nachdem ich nun eine zeitlang mehrere USB-Kabel immer wieder im direkten Hör-Vergleich ausprobiert habe, traue ich mir nun ein abschließendes Urteil zu. Ich formuliere das auch deshalb so vorsichtig, weil die Unterschiede nicht spektakulär sondern eher klein ausfallen (gemessen an Hörvergleichen mit anderen Komponenten).
Auch aufgrund der eher kleinen Unterschiede habe ich bei der Auswahl der Testkandidaten eine Preisgrenze bei 130,- € angesetzt. Ich halte es allerdings für sehr wahrscheinlich, dass es auch Kabel gibt, die preislich darüber liegen und noch besser klingen können. Doch stellt sich für mich ab einem bestimmten Preis die Frage, inwieweit das Geld dann nicht in bessere Komponenten wie einen hochwertigeren DDC oder DAC investiert wären, die dann möglicherweise für den gleichen Mehrpreis einen größeren Klanggewinn herausholen können. Doch ist das eine nur individuell zu beantwortende Frage, deren Antwort für jeden persönlich durchaus unterschiedlich ausfallen kann.
Testkandidaten.
Zur Verfügung standen folgende Kabel (in der Reihenfolge ihres Preises):
- Audio-GD Blue-USB - 1,00 m (Preis: schätzungsweise 10,00 €)
Dieses Kabel ist ein solides Standardkabel, welches seinerzeit bei meinem Master 7 beigelegt war. Ich denke, dass dieses Kabel stellvertretend für alljene Kabel stehen kann, die solide aufgebaut sind und etwa bis 20,- € kosten. Es weist Kupferadern auf, und auch der Schirm ist Kupfer - allerdings versilbert. Die Stecker sind nichts besonderes, Standardware eben. - Via Blue KD-2 Silver - 1,00 m (Preis: ca. 42,- €)
Das nächst teurere Kabel sieht aufgrund seines zweifarbigen Flechtmantels und den vergoldeten Steckern schon ein wenig hochwertiger aus. Auch die Verpackung mit dem schwarzen Display-Karton und den in kleinen schwarzen Tüten einzeln verpackten Steckern soll diesen Eindruck vermitteln. Ehrlich gesagt finde ich soetwas ein wenig affig. "Leute, es ist doch nur ein USB-Kabel und nicht die Kronjuwelen der Queen", denke ich da immer.
Infos: http://www.viablue.de/de/kr2_usb_kabel_ ... mung.shtml - Neo by Oyaide d+Class S - 1,00 m (Preis: ca. 80,- €)
Aufällig finde ich bei diesem USB-Kabel den flachen Aufbau, der an ein dickeres SATA-Kabel oder Cat7-Patchkabel erinnert. Wenn das mal nicht die Grundsubstanz für dieses USB-Kabel darstellt. Denn lt. Hersteller-Angaben sind die 4 Pole twistedpair. Die Stecker dagegen sind nicht vergoldet, sondern mit ihrem matten Silber eher von schlichter Eleganz.
Infos: http://www.proaudio-technik.de/NEO_by_O ... ass-S.html - Audioquest Carbon - 0,75 m (Preis: ca. 120,- €)
Von der äußeren Anmutung sehr ähnlich dem ViaBlue, etwas starrer, aber ausreichend gut zu handhaben. Auch hier die Stecker vergoldet, eine schwarze Flechtummantelung und die obligatorische "Schmuckschatulle".
Infos: http://www.audioquest.com/usb-digital-audio/carbon - Aqvox USB - 0,50 m (Preis: 125,- €, 1,00 m: 155,- €)
Auch dieses Kabel kommt mit einer Flechtummantelung daher. Die Stecker sind von allen Kabeln am aufwändigsten ausgeführt, natürlich vergoldet. Hier muss man allerdings konstatieren, dass sie auch den mit Abstand besten Sitz in den jeweiligen Buchsen haben - ein nicht ganz unwesentlicher Aspekt. Auch in einem anderen konstruktiven Detail unterscheidet sich das Kabel von den anderen: An beiden Enden findet sich eine Verdickung, die möglicherweise einen Ferritmantel beherbergt.
Infos: http://www.myhifishop.de/Kabel/Digitalk ... m::10.html
Testsetup:
Als Testsetup diente meine Anlage so wie hier dargestellt:
http://s14.directupload.net/images/user ... l8n3e4.jpg
http://s14.directupload.net/images/user ... ez54ea.jpg
Grundsätzlich habe ich die Kabel untereinander in jeweils zwei Setup-Varianten getestet:
1. als direkte Verbindung zwischen meinem Audio-PC und dem USB-Eingang meines DAC Master 7.
2. als Verbindung zwischen meinem Audio-PC und dem USB-Eingang meines DDC (von dort dann via SPDIF in meine Reclocking-Kaskade mit den MC-3+
Mit diesem Vorgehen wollte ich ausschließen, dass sich mögliche Klangunterschiede in Setup-Variante 1 anders darstellen als in Setup-Variante 2. Das stellte sich jedoch als nicht zutreffend heraus; in beiden Setup-Varianten waren die Unterschiede gleichermaßen zu hören, nur jeweils auf einem anderen klanglichen Level.
Beurteilungskriterien
- Tonale Balance
- Detailauflösung
- Räumliche Darstellung
- Natürlichkeit und Fluss im Klangbild
Klangvergleich
1. Tonale Balance:
- Audio-GD: Bass und Höhen überbetont, Mitten zurückgenommen (0)
- Via Blue: sehr ausgewogen, Mitten leicht zurückgenommen, Höhen leicht zur Schärfe neigend (++)
- Neo-Oyaide: Sehr ausgewogen mit straffem, tiefreichenden Bass, farbiger Mittenwiedergabe und seidigen Höhen (++++)
- Audioquest: Sehr ausgewogen mit straffem, tiefreichenden Bass, farbiger Mittenwiedergabe und brillianten (manchmal ins Scharfe neigende) Höhen (+++)
- Aqvox: Klingt von allen Kabeln am voluminösesten: Bass etwas stärker, Mitten leicht zurückgenommen, Höhen zur Schärfe neigend (++)
2. Detailauflösung:
- Audio-GD: Verhangen, Bass fehlt Kontur (bei schnellen Basspassagen), Komplexe Instrumentalisierung strengt das Hören an. (0)
- Via Blue: Gegenüber dem Audio-GD auffallend mehr Details im Mitten- und Bassbereich, ebenso im Hochtonbereich (++)
- Neo-Oyaide: Sehr konturierter Bass, nuancenreiche Details in der Mittenwiedergabe (besonders bei Stimmen und gezupften/gestrichenen Saiteninstrumenten), trotz der eher seidigen Höhenwiedergabe sehr fein und offen aufgelöst. (++++)
- Audioquest: Sehr konturierter Bass, Mittenwiedergabe ebenfalls nuancenreich aber ein wenig bedeckter als das Neo-Oyaide-Kabel, brilliant aufgelöste Höhen, mit einem leichten Hang ins angestrengte. (+++)
- Aqvox: Basskontur hörbar besser als beim Audio-GD-Kabel aber nicht so gut wie beim ViaBlue-Kabel, Mitten- und Hochtonauflösung besser als beim Via Blue, aber mit einem leichten Hang ins angestrengte (++)
3. Räumliche Darstellung:
- Audio-GD: Gute Bühne in der Breite aber wenig Tiefe, Lokalisationsschärfe gering, bei einigen Aufnahmen mit mittigem Soloinstrument besteht Tendenz zum frequenzabhängigen Auswandern nach rechts/links (0)
- Via Blue: Gute Bühne in Breite, deutlich bessere Tiefenstaffelung und stabilere Phantommitte als bei Audio-GD-Kabel. (++)
- Neo-Oyaide: Großer weiter Raum in Breite und Tiefe mit klar abgegrenzter Lokalisation der Instrumente (komplexe Orchesterpassagen sind in ihren unterschiedlich instrumentellen Stimmführungen gut zu verfolgen), stabile Phantommitte ohne Auswandern. (++++)
- Audioquest: Ähnlich wie das Neo-Oyaide-Kabel, sehr großer, weiter Raum mit klar abgegrenzter Lokalisation. Bei komplexen Orchesterpassagen nicht ganz so gut durchhörbar, was aber an der Tendenz liegt, Höhenbereich etwas angestrengter wiederzugeben als das Neo-Oyaide-Kabel. (+++)
- Aqvox: Gute Bühne in Breite, Tiefenstaffelung und stabile Phantommitte vorhanden, allerdings darin nicht so gut wie Audioquest- und Neo-Oyaide Kabel; in etwas mit ViaBlue-Kabel gleichauf. (++)
4. Natürlichkeit und Fluss im Klangbild:
- Audio-GD: Klingt von allen Kabeln am wenigsten natürlich und im Fluss, manchmal etwas digital und künstlich - vor allem bei der Mitten und Hochtonwiedergabe. (0)
- Via Blue: Gegenüber dem Audio-GD-Kabel klingt dieses Kabel deutlich hörbar natürlicher und entspannter. (++)
- Neo-Oyaide: Durch seine seidigen Höhen und den sehr weiten Raum bei gleichzeitig guter Lokalisationsschärfe und stabiler Phantommitte, vermittelt es von allen Kabeln den natürlichsten Fluss im musikalischen Geschehen - auch bei längeren Hörsitzungen.(++++)
- Audioquest: Etwas weniger natürlich als das Neo-Oyaide, vor allem durch die etwas anstrengender klingenden Höhen. Das sind aber nur Nuancen. Gegenüber den anderen Kabeln hingegen hat es die Nase vorne. (+++)
- Aqvox: Auf Anhieb klingt dieses Kabel mitreißend lebendig und saftig, mehr als die anderen 4 Kabel. Das liegt an dem satten und zugleich konturierten Bass, den brillianten Höhen und zudem auch an der guten räumlichen Wiedergabe. Beim Langzeithören aber klingt es anstrengender als Via Blue, Neo-Oyaide und Audioquest. Gegenüber diesen Kabeln fehlt beim Aqvox die größere Ruhe im Klangbild. (++)
Es lohnt sich m.E. bei allen 4 ausgewiesen "audiophilen" USB-Kabeln, mehr Geld für die USB-Verbindung auszugeben, als die 10-15 Euro für ein solides Standardkabel, wie es das Audio-GD-Kabel darstellt. Allerdings hat mich erstaunt, wie wenig der Preis korrespondiert mit der gehörten Qualität:
Bei den 4 ausgewiesenen "audiophilen" Kabeln toppt das mit 42,- € preiswerteste USB-Kabel, nämlich das ViaBlue K-2, das mit 125,- € teuerste Aqvox-Kabel. Es weist damit nach meiner Ansicht auch das beste Preis-Leistungsverhältnis auf; gleiches gilt - eine Klasse darüber - auch für das das Neo-Oyaide d+ Class S, das mit knapp 80,- € m.E. ein sehr gutes Investitions-Klanggewinn-Verhältnis darstellt vor allem im Vergleich zum Aqvox-Kabel; auch wenn letzteres ebenso eine deutliche klangliche Steigerung gegenüber einem Standardkabel bewirkt, so man muss man beim Aqvox am tiefsten in die Tasche greifen und bekommt in der Summe den geringsten Klanggewinn.
Die Erfahrung zeigt allerdings immer wieder, dass unterschiedliche Kabel an unterschiedlichen Setups unterschiedlich klingen können. Allerdings glaube ich, dass bei den vorgestellten Kabel die Parameter "Räumlichkeit" und "Detailauflösung" auch in verschiedenen Setups ihre relative Rangfolge behalten, wohingegen ein Parameter wie tonale Balance oder Natürlichkeit und Fluss im Klangbild auch durchaus beeinflusst sind durch das jeweilige Setup, in dem sie eingesetzt werden.
Daher möchte ich diesen Test nicht verstanden wissen als "objektive Aussage" darüber, welches Kabel besser oder schlechter als ein anderes sei. Davon ausnehmen möchte ich allerdings das Audio-GD-Kabel, das doch deutlich schlechter als die anderen 4 Kabel klingt. Ich glaube daran würde auch ein anderes Setup nichts ändern. Bei den anderen 4 Kabeln gilt jedoch wie so oft, dass ein solcher Vergleichstest Anhaltspunkte geben kann, aber das eigene vergleichende Ausprobieren nicht erspart.
Insofern bin ich an weiteren Erfahrungsberichten von Euch interessiert.
Grüße
Fujak