sauberen Abstrahlverhalten aufwarten kann.

Die Zutaten:
1.Hochtöner: Seas 27TBCD/GB-DXT - bekannt aus z.B. der Grimm LS1 oder Kii three
2. Tieftöner: Tang Band W4 1720 - 12cm Tieftöner mit Unterhangschwingspule und reichlich Hubreserve
- wohnt in nicht ganz 6l Nettovolumen, tiefe BR-Abstimmung um 45 Hz
3. MiniDSP 2x4 HD als Frequenzweiche, optional auch DDRC24 mit Dirac vorhanden
4. Antrieb: B&O 50ASX2 Endstufen- Module, verbaut in kleinem Extra-Gehäuse

Das Gehäuse habe ich so schmal wie möglich ausgelegt, insbesondere da der Hochtöner eben entweder eine breite oder "gar keine" Schallwand sehen möchte. Häufig werden nun aktuell schräge Fasen eingesetzt, die aber für den handwerklich weniger versierten Selbstbauer nicht ganz so leicht herzustellen sind. Daher habe ich ringsum einfach großzügig mit dem 45° Fasenfräser gearbeitet und so nur wenig Schallwand links und rechts vom Hochtöner.

Als Grundlage der Frequenzweichenentwicklung dienen zahlreiche unbeschaltete Messungen der Chassis im Gehäuse - genauer gesagt für jedes Chassis von 0° bis 90°in 10 Grad Schritten in einem Abstand von ca 60cm. Zusätzlich braucht man den Nahfeldfrequenzgang des Tieftöners und des Bass-Reflexrohres.

Mit all diesen Daten (und nach noch ein paar Zwischenschritten, auf die ich hier nur bei konkretem Interesse eingehen will) füttert man dann das Simulationsprogamm "VituixCAD" - eine sehr mächtige Freeware, die es ermöglicht bereits während der Weichenentwicklung die Abstrahlung und insbesondere den Energiefrequenzgang im Auge zu behalten.

Hier kann man nun "ganz einfach" entsprechende Filter hintereinander reihen um so Schritt für Schritt die Chassis zu entzerren, eine passende Trennfrequenz und damit auch passende Flankensteilheiten zu finden. Das verwendete DSP kann man in VituixCAD angeben, so dass man problemlos alle Parameter direkt aus der Simulation kopieren kann und sich Simu und gemessene Wahrheit zu 99% decken.

In meinem Fall sorgt selbst die minimale noch stehende Schallwand für Störungen auf Achse - unter 20° lässt sich jedoch mit nur einem einzigen Filter ein linearer Frequenzgang für den Hochtöner erreichen, weshalb das mein Referenzwinkel ist. Nach zahlreichen Versuchen der Simulation und natürlich auch entsprechenden Hörtests bin ich bei einer Trennung bei 2,5Kz mit LR24 gelandet. Hiermit stellt sich ein nahezu idealer Energiefrequenzgang ein, über alle Winkel gibt es keine schlimmen Ausreißer, das Abstrahlverhalten ist sauber.

Hier nun noch ein paar Bilder, zunächst Messkram:

Tieftöner Nahfeld:
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BR-Rohr Nahfeld:
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Die Nahfeldmessung wird nun mittels eines VituixCAD-internen Tools noch um den Baffle-Step ergänzt und dann mit der BR-Messung zusammengeführt:
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Es folgen die "Fernfeldmessungen", also in 60cm Abstand mit entsprechender Fensterung um die Einflüsse des Raumes auszublenden:
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Die Messungen auf Distanz des Hochtöners kann man so verwenden, die Fern-Messungen des Tieftöners werden noch mit den gefügten Nahfeldmessungen verbunden, das geht auch mit ein paar Mausklicks.

Hier nun die finale Version der Weiche, dargestellt in VituixCAD:
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Wie bei der Grimm LS1 habe ich hier mittels FIR-Filtern noch die Phasen-Drehungen von BR-Port und der Hoch-und Tiefpassfilter korrigiert.

Und wie klingt die Kleine? :mrgreen:
Wie eine Große, immerhin geht das Bass dank Aktivweiche bis 50Hz linear runter.

Soweit erstmal - :cheers:
Gruß
Sathimas
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Hallo Matthias,

vielen Dank für Deine ausführliche und inspirierende Moni-Dokumentation und Gratulation zur erfolgreichen Realisierung!
Ja, sowas hat uns hier noch gefehlt! :wink: :cheers:

VirtuixCAD würde mich für mein eigenes Projekt interessieren. Wie aufwendig ist da eine Einarbeitung?

Viel Spaß mit Moni!
Grüße,
Winfried

4786
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Sathimas
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Beitrag von Sathimas »

Hallo Winfried,

es gibt auf der Internetseite eine sehr umfangreiche Anleitung, auch für die Erstellung korrekter Ausgangsdaten/Messungen hat der Kollege umfangreiche Beschreibungen online.

https://kimmosaunisto.net/Software/Soft ... HowToStart

Du könntest dich zusätzlich an einem meiner Entwicklungsthreads im DIY-Hifi-Forum orientieren, wo ich die Einzelschritte auch dokumentiert habe.

Ein paar Stolperfallen gibt es, die lauern aber nur bei der Anlage der Ausgangsdaten (Nah/Fernfeld/Diffraction...)

Gruß
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Daihedz
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Beitrag von Daihedz »

Hallo Matthias

Ich finde den Seas DXT einen der preiswertensten Hochtöner am Markt, und habe auch schon mit Freude damit experimentiert. Dein Design mit diesem Hochtöner ist sicherlich straightforward, ist jedoch noch nicht ganz ausgereizt und weist deshalb noch Perfektionspotenzial auf: Schau Dir zur Illustration dessen, was ich damit meine, mal dasda an ...
https://www.speakerdesign.net/seas/twee ... eeter.html

Falls Du in diesem Sinne das wirklich Beste aus diesem Tweeter herausholen möchtest, dann solltest Du noch
1. die Vertiefungen innerhalb der Waveguide ausebnen (völlig unverständlich für mich, warum Seas sowas unfertiges ausliefert???). Dazu eignet sich z.B. Kerzenwachs, Acryl-/ oder Silikonspachtel oder gefülltes Epoxyharz in Abhängigkeit Deiner Persönlichkeit ...
2. zur Befestigung des Hochtöners in der Schallwand besser Schrauben mit eigens auf ca. 1.5mm Materialstärke dünn-flachgefeilten Köpfen verwenden, statt Deiner vorstehenden Zylinderköpfe
und
3. den Übergang von der DXT-Frontplatte zur Schallwand noch pflegen, resp. ausebnen. Ziel: Keine kleine Rinne mehr, keine Mikrostufe mehr, sondern was wirklich kontinuierliches.

Mit diesen drei billigen, einfachen, kleinen Massnahmen stellst Du sicher, dass die sich von der Kalotte aus ausbreitende Druckwelle ohne frühe Brechungen an Unregelmässigkeiten/Hindernissen entwicklen kann. Lohnt sich zur Vermeidung von frühen Reflexionen/Störungen!

KommittéeFürHindernisfreiesBauen-Grüsse
Simon
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Sathimas
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Beitrag von Sathimas »

Danke für deine Anregungen, Simon.

Flache Schrauben sind schon im Zulauf, die "Löcher" direkt an der Kalotte bekomme ich nicht ausreichend "schön" zu, daher bleibt das so.

Die Mikrofuge zum HT könnte ich irgendwie verfüllen, mal sehen.

Gruß
Matthias
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Daihedz
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Beitrag von Daihedz »

Hallo Matthias
Sathimas hat geschrieben: 24.11.2019, 19:20... die "Löcher" direkt an der Kalotte bekomme ich nicht ausreichend "schön" zu, daher bleibt das so...
Das Befriedigende am Selbstbau liegt u.a. im Umstand, dass die Prioritäten frei wählbar sind. Offenbar gibts Du im Kompromiss Schönheit vs. Funktionalität Deiner Ästhetik den Vorrang. Das ist gut so.

Ich denke da anders. Ein Lautsprecher soll weniger "schönes" Ausstellungsobjekt sein als vielmehr ein Instrument, welches für Audio optimiert ist. Und in dieser meiner Optik wären Löcher und Diskontinuitäten, ausgerechnet dort, wo der Schalldruck am höchsten ist, nicht nur für die Schallwellen, sondern auch für mein "technisches Auge" nichts "Schönes".

Moltofile Grüsse
Simon
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freezebox
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Beitrag von freezebox »

Hallo Simon,

interessanter link für den DXT... Da jucken so manchem Kii Three Besitzer bestimmt die Finger, wenn da diese Garantie nicht wäre - welch glückliche Lage für alle Selbstbauer von DXT-Mon bis DUO-DXT! :D

Und Matthias, vielen Dank für Deinen ausführlichen und höchst interessanten Bericht - das tut diesem Forum sehr gut, dessen aktiver Selbstbau- und Bastelanteil leider zusehens verkümmert.

Viele Grüße,
Jörn
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