"Reparatur" komprimierter Music Files

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Lauthörer
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"Reparatur" komprimierter Music Files

Beitrag von Lauthörer »

Hallo zusammen,

das Thema ist nicht neu, jedoch trotzdem immer wieder ärgerlich, wenn man eigentlich dynamische Musik im einstelligen DR-Bereich geliefert bekommt. Noch ärgerlicher ist es, wenn teure Remasters nur noch einen Bruchteil DR der originalen Aufnahmen haben. Ist mir leider auch schon ein paar mal passiert, im Vertrauen z.B. auf Bob Ludwig teuren Audioschrott gekauft zu haben. Hier soll es jetzt nicht um eine allgemeine Beklagung dieses Umstands gehen, sondern um den Vergleich zweier Tools, mit denen man die ursprüngliche Dynamik wieder herstellen kann. Vorstellen brauche ich diese Tools nicht im Einzelnen, denn sie dürften hier hinlänglich bekannt sein.

https://www.audacity.de

und

https://www.terrywest.nl/x64.html

Zunächst muss man anmerken, dass Audacity ein multifunktionales, mächtiges Tool zur Analyse und Bearbeitung von Files ist, so auch die "Reparatur" von übersteuerten und komprimierten Dateien. Aber es kann noch viel mehr, was aber hier nicht zum Gegenstand gemacht wird.

ReLife dient einzig dazu, Übersteuerungen und Kompressionen zu beseitigen. ReLife kann das als VST Plug In quasi on the fly, aber auch im Konvertierungsmodus der Playersoftware als neue Dateiablage. Bei Audacity muss man die einzelnen Files laden, bearbeiten und wieder exportieren. Das ist ein enormer zeitlicher Aufwand, zumal man die optimalen Einstellungen händisch vornehmen muss. Also schonmal ein dicker Pluspunkt im Handling für ReLife. Wie arbeiten nun die beiden Tools, denn die hart abgeschnittenen Dynamikspitzen sind ja auf dem Tonträger nicht mehr vorhanden. Nach meiner hoffentlich richtigen Recherche bilden beide Tools die verlorene Dynamik durch Interpolationsalgorithmen nach, und das machen sie nach meinem Gehör ziemlich perfekt, wenn man denn keine Anwendungsfehler macht. Und da liegt die Krux bei Audacity.

Während man bei ReLife den Headroom sehr einfach mit einem Schieberegler im Input einstellen kann (die Korrektur macht das Programm dann von selbst im Hintergrund), muss man sich bei Audacity erst einmal mit dem umfangreichen Menu auseinandersetzen, um die richtigen Einstellungstools zu finden.

Doch dann kann es recht dick kommen, wenn man es mit Audacity übertreibt, was sehr schnell geschehen kann, und die Versuchung ist groß. Hierzu ein Beispiel:

Knock Out 2000, Antolini, Track 1, Sticks to me. DR 8 mit dem Analysetool von JRiver gemessen. ReLife macht daraus mit Input auf - 7 beachtliche DR 14. Audacity kann das auch, wenn man die richtigen Einstellungsdaten eingibt. Leider setzt Audacity dem Anwender hier keine Grenzen, denn es ist ohne Probleme möglich, aus DR 8 auch DR 20 zu machen. Das klingt dann die ersten Sekunden spektakulär, auf Dauer aber spektakulär schlecht. Es war mir nicht möglich, Sticks to me zu Ende zu hören. Dynamik völlig unnatürlich, unharmonisch und nur noch nervig. Völlig ausrasten tut dann Audacity, wenn man noch höher geht. Dann schafft es das Programm anscheinend nicht mehr, die Nachbildung fehlerfrei zu vollziehen und es verzerrt entsetzlich, auch bei gedämpfter Zimmerlautstärke. Ähnliche Erfahrung mit der teuren Hybrid SACD Brothers in Arms, Dire Staits, Track 1, So far away. Ebenfalls DR 8.

Fazit:

Wer nur den im Thema beschriebenen Zweck verfolgt, ist mit ReLife als Dauer Plug In, Standardeinstellung Input - 5, manchmal auch bis - 9, sehr gut bedient. Er kann eigentlich nichts falsch machen, und die Anwendung ist simpel und bereitet keinerlei zusätzlichen Aufwand. Die Dynamikverbesserung ist je nach Kompression der Originaldatei nicht vorhanden bis beachtlich gut, manchmal geradezu außergewöhnlich. Audacity ist für diesen speziellen Anwendungszweck keine brauchbare Alternative.

Grüße Andreas
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Buschel
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Beitrag von Buschel »

Hallo Andreas,

zu Relife gibe es bereits einen eigenen Thread: viewtopic.php?f=30&t=11202&hilit=relife?

Grüße,
Andree
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