Daten-induzierter Jitter

Kienberg
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Beitrag von Kienberg »

Ralf Koschnicke hat geschrieben: Dann könnte der BIg Ben vielleicht auch das ultimative Audiointerface sein, zumal er sogar 192kHz Doublewire ausgeben kann. Ich bin sehr gespannt.
Hallo Ralf,

bin auch auf Deine Höreindrücke zum Big Ben sehr gespannt, vielleicht finden wir doch noch die ideale Maschine zum Abhören Deiner tollen Files.

Gibt's denn schon wieder neue Einspielungen, die 6. Mahler hat ja die Messlatte sehr hoch gesetzt.
Plauder doch mal ein wenig "aus dem Nähkästchen" :cheers:

Gruss Sigi
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Ich bitte um Vorsicht !!

Es macht Sinn sich schon mal das Manual vom Big Ben bei Apogee anzuschauen.

Das Gerät kann zwar Takt bis 192 k erzeugen. Meiner Kenntnis nach schluckt es aber nicht solch hohe Frequenzen als Jitterkiller. 44.1 und 48 kHz sind sowieso problemlos. Für 88.2 und 96 kHz benutzt der Big Ben dann 2 Ein/Ausgänge. So oder so ähnlich.

Ich selbst spiel CDs nach wie vor mit 44.1 kHz (SAT, DVD 48 kHz) und so hab ich keinerlei Probleme.

@Ralf: kanst Du das nochmal genau beim Vertrieb eruieren und berichten ? :cheers:

Uli
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Ralf Koschnicke
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Beitrag von Ralf Koschnicke »

Ja, das werde ich als erstes beim Vertrieb Abklären. Wie gesagt, laut Handbuch zur X-Firewire card auf der Homepage von Apogee kann die Firewire card mit Big Ben nur 96k, dann aber gleich 4 Kanäle. Die Datenrate für 192k sollte also kein Problem darstellen. Das Dokument ist aber 4 Jahre alt und heutzutage ist ja kein Gerät mehr fertig entwickelt, sprich es gibt immer mal neue Firmware. Das ist bei meinen AD/DA16X möglich, so dann bestimmt auch beim Big Ben und da besteht ja vielleicht Hoffnung, dass 192k inzwischen geht. Bei den AD16X ist auch 192k NO angegeben, owohl die 192k sonst sehr gut verarbeiten und neulich wollte mir jemand absolut sicher versichern, dass die Firewirekarte im DA16X auch 192k versteht. Also es hilft nur der Vertrieb, wir müssen uns bis Dienstag gedulden...

Grüße
Ralf
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Ralf Koschnicke
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Beitrag von Ralf Koschnicke »

Hallo zusammen,
nur kurz ein Zwischenbericht: Wenn ich es zeitlich schaffe, hole ich mir morgen einen Big Ben. Heute habe ich mit Mega Audio telefoniert. Die Info aus dem Handbuch ist, wie ich vermutet habe, veraltet, aber leider in die falsche Richtung. Die Firwire-Karte funktioniert garnicht mit Big Ben; wäre auch zu schön gewesen ...
Dennoch, wenn das "Dejittern" gut funktioniert, wäre ja prinzipiell selbst das billigste Interface als Zuspieler brauchbar, solange es bitgenau arbeitet. Ich werde berichten ...

Grüße
Ralf
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Ralf Koschnicke
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Beitrag von Ralf Koschnicke »

Hallo zusammen,
also ich habe nun einen Big Ben in Betrieb, und kann nur sagen: Hoch interessant!!!
Übers Wochenende werde ich noch ein paar Dinge systematisch austesten, das Entjittern eines Stereosignals macht sich aber auf jeden Fall deutlich qualitätssteigernd bemerkbar und die DA-Qualität scheint nun auch wirklich von der Rechnerinfrastruktur unabhängig (wenn die richtigen Bits wiedergegeben werden natürlich). Ich sehe das nun als endgültige Bestätigung, dass - wie auch immer - die Audioausgabe vom Rechner tatsächlich irgeneine Art Jitter in Abhängigkeit der Vorgänge im Rechner aufgedrückt bekommt.
Mit Big Ben zusammen habe ich nun ein richtig gutes Stereowiedergabesetup gefunden. Wie gesagt, wenn ich nochmal Zeit für ein paar systematische Überprüfungen gefunden habe, mehr dazu...

Grüße,
Ralf
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Ralf,

super, bin gespannt auf weiter Ergebnisse!

Viele Grüße
Gert
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Ralf,

prima. Freut mich wenn der Tip für Dich positive Ergebnisse gebracht hat. Ich möcht meinen Big Ben nicht mehr hergeben. Bin ebenfalls gespannt auf den Bericht über die systematischen Tests.

Grüsse

Uli
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Ralf Koschnicke
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Beitrag von Ralf Koschnicke »

Erst einmal herzlichen Dank für den Tipp an Uli :cheers:
Das Gerät ist gekauft. Wirklich toll. Den Verdacht habe ich schon lange, und nun habe ich die Bestätigung: Die richtige Taktung ist besonders bei hohen Abtastraten extrem wichtig und mehr klangentscheidend als beispielsweise die Wahl zwischen 96 und 192kHz und ab einem gewissen Niveau auch die Wandlerqualität selbst.

Ich habe heute den ganzen Tag gestestet. Der wichtigste Test für Stereoanwendungen sah wie folgt aus:

1. Quelle ist analoges Mischpult mit Mischung aus 24 bei 96kHz aufgenommenen Mikrofonkanälen auf Stereo (DA Wandler der Einzelspuren größtenteils APOGEE DA16X),
2. Summe wird digitalisiert mit APOGEE AD16X bei 192kHz und geht zu Masterrechner mit RME AES32 AES/EBU-Karte
3a. Signal geht von dort per Double Wire zu APOGEE MiniDAC
3b. Signal geht von dort per Single Wire oder Double Wire (nun egal) zu APOGEE Big Ben und dann wieder per Double Wire zu MiniDAC

Anmerkung zu 1.: Normalerweise beutze ich für solche Tests ein paar besonders gute LPs als reproduzierbare Analogquelle, z.B. eine Spezialausführung von Dave Brubecks "Time Out" als 45UPM single sided, aber das Qualitätsniveau ist bei diesem Test doch schon so hoch, dass ich damit nicht mehr so gut unterscheiden konnte. Das aktuelle eigene Projekt am Mischpult war dann anspruchsvoller.
Anmerkung zu 2.: Ich habe nur 192kHz getestet. Auch wenn der Gewinn von 96 zu 192 bei weitem nicht mehr so groß wie bei 44,1/48 zu 96 ist, so ist das doch stets noch ein Quentchen besser.

Ergebnisse 3a: Hier hört man sehr schön, wie das Ergebnis am Ende der ADDA-Strecke zwar dicht bei der direkt abgehörten Stereosumme ist, aber doch nicht ganz identisch. Interessant ist aber, dass das per Wavelab aufgenommene Signal, dort abgespielt - obwohl bitgenau - bei weitem nicht wie der Pultausgang direkt klingt. Auf einer Skala von 1-10 würde ich ADDA im Direktdurchgang eine 9 geben und mit Aufnehmen/Abspielen eine 7. Die Musik verliert deutlich Zusammenhalt, wirkt weniger dynamisch und lebendig, Breite des Raums schwindet, Durchsichtigkeit leidet, klingt leicht granuliert.

Ergebnisse 3b: ADDA-Strecke und Pultausgang sind fast nicht mehr zu unterscheiden. Vor allem der etwas verrückte Unterschied zwischen direkt durchgeschliffenem Signal und aufgenommenem verschwindet. Für beides eine 9,95. Ein Unterschied von einem Hauch bleibt, aber ich habe mal die Kabel, die beim ADDA Weg analog im Weg sind, direkt ohne Wandler gebrückt. Das zusammen mit dem anderen Abhörpunkt an der Abhörmatrix macht auch schon einen Unterschied aus; auch ohne ADDA. So in dieser Größenordnung ist nun dank BigBen der Unterschied zwischen analoger Mischung direkt und der mit 192kHz digitalisierten Mischung.
Ich dachte schon, dass ich mich doch nochmal nach einem besseren Mastering ADDA umschauen sollte. Jetzt hat sich aber gezeigt, das der AD16X wirklich top ist, der DA-seitige Jitter ist entscheidender.


Ich muss jetzt leider weg, Teil 2 folgt morgen. Ich bin noch etlichen sehr interessanten Phänomenen auf die Spur gekommen. So muss ich den MiniDAC unbedingt per Double Wire an den BigBen anschließen. Auch kann ich nun mal eine klare Empfehlung für ein aus meiner Sicht ideales "Abspielgerät" abgeben; hatte ich vor langer Zeit mal an anderer Stelle versprochen.

Ach schnell noch etwas technisches: Ich habe das Oszi an den BigBen gehängt, leider nur ein altes 20MHz und für Jitter zu wenig. Aber der BigBen liefert ein ausgeprochen sauberes Rechteck, keine Glockenform oder so etwas, wie schon mal gemutmaßt. Nur winzige Überschwinger und selbst bei 96kHz (höher gehe ich mit Wordclock nicht) eine hunderprozentig senkrechte Flanke; soweit ich das mit 1µs Timebase sehen kann. Die AD16/DA16 Clock, eigentlich die gleiche wie BigBen, zeigt interessanterweise eine wellige obere Halbwelle, der BigBen ist absolut plan.

Also bis später,
Ralf
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Kienberg
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Beitrag von Kienberg »

Hallo Ralf,

allerbesten Dank, dass Du uns nach einem Tag harter Arbeit hier schon die ersten hochinteressanten Ergebnisse präsentierst.
Die Musik verliert deutlich Zusammenhalt, wirkt weniger dynamisch und lebendig, Breite des Raums schwindet, Durchsichtigkeit leidet, klingt leicht granuliert.
Diese Aussage kann ich sehr gut nachvollziehen, habe genau dieses
--"leicht granuliert", weniger durchsichtig, bei Unisono-Spiel von Horn und Posaune sind beide Instrumente kaum differenzierbar, Trompeten verlieren an Schmelz, klingen etwas angestrengt,--
im Vergleich 48kHz via WD-Player und 192kHz via DVD-Audio heute bei einem Test festgestellt. Die Files stammten von einer alten Mark Levinson Acoustic Recordings Series LP, die mit feinstem Equipment digitalisiert wurde. So habe ich ein Blechbläserquintett noch nie gehört.
Wenn ich jetzt aber Deinen Bericht lese, könnte es, mittels BigBen getaktet, nochmals um einiges besser gehen.

Bin schon sehr gespannt, wie Deine Empfehlung zum optimalen Abspielen der 192KHz-Files nun aussehen wird, entweder
- 192kHz --> DVD-Audio --> DVD-Audioplayer --> Bigben --> DAC oder
- 192kHz am PC--> Foobar/Soundkarte---> BigBen---> DAC

Gruss Sigi
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Ralf,

vielen Dank für diesen hochinteressanten Bericht! Das deckt sich bisher sehr gut mit meiner Erfahrung: Die Taktgenauigkeit entscheidet über die Wiedergabequalität, wenn man bei DAC-Chip und Analogstufe ein ordentliches Niveau erreicht hat.

Viele Grüße
Gert
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JoeBroesel
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Beitrag von JoeBroesel »

Hi,
Kienberg hat geschrieben:...
Bin schon sehr gespannt, wie Deine Empfehlung zum optimalen Abspielen der 192KHz-Files nun aussehen wird, entweder
- 192kHz --> DVD-Audio --> DVD-Audioplayer --> Bigben --> DAC oder
- 192kHz am PC--> Foobar/Soundkarte---> BigBen---> DAC
oder ohne Umwege:
- 192kHz-Flac-Datei --> Linn Klimax DS

:wink:
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Ralf Koschnicke
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Beitrag von Ralf Koschnicke »

... nun der zweite Teil zum Big Ben (ist doch schon ein genialer Einfall des Apogee Marketings, eine Masterclock "Big Ben" zu nennen :? ):
Das wichtigste Ergebnis aus dieser Testreihe ist für mich, dass nun irgendwelche Einflüsse durch die Abspielsoftware, Datenträger, Systemlast usw., wie weiter oben beschrieben, ausgeschlossen sind.
Somit kann ich dann auch endlich eine klare Empfehlung für ein aus meiner Sicht ideales Abspielsystem abgeben. Bisher habe ich das, obwohl mal angekündigt, nicht gemacht, weil ich einfach keine wirklich saubere Lösung gefunden habe:

Lösung A
1. Computer mit digitaler Ausgangskarte mit ASIO-Treibern (da ich nun davon ausgehe, dass Big Ben immer sauber entkoppelt, halte ich die Empfehlung so offen. Ich persönlich setzte aber stets auf RME-Produkte, weil die einfach immer richtig gut arbeiten). Direkt empfehlen kann ich HDSP AES-32, HDSP 9632 oder Fireface 400 bzw. 800.
Getestet habe ich unter VISTA. Die empfohlenen Karten gibt es aber auch mit MAC OS X Treibern.
2. Als Mediaplayer Software empfehle ich J. River Mediacenter 13. Das ist zwar der einzige kostenpflichtige Softwareplayer - allerdings wirklich nicht teuer: 38$ -, dafür ist ASIO aber vernünftig implementiert und er beherrscht Gapless Playback. Außerdem möchte ich gerne eine ästhetisch zumindest etwas ansprechende Optik haben, wenn ich schon kein reales Produkt mehr in Händen halte. Die Übersichtlichkeit der Anwendung ist sehr gut und wenn alle Musik mit Coverbildern ausgestattet ist, sieht das Ganze wirklich sehr hübsch aus.
Foobar ist mir persönlich zu nüchtern, und ohne Big Ben ist Foobar meiner Meinung nach klanglich eine der schlechtesten Lösungen. Auch gut finde ich Media Monkey, vor allem klanglich, denn wenn ohne Big Ben ist das die beste Lösung, nur mit ASIO gibt es kein Gapless.
J. River gibt an, dass Mediacenter auch auf dem MAC läuft, mit Bootcamp/WinXP und Parallels. VMWare Fusion soll laut Anwenderberichten auch gehen. Über Stabilität und Einbindung der Audiokarte bei der MAC Variante kann ich nichts sagen. Da es aber auf dem MAC kaum sonstige vernünftige Lösungen gibt, scheint mir das eine gute gangbare Lösung zu sein. Man sollte unbedingt auch die vielen anderen Features des Mediacenter bishin zum "Fernseher" oder UPnP Server beachten. http://www.jrmediacenter.com/
3. Ausgang der Audiokarte per AES/EBU - S/P-Dif coaxial müsste gleichwertig sein, optisch geht nur bis 96kHz - mit dem APOGEE Big Ben verbinden und entsprechenden Eingang als Clockquelle auswählen. Nun steht an den Ausgängen des Big Ben das Signal vom Mediacenter bitgenau und mit hochpräzisem, vom Computer unabhängigem Takt zur Verfügung.
4. Prinzipiell kann man nun jeden DA-Wandler benutzen. Ich persönlich kann uneingeschränkt den recht günstigen APOGEE MiniDAC empfehlen. Dieser sollte nur unbedingt per AES/EBU Double Wire angeschlossen werden (dann geht bei hohen Atastraten, 2x und 4x, jeweils nur ein Kanal mit der Hälfte der Abtastrate über eine von zwei AES/EBU Verbindungen). Geht wunderbar mit der mitgelieferten Kabelpeitsche, ohne zusätzlichen Kabel.
Ich finde den Wandler richtig gut, auch wenn sehr klein und mit externem Kleinnetzteil. Er arbeitet mit der gleichen DA-Schaltung wie der DA16X, eben halt nur Stereo. Durch die andere Clocksektion, verglichen mit DA16X, ist die Qualität nur sehr abhängig vom Takt des gebenden Gerätes. Durch die direkte kurze Verbindung mit dem hochpräzisen Taktgeber Big Ben, ist das nun aber kein Manko mehr.

Mit diesem Setup ist nun wirklich sehr hochwertiges Audio bis 192kHz möglich. Allerdings hat das dann schon seinen Preis: Paket mit PCI-Karte: ca. 2500,- EUR / mit Firewire: ca. 3000,- EUR
Ein schön leiser Shuttle Mini PC schlägt nochmal mit etwa 1000,- EUR zu Buche, d.h. 3500,- EUR komplett.
Allerdings ist das ganze auch sehr schön schrittweise skalierbar: Sowohl die HDSP 9632 als auch das Fireface verfügen bereits über ganz ordentliche Analogausgänge, dann kann mit MiniDAC aufgerüstet werden, und letztlich mit Big Ben verfeinert werden.
Punkt 3. und 4., d.h. Die Kombination Big Ben plus MiniDAC, kann man natürlich auch als Referenz DA-Wandler für alle anderen Digitalquellen wie CD-Player, DVD usw. verwenden.

Lösung B:
Nicht nur weil JOE das angesprochen hat, das hatte ich ohnehin im Sinn. Neulich konnte ich mich bei einem Workshop bei Analogue Bonn erstmals selbst von der Qualität des LINN Klimax DS überzeugen und ich kenne inzwischen mehrere Kunden, die DS Player zufrieden benutzen. Wer also ein unkompliziertes uneingeschränkt Wohnzimmer taugliches Hifi-Setup zum Abspielen von FLAC u.ä. haben will, dem kann ich diese Produktfamilie ebenfalls empfehlen. Die günstigeren Modelle unterhalb des Klimax DS liegen dann ja auch im Vergleich zu diesem Setup preislich nicht schlecht.
Eines gleich dazu gesagt: Auch wenn wir unsere Aufnahmen über das Portal von LINN verkaufen, ich bin kein LINN Vertreter, aber die anderen Hifi-Hersteller schlafen weiterhin munter vor sich hin. Da hätte ich mir inzwischen wirklich mehr erhofft, unser Silbersand-Workshop zum Thema ist ja bald ein Jahr her. Und wie man hier sieht, muss ich nun Hifi-Liebhabern Profiequipment empfehlen. Das verstehe wer will ...

Nachdem das nun immer mehr off-topic wurde - am besten kopiere ich das auch nochmal an eine andere Stelle - nun zum Abschluss wieder zurück zum dateninduzierten Jitter:
Auch Big Ben ist nicht automatisch ein Allheilmittel. Ich habe bisher mehrfach, so auch wieder bei diesem Test, die Erfahrung gemacht, dass, wenn man schon mal mit 96kHz arbeitet, beim weiteren Schritt zu 192kHz die Taktung ganz entscheidend über den Erfolg entscheidet. Wer beim Silbersand-Workshop war, der kennt meine Argumentationskette (in den nächsten Tagen gibt es den entsprechenden Artikel nun endlich auch fertig). So eindeutig ich 44,1 bzw. 48kHz für zu wenig halte, so ausreichend sind eigentlich 96kHz, weil hier wirklich der gesamte im Nutzsignal vorkommende Frequenzbereich übertragen wird. In der Praxis bietet, richtig eingesetzt, 192kHz aber nochmal einen kleinen zusätzlichen Gewinn. Das führe ich aber mehr auf die dann noch besser arbeiteten Wandler zurück, als auf eine prinzipielle technische Notwendigkeit. Es zeigt sich nun allerdings, dass unsere Anschlusstechnik eigentlich nicht wirklich für digitales Audio ausgelegt ist. Der AES/EBU Standard mit seinen symmetrischen XLR Steckverbindern ist eher aus der Kompatibilität zur Analogzeit mit XLR Mikrokabeln heraus geboren. Aber kein HF-Techniker würde so eine Leitung zur Übertragung von Hochfrequenzsignalen benutzen. Dieses Manko scheint mir beim Schritt von 96 zu 192kHz sehr deutlich „durchzuschlagen“, insbesondere wenn dann im DA der Takt aus dem Signal gewonnen werden muss. Bei der hier empfohlenen Kette hört man das deutlich: 192kHz Single Wire, d.h. mit 192kHz getaktet, klingt schlechter als 96k. Erst 192KHz Double Wire, d.h. mit 96kHz getaktet, klingt signifikant besser als 96kHz. Ich vermute, dass der Jitter bei 192kHz Taktung über diese eigentlich untaugliche AES/EBU Strippe aufgrund des Erreichens der oberen Grenzfrequenz des Kabels enorm zunimmt. Es ist vermutlich kein Zufall, dass die DA-Wandler der Hifi Linie von DCS 4x Abtastraten nur Double Wire akzeptieren. Dieses Feature halte ich bei Big Ben und MiniDAC für überaus wertvoll, und dies findet man bei anderen Herstellern meist nicht.

So, das war jetzt doch einiges, nun einen schönen Sonntag ...

Grüße,
Ralf

P.S.: Sollte nun vielleicht jemand an eine entsprechende Investition denken, so kann er sich gerne an mich wenden. Wie gesagt, ich habe gute Kontakte zum APOGEE Vertrieb.
Am kommenden Freitag/Samstag 24./25.4. gibt es übrigens einen Workshop im Audioforum in Duisburg. Da werde ich wohl diese Kette zur Demo verwenden. http://www.audioforum.de/index.php?page ... 1021275266
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Kienberg
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Beitrag von Kienberg »

Hallo Ralf,

besten Dank für die Vorstellung Deines Setups und die zughörigen Komponenten-Empfehlungen.

Leider hat mein Denon-Bolide keinen Eingang für Double Wire, ich werde also weiterhin die 192kHz Files via DVD-Audio am Denonplayer abspielen und über den jitterarmen Denonlink 3 in den AVP reingehen.

Gruss Sigi
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Hallo Ralf!

ich versuche mich mal in "Thread Integration"...

Vielleicht hast Du ja mitgelesen, dass hier Anstrengungen laufen mit Acourate/BruteFIR-Geräten, Audiovolver und ähnlichem aus digitalen Signalen auch optimale Lautsprechersignale zu generieren. Diese haben ja digitale Eingänge, meist SPDIF.

Was ist also zu beachten, wenn man mit den 96 kHz oder 192 kHz SPDIF oder AES/EBU Verbindungen (ob jetzt mit oder ohne BigBen) diese Korrektur- und Frequenzweichen-Geräte speisen will? Ist das "einfach" so zu betrachten als würde ein DA Wandler angeschlossen oder ist da mehr dran?

Wenn diese gesamte Kette optimiert ist, müsste eigentlich "Waaahhnsinn" (oder vielleicht besser gesagt echtes High-End Klangerlebnis) resultieren... :cheers:

Danke und Gruss,
Winfried
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Ralf Koschnicke
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Beitrag von Ralf Koschnicke »

@ Sigi: Also ob ganz generell Double Wire sein muss, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Beim MiniDAC ist es auf jeden Fall so, dass der dann deutlich besser klingt. Beim großen Bruder DA16X gibt es den gleichen Effekt, hier lässt sich aber auch über den per Wordclock zugeführten Takt vom Big Ben ein sehr gutes 192kHz im Single Wire Modus realisieren. Das spricht wieder für meine Theorie: Wenn der Takt aus dem Signal extrahiert werden muss, ist vielleicht 192kHz zu hoch getaktet. Kann aber, wie gesagt, auch Hardwere geben bei der das nicht so ist.
Eben habe ich nochmal was ausprobiert, denn es könnte ja sein, dass eine coaxiale S/P-Dif Verbindung, wenn kurz, viel besser als AES/EBU ist. Dazu habe ich den coaxialen S/P-Dif des MiniDAC direkt mit der Audiokarte verbunden und den AES/EBU über Big Ben. Das ist dennoch klanglich ein himmelweiter Unterschied zu Gunsten der Kette mit Big Ben. Bin ich schon wieder von den Socken. :shock:
Mit Deiner Kombination benutzt Du nun Equipment, was mal noch genau für den Zweck, nämlich gute Musik zu hören, herstellerseitig optimiert wurde, auch genau diese Kombination. Das sollte gut funktionieren. Ich frage mich aber immer, wie ein digitaler Vorverstärker mit den Signalen umgeht. Hängt der AVP sich beim Quellenumschalten immer auf den Takt des Eingangs oder arbeitet der mit asynchronen Abtastratenwandlern an jedem Eingang. Die zweite Variante hielte ich für eher zweifelhaft, bei der ersten ist dann, bei solch einem Gerät zumindest, bestimmt einiges Know-how in die Taktgewinnung und -stabilisierung geflossen. Man kann ja die Klangeigenschaften des Geräts nicht von einer vielleicht zweifelhaften externen Taktquelle abhängig machen, die vielleicht noch über 5m Kabel angeschlossen ist. Dennoch würde mich mal interessieren, was ein externer Wandler mit Big Ben, nachgeschaltet an den AVP, noch tut. Oder kann man den AVP vielleicht sogar gezielt extern takten? Ich habe inzwischen gleich an mehreren Stellen einen Zugewinn mit einer Deutlichkeit gehört, die ich so nie für möglich gehalten hätte.

@ Winfried: Zu den genannten Geräten kann ich nichts sagen. Ich würde aber mal vermuten, dass gerade hierbei eine solche Signalaufbereitung sehr sinnvoll sein könnte. Denn jede zwischengeschaltete Stufe kann ja Taktungenauigkeiten generieren. Und das beschriebene Setup, Big Ben plus DA-Wandler, würde ganz am Ende der Kette vor dem Lautsprecher solche Einflüsse ausschalten.

Ich habe den Big Ben jetzt auf jeden Fall gekauft, denn schon lange nicht mehr hat mich ein Gerät qualitativ so weit nach vorn gebracht. Und dafür finde ich den Preis mehr als angemessen. Allein, dass ich nun endlich einen richtig guten Musicplayer habe, macht mich derzeit überglücklich. Super bedienerfreundlich, bei jeder Abtastrate die richtigen Bits und Taktentkopplung bzw. Ausgabe mit ultrapräzisem Takt über Big Ben, damit ist das Thema für mich endgültig gelöst. Größtmöglichen Dank nochmal an Uli!!!

Grüße,
Ralf

P.S.: Noch eine Frage an Gert: Kannst Du Dir vorstellen, dass bei einer externen Taktung über Wordclock die Phasenlage der Clock einen Einfluss auf den Klang hat? Ich setzte den Big Ben auch im Studiosetup ein, und da gibt es noch Phänomene die ich so nicht erwartet hätte.
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